Ein nüchternes Hallo in die Runde

  • Schon der Höflichkeit wegen möchte ich mich hier kurz vorstellen. Bis 9. Mai diesen Jahres habe ich fast täglich getrunken, gekokst und Tabletten genommen. Vom Co-Alkoholiker zum reinen Alkoholiker abgerutscht. Es war ein ernüchterndes und einschneidendes Erlebnis, warum ich mich tags darauf in eine Beratungsstelle begeben habe. Seit dem 10. Mai und für die nächsten 18 Monate noch bin ich in ambulanter Therapie. Heute bin ich froh diesen Schritt gemacht zu haben. Froh auch darüber, dass mir mein Körper verziehen hat und mir alkoholbedingter Schaden erspart blieb. Meine Motivation künftig nicht mehr zu trinken oder sonst in einer Art zu betäuben ist nicht mehr so zu sein, wie ich zuletzt am 9. Mai und die Zeit davor war.

    Da ich erkannt habe, dass der Weg in eine dauerhafte Abstinenz schwer und lange ist, möchte ich hierüber Austausch finden.

    Viele Grüße

  • Hallo und HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Ich - männlich, Ü50, Alkoholiker, seit einigen Jahren trocken - freue mich, dass Du den Schritt gemacht hast und etwas FÜR Dein Leben unternommen hast.

    Vom Co-Abhängigen zum Co-Abhängigen ... da bist Du leider nicht der/die ( nixweiss0 ) Erste. In meiner SHG sprechen wir des Öfteren über das Thema "Von der Abhängigkeit in die Abhängigkeit" ... ich nenn es jetzt mal so. Ob es bei Dir so war, weiß ich nicht, aber bei uns gibt es mehrere, denen es so erging: Pflege von Angehörigen (meist Eltern) neben gleichzeitiger "Belastung durch Arbeit, eigene Familie und Kinder - immer mehr Stress - man sieht keine Möglichkeit, auszusteigen, NEIN zu sagen - gelegentlicher Griff zur Flasche, zu Medikamenten, um sich zu entspannen - ständiger Griff ... neue Abhängigkeit.

    Bei mir kam es nicht aus dieser Spirale. Bei mir war es, denke ich, vielmehr die Gewöhnung über viele Jahre. Es gehörte einfach immer und überall dazu :-[
    Aber zum Glück habe ich mich auch vor etlichen Jahren aufgerafft und den Ausstieg geschafft :)

    Ich drücke Dir jedenfalls ganz feste die Daumen!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Nullpromille!

    Glückwunsch zu deinem Entschluss und die konkret umgesetzten Schritte. Du hast schon knapp 4 Monate geschafft. Ich kann nur raten, erst mal in kleinen zeitlichen Schritten zu denken: Trocken und clean über den Tag kommen, bis dies zur Gewohnheit wird.

    Du hast Recht: Es ist ein langer Weg, m.E. ein lebenslanger. Ich bin jetzt im dritten Jahr. Nach ca. einem Jahr wurde er für mich spürbar leichter. Die Abstinenz hatte sich auch geistig gesetzt und ist für mich heute etwas ganz Natürliches. Ich vermisse nichts von meinem alten Leben.

    Wichtig war für mich, in meiner Freizeit mich auf Dinge zu konzentrieren, die mir Ausgleich und Freude zugleich verschaffen. Ich habe z.B. meine sportlichen Aktivitäten gesteigert.

    Ich drücke die Daumen für das weitere Gelingen.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Hallo Nullpromille,

    herzlich Willkommen hier im Forum und herzlichen Glückwunsch zu Deiner Entscheidung für ein alkoholfreies Leben!

    Zitat

    Da ich erkannt habe, dass der Weg in eine dauerhafte Abstinenz schwer und lange ist, möchte ich hierüber Austausch finden.

    Da hast Du natürlich vollkommen Recht! Aber es ist möglich dauerhaft abstinent zu leben, auch für Alkoholiker und es ist auch möglich damit zufrieden und glücklich zu sein. Bei mir ist es nun schon einige Jahre her dass ich mein letztes Bier getrunken habe. Vorher hatte ich zahlreiche Versuche gestartet zu reduzieren, auch aufzuhören. Sind alle fehlgeschlagen weil ich dachte ich müsste halt einfach nur weniger oder nichts mehr trinken. Dann wird das schon wieder.

    Dem ist eben nicht so - nur nichts mehr trinken (oder koksen) reicht eben lange nicht aus und ich denke, dass Du durch die begleitende amblulante Therapie genau den richtigen Weg eingeschlagen hast. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Aufarbeiten meiner Sucht, das Hinterfragen wieso weshalb warum der Schlüssel zum Erfolg war. Lange habe ich dann über die Frage nachgedacht, was der Alkohol mir eigentlich Positives gegeben hat. Und ob mir das in meiner Zunkunft auch noch geben könnte. Ich kam zu dem Ergebnis, dass die positiven Eigenschaften immer nur sehr temporär waren, dass der Alkohol in Wirklichkeit immer nur die Wahrheit verdeckt bzw. ganz kurz ausgeblendet hat. Er war nie für irgendwas wirklich gut und die wenigen positiven Erinnerungen, die ich eigentlich nur in den Anfängen meiner Sucht noch hatte, bezogen sich immer auf lustige Feiern, locker sein, entspannt sein usw.

    Und da dachte ich mir, diese Eigenschaften, diese schönen positiven Zustände, die müsste ich doch eigentlich auch ohne Alkohol erreichen können. Nun, es braucht vielleicht bisl "Übung", aber heute feiere ich ohne Alkohol lustiger als früher mit. Ich kann mich wunderbar entspannen, bei mir ist es der Ausdauersport der mir hier den Alk ersetzt.

    Ich möchte nie mehr zurück in die alte Zeit. Mein Leben ist so wunderbar ohne dieses Suchmittel. Und ja, ich habe auch ohne Alkohol Probleme. Ich lasse sie zu, ich gehe damit um, ich versuche sie zu lösen und meist gelingt das wunderbar. Mit Alkohol habe ich sie verdrängt, nicht gelöst und nebenbei noch neue produziert.

    Ich wünsche Dir alles Gute auf Deinem Weg und einen guten Austausch hier im Forum.

    LG
    gerchla

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