side 67

Hallo und danke für die schnelle Aufnahme !
Es begann während meines Studiums vor 20 Jahren : unser Professor sagte: ,,Gelehrte trinken trockenen Rotwein !`` Gesagt, getan = Abends in die Mensa gesetzt . Leider bin ich dann bis gestern dabei geblieben = Jeden Abend 1-2 Flaschen Wein !
Gestern morgen war ich wieder besonders benebelt. Vor 6 Wochen war ich beim Hausarzt, er hatte festgestellt, dass mein Blutdruck zu hoch war 220/100 . Medikamentös eingestellt worden aber die Beschwerden wurden nicht besser. Dann kam Durchfall dazu, ich habe auch keine Lust mehr aus dem Haus zu gehen oder mich mit Freunden zu treffen, selbst auf meine große Leidenschaft das Motorrad fahren habe ich verzichtet ! Mein Arzt vermutet Depressionen und verschrieb mit Seratonin ( ich habe 4 erwachsene Söhne die alle berufstätig sind! Einer arbeitet beim CvjM aufgrund einer Erbkrankheit leidet er unter tüberöser Hirnsklerose.) Er meinte : Sie haben ja auch viel um die Ohren. Und dann habe ich gestern Dr. Google gefragt und bin auf Alkoholismus und auf dieses Forum gestoßen !
Nachdem ich hier viel gelesen habe wurde mir vieles klar !
Mache nun einen kalten Entzug ( Warnungen habe ich gelesen ) 4 volle Flaschen Wein weggeschüttet. Habe schlecht (fast gar nicht) geschlafen aber ich will und werde es schaffen !
MfG side

Hallo Side,

ich bin selbst neu aktiv hier, habe aber auch schon seit Monaten sehr viel gelesen in diesem Forum. Ich finde es toll, dass Du nun aktiv etwas gegen Dein Problem tun möchtest. Damit ist das größte Problem schon mal beseitigt: Einsicht gewinnen und SELBST aktiv werden. ;D

Ich gehöre zu den Angehörigen, darum kann und will ich Dir keine Tipps geben. Das können andere besser.

Aber : Ich habe hohe Achtung vor Deinem Willen und weil Du schon viel gelesen hast, weißt Du, dass der Weg nicht ganz einfach sein wird, die Finger von den Flaschen zu lassen.

Ich finde, dass die erfahrenen trockenen Trinker hier eine ganze Menge Positives bewirken können. Ich wünsche Dir einen ehrlichen, aufbauenden Austausch und dass Du es schaffst mit dem Alk aufzuhören! 44.

Mae

Danke euch beiden für euren netten Zuspruch ! Ja, ich fühle mich hier jetzt schon echt gut aufgehoben !

Hallo side,

Zitat

Nachdem ich hier viel gelesen habe wurde mir vieles klar !

Das ist sehr erfreulich, dass so ein Forum motiviert die Sucht zum Stillstand bringen zu wollen.
Und, nachdem Du schon viel hier gelesen hast, wirst Du wissen, dass alleine mit "nicht mehr trinken" (fast) noch niemandem gelungen ist seine Sucht zu stoppen.
Es wäre ratsam, sich über die weitere Vorgehensweise diesbezüglich Gedanken zu machen. Sicher weißt Du schon, dass es sehr viele, verschiedene Angebote diesbezüglich gibt, sodass sich eigentlich (fast) jeder das für ihn Passende heraussuchen kann.

Dieses Forum hier kann dabei ein Baustein sein. Aber selten wurde nur mit einem Stein ein stabiles Haus gebaut.

Zitat

Leider bin ich dann bis gestern dabei geblieben = Jeden Abend 1-2 Flaschen Wein !

Mein lieber Scholli! Angenommen, Du hast mit 20 studiert (?), dann hast Du jetzt 20 Jahre durchgesoffen!
D. h. auch, bei der Menge hast Du im Schnitt täglich! 130 gr. Reinalkohol konsumiert.
Das heißt genauso, dass Du praktisch an keinem einzigen Tag "nüchtern" gewesen sein kannst.
Und es heißt, Du musst jetzt wirklich gründlich organisch untersucht werden, um die Schäden zu minimieren.

Wie fühlst Du Dich denn jetzt körperlich?
Mit kaltem Entzug bei der Menge ist ja wirklich nicht zu spaßen. Aber gut, dass Du Deinen Hausarzt eingeweiht hast und so im schlimmsten Fall schnelle Hilfe ordern kannst!

Lieben Gruß
Dietmar

Ja lieber Dietmar, mir war nicht klar, dass auch trockener Rotwein gefährlich ist, ich dachte immer nur harte Getränke wie Cola-Mix- Getränke. Und ich habe immer abgewartet bis meine Jungs zu Hause waren (bis die Säufersonne aufgegangen war). Aber ich kann dich beruhigen: Ich wurde ja vom Arzt gründlich untersucht (mit großem Blutbild usw.) war alles normal (auch die Leberwerte) darum hat er ja auch auf eine psychische Diagnose gesetzt (auch er wusste nix von meiner Sucht nach trockenen Rotwein, ebensowenig wie meine 4 Jungs, Freunde, Bekannte usw. ) Aber ich fühle mich jetzt schon irgendwie befreit : Ich muss nicht losfahren, weil ich keinen Rotwein mehr habe, ich muss nicht mehr meine Einkäufe verbergen und hoffen, dass es keiner merkt !

Hallo side,

Zitat

mir war nicht klar, dass auch trockener Rotwein gefährlich ist, ich dachte immer nur harte Getränke wie Cola-Mix- Getränke.

Das ist wirklich sehr ungewöhnlich.
Alkohol bleibt Alkohol, egal wie wohlschmeckend er verpackt wird.

Zitat

Ich wurde ja vom Arzt gründlich untersucht (mit großem Blutbild usw.) war alles normal (auch die Leberwerte) darum hat er ja auch auf eine psychische Diagnose gesetzt

Da hast Du nochmal richtig dick Glück gehabt!
Nach 20 Jahren, 1-2 Liter Wein täglich, Mann oh Mann! Unglaublich, was manche Leber, Mägen und Co. verkraften. Der Mensch ist diesbezüglich wirklich ein Wunder der Natur.
Mich würde interessieren, was für ein psychische Diagnose Dein Arzt gestellt hat. Aber natürlich nur, wenn Du magst!

Mein Frage blieb noch unbeantwortet: Wie geht es Dir denn Jetzt?

Lieben Gruß
Dietmar

Er meinte Depression, weil körperlich fit, aber da ich alleinerziehend bin seit 20 Jahren und mein 3. Sohn (23 Jahre) mehrere Tumore hat und dadurch ein großer Druck auf mir lastet ! Außerdem hatte er mich 10 Jahre nicht mehr gesehen nur wenn ich mit den Jung`s oder meinen Nachbarn da auftauche!

Danke Betty, ihr macht mir echt Mut ! Ich bin froh dass ich endlich aufgewacht bin und durch euch solche Unterstützung habe ! Ich bin Single aber ich habe mich gestern meinen besten Freund anvertraut, er steht mir auch bei (obwohl er auch bis gestern von nix wusste) !
Allerdings ist er ja auch nie Abends oder Nachts hier gewesen. Ihr solltet wissen : Ich bin in festen Pfoten seit 10 Jahren !

LG

Zitat

Soll es geben. Mein Körper hat das noch länger mit Bravour durchgehalten!

Ganz ehrlich: Da bin ich grundsolide neidisch!
Wobei das sicherlich auch mit dem Alter und dem sonstigen Lebenswandel zu tun hat.
Mir sagte mal ein erfahrener Therapeut: Wenn Ihr schon saufen müsst, dann achtet wenigstens auf die Ernährung. Wenn man Alkohol konsumiert ist es sehr wichtig qualitativ hochwertiges Eiweiß (Vitamin B12) zu essen.
Nur: Welcher "abgefuckte" Alki kann sich das leisten?

Zitat

Er meinte Depression

Ich bin diesbezüglich immer sehr zurückhaltend, und das hat fundierte Gründe:
Es gibt ganz eigenständige Depressionen mit sehr unterschiedlichen Auslöser. Das reicht von organisch (Schilddrüse, Gehirnstoffwechsel, Herz, und vieles andere mehr), bis zu rein psychischen Depressionen.

Es gibt auch bekannterweise die alkoholisch bedingte Depression.
Um nur kurz auf diese einzugehen: Sie wird ausgelöst, weil durch das Suchtmittel (also nicht nur bei Alkoholkonsum) der Gehirnstoffwechsel völlig durcheinander gerät.
In den meisten Fällen, die mir bekannt sind, kann man sagen: Je länger abstinent gelebt wird, um so mehr kommt der Gehirnstoffwechsel wieder in eine stabile Lage. Der Körper produziert dann wieder die eignen, notwendigen "Glückshormone".
Unterstützen kann man das, z. B. was das Serotonin anbetrifft, indem man möglichst viel Zeit im Freien verbringt. Außerdem kann man es noch durch zusätzliche Gaben von Vitamin D unterstützen.

Wenn ich schreibe, dass ich bezüglich Depressionen bei Alkoholikern sehr zurückhaltend bin, dann auch deswegen, weil bekannterweise Ärzte relativ schnell in solchen Fällen Antidepressiva verschreiben, und m. E. damit mit ADs nicht für, sondern gegen eine natürliche Gesundung des Gehirnstoffwechsels vorgegangen wird.
Zudem ja ADs mindestens 4 Wochen Vorlaufzeit benötigen.
Ich beobachte das schon seit vielen Jahren: Letztlich bleiben viele Patienten an dem AD hängen, und müssen dann natürlich auch mit all den Nebenwirkungen leben. (Und wissen meist gar nicht, dass es - natürlich abstinent! - auch ohne geht.
Das ist wertfrei von mir!

Aber man kann schon sagen: Deine Geschichte, 20 Jahre massiven Alkoholmissbrauch, sprich bei so einer langen Zeit für mich selbstverständlich mit hoher Sicherheit dann "Sucht", bei den täglichen Mengen (1-2 Liter Wein), ist schon sehr außergewöhnlich.
Genauso Dein jetziger Ausstieg, sozusagen von 150 auf 0 in einem Tag, da kann ich nur Respekt zollen!

Zitat

Ihr solltet wissen : Ich bin in festen Pfoten seit 10 Jahren !

Das heißt Du hast einen Hund?
Wenn es anders gemeint ist: Das hier ist meines Wissens nach keine Partnerbörse. ;D

Lieben Gruß
Dietmar

Oh mano, tut das gut mit euch zu schreiben ! Danke für eure gutgemeinten Ratschläge! Habe mir gerade eine Kanne Feierabendtee gekocht, Kerzen angezündet und es mir mit Pauli gemütlich gemacht (bin in festen Pfoten und Pauli ist mein kleiner Hund)!!!
Ich habe auch nicht das Bedürfnis nach Wein schon allein beim Gedanken daran wird mir übel ! Mir geht es gut außer das ich trotz Decke den ganzen Tag friere ! Da fällt mir ein altes Sprichwort ein : ,,Der Säufer und der Hurenbock = die frieren im dicksten Schottenrock!"

LG

boah, ich texte euch hier voll!!! Aber dadurch, dass ich Germanistik und Sport auf Lehramt studiert habe war (bin) ich in einer guten körperlichen Verfassung. Darum war mein Entsetzen ja auch so groß als es hies : Bluthochdruck ! Ich dachte immer das bekommen nur alte übergewichtige Menschen .

Guten Morgen ihr Lieben,

so die 2- te Nacht ist auch geschafft ! Habe unruhig geschlafen, bin oft aufgewacht und heute morgen um 6:15 h geweckt worden von meinem Sohn weil ich meinen Wecker nicht gehört habe ! Frage : Meine Mundschleimhaut brennt seit gestern, ist die Mundschleimhaut auch vom Entzug betroffen ? Mein Hund merkt auch irgendwie dass etwas anders ist! Er war sehr unruhig, macht ja immer kratz, kratz. kratz wenn er unter die Decke will ( Decke hoch = Hund drunter) aber so oft wie letzte Nacht...?

LG Silvia

Guten Morgen side,

kurz gesagt: Es ist der gesamte Körper vom Entzug betroffen.
Besonders aber die Wahrnehmung, ob psychisch oder physisch.

Du hast aber auch von Blutdrucksenkenden Medikamenten und Antidepressiva geschrieben.

Grundsätzliches bei ADs, den sogenannten SSRIs.

- Zu den häufigsten Problemen in der Anfangsphase gehören Übelkeit bzw. Magen-Darm-Beschwerden, seltener treten Schwindelgefühle oder Kopfschmerzen auf. Bei einigen Patienen kann auch Schwitzen als Nebenwirkung auftreten.
- Mundtrockenheit, Sehprobleme, Schwitzen
SSRI weisen weit weniger häufig als z.b. tricylische Antidepressiva sog. anticholinerge Nebenwirkungen auf. Dennoch kann auch bei SSRI eine gewisse unerwünschte Problematik mit Mundtrockenheit oder Schwitzen auftreten.

Hund haben ja eine hervorragende Nase. (Ich glaub so an die 100x besser, wie bei uns Menschen.)
Und, Hunde sind in der Regel sehr allergisch gegen Alkoholausdünstungen.

Dazu kommt, dass Du im Entzug steckst, und Dein Hund mit Sicherheit Deine Entzugsunruhe und Entzugsangst wahrnimmt.

Ich wünsche Dir weiter Gutes Durchhalten und Wohlergehen!

Lieben Gruß
Dietmar