Guten Abend

  • Hallo,


    mein Name ist Babsi und ich habe erkannt, dass ich zu viel trinke. Jeden Abend 1 Flasche Wein und morgens wache ich auf und schleppe mich zur Arbeit, die ich noch erfolgreich ausführe. Die Betonung liegt auf noch. Ich lebe im Ausland und kehre im Juli wieder nach Deutschland zurück, wo ich auch einen Job habe, jetzt muss ich den Absprung schaffen. Mein Problem ist ohne Alkohol das einschlafen. Ich habe öfter schon 1-2 Wochen keinen Alkohol getrunken, dann hatte ich das Problem abends einzuschlafen, wälze mich hin und her und denke, trinke doch was, dann kannst Du schlafen. Wie schafft man das? Gibt es Tabletten oder andere Methoden einzuschlafen? Ich möchte wieder mein altes Leben zurück ohne jeden Tag an Alkohol zu denken.

    Morgen schreibe ich mehr.

    LG Babsi

  • Hallo und HERZLICH WILLKOMMEN hier bei uns im Forum :welcome:

    Ich habe damals bei meinem Ausstieg vor etlichen Jahren in der Langzeittherapie das Autogene Training kennen- und schätzen gelernt. Und das hat mir mittlerweile schon oft geholfen - z.Bsp. eben dann, wenn Abends im Bett die Gedanken anfingen zu kreisen.
    Natürlich hilft es nicht immer - aber immer öfter ;)

    Schön, dass Du etwas ändern möchstest - ich wünsche Dir viel Kraft und Erfolg dafür und uns hier einen guten Austausch!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo!

    Mein Vorschlag: Am frühen Abend noch mal raus an die frische Luft. Mit dem Rad 'ne Weile kräftig kurbeln oder einfach stramm spazieren. Dann bin ich 2-3 Stunden später "kaputt" genug und schlafe problemlos ein.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Hallo Babsi,

    erst mal noch ein herzliches Willkommen auch von mir.

    Ich bin Alkoholiker, Ende 40 und lebe nun schon seit mehreren Jahren ohne Alkohol. Ich trank am Ende meiner Karriere täglich sehr große Mengen an Alkohol. Der Verlauf war klassisch, viele Jahre auf niedrigem Niveau getrunken, aber schon regelmäßig, dann gesteitegert und wieder ein paar Jahre auf höhrem Niveau und irgendwann gings dann richtig ab.

    Das mit dem Einschlafen durch Alkohol funktioniert ja ganz gut. Ich bin zum Ende meiner Trinkerzeit dann IMMER abends einfach irgendwie ins Bett gefallen und war sofort weg. ALLERDINGS - ich wachte dann auch nach ein paar Stunden wieder auf. Dieses "Phänomen" trat erst mit fortgeschrittener Sucht bei mir auf. Dann aber quasi jede Nacht. Wieder einschlafen war dann fast nicht möglich bzw. der Schlaf war wertlos weil von Gedanken zerissen. Es ist eben übrigends eine weit verbreitete Lüge, dass Alkohol den Schlaf fördern würde. Es ist genau das Gegenteil der Fall. Mit Alkohol schläft man schlechter und der Erholungseffekt, den der Schlaf eigentlich bewirkt, findet nur vermindert statt. Kannst Du gerne mal googeln nund nachlesen.

    Ich habe diese Erfahrung genau so gemacht. Wahrscheinlich hätte ich dann nachts auch noch weiter trinken müssen um wieder einschlafen zu können. Das wäre dann wahrscheinlich der nächste Schritt in meiner Sucht gewesen. Morgens angefangen hatte ich ja schon.... Zum Glück konnte ich den Absprung schaffen.

    Die ersten Wochen ohne Alkohol waren dann auch, was das Einschlafen betrifft, etwas schwieriger. Aber nicht dramatisch. Ich habe mir immer Hörspiele zum Einschlafen angemacht. Das hat mich und meine Gedanken abegelenkt und irgendwann bin ich dann eingeschafen. Vielleicht hilft das bei Dir auch? Sehr bald merkte ich dann, dass ich morgens wesentlich fitter war - klar, ich trank nicht mehr aber ich schlief gleichzeitig auch viel besser.

    Auf jeden Fall ist Alkohol als Schlafmittel absolut konraproduktiv - für Dich als süchtigen oder wenigstens stark gefährdeten Menschen sowieso.

    Alles Gute und einen guten Austausch hier im Forum wünsche ich Dir.

    LG
    gerchla

  • Hast recht, ich versuche gerade dieser Hölle zu entkommen.Klappt im Moment noch nicht. In meinem Job habe ich wirklich Anerkennung, komme ich nach Hause sitzt mein Mann da und dann bin ich seine Sekretärin, die arbeitet und manchmal bis 23.00 Uhr. Da ich konzentriert arbeiten muss, er Fern schaut, setzte ich Kopfhörer auf und dann geht er ins Bett und ich muss erst einmal runter kommen, dann ist das nächste Glas Wein dran. Für mich in diesen Moment Entspannung. Ich komme wirklich in diesen Momenten runter, entspanne mich und denke,warum??? Geht es nicht ohne Alkohol? Im Moment nein.
    Ich habe mein Problem erkannt, sehe aber auch mein Problem in meinen Mann. Er hat im Moment kein liebes Wort für mich, ignoriert mich, weil ich nachts noch wach bin. Ich war schon immer ein Nachtmensch, stehe aber auch immer nächsten Morgen auf. Helft mir bitte.

    LG Babsi

  • Guten Morgen Babsi,

    wie eigentlich immer liegt auch bei Dir das eigentliche Problem tiefer. Für mich ist Alkohol, wenn man ihn der Wirkung wegen trinkt, immer ein Mittel um Unangenehmes zu verdrängen, um ein gutes Gefühl zu bekommen, um Positives zu spüren, sich mal entspannen zu können. Wenn man das "mal" macht, dann ist das sicher weiter nicht tragisch. Wenn man allerdings zur Sucht neigt, kann schon dieses "mal machen" den Grundstein für den Einstieg in die Sucht legen.

    Darüber brauchst Du Dir keine Gedanken mehr zu machen, genauso wenig wie ich, denn wir sind bereits süchtig. Von mir weiß ich das sicher, bei Dir deutet zumindest vieles darauf hin.

    Die Frage, die ich mir an Deiner Stelle nun mal stellen würde ist: Was passt denn eigentlich in meinem Leben nicht? Was möchte ich eigentlich? Wo will ich hin, wer will ich sein? Und wer bin ich aktuell tatsächlich?

    Das sind alles Fragen, die ich mir nach meinem Ausstieg eigentlich fast sofort angefangen habe zu stellen. Ich habe also nicht einfach zu trinken aufgehört, sondern ich wollte schon etwas mehr wissen. Also z. B. wieso es so gekommen ist. Ich wollte das verstehen um für mich Rückschlüsse für mein künftiges Leben ziehen zu können. Es gibt auch andere Herangehensweisen. Wir hatten dazu hier im Forum schon sehr interessante Diskussionen. Ich kann Dir aber nur über meine "Variante" berichten.

    Also, die Grundlage dafür, dass ich mir ernsthafte Gedanken machen konnte war natürlich, dass ich erst mal nicht mehr trank. Mit 10 - 12 Bier + einer Flasche Wein pro Tag kann man über solche Dinge nicht objektiv nachdenken, ich glaube das verstehst Du. Du trinkst ja deutlich weniger, aber die Menge ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass man nur mit klarem Verstand aufarbeiten kann.

    Als ich aufhörte zu trinken, habe ich sofort alle möglichen Hilfen gesucht und angenommen, z. B. auch eine SHG, die ich bereits am 1. nüchternen Tag seit x Jahren besuchte. Natürlich machte ich Termine beim Arzt, beim Psychologen und noch einiges mehr. Ok, ich sage jetzt mal: Das waren erst mal 1. Hilfe-Maßnahmen, vor allem die SHG war eine sehr gute 1. Hilfe-Maßnahme für mich. Erst mal war nur wichtig nicht wieder mit dem Trinken zu beginnen. Mir war damals schon bewusst, dass es möglicherweise mein Untergang sein würde, wenn ich wieder mit dem Trinken beginnen würde. Andererseits war ich aber auch fertig, so unten, körperlich und psychisch, dass ich einfach auch nie mehr trinken wollte. Ich wollte es wirklich nicht mehr und ich verschwendete auch keine Sekunde daran, dass ich vielleicht ja irgendwann mal wieder ein Gläschen..... Nein, ich wollte wirklich nie wieder trinken, nie wieder da hin kommen wo ich gerade war.

    Bereits nach ein paar Tagen ging es mir deutlich besser - erst mal körperlich. Und so begann ich dann auch sofort mich mit o. g. Fragen zu beschäftigen. Darüber sprach ich auch mit Psychologen und anderen Menschen, die davon auch durchaus etwas vertstanden. Auch mein bester Freund war mit "eingebunden". Und so vergingen Wochen in denen ich nicht mehr trank und gleichzeitig über mich und mein Leben nachdachte.

    Es folgte als Konsequenz die Trennung von meiner Frau. Eine sehr schwere Entscheidung, auch weil ich damit meine beiden über alles geliebten Kinder "verlor". Ich musste sie treffen. Es gab noch die ein oder andere wichtige Entscheidung bzw. Weichenstellung, die sich aufgrund meiner Aufarbeitung ergaben. Und so ging es langsam aufwärts und immer weiter vorwärts. Der Wunsch Alkohol zu trinken, den gab es zu keiner Zeit mehr. Er verschwand komplett und bleibt hoffentlich auch für den Rest meines Lebens weg. Was ich natürlich nicht zu 100% sagen kann, aber dafür arbeite ich noch heute an meinem Leben.

    Für mich ist das entscheidend. Eine Zufriedenheit mit dem eigenen Leben, dem eigenen Ich. Das halte ich für äußerst wichtig. Denn man muss auch ohne Alkohol alle Hürden eines Lebens meistern. Auch ohne Alkohol bleibt man nicht verschont von Schicksalsschlägen, Pechsträhnen, Problemen, Negativem usw. Auch ohne Alkohol hat man mal Ärger mit dem Partner, in der Arbeit usw. Das Leben geht ja ganz normal weiter ist wird nicht plötzlich rosarot.

    Es ist nur so, dass man Probleme sofort und besser lösen kann und dass einige Probleme, die man sich durch die Sauferei eingehandelt hat, weg bleiben. Aber ansonsten geht alles normal weiter.

    Wenn man allerdings mit seinem Leben und seinem eigenen Ich im Reinen ist, dann ist man stark genug, auch mal schlechte Zeiten problemlos zu meistern. Ist nicht schön, gehört aber zum Leben. Auf die Idee Alkohol als Problemlöser einzusetzen kommt man dann nicht. Und, man ist auch stark genug, mal für andere Menschen da sein zu können, wenn man gebraucht wird.

    Das muss das Ziel sein.

    Vielleicht ist bei dem was ich Dir geschrieben habe etwas für Dich dabei. Ich bin heute ein wirklich glücklicher Mensch. Ich behaupte das von mir, weil ich es so empfinde. Ich bin auch ein sehr dankbarer Mensch. Dankbar für mein neues wunderbares Leben und das ich es so führen kann und darf wie ich es aktuell tue.

    Alles Gute wünsche ich Dir.

    LG
    gerchla

  • Die Frage, die ich mir an Deiner Stelle nun mal stellen würde ist: Was passt denn eigentlich in meinem Leben nicht? Was möchte ich eigentlich? Wo will ich hin, wer will ich sein? Und wer bin ich aktuell tatsächlich?

    Das sind die Fragen, die sich eigentlich jeder stellen sollte. Sie sind der Ausgangspunkt einer jeden Reise. Ob der Weg, den man dann einschlägt, auch ans Ziel führt, ist natürlich ein ganz anderes Thema ...

    Ich habe mir diese Fragen auch erst nach meinem Ausstieg gestellt. Vorher habe ich mich meist gefragt: Wie wollen mich die Anderen sehen und wie muss ich mich verbiegen, um dieses Bild zu erreichen? Ich habe mir Aufgaben aufgehalst und aufhalsen lassen, die mir eigentlich zu viel waren, die ich nicht wollte. Und war aus damaliger Sicht auch der Meinung, dies selbst so zu wollen ...

    In meinem Job habe ich wirklich Anerkennung, komme ich nach Hause sitzt mein Mann da und dann bin ich seine Sekretärin, die arbeitet und manchmal bis 23.00 Uhr.

    Willst Du das (wirklich) - oder nicht? Wenn nicht, musst Du es ändern.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Autogenes Training ist wirklich gut. Braucht etwas Übung, aber hat mir nach jahrelangen einschlaf Problemen wirklich geholfen.

  • Liebe Babsi,
    auch wenn ich ganz neu hier bin, aber mit Einschlafproblemen / Aufwachen in der Nacht kenne ich mich aus. Vielleicht kann ich dir helfen:
    Konkreter Tipp: Wenn du dich auf dein/euer Bett legst und schlafen möchtest, dann nehm dir zuerst noch ein Buch (Ritual). Genieße die Stille und das Für-Dich-Sein. Falls du beim Lesen merkst, dass du tausend andere Gedanken im Kopf hast und du dich nicht auf das Lesen konzentrieren kannst, dann nehme dir ein Schreibbuch und schreibe deine vielen Gedanken auf. Das hilft schon einmal enorm.
    Falls du einfach körperlich nervös bist und auch noch viel denkst dabei, dann auf den Rücken legen, Arme entspannt neben dir, Beine/Füße mit Abstand ausgestreckt entspannt: Jetzt nur auf deinen Körper achten. Du kannst ihn von dem rechten, dann linken Fuß aufwärts scannen, langsam und bewusst, jede Verspannung, jedes Gefühl aufnehmen und einfach nur mit deinem inneren Ich / Herzen/Bewusstsein "anschauen". Tiefe Atmung, so als würdest du sie dort zu der Stelle, wo du grade scannst, hinschicken (hinatmen). Die Atmung muss tief und regelmäßig sein. Du kannst dich anfangs auch erst nur auf die Atmung konzentrieren. Durch das Scannen des Körpers gibt es aber weitere positive Effekte, z.B. können sich so Verspannung lösen. Du wirst ganz schnell sehr, sehr entspannt und müde. Das ist eine Form des autogenen Trainings bzw. eine Yogatechnik. Man muss es, wie alle mentalen Techniken, natürlich auch etwas üben und ausprobieren, aber der Effekt ist unglaublich.

    Generell hilft: Jeden Morgen nach dem Aufstehen Morgenseiten schreiben. Eine Art Tagebuch ohne bewusster Vernunft oder dem Willen, etwas literarisches schreiben zu wollen. Vier Seiten täglich. Egal was. Keine Zensur. Durch diese Technik wirst du dauerhaft deinen Geist klären. Auf den Seiten kannst du nachlesen, wenn du möchtest, was dich eigentlich wirklich beschäftigt und wohin die Reise geht. Es zählt: Jeden Tag zu schreiben. Da ist etwas Disziplin gefragt.

    Letzte Technik: Hörspiele hören. Seit Jahren höre ich drei immergleiche Hörspiele hin und wieder, wenn ich nicht schlafen kann. Da ich sie in und auswendig kenne, sind sie sehr beruhigend.
    LG Licht

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