EIGENLOB ...

  • EIGENLOB?
    STINKT!
    ... sagt der Volksmund.
    "Gucke in den Spiegel, lächele Dich an, klopfe Dir selber auf die Schulter, lobe Dich selber und sage Dir: Hast Du gut gemacht!" -
    ist der Rat vieler Therapeuten an ihre Klienten.
    Die meisten (nassen) Alkoholiker haben wenig bis kein Selbstbewußtsein, leiden an Schuldgefühlen, verhalten sich defensiv bis devot, schätzen sich nicht selber wert, machen sich selber klein, lieben sich nicht selber, haben kein Selbstvertrauen und keine Zuversicht.
    Nach ihrer Trockenlegung hält diese Eigen-Geringschätzung ihrer eigenen Person oftmals noch lange, lange an. Jahr(e)(zehnte)lang eingeübtes Verhalten läßt sich in der Regel halt nicht so schnell wieder ablegen ...
    Eine ganz einfache Übung, sein eigenes Negativbild abzubauen besteht darin, am Ende des Tages eine kurze Bilanz zu ziehen:
    "Was war schlecht - was habe ich gut gemacht?" und sich dann zu trauen, sich für das Positive auch einmal ausgiebig SELBER zu loben.
    Ich habe mich heute selber gelobt -
    dafür, dass ich mich auf den Tag genau vor acht Jahren selber in eine Entzugsklinik eingeliefert habe, dass ich diese Chance, mein Leben grundlegend zu verändern, angenommen habe, dass ich jeden Tag glücklich und zufrieden meine Abstinenzentscheidung lebe, meine Suchtfreiheit genieße, Konflikten und Problemen mit klarem Kopf begegnen kann - zusammengefaßt: wieder wirklich zu LEBEN und nicht mehr GELEBT zu werden ...

    EIGENLOB STINKT ALSO NICHT IMMER !!!

    Beste Grüße
    keppler

  • Wohl war. 44.
    Das hast du gut gemacht. :heartBalloon:

    LG Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Yepp, da hast Du Recht!
    Schon der olle Paracelsus hat erkannt, dass immer die Dosis entscheidend ist. Und ab und an ist Eigenlob nicht nur angebracht, sondern auch notwendig (eben um sich wieder aufzubauen).

    Glückwunsch zum 8jährigen :blumen3: :clap: :hpbrthdy:

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hi Keppler,

    erstmal Respekt vor Deiner langen Alkoholabstinenz und Danke für den Denkanstoss zum Eigenlob.

    Zitat

    Eine ganz einfache Übung, sein eigenes Negativbild abzubauen besteht darin, am Ende des Tages eine kurze Bilanz zu ziehen:
    "Was war schlecht - was habe ich gut gemacht?" und sich dann zu trauen, sich für das Positive auch einmal ausgiebig SELBER zu loben.
    Ich habe mich heute selber gelobt -

    Bei diesen Zeilen ist mir aufgefallen, was ich in letzter Zeit vergessen bzw. vernachlässigt habe.
    Weiterhin alles Gute und ein schönes Wochenende an Dich und alle anderen hier.

    Pit

  • Hi Keppler,

    dann hast Du jetzt 8 Jahre Zeit gehabt, Dein Verhalten zu ändern. Ist es Dir gelungen? ;D

    Im Ernst, Du kannst Dir wirklich auf die Schulter klopfen 44. und Du hast Recht: warum soll man nur Andere loben und sich selbst vergessen? Wir belohnen uns auch und hin und wieder sprechen wir mit uns selbst. Ab und zu ein Eigenlob steht uns sicher ganz gut.

    Einen schönen Samstag Abend!
    Gruß
    Vita

  • ... um auf Vitas Frage einzugehen:

    Acht Jahre Alkoholabstinenz bedeutet für mich in aller erster Linie, "back to the roots". Wieder zurück zu alten Wertevorstellungen, zu schon einmal empfundener Empathie, zurück zu konstruktiver Konfliktbereitschaft, zurück zu einem gesunden Selbstbewußtsein, zurück zur Beziehungsfähigkeit, zurück zu Aktivitäten und Interessen, die über den Gang in die Kneipe und das Anheben von alkoholgefüllten Gläsern hinausgehen, zurück zu einem Leben, in dem ich Verantwortung für mich und andere Menschen übernehme, zurück zur Liebesfähigkeit, zurück zu ...
    Gemessen an dem Verhalten, das ich in den letzten Jahren meiner Säuferkarriere an den Tag gelegt habe, ist das auf sicher eine echte Verhaltensänderung.
    Fast wichtiger erscheint mir aber jedoch, dass ich heute meine Bewertung vieler Dinge verändert habe, dass ich Dinge gelassener betrachte, dass ich wesentlich achtsamer bin, dass ich mich und mein Handeln intensiver reflektiere.
    Kein trockener Alkoholiker wird aus meiner Sicht von heute auf morgen ein anderer, vielleicht sogar noch ein "besserer Mensch" - ich denke aber, es werden durch die Abstinenz langsam aber sicher schon vorhandene, aber durch den Suff verschüttete Ressourcen, reaktiviert. Mein Interesse, mich mit mir, meinem Denken, Handeln und Fühlen intensiv auseinander zu setzen, lässt nicht nach - ganz im Gegenteil - für mich ein Baustein, auch im nächsten Jahr zur selben Zeit, mir einmal wieder auf die Schulter klopfen zu können ...

    Schönen Sonntag
    keppler

  • In meiner SHG sind auch Mehrere, die auch an Depressionen leiden und auch teilweise noch zusätzlich entsprechende SHG besuchen. Und von denen hat eine junge Frau berichtet, dass sie 2 Tagebücher führt: eins für ihre schlechten Gedanken und Gefühle und eins für die positiven Gedanken/Gefühle/Erlebnisse.

    Das "schlechte Tagebuch" besteht nur aus losen Blättern, auf die sie eben die negativen Dinge des Tages schreibt und diese/s Blatt/Blätter packt sie anschließend in einen "Tresor", wo sie auch bleiben und nicht mehr herausgeholt werden - diese sind "abgeschlossen", weg, erledigt (oder sollten es sein).

    Und das "gute Tagebuch" ist tatsächlich ein Buch - wo sie in schlechten Zeiten auch immer mal wieder blättert und sich die schönen, guten Dinge (wieder) bewusst machen kann: bunte Herbstblätter, Sonnenschein, eine schöne Begegnung, ein wohliges Gefühl beim Anblick von ..., den gefürchteten Behördengang erledigt, alle Aufgaben geschafft ... etc

    Und dieses Buch ist in meinen Augen auch so eine Art Eigenlob ... mit dem man in schlechten Zeiten sein Ego wieder aufbauen/aufrichten kann.

    Vielleicht ist diese Art von Tagebuch führen für den Einen oder die Andere ja auch eine Anregung - may be :)

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Das "gute" Tagebuch ist eigentlich das gleiche, was auch Luise Reddemann in "Eine Reise von 1.000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt" (das ich vor einiger Zeit las) als Freudetagebuch vorgestellt hat. Hier kommen schöne Erlebnisse, Bilder, Zeichnungen oder andere Sachen (zb. durch hineinkleben) hinein. Schöne Idee!

  • Hallo, ihr lieben Schreiber hier,

    gerade stoße ich auf dieses Thema, und auf Eure Ideen dazu. Danke! :sun:

    Ich habe das auch mal gemacht, angeregt durch "Der Weg des Künstlers".
    Das ist ein Buch zur seelischen Selbst-Aktivierung. Dort geht es um Kreativität.

    Eure Beiträge haben mich gerade an die Freude erinnert, die das macht.

    Alles beim Trinken verschüttete (Freude, Beziehungen, Eigenaktivität, Zutrauen)
    liegt bei jeder anderen Form von "Sackgasse" (Ängste, Depression, Zwangsverhalten)
    ebenso brach.

    Seelisch gesehen, denke ich hier nicht zum ersten Mal, dass sich "Alkohol" oder eben
    emotional zum Selbstläufer gewordene "Zwangsmuster" (Vermeidungen, Verkapselung)
    in der Auswirkung auf die eigene Wahlmöglichkeit ähneln. Die verengt sich auf Dauer.

    Einfach vielen Dank für dieses Thema! - Ich bekomme wieder Lust, ein Buch anzulegen.

    Liebe Grüße,
    Wolfsfrau

  • Es ist eigentlich eine ganz natürliche Sache, sich selbst zu loben. Zu schauen, was man gemacht und wie weit man es gebracht hat. Ich habe ein kleines Büchlein mit einer "To do". Dort streiche ich ab. Ich kann dann so schön sehen, was schon alles erledigt ist. :D ;)

    Dann ziehe ich gerne Resümee der letzten Wochen, Monate oder auch Jahre. Wie ist die Situation gegenwärtig? Und dann kann ich nur sagen: SUPER. Ich hab so viel geschafft. Auch während meiner Trinkerzeit. Funktioniert habe ich ja immer. Nur, jetzt geht es mir viel viel besser. Ich bin psychisch wie physisch eben einfach fit und frei. Freiheit ist das Wichtigste überhaupt für mich. Und ich bin jetzt Alkohol(frei). Und darauf bin ich stolz. Und ich anerkenne es, heißt ich lobe mich dafür, dass ich es geschafft habe.

    Und genau das sollte jeder tun. Wir sind alle ganz viel Wert und sollten dann auch jeden Schritt in die positive Richtung für uns positiv bewerten. 44.

    Einen schönen Tag euch allen von Betty :sun:

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Also ich brauche ja nicht so Eigenlob. Ich bin so schon super ;D

  • 44. angel3

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

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