Guten Abend

  • Hallo zusammen,
    ich bin Mona, Mitte 40, Mutter eines gerade erwachsenen Sohnes, und bin in fester Anstellung, halbtags als kaufmännische Angestellte tätig.

    Seit ca. 5 Jahren trinke ich zu viel Alkohol. Nicht täglich aber in schlechten Zeiten mindestens 2 mal die Woche. In den 5 Jahren habe ich bereits 2 mal den Versuch gestartet den Konsum runter zu schrauben und wieder ein normales Verhältnis zum Alkohol zu bekommen. Das geht dann auch eine Zeit lang gut. Bis zu dem Punkt, wo ich mir dann denke, ach siehste, geht doch, alles halb so wild.
    Wen stört es schon wenn ich im Rausch einschlafe und mit nem Kater am nächsten Tag aufwache.
    Ich bekomme ja auch so noch Alles gut auf die Reihe.

    Allerdings bin ich mir da in den letzten Wochen nicht mehr so sicher. Ich bekomme zwar meinen Alltag gut gestemmt und hab auch keine großen Sorgen. Was aber gelitten hat sind meine zwischenmenschlichen Kontakte. Die sind quasi nicht mehr vorhanden. Ich habe noch meine Familie und auch den Austausch mit Kollegen. Das war es dann aber auch schon.

    Ich habe in den letzten Jahren, nach und nach, sämtliche Kontakte abgebrochen. Auch habe ich so gut wie gar kein Interesse mehr mich außerhalb meiner täglichen Arbeit mit Menschen zu umgeben. Es ist mir ein Graus wenn ich daran denke, dass ich in 2 Wochen zu einem Geburtstagsessen muss.

    Zuerst habe ich den Alkohol mit meinem sozialen Rückzug nicht in Verbindung gebracht. Dachte, na dann ist das halt jetzt mal ne Zeit lang so.....

    Naja, wie auch immer, jedenfalls ist hier und da ist etwas im Argen, dass so nicht bleiben kann.

    Deswegen bin ich letzte Woche auf dieses Forum gestoßen, habe mir auch schon einige Vorstellungsrunden,die dazugehörigen Kommentare und Hilfestellungen durchgelesen und dachte, dass ich dann auch mal HALLO sagen sollte.

    Mein Ziel ist es, mindestens ein halbes Jahr gar keinen Alkohol zu trinken und mein Wunsch ist es nach diesem halben Jahr wieder ein normales Verhältnis dazu zu bekommen.

    Getrunken habe ich seit letzter Woche Mittwoch nicht. Was aber nichts heißt. Es soll dauerhaft so bleiben.

    Liebe Grüße
    Mona

  • Hallo, Mona, und HERZLICH WILLKOMMEN hier bei uns im Forum :welcome:

    Ich bin männlich, Ü50, und seit ca. 9 Jahren trocken. Und davor war ich etliche Jahre "gut dabei" ...

    Deswegen bin ich letzte Woche auf dieses Forum gestoßen, habe mir auch schon einige Vorstellungsrunden,die dazugehörigen Kommentare und Hilfestellungen durchgelesen und dachte, dass ich dann auch mal HALLO sagen sollte.

    Ich nehme an, dass Du bei einigen Vorstellungen eine Art Spiegel vorgehalten bekommen hast?
    Ich fand es zu Beginn meines Ausstiegs - und auch heute noch - immer wieder erstaunlich, wie sehr sich oft die Geschichten gleichen/ähneln. Es hat mir aber auch gezeigt, dass ich mit meinen Problemen in puncto Alkohol nicht alleine war/bin.

    Mein Ziel ist es, mindestens ein halbes Jahr gar keinen Alkohol zu trinken und mein Wunsch ist es nach diesem halben Jahr wieder ein normales Verhältnis dazu zu bekommen.

    Teil 1 des Satzes finde ich Spitze. Dass ich beim 2. Teil mehr als skeptisch bin mögst Du mir bitte nachsehen - dafür habe ich meine eigenen Erfahrungen gemacht und zu viele fast gleichlautende Berichte von anderen Betroffenen gehört.

    Aber mach erstmal den Anfang - und dann kannst Du weitersehen. Auch wenn das


    Mein Ziel ist es, mindestens ein halbes Jahr gar keinen Alkohol zu trinken und mein Wunsch ist es nach diesem halben Jahr wieder ein normales Verhältnis dazu zu bekommen.

    Getrunken habe ich seit letzter Woche Mittwoch nicht. Was aber nichts heißt. Es soll dauerhaft so bleiben.

    sich widerspricht.

    Viel Erfolg bei dem geplanten halben Jahr :)

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Greenfox,

    vielen Dank für die schnelle und vor allem nette Begrüßung :)

    Du hast es richtig erkannt. Der Gedanke letzte Woche war: Es kann ja nicht schaden im Internet mal nach Alkoholentwöhnung zu googeln und mal zu forschen wie ich am besten mit meinem Problem umgehen könnte, wo ich überhaupt stehe usw...

    Bin dann hier gelandet und mich von Vorstellungsrunde zu Vorstellungsrunde durchgelesen.

    Vieles kam mir bekannt vor. Und das erste was ich seit dem mache, ist nach dem Aufstehen oder nach der Arbeit hier weiter mitzulesen.

    Es hat mich viel Überwindung gekostet mich hier anzumelden. Ich kann nicht mal genau sagen warum. Es fällt mir enorm schwer, mir Schwächen einzugestehen. Gegenüber anderen Menschen bin ich sehr tolerant. Aber mir selbst einzugestehen, das ich da ein Problem habe, welches ich mal nicht so eben wieder hingebogen bekomme, fällt mir sehr schwer.
    Darum wahrscheinlich auch mein Rückzug aus der Gesellschaft. Es soll und darf niemand wissen, dass ich ein Alkoholproblem habe.

    Die Schicksale hier haben mir aber gezeigt, das es wirklich Jeden treffen kann. Und hier muss ich mich auch nicht schämen.

    Ich habe noch nie mit einem Menschen darüber gesprochen. Auch nicht mit einem Arzt oder so.

    Ja der letzte Absatz den Du von mir zitiert hast, da habe ich auch überlegt ob ich den so abschicke. Den Widerspruch darin habe ich auch erkannt. Es fällt mir aber noch schwerer zu schreiben, ich werde NIE wieder Alkohol trinken. Denn was wenn ich das nicht einhalten kann?

    LG

  • 44. Hallo Mona. :welcome:

    Erst einmal hast du einen Entschluss gefasst und suchst nach deinem Weg. Das ist doch schon ein Erfolg. Jetzt musst du nur noch los laufen. Schritt für Schritt kommst du weiter. Du wirst sehen, du wirst wieder zu dir finden und es wird dir Spaß machen ohne Alkohol und ohne Kater durch die Welt zu laufen. Ich habe auch etwas länger gebraucht, mich hier anzumelden. Nicht schlimm. Jeder ist so wie er ist und das ist gut. Ich bin jetzt 3 Jahre alkoholfrei, habe einen neuen Freundeskreis und genieße und liebe mein neues Leben. Es hat sich viel geändert. Positiv. Ich wünsche dir einen guten Austausch.

    LG Betty :sun:

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

    Einmal editiert, zuletzt von Betty (28. März 2017 um 08:43)

  • Hallo Betty,

    so ist es. Ich suche nach dem Weg. Und jetzt bin ich erstmal hier. Lese und beschäftige mich intensiver mit dem Thema.

    Dass Du es geschafft hast und sich Dein Leben zum Guten gewendet hat, gibt mir Mut.

    Für heute freue ich mich darüber wieder nüchtern ins Bett zu gehen und morgen frisch aus dem Bett zu kommen, ohne schlechtes Gewissen.

    Gute Nacht.

  • Für heute freue ich mich darüber wieder nüchtern ins Bett zu gehen und morgen frisch aus dem Bett zu kommen, ohne schlechtes Gewissen.

    44. Und MORGEN gibt es ein neues HEUTE :D

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!


  • Es fällt mir aber noch schwerer zu schreiben, ich werde NIE wieder Alkohol trinken. Denn was wenn ich das nicht einhalten kann?

    Hallo Mona,

    mach dir da diesbezüglich keinen Stress! Also ich habe mir das nie gesagt, das ist ja nicht besonders ermutigend. Dasselbe Argument habe ich einmal bei einem Arzt vorgebracht. Der meinte, ich solle mich auf die unmittelbare Zukunft konzentrieren, und einmal vergessen, was in ein par Wochen, Jahren sein könnte. Das verursacht nur unnötigen Stress. Das Leben findet heute und morgem statt, nicht irgendwo in einer nicht greifbaren Zukunft.

    Wennst es nicht einhalten kannst? Wenn das so wäre, kann man immer noch immer wieder aufstehen, analysieren, weitermachen. Besser keine zu grossen oder hohe Ziele, eins nach dem anderen, Schritt für Schritt, Tag für Tag. Vielleicht verschwindet ja auch das Thema Alkohol mehr und mehr aus dem Leben, Alkohol hat einfach keine Bedeutung mehr, wird unwichtig, ... wer weiss?

    Gut finde ich es, wegzukommen von diesem einschränkenden und entmutigendem Denken von "ich darf nicht mehr trinken" zu ich "ich will nichts mehr trinken", "ich brauche den Alkohol nicht (mehr)". Die positiven Auswirkungen in den Vordergrund stellen (Gesundheit, Fitness, Freiheit, neue Chancen, ...). Eine handschriftliche Motivationsliste erstellen (hab ich damals gemacht).

    Was ich auch noch sehr hilfreich und motivierend finde, ist jeden Tag das gesparte Geld auf die Seite legen, und sich von dem was schönes kaufen, selbst belohnen, oder zb. zusätzlich für Urlaub verwenden, ...

    Oder auch mehr Sport, alte verschüttete Hobbies wieder aktivieren, neue finden, ...

    Einmal editiert, zuletzt von franz68 (28. März 2017 um 06:34)

  • Moin, moin,

    ich wünsche dir einen schönen Frühlingstag. Genieße den Tag.

    LG Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Hallo Mona,

    auch ich bin der Meinung, dass du dir keinen unnötigen Stress machen solltest, sondern schlicht und einfach erst einmal Erfahrungen sammeln solltest, welche Möglichkeiten ein Leben ohne Sucht bietet.

    ich fand meine Sauferei mit zunehmender Dauer immer belastender.
    Als ich aus dem Suchtkreislauf ausstieg, gingen meine Gedanken deshalb nicht erstrangig um die Frage, ob ich nun nie wieder Alkohol trinken darf, sondern richteten sich auf die Möglichkeit, mich so weit zu verändern, dass ich nie wieder Alkohol trinken muss.

    Ich empfinde meine physische und insbesondere psychische Entfernung vom Alkohol nach wie vor als Befreiung und nicht als Beschneidung meiner Möglichkeiten.

    Viele Grüße
    Bassmann

  • Guten Morgen Mona,

    auch von mir ein Willkommensgruß!

    Du hast einen unschätzbaren Vorteil für Dein Vorhaben mal zumindest für geraume Zeit abstinent zu bleiben, auf Deiner Seite: Du hast das Problem selbst erkannt und durch Deine Anmeldung hier im Forum begonnen, aktiv etwas dagegen zu tun.

    Zitat

    In den 5 Jahren habe ich bereits 2 mal den Versuch gestartet den Konsum runter zu schrauben und wieder ein normales Verhältnis zum Alkohol zu bekommen. Das geht dann auch eine Zeit lang gut. Bis zu dem Punkt, wo ich mir dann denke, ach siehste, geht doch, alles halb so wild.
    Wen stört es schon wenn ich im Rausch einschlafe und mit nem Kater am nächsten Tag aufwache.
    Ich bekomme ja auch so noch Alles gut auf die Reihe.

    Bei sehr vielen Betroffenen gibt es die von Dir beschriebene Phase.
    Bevor konkret darüber nachgedacht wird, dass (auch) ein mäßiger Konsum nicht mehr möglich ist, und schon nach einem erneuten Kontakt zum Suchtmittel wieder die Kontrolle abhanden kommt, versuchen die Betroffenen mit viel Anstrengung immer wieder einige Zeit ohne Suchtmittel zu verbringen.

    Dabei wird die wichtigste Frage, nämlich „warum muss ich wieder (so viel) trinken, und vor was flüchte ich mittels des Alkohols?“ zuerst einmal gar nicht gestellt.
    Der Alkohol und der daraus folgende Rauschzustand hat ja immer auch eine Funktion im Leben von Betroffenen.
    Auch die Rechtfertigung und Bagadellisierung gehört zu dieser Phase.

    Zitat

    Ich habe in den letzten Jahren, nach und nach, sämtliche Kontakte abgebrochen. Auch habe ich so gut wie gar kein Interesse mehr mich außerhalb meiner täglichen Arbeit mit Menschen zu umgeben. Es ist mir ein Graus wenn ich daran denke, dass ich in 2 Wochen zu einem Geburtstagsessen muss.

    Dieser Rückzug aus der Gesellschaft und dem sozialen Umfeld kann natürlich unterschiedliche Gründe haben.
    Es kann sein, dass der unbewusste Wunsch sich zurück zu ziehen vor dem Alkoholproblem vorhanden war, es kann aber auch sein, dass durch den Alkoholkonsum der Rückzug erfolgte.
    Ich finde es wichtig, wenn Du das für Dich selbst abklärst.
    Alkoholismus kann auch eine Alibifunkton haben.

    Zitat

    Aber mir selbst einzugestehen, das ich da ein Problem habe, welches ich mal nicht so eben wieder hingebogen bekomme, fällt mir sehr schwer.
    Darum wahrscheinlich auch mein Rückzug aus der Gesellschaft. Es soll und darf niemand wissen, dass ich ein Alkoholproblem habe.

    Häufig ist es so, dass das Umfeld schon längst Bescheid weiß, es aber zumindest ahnt, bevor Betroffene mit ihrer Krankheit (Alkoholismus ist eine anerkannte Krankheit) offen umgehen können.
    Abgesehen davon, dass Du nicht mit einem Schild, auf dem steht „ich bin Alkoholikerin“, auf Stirn herumlaufen musst, braucht tatsächlich Dein weiteres soziale Umfeld nicht zu wissen, dass Du ein Problem hast.
    Nur, es wird sehr viel einfacher, wenn es die für Dich wichtigen Menschen wissen. Dann fällt nämlich das Animieren zum Konsum schon mal weg.

    Zitat

    Es fällt mir aber noch schwerer zu schreiben, ich werde NIE wieder Alkohol trinken. Denn was wenn ich das nicht einhalten kann?

    Dieser endgültige Abschied fällt meiner Erfahrung nach Allen sehr schwer.
    Ich denke aber, dass er in Deiner momentanen Phase noch gar nicht so bedingungslos nötig ist.
    Wichtig fände ich es für Dich, wenn Du Dir tatsächlich mal eine Ziel steckst, z. B. „ich trinke jetzt mal 1 Jahr gar keinen Alkohol“, damit Du überhaupt beurteilen kannst, wie stark Dein eventuell schon süchtiges Verlangen nach dem Stoff ist.

  • Hallo und guten Tag zusammen,

    erst einmal vielen Dank für die Antworten. Ich bin gerade etwas Überfordert auf alle Kommentare einzugehen. Das werde ich aber im Laufe des Tages bzw. Abends noch nachholen. Ich kann aber jetzt schon sagen, das was ihr schreibt stimmt ALLES jedenfalls beim ersten mal lesen. ;)

    Ganz dringend möchte ich aber erstmal zu @Dietmar etwas antworten: (Ich weiß leider noch nicht wie man zitiert) darum kopiere ich die entsprechenden Absätze.
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    Du hast geschrieben: Dieser Rückzug aus der Gesellschaft und dem sozialen Umfeld kann natürlich unterschiedliche Gründe haben.
    Es kann sein, dass der unbewusste Wunsch sich zurück zu ziehen vor dem Alkoholproblem vorhanden war, es kann aber auch sein, dass durch den Alkoholkonsum der Rückzug erfolgte.
    --------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Genau darüber zerbreche ich mir schon seit Monaten den Kopf. Weil ich es einfach nicht weiß. Und ehrlich gesagt, habe ich Angst davor. Ich hoffe, dass mein Rückzug wegen dem Alkohol erfolgte und nicht umgekehrt.
    Denn sollte es andersherum sein dann bedeutet das im Umkehrschluss, dass ich neben dem Alkoholproblem noch eine andere Baustelle habe die ich aufarbeiten muss. Darin liegt das größte Problem und ich glaube, das ist der Grund warum es mir die letzten Male nicht gelungen ist, die Finger vom Alkohol zu lassen. Denn auch ohne den Alkohol hat sich nichts geändert.

    Ich melde mich später noch mal!
    LG Mona

  • Hallo Franz,

    Du hast geschrieben:mach dir da diesbezüglich keinen Stress! Also ich habe mir das nie gesagt, das ist ja nicht besonders ermutigend. Dasselbe Argument habe ich einmal bei einem Arzt vorgebracht. Der meinte, ich solle mich auf die unmittelbare Zukunft konzentrieren, und einmal vergessen, was in ein par Wochen, Jahren sein könnte. Das verursacht nur unnötigen Stress. Das Leben findet heute und morgem statt, nicht irgendwo in einer nicht greifbaren Zukunft.
    _________________________________________________________________________________
    Ich hatte heute ein ganz normalen Tag, so wie immer. Morgens aufstehen, ohne Kater ;) aber trotzdem mit starken Kopfschmerzen. Dann die 4 Stunden Arbeit herum gebracht, auf dem Heimweg schnell einkaufen, Hund geschnappt, 1,5 Std.spazieren gegangen. Über Alkohol im allgemeinen und dieses Forum nachgedacht. Als ich dann zuhause war, hab ich mir direkt den Laptop geschnappt und war gespannt ob ich Antworten hab. Dabei kam dann kurz der Gedanke hoch: So und jetzt ein Glas Wein dazu.
    Jetzt tigere ich hier unruhig zwischen lesen und schreiben herum und weiß nichts mit mir anzufangen. Und trotzdem schwirrt mir der Kopf.

    Mit einem Glas Wein wäre das nicht so. Dann würde ich hier jetzt ruhig sitzen und alles wäre paletti.

    Und just in diesem Moment, wo ich das hier schreibe, ruft jemand aus meiner Familie an und kündigt für morgen einen Besuch bei mir an. Das kam in letzter Zeit zum Glück so gut wie nie mehr vor.

    Diese Situation nervt mich gerade total, dass ist das hier und jetzt und die unmittelbare Zukunft. Wie stopfe ich jetzt dieses Loch ohne den Rausch.

    Ich frage mich warum gerade jetzt das Verlangen nach einem Alkoholrausch so stark ist. Ich hatte ja auch sonst immer Tage ohne Alkoholdrang zwischendurch.

  • Ich schnappe mir jetzt meinen Stift und hake im Kalender den heutigen Tag schon mal ab.

    Denn auch wenns mir grad schwer fällt, werde ich AUF KEINEN FALL trinken.

  • Hallo Betty,

    danke für die Grüße. Gerade bin ich etwas unruhig aber ich denke das geht gleich wieder vorbei.

    Heute beim spazieren gehen habe ich über Deine Zeilen von gestern nachgedacht und wollte Dich fragen wie lange es in etwa bei Dir gedauert hat bis sich dein Leben wieder zum guten gewendet hat, bzw. bis Du gemerkt hast, dass Du Dich ohne den Alkohol verändert hast. Das passiert ja sicher nicht von heute auf morgen?

    LG

  • Liebe Mona,

    Zitat

    Genau darüber zerbreche ich mir schon seit Monaten den Kopf. Weil ich es einfach nicht weiß. Und ehrlich gesagt, habe ich Angst davor.

    Ich denke, dass Angst, vor allem auch im Zusammenhang mit ganz persönlichen, sehr tief sitzenden Problemen der schlechteste Ratgeber und Lebensbegleiter ist.
    Vielleicht hilft es Dir, wenn Du „die Arbeit an und mit Dir selbst“ als eine erfreuliche, Dich weiterbringende „Arbeit“ ansiehst. Eine positive Weiterentwicklung Deiner Selbst.

    Zitat

    Ich hoffe, dass mein Rückzug wegen dem Alkohol erfolgte und nicht umgekehrt.
    Denn sollte es andersherum sein dann bedeutet das im Umkehrschluss, dass ich neben dem Alkoholproblem noch eine andere Baustelle habe die ich aufarbeiten muss.

    Auf die Ursache reduziert stimmt das so für mich nicht.
    Solltest Du tatsächlich den Konsum von Alkohol dazu benutzen, Dich vor sozialem, gesellschaftlichem Umgang drücken zu können, dann bräuchtest Du diesen Konsum nicht mehr, wenn Du diese Ursache für Dich geklärt hast.
    Genauso verhielte es sich im umgekehrten Fall: Wäre Dein Alkoholkonsum die Ursache für Deinen Rückzug, könntest Du bei andauernder Abstinenz Deine Kontakte wieder aufnehmen.

    Zitat

    Darin liegt das größte Problem und ich glaube, das ist der Grund warum es mir die letzten Male nicht gelungen ist, die Finger vom Alkohol zu lassen. Denn auch ohne den Alkohol hat sich nichts geändert.

    Aus Deinen Beiträgen geht nicht hervor, wie lange Du es bereits ohne Alkohol geschafft hast.
    Es ist aber schon so, dass in Bezug auf Deine selbst erkannte soziale Phobie (Dein Rückzug), und in Verbindung mit Deinem Alkoholkonsum in ein paar Wochen Deine bisherigen Verhaltensmuster nicht sofort wieder auf einen gesunden Umgang zurückgeführt werden können.
    Besonders dann nicht, wenn Du daran nicht "arbeitest".
    Viele meinen ja zunächst, wenn der Alkohol mal weg ist, dann lösen sich alle weitere Probleme in Wohlgefallen auf.
    Das ist aber nicht so. Das Weglassen des Alkohols hinterlässt zunächst eine leere Lücke, die Du mit etwas anderem, Dich motivierendem ausfüllen musst. (Z. B. indem Du an Dir arbeitest.)

    Es wäre durchaus sinnvoll, wenn Du mal eine Beratungsstelle für Suchtkranke oder Suchtgefährdete (z. B. bei der Caritas) aufsuchen würdest, um mit fachlicher Hilfe „Deine Ursachen“ herausfinden zu können. Weil alleine wirst Du Dich dabei ziemlich im Kreis drehen.


  • Jetzt tigere ich hier unruhig zwischen lesen und schreiben herum und weiß nichts mit mir anzufangen. Und trotzdem schwirrt mir der Kopf.

    Mit einem Glas Wein wäre das nicht so. Dann würde ich hier jetzt ruhig sitzen und alles wäre paletti.

    Und just in diesem Moment, wo ich das hier schreibe, ruft jemand aus meiner Familie an und kündigt für morgen einen Besuch bei mir an. Das kam in letzter Zeit zum Glück so gut wie nie mehr vor.

    Diese Situation nervt mich gerade total, dass ist das hier und jetzt und die unmittelbare Zukunft. Wie stopfe ich jetzt dieses Loch ohne den Rausch.

    Ich frage mich warum gerade jetzt das Verlangen nach einem Alkoholrausch so stark ist. Ich hatte ja auch sonst immer Tage ohne Alkoholdrang zwischendurch.

    Hallo Mona, na ja, der Weichspüler fällt weg, die Dopaminzufuhr auch. Ich kann dir da leider bzgl. Verlangen nach Alkohol keinen besseren Rat geben als: da muss man durch, es wird besser werden. Lass es dir, soweit es geht, gut gehen und gerade in der Anfangszeit nicht überfordern, aufpassen, dass man sich nicht zu viel stresst. Wie sieht es mit etwas Sport aus? Ah ja,k eineinhalb Stunden spazieren gegangen ist ja eh schon toll.

    Das herumtigern: da ist wohl ein Vakuum entstanden, das vorher mit Alkohol aufgefüllt wurde. Es hört sich für mich so an, dass dir etwas Unterstützung von aussen (Freunde, Bekannte, Selbsthilfegruppen) gut tun würde.

  • Lieber Dietmar,

    vielen Dank für Deine Antwort. Auch wenn ich jetzt nur knapp Antworte, so lasse ich das auf mich wirken und arbeite damit.

    Es waren einmal 3 Monate und einmal fast 4 Monate die ich nichts angerührt habe.

    Deswegen habe ich mir die 6 Monate als Ziel gesetzt. Und ich möchte mir gerne diese eine Chance noch geben, ohne Suchtberatung etc....aber dafür hier viel im Forum lesen. Ich merke, dass mich das beruhigt.

    Ich glaube es ist auch nicht so gut wenn ich, so wie heute zu viel über Dies und Jenes herumgrübele.

    Ich werde den morgigen Tag mal anders angehen.

    Alles in allem hab ich diesen Tag aber auch gut überstanden. Auch wenn ich gegen Nachmittag mal etwas zu kämpfen hatte.

    Ich sag hier schon mal gute Nacht und werde im Forum noch was lesen.

    LG Mona

  • Liebe Mona,

    aus Erfahrung schreibe ich Dir, dass Du tatsächlich Deine eigenen, wertvolle Zeit verschwendest, wenn Du die fachliche, jederzeit für alle Betroffenen bereitgestellte Hilfe nicht annimmst.
    Ich meine, kein Mensch würde sagen „meine Reifen sind a.A., aber ich geb ihnen erst einmal noch die Chance sich selbst zu reparieren“.

    Aber es ist halt schon so, dass meist erst ein sehr nachhaltiges, gravierendes Ereignis passieren muss, damit Betroffene den, meiner Meinung einzig vernünftigen und richtigen Schritt, tun.
    In Michaels (Blaumann) Thread kannst Du nachlesen, dass es ihm nicht geschadet hat, diesen Schritt zu tun.
    Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du die richtigen Entscheidungen für Dich triffst!

  • Hallo Mona,

    schau; das hab ich hier mal geschrieben:

    Zitat

    ich stell mich mal vor. Bin weiblich (57 Jahre) und seit 71 Tagen ohne Alkohol. Nach jahrelangem Missbrauch (1 Flasche Wein 3 x die Woche und am Wochenende auch mal mehr; Mo, Di und So waren eigentlich die alkoholfreien Tage) habe ich es geschafft, "JA" zu sagen. Ja, ich will keinen Alkohol mehr. Ich will keine Kopfschmerzen mehr, das schleckte Gewissen schon gar nicht!!! Gut zu schlafen, wäre auch nicht schlecht usw. usw. usw.

    Die Liste ist noch länger. Wie geht es mir? Es geht mir gut. :) Es geht mir ausgezeichnet. 44. Ich fühle mich um Jahre jünger. Äußerlich wie innerlich. Ich habe mich hier angemeldet als ich mit dem Trinken aufgehört habe. (Als Sicherheit, falls ich Hilfe brauche). Bin bis jetzt gut durchgekommen. Keine Entzugs- oder Nebenerscheinungen. Bei Verlangen auf Alkohol habe ich mich abgelenkt. Hat immer funktioniert.

    Prinzipiell hat sich ab sofort langsam etwas geändert. Mein Wohlbefinden sehr schnell. Dann meine Haut, Figur, Fitness, mein Gefühl für mich selbst und ich fing langsam an, mich wieder gern zu haben.

    LG Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

    Einmal editiert, zuletzt von Betty (28. März 2017 um 21:36)

  • Hallo Mona,

    ich habe mir noch etwas Zeit genommen und mir deine Vorstellung hier durchgelesen. Wie du an meiner Vorstellung hier ja schon nachlesen konntest bin ich auch neu hier. Ich habe einiges geschrieben zu mir in meiner Vorstellung. Ich würde hier gerne ein paar Zeilen schreiben ohne den Anspruch einen Rat geben zu wollen. Das kann ich auch nicht.

    Aus deinen Zeilen lese ich aber ein paar kleine Dinge ( Umstände ) heraus.
    Die Überwindung z.B dich anzumelden. Das ist Okay. Da hatte ich zwar keine Bedenken, aber das hat nichts zu sagen. Es ist immer gut wenn man sich einem Problem stellt. Man sollte jedoch mit der Zeit versuchen ein Problem auch konsequent unter die Lupe zu nehmen. Ist es ein Problem. Wenn ja durch was ist es entstanden. Man sollte versuchen einige Dinge zu hinterfragen. Kann ich selbst das Problem lösen bevor es zu spät ist.

    Will man es wirklich lösen, oder schwingt da etwas mit wie "das wird schon irgendwie laufen". Ich gehe da von mir aus. Ich wusste wenn ich es wirklich lösen will das Problem mit dem Alkohol dann darf ich mir aber keine Hintertürchen offen lassen. Solange nicht bis ich mir wirklich im klaren bin wo ich stehe. Das kann man oft selbst nicht sehr gut beurteilen. Dietmar hat das Thema auch bei mir direkt angesprochen. Das mag manchmal hart erscheinen wenn man vor den Spiegel "gezerrt" wird. Wenn ich kein Alkoholiker bin, dann kann ich 1 Jahr oder mehr trocken bleiben. Oder immer. Wie ich möchte. Manchmal ein langer Prozess das herauszufinden.

    Ich habe den Weg zur SB der Caritas gewählt. Ich wurde hier unterstützt. An Unterstützung fehlt es nicht im Forum. Entscheiden musste ich. Entscheiden musst auch du selbst. Im Gegensatz zur Anmeldung im Forum hat der Gang zur SB aber etwas anderes bewirkt bei mir. Es war etwas konkretes. Es war der erste Weg mich wirklich tief in meinem eigenen Inneren mit meinem Problem Alkohol auseinander zu setzen. Ich wollte wissen wo ich stehe. Ich konnte mein Problem nicht wirklich angehen wenn ich nicht weiß wo ich stehe. Ich wollte keine Eigendiagnosen mehr anstellen. Ich wollte wissen, bin ich Alkoholiker oder betreibe ich Alkoholmissbrauch. Was habe ich für Trinkgewohnheiten. Von der Seite eines oder einer wie bei mir Psychologin aus gesehen. Welches Urteil fällt sie über mich. Werde ich im Erdboden versinken nach dem Gespräch.

    Es ist anonym dort. Du gibst nur deine Personalien an. Je mehr du verschweigst desto schlechter das Urteil. Es ist besser man weiß wo man steht. Auch wenn es unbequem ist. Dann kann man handeln. Es ist nie zu spät dazu. Andere brauchen das nicht zu wissen. Man muß es nicht gleich jedem erzählen. Es hat aber etwas befreiendes. Man hat endlich Klarheit. Du entscheidest selbst ob das ein Weg ist und wie du damit umgehen willst. Abstinenz ist eine Option für mich im Moment. Ja ich weiß. Abstinenz hat so etwas endgültiges. Ohh nie mehr etwas trinken. Abstinenz muß gewollt sein. Ob man sie erreichen kann zeigt die Zukunft. Ich strebe sie vorläufig an. Ja ich schreibe bewusst vorläufig. Da ist der Druck schon mal etwas heraus.Alles langsam und mit etwas Bedacht.

    Das Ziel für ein kontrolliertes Trinken habe ich z.Zt verworfen. Dieses Ziel würde mich nur hemmen bei meinem Vorhaben. Da wäre immer der Hintergedanke das es ja nur auf Zeit eine Abstinenz wäre. Deshalb beschäftige ich mich nicht damit. Da komme ich dem Alkoholmissbrauch kein Stück näher. Nicht bei 1. Monat und nicht bei 6 Monaten. Ich jedenfalls nicht. Das habe ich mit jedem Tag mehr den ich trocken war begriffen. Habe ich erstmal angefangen mir Hintertürchen zu öffnen und kleine Behelfsbrücken zu bauen, dann ist es schon vorbei. Nein ich will mal auf die andere Seite gehen. Ich will sehen wie das ist wenn man immer klar ist im Kopf. Ich habe keine Lust im Moment mir die Sicht zu vernebeln. Eine kleine Empfehlung kann ich dir aber geben.Probiere die andere Seite mal aus. Die Abstinente Seite. Wenn man nicht zu tief drin sitzt, dann gelingt das auch. Du müsstest es ja kennen. Du hast es doch schon gekostet. Für mich hat das etwas befreiendes. Das schreiben alle hier die die Seite gewechselt haben. Da will ich auch hin. Probiere es aus. Bei mir scheint es zu funktionieren. Ich finde schon langsam gefallen daran.

    Ich wünsche dir schöne Alkoholfreie Zeiten. Du wirst es schaffen. Ohne dich unter Druck zu setzen.

    Gruß
    Michael
    PS: Ach übrigens. Ich bin nicht stärker als alle anderen hier, die diesen Weg schon lange vor mir beschritten haben.

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