Vorstellung von rewolf

  • Hallo Zusammen,

    ich bin 43 Jahre alt und eigentlich recht früh zum Alkohol gekommen, nämlich in der Form von Bier. Ich habe meinen Vater immer Abends trinken gesehen, wenn der Feierabend hatte, und auf Familienfeiern wurde auch immer tüchtig getrunken. So fand ich das ganz normal, und durfte, endlich!, mit 16 Jahren Bier trinken und tat das dann auch. Ich dachte, das das völlig normal ist, wenn man so 3 bis 4 Flaschen Bier als Schüler trinken darf. -

    Mein Onkel war schwerer Alki und hat sich vor den Augen der Familie über die Jahre totgesoffen. Alle anderen Familienmitglieder väterlicherseits finden täglichen Alkoholkonsum ebenfalls nicht schlimm, besonders, wenn man ein klein bisschen was zum Bier davon trinkt, ab und zu (Bier ist ja kein alk für die)

    Ich trinke also demnach seit langer Zeit täglich, hatte vor zwei Jahren eine Trinkpause von einem Jahr und bin dann, schleichend, Sylvester wieder drauf gekommen, weil ich das ja alles so toll im Griff hatte. Grade habe ich wieder eine Trinkpause sei ca. 3 Tagen.
    Mein letztes, übliches Pensum ist so eine Literflasche Wein plus so eine 0,1l Jägermeisterflasche, gerne auch mal dazu noch 2 Flaschen Bier (aber eher seltener). Alkohol sei dank bin ich Übergewichtig und wiege 30 kg zu viel.
    Ich vertrage das erstaunlicherweise ganz gut, hatte ich doch nie getrunken, um die "Festplatte zu löschen", wie ein Kollege das mal so treffend formuliert hat. Ich bilde/bildete mir halt ein, das mich das entspannt und besser einschlafen lässt, was quatsch ist.

    Ich hoffe, daß ich nun dauerhaft die Finger davon lassen kann und erhoffe mir Rat und Hilfe; gern bin auch ich bereit Rat und Hilfe zu geben. Ich kenne so viele Leute, die ein Alkoholproblem haben und nichts davon wissen (wollen) - dieses Forum scheint ein Schritt zu sein, um die Menge kleiner zu machen.

    Ich freue mich, wenn ihr mich wohlwollend aufnehmt. Für fragen stehe ich gern zur Verfügung.

    LG
    rewolf

  • Hallo rewolf,

    :welcome: hier im Forum. Schön, dass Du hiergefunden hast.

    Kurz zu mir: männlich, mitte 40, seit Ende 2013 trocken

    Ich wünsche Dir einen guten Austausch hier, wenn Du hier mal ein wenig stöberst kannst Du viele sehr interessante (Lebens-)Geschichten finden und Dir daraus für Deinen Weg etwas heraus ziehen.

    Hast Du denn schon einen "Plan", wie Du weiter vorgehen willst? Du machst jetzt seit 3 Tagen eine Trinkpause - wie geht es Dir damit? Hast Du körperliche Entzugserscheinungen? Ich frage hier bewusst, denn kalter Entzug kann sehr gefährlich sein. Über dieses Thema findest Du hier im Forum ebenfalls wichtige Informationen.

    Ganz kurz noch was ich damals so gemacht habe: Arzt eingeweiht, SHG besucht, Beratung, Psychologe (längere Zeit zum Aufarbeiten) und anderweitige Gesprächsgruppen. Keine Langzeittherapie. Etwas später bin ich dann auch hier "gelandet", was für mich eine virtuelle SHG ist.

    Meine Erfahrung, gesammelt durch zahlreiche Trinkpausen mit diversen Rückfällen:

    Nur einfach nix mehr trinken reicht nicht um dauerhaft trocken zu bleiben. Man muss tiefer gehen, verhaltens- und denkweisen ändern. Das hätte ich ohne Hilfe nicht geschafft.

    So, jetzt will ich Dich aber nicht gleich am Anfang zutexten. Schön, dass Du hier bist und ich wünsche Dir einen guten Austausch hier im Forum.

    LG
    gerchla

  • Hi Gerchla,

    danke für die Begüßungsblumen. Tja, wie sieht mein Plan aus: heute nix trinken. Morgen nehme ich mir das gleiche nochmal vor. Verbindlich sein meiner Frau gegenüber, der ich das versprochen habe. SHG besuchen auf Dauer.

    Zum Thema Ärzte: ich sage denen immer daß ich ein Alkoholproblem habe, und die reagieren darauf mehr geschockt, weils sonst nur wenige zugeben. Dann wissen sie nicht was sie machen sollen. Ich habe mal deswegen Therapie gemacht vor ein paar Jahren (als Privatpatient bekommt man ja ruckzuck Termine), und mein damaliger Hausarzt hat seine Kompetenz in der Sache mit der Frage "tut das ihnen also gut?" gleich mal ad absurdum geführt. Als wenn es einem "gut tut", wenn man mit seinen Lebenslügen konfrontiert wird. Das ist erstmal schrecklich und bringt auf Dauer was. Das ist ja nicht wie im Film, wo man nett auf der Couch liegt und mal einem erzählen kann, was einen so bedrückt. Der Psycho will ja auch mal Fortschritte sehen, da geht´s nicht nur ums Quatschen!

    Ich kenn genug Mediziner, für die ist ein Bordeaux oder ein guter Whiskey auch kein Alkohol, sondern wenn die sich allabendlich wegballern dann sind das "Genußtrinker" und "Whiskeysammler". Eine Flasche Wein pro Tag ist das auch für viele völlig OK. Man trinkt ja Ostern während der Fastenzeit nix, dann ist man auch nicht abhängig. Die haben außerdem eine Freikarte für die Wunderwelt der Betäubungsmittel, da gibt´s auch genug, die den Drachen reiten.

    Entzugserscheinungen habe ich keine, ich habe einen Tag etwas stärker geschwitzt, das war es. Ich bin abends bei Abstinenz immer sehr kaputt, gehe früh ins Bett und schlafe dann aber auch gut. Meine Leber ist lt. Doc ok, Fettleber habe ich schon, natürlich, aber die Leberwerte sind soweit ok. Führerschein habe ich noch, und ich bin noch nie wegen Alkohol im Verkehr aufgefallen, obwohl es schon 1-3 Episoden gab in den letzten 10 Jahren, bei denen es kritisch gewesen wär.
    Ich fahre Motorrad (BMW K75 RT) und da trinke ich gar nix. 44.

    Ich habe vor auch eine SHG zu suchen die zu mir passt, aber ich ziehe demnächst um, da bringt das vorher nix.

    Da hoffe ich auf das Forum. Wenn einer was in Lütgendortmund kennt bin ich für PN dankbar.

    LG
    rewolf

  • Hallo - und auch von mir (Ü50, trocken seit 2008) ein HERZLICHES WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:


    Ich habe vor auch eine SHG zu suchen die zu mir passt, aber ich ziehe demnächst um, da bringt das vorher nix.

    Da hoffe ich auf das Forum. Wenn einer was in Lütgendortmund kennt bin ich für PN dankbar.

    Vielleicht findest Du ja hier etwas Passendes. Oder Du schnökerst mal ein wenig in unserer Linksammlung.

    Ansonsten möchte ich mich Gerchla anschließen:


    Nur einfach nix mehr trinken reicht nicht um dauerhaft trocken zu bleiben. Man muss tiefer gehen, verhaltens- und denkweisen ändern. Das hätte ich ohne Hilfe nicht geschafft.

    So, jetzt will ich Dich aber nicht gleich am Anfang zutexten. Schön, dass Du hier bist und ich wünsche Dir einen guten Austausch hier im Forum.

    Bis demnächst
    Gruß

    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!


  • Ich hoffe, daß ich nun dauerhaft die Finger davon lassen kann...

    Naja, Hoffnung ist schön und gut. Aber die stirbt bekanntlich, auch wenn sie das nach dem Volksmund erst zuletzt tut.

    Meiner Erfahrung nach fällt das mit der Dauerhaftigkeit umso leichter, je mehr man in der Lage ist für sich selbst zu beschreiben, was man im positiven Sinne davon hat, nicht mehr zu trinken. Und wenn man das dann auch noch fühlen kann, sieht es ganz gut aus.
    Denn: Positive Zukunftserwartungen in Bezug auf ein suchtmittelfreies (oder -armes) Leben und tatsächliche positive Erfahrungen erhöhen die Motivation.

    Willkommen im Forum.

    Bassmann

  • Hallo Rewolf, auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum!


    Ich hoffe, daß ich nun dauerhaft die Finger davon lassen kann...

    Zu dem von Bassman zitierten Text von dir fällt mir noch ein:

    Setz dir keine zu hohen Ziele!
    Das ist ja momentan gar nicht wichtig, es ist viel mehr wichtig, Tag für Tag zu denken. Ich würde (so tue ich es auch in etwa) eher so denken:
    "Der Alkohol ist unwichtig, ich brauche ihn nicht, bin viel freier dadurch ...."

    Sonst hast du immer eine grosse Herausforderung vor dir, mit den Gedanken: schaffe ich das? schaffe ich das dauerhaft? Wirds schwierig? wirds hart? ...

    So eine Einstallung finde ich einfach stressig und mühsam, und gerade dann ist die Gefahr gross, auf einmal gleich alles hinzuschmeissen, wenn wirklich einmal eine Krise kommt zb. auf die Art: "das schaffe ich ohnehin nicht"

    Ob ich persönlich dauerhaft und immer die Finger davon lasse oder lassen kann, weiss ich auch nicht; ich beschäftige mich einfach nicht mit diesem Gedanken! Ich glaube, so ein "Wurstgefühl" ist ganz hilfreich, nimmt einen den Druck und Stress, des oder der "des nicht mehr dürfens" Denkweise!

    Noch was: was ich von Anfang an tat. Mach dir eine Geldsumme mit dir selbst aus, die du für jeden alkoholfreien Tag auf die Seite legst. Und die hast du dann zum verprassen, ...

    Einmal editiert, zuletzt von franz68 (13. April 2016 um 19:55)

  • Also vielen Dank für die netten Tipps und Worte! Gestern hat es auch wieder problemlos geklappt, ich werde heute auch nichts trinken.

    Das mit dem Geld zurücklegen ist eine schöne Idee! Das werde ich auf jeden Fall machen.

    Und danke, Franz, für den Hinweis auf die Zielsetzung. Immer Schritt für Schritt ist sicher richtig, ich glaube die AA machen das ja auch so.

  • Hallo Rewolf

    Ich denke auch, dass es darum geht vor allem in der Gegenwart zu leben.
    Auch eine zielausrichtung findet immer hier und jetzt und im Inneren statt.

    Wenn ich jetzt und heute das Richtige tue, dann wird mich das in die Lage versetzen auch morgen das Richtige zu tun. Und auf diese Art und Weise muss ich mir dann über das Übermorgen gar nicht mehr so viele Gedanken machen, sondern kann ganz zuversichtlich sein…

    Ich finde es sehr gut dass Du beschlossen hast Dich ‚auf den Weg’ zu begeben.
    Und der Weg, der beginnt ja bereits mit dem ersten Tag!
    Ich bin zu Beginn auch einfach erstmal losgezogen…

    Nun auf die mittlerweile schon letzten zwei Jahre zurückblickend kann ich nur sagen, dass mein aktiver Ausstieg auf sehr vielen grundlegenden Ebenen, eine der wichtigsten und besten Entscheidungen meines Lebens war. Sowohl jeweils im unmittelbaren Erleben, und auch langfristig gesehen.

    Auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum :)

    Stets einen guten, frischen Wind in den Segeln wünscht Dir

    Land-in-Sicht

  • Hallo rewolf,


    Das mit dem Geld zurücklegen ist eine schöne Idee! Das werde ich auf jeden Fall machen.
    Und danke, Franz, für den Hinweis auf die Zielsetzung. Immer Schritt für Schritt ist sicher richtig, ich glaube die AA machen das ja auch so.

    Bitte gerne. Ja, so habe ich das gemeint: wie bei den AA, von einem Tag bis zum nächsten.

    Das mit dem Geld hat mich sehr motiviert Denn auch wenn es nur fünf Euro am Tag sind (ich habe 10 Euro am Tag festgelegt, weils einfach zu rechnen ist und weil ich das sicher locker am Tag mit Alk im Schnitt (zuhause als auch fast täglich Gasthaus) verbrauchte), kommt schnell ein ansehlicher Betrag zusammen.

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