Mein Mann trink heimlich

  • Hallo zusammen,

    Wir sind seit drei Jahren zusammen und haben einen 6 monatlichen Sohn. Mein Mann trinkt. Manche Tagen trinkt er viel, dass er nicht mal erkennt was er tut. Manche an Tage trinkt er überhaupt nichts. Wenn er trinkt, normalerweise es fängt mit ein Bier in der Mittagspause und dann kann er einfach nicht aufhören. Er kauft vodka und versteckt die Flasche im Haus. Ihm ist klar, dass er ein Alkoholproblem hat. Mehrmals geht er zum Therapeut und AA Treffen. Aber dann hat er einen Rückfall und trinkt wieder.

    Wie soll ich mich verhalten, wenn ich eine Flasche zu Hause finde? Jetzt, dass wir einen Sohn haben, habe ich Angst, dass er die Flasche mal findet und aus Neugier trinkt...
    Wenn ich dabei bin, trinkt mein Mann nicht und er reißt sich sehr zusammen. Bis 2-3 Wochen hält er durch. Dann trinkt er wieder, 2-5 Tage lang und dann wieder nichts.
    Ich habe auch Angst ihm allein mit dem Kind zu lassen, da ich nicht sicher bin, dass er nicht trinken wird. er kennt keine Grenzen wenn er trinkt und Dabei versucht er weiter so alles zu machen, als ob er nicht betrunken wäre oder als ob ich es nicht merken würde. Genau das macht mir mehr Angst.

    Ich liebe ihn und er ist ein toller Mann. Ich möchte bei ihm bleiben und soweit es geht ihm unterstützen. Aber wie soll ich reagieren, wenn ich die Flasche finde? Soll ich es am nächsten Tag ansprechen? Wie spreche ich es am besten an?

    Danke fürs lesen und für ein hilfreicher Rat

    Viele Grüße
    Joe

  • Hallo und HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Kurz zu mir: Ich bin männlich, 55, Alkoholiker und nun schon ein paar Jahre trocken.

    Ich gehörte zu den sogenannten "Pegeltrinkern", d.h., ich habe täglich getrunken, um meinen Pegel in etwa zu halten. Dei Mann scheint zu den sogenannten "Quartalstrinkern" zu gehören - und in die kann ich mich - ehrlich gesagt - überhaupt nicht hineinversetzen. Mir fiel es immer schwer, mal 1-2 Tage nix zu trinken ...

    Aber zu Deiner Frage: Wenn ICH so eine versteckte Flasche finden würde (übrigens eine Gemeinsamkeit: habe ach so meine Geheimvorräte angelegt), dann würde ich sie offen auf den Tisch stellen und ihn darauf ansprechen. Ihm sagen, dass ich EIN Versteck gefunden habe, dass ich weiß, dass er auch heimlich trinkt, obwohl er Therapeut und AA besucht ...

    Setze ihm Grenzen - und halte sie auch ein (auch wenn es schwer fällt)! Denn sonst rutscht Du mit ihm immer weiter in die Abhängigkeit - er in die Sucht und Du in die Co-Abhängigkeit.

    Vielleicht schaust Du auch mal in unsere Linksammlung. Da haben wir viele interesssante Links zu weiterführenden Themen eingestellt, auch zu Deinem Thema.

    Zunächst einmal wünsche ich Dir viel Kraft und uns einen guten Austausch!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Joe,

    herzlich Willkommen auch von mir.

    Ich bin Alkoholiker, Ende 40 und trinke jetzt schon mehrere Jahre keinen Alkohol mehr. Genau wie Greenfox musste ich in meiner aktiven Zeit täglich trinken und ich brauchte zum Ende des Tages immer eine bestimmte Menge an Alkohol intus um überhaupt schlafen gehen zu können. Während ich anfangs immer erst abends mit dem Trinken begann wurde es mit Dauer meiner Sucht immer früher und zum Ende hin trank ich schon morgens nach dem Aufstehen bzw. auf dem Weg in die Arbeit. Die Mengen nahmen entsprechend natürlich auch ganz erheblich zu.

    Dein Mann scheint nun eher in die Kategorie der Quartalstrinker zu gehören. Diese können auch längere Zeit ohne Alkohol sein, stürzen dann aber dafür um so heftiger ab. Sie haben es dann überhaupt nicht mehr unter kontrolle und trinken bis zur Besinnungslosigkeit.

    Wie Greenfox bin auch ich hier ein Freund von offenen Worten. Wenn Du also eine Flasche findest, dann sprich ihn an. Sprich überhaupt grundsätzlich mit ihm über seine Sucht. Du schreibst, er besucht eine SHG und geht zur Threapie. Macht er das regelmäßg. Also geht er jede Woche in eine SHG oder vielleicht sogar täglich? Und welche Art von Therapie macht er denn?

    Wie ist denn sein Trinkverhalten genau? Trinkt er "nur" alle paar Wochen mal oder hat er immer nur ein paar Tage Pause zwischen seinen Trinkaanfällen? Wie ernst ist es ihm mit dem aufhören wollen? Wie schätzt Du das ein? Ich meine, scheinbar macht er ja schon was aber scheinbar nützt es auch nix. Hat er schon mal den Therapeuten gewechselt, mit unterschiedlichen Ärzten gesprochen, andere Arten der Therapie versucht oder irgendwelche anderen Alternativen?

    Zitat

    Jetzt, dass wir einen Sohn haben, habe ich Angst, dass er die Flasche mal findet und aus Neugier trinkt...

    Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass Dein 6 monate alter Sohn, sobald er krabbeln kann, mal auf so eine Flasche stoßen könnte. Und ja, vielleicht würde er dann auch mal probieren wollen. Ich denke, er würde sofort zum Weinen anfangen wenn das scharfe Zeug auf seine Lippen kommt und wahrscheinlich nicht wirklich davon trinken. Aber man weiß es natürlich nicht denn Kinder trinken ja manchmal auch Reiniger und andere giftige Flüssigkeiten. Deshalb ist es gut, dass Du hier sensibilisiert bist.

    Allerdings sollte Du auch nicht vergessen, dass Dein Kind schon bald richtig mitbekommen wird, das da was nicht stimmt. Das geht ganz schnell und passiert sehr früh. Und es prägt die Kinder für ihr ganzes Leben. Du schreibst Du liebst ihn und er ist ein toller Mann. Ich denke damit meinst Du den Mann der er ist, wenn er nicht getrunken hat.

    Das ist etwas, was Angehörige oder Partner von Alkoholikern immer wieder schreiben. "Er ist eigentlich ein ganz toller Mann, nur wenn er getrunken hat....". Du musst für Dich entscheiden wie lange Du bereit bist Deinen Mann mit seiner Geliebten, dem Alkohol, zu teilen. Und wenn seine Sucht so verläuft, wie sie normalerweise immer verläuft wenn man sie nicht zum Stillstand bringt, dann wird die Zeit, die er mit seiner Geliebten verbringt immer mehr werden. Die Zeit wo er der Mann ist den Du liebst, wird immer weniger werden. Es liegt allein an Dir, wie lange Du Dein Leben so leben möchtest.

    Deshalb sprich ihn an, setzte ihm Grenzen genau wie Greenfox es schon schrieb und halte die Konsequenzen, die Du ihm bei nichteinhaltung dieser Grenzen angedroht hast dann auch ein. Gib ihm ein klares Zeichen das Du ihn liebst und ihm bei der Überwindung seiner Sucht unterstützen möchtest, aber nur dann wenn er auch ernsthaft daran arbeitet. Klare Regeln sind enorm wichtig. Und bei alle dem: Denk an Deinen Sohn - glaube mir, ich bin selbst 3-facher Papa. Die Kinder leiden immer am meisten, sie sind die allergrößten Verlierer wenn ein Elternteil (oder auch beide) Alkoholiker ist. Und der Schaden der dann hier angerichtet wird ist leider oft nie mehr gut zu machen.

    Alles Gute und ganz viel Kraft.

    LG
    gerchla

  • Hallo Joe,

    ich bin Angehörige eines Alkoholikers und lebe seit einem halben Jahr getrennt von ihm. Ich glaube, dass er auch Quartalstrinker ist, obwohl es mir schwer fehlt, das genau einzuschätzen. Er scheint phasenweise nicht trinken zu können, hat aber auch wenn er trinkt nie diese Abstürze gehabt, von denen man sonst hört. Ich habe es überhaupt erst zum Zeitpunkt unserer Trennung gemerkt, dass er Alkoholiker ist. Vorher muss er das immer heimlich getan haben. Ich habe natürlich Veränderungen bemerkt, aber die eher auf Depressionen geschoben. Er war nie offen betrunken vor mir und den Kindern.

    Aber was ich damit sagen will ist Folgendes: Hätte ich gewusst, dass er trinkt, hätte ich mich viel früher von ihm getrennt. Und manchmal frage ich mich, ob damals der Schock noch heilsam gewesen wäre. Dadurch, dass die Trennung schon lief, als ich es merkte, schien ihm sowieso alles egal zu sein.

    Ich möchte Dir nicht raten, Dich zu trennen. Dazu hat niemand das Recht. Aber denke wirklich darüber nach, wie weit Du in Deiner Unterstützung für ihn gehen willst. Bei Euch liegen die Karten offen auf dem Tisch: Er ist Alkoholiker und ihr beide wisst es. Nutze dieses Wissen und lese Dich in das Thema ein. Informiere Dich und dann kümmere Dich um Dich selbst und Euren Sohn. Versuche auf jeden Fall zu vermeiden, in die Co-Abhängigkeit zu rutschen.

    Grenzen ziehen, d.h. zu sagen: Bis hierher und nicht weiter. Aber wenn er diese Grenze überschreiten sollte, musst Du auch konsequent sein. Das ist sicherlich wahnsinnig schwer, wenn Du noch Gefühle für ihn hast. Aber wie Gerchla und Greenfox schon schrieben: Wenn er nicht selbst die Reissleine zieht wird es nur Schlimmer. Und für Dich immer schwerer.

    Ich wünschte, ich hätte es früher gemerkt (bzw. früher die richtigen Schlüsse gezogen). Ich habe ihn zu lange bei seinen vermeintlichen Problemen wie Depressionen, Selbstmitleid, Wut auf sich und die Welt, versucht zu unterstützen. Wäre ich schon früher gegangen, hätte es vielleicht noch was bewirkt (hätte, hätte, ich weiß).

    Ich habe einen früheren Freund verlassen, als der anfing zu trinken. Das wusste er, und vielleicht hat er es deswegen so lange verheimlicht (weil er wusste, dass ich in diesem Punkt konsequent sein würde). Aber das ist alles egal.

    Pass gut auf Dich und Deinen Sohn auf. Wie Du sicher schon weisst, kann ihm niemand helfen außer er selbst.

    Ich wünsche Dir viel Kraft und alles Gute
    Ailin

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