Will auch weg vom Alkohol

  • Hallo,
    Ich bin 47 Jahre alt und seit 16 Jahren mit meinem Mann verheiratet.
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich alkoholsūchtig bin oder nur gefährdet.

    Ich hatte mir leider angewõhnt, an stressigen Arbeitstagen Abends ein oder 2 Bier zu trinken, die mich auch entspannten.
    Irgendwie hat sich die Gewohnheit eingeschlichen, jeden Abend diese ein bis 2 Biere zu trinken.
    Mich störte das zunehmend, also hab ich kein Bier mehr gekauft und trinke seit 4 Wochen nichts, um festzustellen, ob das ūberhaupt noch geht.

    Bisher habe ich keine Probleme, denke auch kaum dran. Außer bei schõnem Wetter mal ein Bierchen im Garten...Ihr kennt das ja. Aber Suchtdruck spüre ich bisher nicht. Sollte ich nochmal Glück gehabt haben?

    Ich muss dazu sagen, mein Vater ist Alkoholiker, der mir leider meine ganze Kindheit versäumt hat. Da gehe ich zur Zeit in Therapie.
    Vielleicht bin ich deshalb zu ūbervorsichtig?

    Vielleicht kann der eine oder andere seine Meinung dazu sagen...

    Ich lese schon seit einigen Tagen mit und finde, Ihr seit eine tolle Truppe.

  • Kann man gar nicht seinen Text bearbeiten?

    Ich meinte versaut und nicht versäumt.

  • Erst einmal :welcome:
    Und Text kannst du ändern, wenn du auf den Button "ändern" gehst.

    LG Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Hallo, mardi, und auch von mir ein HERZLICHES WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Kurz zu mir: Ich bin m, 55, Alkoholiker und seit einigen Jahren trocken.

    Du schreibst, dass Du lediglich abends 1-2 Bier getrunken hast und nun schon seit 4 Wochen, weil es Dich einfach nur gestört hat, ohne Probleme garnix mehr trinkst. Wenn dies so stimmt (wovon ich mal ausgehe - ICH habe früher immer auch mir selbst gegenüber von EINEM Feierabendbier gesprochen und meinte eigentlich 10 :( ), dann dürftest Du den Alkohol lediglich missbraucht (zum Entspannen) haben und nicht abhängig sein.
    Ferndiagnosen sind immer etwas schwierig, zumal ich ja auch kein Arzt bin.

    Vielleicht bin ich deshalb zu ūbervorsichtig?

    Meine Omma hat immer gesagt "LIeber vorbeugen als nach hinten fallen!"
    Zuuu vorsichtig kann man gar nicht sein. Denn wenn man erst einmal in die Abhängigkeit gerutscht ist - und die Übergänge sind fließend und geschehen vollkommen unbemerkt - dann ist es schwer, sich da wieder von zu befreien. Und ich weiß das leider sehr gut.

    Also sage ich: Alles richtig gemacht!

    Nichtsdestotrotz können Informationen zum Thema nie schaden. Also empfehle ich auch Dir unsere Linksammlung und unsere Literaturecke zum stöbern :D

    Auf einen guten Austausch!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Greenfox,

    Danke fūr Deine netten Worte.

    Da ich eh heute zum Arzt muss, lass ich auch gleich ein Blutbild machen. Es waren nur die 1-2 Bier. Und auf Feiern mal 1 oder 2 Schnäpse. Betrinken mich aber nicht und mag dieses Gefühl auch nicht. Dann scheine ich wirklich nochmal Glück gehabt zu haben. Da freue ich mich.

    Aber es ist schon ein Ding, wie schnell man sich daran gewöhnt, besonders wenn man aus den falschen Grūnden trinkt. Sehr gefährlich.

    Ich finde so toll, wie viele hier so stark sind und trotz Rūckschlägen den Absprung geschafft haben.


  • Hallo,
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich alkoholsūchtig bin oder nur gefährdet.

    Hallo Mardi,
    ich bin in Mitte der 50er, Alkoholikerin und mache z.Zt. eine zweite ambulante Suchttherapie.
    Ob du alkoholsüchtig bist oder nur gefährdet, kannst nur du alleine wissen. Ich war auch lange Zeit nur gefährdet.
    Meine Therapeutin vergleicht die Sucht mit dem Griff einer Würgeschlange:
    Während der Umschlingung, die sehr lange dauert, nimmt der erzeugte Druck anfangs sehr stark zu. Anschließend lockert die Schlange nach und nach ihren Griff.
    Das Opfer atmet wieder und wieder durch, hofft immer wieder davon zu kommen.
    Doch dann erfolgen -mit Pausen- immer mehr Umschlingungen und der zentrale (Venen)Druck beim Opfer steigt. Lebenswichtige Organe versagen Ihren Dienst.
    Das Opfer stirbt qualvoll.
    Ich wünsche dir einen guten Austausch hier.
    LG Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Es waren nur die 1-2 Bier. Und auf Feiern mal 1 oder 2 Schnäpse.

    Ooops - erst waren es nur 1-2 Bier, jetzt kommen schon "mal" 1-2 Schnäpse dazu ...

    Weißt Du, woran mich das erinnert? An meinen "Findungsprozeß" (vorweg: Ich musste damals zu unserem betrieblichen Psychologischen Dienst, weil meine Blutwerte auffällig geworden sind - nicht ich):

    OK – hingehen musste ich, war ja eine Weisung. Aber ich dachte: „Was wollen die von mir – nur weil ich nach Feierabend mein Bierchen trinke?“ Nach einer Weile und etlichen Gesprächen dachte ich: „Was wollen die von mir – nur weil ich nach Feierabend meine 2-3 Bierchen trinke?“ Und wieder später: „… - nur weil ich meine 6-7 Bierchen und bei Feiern auch mehr trinke?“
    Jedenfalls, nach einer Weile dämmerte mir, dass ich tatsächlich ein Problem mit/ohne Alkohol haben könnte. Und irgendwann kam mir die Erkenntnis, dass ich tatsächlich Alkoholiker bin. Bis ich es aussprechen konnte, hat es dann aber noch eine Weile gedauert. Und schließlich wollte ich „das Problem“ aktiv angehen.

    Ich will Dir absolut nix unterstellen - es soll nur ein Denkanstoß sein. Es bringt nichts, sich selbst zu bescheissen ...
    Und ich habe früher diese Tests, wo man feststellen kann, ob man alkoholgefährdet ist, nur so aus Daffke für mich (und niemanden sonst!!) immer wieder mal gemacht - und dabei auch immer kräftig meine Konsum-Angaben nach unten "korrigiert". Und trotzdem kam als Ergebnis immer MINDESTENS ein "gefährdet" heraus. Ergo konnten diese Tests ja nur Humbug sein! Auf die Idee, dass ich tatsächlich Alkoholiker sein könnte, kam ich gar nicht - bzw. wollte es nicht wahr haben ...

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

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    können wir nur selber tun!

  • Hallo mardi,

    eigentlich dachte ich, dass ich mich aus Deinem Thread erst mal raus halte. Ich fand einfach keine Botschaft für Dich, die Dich aus meiner Sicht hätte weiter bringen können. Ich dachte mir, dass Du die "üblichen" Hinweise und Ratschläge hier im Forum sicher schon gelesen und auch bekommen hast.

    Jetzt ist mir dann aber doch etwas in den Sinn gekommen, das ich Dir gerne schreiben möchte. Du machst Dir ja gerade Gedanken über Deinen "Status". Also darüber, ob Du bereits süchtig bist oder ob Du vielleicht nicht doch gerade noch von der Schiippe gesprungen bist. Wie Du vielleicht hier in diversen Beiträgen schon gelesen hast, kann man soetwas eigentlich nicht mit Sicherheit sagen. Man es auch nicht von der Trinkmenge o. Ä. abhängig machen. Eine für alle gültige Formel, ab wann man definitiv Alkoholiker ist gibt es also nicht, jedoch natürlich eine Liste von Merkmalen, die darauf hindeuten, dass man einer ist, sofern man mehrere oder alle dieser Merkmale erfüllt.

    Sicher hast Du Dich damit schon auseinander gesetzt. Entweder hier im Forum oder anderweitig im Netz. Da gibt es ja ganz viel darüber zu lesen.

    Letztlich bist Du diejenige, die für sich "entscheiden muss" wo sie steht und, was noch viel wichtiger ist, wo sie hin möchte. Wer oder was Du sein möchtest. Du machst gerade eine Trinkpause. Diese dauert jetzt ca. 4 oder 5 Wochen an, wenn ich das richtig gelesen habe. Du hast keine größeren Probleme ohne Alkohol zu leben, außer das Du ab und an mal daran denkst, in den "üblichen" Situationen. Körperlich hast Du sowieso keine Symptome, die kommen oft auch erst sehr spät, also wenn's dann definitiv auch zu spät ist.

    Gut, ich schreibe Dir hier, weil ich mich noch sehr gut an meine eigene Alkoholgeschichte erinnere. Auch ich machte Trinkpausen. Eine davon dauerte fast ein Jahr. Auch ich hatte keine größeren Probleme auf Alkohol zu verzichten, dachte jedoch bei diversen Gelegenheiten daran, dass es ja schon schön wäre jetzt ein Bier zu trinken. Konnte aber relativ problemlos verzichten. Sah alles nicht so schlecht aus für mich, damals. Es roch danach, dass ich doch die Kurve gerade noch mal bekommen hatte.

    In diesem Fall war es ein arglos getrunkenes Biermischgetränk, dass mich wieder auf die Spur zurück gebracht hat. Das dauerte dann ein paar Wochen, dann war jedoch mein Konsum höher als er jemals vorher gewesen war. Nachdem ich trocken wurde, also richtig, habe ich mich natürlich mit meiner Suchtgeschichte usw. beschäftigt. Und mit der Frage, warum ich damals diese Trinkpause beendet habe und warum das dann nicht zu einem normalen, oder moderaten Trinken zurück geführt hat sondern sofort wieder Richtung Sucht ging.

    Meine Antwort darauf lautet, weil ich bereits süchtig war. Hätte ich damals eine außen stehende Person gefragt, hätte diese sicherlich gesagt das ich kein Problem habe. Ich hatte vorher ja auch nicht riesen Mengen getrunken. Der Grund warum ich überhaupt wieder trank, also diese Pause unterbrach, in der es mir ja wirklich sehr gut ging, lag darin, dass ich überhaupt keinen Plan hatte. Also ich trank halt nicht mehr, weil meine Tochter zur Welt gekommen war und ich Angst hatte, dass ich im angetütelten Zustand mich nachts mal auf sie legen könnte, wenn sie bei uns im Bett mit schlief. Das war mein Grund. Nun war sie dann irgendwann fast ein Jahr alt, die Gefahr bestand nicht mehr, sie schlief auch meist im eigenen Bettchen usw.

    Natürlich wusste ich damals schon, dass ich zu regelmäßig und zu viel trank. Sonst hätte ich das ja nicht gemacht. Der eigentliche Grund war aber meine Tochter. Wie sich mein Leben grundsätzlich und generell weiter entwickeln sollte, wie ich mir das vorstelle und welche Rolle der Alkohol darin spielen sollte, darüber dachte ich keine Sekunde nach. Da war ich wohl noch nicht weit genug.

    Ich sag mal so, hätte ich damals beschlossen grundsätzlich keinen Alkohol mehr zu trinken (mir hat es ja ohne an nichts gefehlt, das habe ich ja soger selbst erleben dürfen), dann wäre mein Leben sicher anders verlaufen. Ich hätte mir eine sehr leidvolle Zeit erspart und ich hätte diese vor allem meiner Familie erspart. Aber, ich war noch nicht soweit.

    Ich woltle Dir diese Gedanken da lassen. Das alles kann bei Dir ganz anders sein. Vielleicht musst Du es auch einfach ausprobieren. Solltest Du Deine Trinkpause beenden, dann sei besonders Wachsam, was dann bei und mit Dir passiert. Wenn Du nur ein einziges Mal in Dein altes Muster zurück fällst, dann wünsche ich Dir die Kraft sofort die Reißleine zu ziehen. Denn dann würde Dir wohl ähnliches bevorstehen wie das was bei mir passiert ist.

    Solltest Du jedoch feststellen, dass Du "ganz normal" mal was trinken kannst und alles gut ist, dann hat Du wohl noch die Kurve bekommen. Jedoch, es ist ein Spiel mit dem Feuer!

    Und, das möchte ich auch noch sagen: Selbst für einen noch nicht süchtigen, ist ein Leben komplett ohne Alkohol kein Verlust. Es ist für überhaupt keinen Menschen ein Verlust ohne Alkohol zu leben. Egal woher er kommt, wer er ist usw. Nur glaubt man das halt nicht, weil unsere Gesellschaft uns etwas anderes vorlebt und suggeriert.

    Alles Gute wünsche ich Dir.

    LG
    gerchla

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