Und täglich grüßt ein Neuling!

  • Hallo allerseits,

    ich habe mich schon vor ein paar Tagen hier angemeldet. Jeder der sich hier vorstellt, ist ja soweit, sich ein Alkoholproblem einzugestehen. Ich trinke auch "nur" Bier. Ja ich weiß, durch diese Aussage verharmlost man sein Problem. Dennoch ist es ein Indiz für den Grad der Sucht! Ich habe auch schon Allen Carr (endlich ohne Alkohol) gelesen und war vor einigen Jahren fast zwei Jahre abstinent. Ich habe auch sein Hörbuch ein paar Mal gehört und für kürzere Zeiten ausgesetzt. Ich gehe mit seinen Aussagen leider nicht ganz konform und deshalb trinke ich dann auch bald wieder was. Ein Teil in mir weiß ganz genau, dass es mir komplett ohne Alkohol viel viel besser gehen würde. Ich weiß, dass es nicht schlimm ist, nichts zu trinken und ich glaube auch daran, dass ich in vielen Bereich meines Lebens 1000. Mal besser wäre/bin, wenn ich nichts trinke. Dennoch schaltet der Teil des Gehirns der sich der Probleme bewusst ist, mind. 2 Mal die Woche komplett aus. Dann laufen 1 - 3 Liter Bier in mich rein. Und am nächsten Tag geht es mir nicht gut. Es tut meiner Psyche nicht gut.

    Ich brauche Hilfe. Es findet alle paar Tage der Tanz auf Messerschneide statt, wenn ich unterwegs bin (im Auto)... und ich auf die Idee komme, mir ein Paar Bier zu kaufen. Dann ist fast immer die Sucht stärker als der Verstand. Ich muss dazu sagen, dass ich mir keine Kiste Bier für Zuhause kaufe, weil der besagte Kampf dann gar nicht erst statt finden würde. Meine Partnerin bemerkt es gar nicht, wenn ich drei Bier getrunken habe. Ich muss also zugeben, dass ich manchmal quasi heimlich was trinke. Sie kommst wesentlich später als ich nachhause und wenn es mich packt, dann sind die paar Bier schon weg. Auf meinen Beruf wirkt sich das Alles nicht aus, weil ich bevor ich schlafen gehe meist schon länger nichts mehr getrunken habe und auch genügend Schlaf habe und auch immer viel Wasser trinke.

    Komplett damit aufzuhören kenne ich ja. Und das Krasse ist, dass damals das Schlimmste mein Umfeld war. Ich für mich hatte das fix für mich entschieden. Aber es hat viele Monate gedauert, bis es meine Freunde akzeptierten. Manche haben es nie akzeptiert und versuchten ständig mich zu überreden. Nun ja, man ist ja auch älter geworden und dieser Druck würde heute sicherlich nicht mehr so stark ausfallen. Ich glaube, dass ich einfach einen letzten Funken brauche, damit ich das Problem lösen kann. Mir ist total bewusst, wie schlecht es mir sehr oft aufgrund des Alkohols geht, mir ist klar, dass ich manchmal Freunde die ich förmlich liebe nicht treffe, weil ich vorher was getrunken habe. Ich weiß, dass meine Beziehung Schaden nimmt, weil ich was trinke. Ich weiß, dass ich beruflich noch mehr erreichen könnte, bzw. vieles einfach noch besser erledigen könnte, wenn ich ohne Alkohol einfach mehr Energie hätte.

    Und ich hänge an meinem Leben und bin mir der Risiken des Alkohols bestens bewusst.

    Eigentlich müsste ich mir selbst eine Klatschen...

    Ich bin auf Eure Einschätzungen gespannt!

  • Willkommen im Club.....

    Ich kann deine Ambivalenz wahnsinnig gut nachvollziehen.... Ich habe auch ewig damit gekämpft und mit mir gehadert. Aber irgendwann hats "klick" gemacht. Nicht, weil irgendwas "schlimmes" passier ist, sondern weil ich mich selbst nicht mehr ausgehalten habe mit dem ewigen "hin und her" (trinken, nicht trinken, kontrolliert trinken....) - ich musste eine Entscheidung treffen. Und seit fast 4 Wochen hält diese Entscheidung und es fällt mir nicht schwer.... Ich habe mich auch für eine ambulante Therapie entschieden und habe nun mit einer Orientierungsgruppe bei der Suchtberatung der Caritas begonnen..... Ich brauche zwischendurch immer Motivation und Feedback (ich bin ein "feedback-Junkie" - u.a. deshalb schreibe ich auch einen Blog mit meinen neuen Erfahrungen.....

    Ich freue mich auf den Austausch mit Dir.

  • Hallo!

    Ich bin vor 3 Jahren ausgestiegen. Es fehlt mir nichts. Im Gegenteil: Es geht mir 1000x besser als in den ganzen versoffenen Jahren zuvor.

    Ich bin den klassischen Weg über die Suchtberatung und (ambulanter) Therapie gegangen. Daneben habe ich mich in den ersten Monaten intensiv mit Fachliteratur aus Patienten- und Therapeutensicht auseinandergesetzt.

    Zu dem klassischen Weg rate ich jedem Neuling: Und der führt nun mal über die Suchtberatung.

    Trinkst Du noch? Falls ja, dann stimme den Entzug unbedingt mit einem Arzt ab, denn ein sog. Kalter Entzug kann lebensgefährlich sein. Ein solcher Entzug muss nicht zwingend in einer speziellen Klinik erfolgen, sondern kann auch ambulant durchgeführt werden, wenn der Arzt dafür grünes Licht gibt. Das ist jedoch unbedingt vorher mit dem Doc zu klären.

    Warst Du schon bei der Suchtberatung? Da sitzen Experten, die mit dir das weitere Vorgehen abstimmen. Ob und ggf. welche Therapie angezeigt ist.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Hallo Moondancer,

    willkommen im Forum!

    Ich glaube nicht, dass jeder, der sich hier in diesem Forum vorstellt, sich auch tatsächlich sein „Alkoholproblem“ eingesteht. Wobei „Problem“ meist ja nicht die richtige Begrifflichkeit ist. Sucht würde eher passen. Zumindest in den meisten Fällen.

    Dass Du schon mal 2 Jahre komplett abstinent warst, ist eine tolle Leistung! Besonders auch dann, wenn es dazu noch keiner gravierenden Lebenskatastrophen und Exzesse bedurft hat.
    Es spricht auch sehr dafür, dass Du in der Lage bist, gut auf Dich zu achten und Dich der Anfänge von Sucht zu erwehren.

    Vor langer Zeit habe ich auch mal Allen Carrs Buch gelesen. Sicher war es einer von vielen Bausteinen in meinem Suchtausstieg, die in ihrer Gesamtheit dann letztlich gewirkt haben.
    Rückblickend glaube ich, dass ich das richtige Gespür dafür hatte, was für mich gut und richtig war, und das andere habe ich dann einfach weggelassen.
    Was bei einem betroffenen Alkoholiker wirklich wirkt, ist höchst individuell. Genauso wie die Gründe für den Suchtausstieg. Beim einen reicht es, dass z. B. die Partnerin mit Trennung droht, wenn er so weitertrinkt. Beim anderen reicht nicht einmal der finanzielle und soziale Abstieg bis unter die Brücke.

    Zitat

    Ein Teil in mir weiß ganz genau, dass es mir komplett ohne Alkohol viel viel besser gehen würde. Ich weiß, dass es nicht schlimm ist, nichts zu trinken und ich glaube auch daran, dass ich in vielen Bereich meines Lebens 1000. Mal besser wäre/bin, wenn ich nichts trinke. Dennoch schaltet der Teil des Gehirns der sich der Probleme bewusst ist, mind. 2 Mal die Woche komplett aus. Dann laufen 1 - 3 Liter Bier in mich rein. Und am nächsten Tag geht es mir nicht gut. Es tut meiner Psyche nicht gut.

    Ich war sehr lange Zeit komplett abstinent, und hatte dann ein paar ganz fürchterliche Rückfälle, bis ich wieder vollständig die Sucht zum Stillstand brachte.
    Rückblickend kommt es mir vor, als wäre in mir fast so etwas wie ein Selbstzerstörungstrieb zu Gange gewesen. In anderen Worten: Ich baute zigmal mein Leben komplett neu wieder auf, und als alles zum Besten stand, drehte ich mich um und riss mit dem Arsch alles wieder ein.
    Verstehen – so glaube ich – kann man das nicht wirklich.

    Bei mir war ja das ganze Wissen über die Sucht, ich vermute weit über das Durchschnittswissen hinaus, vorhanden. Ich wusste jedes Mal ganz genau, wo es wieder enden würde. Bei den letzten 2 Rückfällen war es mir so sehr bewusst, dass ich schon bei den ersten paar Gläsern auf die Uhr und den Kalender blickte, und zu mir selbst sagte: „Jetzt kannst du eigentlich gleich in der Klinik anrufen, wann du wieder kommen musst.“
    Trotzdem habe ich dann gesoffen, bis nichts mehr ging.
    Das ist Sucht – und so funktioniert sie.

    Ich habe noch keinen betroffenen, aktiv trinkenden Alkoholiker kennengelernt, der überzeugend sagen konnte, wie toll es ist, dass er gesoffen hat. Aber ich habe schon unzählige kennengelernt, die mir erzählten, dass sie immer und zu jeder Zeit mit dem Trinken aufhören könnten. Nur: Es stand immer ihr Stoff mit dabei!

    Du schreibst, dass Du Hilfe brauchst.
    Es gibt unter den erfahrenen, trockenen Alkoholiker den Spruch:
    „Es ist keine Schande, dass man süchtig geworden ist. Das kann ausnahmslos, egal in welchem gesellschaftlichen, beruflichen und sozialen Status sich jemand befindet, jeden treffen.
    Aber es ist eine Schande angesichts der vielen Hilfsangeboten, die es heute praktisch überall gibt, nichts gegen seine Sucht zu tun!“

    Du selbst hast eigentlich schon alle Gründe für Dich gefunden, die Dich motivieren können, die Sucht zum Stillstand zu bringen. Genauso wie Du auch viele Gründe kennst, die gegen ein Aufrechterhalten Deiner Sucht sprechen.
    Dein Verstand ist willig – nur das Fleisch ist immer wieder schwach.
    Ich kann Dir leider keinen Tipp geben, wo und was bei Dir das „berühmte“ Klick auslösen kann. Das ist sehr individuell.
    Vielleicht kommt es, wenn Du Dich weiter aktiv pro Abstinenz hier im Forum oder auch zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe engagierst?
    Vielleicht muss Dir in einer bedauerlichen Klarheit bewusst werden, was Du alles verlieren kannst, wenn Du weitertrinkst?
    Vielleicht würde Dir es helfen, wenn Du mal auf eine Entzugsstation gehst und die schlimmen, nicht mehr reversiblen Auswirkungen dieser Sucht ganz persönlich siehst?

    So funktioniert die Sucht leider ….

  • Ich habe Alkoholiker kennengelernt (und gehöre wohl auch selbst zu denen) die sich haarklein mit interner Logik und Wissen oder Ahnung von psychischen und sozialen Zusammenhängen ihren Alkoholismus verniedlichen. Credo: Ich saufe zwar, aber ich bin ja nicht so schlimm wie die anderen….weil.

    Was ich getrunken habe, wieviel davon und in welcher Zeit….alles egal. Ich weiß, dass ich Alkoholiker bin und gut daran tue, nicht zu trinken.
    Trinke ich dennoch, obwohl ich weiß, dass ich Alkoholiker bin, dann ist das eine sehr komplizierte und schmerzhafte Art und Weise sich selbst umzubringen. Davon, dass der Suizid dann gerne mal Jahre dauert, ganz zu schweigen.


  • Willkommen im Club.....

    Ich kann deine Ambivalenz wahnsinnig gut nachvollziehen.... Ich habe auch ewig damit gekämpft und mit mir gehadert. Aber irgendwann hats "klick" gemacht. Nicht, weil irgendwas "schlimmes" passier ist, sondern weil ich mich selbst nicht mehr ausgehalten habe mit dem ewigen "hin und her" (trinken, nicht trinken, kontrolliert trinken....) - ich musste eine Entscheidung treffen. Und seit fast 4 Wochen hält diese Entscheidung und es fällt mir nicht schwer.... Ich habe mich auch für eine ambulante Therapie entschieden und habe nun mit einer Orientierungsgruppe bei der Suchtberatung der Caritas begonnen..... Ich brauche zwischendurch immer Motivation und Feedback (ich bin ein "feedback-Junkie" - u.a. deshalb schreibe ich auch einen Blog mit meinen neuen Erfahrungen.....

    Ich freue mich auf den Austausch mit Dir.

    Hi ThomaBerlin,

    gute Idee mit dem Blog. Du bist also ein frischer Nicht-Trinker. Ich merke schon, dass der Weg nur über eine Suchtberatung zu schaffen sein wird. Wie oft gehst Du denn dahin?

    Gruß
    Moondancer

  • Moin,

    ich war noch bei keiner Suchtberatung. Ich trinke nicht jeden Tag und oft auch mehrere Tage nichts, von daher ist ein körperlicher Entzug kein Thema denke ich. Zu einer Beratung zu gehen ist ein großer Schritt und ich muss den Gedanken noch ein wenig auf mich wirken lassen.

    Grüße
    Moondancer

  • An Allen Carrs Methode gefällt mir halt, dass man das mit sich selbst ausmacht und gestärkt aus der Sache rausgeht. Ich habe einfach keine Lust auf die Rolle des süchtigen Trinkers der unbedingt Hilfe braucht. Das ist einfach nicht meine Natur. Aber wer steht schon darauf...

    Ich glaube nicht, dass ich was großes verliere wenn ich weiter trinke, außer Gehirnzellen und Lebensqualität. Ich habe Alles soweit gut im Griff und bis auf die zu vielen Biere verläuft alles positiv. Es ist einfach schade, mit leichtem Schwindelgefühl aufzuwachen und den Tag nicht genießen zu können. Es ist schade, nicht joggen zu gehen weil es einem nicht ganz so gut geht. Es ist schade eine spontane Verabredung nicht wahrnehmen zu können, weil man 3 Bier getrunken hat und nicht mehr fahren kann. Das sind so Sachen die mich tierisch nerven.

  • Ich glaube nicht, dass ich was großes verliere wenn ich weiter trinke, außer Gehirnzellen und Lebensqualität. Ich habe Alles soweit gut im Griff und bis auf die zu vielen Biere verläuft alles positiv.

    Na dann: Prost!

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Moondancer,

    Zitat

    Ich glaube nicht, dass ich was großes verliere wenn ich weiter trinke, außer Gehirnzellen und Lebensqualität. Ich habe Alles soweit gut im Griff und bis auf die zu vielen Biere verläuft alles positiv.

    Diese Aussage, die Du da getroffen hast, die hätte ich sicher 10 Jahre lang auch so treffen können. Das war die längste Phase meiner Alkoholkarriere. Diese Phase, wo eigentlich alles ganz ok ist, man halt leider etwas zu viel trinkt, manchmal auch etwas viel zu viel, jedoch immer wieder die Kurve bekommt. Das Umfeld leidet noch nicht so stark, man hat noch alles ganz gut im Griff, Job passt auch. Ja, ok, die ein oder andere "Trägheit" ist schon vorhanden, besonders wenn man es doch mal leicht übertrieben hat. Körperlich hat man noch keine Symptome, es tut nix weh oder so. Psychisch ist nicht ganz so tolle, es belastet halt schon ein wenig, man macht sich so seine Gedanken, hat auch ein schlechtes Gewissen. Aber, alles in allem führt man doch ein ganz annehmbares Leben. Da gibt es andere, die haben gaaaanz andere Problem.

    Wie gesagt, so könnte ich sicher etwas 10 Jahre meiner Trinkerzeit beschreiben. Letzlich waren zu dieser Zeit auch die positiven Effekte des Trinkens noch sehr dominant. Dieses einfach mal wegbeamen, die Leichtigkeit die nach ein paar Bieren einsetzte. Dieses angenehme Gefühl, wenn das dann doch schon schlechte Gewissen, die doch schon vorhandenen Ängste nach ein paar Gläsern einfach verschwanden und sich ins Positive kehrten.

    Es mag sogar Menschen geben, die mit diesem Trinkverhalten alt werden, die dieses Verhalten noch viel länger beibehalten können als ich. Ich kenne Menschen in meinen Umfeld, die schon immer trinken, so lange ich denken kann. Die jetzt im Rentenalter sind und genauso weiter trinken. Und die, soweit ich das aus der Ferne einschätzen kann, nie richtig abgestürzt sind. Die immer die Kurve gekriegt haben und bei diesem Trinkmuster geblieben sind. Allerdings muss ich auch sagen, zumindest kann ich das für diejenigen sagen, die ich aufgrund verwandschaftlicher Beziehungen sehr gut kenne, ist keiner von diesen Menschen aus meiner Sicht jemals glücklich gewesen in seinem Leben. Aber, gut, Glück ist ein großes Wort....

    Bei mir ist es, wie Du wahrscheinlich schon vermutet hast, irgendwann gekippt. Irgendwann (ausgelöst durch private Probleme, die ohne Alkohol sicher gut lösbar gewesen wären) stieg die Menge erheblich an. Irgendwann begann ich richtig zu saufen, irgendwann wurde ich dann zu dem, was man sich unter einem richtigen Alkoholiker so vorstellt. Obwohl ich nicht obdachlos auf der Parkbank saß und soff. Ich hatte noch "alles", war aber trotzdem nur mit Alkohol beschäftigt. Dieses Abrutschen war die logische Konsequenz meines Trinkerlebens. Denn ich hatte ja so viele Jahre lang "gelernt" wie Alkohol wirkt, wie ich ihn einsetzen kann. Als ich dann glaubte es geht mir schlecht, war klar, dass mir mehr Alkohol helfen wird. Naja, und irgendwann hat man dann nichts mehr im Griff.

    So war das bei mir. Wenn Du also der Meinung bist, dass Dir ein weiteres Trinken nur ein paar Gehirnzellen und etwas Lebensqualität kostet, dann kannst Du ja abwägen, ob Dir die Vorteile des Trinkens wichtiger sind als die paar Gehirnzellen und das etwas Lebensqualität. Wenn dem so wäre, dann spricht ja nix dagegen, dass Du weiter trinkst. Andernfalls brauchst Du einen guten Plan, wie Du es schaffen kannst mit dem Trinken aufzuhören. Der große Leidensdruck, der berühmte persönliche Tiefpunt, der bei vielen Alkis dazu führt dass sie ihr Leben ändern, der scheint ja bei Dir nicht als Grund herhalten zu können.

    Ich wünsche Dir alles Gute und noch einen guten Austausch hier im Forum.

    LG
    gerchla

  • Mein "Prost!" bezog sich darauf, dass Du offensichtlich noch nicht bereit bist, auf den Alkohol zu verzichten, um Dein Leben wieder selbst zu bestimmen und nicht mehr vom Alkohol bestimmen zu lassen, denn Du siehst es nicht so schlimm:

    Ich glaube nicht, dass ich was großes verliere wenn ich weiter trinke, außer Gehirnzellen und Lebensqualität. Ich habe Alles soweit gut im Griff und bis auf die zu vielen Biere verläuft alles positiv.

    Das ist ja auch okay so - es ist DEINE Entscheidung. Wenn Du trinken willst - dann tu es. Also "Prost!" Ist also nicht negativ gemeint.
    Okay, ich weiss: die Steigerung von "bösartig" ist "gut gemeint" ;)

    Nur steht die oben zitierte Meinung m.E. im Widerspruch zu dieser Aussage:


    Und ich hänge an meinem Leben und bin mir der Risiken des Alkohols bestens bewusst.

    Eigentlich müsste ich mir selbst eine Klatschen...

    Ich bin auf Eure Einschätzungen gespannt!

    Ich schließe mich der Einschätzung Gerchlas an:

    Wenn Du also der Meinung bist, dass Dir ein weiteres Trinken nur ein paar Gehirnzellen und etwas Lebensqualität kostet, dann kannst Du ja abwägen, ob Dir die Vorteile des Trinkens wichtiger sind als die paar Gehirnzellen und das etwas Lebensqualität. Wenn dem so wäre, dann spricht ja nix dagegen, dass Du weiter trinkst. Andernfalls brauchst Du einen guten Plan, wie Du es schaffen kannst mit dem Trinken aufzuhören. Der große Leidensdruck, der berühmte persönliche Tiefpunkt, der bei vielen Alkis dazu führt dass sie ihr Leben ändern, der scheint ja bei Dir nicht als Grund herhalten zu können.


    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • In diesem Thread sind zwei Begriffe, die ich für sehr wichtig ansehe.

    Ambivalenz und Tiefpunkt oder Klick.

    Ambivalenz hat mich sehr lange begleitet, eben weil ich zwar wusste, dass ich ein Problem habe, aber andererseits ich alles noch nicht so schlimm empfand, ich hatte nie harte Sachen getrunken und auch nicht so viel wie die meisten anderen. Ich hatte keine körperlichen Entzugserscheinungen. Unterstützt fühlte ich mich in meiner Ambivalenz sogar von manchen Fachleuten oder Menschen aus Selbsthilfegruppen. In einer Entgiftung zum Beispiel fragte mich die Schwester, welche körperlichen Entzugssymptome ich habe. Als ich sagte, ich hätte keine, meinte sie: Dann sind sie ja gar keine Alkoholikerin. Ich sagte, bei mir ist es die psychische Abhängigkeit. da guckte sie mich bloß groß an. Später habe ich ein Gespräch zwischen ihr und dem Arzt gehört. Der Arzt fragte sie, was ich denn da wolle, wenn ich keine Entzugssymptome habe.
    In manchen Selbsthilfegruppen, vor allem bei AA hatte ich das Gefühl, dass manche Leute vor allem Männer einen großen Darstellungsdrang hatten und langwierig von ihren Säuferkarrieren berichteten. Kneipengeschichten, die Anzahl der Schnapsflaschen, die sie getrunken haben wurden manchmal in einer Art und Weise vorgetragen, sodass zumindest ich das Gefühl hatte, sie wären auch irgendwie stolz drauf. Ich muss sagen, dass ich in meinen ersten Entgiftungen manchmal das enttäuschende Gefühl hatte, selbst dort würde ich nicht dazu gehören. Nicht dazu zu gehören, ist ein Grundgefühl von mir. Außerdem habe ich auch eine psychische Erkrankung seit meiner Jugend, so war es unter den Fachleuten auch nicht klar, wo ich denn nun hin gehöre. Allerdings, wenn man erstmal dieses Alkoholproblem hat, kann man nicht mehr eine normale Psychotherapie machen, wenn man nicht lange Zeit vollständig abstinent gelebt hat, selbst wenn man nur ab und zu trinkt. Kein Psychotherpeut wollte das bei mir machen. Allerdings hatte ich auch schon vor meiner Abhängigkeit normale Psychotherapien gemacht, der Erfolg war aber nicht so groß.

    Gut, dann kamen auch die Langzeittherapien, die ja auch die Psyche mitberücksichtigen, trotz allem immer nicht lange erfolgreich bei mir.

    Tiefpunkt, was ist das? Ich kenne früher aus Selbsthilfegruppen den Spruch: Du musst erst in der Gosse landen, bevor du es wirklich schaffst. Bei einigen ist das wohl wirklich so. Inzwischen weiß ich von einigen, die es geschafft haben, ohne ganz unten zu sein.
    Wie ist das bei mir? Eigentlich, weiß ich, dass Alkohol auch für mich lebensgefährlich sein kann, weil ich im Zusammenhang mit Alkohol mehrere Suizidversuche unternommen hab. Auch schon, als ich nicht regelmäßig trank. Inzwischen passiert das nicht mehr. Seitdem ich in einer therapeutischen Frauenwohngemeinschaft gelebt habe, will ich mich nicht mehr so schnell umbringen. Aber ich trinke wieder, täglich, es wird mehr und mehr und langsam stellen sich nach meinem Empfinden auch körperliche Entzugssymptome ein. Auf jeden Fall leidet mein Körper. Hier redete jemand von dem Drang zur Selbstzerstörung. Den scheine ich auch immer noch zu haben.

    Es hat Klick gemacht. Bei meiner letzten Entgiftung glaubte ich das wirklich. Ich hatte das Gefühl, diesmal schaffe ich es. Ich habe alle Hilfsangebote angenommen, auch eine neue Selbsthilfegruppe. Wieder rückfällig bin ich geworden, nachdem ich grippemäßig krank war und erstmal dadurch niemanden mehr gesehn hab und dann noch einige Tage danach alleine war, WE oder so, jedenfalls keine Termine und einfach allein.

    Sorry, das ich jetzt soviel von mir geschrieben hab.
    Gruß samo

  • Ich muss sagen, dass ich in meinen ersten Entgiftungen manchmal das enttäuschende Gefühl hatte, selbst dort würde ich nicht dazu gehören.

    Dieses Gefühl war für mich nicht enttäuschend - denn ich war NICHT stolz darauf, das 2., 3. oder 4. Mal dort zu sein - überhaupt dort zu sein. Denn ich wollte nicht nochmal in eine Entgiftungsstation müssen (heute gehe ich freiwillig hin - kann aber nach der SHG-Vorstellung wieder gehen ;D ).
    Und ja, es gibt Menschen, die müssen sich selbst darstellen und damit angeben, WIEVIEL sie getrunken haben. Dann muss man ihnen klarmachen, dass es nicht auf die Größe ankommt ;)

    Tiefpunkt, was ist das? Ich kenne früher aus Selbsthilfegruppen den Spruch: Du musst erst in der Gosse landen, bevor du es wirklich schaffst

    Diesen Satz halte ich für Bullshit. Wir (meine SHG und ich und viele andere) reden lieber davon, dass jeder seinen "persönlichen Tiefpunkt" erreicht haben muss, um etwas in seinem Leben verändern zu wollen und/oder um Hilfe anzunehmen. So ein Tiefpunkt ist für den Einen die Gosse, ja. Für jemand andere reicht aber schon die Drohung des (Ehe-)Partners, sich zu trennen. Tiefpunkt - das bedeutet doch für jeden etwas anderes. Genau wie Glück.

    Wieder rückfällig bin ich geworden, nachdem ich grippemäßig krank war und erstmal dadurch niemanden mehr gesehn hab und dann noch einige Tage danach alleine war, WE oder so, jedenfalls keine Termine und einfach allein.

    Für solche Fälle haben wir in unserer Gruppe die Handynummern und Emailadressen ausgetauscht - damit man mit jemandem quatschen kann, wenn es eng werden könnte und der auch um mein "Problem" weiss. Muss ja nicht unbedingt jemand aus der Gruppe sein. Hauptsache, der-/diejenige kennt mein Problem und ich kann quatschen ... Mir hat's vor Jahren geholfen. Jetzt bin ich oft der Angerufene.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Guten Abend Samo,

    bei Deinem Erlebnis mit der „Schwester“ und dem Arzt in der Entgiftung nehme ich an, dass Du in einem klassischen Allgemeinkrankenhaus warst?
    Dort ist die Unwissenheit über Sucht eigentlich eher normal.
    Allgemeinkrankenhäuser sehen sich für die körperliche Entzugsproblematik bedingt zuständig, mehr aber auch nicht.

    Ich habe Deinen Thread aufmerksam verfolgt, und mir fällt vor allem eines auf, dass Du gerne und oft die unterschiedlichsten Gründe vorgibst, „warum Du es nicht schaffen kannst“, trocken zu bleiben.
    Du schreibst von der Suche … nach irgendetwas, von Problematiken neben Deiner Sucht, die Dich daran hindern abstinent zu leben, usw. und davon, dass mehrere Therapie „zu nichts führten“.

    Im Kern ist es ja so, niemand und nichts kann jemand trocken legen, wenn er/sie es selbst nicht will und anstrebt.
    Ich glaube, dieses berühmte „Klick“ ist nichts weiter wie die Einsicht eines Betroffenen, dass nur er/sie allein es tief in sich drin verankert schaffen kann abstinent zu bleiben.
    Nichts Ominöses „irgendwo da draußen“ oder mystisches, das nur durch Glück von irgendwo her angeflogen kommt.
    Es ist – so meine ich – einfach nur der Punkt, an dem Betroffene erkennen, dass es mit Alkohol und aktiver Sucht von nun an nur noch steil abwärts gehen kann, und sie ganz alleine die Entscheidung treffen, ob sie untergehen oder weiter leben wollen.

    Alkoholismus ist im Übrigen nicht wegen der Suizidalität eine tödlich verlaufende Krankheit. Tatsächlich liegt die bei Alkoholismus um die 7%. Dem gegenüber stehen ca. 74.000 Todesfällen, bei denen Alkohol als Todesursache angenommen wird.
    Die Begleiterkrankungen durch Alkoholismus verursacht (Morbidität) liegt um ein Vielfaches höher. Viele davon führen i.d.R. auch zum Tod.

    Ich muss sagen, es stimmt mich sehr traurig, wenn Du in einer Selbsthilfegruppe bist oder warst, in der niemand ist, der Dich im Krankheitsfall, und wenn Du das möchtest bzw. darum bittest, besucht und mit Dir redet.
    In meiner Gruppe ist das selbstverständlich.

    Was Du über den Selbstdarstellungsdrang mancher Alkoholiker schreibst, trifft leider tatsächlich oft (nicht immer) zu. Ich denke, dass es damit zusammenhängt, weil diese Menschen ansonsten nicht sehr viel vorzuweisen haben, außer eben ihren exorbitanten Alkoholkonsum? Eigentlich müsste man sich deswegen ja eher schämen, zumindest geht es mir so. Es ist nichts, womit ich hausieren gehen würde.

    Abschließend möchte ich Dir schreiben, dass es – nicht nur Alkoholismus betreffend – für viele Menschen nicht einfach ist und meist sehr viel Geduld und Ausdauer benötigt, die richtigen, für sie stimmigen Gesprächspartner für ihre Probleme zu finden.
    Du hast immerhin den Zugang nach hier ins Forum gefunden, wo Du Dir all diese Dinge von der Seele schreiben kannst. Das ist ggf. viel mehr, als viele Betroffene für sich tun!

  • Tja, in meiner letzten Selbsthilfegruppe hat mir das niemand angeboten. Es wurde nach der Gruppe gesagt, kannste vielleicht jemanden anrufen, vielleicht haste ja jemanden? Als ich sagte, das ich es versucht habe, aber niemanden erreicht hatte, wurde mir von einem gesagt: Na die haben gedacht, Oh Gott, det Gesülze will ich nicht hören. Sonst kam dann nichts mehr.

    Also, entweder, ich bin ständig in den falschen Gruppen, oder es liegt an mir.

  • Danke Dietmar, für deine Antwort. Ich hab mich von dir verstanden gefühlt. Die damalige Station war übrigens nach außen hin eine qualifizierte Entgiftungsstation.

    Greenfox, du hast mich überhaupt nicht verstanden. Ich wollte absolut nicht stolz darauf sein, auf einer Entgiftungsstation zu sein. Darum ging es nicht. Aber da könnte ich noch so viel schreiben, ich merke, dass du nicht nachvollziehen kannst, wie es mir geht. Musst du ja auch nicht.

    Gruß samo

  • Hallo Samo,

    Zitat

    Tiefpunkt, was ist das? Ich kenne früher aus Selbsthilfegruppen den Spruch: Du musst erst in der Gosse landen, bevor du es wirklich schaffst.

    Was ist eigentlich der Tiefpunkt, damit stellst Du eine sehr gute Frage. Ich denke, dass es DEN Tiefpunkt nicht gibt. Vielleicht sollte man Tiefpunkt an dieser Stelle auch eher mit "Auslöser" ersetzen. Trotzdem ist es aber oft so, dass Alkoholiker eben schon recht "tief" sinken müssen, bevor sie wirklich von dem Zeug loskommen wollen. Ich meine, ich kenne das ja von mir selbst. Natürlich dachte ich immer wenn ich den Versuch startete wieder mal mit dem Trinken aufzuhören, dass ich tatsächlich aufhören will. Nach dem Motto: Und dieses Mal höre ich wirklich auf.... Aber es hat eben nie funktioniert und die Frage ist dann immer: WARUM hat es nicht funktioniert?

    Als ich dann tatsächlich aufgehört habe, war der Auslöser an sich jetzt auch nicht so, dass ich deswegen hätte aufhören "müssen". Es gab in meiner Trinkerkarriere bereits vorher mehrere "tragischere" oder mindestens genauso tragische Ereignisse die als Grund zum Aufhören herhalten hätten können. Nur war es eben da dann so, dass ich ganz plötzlich wusste: Jetzt ist es vorbei, jetzt willst Du nicht mehr, aus, ende, schluss....

    In diesem Zusammenhang wird auch gerne mal vom "Klick" gesprochen. So war das bei mir und ich habe bereits an diesem Abend gespürt, dass es dieses Mal ganz anders war als die vielen Male vorher. Ich hatte natürlich Angst, dass es wieder so kommt wie es immer kam aber ich hatte das tiefe Empfinden, dass ich es diesem mal durchziehen würde - und mir dazu jede Hilfe hole, die mir über den Weg läuft. Und so war es dann auch.

    Ich habe auch von Leuten gehört, die bei einer Wanderung ins Tal blickten und plötzlich wussten: ich will nie mehr trinken. Dieses Klick-Erlebnis scheint recht vielfältig zu sein - allerdings scheinen es auch nicht sehr viele zu erleben. Bei mir war es wohl eine Art "Kombination" - An diesem Abend hat es bei mir tatsächlich Klick gemacht, jedoch war ich bereits derart weit unten, psychisch völlig am Ende, körperlich ebenfalls schon ziemlich angeschlagen, dass ich wohl auch meinen persönlichen Tiefpunkt erreicht hatte.

    Noch eins zum Tiefpunkt: viele erreichen diesen auch gar nicht. Sehr viele erreichen ihn nicht, sie gehen an dieser Krankheit einfach zu Grunde.... Leider

    Unabhängig von meiner längeren Abhandlung zum Thema Tiefpunkt glaube ich bei Dir noch die Angst vor einem "nicht dazu gehören" oder, ich sage jetzt mal, von einem Zweifel an Dir selbst, von einem Zweifel an Deiner eigenen Idendität zu spüren. Ich hoffe Du nimmst mir das nicht übel, wenn ich das so schreibe. Da würde ich Dir am liebsten zurufen: Zweifle nicht - Du bist Du und es ist gut so wie Du bist!

    Ich hatte diese Zweifel übrigens auch. Ich glaube fast, dass das jeder Alkoholiker in irgendeiner Form hat. Meistens aber sehr gut verbergen kann. Aber ich war auch recht schnell der Meinung, dass ich mich nicht meinen Selbstzweifel hingeben werde, ich war recht schnell der Meinung, dass ich kämpfen will und kämpfen werde. Damit meine ich jetzt nicht den Kampf gegen die Sucht, den muss man sowieso aufnehmen wenn man trocken werden will.

    Ich meine den Kampf um mich und meine Persönlichkeit. Auch den Kampf gegen mein zu tiefst schlechtes Gewissen, das mir aufgrund meiner vielen Lügereien, Betrügereien und sonstiger Schandtaten die ich wärend meiner Saufzeit beging fast die Luft zum Atmen nahm. Mein wichtigster Kampf war der Kampf um mein eigenes ich.

    Wer bin ich? Wer will ich sein? Wie will ich sein? Was ist der Sinn meines Lebens? Warum bin ich dort wo ich jetzt stehe? Wie konnte ich so tief sinken? Usw, usf. Das waren alles Schlüsselfragen für mich, diese musste ich mir beantworten um da wieder heraus kommen zu können. Dazu habe ich mir auch Hilfe geholt und diese auch angenommen. Und will Dir auch noch sagen, dass es nicht die professionelle Hilfe war, die mir bei diesem Prozess am meisten gegeben hat. Es war eine andere Hilfe, ein eigener Weg, mein Weg eben, den ich gehen musste. Meine Termine beim Psychologen waren wichtig, ein Baustein, keine Frage. Am meisten geholfen haben mir aber Gespräche mit einem Mönch, der eigentlich völlig unbeteiligt war, den ich Jahre vorher auch nur einmal kurz gesehen hatte. Und genau dieser Mönch blieb mir in Erinnerung wegen seiner positiven Lebenseinstellung, mir einem bis dato wirklich nicht sonderlich gläubigen Menschen. Und genau mit diesem Menschen wollte ich über mich und mein Leben sprechen, einfach so, weil ich mich zufällig an ihn erinnerte. Und ich konnte ihn tatsächlich ausfindig machen und er war tatsächlich bereit sich mit mir, einem seit ein paar Wochen nicht mehr trinkenden Alki, zu unterhalten. Obwohl das nun so gar nicht sein "Bereich" war. Einfach so, wir kannten uns ja nicht und ich musste auch viele Kilometer bis zu seiner Abtei fahren.

    Es wurden zahlreiche Gespräche daraus. Viele Anregungen gab mir dieser Mensch, viele Hinweise ich wie mein Leben (dass komplett zusammmen gebrochen war) neu ordnen konnte. Nie ging es dabei um Gott oder beten, jedoch denke ich heute, dass für ihn sein Gott immer der Wegweiser für sein Handeln mir gegenüber war. Und was soll ich sagen: Er war die Schlüsselfigur für mein heutiges wunderbares Leben und sagt aber berichtigterweise zu mir: Der Schlüssel warst und bist du selbst!

    Ich bin heute wirklich ein sehr glücklicher und sehr zufriedenen und sicher auch dankbarer Mensch. Hätte mir damals jemand gesagt wo ich heute stehe, ich hätte sicher kein Wort geglaubt.

    Ich kann Dir nur sagen: Vertraue in Dich, sei mutig, probiere auch mal was "verrücktes" aus, wenn das klassische nicht funktioniert. Es gibt so viele Weg in die Sucht, so viele individuell unterschiedliche Wege. Und genausoviele gibt es auch wieder heraus.

    Ich wünsche Dir das Allerbeste!

    LG
    gerchla

  • Hallo gerchla,

    danke für deine sehr interessante Anwort.

    Du hast es gut erkannt, ein großes Problem sind meine Selbstzweifel und Identitätsunsicherheiten. Schon immer. Ich hab manchmal das Gefühl, ich hab mir im Laufe meines Lebens eine "Scheinidentität" aufgebaut, wobei ich auch nicht weiß, ob das so stimmt. Diese Scheinidentität ist vielleicht auch einfach ein Teil von mir. So bin ich auch. Aber nicht nur. Aber der Rest ist sehr verworren, sehr instabil usw. Und das Schlimmste ist, dass ich in jüngeren Jahren immer noch glaubte, ich bekomme es mit der Zeit hin, mein Ich zu finden, zu wissen, was ich wirklich will und mir somit ein halbwegs zufriedenes Leben zu gestalten. Und dafür habe ich auch vieles versucht. Wenn man dann so alt wird, wie ich jetzt bin, feststellt, dass man ohne Partnerschaft, ohne Erfolge im Beruf, jetzt mit Erwerbsunfähigkeitsrente, ohne Kinder, einen Kinderwunsch hatte ich früher schon, allein in einer kleinen Wohnung lebt, zwar ein paar Freunde hat, die aber all dieses haben und somit ein ganz anderes Leben leben, dann kann man schwer zurück blicken, aber auch schwer nach vorne blicken.

    Deine Geschichte bezüglich der Gespräche mit dem Mönch finde ich sehr interessant. Das erinnert mich daran, dass es eine Zeit gab, in der ich ab und zu Gespräche mit einem Pfarrer führte, die mir gut taten.

    Deine Ausführungen bezüglich Tiefpunkt oder Klick fand ich auch sehr interessant.

    Liebe Grüße
    samo

  • Hallo zusammen,
    kann mir jemand sagen, wie ich hier in dem Forum schreiben kann?
    DANKE

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