Ja, die Gefahr ist sehr groß, dass man abhängig wird, wenn über einen gewissen Zeitraum stark konsumiert. Aber ich könnte in dem Zuge die Frage stellen, warum habe ich denn von Anfang an mehr konsumiert als der Durchschnitt? Wer hat mich dazu gedrängt, hätte ich mich nur besser unter Kontrolle haben sollen? Wäre ich dann nicht süchtig geworden? (nicht falsch verstehen, ich will mit dieser Frage nicht meine Eigenverantwortung abgeben)
Prof. Dr. Lindenmeyer von den Saulus Kliniken berichtet in dem Video ab 8' 40'' aus seiner fachlichen Sicht über Ursachen der Sucht. Merkmale wie "Persönlichkeit/Charakter" oder "Vererbung" oder selbst "schwere Schicksalsschläge / schlimme Kindheit" lassen sich nicht mit ausreichender statistischer Belastbarkeit als Ursachen für eine spätere Sucht identifizieren, obwohl ja viele meinen, dass das doch so sein müsse. Der Professor hat schließlich resümiert "Da muss viel zusammen kommen". Er skizziert im Anschluss ein ganz gutes Beispiel, das die Entstehung einer Sucht visualisieren soll.
https://www.salus-kliniken.de/lieber-schlau-…-kanonenkugeln/
Lieber rent, ich möchte auch gar nicht in Frage stellen, dass in Deinem Fall bestimmte Ursachen identifizierbar sind und Du folglich daran "arbeitest", diese Ursachen zu beseitigen, also das Loch oder die Leere zu füllen, wie Du selbst sagtest. Ich habe in den letzten Wochen auch noch mal einen Blick auf meine Vergangenheit geworfen, in erster Linie mit dem Ziel, meine Biographie für mich selbst mit einer wohlwollenden Feder zu schreiben, dankbar für Erfahrungen zu sein, die manchmal auch schmerzhaft waren und "Fehler" von mir und anderen, sofern man es denn überhaupt so nennen möchte, in einem milderen Licht zu sehen. Etwas Güte walten zu lassen. Und die Vergangenheit jetzt das sein zu lassen, was sie ist: vergangen.
By the way: Deine Zeilen zu Hermann Hesses "Siddhartha" und "Steppenwolf" fand ich interessant.
Ich glaube er hatte erst Siddhartha geschrieben, was ja für ihn ja irgendeine erlebte Erlösung bedeutet haben muss und später den Steppenwolf, was aus meiner Sicht auch seine Verzweiflung, sein nicht "Angekommen sein" ausdrückt.
Trotz aller Suche ist Hesse offenbar nicht angekommen. Ich finde übrigens, dass man manche Dinge viel eher findet, wenn nicht zu sehr danach sucht. Manche Dinge sind eben mitunter einfach ein "Nebenprodukt" von etwas anderem. Direkt herbeiführen kann man Schlaf, Selbstbewusstsein & Glück nicht. Im Gegenteil: Jeder bewusste Versuch des Herbeiführens ist der garantierte Weg zum Scheitern. Man kann aber jeden Tag die "Saat" für die Nebenprodukte aussäen - und später ernten.
Ich spreche hier über meine persönlichen Erfahrungen und über mein persönliches Mindset, das in den letzten Monaten nochmals ein "Update" erfahren hat. Und da jeder seine eigene Geschichte hat und da jeder aus dieser Geschichte auch jeweils andere Konsequenzen für sich zieht, können meine Zeilen bestenfalls etwas Reibungsfläche fürs eigene Weltbild bieten.