Alleine ohne Alkohol?

  • Hallo an Alle,

    nachdem ich mich vorgestellt habe, möchte ich gern dieses Thema weiter zur Diskussion stellen, da sie ja schon in vollem Gange ist.

    Nach mehreren Anläufen trinke ich etwas mehr als zwei Monate keinen Alkohol mehr. Davor gab es auch alkoholfreie Zeiten, kürzere, aber doch immer wieder Abstürze. Diese will ich nicht mehr und hab mich entschlossen, vorerst ganz alkoholfrei zu leben.

    Das erweist sich momentan als leicht aus mir selbst heraus. Es geht mir gut damit, ich bin wacher, hab kein schlechtes Gewissen mehr, vermisse das schlimme Gefühl, mich blamiert zu haben, so gar nicht.

    Aber es ist schwer, weil Alkohol so selbstverständlich ist.
    - Bei "Anlässen" bekomme ich Alkohol angeboten und man versucht, mich zu überreden, ein Glas zu trinken.
    - Mein Partner will immer wieder gemütlich mit mir eine Flasche Wein trinken
    - Beim Essen gehen, ist es normal, ein Bier zu trinken und danach einen Ouzo oder Grappa oder was weiß ich.
    Meine Erklärungen und Ausreden (schlimm, dass man die braucht) sind
    - Ich will gesund leben.
    - Ich will ein paar Kilo abnehmen.

    Ich will mich nicht als Alkoholikerin outen, denn die allgemeine Meinung ist doch so, dass diese so etwas wie "Penner" sind. Wenn ich meinem Partner sage, dass ich ein Alkoholproblem habe und deshalb nicht mehr trinken will, könnte er dieses Wissen in einem Streit gegen mich verwenden.

    Ob ich es nun wirklich ganz alleine dauerhaft schaffe, weiß ich auch nicht. Selbsthilfegruppe geht nicht, weil ich nicht sagen kann, wo ich hingehe. Suchtberatung bei der Caritas hab ich überlegt, hab auch auch Angst, dass mich da vielleicht jemand kennt. Hausarzt- bin mit dem festen Vorsatz hin, darüber zu reden, er war jedoch wieder mal aus Zeitmangel so was von kurz angebunden, dass ich es lieber hab sein lassen.

    Mich würde interessieren, welche Erfahrungen Ihr gemacht habt, es alleine zu schaffen. Oder geht es noch jemand so, der sich vielleicht heimlich doch Hilfsmöglichkeiten gesucht hat, ohne dass es das direkte Umfeld gemerkt hat?

    Viele Grüße
    Katniss

    Einmal editiert, zuletzt von Land-in-Sicht (2. September 2014 um 19:08)

  • Hallo Katniss,

    sicher schwierig.

    Ich habe den Entschluss gefasst: Keinen Alkohol mehr. 16.03.2014
    Seitdem keinen Alkohol mehr. Also :D 169 Tage.

    Dazu ist aber zu sagen:

    - Ich war und bin gesund.
    - Keinerlei Entzugserscheinungen.
    - Keinerlei Alkoholverlangen (Suchtdruck?)

    Mein Partner, meine erwachsene Tochter und mein allerbester Freund (seit 40 Jahren) wissen Bescheid. Reaktion: 44.

    Mein Umfeld:

    Ich argumentiere so: Andere essen kein Fleisch - ich trinke keinen Alkohol mehr.  Wird akzeptiert!!!

    ABER: Wie schon gesagt. So hab ich es gemacht. Muss nicht richtig sein. nixweiss0

    Sicher ist der Weg zum Arzt, Suchtberatung, SHG der bessere Weg.

    LG Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Liebe Betty,

    es ist Dein Weg und er funktioniert, also ist es (für Dich) richtig!

    Herzlichen Glückwunsch zu den 169 Tagen!

    So viele sind es bei mir (noch) nicht, aber ich habe Hoffnungen, dass es noch viele bleiben.

    Entzugserscheinungen habe ich auch nicht. Vielleicht in den ersten Tagen, da hab ich ganz schlecht geschlafen, aber jetzt schon lange nicht mehr. ich habe auch kein Verlangen, keinen Suchtdruck. Gesundheitlich geht es mir jetzt ohne Alkohol viel besser, habe keine Depressionen mehr.

    Schön, dass Dein Partner und Deine erwachsene Tochter sowie Dein allerbester Freund so positiv reagieren.

    Was hat Dich zu dem Entschluss geführt, keinen Alkohol mehr zu trinken?

    Viele Grüße
    Katniss

  • Hallo Katniss

    Ich hab auch ohne irgendwas aufgehört. Einfach weil MIR klar war, dass ich ein Problem entwickelt habe, und dass das nicht verschwinden würde, wenn ich jeden Tag weiter Bier drauf kippe. Ich hab genug gehabt davon.
    Hab mir nie Gedanken gemacht darüber, was andere Leute davon halten, dass ich eben nicht mehr trinken mag. Hier im Forum hab ich erst gelernt, wie viele Gesichter der Alkoholismus hat. Ich kann aber bis jetzt nicht sagen, wer Alkoholiker ist oder nicht, außer bei körperlich Abhängigen oder den Pennbrüdern auf der Straße.
    Ich hab auch nie gesagt, dass ich nie wieder trinke. Wozu auch...Ich weiß aber dass es mir nicht gut tut. Brauch keine selbst gemachten Magenprobleme oder Depri mehr, denn dazu ist das Leben zu schade. Und - ich halte es nüchtern besser aus, auch Probleme und Krisen, weil ich insgesamt stabiler bin.
    Aber ich finde es auch gut, sich Hilfe zu holen. Wenn ich gemerkt hätte, dass ich das brauche, hätte ich das auf jeden Fall getan.

  • Hallo Katniss,

    das ist alles nur eines Sache der Gewöhnung, glaub mir ich, bzw. wir haben früher so ähnlich gedacht. Heute lassen wir den Ouzo beim Griechen zurückgehen, je nach Situation mit verschiedenen Begründungen. Meine Frau sagt ganz einfach danke ich trinke keinen Alkohol, ich sage manchmal, dass ich noch fahren muss oder das ich keinen Schnaps trinke usw. Wenn der Gastwirt ungefragt mit Schnaps kommt, muss er damit rechnen, dass man ablehnt. Werden wir gefragt, so fragen wir zurück, ob wir stattdessen einen Espresso oder Capuciono bekommen können, das klappt dann auch meistens. Zum Essen passt auch sehr gut Apfelschorle oder mal eine alkoholfreies Bier und man kann auch gemütlich zusammen eine Flasche Fruchtsaft trinken. Schade finde ich nur, dass Du Deinen Partner nicht einweihen willst. So hochlöblich Dein Vorsatz ist, Du darfst diesen in Deiner Partnerschaft aber nicht auf einer Lüge aufbauen. Rede mit Deinem Partner und sage ihm klipp und klar, dass Du Angst hast, in eine Abhängigkeit reinzurutschen. Lass Dich nicht beirren, wenn er das nicht verstehen will, nur Du zählst. Es ist auch nicht so, dass sich Alkoholabhängigkeit unbedingt über große Mengen konsumierten Alkohol definiert. Das ist zwar meistens so, es gibt aber auch durchaus Alkoholiker, welche nie mehr als ein oder zwei Bier am Tag getrunken haben und trotzdem ein Suchtverhalten entwickelt haben. Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg.

    Lieber nüchtern und lustig, als besoffen und dooooof...

  • Was hat Dich zu dem Entschluss geführt, keinen Alkohol mehr zu trinken?

    Womit fange ich an?

    Ich habe eindeutig zu viel getrunken. :o Nicht täglich, aber viel zu oft. 1 Flasche oder auch 1 1/2 Flaschen Wein. Also viel zu viel.

    Ich mochte mich nicht mehr.

    Schlechter Schlaf, Kopfschmerzen, Antriebslosigkeit, Elan fehlte etc.

    Meine Hobbies kamen zu kurz, weil motorisiert. Mit Restalkohol man schlecht. Es kamen auch kosmetische Gründe dazu. Augenränder, Falten, zu viel Gewicht (GsD wieder alles ok!)

    Mein Job verlangt meine volle Aufmerksamkeit… und ich mache ihn gerne.

    Ich möchte gerne alt werden und dabei gesund bleiben. Meine Mom ist grad 87 geworden und mein Vater wird demnächst 89.

    Dann kommt dazu, dass ich auch gern dumm gelabert habe, wenn zu viel Alkohol. :-[ Eigentlich vertrage ich das Zeug auch gar nicht.

    Gründe genug??? Mir haben sie gereicht.

    Ich bin wieder fit, voller Elan, lache wieder herzlich gerne, habe kein schlechtes Gewissen mehr. Mein Gesicht mag ich auch wieder leiden usw. usw.

    Für mich passt das ALLES. 44.

    LG Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Hallo Katniss,

    dann gebe ich mal meinen Senf dazu:


    ...hab mich entschlossen, vorerst ganz alkoholfrei zu leben.

    wenn du nur eine Trinkpause machen willst, ist dein Weg durchaus in Ordnung. Ansonsten würde ich schon zu mehr Ehrlichkeit und Offenheit raten. Aber das steht ja bei dir nicht zur Debatte.



    ...und man versucht, mich zu überreden, ein Glas zu trinken.

    Angeboten wird schon viel, da hast du recht. Allerdings kann ich nicht bestätigen, dass mich mal jemand überreden wollte was zu trinken. Da tut ein klares nein schon sein übriges.



    Mein Partner will immer wieder gemütlich mit mir eine Flasche Wein trinken.

    Ja woher soll er denn auch wissen, dass du gerade eine Trinkpause machen willst?



    Ich will mich nicht als Alkoholikerin outen, denn die allgemeine Meinung ist doch so, dass diese so etwas wie "Penner" sind.

    Dazu fällt mir nur ein: "Es ist keine Schande, Alkoholiker zu sein; es ist eine Schande, nichts dagegen zu tun!"

    Ist es auch deine Meinung, dass Alkoholiker Penner sind?



    Wenn ich meinem Partner sage, dass ich ein Alkoholproblem habe ..., könnte er dieses Wissen in einem Streit gegen mich verwenden.


    Selbsthilfegruppe geht nicht, weil ich nicht sagen kann, wo ich hingehe.

    Vertrauen und Zusammenhalt spielt wohl in eurer Partnerschaft keine grosse Rolle, oder? Ich verstehe schon, dass man es nicht jedem erzählen will, aber dem Partner gegenüber, sollte doch das Vertrauen so weit gehen?



    Ob ich es nun wirklich ganz alleine dauerhaft schaffe, weiß ich auch nicht.

    Willst du doch gar nicht, soll doch nur "vorerst" sein.


    Suchtberatung bei der Caritas hab ich überlegt, hab auch auch Angst, dass mich da vielleicht jemand kennt.

    Das hatte ich anfangs auch, bis mir klar war, dass die anderen aus dem gleichen Grund wie ich da bin.



    Hausarzt- bin mit dem festen Vorsatz hin, darüber zu reden, er war jedoch wieder mal aus Zeitmangel so was von kurz angebunden, dass ich es lieber hab sein lassen.

    Du hast es doch aber nicht angesprochen, also kannst du nicht wissen, ob er sich dann noch Zeit genommen hätte.
    Ich hab es bei meinem Arzt anders erlebt. Ich hab es zum Schluss angesprochen und gesagt, dass ich deshalb einen neuen Termin möchte. Da hatte er aber auf einmal alle Zeit der Welt...

    So, ich hoffe ich hab dir ein bisschen was zum Nachdenken dagelassen. Ich denke, du könntest dir zuert mal etwas Literatur beschaffen und dich mit der ganzen Thematik etwas auseinander setzen. Dann wirst du vieles später auch anders sehen. Es gibt ganz gute Bücher. z.b. "Alk. Fast medizinisches Fachbuch" Simon Borowiak, "Jetzt ist es genug!" Viktor Sommer oder "Ich höre auf, ehrlich" Rolf Merkle
    Ich finde die drei sehr interessant und lese immer wieder darin. Sind auch alle drei recht klein und passen in jede Handtasche, falls es nicht jeder sehen soll.

    Der erste Schritt ist immer der schwerste und beim Alkohol ist es eben die Einsicht dass man krank ist. Ja, krank und kein Penner.

    Zottelchen

  • Respekt, Zottelchen, wie Du den Beitrag von Katniss analysiert hast. Da sind wirklich viele Unsicherheiten drin, die ich so auf den ersten Blick gar nicht erkannt habe. Ich merke bei so etwas immer wieder, dass ich noch sehr viel lernen und vor allem genauer "hinhören" muss. Danke dafür.

    Lieber nüchtern und lustig, als besoffen und dooooof...

  • Hi, Zottelchen - da kann ich mich Lusches nur anschließen: RESPEKT 44.

    Auch mir sind diese Ungereimtheiten und vorgeschobenen Ausreden beim Lesen aufgefallen. Da ich aber gestern arbeiten war und es mir den ganzen Tag über nicht besonders gut ging (nur erkältet), hatte ich gestern auch keinen Nerv, irgendetwas dazu zu schreiben. Hast Du ja schon gemacht :D

    Insbesondere ist mir das anscheinend fehlende Vertrauen zum Partner aufgestossen, Katniss.

    Ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass es niemandem auf Dauer gelingt, ohne jede fremde Hilfe von der Sucht wegzukommen. Schon gar nicht, wenn Du nicht einmal mit Deinem Partner über Dein Problem (Bist Du übrigens sicher, dass es nur Dein Problem ist??) redest. Vielleicht ist er ja froh, dass Du es selbst zur Sprache bringst, weil er nicht weiss, wie er es ansprechen soll? Oder wie er Dir helfen kann?

    Dass es u.U. eine ziemlich hohe Hemmschwelle sein kann, eine SHG oder Suchtberatung aufzusuchen, kann ich schon eher nachvollziehen - da sind wildfremde Menschen. Aber beim Partner?
    Wetten, dass Dein Umfeld schon eine ganze Weile um Dein Problem weiss?!?

    Ich kann Dir nur raten: Sprich mit Deinem Partner! Und vielleicht begleitet er Dich ja dann zur Beratungsstelle oder einer SHG, damit Du eben zu Anfang nicht alleine bist...

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Liebe Betty,

    es sind bei mir genau die gleichen Gründe, die mich dazu bewegt haben, keinen Alkohol mehr zu trinken, wie bei Dir. Dazu kommt noch, dass es mir so super peinlich war, wenn ich zu viel getrunken hatte und Dinge gesagt habe, die ich sonst nicht gesagt hätte. Manchmal wusste ich es nicht mehr komplett und das war noch viel viel schlimmer.

    So ohne Alkohol geht mir meine Arbeit viel leichter von der Hand. Was mir auch auffällt, ist, dass ich viel mehr Zeit habe, als früher.

    Toll, dass Du schon so lange nicht mehr trinkst!

    Liebe Grüße
    Katniss

  • Liebes Zottelchen,

    vielen Dank für Deine Kommentare. Sicher hast Du in allen Dungen Recht und ich will mich auch nicht rechtfertigen, nur zu einigen Dingen noch mal etwas schreiben.

    Ich bin mir nicht sicher, ob ich nur eine Trinkpause machen möchte oder dauerhaft abstinent leben möchte. Fakt ist, dass es mir ohne Alkohol sehr viel besser geht. Es kommt mir nur so endgültig vor, jetzt zu sagen, "ich trinke niemals wieder." Ich hab das Gefühl, mir dann zu viel vorzunehmen, was ich vielleicht nicht schaffen kann. Das Gefühl, es so einfach gut sein zu lassen, eben jetzt nicht zu trinken, setzt mich nicht unter Druck. Es ist immer das positive Gefühl dabei, gesund zu leben, meinem Körper keine Gifte zuzuführen, mich nicht selber zu schädigen.

    Meinem Partner sage ich schon, "ich möchte im Moment keinen Alkohol trinken, weil ich gesund leben möchte". Was ich ihm nicht sage, ist, dass ich diese "Trinkpause" mache aus Angst, abhängig zu sein. Das würde er; glaube ich nicht verstehen und falsch interprätieren. Ich bin ja selber nicht ganz sicher, ob ich abhängig bin oder nicht. Tests im Internet hab ich natürlich gemacht und hab auch die Befürchtung, psychisch abhängig zu sein. Sicher bin ich aber nicht.

    Ich weiß jetzt auch nicht so ganz, wie ich mich ausdrücken soll. Es geht im Moment gut, alleine damit klar zu kommen. Sicher wird es auch mal Tiefen geben, wenn ich es nicht nur eine Trinkpause sein lassen möchte. Vielleicht geh ich dann doch noch mal zum Hausarzt. Siche ist da auch die Hemmschwelle da, die allerdings noch größer wird, wenn man den Zeitmangel spürt. Vielleicht ist es im Inneren auch so, dass es wie eine Ausrede ist, sich nun doch nicht offenbaren zu müssen.

    Vielen Dank für die Literaturtipps, werde ich mir besorgen und nach und nach lesen.

    Viele Grüße
    Katniss

  • Liebe Katniss,

    die Bücher "ALK und es ist genug" habe ich auch gelesen. 44.

    Für mich ist allerdings mein Entschluss gefasst: ES IST WIRKLICH GENUG.

    Ich lebe ganz hervorragend ohne Alkohol und vermisse ihn NICHT!!!

    LG Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Anmerkung noch.

    Mein Partner steht voll dazu und respektiert und akzeptiert meinen Entschluss!

    Ein gutes Gefühl.

    Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Hallo,

    möchte mich mal wieder melden.

    Ich habe jetzt vier Monate ohne zu trinken geschafft. das klingt jetzt vielleicht so, als würde es mir jeden Tag Überwindung kosten, tut es aber nicht. Es ist normal geworden, am Abend Tee zu trinken und beim Ausgehen Cola oder Orangensaft.

    Ich will nicht sagen, dass ich es jetzt geschafft habe, vier Monate sind bestimmt nicht lange genug, um das behaupten zu können.

    Aus mir selbst heraus geht es mir sehr gut damit. Ich mache viel Sport, bin leistungsfähiger im Job, hab Zeit für andere schöne Dinge, für die mir der Wein früher die Zeit genommen hat.

    Dennoch ist nicht alles toll, ich habe weiterhin Probleme im zwischenmenschlichen Bereich, die die ich früher versucht hab, mit Wein zu vergessen. Ich bin nicht glücklich in meiner Beziehung. Und ich bekomme immer wieder Probleme, weil ich zu schüchtern bin bzw. mich zu sehr zurück ziehe, wenn ich merke, nicht anzukommen. Ich würde gern noch mal eine Therapie machen, versuchen, an mir zu arbeiten. Denn, machen wir uns nichts vor, unsere Gesellschaft akzeptiert introvertierte Menschen nicht. Sie haben es einfach viel schwerer, obwohl sie nur sind wie sie sind, niemandem etwas zu Leide tun und sich auch diese Eigenschaft nicht ausgesucht haben.

    In der Zeit, in der ich hier nicht geschrieben habe, hab ich öfter mitgelesen.

    Wenn es in meinem damilgen Posting nicht ganz eindeutig rüberkam, mein Zeil ist es, abstinent zu leben. Mein Ziel ist es aber auch, mich nicht als trockene Alkoholikerin in meinem Umfeld outen zu müssen, denn Probleme hab ich da so schon genug. Ob es dauerhaft funktioniert, weiß ich noch nicht, aber ich bin am ausprobieren.

    Viele Grüße
    Katniss

  • Hallo Katniss,


    Ich will nicht sagen, dass ich es jetzt geschafft habe, vier Monate sind bestimmt nicht lange genug, um das behaupten zu können.

    Ich glaube nicht, dass dieses innere Wissen zeitgebunden ist.
    So wusste ich beispielsweise in dem Augenblick, dass ich nicht mehr saufen WÜRDE, als ich nach vierwöchiger Abstinenz ein Glas Wein trank und kein Problem damit hatte, meinen Alkoholkonsum auf diese Menge zu beschränken.
    Bis zu diesem Augenblick wusste ich nur, dass ich nicht mehr saufen WOLLTE.

    Als ich mit dem Rauchen aufhörte, kam ich erst viel später an diesen Punkt.

    Ich will damit sagen, dass nicht die Zeit der ausschlaggebende Faktor ist, sondern die innere Einstellung. Diese ist entweder fest oder wackelig. Und wenn sie wackelig ist, muss sie nicht zwangsläufig ein Jahr später weniger wackelig sein. Und umgekehrt!

    V.G.
    Katro

  • Hallo Katro,

    also muss es irgendwie "klick" machen. Bei mir war es so, dass ich schon öfter 2-6 wöchige Abstinenzphasen hatte und dann aber immer wieder zurück gefallen bin, nach dem Motto, "jatzt hab ich so lange durchgehalten, jetzt kann ich mal wieder ein Glas trinken". Es blieb nie bei dem einen Glas, es wurden immer mehr.

    Jezt ist es anders. Jetzt will ich nicht mehr trinken, früher hab ich mir gesagt, "jetzt darf ich nichts mehr trinken".

    Man liest ja immer wieder, trockene Alkoholiker dürfen nie wieder auch nur einen Schluck Alkohol trinken, keine Pralinem keine Soße mit Wein... Das macht Angst und setzt unter Druck. Ich denke, es sit besser, wenn man sich sagt, dass man das einfach nicht mehr will.

    Viele Grüße
    Katniss

  • Hallo Katniss,

    bei mir war es damals so: Ich darf nicht, hieß Entbehrung. Fataler Gedanke. Hat bei mir auch nicht funktioniert. Ich habe nach dann auch gedacht, dass ich mal wieder 1 Glas trinken kann. ??? >:(

    Hat nicht funktioniert. Es wurde langsam leider immer mehr.

    Jetzt: ICH WILL NICHT!!! 44. 44. 44.

    Klappt hervorragend. Denn... nun ist es keine Entbehrung oder auferlegter Zwang mehr. Es ist mein Entschluss. Und nun fühl ich mich befreit. :)

    LG von Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Hallo, Katniss!

    Es ist schön, wieder von Dir zu lesen. Und super 44., dass Du es bis heute durchgehalten hast.


    Man liest ja immer wieder, trockene Alkoholiker dürfen nie wieder auch nur einen Schluck Alkohol trinken, keine Pralinem keine Soße mit Wein... Das macht Angst und setzt unter Druck. Ich denke, es sit besser, wenn man sich sagt, dass man das einfach nicht mehr will.

    Diese Einstellung höre ich immer wieder - und finde sie falsch! So setzt man sich doch selber unter Druck.
    Ich will nicht mehr trinken - und bin daher wachsam/vorsichtig! Ich vermeide Situationen, die mich in die Gefahr bringen könnten, doch schwach zu werden.
    Und diese Sache mit den Pralinen und der Rotwein-Soße etc. ist in meinen Augen eine reine Kopfsache: Ich weiß genau, dass in den Pralinen oder der Soße so gut wie kein Alkohol enthalten ist! Aaaber: Ich weiß, dass mich z.Bsp. der Geschmack wieder Triggern könnte (Weinbrandbohne, Eis mit Rum-Aroma, alkoholfreies Bier) - also lasse ich es weg und gut is!
    Und zum Anderen habe ich mich bewusst dafür entschieden, keinen Alkohol mehr zu mir zu nehmen. Warum also soll ich dann irgend etwas bewusst essen/trinken, wenn ich weiß, dass da welcher (wenn auch nur geringfügig) enthalten ist??

    Okay - wie weit man dies "treibt", muss jeder für sich selbst entscheiden. Schließlich kennt man sich selbst ja am besten.
    Wie gesagt: Für mich ist es keine Entbehrung/Opfer. Einfach nur "Vorsicht ist die Mutter der Porzellan-Kiste" - und auch so ein bißchen Konsequenz ...

    Egal:

    Jezt ist es anders. Jetzt will ich nicht mehr trinken ...

    44. Weiter so - und alles andere ergibt sich auch noch!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Katniss,

    ich habe mir heute mal wieder die Zeit genommen hier rein zu schauen und bin auf deinen Post gestoßen.

    Das deine Formulierung "geschafft" nach Überwindung klingt finde ich jetzt nicht, eher ein bißchen Stolz und das kannst du auch sein. Jeder Tag länger ohne Alkohol ist ein Fortschritt auf deinem Weg.

    Und nein !... m. E. können wir eigentlich nie von "ich habe es geschafft" im Sinne von beendet sprechen. Dazu gibt es zuviele Stolpersteine & Hürden mit denen nicht unbedingt zu rechnen ist. Das ist immer die Gefahr.

    Das du dir einen Ausgleich / Ablenkung für die freie Zeit suchst und auch was passendes gefunden hast ist genau das richtig und auch darauf kannst du stolz sein. Bleib da dran! Da gibt es bestimmt immer wieder was Neues / Anderes, was dich interessiert.

    Einer der 'Nachteile' der Abstinenz ist natürlich, dass man auf vorhandene Probleme genauer kuckt bzw. auch diese bewußter erlebt und sich damit auseinandersetzen muss. Das ist nicht immer leicht und erst recht, wenn damit womöglich Konflikte hervorgerufen, bearbeitet oder abgestellt werden müssen. Aber auch das gehört mit dazu, auch im Leben ohne Alkohol und ich kann dir sagen....man kann das auch Lernen und / oder muss das nicht alleine stemmen. Man muss aber Hilfe zulassen und annehmen, nicht einfach - glaub mir! ;)

    Deine Zeilen bezgl. schüchtern vs. introvertiert würde ich nicht in einen Topf werfen wollen. Da sind bei mir schon gravierende Unterschiede. Allerdings kann man so aus der Ferne natürlich nicht "beurteilen" (und das ist auch nicht meine Intention), was da für dich zutrifft.
    Kleiner Tipp: mach dich mit deinem Satz >unsere Gesellschaft akzeptiert introvertierte Menschen nicht< nicht verrückt. Kann ich nicht bestätigen. Wenn man schüchtern ist, kann es mitunter ziemlich schwer sein aktzeptiert zu werden, aber dagegen oder dafür kannst du wirklich was machen. Ob das jetzt in Form einer Therapie geht weiß ich nicht.

    Wichtig ist doch, du hast ein Ziel - du willst abstinent bleiben - und das behalte immer im Auge!
    Das andere steht doch nicht als Ziel zur Debatte, dass ist eine / deine Entscheidung und tut auch nicht immer und überall Not.

    Du solltest dich natürlich auch um die anderen Baustellen kümmern, sonst hast du zuviele Schlaglöcher. ;)

  • Liebe Vivi,

    danke für Deine Antwort.

    ja, ich bin stolz, dass ich jetzt über 4 Monate nicht getrunken habe und das trinken nun auch nicht mehr vermisse. Es ist ja so, dass ein Anfang gemacht werden muss und das hab ich wohl.

    Die freie Zeit für Hobbies tut unheimlich gut und sie bearbeitet ganz nebenbei auch die andere Baustelle. Wenn ich zum Sport gehe, geh ich in Kurse. ich lerne eine Menge nette Leute kennen, die ich regelmäßig in den Kursen treffe.

    Das mit der Baustelle Schüchternheit ist so, dass ich da schon auch ganz viel geschafft habe, auch große Herausforderungen angenommen und gemeistert habe seit ich abstinent bin.

    Viele Grüße

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