Gerade hilflos: Partner trinkt

  • Hallo Foris,

    ich habe immer wieder hier gelesen, da mich das Alk Thema seit Monaten im Griff hat.

    Mein Partner trinkt (trank) seit langem (sicher seit 2007). :-\.
    Ich habe ihm Anfang November ein Ultimatum gestellt: Er hört ganz auf, oder ich bin weg... Kontrolliertes Trinken geht bei ihm nicht. Fängt er an, trinkt er mindestens 5 Flaschen Bier aufwärts. Ab ca. der 8ten Flasche merkte ich erst, dass er angetrunken ist, dann wird er verbal ätzend aggressiv (mit Gewaltphantasien) Nicht gegen mich - aber gegen den Rest der Welt. Dann kenne ich ihn überhaupt nicht wieder.

    Er sieht nicht, dass er ein Alk Problem hat. Für ihn habe ich eine Meise und seh das alles falsch. Er winkt einfach ab und trank täglich ab nachmittags. Nur Bier. Abends auch Wein. Kein Schnaps. Aber: was da ist an ALK, muss weg.

    Unser Deal seit Mitte November: Er hört komplett auf und ich trinke auch gar nichts mehr. Es sei "überhaupt kein Problem für mich, keinen Tropfen mehr zu trinken." sagte er und lachte, ob ich ihn für "so schwach halten würde, dass er das nicht kontrollieren könne?" Mein Konsum besteht aus ca. 1 Flasche Wein wöchentlich. Alles andere trinke ich nicht. Also fiel es mir nicht schwer, diesen Deal in seinem Sinn zu machen.

    Und nun das Problem: Er hat in meiner Anwesenheit - auch Tage am Stück - nichts angerührt. Dafür literweise starken Kaffee getrunken, auch nachts. Aber: Bei Telefonaten, wenn ich nicht vor Ort bin, höre ich sofort, wenn er zu viel getrunken hat. Und das war mehrfach wöchentlich die ganze "Abstinenzzeit" der Fall. Glaube ich sagen zu können .... nixweiss0
    Sein Vorrat steht in der Garage. Ich habe in schöner Co-Abhängigen Manier in den letzten Wochen seinen Bierkasten kontrolliert. Und der wurde oft erneuert.

    Fakt ist: Er trinkt weiter. Heimlich. Ich vertraue ihm nicht mehr.

    Darüber zu sprechen ist mittlerweile Tabu für uns. Ich stehe vor der Situation, dass ich genau weiß, dass er weitertrinkt und sich ein paar Wochen zusammengerissen hat. Und ich stehe vor kompletter Uneinsichtigkeit, Lügen und Heimlichkeiten und Vertauensbruch.

    Ich würde mir wünschen, ich könnte ein Gespräch so steuern, dass er einsichtig ist. Wie fange ich das an. Ich würde bei ihm bleiben und ihn unterstützen, wenn er Hilfe in SHG Gruppen annehmen würde. Weil ich ihn liebe.
    Mein Standpunkt ist schwierig, denn ich habe ihn seit Monaten nicht mehr betrunken oder unangenehm erlebt. Ich ahne aber, dass das wieder so sein wird: Er ist ein Trinker.
    Soll ich abwarten, bis es wieder soweit ist? Soll ich handeln und wenn ja, wie soll ich handeln?

    Danke für Lesen und vielleicht auch Kommentare.

    Mae

  • Hey, ich kann deinen Zwiespalt gut nachvollziehen und finde es bemerkenswert, dass du das so weit gepackt hast. :)
    Was wäre denn das Schlimmste, was du dir vorstellen kannst, was passieren könnte wenn du dich trennst?

  • Hallo miss curry,

    das Schlimmste wäre, dass ich mit dem Mann den ich liebe, auch meine Zukunftsplanung verlieren würde. Ich würde also in ein Loch fallen. Das rauskrabbeln wäre schwierig.

    Mae

  • Das kann ich verstehen. So einen Schritt wählt man nicht leichtfertig.
    Was ist für dich denn im MOment der Schritt, zu dem du am Meisten tendierst, von dem du glaubst dass er am meisten bringt?

  • Das weiß ich nicht ... es ist ja so, dass das Thema ein "bedrohliches" ein "beziehungsbedrohliches" Thema ist. Ich habe gerade zwei gute Sätze gelesen im Forum:

    "wenn Du weitertrinken willst, ist das DEIN Problem".
    "Wenn Du aufhören willst, ist es unseres."

    Erster Satz würde bedeuten: Ich bin dann mal weg - für immer. Zweiter Satz: Das Thema würde uns (auch mich) jahrelang weiter beschäftigen. Beides will ich nicht. Oder besser: Für eine der Varaianten kann ich mich nicht entscheiden.
    Und er würde sich für keine der Varianten entscheiden, denn er trinkt ja nicht ... und die paar Bier ...

    Also stehe ich im Patt. Nichts scheint zu gehen. Ich kann abwarten, bis es knallt und dann "moralisch sauber" mit dem Finger auf ihn zeigen:Siehste, DU- Trinker und krank. Ich gesund und darum jetzt weg von Dir.

    Mae

  • @ miss curry: Ich hatte gerade ein gutes Bild vor Augen, das meine Situation deutlich macht: Ein Zauberer steht mit einem schwarzen Hut vor mir und zieht an den Ohren ein hübsches Kaninchen heraus! Ich nehme das zahme Kaninchen und setze es auf meinen Schoß. Dann gebe ich es nach ein paar Minuten dem zauberer zurück. Er lächelt. Steckt es in seinen Hut, wischt durch die Luft und: weg ist das Tier.

    Ich sage zum Zauberer: Danke! Das war ein braves, weiches Kaninchen! das war schön! Der Zauberer lacht mich an und sagt: "Wie jetzt? Da WAR gar kein kaninchen! Es war nur in Deiner Fantasie! In meinem Hut ist keines ..."

    Ich schreibe hier also von einem Kaninchen, das mein Partner nicht sieht. Und weil er es nicht sehen kann, ist es nicht da. Und wenn etwas nicht da ist, kann man es nicht wegmachen, ändern oder daran arbeiten.

    Mae

  • Hallo, Mae, und HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Ich selbst bin Betroffener/Alkoholiker und seit fast 9 Jahren trocken.

    das Schlimmste wäre, dass ich mit dem Mann den ich liebe, auch meine Zukunftsplanung verlieren würde. Ich würde also in ein Loch fallen. Das rauskrabbeln wäre schwierig.

    So sieht für Dich der schlimmste Fall aus, wenn Du Dein Wort hältst, konsequent bist - und ihn verlässt.
    Für mich wäre es das Szenario, wenn Du Dein Wort inkonsequenter Weise NICHT hältst, bei ihm bleibst und er weiter (und immer mehr) trinkt.


    Ich habe gerade zwei gute Sätze gelesen im Forum:

    "wenn Du weitertrinken willst, ist das DEIN Problem".
    "Wenn Du aufhören willst, ist es unseres."

    Erster Satz würde bedeuten: Ich bin dann mal weg - für immer. Zweiter Satz: Das Thema würde uns (auch mich) jahrelang weiter beschäftigen. Beides will ich nicht. Oder besser: Für eine der Varaianten kann ich mich nicht entscheiden.
    Und er würde sich für keine der Varianten entscheiden, denn er trinkt ja nicht ... und die paar Bier ...

    Irgendwie hast Du die Sätze vollkommen in den falschen Hals bekommen.
    Satz 1 bedeutet: Wenn Du weiter trinken willst, dann hast DU die Konsequenzen zu tragen - ICH werde Dich nicht bei Deiner Sucht unterstützen. Und zu den Konsequenzen KANN auch gehören, dass Du ihn verlässt (ob es für immer ist, liegt an ihm - und an Dir).

    Satz 2 bedeutet: Wenn Du aufhören willst, Hilfe annimmst und etwas dagegen unternimmst, werde ich Dich unterstützen.

    Also willst Du ihm gar nicht helfen? Dann wäre es doch konsequent, wenn Du ihn verlässt.
    Er hört nicht auf zu trinken? Dann wäre es doch konsequent, wenn Du ihn verlässt.

    Ich denke, es wäre gut für Dich, eine Selbsthilfegruppe für Angehörige zu besuchen. Schau doch auch mal in unsere Linksammlung - dort findest Du auch noch etliche andere weiterführende Links und sehr hilfreiche Informationen.

    Hier im Forum sind auch noch etliche andere Angehörige, die Dir bestimmt auch Hilfestellung/Tipps geben können.

    Ich wünsche Dir und uns einen guten Austausch!

    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Mae, :)

    ich bin auch Angehörige, mir wurden diese Sätze mal gesagt, von einem AA-Freund.
    Und ich hätte sie ohne jede "Vorbereitung" durch meine SHG (Al-Anon und CoDA) auch
    gar nicht mit Hintergrund auskleiden können.

    Gerade das Nebeneinander: Ich SEHE Dein Problem (Du nicht).
    Und: Ich WILL etwas, nämlich das Hingucken (Du nicht).

    haben mich auch lange Zeit "im Patt" fühlen lassen. Gemeint ist tatsächlich, dass Du und
    Kontakt - falls Du es dann überhaupt noch willst - erst wieder ins Spiel kommen, wenn er
    Dich, die REALITÄT (die Deiner Gefühle, die seines Problems, die SEINER Gefühle) zulassen
    kann. Leugnen ist der Dreh- und Angelpunkt der Sucht. Von außen ist der nicht zu knacken.

    Deshalb: "Ich mache meinen Turn, und ich werde nicht mehr um DEIN Problem kreisen."
    Und dazu: "Wenn Du auch keinen Bock mehr hast, Deinen Kram zu leugnen, KANN etwas
    weitergehen zwischen uns." - Immer noch mit allem Raum, jederzeit neu zu entscheiden.
    Niemand wird für einen anderen trocken oder abstinent. - Deine Freiheit, Deine Gefühle,
    was Du wann überhaupt wie / noch willst, das ist davon völlig unberührt.

    Danke Greenfox , dass Du so schnell reagiert hast. Zum Resignieren sind diese Sätze
    eben genau NICHT gedacht.

    Viel Mut und viel Geduld mit Deinem eigenen Weg durch alles, wünsche ich Dir, Mae.

    Viele Grüße,
    Wolfsfrau

  • ... noch ein P.S. :


    das Schlimmste wäre, dass ich mit dem Mann den ich liebe, auch meine Zukunftsplanung
    verlieren würde. Ich würde also in ein Loch fallen. Das rauskrabbeln wäre schwierig.

    44. Glückwunsch! Das ist ganz aufrichtig gemeint. Du SIEHST Deine Fußangel.
    Die Angst, die Beziehung zu verlieren. Und den Halt, der davon auszugehen schien.

    Es stimmt. Das ist ein ziemlicher Angang, mit diesen Gefühlen (Enttäuschung, Trauer)
    zurecht zu kommen. Aber einen echten Vorteil hätte der Weg: Er hängt allein von deiner
    Bereitschaft und Fähigkeit ab, hinzusehen und bereit zu sein, es zu durchleben.

    Damit hast Du die vollen 100% Deiner Handlungsfähigkeit, Deiner Würde und Deiner
    Echtheit (ohne Dinge ausschweigen und aushalten zu müssen) zurück erlangt! :)

    Das nur mal in die zweite Waagschale. Angst reicht nur für die erste. ;)
    Und die zweite holt auf, sobald man/frau die Kraft erfährt, wieder ehrlich zu sich und
    den eigenen Gefühlen zu werden. (Es zu dürfen, weil nichts mehr auf dem Spiel steht.)

    Das musste noch raus.

    Lieben Gruß,
    Wolfsfrau

  • Greenfox :

    Ich danke Dir für Deine Erläuterungen. Und ich bin einer Meinung mit Dir: Konsequenz ist angesagt- und zwar in meinem Handeln. Du schreibst das hier:

    Zitat

    Irgendwie hast Du die Sätze vollkommen in den falschen Hals bekommen.
    Satz 1 bedeutet: Wenn Du weiter trinken willst, dann hast DU die Konsequenzen zu tragen - ICH werde Dich nicht bei Deiner Sucht unterstützen. Und zu den Konsequenzen KANN auch gehören, dass Du ihn verlässt (ob es für immer ist, liegt an ihm - und an Dir).

    Ich denke, dass ich nichts in den falschen Hals bekommen habe, aber das ich zu Satz 1 ein paar Gedankengängen nicht dargelegt habe. Das möchte ich nachholen:

    Wenn er sich dafür entscheidet, so weiter zu trinken, wie ich das kenne, dann ist es seine Verantwortung. Ich werde das nicht mehr mittragen und ertragen. Das müsste ich aber, bliebe ich bei ihm. Da gibt es kein Ausweichen. Obwohl wir nicht zusammen leben und ich jedemal die Entscheidung treffen kann, ob ich Tage mit ihm verbringen will oder nicht ... ist es unausweichlich, ihn in unserer ge,meinsamen Freizeit abendlich mehr oder weniger stark angetrunken zu erleben. Das werde und muss und will ich mir nicht antun. Das macht keinen Sinn für mich. Also heißt es: Trinkst Du weiter, bin ich weg. Denn ich werde nicht weiter zusehen, wie Du Deinen Geist und Deine Gesundheit - und meine - ruinierst. Da ich eine eigene Wohnung weit entfernt habe, ist es kein Problem der räumlichen Trennung.

    Weiter fragst Du mich:

    Zitat

    Du willst ihm also nicht helfen?


    Greenfox, ich habe mich durch ganze Bibliotheken mit Literatur über Alkohol und Sucht gefräst ... monatelang. Wenn ich zwei Dinge kapiert habe, dann diese:


      [li]Ich kann ihm nicht helfen.
      Glaube niemals einem nassen Trinker.
      [/li]

    Fazit: Er muss sich selbst helfen.
    Greenfox, wenn er in die Gänge käme (unwahrscheinlich), und ich bleibe bei ihm, wie sähe jahrelang mein Leben aus ? Ich bin übrigens Ende 50 ... So sähe es aus: Ich bin da - abwartend, mißtrauisch und wahrscheinlich - genau wie schon seit 1,5 Jahren - in ständiger innerer Unruhe, ob er wieder anfangen wird oder nicht. Mit allen ekligen Ängsten. In meiner freien Zeit gehe ich in eine Angehörigen Gruppe und suche Unterstützung :-\. Eine Gruppe, die ich nicht brauchen würde, wäre er nicht suchtkrank. Ständig müste ich mich mit einem Problem befassen, das nicht meines ist. Will ich das? Will ich so ins Rentenalter gehen? nixweiss0 Statt Dinge zu tun, die mich erfüllen?

    Letztlich muss ich mich fragen, ob meine Liebe ausreicht. schwitz. Und wenn sie ausreicht, ob es dann nicht eine abhängige Liebe ist, eine unfreie, die mich Lebensfreude und Sicherheit kosten wird. ALso keine gesunde Liebe, sondern eine eher ungesunde mit Selbstaufgabe meiner Persönlichkeit und meiner Vorlieben.

    Ob der Schmerz, ihn zu verlassen, wirklich mein Leben beendet? Nein, das würde er nicht tun. Da bin ich sicher. Ich habe tolle Jobs, ein gutes Umfeld, sorge für mich selbst und bin unabhängig.

    Ich habe versucht, meine Gedankengänge zu erklären. Es tut mir gut, so zu reflektieren und ich finde es einfach großartig und ich bin dankbar, hier auf offene Ohren und viel Menschenliebe zu stoßen!

    Danke. 44.

    Mae


    [/list]

  • wolfsfrau :

    Ich fühle mich auch von Dir verstanden. Duschreibst, dass Leugnen der Dreh- und Angelpunkt der Sucht ist. Ja. Das stimmt. Nicht nur der Kranke leugnet, auch die Angehörigen. Es ist sehr schwer, ehrlich zu sich selbst zu sein.

    Zitat

    Deshalb: "Ich mache meinen Turn, und ich werde nicht mehr um DEIN Problem kreisen."
    Und dazu: "Wenn Du auch keinen Bock mehr hast, Deinen Kram zu leugnen, KANN etwas
    weitergehen zwischen uns."



    Das ist ein sehr guter Satz!

    Ich bin nun fast 1,5 Jahre um sein Problem gekreist - mit allen Ängsten, Verstörung, Unsicherheit, Rückzug und Panik ihn zu verlieren an den Alkohol. Ich traue mich gar nicht mehr, ihn abends anzurufen, weil ich nicht seine verwaschene Stimme hören will und wieder eine Nacht nicht schlafe. Spreche ich ihn darauf an, in diesem moment, dann beschimpft er mich und dreht mir das Wort im Mund um. Das alles will ich nicht mehr. Das macht mich verrückt! Weil ich ständig an meinen sehr guten und feinen Wahrnehmungen zweifel.

    Weißt Du, die schlimmste Kränkung ist für mich: Er liebt den Alkohol mehr als mich. Mehr als sich. Mehr als alles. Das musste ich erst mal begreifen. Ich weiß, dass es eine Krankheit ist. Und Du und ich und alle hier im Forum wissen, dass es jedem passieren kann ... Aber es gibt Hilfe. Und das kreide ich ihm an: Das Lügen, das Abstreiten obwohl er die Flasche noch am Hals hat, die Heimlichkeiten, mich zu betrügen. Und ich glaube, ich habe schon eine Menge Respekt vor ihm verloren. Denn er schämt sich. Klar. Und das wird immer wieder deutlich.

    Ich glaube, ich habe eine Entscheidung getroffen: Klare Worte beim nächsten Treffen. Und das wird Morgen sein.

    Drück mir die Daumen, dass ich weiß, was ich sage und ihn ohne Vorwürfe aufklären kann, was auf ihn zukommt.

    Danke Dir sehr!

    Mae

  • Guten Morgen Mae, :)

    ich möchte Dir für das hier danken:


    Letztlich muss ich mich fragen, ob meine Liebe ausreicht. schwitz. Und wenn sie ausreicht,
    ob es dann nicht eine abhängige Liebe ist, eine unfreie, die mich Lebensfreude und Sicherheit
    kosten wird.
    ALso keine gesunde Liebe, sondern eine eher ungesunde mit Selbstaufgabe meiner
    Persönlichkeit und meiner Vorlieben.

    Ich habe eine ähnliche Baustelle und verwechsle sehr oft "Zuständigkeitsgefühle" mit Liebe.
    Liebe entsteht nur da, wo ich geschützt in meiner Lebendigkeit bin. Nicht dort, wo ich liebe,
    in der Hoffnung, mit meinem Helfen/ Leisten/ Problemlösen endlich die Ruhe WIEDERherzu-
    stellen, die ich für meine Lebensfreude brauche.

    1. Lebensfreude
    2. Dann Power abgeben

    Sonst kommt keiner im süchtigen System je auf die eigenen Beine. Das habe ich inzwischen
    gelernt, "vergesse" es in meinen tiefsitzenden 'Denke' (als abhängig erzogenes Menschenkind)
    nur immer und immer wieder.

    Ich danke Dir sehr fürs Erinnern!

    - und ich drücke Dir ganz fest die Daumen, 44.
    dass Du klar und Dir-selbst-treu sagst, was für Dich und Deinen Raum zu sagen ist. :)

    ... einen habe ich noch: In meinen SHGs ging es von Anfang an genau NICHT um ihre/seine Sucht,
    sondern um MEINE. Ich habe dort zu meinen Gefühlen zurück gefunden, wurde wertfrei angehört,
    immer wieder, solange ein Thema eben 'dauert', ... und ich habe Lebensfreude 'at its best' kennen-
    gelernt. Nicht die überdrehte, sondern die entlastete, wenn man allen Krempel aus der Hand gibt,
    der da eh nie gedeihen wollte. Fremde Angelegenheiten, überzogene Ansprüche an mich selbst, ...
    allen Ballast eben.

    Alles Liebe und Gute für heute!

    Wolfsfrau

  • Liebe Wolfsfrau,

    danke für Deinen Dank ... :D. Ich verstehe, was Du mit der SHG und Deinen Erlebnissen meinst. Mein Lebensweg war so voller Schlenker und ich habe wirklich Schlimmes erlebt und verarbeiten müssen. Nichts, was man gewöhnlich so erlebt in einer Familie. Ungewöhnlich Schlimmes.
    Das hat dazu geführt, dass ich sehr nahe an meinen Gefühlen bin und mich sehr gut kenne - meine Grenzen, meine Belastbarkeit und vor allem das, was ich will und was ich nicht will. Meine beste Freundin schrieb mir neulich: Ich kenne niemanden, der so unmissverständlich klar ist, wie Du es bist.

    Darum bemühe ich mich: Klarheit - in mir und dann in meinem Output. Es gibt Situationen, da bin ich kurzfristig aus dem Lot (gestern), weil ich etwas erlebt habe, dass ich gerade nicht einsortieren kann. Aber mit ein bisschen Zeit und Reflektion komme ich wieder in die Spur. Ich denke, ich habe mir mein Leben weitgehend unabhängig eingerichtet und alle Arbeit, die ich mache, liebe ich sehr. Ich brauche viel Zeit für mich und die kann ich mir nehmen.

    In der Regel bin ich sehr ausgeglichen und fröhlich, lebensfroh. Meine Intuition ist sehr ausgeprägt und Herz, Verstand und Seele sind in der Regel verbunden. Ich würde sagen: Ich bin ein glücklicher Mensch und normalerweise fühle ich mich frei und sehr selten gestresst.
    Dahin zu kommen, hat mehrere Jahrzehnte gedauert und es war ein steiniger Weg, bei dem mich mancher Therapeut /in begleitet hat.

    Nun habe ich einen Partner, den ich liebe, der mir Sorgen macht, aber der mich nicht davon abhält, in Verwirrungsmomenten Klarheit in MIR zu suchen und mich stark abzugrenzen von seinem Problem - und meinen Weg zu gehen.

    Dazu brauche ich dann manchmal Gedankenanstöße, wie ich sie hier von Euch erfahre und dankbar annehme! :)

    Mae

  • Guten Morgen Mae,

    von mir auch noch ein herzliches Willkommen hier im Forum.

    Ich bin männlich, Mitte 40 und Alkoholiker. Seit mehreren Jahren trocken.

    Ich habe Deine Geschichte und die Antworten von Greenfox und Wolfsfrau mitgelesen. Sehr gute und sehr tiefgründige Antworten von beiden, wie ich finde.

    Ich glaube, dass Du Dir darüber, wie Du Dein künftiges Leben leben möchtest, bereits im Klaren bist. Zumindest scheint es mir so:

    Zitat

    Ob der Schmerz, ihn zu verlassen, wirklich mein Leben beendet? Nein, das würde er nicht tun. Da bin ich sicher. Ich habe tolle Jobs, ein gutes Umfeld, sorge für mich selbst und bin unabhängig.

    Das halte ich für eine ganz wichtige Aussage von Dir. Du bist Dir sicher, dass es für Dich weitergehen würde, dass Dein Umfeld Dich auffängt. Deshalb wirst Du auch wieder in ein glückliches Leben zurück finden können, da bin ich sicher.

    Stellt sich mir die Frage, ob Du bereit wärst ihm zu helfen, also auch bei ihm zu bleiben, sollte er beim offenen Gespräch signalisieren, dass er: 1. selbst einsieht, dass er Alkoholiker ist und somit krank ist und: 2. sofortige Schritte gegen seine Krankheit unternimmt.

    Es stimmt schon, dass Dich dann das Thema Alkohol wohl weiterhin begleiten würde. Anfangs wäre es sicher sehr präsent, später (sofern er es schafft dauerhaft trocken zu werden) dann aber immer weniger. Ich kenne einige Menschen, die mit einem trockenen Alkoholiker zusammen leben. Letztlich lebt ja auch meine Partnerin mit mir zusammen und sie weiß selbstverständlich, dass ich Alkoholiker bin. Der Alkohol ist bei uns sicher kein omnipräsentes Thema mehr - eigentlich spielt er im normalen Leben gar keine Rolle mehr. Ab und an diskutieren wir mal darüber, z. B. wenn wir einen Bericht zu diesem Thema lesen oder einen Film dazu sehen. Aber es dominiert keinesfalls unser Leben. Natürlich weiß sie auch, dass ich im Forum hier aktiv bin. Aber das ist meine Sache und für sie absolut ok. Ich denke wir führen ein (fast) normales Leben, vielleicht sogar mit dem Vorteil, dass wir beide wissen, was wir an diesem (jetzt trockenen) Leben haben. Wir kennen, im Gegensatz zu "normalen" Paaren, nämlich auch die andere Seite, die Suchtseite. Darum sind wir für unser jetztiges Leben sehr dankbar und glücklich.

    Bei meinen Bekannten sind übrigens alle schon seit mehr als zehn Jahre trocken. Soweit ich das einschätzen kann ist auch dort der Alkohol kein dominierendes Thema mehr. Alle gehen in eine SHG (daher kenne ich sie), was aber so normal wird, dass es eine Beziehung nicht weiter belasten muss. Andere gehen regelmäßig zum Fitness, zum Yoga oder sonstwohin.

    Entscheidend ist aber, da gebe ich Dir vollkommen Recht, dass man Vertrauen in den Partner haben kann / muss. Das ist etwas, was nach leidvollen Erfahrungen in der Vergangenheit sicher nicht einfach von heute auf morgen möglich ist. Insofern steht dem Partner eines trocken werdenden Alkoholikers hier sicher eine längere Zeit der Unsicherheit bevor. Aber vielleicht lohnt es sich manchmal auch, diese durchzustehen und dann in eine gemeinsame und positive Zukunft zu gehen.

    Entscheiden kannst das nur Du selbst. Ich wünsche Dir Kraft und alles alles Gute!

    LG
    gerchla

  • Hallo Gerchla ,

    ich habe schon viel von Dir gelesen (wie auch von anderen Trockenen) udn ich bewundere dich wirklich, mit welcher Verlässlichkeit Du jedem Neuen antwortest. Danke dafür!

    Zitat

    Es stimmt schon, dass Dich dann das Thema Alkohol wohl weiterhin begleiten würde. Anfangs wäre es sicher sehr präsent, später (sofern er es schafft dauerhaft trocken zu werden) dann aber immer weniger.

    Diese beiden Worte sind der Knackpunkt: Vor allem das SPÄTER ... ich gehe stracks auf die 60 zu. Meine Zeit ist endlich. Die guten, beweglichen Jahre vor allem. Wie viele mag ich noch haben? 10 ? 5? Ich weiß es nicht. Ich bin nicht mehr Mitte 30. Ich habe keine Zeit zu verschenken und zu verlieren - zu verschleudern für einen mehr als ungewissen Ausgang. Ich habe keine Lust, meinen Seele zu beuteln und auszubeuteln. Und je länger ich darüber nachdenke, umso sicherer werde ich, dass ich genau das nicht will.

    Wie will ich diese verbringen? Aufregungen und Chaos hatte ich verdammt genug in meinem Leben. Ich habe einen großen äußeren Ruhe- und Verbindlichkeitsbedarf. Einen Vertrauensbedarf. Misstrauen und angespannt beobachten finde ich scheiße scheußlich - auf Deutsch gesagt.
    Seit Juli habe ich einen zuckersüßen Enkel von einem meiner tollen Söhne. Ich möchte Omima sein, und das mit voller Präsenz und in mir ruhend.
    Das alles sind Wünsche - meine Wünsche - an die Zukunft, die ich abwägen muss. Nüchtern, im Sinne von überlegt, und egoistisch nach einem aufregenden Leben.

    Ich danke Dir und werde noch einmal (zum x-ten Mal) Morgen versuchen, zu meinem Partner vorzudringen. Ich ahne jetzt schon, wie es kommen wird: Der Frage, ob ich eventuell einen langen Beratungsweg mitgehe und ihn unterstütze, muss ich mich gar nicht stellen.

    Er wird die Flasche wählen.

    Liebe Grüße

    Mae

  • Hallo Mae,

    Zitat

    Vor allem das SPÄTER ... ich gehe stracks auf die 60 zu. Meine Zeit ist endlich. Die guten, beweglichen Jahre vor allem. Wie viele mag ich noch haben? 10 ? 5? Ich weiß es nicht.

    Ich verstehe Dich! Sehr gut sogar! Und ich sage es mal so: Es ist DEINE Entscheidung, weil es ist DEIN Leben! Wichtig ist aus meiner Sicht einfach nur, dass Du hinter dem wie Du Dich letztlich entscheidest, voll und ganz stehen kannst. Du bist für Dein Leben verantwortlich, Dein Partner für seines.

    Das Du unter dem Konsum Deines Partner leidest, dass Du so nicht mehr leben willst und dass er etwas ändern sollte, das hast Du Deinem Partner ganz offensichtlich (leider erfolglos) schon oft genug gesagt. Niemand könnte Dir vorwerfen Du hättest ihm keine Chance gegeben. Deshalb denke ich, Du solltest das tun, was für Dein Leben gut ist!

    Alles alles Gute wünsche ich Dir!

    LG
    gerchla

  • Leute,
    ich bin gerade so wütend! Ich könnte schreiend durch den Hörer springen >:(. Ich weiß, nutzt niemand was...am wenigsten mir selbst.

    Aber ich habe auch eine Frage an die Trockenen:
    Gestern bin ich von einem mehr als 3-wöchigen Urlaub von meinem Freund zurückgekommen und er ist nun alleine. Ich wußte, ich spürte gestern als ich fuhr, dass er heute und morgen nicht zur Arbeit gehen wird! Weil er sich nach über 3 Wochen zusammenreißen und nix trinken die Birne zuknallen wird schwitz. ... ich schrieb ja gestern, dass er heimlich trinkt.

    Gerade meldete er sich, dass er krank sei:"Stirn- und Nebenhöhlen zu hat und Kopfschmerzen, wie angeflogen..."
    Aber am Mittwoch will er wieder arbeiten. Aha! Mit Stirn- und Nebenhöhlenentzündung ist man nicht in zwei Tagen vorhersehbar fit. Er war fit, als ich gestern mittag fuhr ... ::)

    Ich dachte, ich fall vom Stuhl und jetzt ist die Gelegenheit, ihm zu sagen, was ICH denke über seine plötzlichen Ausfälle, wenn ich längere Zeit bei ihm war: Granatenmäßiger Saufdruck :( dem er nicht standhalten kann. Und dass ich genau das vorhergesehen habe. Ich hatte Herzrasen und zittern, als mir klar wurde, wie gut ich ihn einschätzen kann. Und wie sehr er mich und sich verarscht :o.

    Im November war ich auch zwei Wochen bei ihm. Ich fuhr und die nächsten beiden Tage hatte er "Migräne" und war auch nicht arbeiten. Einen Tag nach seiner plötzlichen Migräne Erkrankung kam ich in seine Wohnung und es stank nach Bier, als wäre es eine Kneipe ... was es sonst nie tut. Ich habe damals den Mund gehalten. War gerade angekommen und wollte lieber Nase und Augen verschließen. 8)

    Nun meine Frage an die Trockenen: Kann es sein, dass der Saufdruck so groß wird durch aufgezwungene Enthaltsamkeit für mehrere Wochen, dass es eine berechenbare Schlussfolgerung ist, dass er unkontrolliert saufen muss, bis er zwei Tage krank ist? Kann das sein, dass das nicht nur sein Muster ist?

    Es gibt für mich eine minimale Möglichkeit, dass ich mich irre und er zufällig nach meinen zwei langen Aufenthalten und vor allem sehr plötzlich arbeitsunfähig erkrankt (er hat normalerweise eine Stahlnatur. Ich kenne ihn gar nicht krank...mit Infekt oder so. Und von Migräne hatte ich davor auch nichts gehört.)

    Ich bin so unglaublich sauer, enttäuscht und wütend und fühle mich verarscht ... ich habe es ihm angedeutet, dass ich das vorhergesehen habe. Darauf reagierte er aggressiv. Verstehe ich. Aber ich war nicht mutig genug, ihm zu sagen: Mach mir nix vor. Du hast gesoffen und nun einen Mega Kater! Ich weiß Bescheid." Nein. ich war FEIGE! Mit Herzrasen.

    Ach. Ist das alles eine Scheiße!
    Kann mir gerade mal jemand ein anderes Leben rüberreichen? Danke.

    Mae

  • Hallo Mae -

    als einer der Langzeittrockenen hier im Forum kann ich Deine Frage mit einem klaren JA beantworten.
    In der Zeit vor den letzten zwei Jahren vor meiner Entgiftung, in denen ich aufgrund meiner hochgradigen körperlichen Abhängigkeit gar keine Trinkpausen mehr einlegen KONNTE, hat es bei mir immer einmal wieder längere Trinkpausen gegeben (ein, zwei maximal drei Wochen).
    Die Anlässe, die ein Abbrechen dieser mehr oder weniger freiwillig auferlegten Trinkpausen einleiteten, unterschieden sich durchaus - das Gefühl der "Befreiung", endlich wieder mit vermeintlichem "Recht" zuschlagen zu DÜRFEN, war jedoch stets das gleiche. Ich hatte es mir und meiner Umwelt gezeigt und bewiesen, dass ich weder alkoholkrank war, noch unfähig, dieses auch durch Nichttrinken unter Beweis zu stellen - ein hervorragender Grund dafür, dieses Hochgefühl auch entsprechend zu "feiern".
    In der Nachbetrachtung weiß ich, das diese Trinkpausen-Beendungs-Gelage in ihrer Intensität von Mal zu Mal exzessiver ausgeartet sind.
    Von daher läßt sich jedenfalls in Bezug auf mich eindeutig von einem Muster sprechen.

    Beste Grüße
    keppler

    Einmal editiert, zuletzt von keppler (16. Januar 2017 um 21:39)

  • Danke @Keppler.

    Ich dachte mir, dass es ein logisches und berechenbares Muster ist. Und ja, Du hast Recht: Es ist schlimmer, als wenn er nur täglich seinen Pegel hält.

    Deine ehrliche Antwort bestätigt mich in meiner Analyse der Beobachtung. Das ist übel und traurig und vor allem vielschichtig.

    Vielen Dank!

    Mae

  • Ja, Mae - auch ich muss Dir Deine Frage leider bejahen :-[


    Nun meine Frage an die Trockenen: Kann es sein, dass der Saufdruck so groß wird durch aufgezwungene Enthaltsamkeit für mehrere Wochen, dass es eine berechenbare Schlussfolgerung ist, dass er unkontrolliert saufen muss, bis er zwei Tage krank ist? Kann das sein, dass das nicht nur sein Muster ist?

    Und ich muss leider gestehen, dass ich KEINE Wochen geschafft habe wie Dein Freund oder Keppler. Wenn ich mal einen Tag ohne Suff geschafft habe, dann war das schon super - und ich geschafft.
    Was ich mir auch vorstellen kann, dass sich Dein Freund zur Zeit auch voll beschissen fühlt - eben weil der Saufdruck sooo groß war, dass er dem nachgegeben hat ...

    Aber ich kann auch Deine Entäuschung nachvollziehen ...

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

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