kann nicht aufhören

  • Hallo zusammen,

    ich weiß nicht ob das hier nur ein kurzer Versuch ist oder ob ich von Euren Erfahrungen lernen kann.
    Ich habe eine Familie, Arbeit und eigentlich nichts was ich vermisse. Jedoch trinke ich, nie auf Arbeit, aber daheim. Ich kann auch fast nichts machen ohne mein Bier.
    Will ich einkaufen, dann trinke ich vorher was. Gehe ich auf eine Feier, trinke ich vorher was. Ich selbst würde das gar nicht als schlimm betrachten, aber ich kann nicht aufhören.
    Trinke ich ein Bier (trinke nur Bier), dann trinke ich so lange bis ich schlafe. Hatte auch ein halbes Jahr ohne geschafft, dann kam ein runder Geburtstag und ich trank 2 Bier. Dann war es wieder vorbei.

    Eigentlich kann die Lösung nur sein gar nichts mehr zu trinken. Das ist mir schon klar. Jedoch habe ich auch Angst davor. Das will ich eigentlich nicht. Kann es mir im Moment nicht vorstellen komplett ohne. Das ist aber wahrscheinlich die Sucht in mir.

    Wie kann man sich ablenken? Koche gern, habe aber ohne mein Bier dann auch nie Hunger. Koche es nur, essen tue ich da fast nie was.

    Will auch nicht das mein Sohn davon was mitbekommt, aber je älter er wird desto mehr wird er mitbekommen.

    Eine Therapie? Kann ich mir echt nicht vorstellen. Da bin ich ganz ehrlich. Wieso? Was ist danach? Da verliere ich meinen Job und eine Garantie ist das auch nicht. Selbsthilfegruppe? Da würde ich gern Erfahrungen hören.

    Danke!

  • Hallo, Pischi, und HERZLICH WILLKOMMEN hier bei uns im Forum!

    Schön, dass Du Dir Gedanken machst über Deinen Umgang mit Alkohol. Und ich denke, hier wirst Du eine Menge Gedanken und Erfahrungen lesen können - sowohl von Betroffenen, die den Absprung geschafft haben (wie ich z.Bsp.), von Betroffenen, die noch Anlauf nehmen oder gerade abgesprungen sind, aber auch von Angehörigen.

    Lies Dich hier erstmal in Ruhe ein.

    Aber zu einem Punkt kann ich mir nicht verkneifen, etwas zu sagen:

    Trinke ich ein Bier (trinke nur Bier), dann trinke ich so lange bis ich schlafe.

    Wer denkt, dass "nur Bier" nicht so "schlimm" ist wie Schnaps trinken, sollte mal seinen Alkoholkonsum in "Gramm reinen Alkohols" umrechnen.
    Die Formel hierfür lautet "Menge in ml x Vol-% / 100 x 0,8"

    Und dann kommt man auf

    10 Bier (5 Vol-%) a 0,5 l = 3,2 Flaschen Wein (11 Vol-%) a 0,7 l = 1 Flasche Schnaps (38 Vol-%) a 0,7 l

    Nur mal so als Denkanstoß für ALLE!

    Erst mal Viel Spaß beim Einlesen und dann einen Guten Austausch wünscht

    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Pischi,

    :welcome: hier im Forum. Schön, dass Du hier her gefunden hast.

    Wie Du hier siehst und nachlesen kannst, bist Du nicht allein mit Deinem Problem. Als ich Deinen Text gelesen habe, kam bei mir spontan folgender Gedanke auf: An der Stelle warst du auch mal!

    Auch das Gefühl, Angst davor zu haben nie mehr was trinken zu dürfen ist mir natürlich noch gut in Erinnerung. Und das ich jemals psychologische Hilfe annehmen würde, war komplett außerhalb meiner Vorstellungskraft. Und überhaupt, ich hatte ja alles was ich brauchte: Intakte Familie, super Job, keine Geldsorgen, eigentlich alles gut. Bisl viel getrunken halt, aber: Nur Bier, wirklich nur Bier. Ok, mal ein Glas Wein aber nein, meistens nur Bier.

    Ich gebe zu, dass ich da jetzt gerade schon ein wenig ironisch bin, aber das waren wirklich meine Gedanken damals. Zum Thema "nur Bier" hat ja Greenfox schon mal eine Umrechnungsformel gezeigt. Da relativiert sich dann schon einiges...

    "The times, they are a changin" heißt ein Lied von Bob Dylan.... So war es dann auch bei mir. Denn nach Jahren des heimlichen Bierkonsums, nach viiiiiieeeelen Jahren ohne größere Auffälligkeiten kam dann plötzlich regelmäßig Wein dazu, weil, da braucht man ja weniger und muss nicht so viele Flaschen entsorgen. Naja, und natürlich habe ich vieleJahre erst abends mit dem Trinken angefangen und schon mal gar nicht in der Arbeit. Aber auch das hat sich dann geändert. Die ersten 3 Biere auf ex in der S-Bahn auf dem Heimweg, später dann schon mal was in der Arbeit und am Schluss vor der Arbeit.... Tja, der klassische Abstieg, die klassische Alkoholikerkarriere.... Aber das es mal so weit kommen könnte habe ich die Jahre vorher natürlich nicht gedacht!

    Ich kann Dich nur ermutigen Dein Leben in die Hand zu nehmen und nicht den Alkohol Dein Leben diktieren zu lassen. Es wird nämlich mit der Zeit nicht besser, es wird nicht "von selbst" besser, das Gegenteil passiert. Die Wege aus der Sucht sind individuell, jedoch solltest Du m. E. nicht von vorne herein bestimmte Dinge ausschließen. Ausprobieren ist da die bessere Alternative. Vielleicht am Anfang wirklich einfach mal mit einer SHG, vielleicht gibt Dir schon das was Du brauchst um Deinen Weg zu gehen. Oder zur Suchberatung. Warum nicht? Ich bin übrigens auch als erstes gleich mal in eine SHG. Das hat mir sehr geholfen, ich kann es nur empfehlen!

    Und male Dir nicht zu viele Horrorgeschichten aus. "Man könnte mich erkennen, ich könnte den Job verlieren, usw usf." Das ist nicht so. Wenn jemand seinen Job verliert, dann i. d. R. wegen dem Saufen und nicht weil er etwas dagegen unternimmt. Da ist die Erfahrung (auch meine) eher so, dass man dafür Anerkennung und Respekt erntet.

    Zu Deiner Angst, NIE mehr Alkohol trinken zu dürfen kann ich Dir aus meiner Erfahrung sagen: Es fehlt nichts, absolut nichts. Ich konnte mir das anfangs nicht vorstellen, ich dachte ein Glas xy gehört doch dazu usw. Urlaub in Frankreich ohne ein Glas Rotwein? Unmöglich! Doch möglich, sogar besser. Wenn man mal das Bewustsein für seine Situation und sein Leben entwickelt hat, erkennt man, dass das alles Quatsch ist. Es geht problemlos ohne, ohne irgendwas an Lebensqualität zu verlieren. Wir Alkis gewinnen im Gegenteil an Lebensqualität. Und auch die Angst, man könnte ausgegrenzt werden, Spaßbremse sein usw. Ich kann das nicht bestätigen. Mittlerweile weiß mein Umfeld, dass ich nichts trinke und es ist ganz normal. Man schenkt mir keinen Alkohol mehr, man bietet mir automatisch meine alkoholfreien Lieblingsgetränke an und es wird auch nicht weiter darüber gesprochen. Alles ist ganz normal.

    Ich wünsche Dir, dass Du Deinen Weg findest. Es lohnt sich wirklich auszusteigen, am besten natürlich, wenn man noch nicht ganz unten angekommen ist. Hier im Forum kannst Du viele individuelle Lebensgeschichten lesen und bestimmt ist auch die ein oder andere Anregung für Dich dabei. Ich freue mich wieder von Dir zu lesen.

    VG
    gerchla

  • hi Pischi

    Zitat

    Eigentlich kann die Lösung nur sein gar nichts mehr zu trinken. Das ist mir schon klar. Jedoch habe ich auch Angst davor. Das will ich eigentlich nicht. Kann es mir im Moment nicht vorstellen komplett ohne


    Das ging mir am Anfang ähnlich, das ist achteinhalb Jahre her. Geht gut ohne, also keine Bange.

    Zitat

    Selbsthilfegruppe? Da würde ich gern Erfahrungen hören.


    Jede Gruppe ist anders und jede/r hat andere Erfahrungen, am Besten einfach mal hingehen.
    Gruß Gerd

  • Hallo Pischi,
    erst mal herzlich Willkommen. Deinen Beitrag fand ich sehr interessant. Ich habe etwas ähnliches in meiner Vorstellung geschrieben und kann mich recht gut damit identifizieren. Bei mir war es fast genauso. Ich habe sehr gerne gekocht, aber nur wenn ich dabei was getrunken habe. Dann war ich kreativ und hatte Spaß dabei. Es hat immer geschmeckt und danach habe ich noch so lange weiter getrunken, bis ich auf dem Sofa eingeschlafen bin. Ohne Alkohol war das Kochen dagegen langweilig.
    Am Anfang war es auch nur Bier, dann bin ich auf Wein umgestiegen, weil der schneller gewirkt hat und am Schluss hab ich es mit Vodka-Lemon probiert. Aber da war mir am nächsten Tag so schlecht, dass ich auch nicht mehr so weiter machen wollte.
    Das ist jetzt 15 Tage her, damit steh ich also auch noch ganz am Anfang meiner Trockenheit. Aber schon jetzt sind die positiven Veränderungen enorm. Ich habe mehr Energie, bin ruhiger und zufriedener und kann den ganzen Tag von früh bis spät genießen. Ich bin guter Dinge, dass ich es auch weiterhin schaffen werde und wenn Du schon mal ein halbes Jahr trocken warst, dann bin ich mir sicher, dass Du das auch kannst.
    Ich habe bei mir auch geschrieben "eigentlich geht es mir gut" und wurde glücklicherweise darauf hingewiesen, dass sich hinter diesem "eigentlich" der krank machende Alkohol verbirgt, der mich in meinem Leben einschränkt und mir sinnvolle Lebenszeit raubt. Inzwischen verbringe ich mehr Zeit mit meiner Familie (habe auch einen kleinen Sohn) und das ist jetzt auch bis in den Abend möglich. Sonst war ich da ja immer mit dem Trinken beschäftigt. Und wenn alle im Bett sind, trink ich zum Abschluss noch ein alkoholfreies Weißbier. Davon wird zwar allgemein abgeraten, aber ich komme gut damit zurecht und habe das Gefühl, auf nichts verzichten zu müssen. Und diese isotonischen Getränke schmecken ja kaum wie Bier. Aber natürlich kann es auch ein anderes Getränk sein, um den Tag nochmal zu überdenken. Das werde ich jetzt auch machen.
    Viel Kraft auf deinem Weg und schreib weiter von deinen Erfahrungen.
    LG Robert

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