Ich bin Stolz auf mich!

  • Ich wollte immer Perfekt sein, schon als Kind wurde mir beigebracht "gut ist nicht gleich gut genug". Diese Prägung machte mich schon als Kind psychisch Krank. Ich habe nicht verstanden warum ich Perfekt sein soll und meine Eltern nicht, Vater hat gesoffen und meine Mutter bestrafte mich, wenn ich nicht so funktioniert habe wie sie es wollte, hat sie mich mit Tagelangen anschweigen verbracht. Mit 13 habe ich angefangen täglich Bier zu trinken,ich habe besser funktioniert. Im meinen Berufsleben, ( ich habe Maurer gelernt) war ich mit meiner Arbeitsleistung nie zu frieden, wollte immer besser sein. Doch Perfektion gibt es nicht, es geht immer etwas besser.
    Ich habe meinen Rücken kaputt gemacht, habe immer versucht schwerer zu arbeiten als die Anderen. Der Alkohol war eine gute Medizin, nahm er mir doch meine Schmerzen, konnte so über dem Limit arbeiten.
    Nur mein Freund Alkohol war nicht mein Freund, er wollte mich zerstören. Vor zehn Jahren, hatte er es fast geschafft mich kaputt zu machen.
    Gott sei Dank gab es Menschen die mir geholfen haben, aus der Sucht auszusteigen.
    2007 habe ich mich mit Druck von meiner Frau, Arzt und Arbeitgeber Hilfe geholt, Suchtberatung, Entgiftung und Entwöhnung in der Salusklinik Friedrichsdorf.
    Aber mein Körper und Seele waren kaputt, wurde deswegen 2013 berentet.
    2008 habe ich eine Shg. vom Blauen Kreuz München gefunden, bei der ich mich wohl gefühlt habe. Mit dem Gruppenleiter begann eine tolle Freundschaft. Ich habe mit ihm 2008 den Suchtkrankenhelfer gemacht und die Gruppen gleichberechtigt mit ihm moderiert.
    Aber ich war mit mir nicht zufrieden, ich könnte besser sein in der Gruppe und auch zu Hause. Fühlte mich als Versager, Rentner 50 Jahren, habe mich geschämt. Mein Freund hat immer wieder gesagt, wie Stolz er auf mich ist weil ich nie einen Rückfall hatte. Für mich war das ein muss, ich war es allen Menschen an meiner Seite schuldig trocken zu bleiben war ich ja ein Versager in meiner Trink zeit und auch danach.
    In den ersten 8 Jahren seit meiner Entgiftung, war ich 11 mal in verschieden Psychiatrien. Habe mich mit meinen Versagen immer wieder runter gezogen. 2014 hatte ich eine besondere Therapie in der LMU Psychiatrie Nussbaumstrasse. Hier wurde an meinen Prägungen aus meiner Kindheit und den daraus entstandenen Verhaltensweisen gearbeitet, das hat mich weiter gebracht. Ab November 2015 hatte ich eine Ausbildung zum Genesungsbegleiter gemacht ( EX-IN). Es hat klick bei mir gemacht, Perfektion gibt es nicht. Ich war der Einzige in der Gruppe ohne Abitur, habe mich am Anfang dafür geschämt. Musste mich nicht schämen die Anderen waren nicht besser als ich, wir waren alle auf Augenhöhe. Ich musste für die Ausbildung 120 Stunden Praktikum in einer Einrichtung für Pschyschkranken Menschen machen. Hatte Angst, kein Grund, das Praktikum ist toll gelaufen. Auch ein Portfolio war Pflicht, beim Schreiben, habe ich selbst gesehen was ich in meinen leben geleistet habe. Die Ausbildung habe ich erfolgreich beendet und eine Arbeit bei der Caritas bekommen. Ich verdiene Geld und habe wieder regelmäßige Arbeit.
    So und jetzt bin ich Stolz, was ich in meinen Leben erreicht habe. Trotz Alkohol, bin ich nicht aufgefallen. Habe meine Traumfrau geheiratet, wir haben zwei tolle Söhne, war nie Arbeitslos, habe Ausbildung, Zusatzausbildungen. ich habe viel geleistet, kann Stolz auf mich sein.
    Am 9 November, bin ich genau 10 Jahre trocken, bin sehr Stolz auf mich. In der Arbeit werde ich sehr geschätzt, die Sozialpsychologin nen begegnen mich auf Augenhöhe. Es geht mir psychisch gut, bin mit dem was ich mache zufrieden, nicht mehr Perfekt.
    Mein Anliegen ist in den Gruppen, vor allem in der Psychiatrie, den Betroffenen zu zeigen, sind keine Versager sondern leisten großes wenn man freiwillig in die Entgiftung geht. Ich bin Stolz auf mich, auch auf Besucher in den Gruppen die es auch länger geschafft haben trocken zu bleiben. Stolz auf mich zu sein ist für mich Medizin, mein Antidepressiva. Will nicht mehr Perfekt sein, bin so wie ich bin gut so.
    Es wäre schön wenn auch Andere für sich etwas finden worauf man Stolz sein kann.

    Woko

    Das Leben leben ohne Alkohol und Medikamente!

  • Gutes Statement! 44.

    Mein Anliegen ist in den Gruppen, vor allem in der Psychiatrie, den Betroffenen zu zeigen, sind keine Versager sondern leisten großes wenn man freiwillig in die Entgiftung geht. Ich bin Stolz auf mich, auch auf Besucher in den Gruppen die es auch länger geschafft haben trocken zu bleiben. Stolz auf mich zu sein ist für mich Medizin, mein Antidepressiva. Will nicht mehr Perfekt sein, bin so wie ich bin gut so.

    Kann nix hinzufügen.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Woko,

    ich freue mich, dass Du dein Leben geändert hast und wünsche Dir alles Gute und Schöne in Deiner Zukunft!

    Viele Grüße!

  • Hallo Woko!

    Ich freue mich immer wieder, wenn ich von solchen positiven Entwicklungen lese.

    Ergänzen möchte ich noch:

    Zitat

    So und jetzt bin ich Stolz, was ich in meinen Leben erreicht habe.

    Vor allem: Du kannst stolz darauf sein, dass Du es trotz der Krankheit und all den Widrigkeiten in Deinem Leben so weit gebracht hast!
    Dicker Respekt und Gratulation dafür!!

  • Hallo Woko!
    Voll Respekt und vielen Dank für deine Mitteilung! Das tut sehr gut!
    Weiter so! Viel Glück!
    Viele Grüße.
    Nina

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