Hallo, ich möchte mich gerne vorstellen

  • Hallo,

    ich bin 27 Jahre und bin seit circa einem Jahr richtig Alkohol abhängig.
    Es fing als ich 15 war, dass ich immer mal wieder auf Partys getrunken habe, aber noch nicht in so starken Mengen.
    Aber mit den Jahren wurde es immer mehr..
    Mit 20 hat es dann extremer angefangen, dass ich mich alle 2 Wochen alleine zuhause voll laufen lassen habe. Trotzdem war ich immer noch lustig drauf, wenn ich getrunken habe.
    Jetzt ein paar Jahre später, trinke ich jeden 2. oder manchmal sogar jeden Tag. Ich trinke zwar nicht gleich in der Früh, aber mein ganzer Tagesablauf wird so geplant , dass ich immer
    in einen Biergarten gehe, oder in ein cafe, oder mir was für zuhause hole, sodass ich immer etwas zu trinken habe.
    Ich kann auch nicht nach einem Glas aufhören.. nein ich trinke so dermaßen viel, dass ich auf nichts und niemanden mehr höre,
    emotional werde und die dümmste Dinge mache. Ich spreche oft Leute an, setzte mich zu Ihnen und bin auf einmal nicht mehr schüchtern. Oder ich fühle mich oft gleich angegriffen und werde dann aggressiv. Ich werde nicht gewalttätig aber ich sage oft Sachen, die ich gar nicht so meine.
    Meine Eltern, sowie mein Partner haben sehr darunter gelitten, auch Freundschaften habe ich damit zerstört.
    Ich habe auch einen geregelten Job, aber sobald ich mal frei habe oder Feierabend, fange ich an mit dem trinken.
    Immer am nächsten Tag hasse ich mich dafür und schwöre damit aufzuhören aber dann werde ich wieder schwach.
    Meine Eltern waren früher selber Alkoholiker und ich habe mir immer geschworen, so nie zu werden aber jetzt bin ich kein Deut besser.
    Das schlimmste ist, das der ganze nächste Tag für mich die Hölle ist, da ich so kaputt danach bin, dass ich nur zuhause liegen bleibe.
    So habe ich schon so viele Termine und Treffen mit Freunden absagen müssen, sodass auf mich kein verlass mehr ist.
    Ich möchte, bzw traue ich mich nicht in eine Therapie, weil ich das anderen Leuten einfach nicht gestehen kann vor Scham.
    Daher habe ich mich hier angemeldet um vielleicht ein paar Tips und Ratschläge zu bekommen, oder auch das Erfahrungen ausgetauscht werden.
    ich will definitiv damit aufhören, denn das Leben ohne Alkohol ist einfach so viel besser.
    Liebe Grüße

  • Hallo LLL,

    auch wenn du dich anscheinend schon wieder abgemeldet hast, vielleicht liest du ja noch mit.

    Zunächst einmal: Du bist keinen Deut schlechter oder besser als andere Menschen, nur weil du ein Trinker/eine Trinkerin bist. Aber du hast ein Problem, das dein Leben mehr und mehr zum Negativen verändert.
    Und deshalb gibt es eigentlich nur eins: Raus aus dem elendigen Kreislauf der Sucht.

    Wenn du das alleine hinbekommst, dann ist das so. Und wenn du dazu Hilfe/Therapie benötigst, dann ist das eben auch so. Ich verstehe deine Scham. War bei mir auch so bis zu dem Punkt, wo ich mich endgültig darauf festgelegt hatte, aus dem Suchtkreislauf auszusteigen. Ab da zählte nur noch die Frage: Wie komme ich am besten raus aus dem Schlamassel?

    Das Leben ohne Sucht ist tatsächlich um Längen besser. Für mich bedeutet es in erster Linie Freiheit. Was erwartest du für dich?

    Willkommen im Forum!

    Bassmann

  • Ich kann mich den Ausführungen Bassmanns nur anschließen.

    Schade, dass Du Dich anscheinend vor Deinem Mut, Dich (zumindest anonym) zu outen erschreckt hast.
    Auch ich dachte früher, der Einzigste Loser zu sein, nichts wert - obwohl ich doch auch die Menschen, die noch tiefer gerutscht waren wie ich, auch vor Augen hatte. Ich hatte ja immerhin noch Wohnung, Famile, Arbeit ...
    In der Gemeinschaft habe ich dann gemerkt, dass es nicht nur mir so geht, andere die wenn schon nicht gleichen (war aber oft auch der Fall) dann aber ähnliche Probleme haben/hatten. Und aus deren Lösungen/Lösungsansätzen habe ich dann meine Lösungen/Lösungsansätze gezogen.
    Und die geben ich heute - nachdem ich nun schon ein paar Jahre nach mehreren Anläufen trocken bin - weiter. Vielleicht helfen sie ja jemandem.

    Also: nicht den Mut verlieren! Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut ...

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo LifeLaughLove, :)

    ich möchte etwas zum Schämen sagen. Der Satz, der mein Leben immer
    unerträglicher gemacht hat, war "das darf aber niemand wissen (über mich)".

    Wenn das niemand wissen darf, musste ich das also "allein hinkriegen".
    So fertig mit meiner Welt und so mutlos, wie mich meine eigenen Anläufe
    schon gemacht hatten. Es geht nicht ohne Vertrauen, MIT dem eigenen
    Problem OK zu sein, dass man "das haben darf, dass es das gibt".

    Dieses Forum belegt das ja. Etliche Selbsthilfegruppen auch. Abhängigkeit
    gilt inzwischen als anerkannte Krankheit. Also als ein Geschehen, das nur
    mit Unterstützung (medizinisch, therapeutisch, usw.) zu behandeln ist.

    Unterstützung brauchen ist also ebenso anerkannt.

    Sich aktiv danach umzuschauen, gilt als Beleg FÜR den eigenen Willen,
    sich daraus wieder befreien zu wollen. Daraus spricht Selbstachtung!
    Ein besseres Leben haben zu wollen, das muss man sich erstmal trauen.

    Es gehört zum Wesen der Therapie, dem Menschen sein innerstes "ich"
    zurück zu schenken. Es geht nicht um Fehler-Reparatur. Ich brauchte sehr
    lange, um entdecken zu können, wo die Scham mein DENKEN über mich
    selbst verändert hat. Und wo ich also falsche Dinge über mich zu glauben
    gelernt habe. (Dass ich keine Fehler machen darf, keine seelischen Schmer-
    zen haben, nie schwach sein, niemanden brauchen, keine Aggression fühlen,
    usw. ... )

    Vielleicht wirst Du staunen, wieviel schon in Ordnung ist mir Dir.

    Und vielleicht gibt der Alkohol dann Dir und dem Therapeuten Hinweise,
    in welchen Punkten Du selbst durch Dein Zuhause "versehrt" warst und Du
    Dir nicht anders als mit Flucht/Sucht zu helfen wusstest.

    Ich bin auch in alkoholkrankem Elternhaus aufgewachsen und das macht
    etwas mit einem. Ich habe völlig falsche "Anleitungen" zum Umgang mit mir
    selbst abgeguckt. Scham, unmenschlicher Leistungswille, Härte gegen sich
    selbst und vor allem Dichthalten über jegliches Gefühl. "Du erzählst doch
    niemandem, was hier ist ?!" (Anordnung, keine Frage.) Also schämte ich mich
    schon als Kind für das, was bei uns (also auch MIR) nicht "normal" war.

    Rückblickend kann ich nur sagen: Kein Wunder, dass ich zerrissen, verängstigt
    und so gut wie freudlos war, immer auf der Suche, "eine Bessere" zu sein. BIS
    mir mein Therapeut stückchenweise klar machen konnte, was bereits zum Besten
    bestellt ist, worüber ich längst an Fähigkeiten verfüge. Fühlen war die wichtigste.
    Und dass es nur unter dieser alles zerfressenden Scham verschüttet war. Scham,
    die nichtmal meine eigene war! - Die stattdessen aber meine Lebendigkeit verklebt
    hat. - Als ich das begriff, wurde ich erstmals in meinem Leben richtig wütend!

    Ich war also blockiert und unfähig, um Hilfe zu bitten, weil mir jemand Fremdes
    (meine Eltern) vormachte, dass ER/SIE Hilfe niemals bräuchte. (Und ich ja wohl
    aus Loyalität nicht? Niemanden, um MEINE Ängste loszuwerden, um reden zu können?)

    In "Sucht-Familien" wird nicht über das geredet, was offenkundig ist: Schmerz, Scham.
    Man "hat" weder Probleme noch Schmerzen noch Scham. - Es braucht viel Glück, trotz
    dieser "Gehirnwäsche" noch Schmerz genug fühlen zu können, um MEHR fürs EIGENE
    Leben rausholen zu wollen. Und dann brauchte ich Mut und Ermutigung durch andere,
    an diesen Wunsch zu GLAUBEN. Und an das Recht, es "schöner" haben zu dürfen, als
    meine Eltern es sich (und damit früher auch mir) gestatten konnten.

    Mein "Irrweg" (Gefühle abkapseln, freudlos und oft isoliert zu sein) entpuppte sich als
    folgerichtiger Schritt in einem kaputten System (Sucht/Familie). Als Produkt außerhalb
    meines eigenen Wesens und meiner eigenen Vollständigkeit. - Die musste/durfte ich
    dann etwas verspätet kennen lernen!

    :sun:


    Ich wünsche Dir Kraft und Mut, an die Berechtigung Deiner Gefühle & Wünsche zu glauben!

    Liebe Grüße,
    Wolfsfrau

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