Habe gerade in einem alten Thread "Konstruktiver Streit bzgl. Suchtgedächtnis und Abstinenzentscheidung" geschmökert (Vollmitglieder können hier noch mal reinschauen, da er im internen Bereich stattfand).
Und in „Gesprächen“ mit Freeway tauchte auch das Thema „Rest-Knopf“ auf.
Leider ist der User „katro“ nicht mehr hier im Forum. Und auch wenn ich beim Lesen seiner Beiträge des Öfteren mit Pinguin übereinstimmte
>:D katro............. Du machst mich (manchmal) waaaaaaaaaaaaaaahnsinnig!!!
Grrrr......
so haben diese mich doch immer zum Nachdenken über meine eigene Position, meine Meinung zu diesem Thema "angestiftet".
katro vertrat folgende Meinung:
ZitatAlles anzeigenEs ist möglicherweise schnuppe, auf welchem Weg der Süchtige seinem Alkoholismus zu Leibe rückt. Möglicherweise gibt es aber auch bessere und schlechtere Wege.
Solange ich feststelle, dass ein einziges Glas Alkohol bei mir eine unbändige Gier auslöst, trage ich den Alkoholismus (noch) in mir und laufe Gefahr rückfällig zu werden, selbst wenn ich jahrelang nichts getrunken habe.
Darüber, dass es nicht ausreicht, einfach nur keinen Alkohol mehr zu trinken, scheint man sich allseits einig zu sein.
Unser „Streit“ sollte deshalb darum gehen, auf welchem Weg oder welchen Wegen man mit dem eigentlichen Alkoholismus fertig werden kann.Mein Weg ist kopfgesteuert. Ich habe mir klargemacht, dass der Alkohol allenfalls kurzfristig positiv wirken kann. Langfristig hat diese Substanz ausschließlich negative Folgen.
Wenn ich trotz dieser Erkenntnis weiterhin trinke, hat das körperliche Ursachen. Ich bin dann körperlich abhängig. Diese körperliche Abhängigkeit kann ich durchbrechen, indem ich für eine Weile oder auf Dauer keinen Alkohol mehr trinke.
Die psychische Abhängigkeit wird durch das Weglassen des Alkohols nicht behoben. Ich habe sie durch meine Erkenntnis durchbrochen und muss jetzt „einfach“ nur trainieren, mein Leben ohne das „schnelle Glück“ aus der Flasche so zu gestalten, dass ich mit ihm zufrieden bin.
So macht das auch jeder, der nie gesoffen hat.
Tiefen bzw. schlechte Tage sind normal. Und wenn ich der Meinung bin, dass es in meinem Leben zu viele davon gibt, muss ich etwas an meinem Leben ändern. Indem ich saufe, mache ich (langfristig) alles nur schlimmer. (siehe obige Erkenntnis)Es macht mich unsagbar wütend, wenn ich aus der Distanz auf meine Süchte zurückblicke. Sowohl beim Tabak als auch beim Alkohol war ich lange Zeit der Meinung, dass sie mein Leben bereichern. Das gilt insbesondere in Bezug auf den Tabak. Ich habe tatsächlich Menschen bedauert, die nicht rauchten. Unglaublich!
Inzwischen habe ich erkannt und auch erfahren, dass es sich ohne Sucht weitaus besser lebt.... Nur das erste Glas stehen zu lassen, kann doch keine Strategie sein. Oder irre ich da?
...
Ich stimme dir zu, Ennasu, wenn du schreibst, dass es oft unsere Defizite sind, die uns in die Sucht schlittern lassen. Was ich jedoch mehr und mehr in Frage stelle, ist die Nachhaltigkeit der Vorgehensweise, der Sucht ihren Nährboden zu entziehen. Ich halte dieses Vorgehen auch nicht für logisch. Zumindest wenn es darum geht, den Alkoholismus nicht nur zum Stillstand zu bringen, sondern zu beenden.
Gut, die Vorgehensweise des Aushungerns funktioniert schon irgendwie. Ist wie bei einem Feuer. Wenn ich kein brennbares Material mehr hineinwerfe, glimmt es nur noch. Die Glut lodert aber wieder auf, wenn sie mit irgendeinem brennbaren Material in Berührung kommt.
Letztendlich entspricht dieses Bild der offiziellen Theorie des Alkoholismus. Er ist nach dieser Theorie nicht heilbar und schlummert nur. Wenn ich als trockener Alkoholiker also nicht aufpasse, geht alles wieder von vorne los.
Die gute Nachricht ist, dass es manche Leute tatsächlich schaffen, so achtsam mit sich umzugehen, dass sie ihren aufgrund dieser Vorgehensweise nicht wirklich behandelten Alkoholismus nicht aufwecken.
Mir reicht das nicht. Ich möchte auf keinem Pulverfass leben und suche deshalb nach Lösungen, die den Alkoholismus nicht nur zum Schlummern bringen, sondern beenden.
Ich fand sie in Büchern wie „Der Geist aus der Flasche“ oder „Endlich ohne Alkohol!“. Und ich fand sie in besonderem Maße in meinen Erfahrungen beim Rauchstopp.
Vielleicht liege ich falsch.
Ich spüre jedoch anderes. Und es tut mir Leid, wenn ich andere herum eiern sehe bzw. so unendlich viel Energie investieren sehe, obwohl es eigentlich so einfach ist, sich von der Sucht für immer zu verabschieden. Wahrscheinlich lässt mich diese Erfahrung immer mal wieder missionarisch werden. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Aber hinter dem, was ich schreibe, stehe ich zu 100 Prozent. Man muss es ja nicht glauben.
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Was ist daran nicht konkret, wenn ich feststelle, dass ich die Macht des Suchtgedächtnisses nicht spüre?Ich spüre hin und wieder ein Verlangen nach dem Nikotinkick, ich spüre hin und wieder ein Verlangen nach Rausch. Seitdem ich die Suchtmuster durchbrochen habe, muss ich diesem Verlangen jedoch nicht mehr nachkommen, sondern lasse meine Rauch- und Saufwünsche vergehen. Das hat am Anfang -insbesondere in Bezug auf das Rauchen- viel Kraft gekostet und es hat auch lange gedauert, bis der Druck abgeklungen war. Inzwischen läuft das jedoch mehr oder weniger automatisch ab.
Insofern kann ich feststellen, dass es durchaus ein Gedächtnis in Bezug auf Sucht gibt, so wie es eben auch ein Gedächtnis an schöne Augenblicke im Leben, an traurige Augenblicke usw. gibt. Dieses Gedächtnis ist jedoch vergangenheitsbezogen und zwingt mich nicht dazu, eine als schlecht erkannte Vergangenheit zu wiederholen.Dass ich heute ein Alkoholiker bin, bezweifele ich. Dass ich früher ein Alkoholiker war, halte ich angesichts der Mengen, die ich konsumiert habe und angesichts der Dauer meiner Sauferei für sehr wahrscheinlich.
Ich trinke nicht kontrolliert Alkohol, d.h., ich habe mir nie einen festen Trinkplan gemacht. Es gibt für mich aber eine feste Regel: Egal für wie lange Zeit ich keinen Alkohol getrunken habe. Wenn ich ihn trinke, lasse ich mich nicht vollaufen, sondern trinke maximal die Menge, die laut WHO gesundheitlich unbedenklich ist.
Um jetzt auf diesen "Reset-Knopf", den es ja nach katro's Meinung geben könnte/soll, zurückzukommen:
Ich - und auch viele in meiner SHG - sind der Meinung, dass es diesen nicht gibt.
Entweder ist man nicht abhängig/süchtig - dann kann man vielleicht auch wieder zu einem "normalen" (was auch immer das heisst) Umgang mit dem Alkohol zurückfinden.
Oder man ist abhängig/süchtig - dann hilft meiner/unserer Erfahrung/Meinung im Endeffekt nur die Abstinenz. Denn "Sucht" bedeutet doch "Kontrollverlust" - ich kann meinen Umgang mit dem Alkohol (oder irgendeinem anderen Suchtmittel) nicht auf Dauer kontrollieren.
Ich habe diesen "Reset-Knopf" auch bei mir gesucht. Mein "normaler" Umgang mit dem Alk ging ungefähr 2 Monate gut. Aber dann ...
Und DIESE Erfahrung haben auch alle die in meiner SHG gemacht, die der Meinung waren, es gäbe diesen Knopf, die dachten "Ach, jetzt bin ich schon so und so lange trocken, jetzt kann ja nix mehr passieren."
Okay, ich bin nunmal zugegebener Maßen ein Verfechter der Abstinenz ::)
Also ich kann das nicht. Sobald ich ein Glas Bier trinke, dann steigt eine riesengroße Gier in mir auf. Die größte und schlimmste Begierde, dich ich überhaupt in meinem Leben kenne. Um jeden Preis muss ich dann ganz, ganz, ganz viel trinken... Darum habe ich auch nie Sehnsucht nach EINEM EINZIGEN Glas. Unter drei Bier fange ich gar nicht erst an. Also lieber gar nichts trinken oder ganz, ganz viel. Und das wird auch immer so bleiben. Habe schließlich viele, viele Jahre erfolglos den Mittelweg probiert.
Aber wie denkt IHR darüber?