Vorstellung Ramses

  • Hallo zusammen, ich bin 50 Jahre alt, männlich und habe bestimmt 15 Jahre problematisch getrunken. War es am Anfang das abendliche Bier oder 2 oder 3 wurde es dann untermalt von einem Ouzo, dann 2 oder 3.
    Tagsüber hatte ich mich beruflich noch im Griff. Später nach Feierabend wurde im Bahnhof der erste Flachmann gekauft und ohne abzusetzen ausgetrunken. Dann entwickelte der Konsum sich auf mindestens 1 1/2 Flaschen Wodka nach Feierabend. Am Wochenende auch schon mal 5 Flaschen.
    Ich hatte immer mal einige Monate Trinkpausen. Letztendlich aber nur mit hartem Kampf ohne wirklich abstinent gewesen zu sein.
    Vor 3 ½ Jahren haben ich mich einer Selbsthilfegruppe angeschlossen und psychologische Unterstützung bei der örtlichen Drogenberatung geholt. Ich hatte zuvor völlig ahnungslos einen kalten Entzug gemacht. Außer Schlafstörungen hatte ich aber keine auffälligen Symptomen. Die ersten 6 Monate waren ein Kamp mit einigen Vorfällen.
    Seit 3 Jahren bin ich jetzt abstinent.
    Bedingt durch ein längeres inspirierendes Gespräch mit eine Gruppenansprecher einer anderen Gruppe, wurde mir bewusst, dass ich die Achtsamkeit beginne zu vernachlässigen. Dem möchte ich durch verschieden Reizpunkte entgegen wirken. Weil das Leben ist ohne Alkohol soviel wertvoller. Zwecks Aufarbeitung werde ich nochmal psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.


  • wurde mir bewusst, dass ich die Achtsamkeit beginne zu vernachlässigen. Dem möchte ich durch verschieden Reizpunkte entgegen wirken.

    Hallo Ramses!

    Willkommen in diesem Forum.

    Glückwunsch zu 3 Jahren in Freiheit.

    Inwieweit hast Du die Achtsamkeit vernachlässigt?

    Mit welchen Reizen möchtest Du gegensteuern?

    Ich bin mehr als 3 1/2 Jahre clean und habe es mir zu eigen gemacht, Risiken -so gut es eben geht- aus dem Weg zu gehen. Ich lasse den Alkohol nicht zu nahe an mich heran. Das hat sich bei mir eingeschliffen.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Hallo, Ramses, und HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Kurz zu mir: Ich bin 55, Alkoholiker und nun schon einige Jahre trocken.

    Glückwunsch zu 3 Jahren ohne Alk 44.

    Auch mich würde interessieren, inwiefern Du die Achtsamkeit vernachlässigst/vernachlässigt hast. Bei mir war es früher mal so, dass ich die Gruppenbesuche habe schleifen lassen und später dann die Gruppe gar nicht mehr besucht habe, da diese ihren Sitz etwas von meinem Wohnort weg verlagert hatte. Und ich war ja schließlich schon 1,5 Jahre trocken - also der King, kann es alleine schaffen. Wozu sollte ich mir dann eine andere Gruppe suchen?? Tja, das ging bei mir ca. 4-5 Monate gut und hat mir dann einen 4jährigen Rückfall beschert :-\ Und mächtig viel Kraft, da wieder raus und dahin zukommen, wo ich heute stehe.

    Deshalb finde ich es super, wenn Du auf Warnungen (von außen oder auch aus dem Hinterstübchen) reagierst und Gegenmaßnahmen ergreifst, damit die Flasche nicht wieder näher rückt 44. 44.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Ramses,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Ich bin Ende 40, Alkoholiker und lebe jetzt schon länger ohne Alkohol.

    Ich trank über 10 Jahre abhängig, wahrscheinlich eher in Richtung 15 Jahre, so ganz genau kann ich nicht sagen, wann es letztlich gekippt ist. Die üblichen Versuche mit den Trinken aufzuhören scheiterten natürlich alle kläglich, es wurden ( Du wirst das kennen) einfach nur Trinkpausen daraus. Am Anfang waren sie noch richtig lang, mehrere Monate, später wurden sie immer kürzer und die letzten Jahre waren sie gar nicht mehr möglich.

    Nach meinem Ausstieg, der nun schon mehrere Jahre her ist, hatte ich kein Bedürfnis mehr Alkohol zu trinken. Hier finde ich Deinen letzten Satz sehr interessant:

    Zitat

    Zwecks Aufarbeitung werde ich nochmal psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.

    Tatsächlich habe ich die Aufarbeitung meiner Sucht immer als zentralen und wichtigstens Punkt meines neuen Lebens gesehen. Dieser Prozess dauert eigentlich bis heute an (und er wird auch hoffentlich nie enden), wobei die Intensität natürlich viel niedriger ist als am Anfang. Natürlich dauerte es erst mal ein paar Wochen, die ich heute wie durch eine Nebelwand sehe, bis ich damit beginnen konnte. Das war einfach die Zeit, wo ich nach vielen Jahren plötzlich ohne den Stoff auskommen wollte und wo sich mein ganzes Leben (inkl. Trennung von der Familie ect.) radikal veränderte. Aber nach dieser allerersten sehr intensiven Zeit begann ich zu denken. Und mir schien ein zufriedenes und gleichzeitig trockenes Leben nur möglich, wenn ich mich intensiv mit mir und natürlich auch meiner Sucht beschäftige. Zentral war dabei für mich die viele Schuld, die ich während meiner Saufzeit auf mich geladen hatte.

    Diese drohte mich echt zu erdrücken und ich wusste, ich muss irgendwie lernen mit ihr umzugehen. Ich lernte diese Schuld zu akzeptieren und sie als Teil meines Lebens zu sehen, als wichtigen Teil. Dazu holte ich mir (genau wie Du das auch vor hast) Hilfe. Bei mir war das ein Mönch, den ich zufällig mal kennengelernt hatte und der mir wieder einfiel nachdem meine Besuche bei einem klassischen Psychlogen für diesen Bereich nicht hilfreich waren. Aber egal wie und wer, entscheidend war für mich, dass ich aufgearbeitet habe.

    Und dazu stehe ich auch hier im Forum immer wieder und erzähle das allen, die hier ankommen und planen ein neues Leben ohne Alkohol zu beginnen. Also der alte Spruch: nur nichts mehr trinken reicht nicht aus. Aufarbeiten und verstehen warum und wieso man getrunken hat halte ich für sehr wichtig und als eine Basis für ein zufriedenes Leben ohne Alkohol.

    Dazu gibt es auch andere Meinungen. Es gibt auch Menschen die sagen, es bringt ihnen nichts zu wissen wieso und warum. Sie machen sich lieber bewusst welche Vorteile ein Leben ohne Alkohol hat. Ich akzeptiere diese Meinung selbstverständlich, für mich würde das aber nicht ausreichen.

    Wie auch immer, schön das Du da bist. Und ich wünsche Dir einen guten Austausch hier bei uns im Forum.

    LG
    gerchla

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