Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

  • Hallo :) Ich bin neu hier und Forum und habe mich angemeldet um Leute kennenzulernen denen es vllt ähnlich geht wie mir und um mich damit zu motivieren etwas zu ändern in meinem Leben.

    Also ich bin 26 Jahre alt und habe eine Tochter (8) und seit einem Jahr einen festen Freund mit dem ich nächsten Monat auch zusammen ziehen werde.
    Ich denke dass ich ein Alkoholproblem habe, und eine psychische jedoch nicht physische Abhängigkeit entwickelt habe. Ich trinke in der Regel 2-3 Mal pro Woche eine Flasche Wein oder 5 Bier in etwa, aber allein und nicht vor meinem Freund. Also eine gewissen Heimlichkeit ist schon auch dabei. Am nächsten Tag hänge ich dann auch etwas in den Seilen, außerdem fange ich angesäuselt gern Streit an. Ich möchte das alles nicht mehr und das schon länger, jedoch hole ich mir dann doch immer wieder mal Wien oder Bier.

    Mein Freund trinkt gar keinen Alkohol, weil er Kraftsport macht. Er ist auch 11 Jahre älter als ich und hat seine wilde Zeit schon hinter sich :) zum Glück.
    Die Beziehung zu ihm tut mir gut und seitdem wir zusammen sind habe ich schon mit dem Rauchen aufgehört und ich trinke deutlich seltener.
    Ich hoffe ich kann die Finger komplett vom Alk lassen wenn wir zusammen wohnen.
    Hat da vllt jemand Erfahrung ob das auf Dauer so funktionieren kann?
    Ich überlege auch in eine Gruppe zu gehen... habe aber etwas Bedenken dass dort her ältere Hardcore Trinker sind denen mein Trinkproblem irrelevant erscheint :/

    Ist Alkoholismus vererbbar? Mein Vater ist Quartalstrinker (früher immer bis zum Koma gesoffen auf gut Deutsch) nach der Geburt meiner Tochter war er 6 Jahre trocken und hätte letzted Jahr einen Rückfall und seitdem immer wieder.
    Letzte Woche musste er vom Krankenwagen abgeholt werden (4 Promille mit Diazepam gemischt)
    Ich war als Einzige bei ihm und er hat sich an mir festgekrallt im Krankenwagen und geweint wie ein kleines Kind. Dazu nuschelte er „ich trink nicht mehr versprochen“ und ich solle ihn nicht allein lassen
    Dann habe ich natürlich auch bitterlich geweint. Diese Bilder brennen sich im Kopf fest.

    Ich bin dann natürlich direkt hinterher gefahren. Aber am nächsten Tag hat er sich entlassen lassen und ist seitdem trocken. Gestern hatte er sein erstes Gespräch bei der Suchtberatung. Ich bin stolz und hoffe er hält durch
    Aber gerade weil ich das ja alles mit ihm durch habe, habe ich die Angst dass es mit mir auch mal so weit kommt wenn ich nicht aufpasse... ist der Punkt schon überschritten?

    Danke erstmal fürs Lesen und einen lieben Gruß

  • Hallo, Leene, und HERZLICH WILLKOMMEN bei uns im Forum :welcome:

    Schön, dass Dir an Deinem Trinkverhalten etwas auffällt, was Dich stört und zum Nachdenken bewegt.

    Das mit der Gruppe ist eine gute Idee. Aber vielleicht wäre vorher der Weg zur Suchtberatung (anonym und kostenlos) nicht schlecht, denn die können Dir eventuell eine Gruppe empfehlen, die zu Dir passt. Eigentlich sollte ja jeder, der für sich selbst ein Problem sieht, willkommen sein, aber leider sieht es in der Realität manchmal anders aus. In meiner Gruppe waren/sind auch Menschen, die nicht alkoholabhängig sind, aber für sich selbst ein Problem sehen. Auch wenn wir manchmal über ihre "Probleme" lächeln - aber jeder hat nun mal selbst das größte Problem der Welt.
    Was ich damit sagen will: Schau Dir doch einfach mal ein paar Gruppen an.

    Über die Vererbbarkeit von Alkoholismus streiten sich schon seit Jahrzehnten die Gelehrten nixweiss0 Die Einen sagen so, die Anderen so. Ist mir persönlich wurscht. Ich bin Alkoholiker und kümmere mich um mich. Da ist es doch egal, ob mein Urururgroßvater oder mein Erzeuger auch Alki war.
    Und ich kenne Menschen, denen war ihr saufender Vater so ein Graus, dass sie zeitlebens Abstinenzler wurden - und andere trotzdem ebenfalls Alkoholiker.

    Vielleicht nimmst Du Dir Deinen Vater mal zum Anlass und nimmst Dir mal eine Alkohol-Auszeit - sagen wir 2 Monate (mit der Option der Verlängerung). Dann wirst Du ja sehen, ob es Dir gelingt und wie es Dir dabei geht.

    Lies Dich hier erst mal ein - und wenn Du Fragen hast: raus damit!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo!

    Eine familiäre Vorbelastung ist leider bei vielen Alkoholikern der Fall. Mein Vater hat sich vor Jahren tot gesoffen. Und habe ich daraus gelernt: Nein. Erst Jahre später kam es dank freundlicher Anschubhilfe meiner Familie zur Einsicht.

    Andererseits wird auch nicht jedes Kind eines Alkoholikers ebenfalls ein solcher.

    Ich finde es Klasse, wie reflektiert Du jetzt schon bist und die Entstehung eines Problems auf dem Schirm hast.

    Versuche doch mal bei der Suchtberatung als Angehörige hinzugehen. Auch für Angehörige gibt es dort Hilfe. Da kannst Du deine eigene Sorge, möglicherweise ebenfalls abzugleiten, vorbringen.

    Ansonsten mach mal einen Selbsttest: Verzichte doch mal ein paar Monate, z.B. bis zur Weihnachtszeit auf den Alkohol und schau, wie es dir geht und ob es mühsam es für dich ist, auf den Alkohol zu verzichten.

    Unterstützung durch deinen Freund wirst Du sicherlich finden, so dass ein alkoholfreier Haushalt bei euch kein Problem sein wird. Wenn Du keinen Stoff daheim hast, kann er dich in einer stillen Stunde auch nicht animieren.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Hallo Leene,

    herzlich Willkommen hier im Forum.

    Ich schließe mich Greenfox an. Probiers doch mal mit einer Auszeit vom Alk. Und schau mal wie es Dir damit geht. Letzteres ist ganz wichtig. Wie Du selbst schreibst denkst Du ja, dass Du ein psychisches Problem hast. In der Regel ist man immer erst psychisch abhängig, die körperliche Abhängigkeit folgt dann und erst dann hat man auch richtig körperliche Entzugserscheinungen wenn man nicht trinkt. Aber man kann vorher schon abhängig sein, lange vorher. Eben psychisch abhängig. Und das ist ja auch das eigentliche Problem das einem z.B. auch rückfällig werden lässt.

    Es ist aber sehr schwer einzuschätzen ob jemand bereits süchtig ist oder nicht. Wenn Du süchtig sein solltest, wird Dir wohl nichts anderes übrig bleiben für den Rest Deines Lebens abstinent zu leben. Ein normales Trinkverhalten wird dann nicht mehr funktionieren. Wenn Du aber noch nicht süchtig bist, sondern "nur" missbrauch betreibst, könnte Dir das noch gelingen. Dafür gibt es aber keine Formel.

    In jedem Fall hast Du eine starke Neigung zur Sucht, sonst wärst Du nicht da wo Du jetzt bist. Vielleicht probierst du einfach mal aus nichts mehr zu trinken. Du hast ideale Voraussetzungen, wenn Dein Partner gar keinen Alkohol trinkt. Das ist super, da wird er Dich nicht dazu animieren mit ihm ein Glas zu trinken.

    Und wenn Du diesen kleinen Versuch machst, dann höre mal in Dich hinein wie es Dir damit geht. Gelingt es problemlos und Du fühlst Dich gut oder ganz normal damit, dann super. Aber dann musst Du überlegen wie Du künftig mit Alkohol umgehen willst. Weil eine Gefahr meiner Meinung nach für Dich immer bestehen wird. Solltest Du es gar nicht schaffen zu verzichten oder ständig an Alkohol denken, dann solltest Du weitere Maßnahmen ergreifen.

    Suchtberatung wäre das prima, eine SHG auch (wenn sie zu Dir passt) oder ggf. auch weitergehende Maßnahmen. Lass mal von Dir hören wie Du weiter vorgehen willst.

    Alles alles Gute wünsche ich Dir.

    LG
    gerchla

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