Co-Suchtdruck?

  • Hey ihr Lieben,

    ich bin ja sicherlich nicht die einzige, die in der verzwickten Doppelrolle steckt, nicht nur selbst abhängig, sondern gleichzeitig auch co-abhängig (gewesen) zu sein....
    Nun kam es dazu, dass ich selbst zwar nicht getrunken habe, aber einen Rückfall meines Partners mit verschuldet habe.

    Kennt das jemand, diesen Co-Suchtdruck?
    Also, dass ich, wenn ich bemerke, dass es meinem Partner schlecht geht, als erstes daran denke: "Ach, bring ihm ein Bier mit, lass ihn mit Kumpels saufen und dann geht`s ihm wieder besser"?

    Das ist im Moment ein rieseiges Problem. Bis zu einem klärenden Gespräch gestern hab ich ihm alleine die Schuld zugewiesen und war sauer auf ihn.... dabei hatte ICH ihm Alkohol kaufen lassen, und ICH habe schon ein paar Tage zuvor bei Verwandten nach einem "Feierabendbier" für ihn gefragt....
    Meine Betreuerin meinte, das Problem sei, dass ich zu viel für ihn denke; ich soll mehr bei mir bleiben...
    Aber wie kann ich mit solchen Gedanken umgehen?

    Ist es vielleicht sogar so, dass ich IHN trinken lassen WILL, weil ich weiß, dass ich es nicht mehr darf?

    Hope

  • Hallo Hope,

    ja ,ich verstehe gut was Du meinst.
    Wenn mein Mann jetzt wegen mir das trinken aufgibt und ich merke es geht ihm schlecht dabei ( Saufdruck ). Dann fühlt man sich schuldig.
    Das ist völlig normal aber falsch !!!
    Weder Du noch ich bin Schuld ,dass er Saufdruck hat, sondern seine SUCHT !!!
    Versuch ihm anders zu helfen...
    Wenn das klappt ,wird er dankbar sein und Du kannst stolz auf Dich sein ;)

  • Immer wieder diese unselige "Krankheit" Co-Abhängigkeit...
    Das ist erst mal ganz normales, mitfühlendes Verhalten mit einem Kranken
    Oder gibt es so etwas wie "Co-krebskrank" oder "Co-schizophren" oder "Co-depressiv"???
    Nur bei Abhängigen ist sonst ganz normales Verhalten plötzlich "krankhaft"

    Wer hat diesen Unfug bloß erfunden?

    LG

    Praxx

  • ...
    ist ja fast, wie im wirklichen Leben:

    die einen gehen, die anderen kommen (wieder)
    ...

    Schön, einmal wieder etwas von Dir zu lesen, lieber Gerd 48!

    Beste Grüße
    keppler

  • Ich wusste gar nicht, dass krebskrank, schizophren und depressiv Suchtkrankheiten sind.

    ;D 44.

    Abgesehen davon hat meines Wissens nie jemand behauptet, dass es sich bei "Co-Abhängigkeit" um einen "Krankheit" handelt!

    Wer hat diesen Unfug bloß erfunden?

    Das ist erst mal ganz normales, mitfühlendes Verhalten mit einem Kranken

    Ja, schon - nur dass dieses "normale, mitfühlende Verhalten" bedeutet, die Sucht-Krankheit des Betroffenen zu verstärken bzw. zu unterstützen. Deshalb das "Co-"!

    Übrigens: Welcome back, Gerd! :)

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Moin moin,
    ich habe schon immer mal in den öffentlichen Bereich geschaut, was die alten Kampf- und Leidensgefährten so machen.
    Ab und zu hats auch in den Fingern gejuckt, aber in diesem Fall konnte ich sie nicht mehr bändigen nixweiss0
    Da ich eher zur konsequenten Fraktion gehöre (war am Anfang auch nicht so), war/ist das manchmal nicht einfach.

    Der gemeine Alki ist ja ein guter Schauspieler und versteht zu manipulieren. Wenn der Partner seine Sucht unterstützt mit Alkkauf, verharmlost, schwindelt, dann sollte er erstrangig über sich selbst nachdenken.
    Wie würde man das eigentlich im Fall eines Heroinabhängigen bezeichnen? ::)

    LG Gerd

  • Wer hat diesen Unfug bloß erfunden?

    Es ist freut mich wirklich, dass auch mal ein Fachmann, in diesem Fall Mediziner, meine Meinung teilt. Ich wehre mich auch aufs äußerste gegen die Bezeichnung "Co-Abhängig" Aber in diese Schublade wird mal als Angehöriger automatisch gestopft. Bestes Beispiel war damals die Therapeutin beim Partnergespräch. Sie hat mich so gar direkt so betitelt.

    Sorry, aber ich sehe das auch so. Wenn Frauchen nicht mehr in der Lage ist, Essen zu kochen, dann muss ich das freilich selber machen, wenn ich nicht Kohldampf schieben will. Aber das müsste ich auch tun, wenn Sie nach einem Unfall im Krankenhaus liegen würde. Wäre ich dann "Co-verunfallt"?

    Und wenn ein Partner früh beim Arbeitgeber anruft, und den Betroffenen krankmeldet (Anmerkung: kam bei uns niemals vor), dann ist das meines Erachtens Selbstschutz. Kaum jemand kann es sich leisten, leichtfertig einen Job aufs Spiel zu setzen und so ist die Ausrede über Grippe oder Magenverstimmung oftmals die einzige Möglichkeit, um personaldisziplinarische Maßnahmen zu vermeiden.

    So sehe ich das. Wer allerdings einem betroffenen Angehörigen auch noch Alkohol mitbringt, der sollte sich nicht fragen, ob er Co-Abhängig ist, sonder ober er noch alle Tassen im Schrank hat... Grüße Lusches.

    Lieber nüchtern und lustig, als besoffen und dooooof...

  • Moin, moin -

    zwar halte ich den Begriff "co-abhängig" auch eher für unglücklich - aber von Unsinn / Quatsch in diesem Zusammenhang zu sprechen, halte ich für fahrlässig.
    Zunächst: Verallgemeinerungen sind immer Totschlagsargumente (... seht Ihr ...?!). Weder gibt es den Abhängigen, noch den Angehörigen, noch den Therapeuten, noch den Suchtberater schon gar nicht den Psychologen. Und wer ist eigentlich "man" ???
    Co-Abhängigkeit hat aus meiner Sicht nichts mit normalem Mitgefühl, Hilfsbereitschaft, Liebe oder Empathie zu tun. Auch die eine oder andere Handlung eines Angehörigen / Partners, die sich ggf. suchtunterstützend oder suchtverlängernd auswirken könnte, ist möglicherweise aus therapeutischer Sicht kontraproduktiv, läßt sich aber aus den oben aufgeführten Beweggründen herleiten.
    Kritisch wird es aus meiner Sicht aber dann, wenn Angehörige / Partner irgendwann anfangen, ihre eigenen Bedürfnisse zurückzustellen und Ihr Wohl- oder Unwohlsein völlig von der jeweiligen Befindlichkeit des abhängigen Partners "abhängig" machen. Autonomie und Eigenständigkeit gehen verloren - sie werden ersetzt durch die Dauerthemen Sucht, Ausstieg, Therapie, Entgiftung, Versprechen, Beteuerungen, Drohungen und und und.
    Natürlich gibt es derartige ungesunde Beziehungen auch dann, wenn sie nicht von einer Abhängigkeitserkrankung flankiert werden - meine Erfahrungen aus diversen Angehörigenseminaren ist aber die, dass sie in Beziehungen, in denen eine stoffliche Abhängigkeitserkrankung eine Rolle spielt, besonders häufig vorkommen.
    Ob das Kind nun "Co-Abhängigkeit" heißt oder nicht, ist mir relativ egal. Dass nicht abhängige Angehörige / Partner, die nicht (mehr) in der Lage sind, sich eigenständig zu definieren, sondern im wesentlich über die Erkrankung ihres Partners, spezieller Hilfe von aussen bedürfen, liegt für mich auf der Hand - um so mehr, da viele derartige Beziehungen nach erfolgreicher Therapie des Abhängigen nach kurzer Zeit scheitern. "Jahrelang habe ich mich für ihn / sie aufgeopfert, habe so viel einstecken müssen, habe auf so viel verzichtet, habe nie / kaum an mich gedacht, war so oft verzweifelt .... und nun ist er / sie auf dem Weg der Genesung, hat sich total verändert und ich finde gar keinen Zugang mehr zu ihm/ihr ... " das sind zusammen gefasste Äußerungen von "Co-Abhängigen". DENN - ein nunmehr Suchtmittelfreier erfindet sich meist neu, findet zu Eigenständigkeit, Selbstwertgefühl und Selbstbewußtsein (zurück) und sucht / findet eine neue Rolle in der bestehenden Beziehung. Angehörige / Partner, die ohne Austausch mit anderen Betroffenen oder therapeutische Begleitung plötzlich die Rolle des ständigen (Ver)Sorgers verlieren, stehen dann oftmals vor dem Nichts: Eine lange Zeit ihres eigenen Lebens nicht gelebt, nur für den anderen da gewesen, dieser Rolle plötzlich beraubt - und nun ?
    Wie gesagt - auf den Begriff der Co-Abhängigkeit kann ich gerne verzichten - dass dieser Personenkreis existiert und ihm ebenso geholfen werden muß / er sich helfen lassen muss, steht für mich außer Frage.

    Beste Grüße
    keppler

  • Keppler, ich gebe Dir bei vielem was Du schreibst auch recht. Letztendlich ist es mir auch egal, welchen Namen das Kind nun hat. Was mich stört ist nur, dass man als Partner automatisch in diese Schubladen gesteckt wird. Ich habe mich damals beim Angehörigenseminar in den Ausführungen des Therapeuten schon nicht wieder finden können. Das mag aber vielleicht auch daran liegen, dass meine Frau zum größten Teil eine "funktionierende" Alkoholikerin ist. Erschrocken habe ich mich regelrecht über das, was andere Teilnehmer zu berichten wussten. Auch habe ich nie gegenüber Verwandschaft, Freunden usw. verharmlost oder gelogen... Wenn sie getankt hatte, dann habe ich das gerade heraus gesagt. Sicherlich ist man in einer derartigen Partnerschaft niemals ganz frei, dass zeigt allein schon die Tatsache, dass ich hier in diesem Forum aktiv bin. Aber wenn schon, dann möchte ich für mich selbst entscheiden dürfen, ob ich nun Co-abhängig sein will und mir das nicht von fremden Leuten vorschreiben lassen.

    Grüße, Lusches.

    Lieber nüchtern und lustig, als besoffen und dooooof...

  • Jeder geht mit der Situation anders um - egal ob Betroffene oder Angehörige.

    Wenn sie getankt hatte, dann habe ich das gerade heraus gesagt.

    Nicht jeder sagt (so wie ich z.Bsp.) ganz offen (in entsprechenden Situationen): "Ich bin Alkoholiker - trockener Alkoholiker. Und ich will trocken bleiben."
    Da werden oft die verschiedensten Umschreibungen benutzt. Die direkte Variante wird eher selten benutzt.

    Und wenn Du stets so offen damit umgegangen bist, dass Deine Frau säuft/gesoffen hat - Hut ab!

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Und wenn Du stets so offen damit umgegangen bist, dass Deine Frau säuft/gesoffen hat - Hut ab!

    Hi Greenfox,

    ich hatte es ja vorhin in meinem Thread schon geschrieben. Bei uns kannst Du es vollkommen vergessen, so etwas zu verheimlichen. Ich könnte Dir spontan mindestens 10 Leute aus unserem Dorf nennen, die mehr oder weniger die gleichen Probleme haben. Allerdings hat nur ein einziger, von dem ich bis jetzt weiß, ebenfalls eine Therapie gemacht und ist trocken.

    Auch wenn meine Frau fast nur daheim getrunken hat, nur selten in der Öffentlichkeit über die Stränge geschlagen hat... ab und zu hat doch mal jemand etwas davon mitbekommen und daher hätten oder würden wir uns Letztendlich mit Vertuschungsversuchen eher lächerlich mache, als mit der Wahrheit. Anders gesehen hat es aber auch seine Vorteile. Kaum einer kommt bei uns noch auf die Idee, meiner Frau Alkohol anzubieten und auch bei einer Lokalrunde bekommt sie automatisch ihr Glas Limo/Spezi/Orangensaft. Bis jetzt hatten wir auch noch nie negativen Reaktionen zu verzeichnen. Wir binden das Thema freilich nicht jedermann automatisch auf die Nase, aber wer fragt bekommt eine ehrliche Antwort.

    Grüße, Lusches.

    Lieber nüchtern und lustig, als besoffen und dooooof...

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