Was ist unser Ziel? Welchen Weg sollten wir gehen?

  • Und hier die Antwort zur Frage die ich zwischen Geburtstagsessen und heutigem Vorstellungsgespräch zu anderen GESTERN schon formuliert hatte. Da ich mich ein wenig gedrängelt fühle komme ich nicht mehr dazu den Text aufs Wesentliche zu kürzen, drum seht mir die Länge des Postings bitte nach…

    Mein Ausstieg ist für mich nichts Statisches sondern eine Entwicklung.

    Ein Leben ohne Alkohol hätte ich mir noch vor anderthalb Jahren niemals vorstellen können und habe davor immer blockiert. Und auch zu Anfang meines Ausstieges habe ich den Abstinenzgedanken oft strikt für mich ausgeblendet. Ich habe mir so Sachen gesagt wie, „ich schau erstmal dass ich so meine Probleme mal geregelt bekomme und dann kann ich ja immer noch weitersehen“, oder “vielleicht leb ich ja einfach überwiegend alkoholfrei und schieß mich dann einfach alle Vierteljahre bei ´nem guten Livekonzert immer mal ordentlich gepflegt weg…“ und so Dinge. Solches habe ich am Anfang ganz konkret mit in meine Gedanken eingebaut, um mir keinen Druck aufkommen zu lassen. Und so konnte ich mich sozusagen in meinen Weg `hereintasten´.

    Noch heute blockiere ich den lebenslangen Abstinenzgedanken sogar in Therapie- oder Gruppengesprächen weil ich JETZT lebe. Allerdings erfahr ich das nüchterne Leben nun als etwas sehr schönes und bin sehr gerne bereit es nun auch langfristig zu leben. Und ich sehe mich auch nicht als lebenslang krank an. Ich kenne viele `gesunde´ Menschen die keinen Alkohol sondern lieber andere, gesunde Sachen trinken.

    Ich lebe nun im zweiten Jahr frei vom Alkohol.
    Mir gelingt der Suchtausstieg vor Allem indem ich aktiv dafür sorge dass er eine stetig wachsende Bereicherung für mich und mein Leben darstellt. Ich habe mein Leben wieder in den Griff bekommen, bewältige nach und nach auch schwierige Problemfelder, und bin hartnäckig dabei so langsam aber sicher tatsächlich das Leben führen zu können welches ich wirklich leben möchte. Mein Ausstiegspunkt sehe ich nicht als Kapitulation an, sondern als das genaue Gegenteil: es ist eine Kampfansage von der an ich nun mit jeder Faser meines Herzens für mein gesundes und glückliches Leben kämpfe.

    Doch wie gesagt, Abstinenz zu leben ist mir persönlich überhaupt erst möglich geworden, seit ich um die vielen anderen Wege weiß. Es gab da einen Knackpunkt: ich saß mal wieder ob meiner Situation (Depri, Job verloren, Absturz,…) bei meiner Hausärztin. Wir sprachen und sie machte mir immer Mut mein Leben anzugehen. Ich sagte „Wissen Sie, ich kann mir das einfach nicht vorstellen, so ein Leben ganz komplett ohne Alkohol…“ und da sagte Sie zu mir: „Das MUSS ja auch gar nicht so sein. Da gibt es mittlerweile auch ganz andere Ansätze in den Staaten zum Beispiel und in anderen Europäischen Ländern.“ Und DA hat es bei mir zum ersten mal `Klick´ gemacht. Von da an fing es an mir klar zu werden dass es FÜR MICH eine freie Entscheidung ist die in MIR liegt, und nicht in irgendwelchen Therapiesitzungen, oder Fachbüchern,… Von DA an war ich überhaupt erstmal bereit darüber nachzudenken und meine Alkoholproblematik anzugehen. Ich recherchierte, fand Bestätigungen, fand dieses undogmatische Forum und die lieben Leute hier, …

  • Hi Lis,
    ich dachte, wenn jemand lange Begrüßungsbeiträge schreiben kann, aber nicht in kurzen Worten sein Ziel, dann ist er sich noch nicht sicher.
    Jetzt habe ich aber deinen Beitrag gelesen und festgestellt, er deckt sich zu 100% nicht mit meinem Weg.
    Deshalb dürfte ein Eingehen auf die verschiedenen Punkte auch sinnlos sein.
    Ich werde mich keinem deiner Punkte annähern und du sicher auch keinem von mir.

    LG Gerd

  • Hallo Gerd, tschuldige ich habe mich einfach vorhin wirklich ein wenig gedrängelt gefühlt und die `Andeutung´ zwischen den Zeilen...

    Danke aber fürs Lesen meiner Antwort und danke für Dein offenes Interesse und die Nachfrage überhaupt :)


    ich dachte, wenn jemand lange Begrüßungsbeiträge schreiben kann, aber nicht in kurzen Worten sein Ziel, dann ist er sich noch nicht sicher.


    Ich hätte gerne auch an meiner Antwort noch gekürzt. Mich in den Begrüßungen dem Greenfox mit anzuschließen war mir gestern erstmal wichtiger.


    Ich werde mich keinem deiner Punkte annähern und du sicher auch keinem von mir.


    Das muss es ja auch nicht. Es ist doch alles gut so wie es ist. Ich will ja auch niemanden überzeugen, ich schreibe nur eben offen und ehrlich von meinem Weg. Du bist glücklich auf Deinem Weg, und ich bin glücklich auf meinem Weg. Das ist doch super!

    Und um auf Deine Bedenken einzugehen, ich fühle mich sehr gefestigt und bleibe da auch immer dran. Sogar z.B. in der Reha wurde im Abschlussgesprächen und -bericht meine hohe Abstinenzmotivation hervorgehoben.


  • ...er deckt sich zu 100% nicht mit meinem Weg...


    Hey nochmal @Gerd, das kann ich leider für mich nicht einschätzen weil ich so wenig über Deinen Weg weiß. klar kenn ich dich von manchen postings, kann ich da irgendwo mehr lesen? Ich mach mich bei Gelegenheit mal auf die Suche hier im Forum ... gute Grüße!

  • Meine Einstellung zu den neuen Erkenntnissen und kontrolliertem Trinken wird sich erst ändern, wenn ich wirklich mal jemand kennenlerne, der mir sagt, er ist mit einer dieser Methoden 5-10 Jahre gut klar gekommen und vom Alkoholismus geheilt.

  • Ich selbst habe für mich schon während der Zeit als ich noch im Suchtkreisel feststeckte beschlossen das KT nichts für mich ist. Als ich die geringen Mengen sah von denen da die Rede ist war sofort klar: „Is nix für mich.“ Ich war auch niemals Genusstrinker. Schon in den allerersten Kontakten mit Alkohol damals in meiner 'Peer-Group' ging es doch gleich darum so viel wie möglich `zu vertragen´, und auch den ersten Vollrausch hatte ich dann umgehend sehr bald.

    Ich hatte sozusagen nie einen Kontrollverlust, weil ich niemals je eine Kontrolle hatte.
    Warum sollte ich mir also jetzt für mich Gedanken über so was machen … nö.

    Für wen es aber, ggf. mit therapeutischer Unterstützung (und ohne Selbstbeschiss!), als realistisches Ziel erscheint … why not?

  • "Ich war noch niemals Genusstrinker" lese ich bei LiS, und das habe ich schon oft bei Anderen als Begründung dafür gelesen, niemals anders als unkontrolliert trinken zu können.

    Ich kann verstehen, wenn jemand für sich entscheidet, ab sofort keinen Tropfen Alkohol mehr zu trinken. Das ist so wie bei Anderen, die sich dafür entscheiden, vegetarisch zu leben. Aber etwas für immer und ewig auszuschließen, weil man es noch nie konnte und von vornherein auszuschließen, es erlernen zu können, ist für mich nicht nachvollziehbar.

    Ich mag völlig falsch liegen. Aber genau in dieser Einstellung siehe ich die Begründung dafür, dass jemand nach zig Jahren Abstinenz wieder der Sucht verfällt. Er fühlt sich sicher, ist es aber nicht, weil er nie daran gearbeitet hat, etwas anderes als ein unkontrollierter Trinker zu sein. Und für den bleibt dann m.E.wirklich nur die Erkenntnis, dass er mit Alkohol nicht umgeben kann und deshalb alles dafür tun muss, diesem Stoff lebenslang konsequent aus dem Weg zu gehen.

  • Ich verstehe sehr wohl was Du meinst bassmann. Für mich ist es halt so, dass ich eben niemals Genusstrinker war und auch immer Wirkungstrinker.

    In meinem Ausstieg musste ich also so oder so eine komplett neue Position zum Alkohol finden. Und da sich für mich immer mehr bestätigt dass mir der komplett alkoholfreie Weg doch gut gelingt und mich so sehr bereichert, so bleibe ich auch gerne dabei. Ich konnte mir das ebenso nicht vorstellen und erlerne dies sozusagen ebenso neu, wie Du beschreibst dass Du Deine Position neu erlernt hast. Mir gelingt es gut die Abstinenz (wieder) zu erlernen - nur wenn ich daran immer wieder scheitern würde, dann müsste ich mich tatsächlich nach einem Plan B umschauen. Ich habe das Glück dass das derzeit nicht nötig ist.

    Zudem kommt für mich einfach hinzu, dass ich das Zeug sozusagen satt hab wie kalte Pappe.


  • Ich mag völlig falsch liegen. Aber genau in dieser Einstellung siehe ich die Begründung dafür, dass jemand nach zig Jahren Abstinenz wieder der Sucht verfällt. Er fühlt sich sicher, ist es aber nicht, weil er nie daran gearbeitet hat, etwas anderes als ein unkontrollierter Trinker zu sein. Und für den bleibt dann m.E.wirklich nur die Erkenntnis, dass er mit Alkohol nicht umgeben kann und deshalb alles dafür tun muss, diesem Stoff lebenslang konsequent aus dem Weg zu gehen.

    Ich kann nicht verstehen, wie man das verstehen kann nixweiss0

    Zitat

    Er fühlt sich sicher, ist es aber nicht, weil er nie daran gearbeitet hat, etwas anderes als ein unkontrollierter Trinker zu sein.

    Ich glaube, diese verquere Logik (?) verstehe ich nur mit 3,8 im Turm ...

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Ja, okay sorry, da hab ich mich wohl jetzt etwas missverständlich ausgedrückt.
    Was ich verstehe das ist wenn Bassmann sagt:


    Aber etwas für immer und ewig auszuschließen, weil man es noch nie konnte und von vornherein auszuschließen, es erlernen zu können, ist für mich nicht nachvollziehbar.

    ..also sprich, wenn jemand sagt "kann ich nicht!" ohne es je vorher versucht zu haben.

    Wenn natürlich jemand etwas bereits versucht hat - daran gescheitert ist - dann ist absolut klar dass er zu Recht sagt "kann ich nicht!"

    Ich verstehe soweit schon was katro/Bassman meint, was aber nicht heißt dass ich in alles auch einstimme. Was ich zum Beispiel immer wieder ein wenig schade finde, dass es ebenso wie ganz andere Meinungen oft so rüberkommt als wäre es ebenso allgemein für Alles und Jeden gültig(?)

  • Also ich merk an dem Punkt grad vor allem auch eins, nämlich dass allgemeingültige Thesen und Dispute eben NICHT zu meinem Weg gehören. Somit bin ich jetzt mal raus hier. Von meinem Weg hab ich geschrieben - und dass ICH diesen vor allem zunächst durch Zieloffenheit gefunden habe. Grüße, LiS

  • @ bassmann

    ... vor einiger Zeit hatte ich Dich schon `mal gefragt, wie es denn mit Deinen Anstrengungen aussieht, etwas anderes als ein unkontrollierter Raucher zu sein - leider hast Du darauf nicht geantwortet - es würde mich doch schon stark interessieren ... !

    Beste Grüße
    keppler

  • Wieviele Milliarden Menschen gibt's eigentlich,
    bei denen sich nicht alles um den Alk dreht und...

    Zitat

    ....und deshalb alles dafür tun muss, diesem Stoff lebenslang konsequent aus dem Weg zu gehen.


    Sowas geht anscheinend problemlos, die nennt man, glaube ich, Moslems und ich bezweifle, dass sie Verzichtsgedanken hegen. Irgendwann verschwinden auch bei dem trockenen Alki die Verzichtsgedanken (ohne ständig was dafür zu tun).
    Meine Erfahrung war, ca. 2 Jahre braucht es schon.

  • Nun, für mich kann ich sagen, dass ich relativ schnell keine Verzichtsgedanken mehr hatte - also das Gefühl auf etwas verzichten zu müssen.
    Ich habe in meiner ersten Trockenphase, die ca. 21 Monate dauerte, etwas anders gemacht als nach meiner letzten Entgiftung: Ich habe mich nach der Langzeit einfach nur noch in der SHG mit dem Thema beschäftigt (weil ich es da musste), und als ich die dann nach ca. 1,5 Jahren nicht mehr besuchte, habe ich gar keinen Gedanken mehr daran verschwendet. Und nach 3 Monaten war ich dann wieder richtig drauf ;(

    Und nach meiner (hoffentlich) letzten Entgiftung bin ich zunächst 2x/Woche zur Gruppe und zusätzlich 1x/Woche zum Einzelgespräch beim Psychologen - weil ICH es so wollte, weil ich mich nicht stabil fühlte. Okay, ich habe dann irgendwann reduziert - mich aber immer weiter mit dem Thema beschäftigt: habe mich in meiner SHG/meinem SH-Verein engagiert, später dann mit den Krankenhausvorstellungen begonnen (die ich nun auch schon ein paar Jahre mache), treibe mich u.a. hier im Forum rum und, und, und ...
    Hört sich jetzt mehr an, als es ist. Aber für mich ist es mit ein Grund, warum ich mich heute stabil fühle, keinerlei Verzichtsgedanken ...

    Aber es ist auch der Grund, warum ich solche Gedanken


    Aber etwas für immer und ewig auszuschließen, weil man es noch nie konnte und von vornherein auszuschließen, es erlernen zu können, ist für mich nicht nachvollziehbar.

    für gefährlich halte - in Bezug auf Alkoholkonsum. In Bezug auch andere Drogen wie LSD oder so würden man ja auch nicht auf sowas kommen - oder, Bassmann?

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Zitat

    Aber es ist auch der Grund, warum ich solche Gedanken
    für gefährlich halte

    Das war überhaupt der Grund, warum ich bereits in das Vorgängerforum ging, um solchen Thesen entgegen zu treten.

    Aber das wird von manchen, noch den Weg suchenden, zu gerne gehört (irgendwann wieder trinken zu können).
    Dann müssen sie halt noch diverse Ehrenrunden drehen und weiter rumeiern, ist inzwischen meine Einstellung.

    Manche Langzeittrockene wollen das halt nicht akzeptieren sind frustriert und entwickeln sich zu den "Staubtrockenen".

  • Aber das wird von manchen, noch den Weg suchenden, zu gerne gehört (irgendwann wieder trinken zu können).
    Dann müssen sie halt noch diverse Ehrenrunden drehen und weiter rumeiern, ist inzwischen meine Einstellung.

    44.

  • Aber das wird von manchen, noch den Weg suchenden, zu gerne gehört (irgendwann wieder trinken zu können).
    Dann müssen sie halt noch diverse Ehrenrunden drehen und weiter rumeiern, ist inzwischen meine Einstellung.

    So ist es mir beim 1. Versuch gegangen. :( Erfolg war, dass ich dann wieder mit Erfolg getrunken habe. >:(

    Jetzt bin ich im 2. Jahr alkoholfrei mit völlig anderen Gedanken. Verzichtsgedanken kenne ich nicht. Ich habe für mich den Entschluss gefasst, alkoholfrei zu leben und bin bei der Durchführung. Mir geht es damit mehr als sehr gut. Und... es gibt so wunderbare Getränke ohne Alkohol, dass ich keinen Verzicht spüre. Ich kann auch ohne "merkwürdige Gedanken" anderen Menschen beim Alkoholkonsum zuschauen. Ich esse z. B. auch seit langer Zeit kein Brot mehr. Das habe ich genauso wenig vertragen wie Alkohol. Vielleicht ist eben doch alles am Ende auch Kopfarbeit.

    LG und einen schönen Tag von Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Zitat

    Vielleicht ist eben doch alles am Ende auch Kopfarbeit


    Ja klar, nur Kopfarbeit, aber man sollte das Unterbewusstsein nicht vergessen.
    Das agiert und das Bewusstsein (Gedächtnis) reagiert.

  • Dann noch ne Frage an die Fachleute.
    Wenn ich dann nach x Jahren geheilt bin, sagt mir das ein Arzt oder ich mir selbst und muss ich das dann ausprobieren? nixweiss0

  • Zitat

    Aber es ist auch der Grund, warum ich solche Gedanken für gefährlich halte

    Zitat

    Aber das wird von manchen, noch den Weg suchenden, zu gerne gehört (irgendwann wieder trinken zu können). Dann müssen sie halt noch diverse Ehrenrunden drehen und weiter rumeiern, ist inzwischen meine Einstellung.

    Man hört doch vor Allem eh nur das was man auch hören will.

    Meiner Meinung nach sind es doch aber nicht Worte oder Gedanken, schon garnicht die eines anderen, die Hände haben und mit diesen dann ein Glas an den Mund des Trinkenden führen. Das liegt meiner Meinung nach einzig und allein im Entschluss und in der tatsächlich physischen Hand des jeweils Trinkenden selbst.

    Jedenfalls war das bei mir so.

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