Auf dem Weg der Besserung

  • Hallo ans Forum!

    Habe mich heute angemeldet. Ich bin seit knapp 2 Jahren abstinent, nachdem ich rund 20 Jahre Raubbau an meiner Gesundheit betrieben habe. Ich habe eine ambulante Therapie durchlaufen und suche noch eine R-SHG auf. Zusätzlich habe ich mir diverse Fachliteratur reingezogen. Ich bin in den 50ern, habe feste Arbeit und lebe in geordneten familiären Strukturen.

    Fazit: Mir geht es gut. Aber ich bin auf der Hut. Risikominimierung ist mir sehr wichtig. Ich gehe dem Alkohol, so gut es eben geht, aus dem Weg.

    Das wäre es für den Anfang. Man liest sich.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Hallo und herzlich willkommen.

    Für die 2 Jahre 44.

    Weiter machen.

    LG Betty :sun: (3 Jahre ohne Alkohol)

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Auch von mir (männlich, 50+, seit 9 Jahren trocken) HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Risikominimierung ist mir sehr wichtig. Ich gehe dem Alkohol, so gut es eben geht, aus dem Weg.

    Sehe ich genauso!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo!

    In einem anderen thread habe ich von niederschmetternden Erfahrungen während der Abstinenz gelesen. Solche habe ich bislang nicht gemacht. Im Gegenteil: Alles ist bei mir deutlich besser geworden. Aber das dürfte von der jeweiligen individuellen, gesundheitlichen, psychischen, beruflichen, finanziellen und familiären Situation abhängen.

    Daher musste ich mich nicht komplett neu erfinden, sondern konnte zum Teil an das anknüpfen, was ich vor meiner Sauferei gerne gemacht habe, z.B. mich viel im Grünen und Freien zu bewegen.

    Es ärgert mich nur, warum ich nicht schon viel früher begonnen habe, mein Problem zu lösen. Das hätte meiner Familie und mir so manchen Ärger erspart. Da bin ich sicherlich nicht der Erste und Einzige hier im Forum. Sei es drum. Der Blick geht nach vorne. Die Vergangenheit kann ich nicht mehr ändern, dafür meine Gegenwart und Zukunft aktiv und nach Möglichkeit erfreulich zu gestalten, auch wenn es mal (kräftigen) Gegenwind geben sollte.

    Es dankt und grüßt der
    Rekonvaleszent

  • Es ärgert mich nur, warum ich nicht schon viel früher begonnen habe, mein Problem zu lösen. Das hätte meiner Familie und mir so manchen Ärger erspart.

    Möglich ... Aber so bist Du zu dem Menschen geworden, der Du bist. Mit den ganzen Erfahrungen.

    Ein Gruppenfreund erzählte, dass er schon mmal 12 Jahre trocken war - einfach so, weil er es wollte. Mit dem Nachteil, dass er damals nicht wusste/erkannt hatte, dass er schon abhängig war. Und als er dann mal wieder beim Mittagessen am Weinglas seiner Frau kostete ... bestellte er am nächsten Tag schon sein eigenes Glas und am darauffolgenden Tag kaufte er die erste Flasche (könnte ja sein, dass der Wein im Restaurant alle ist) ... Und so nahm es für weitere Jahre seinen Lauf ...
    Nun ist er schon wieder 4 Jahre trocken - nur mit einer Entgiftung und regelmäßigem Gruppenbesuch, ohne Langzeittherapie o.ä.
    Aber er hat die Erfahrung gemacht, was passiert, wenn ...

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  • Hallo Greenfox!

    Es ist in der Tat müßig zu spekulieren, was gewesen wäre, wenn ich früher gegengesteuert hätte. Wahrscheinlich musste es so kommen, wie es gekommen ist, um die Krankheit in ihrer Tiefe zu erfassen.

    Dein Gruppenfreund ist im Bilde. Er weiß, dass wir den "point-of-no-return" längst überschritten haben. Es gibt kein zurück in ein früheres Stadium, z.B. in das des gelegentlichen Genusstrinkens. Bernd Thränhardt bezeichnet die Krankheit in seinem sehr sehenswerten Film der "Trocken-Doc" (3-Teiler in der Mediathek des MDR) demzufolge als "Einbahnstraße".

    Das gilt es zu beherzigen, auch wenn es vielen schwer fällt, die noch ganz am Anfang stehen und mit dem Gedanken fremdeln, sie dürfen/können nie mehr was "trinken".

    Wichtig ist mir in diesem Zusammenhang darauf zu hinzuweisen, dass wir unsere Krankheit -wer hat schon gerne eine?- akzeptieren und respektieren. Wir haben sie uns nicht freiwillig ausgesucht, müssen aber mit ihr klar kommen.

    Ich bin mit ihr ins Reine gekommen. Ich werfe sie mir nicht vor und bin ihr nicht böse. Ich kann einfach nicht mit dem Giftstoff Alkohol umgehen, also halt ich ihn mir tunlichst auf Distanz. Im Übrigen ist unsere Krankheit letztlich moderat zu handhaben: Wir benötigen dagegen keine Medikamente, keine OPs, müssen nicht bestrahlt werden. So gesehen geht es uns doch recht passabel. Für müssen nur etwas unterlassen sprich etwas sein lassen, nämlich den Alkohol an uns heran zu lassen. Ich weiß, letzteres ist schwer genug, aber stete Übung macht den Meister.

    Es grüßt der
    Rekonvaleszent

  • Obwohl ich mich gefestigt fühle und das Prinzip der Risikominimierung zum Leitmotiv meines Handels erhoben habe, bin ich vor Überraschungen nicht gefeit. Heute nachmittag habe ich mir mal das Rad geschnappt und bin etwas durch die Gegend gefahren. Da Durst aufkam, bin ich in einen Getränkemarkt. An der Kasse wartete ich mit meinem Wasser und 2 Beutel Gummibärchen -etwas Sünde muss sein- und plötzlich fiel der Blick auf ein seitliches Regal, auf dem eine bestimmte und hierzulande nicht so häufig anzutreffende Ouzomarke angepriesen wurde. Das Zeug habe ich früher mal zum Grillen gebechert. Allein von dem Anblick hatte ich plötzlich den Geschmack der Spirituose im Mund. Unglaublich wie das Suchtgedächtnis funktioniert und mich immer noch steuern bzw. verführen will.

    Keine Sorge, ich war zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Mein Blick schwenkte gleich wieder zur Kasse. Derartige Spielchen des Suchtgedächtnisses kenne ich ja schon und kann mit ihnen umgehen. Ich glaube, das kann einem selbst nach 10 Jahren Abstinenz und mehr noch blühen.

    Es grüßt
    der Rekonvaleszent

  • Allein von dem Anblick hatte ich plötzlich den Geschmack der Spirituose im Mund. Unglaublich wie das Suchtgedächtnis funktioniert und mich immer noch steuern bzw. verführen will.

    Oh ja - das kenne ich auch. Auch nach 9 Jahren Abstinenz weiß ich noch, wie bestimmte Sachen schmecken.

    Aber leider/zum Glück weiß ich, was passiert, wenn ...

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