Auch neu - liege ich richtig mit meinem Alkoholproblem?

  • Diese Entscheidung etwas ändern zu wollen und nicht mehr Alkohol trinken zu wollen ist ein wichtiger Grundbaustein.
    Trotzdem steht auch eine große Unsicherheit im Raum: schaffe ich es ? Was ist wenn ich es wieder nicht schaffe ? Zudem gab es bei mir schon auch am Anfang das Gefühl eines Verlustes.
    Werde ich meine Abende,mein Leben noch genießen, wenn ich nicht mehr trinke?
    Es ist auf jeden Fall wichtig gewesen für mich ,mich intensiv mit diesen Fragen auseinander zu setzen.
    Nun bin ich so lang abstinent wie AmSee...und ich sage heute :
    Mir fehlt der Alkohol nicht.

    @ AmSee

    Was meinst du mit Trockenarbeit?

    Ich hab nicht das Gefühl, dass ich arbeiten muss ,und abstinent zu bleiben.
    Das war höchstens 1 Monat lang für mich etwas anstrengend, weil meine "Gewohnheit " weggebrochen ist und ich umdenken lernen musste.
    Einem Notfallplan hatte ich auch ,..Aber heute denke ich gar nicht mehr an Alkohol.
    LG Orangina


  • Danke euch beiden!
    Naja die Frage war ja was ich mir wünsche und im Prinzip hab ich das gesagt was ich mir wünsche unter der Voraussetzung, dass der Alkohol nicht diese Schwierigkeit bei mir mitbringen würde.

    Ich weiß bzw spüre schon klar was in die Richtung zu sagen erst einmal für einen längeren Zeitraum ganz zu verzichten und wenn die Versuchung auftaucht mich zu fragen was es denn bringen soll. Denn bringen, also der Gewinn hält sich nun wirklich sehr in Grenzen. Ich wünschte es wäre anders, aber schon alleine, dass ich das Leben welches ich aktuell lebe und auch weiter leben will, will ich das angehen...die Abstinenz. Und ich will nicht weiter teilweise so unbewusst vor mir her leben und ich will mich auch dem allem stellen was mich sonst gedanklich gerade so bewegt.

    Schon vor 1,5 Wochen war ich da im Markt in der Stadt und mir war klar, dass es das in dem Moment nicht sein kann und ich hatte mich gefragt was es mir bringt. Ich dachte mir, dieses Geld für diesen Wein das kann ich auch anders besser ausgeben. In dem Moment war positiv in meinem Kopf, dass ich den in 2, spätestens 3 Tagen bzw. Abenden leer habe und dann? Allein das weiterzuspinnen hat mich so angekäst in diesem Moment, dass es okay war. Abends hab ich mich dann schonmal gefragt was ich mir dabei denn nun gedacht habe. Da waren zwei Stimmen in meinem Kopf und ich bin froh, dass die dass das gut so war auch dann wieder stärker war. Selbst der Gedanke an den Geschmack hatte da nichts verlockendes und ich habe mir auch gedacht, jetzt stell dich nicht so an, das hast du oft genug gehabt.

    Auch war ich locker 3,4 mal an einem üblen Punkt nach so viel und gefühlt vor der Vergiftung, nein noch so einen Absturz zum kapieren braucht es nicht. Was sich da letzte Woche plötzlich in der Wucht auftat war auch innerer Schmerz genug.

    Hallo Susi

    Diese inneren Kämpfe, das Für und Wider von denen du schreibst ,kannte ich lange Zeit.
    Ich wollte öfters aufhören, aber der innere Dialog, Vernunftsstimmen gegen Suchtgedanken waren derart zäh und kraftraubend.
    Immer wieder machte ich eine Ausnahme und trank dann wieder was...
    Der Alkohol war in meinen Gedanken allgegenwärtig.
    Das wurde mir immer lästiger aber es wurde mir auch immer klarer ,wo ich stehe und wie weit es mit mir schon gekommen ist.
    Irgendwann dann war es soweit: ich will nicht mehr trinken und ich will frei von diesem Gezerfe in meinem Kopf sein.

    LG Orangina


  • @ AmSee

    Was meinst du mit Trockenarbeit?

    Ich hab nicht das Gefühl, dass ich arbeiten muss ,und abstinent zu bleiben.
    Das war höchstens 1 Monat lang für mich etwas anstrengend, weil meine "Gewohnheit " weggebrochen ist und ich umdenken lernen musste.
    Einem Notfallplan hatte ich auch ,..Aber heute denke ich gar nicht mehr an Alkohol.

    „Trockenarbeit“ oder vielmehr „Trockenheitsarbeit“ ist, wie ich das kennengelernt habe, ein Sammelbegriff für alle Maßnahmen sowie für den Aufbau und die Pflege neuer Denk- und Verhaltensmuster, mit denen ich mir meine Trockenheit bewahre und dabei ein zufriedenes Leben führe.

    Diese „Trockenheitsarbeit“ fühlt sich auch für mich längst nicht mehr so an, dass ich dafür „arbeiten“ müsse, um abstinent zu bleiben, aber Fakt ist, dass das sogenannte Suchtgedächtnis nicht gelöscht werden kann. Wer einmal suchtkrank geworden ist, bleibt es sein Leben lang. Zwar habe ich mir in den vergangenen Monaten neue Denk- und Verhaltensmuster angewöhnt, habe bestimmte Maßnahmen ergriffen, aber mir ist bewusst, dass grundsätzlich eigentlich immer etwas eintreten kann, was alte Denk- und Verhaltensmuster auf den Plan ruft.

    Das kann ein einzelnes Ereignis sein, das mich triggert, und mich doch wieder zu dem als höchst wirksam bekannten Hilfs-Mittel Alkohol greifen lässt. Das kann Leichtsinn sein, weil mir etwas in mir vorgaukelt, dass mir nach Monaten oder Jahren der Abstinenz doch „ein Gläschen zu diesem einen ganz besonderen Anlass“ doch gewiss nicht schaden wird. Das kann ein trinkendes Umfeld sein oder das Beispiel unserer Gesellschaft im Allgemeinen, in der Alkoholkonsum selbstverständlich und etabliert ist, das dazu verführt, auch wieder daran teilhaben zu wollen.

    Der Erfahrungsaustausch hier in diesem Forum zum Beispiel ist Teil meiner sogenannten „Trockenheitsarbeit“.

    Viele Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Liebe AmSee
    Ich danke dir für deine lange Antwort und die Erklärung dazu.
    Dieser Begriff Trockenarbeit ist vielleicht für mich schwierig gewesen ,ihn anzunehmen, auch weil "trocken" und "Arbeit " da drin steckt und weil mich ja solche Begriffe meist ziemlich abschrecken.
    Für mich passt es einfach nicht.
    (Weil ich es nicht als Arbeit empfinde).
    Mich haben diese Begriffe als Frischling damals ,als ich aufhörte ziemlich entmutigt.
    Begriffe wie "Trocken" , "nass", "Alkoholiker" , "Trockenarbeit"fand ich abschreckend und entmutigend.
    Deswegen konnte ich wohl auch nicht viel damit anfangen.
    Nathalie Stüben vermeidet diese Begriffe ,ohne dass sie ihre Sucht leugnet.
    Das war mir persönlich sehr wichtig zu diesem Zeitpunkt, als ich es angehen wollte mit dem Trinken aufzuhören.

    Ich verstehe nun ,was du meinst Dank deiner Erklärung.
    (Damit kann ich etwas anfangen).
    Und der Begriff "Trockenarbeit " passt nicht wirklich gut.
    Das ist jetzt vielleicht Haarspsalterei (was es nicht sein soll und ich hoffe, du fasst das nicht so auf ), aber für mich sind gewisse Bezeichnungen und Begrifflichkeiten sehr wichtig,sie zu vermeiden.
    Für mich ist es zum Bsp auch sehr wichtig zu unterscheiden von: ich verzichte auf Alkohol/ ich trinke keinen Alkohol.
    Das hat für mich eine ganz andere Gewichtung und beeinflusst auch meine Haltung zum Alkohol.


    LG Orangina

  • Liebe Orangina,
    ich kann nachvollziehen, dass du mit gewissen Begriffen Schwierigkeiten hast. Mir ging das zum Beispiel mit dem Begriff „Nasses Denken“ und mit dem Begriff „übergriffig“ so.

    Die Begriffe „trocken“ und „Arbeit“ haben mir eigentlich nie Schwierigkeiten bereitet, der Begriff „Alkoholiker“ schon, weil ich dabei an das Elend dachte, das die Krankheit meines Vaters angerichtet hat.
    Doch als mir klar wurde, dass es so nicht mehr für mich weitergehen kann und darf, verlor der Begriff „Alkoholiker“ für mich seinen Schrecken und mich interessierte eigentlich nur, wie ich da herauskomme.

    Mit Nathalie Stüben habe ich mich, obwohl du mir ihre Podcasts schon vor einer Weile empfohlen hattest, bis heute nicht näher beschäftigt, weil ich schon beim ersten Zuhören keinen Zugang dazu fand. nixweiss0

    Mit zunehmender Beschäftigung mit der Thematik bin ich übrigens auch hinter die Bedeutung der von mir genannten Begriffe gestiegen und meine Schwierigkeiten damit haben sich inzwischen gelegt.


    Und der Begriff "Trockenarbeit " passt nicht wirklich gut.
    Das ist jetzt vielleicht Haarspsalterei (was es nicht sein soll und ich hoffe, du fasst das nicht so auf ), aber für mich sind gewisse Bezeichnungen und Begrifflichkeiten sehr wichtig,sie zu vermeiden.

    Nein, ich fasse das gewiss nicht als Haarspalterei auf, ich finde den Austausch über solche Begrifflichkeiten durchaus erhellend.


    Für mich ist es zum Bsp auch sehr wichtig zu unterscheiden von: ich verzichte auf Alkohol/ ich trinke keinen Alkohol.
    Das hat für mich eine ganz andere Gewichtung und beeinflusst auch meine Haltung zum Alkohol.

    Eine solche Unterscheidung in der Formulierung ist mir übrigens auch wichtig, denn ich vermeide, wie ich oben schon geschrieben habe, den Gedanken, auf etwas Gutes/ Positives verzichten zu müssen. Ich fühle keinen Verzicht, wenn ich keinen Alkohol trinke, sondern ich trinke einfach keinen Alkohol.

    Heutzutage denke ich bei Alkohol eigentlich nur noch daran, dass es ein Nervengift ist, denn die positive Wirkung der Abstinenz auf meinen durch die MS geschädigten Körper hat mich ziemlich beeindruckt.
    Ich verzichte ja auch nicht auf Heroin, nur weil ich kein Heroin nehme. Angeblich soll das ja richtig schön high machen. :devilsmile:

    Liebe Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Das beruhigt mich, dass du das nicht als Haarspalterei aufgefasst hast.
    Ich habe Susi Nathalie Stüben empfohlen , da mir Nathalie Stüben damals die Angst nahm. In meinem Kopf war ein Alkoholiker jemand, der Wohnung, Familie usw verloren hat und der körperlich abhängig ist und schon morgens trinkt. Das war mein Bild eines Alkoholikers und zu dem Zeitpunkt als ich mich mit meinem Alkoholkonsum auseinadersetzte und erkannte, dass ich ein massives Problem entwickelt habe über die Jahre, wollte ich mich nicht mit genau oben genanntem Alkoholikern vergleichen. Das hätte mich ziemlich fertig gemacht und ich hätte mich wohl auch nicht auf dem Weg in ein alkoholfreies Leben begeben, weil ich keinen Mut mehr gehabt hätte (Ist ja eh schon alles zu spät). Ich kann es nicht wirklich beschreiben, wie es mir damit erging.

    Nathalie finde ich auch etwas anstrengend (vor allem ihre podcasts, da hab ich auch ein bisschen meine Schwierigkeiten, da ich ihre Art und die Stimme etwas anstrengend finde ), aber ich habe auf ihrer Homepage einige Texte gelesen , auch von anderen abhängigen Frauen und auch jungen Menschen, denen man dies nie angesehen hätte oder niemals vermutet hätte, dass diese Menschen auch schon so tief in der Sucht drinsteckten. Das hat mich motiviert und damit konnte ich mich identifizieren. Das war mir besonders wichtig, dass ich mich mit etwas identifizieren konnte , um mein Problem anzugehen.

    Zudem gibt es immer wieder aktualisierte Berichte von Betroffenen und auch ein Programm, an dem man sich anmelden kann. Ich habs mir damals überlegt, ob ich das mitmach. Aber ich hab mich entschieden, es alleine zu schaffen und es ist mir bis heute gelungen.

    Übrigens hab ich von dir damals , liebe AmSee diesen 2-Wort-Satz "Heute nicht" anfänglich awie ein Mantra angewendet. Der war sehr hilfreich für mich und den Start in ein alkoholfreies Leben. Das hat mich sehr motiviert. Es ist schon enorm, welche Wirkung Sprache haben kann.

    LG Orangina

  • „Trockenarbeit“ oder vielmehr „Trockenheitsarbeit“ ist, wie ich das kennengelernt habe, ein Sammelbegriff für alle Maßnahmen sowie für den Aufbau und die Pflege neuer Denk- und Verhaltensmuster, mit denen ich mir meine Trockenheit bewahre und dabei ein zufriedenes Leben führe.

    Diese „Trockenheitsarbeit“ fühlt sich auch für mich längst nicht mehr so an, dass ich dafür „arbeiten“ müsse, um abstinent zu bleiben, aber Fakt ist, dass das sogenannte Suchtgedächtnis nicht gelöscht werden kann. Wer einmal suchtkrank geworden ist, bleibt es sein Leben lang. Zwar habe ich mir in den vergangenen Monaten neue Denk- und Verhaltensmuster angewöhnt, habe bestimmte Maßnahmen ergriffen, aber mir ist bewusst, dass grundsätzlich eigentlich immer etwas eintreten kann, was alte Denk- und Verhaltensmuster auf den Plan ruft.

    Dem kann ich nur zustimmen. Auch wenn manche die Begrifflichkeit "Trockenarbeit" stört (dann nennt es "Eierkuchentätigkeit" ;) ): Ich tue alles dafür, möglichst nie wieder in den Sumpf von früher gerate - ich "arbeite" also dafür.
    Und dazu gehört auch, dass ich mir vor 3 Jahren wieder einen Therapeuten gesucht habe, weil ich für mich der Meinung war, dass "die Flasche wieder am Horizont aufgetaucht ist", wenn Ihr versteht, was ich damit meine. Auch wenn ich nun schon ein paar Jahre trocken bin - ich bilde mir nicht ein, gegen einen Rückfall gefeit zu sein!
    Also habe ich meine Befindlichkeiten aufgearbeitet. Und jetzt läuft es wieder :)

    Ich schreibe nur schnell und teilweise aufm Handy.
    Dann war meine Zeit hier quasi zu Ende und ich musste nochmals anfangen und das müde.

    Einfach beim Einloggen das Häkchen bei "Immer eingeloggt bleiben" setzen - dann wird die Sitzung erst beendet, wenn DU es möchtest.

    wikende091
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    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!


  • [quote='AmSee13','https://alkoholforum.de/forum/index.ph…42466#post42466']


    Dem kann ich nur zustimmen. Auch wenn manche die Begrifflichkeit "Trockenarbeit" stört (dann nennt es "Eierkuchentätigkeit" ;) ): Ich tue alles dafür, möglichst n


    🙈🙈🙈😩😩Eierkuchentätigkeit ist auch nicht so meins ;-)))

    Aber ich versteh schon ,was du meinst.

    Dass das Suchtgedächtnis nicht schläft ,ist mir bewusst.
    Ich nenn es Selbstfürsorge,die notwendig ist um "clean " zu bleiben.


  • 🙈🙈🙈😩😩Eierkuchentätigkeit ist auch nicht so meins ;-)))

    Lach. ;D


    Ich nenn es Selbstfürsorge,die notwendig ist um "clean " zu bleiben.

    Ich kann nachvollziehen, dass du mit dem Begriff „Alkoholiker“ deine Schwierigkeiten hattest.
    Ich hatte bezüglich „Alkoholiker“ ja auch ein bestimmtes Bild in meinem Kopf und zwar das meines Vaters. Und es hat mir Angst gemacht.
    Interessanterweise hat mich die Gefahr, in die ich mich immer wieder begab, nicht abgeschreckt, denn dann hätte ich das Trinken ja grundsätzlich einfach sein gelassen. Ich fürchtete mich stattdessen sogar davor, nie wieder Alkohol trinken zu dürfen, so als würde ich mir da etwas ganz Wertvolles und Schönes wegnehmen müssen.

    Bis ich mich schließlich hier angemeldet habe und mich vorgestellt habe, hab ich für mich ja schon einiges versucht, um „normal“ und kontrolliert trinken zu können. Und, wie schon mal erzählt, hab ich mir öfter durch Tests versichert, nicht Alkoholikerin zu sein, damit ich weiter trinken darf.
    Doch irgendwann konnte ich vor mir selbst nicht mehr leugnen, dass ich’s alleine nicht hinbekomme. Für mich war das ein Riesenschritt, mich hier in einem Alkoholiker-Forum anzumelden und meine Fragen zu stellen. Doch wo, wenn nicht dort, wo ich Menschen vermutete, die sich auskannten, konnte ich mich mit meinem Problem hinwenden?

    Und ich muss sagen, dass ich ein Riesen-Glück hatte, an Susanne und an Gerchla zu geraten, denn im Fokus stand bei ihnen gerade nicht, dass ich mich erstmal bekenne, Alkoholikerin zu sein, sondern in der Auseinandersetzung mit ihnen stellte sich für mich heraus, worauf ich zusteuere, und wie lebenswert ein Leben ohne Alkohol tatsächlich sein kann. Das Selbsteingeständnis und Bekenntnis, Alkoholikerin zu sein, kam bei mir erst später.

    Der Begriff „Alkoholiker“ ist für mich letztlich nur noch ein Begriff, der aussagt, dass ich mit Alkohol nicht umgehen kann und niemals mehr werde, dass ich nicht einfach so mal ein Glas trinken kann und nix weiter, sondern dass ich früher oder später die Kontrolle verliere und ungewiss ist, ob ich in einem solchen Fall die Kontrolle überhaupt jemals wiedererlangen werde. Das, was mit mir ist, braucht eben einen Namen und der ist eben „Alkoholiker“.


    Im Umgang mit anderen Menschen, meiner Schwiegerfamilie zum Beispiel, vermeide ich in der Regel diesen Begriff - auch wenn mich dieses Bekenntnis ggf. schützen könnte, zu einem Glas genötigt zu werden - , wenn oder weil ich davon ausgehen kann, dass das nach hinten losgeht. Ich benötige für mich den Schutz dieses Bekenntnisses aber auch nicht, weil ich für mich völlig klar erarbeitet habe, dass ICH keinen Alkohol (= Nervengift) zu mir nehmen WILL. Da kann man mir das noch so oft anbieten, ich WILL es nicht und Punkt.
    Und dass meine Schwiegerfamilie oder meine Nachbarn meinetwegen - um mich nicht unnötig zu triggern - nicht auf ihren Wein oder ihr Bier oder ihren Schnaps verzichten werden, steht außer Frage. Das würden sie auch nicht, wenn ich mich mit dem Begriff „Alkoholikerin“ outen würde. Ich hab meinen Weg für mich damit gefunden. Wenn ich mich nicht mehr wohl fühle, verlasse ich die Situation. Und wenn ich vorher weiß, dass ich da keine Lust drauf hab oder es mir nicht gut tun wird, gehe ich gar nicht erst hin.

    Der Begriff „Selbstfürsorge“ beschreibt zwar auch, was in dem Begriff „Trockenarbeit“ drinsteckt, aber für mich zum Beispiel beschreibt der Begriff „Trocken-Arbeit“ genau das, was von mir unternommen werden kann und sollte, um mein zweifellos vorhandenes Alkohol-Problem in den Griff zu bekommen und mein „Trocken-Sein“ - auf das ich inzwischen sogar echt stolz bin - zu bewahren.

    Naja, und in der Kommunikation greife ich gerne der Verständlichkeit halber auf bekannte, gängige Begriffe zurück.

    Doch jedem, wie er mag und es für sich braucht. Wenn du’s anders nennen möchtest, nenn‘ es anders. Hauptsache ist doch, dass es für dich hilfreich ist.

    Liebe Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Susi

    wie siehts du das ? was macht dieses Thema mit dir ,worüber wir hier geschrieben haben ?

    LG Orangina

  • Lach. ;D


    Und ich muss sagen, dass ich ein Riesen-Glück hatte, an Susanne und an Gerchla zu geraten, denn im Fokus stand bei ihnen gerade nicht, dass ich mich erstmal bekenne, Alkoholikerin zu sein, sondern in der Auseinandersetzung mit ihnen stellte sich für mich heraus, worauf ich zusteuere, und wie lebenswert ein Leben ohne Alkohol tatsächlich sein kann. Das Selbsteingeständnis und Bekenntnis, Alkoholikerin zu sein, kam bei mir erst später.

    Liebe AmSee
    Du weißt ja, was ich von solchen Bekenntnissen halte, vor allem, wenn sie von anderen eingefordert werden ;D ;D ;D ;D ;D

    LG Orangina

  • Hallo mal wieder,

    wenn ich nicht gerade mehr frei habe als sonst ist es schwer für zu schreiben, es ist viel los und wenn ich dann mal eine Woche lang nicht mal ein Kopf dafür habe einer Freundin mehr zu schreiben, ist das hier noch schwerer. Zumal ich hier ja sehr oft mit anderen Menschen zusammen bin und dann meine Ruhe und wirklich kein Kommunizieren einfach auch gerne für mich habe.

    Eure Beiträge habe ich mir interessiert durchgelesen und kann auch in Teilen gar nicht so sehr mitreden. Ich hab nun seit ca. 4 Wochen nichts getrunken und es gab jetzt in den letzen knapp 2 Wochen schon mal Gedanken an Alkohol im Sinne von jetzt könnte ich gut einen Schnaps brauchen, aber dadurch dass es gerade so viel ist bzw. ich auch viel rausgehe und auch körperlich arbeite bin ich einfach auch müde und das ist gut. Ich schlafe viel und auch ganz gut. Die Gedanken an den Schnaps dauern dann auch nicht lange an, sondern sind der Situation, einem Vorfall wie auch immer geschuldet und es ist dann immerhin kein innerer Drang. Also vorher hätte ich so ja auch nicht gehandelt und seit ich hier lebe habe ich erst recht nicht immer Alkohol da gehabt.

    Keine Ahnung ob es anders wäre wenn mir das jemand anbieten würde. So ist es für mich immerhin keine Frage gewesen. Ich habe es nicht da und auch nicht vor zu kaufen. Ich glaube anders wäre mein Verhalten auch würde ich alleine leben, da wäre es wesentlich schwieriger. Was ich merke und auch schon früher hier öfter gemerkt habe, ist wie gut es ist, am nächsten morgen nicht k.o. zu sein, ich bin einfach soweit fit das ist gut.

    Schwieriger wird es womöglich in den nächsten Wochen, wenn mal Geburtstage, Urlaube und so sind. Aber ich denke wenn ich einfach sage, dass mir das zur Zeit nicht gut tut, dann passt das und ich sehe nicht was schlimm daran sein soll dass ich nichts trinke.

  • Keine Ahnung ob es anders wäre wenn mir das jemand anbieten würde. So ist es für mich immerhin keine Frage gewesen. Ich habe es nicht da und auch nicht vor zu kaufen. Ich glaube anders wäre mein Verhalten auch würde ich alleine leben, da wäre es wesentlich schwieriger. Was ich merke und auch schon früher hier öfter gemerkt habe, ist wie gut es ist, am nächsten morgen nicht k.o. zu sein, ich bin einfach soweit fit das ist gut.

    Schwieriger wird es womöglich in den nächsten Wochen, wenn mal Geburtstage, Urlaube und so sind. Aber ich denke wenn ich einfach sage, dass mir das zur Zeit nicht gut tut, dann passt das und ich sehe nicht was schlimm daran sein soll dass ich nichts trinke.

    Hallo Susi85

    Es ist schön ,dass du von dir berichtest.
    Erst mal gratuliere ich dir zu deinen 4 Wochen in denen du nichts getrunken hast.
    Wie mir scheint ,wohnst du derzeit in einer günstigen Situation, die dich im Vorhaben "nichts mehr zu trinken " unterstützt.
    Du berichtest von der Wohnsituation und von deiner körperlichen Arbeit.
    Zudem bemerkst du ,wie positiv du es findest, keinen Alkohol mehr zu trinken.
    Für mich war es sehr wichtig, genau diese Punkte hervorzuheben welche positiven Seiten die Alkoholabstinenz bringt und versuchte dies gedanklich aber auch in Tätigkeiten zu stützen und zu unterstützen.

    Genau da wollte ich weiter dran bleiben, damit es ja nicht zu einem Rückfall kommt.
    Ich notierte mit damals auch viel ,zum Beispiel, wie schlimm es für mich wäre (gefühlt), würde ich wieder trinken.
    Das hat mir enorm geholfen, das alles zu notieren und dies gedanklich durchzuspielen.

    Du bist dir unsicher ,was Aktivitäten außerhalb deines momentanen Rahmens betrifft (zum Beispiel Urlaub oder Gesellschaften,Treffen mit anderen ).

    Diese Unsicherheit kannst du abbauen , indem du dir für diese "Aktionen" einen Plan entwirfst, indem du dir überlegst, was dir helfen könnte , dass du nüchtern bleibst.

    Hast du da schon Ideen ?
    Sätze ,die du dir zurecht legst, zum Beispiel bei Treffen mit Freunden (?) Oder mit Bekannten.
    Partys und ähnliches kannst du ja auch vorsorglich erst mal meiden ,wenn es zu große Unsicherheit auslöst.

    LG Orangina

  • Auch von mir Glückwunsch zu den (ersten) 4 Wochen ohne Alkohol 44.

    Wenn ich in Krankenhäuser, auf die Entgiftungsstationen gehe und dort mit den Menschen spreche, dann sind dies auch so meine Tipps für die erste Zeit:
    - alkoholfreie Wohnung.
    So hat man erst gar nicht die Möglichkeit, bei den ersten Gedanken an Alkohol, einfach nur zuzugreifen. Man müsste erstmal loslatschen und sich welchen organisieren. Und das ist erstens Zeit, wo man sich überlegen kann "Was mache ich eigentlich gerade?" und außerdem ist oft in dieser Zeit der "Anfall" wieder verflogen.
    - sich zunächst nicht erst in möglicherweise gefährdende Situationen begeben
    Das heißt, zunächst vielleicht alkohollastige Feiern etc vermeiden.
    - sich schon vorher Ablehnungen überlegen, wenn einem Alkohol angeboten wird
    Viele von uns haben es schon erlebt, dass auf eine Ablehnung oft ein "Ach, EIN Gläschen nur ..." folgt. Und damit man nicht wie ein Weichei/Dummie/was auch immer dasteht, passiert es dann ganz schnell, dass man doch zugreift - und dann sind meist alle Dämme gebrochen. Also schon vorher auf diese Situation einstellen - und sie notfalls verlassen.
    - Auswege/Abgangsmöglichkeiten aus Situationen (z.Bsp. Feiern) schon vorher überlegen
    Wie komme ich wieder weg? Möglichst nicht auf Andere angewiesen sein ("Ach, nur noch ein Stündchen ...", obwohl es Dir schon Scheiße geht) - wannn gehen die letzten Öffis, evtl Hotelzimmer nehmen, damit man die Situation verlassen kann, oder, oder, oder ...

    Ich kann Dir gerne meine Methoden verraten, wenn Du möchtest - vielleicht ist ja etwas dabei, was Dir passt. Oder Du schaust mal, was andere so machen.
    Wichtig ist nur, dass man möglichst vorher schon mal möglichst voiele Situationen gedanklich durchspielt - dann wird man nicht kalt erwischt, wenn sie eintreten.

    Na dann - auf die nächsten 4 Wochen :D

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Susi,
    ich find‘s auch schön, wieder von dir zu hören. Kein Problem, wenn du nur dann schreibst, wenn du gerade mal den Kopf dafür frei hast, hier läuft ja nix weg. ;)

    Glückwünsche zur vier Wochen ohne Alkohol! 44.

    Diese Beobachtung, dass du in den letzten knapp 2 Wochen den Gedanken hattest, du könntest jetzt mal gut einen Schnaps gebrauchen: Bereitet dir das Sorge oder bringt dich das einer Antwort auf deine Ausgangsfrage näher?

    Für Gedanken dieser Art ist es sich hilfreich, sich zu merken, wie und wie schnell du diese Gedanken wieder los geworden bist. Sich solche positiven Erfahrungen - dazu zählt gewiss auch die positive Erfahrung, sich fit und eben nicht k.o. zu fühlen - aufzuschreiben, kann unterstützend sein. Vielleicht kannst du deine Aufzeichnungen mal brauchen, wenn’s grad nicht so glatt läuft.

    Deine derzeitige Wohnsituation tut dir offenbar gut. Auch das ist eine Erfahrung, die sich festzuhalten lohnt.


    Schwieriger wird es womöglich in den nächsten Wochen, wenn mal Geburtstage, Urlaube und so sind. Aber ich denke wenn ich einfach sage, dass mir das zur Zeit nicht gut tut, dann passt das und ich sehe nicht was schlimm daran sein soll dass ich nichts trinke.

    Du hast schon eine Antwort/ einen Weg für dich gefunden. Wie tragfähig das ist, wird dir deine Erfahrung damit zeigen.
    Ich finde es auch nicht schlimm, wenn jemand nichts trinken will. Das Recht, Alkohol abzulehnen, sollte ja wohl jeder haben.

    Ich rate dir, für Situationen, in denen du bemerkst, dass sie dir nicht gut tun, einen sogenannten Notfall-Plan zurecht zu legen, dass und wie du die Situation verlassen kannst.

    Viele Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

    Einmal editiert, zuletzt von AmSee13 (12. März 2022 um 18:01)

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