Auch neu - liege ich richtig mit meinem Alkoholproblem?

  • Hallo zusammen,

    ich habe nun ein wenig hier gelesen und mich in so manchen Dingen wiedergefunden und der Ton hier untereinander gefällt mir ganz gut, also würde ich euch mal etwas über mich erzählen und wer mag gerne eine Art Einschätzung. Ich bin 36 und habe mittlerweile etwas Angst was meine Erkenntnisse zu mir betrifft für mich selbst und was sich dauerhaft verändern müsste (vielleicht gar kein Alkohol mehr?) und was ich anderen erzählen sollte/müsste schon aufgrund meiner Lebenssituation und warum ich nun plötzlich so manches anders tue (wenn es denn so ist).
    Gleich mal sorry – ich komme immer so ins schreiben rein und dann wird’s einfach viel.

    Schwer zu sagen was die Ursache ist für mein vieles trinken, es sind wahrscheinlich mehrere Dinge. Einmal ab ca. 16/17 in den neuen Kreisen gern viel mitgetrunken, nie wirklich Grenzen kennengelernt, auch als meine Mutter mich mal nachts total blau gesehen hat, ziemlich schlimm, nichts gesagt (wie so oft). Teilweise war ich um die Zeit auch depressiv, zumindest sehr traurig und hatte phasenweise intensive Suizidgedanken.

    Einsam, mich sehr allein gefühlt, traurig, depressiv kenne ich gut von mir. Ich hatte keine schöne Kindheit und Jugend, ich hab Gewalt zuhause erlebt, keine Geborgenheit, eher Angst. Auch wenn ich immer (Gott sei Dank) sehr gute Freundinnen und auch so Freundinnen hatte. Immer in der Schule, Ausbildung, Studium, es gab immer Menschen auch lange Freundschaften die es immer noch gibt, wo ich auch viel reden kann. Ich hatte 2 lange Beziehungen, hatte eine Arbeit die ich sehr mochte und lebe nun seit längerem in einer Gemeinschaft in der ich seit 2 Monaten auch Gespräche zu meiner Kindheit, Eltern und so habe. Ich rede zum ersten Mal ausführlich darüber, meine Gesprächspartnerin ist Therapeutin. Früher habe ich das 1,2 Mal aber nur kurz mal wo bei Gelegenheit getan. Dort wo ich nun bin wird viel Wert gelegt auf Gemeinschaft aber auch die einzelne Person, ist viel Begleitung usw. Es ist eine christliche Gemeinschaft und auch für Außenstehende usw. wird Seelsorge, Therapie usw. groß geschrieben, auch wenn das natürlich nicht mein Hauptanliegen ist warum ich dort bin. Aber gerade dadurch dass es viel ums leben geht, alles vorkommt kam eben vieles wieder hoch und so auch die Gespräche.

    Also Ursache ist vielleicht einmal Kindheit usw. und dann das viele trinken, die Menge und immer wieder, auch dann so ab Mitte 20 viel alleine.

    Ich weiß es gar nicht mehr so genau, aber von ca. 16/17 bis ca. Anfang 20 war es bestimmt jedes oder jedes zweite Wochenende wo viel getrunken wurde, Bier, Schnäpse und beim weggehen, Weinmischgetränke und auch mal eine halbe Flasche Ouzo, Wodka, Tequila usw. Einmal das weiß ich noch hat mir ein paar in der Disko geholfen, mir war so schlecht und schwindelig, ich konnte dann meine Freunde nicht finden erst, konnte Wasser trinken, was mit essen bis es mir besser ging. Solche krassen Momente gab es bestimmt in ungefähr der Form in meinem Leben so an die 10 mal. Eine zeitlang habe ich auch etwas mitgekifft. Bin auch mal so Auto gefahren, da war mir phasenweise vieles auch fast egal. Zuhause war es mies, meine Ausbildung auch und ansonsten konnte ich wohl gut so tun als wäre es nicht so schlimm. Meist habe ich schlicht über meine Grenze getrunken, einmal angefangen, kann ich nicht wirklich aufhören.

    Später so ab Mitte/Ende 20 hab ich zwar auch in Gesellschaft getrunken, aber auch viel zuhause für mich und heimlich da oft eher Bier, aber dann auch Wein und auch immer wieder Härteres. Es waren beim Bier an einem Abend vielleicht 1-3, an Wein maximal ne halbe bis fast ne Flasche oder schon auch viel zu viel Wodka oder so, der oft gefühlt erst am nächsten Morgen mit seiner Wirkung einsetzte. Ich war eigentlich gut unterwegs auch mit Sport usw. trotzdem gab es so Exzesse für mich, wo ich teilweise richtig Angst alleine hatte.

    Ich glaub ich habe getrunken weil ich dann leichter wurde, nicht so viel nachgedacht, Probleme vergessen, lockerer, zum betäuben und auch weil ichs mochte bzw. immer noch mag das Gefühl, den Geschmack usw.

    Sogar in meinem späten Studium wo es wirklich darauf angekommen ist, ich habe meist am Wochenende ab Freitagabend getrunken, aber teilweise auch oft so am Abend. An 2-3 Abenden die Woche auch nichts getrunken, aber sonst einmal angefangen wurde es immer mehr als gewollt, zumindest immer so viel bis ich was gespürt habe.

    Bevor ich zu der Gemeinschaft kam hatte ich 2 Jahre davor viel Stress im Beruf da hab ich eher nicht so viel getrunken, hab auch kurz bei meinen Eltern wieder gelebt, da hab ich das einfach nicht getan und ich glaub es war okay, ich hab dann auch nicht wie jetzt teilweise oft daran gedacht. Dann so von Frühling 2019 bis 2020 (oder doch schon früher?) war es wieder viel, ich hatte immer wieder Wein zuhause, Wodka, Bier usw. immer in übersichtlichen Mengen aber ja, man kann ja immer nachkaufen und teilweise hab ich dann schon beim Abendessen getrunken, wenn dann auch oft weniger gereicht hat.

    Auch während meiner Beziehungen war es teilweise auch nicht viel weniger, zwar nichts heimliches aber dann in Gesellschaft oder mit dem Partner, der zweite hat am Wochenende auch öfter übertrieben. Dort viel es mir dann auch eher auf, bei meinem Gegenüber und den Bekannten und auch negativ, was sich wieder so auswirkte dass ich weniger getrunken habe und auch in der Zeit hab ich mehr Sport gemacht und mich insgesamt einfach besser gefühlt.

    Nun seit etwa 1,5 Jahren trinke ich in der Gemeinschaft nicht mehr viel bzw. dort wird einfach nicht viel getrunken, auch wenn Alkohol bei Geburtstagen oder bei Feiern okay ist und maßvoll getrunken wird. Ich habe mir auch dort ca. 1 Mal im Monat, manchmal auch 2 mal was gekauft...Bier, Wein und 3 mal auch was hartes. Eben heimlich.

    Letzens kamen wir bei meinen Gesprächen auch darauf und meine Gesprächspartnerin meinte wohl ich hätte das schon länger überwunden und ich habe es einfach so stehen lassen, was mir sehr leid tut. Ein paar Tage vorher ging mri auf, zum ersten Mal so richtig ernsthaft, dass ich wohl ein Problem, ein richtiges Problem mit Alkohol habe. Ich habe mir dann immerhin nichts mehr gekauft, das letzte war ein Bier für einen Abend vor etwa 2 Wochen und davor naja hatte ich 2 Wochen an einer Flasche Wodka getrunken. Das mir das aufgegangen so richtig, ist nun schon heftig. Es ist ein richtiger Mist und ich hab nun keinen Plan. Auch nicht, ob und wie darüber reden und im Grunde möchte ich es nun so machen, dass ich zumindest erstmal gar nichts mehr trinke. Im März gibt es einen Geburtstag, dort wird dann zumindest angestoßen (es gibt dort genügend die gar nichts trinken, aber von mir ist man das nicth gewohnt), dann ein Urlaub mit Leuten die gerne Wein trinken. Okay ich könnte erstmal die Fastenzeit vorschieben und sagen ich will gerade einfach mal ganz verzichten, auch weil es mir einfach besser tut.

    Vor etwa 2 Jahren hatte ich glaub mal kurz was wo ich dachte mir Zittern die Hände, ich weiß aber nicht ob das wirklich so war, aber das hat sich auch schnell wieder beruhigt. Ich glaube (ohne das es eine Ausrede sein soll) dass es da 1,2 mal abends hintereinander wieder so zu viel war, dass ich total übermüdet und noch mit Restalkohol da war, gefroren habe und ja einfach zu viel hatte. Manchmal habe ich dann abends direkt nochmal etwas getrunken. Es ist weitaus eher psychisch, das Verlangen, der Wunsch zu trinken.

    Seit 1,5 Jahren ist es immerhin nur an wenigen vereinzelten Tagen im Monat mit dem Trinken gewesen.

    Tut mir leid das ist nun viel. Gerne auch einfach fragen und ja was ihr so meint.

    Danke! Susi

  • Hallo Susi,

    ich wünsche dir einen guten Austausch hier und für dich neue Erkenntnisse und Unterstützung.
    Ich bin Orangina und bin nun 50 Jahre alt.
    Im Oktober 20 habe ich mich hier angemeldet, weil ich erkannt habe , dass ich ein Alkoholproblem habe.
    Allerdings hatte ich schon immer wieder festgestellt, dass ich eines habe, denn ich trank sehr regelmäßig und oft auch zur Entspannung, aus Frust, aus Lust , aus Wut, aus Angst... Rotwein oder auch wenn es etwas zu feiern gab... Ich hatte quasi immer eine Ausrede und ich hatte immer einen Grund , weshalb ich trinke.
    Ein Alkoholiker war für mich jemand, der durch den Alkohol alles verloren hat. (zum Bsp Wohnung, Arbeit, Familie).
    Da ich in meinem Job gut funktionierte und auch sonst alles "passte", sah ich mich nie als richtig gefährdet an und das war auch ein Grund, weshalb ich ja beruhigt weiter trinken konnte.
    Außerdem schaffte ich es schon immer wieder mal auch ein paar Tage nichts zu trinken, was wieder ein neuer Beweis war, weiter zu trinken.
    So hielt ich mich in dieser Schleife, ohne etwas ändern zu müssen, und wog mich in Sicherheit, aber intuitiv wusste ich, dass etwas nicht stimmte.
    Als ich 36 Jahre alt war, so wie du jetzt, gehörte dieser Wein einfach zu mir und meinem Leben. Ich wollte mich an den Wochenenden so richtig entspannen , das Gesellige war auch immer nett, wenn Besuch kam oder wenn man sich irgendwo getroffen hat. Alkohol gehörte einfach dazu.
    Ich merkte halt, dass ich irgendwann nicht mehr aufhören kann, sobald ich mal angefangen hatte.
    Ich hatte nie einen Filmriss oder so, irgendwann nach 1, 5 Flaschen Wein hörte ich auf, das war das maiximum.
    Ich hatte es scheinbar unter Kontrolle..
    Ich fing auch an, meinen Alkokonsum im Kalender zu markieren, damit ich sehen kann, wann ich mal nicht getrunken habe und heute weiß ich, dass ich mich auch damit nur austricksen wollte.
    Dieses Kontrollierte Trinken und auch schon viele andere Anzeichen davor waren der Beweis, dass ich schon weiter in der Sucht steckte, als mir lieb war.
    Aber ich wollte doch nicht auf meinen Wein verzichten. Wie soll das gehen ?

    Ich startete mehrere Aufhörversuche. Die längste Zeit war 2 Monate, dann war das der Beweis, dass ich doch jederzeit aufhören kann. Dann fing ich wieder an und ich merkte, dass ich wieder in mein altes regelmäßiges Fahrwasser rutschte.

    Im Oktober 20 war es dann wieder so weit, ich wollte endlich dauerhaft aufhören, weil ich erkannt habe, dass ich schon ziemlich psychisch abhängig war und ich so nicht weiter machen wollte. Ich erkannte zu diesem Zeitpunkt, dass ich wirklich so nicht mehr weiter machen will. Der Alkohol nahm gedanklich zu sehr Raum ein, es war ein Kampf, den ich hatte. ich wollte frei sein davon und mich ohne den Wein kennenlernen, wer ich bin. Ich erkannte, dass ich etliche Jahre in so vielen Situationen Wein brauchte, es begann so langsam zu dämmern, dass ich in den nächsten Jahren , wenn ich so weiter mache, richtig abrutschen könnte.

    Ich wollte dem Alkohol die Macht über mich entziehen und beschloss, aufzuhören.
    Ich hatte zwar riesge Angst, es womöglich nicht zu schaffen.
    Aber nun bin ich seit Oktober 20 "clean" und habe es sehr gut geschafft und ich bin rückblickend froh, dass ich kein Bedürfnis mehr danach habe.

    Wenn ich deine Zeilen lese , dann stelle ich fest, dass du dich außerordentlich viel mit deinem Konsum beschäftigst und du fast Buch darüber fühsrt, wann du wo und wieviel getrunken hast und dass es dann wieder Pausen gab.
    Dass du dich damit beschäftigst, deutet für mich darauf hin, dass du ein Problem mit dem Alkohol hast und dass er dein Leben ziemlich dominiert.
    Du hast nun erkannt, dass es doch ganz schön heftig ist, dass du so viel trinkst.
    jetzt suchst du von außen eine Bestätigung, dass du ein Problem hast oder suchst du eine Antwort, die da lautet: Es ist noch nicht so schlimm (damit du weiter trinken kannst ?)
    Ich glaube, du weißt die Antwort selbst.
    Ich sage dir meinen Eindruck, den ich beim Lesen bekam:
    Der Alkohol hat einen sehr großen Platz in deinem Leben eingenommen und ich sehe dich als gefährdet an und das weißt du selbst.

    Mir hat es sehr geholfen, mich mit Nathalie Stüben auseinander zu setzen.
    Vielleicht googelst du sie mal. Sie war Alkoholikerin und ist um die 30 Jahre alt. Vielleicht spricht sie dich an.

    Mir hat es geholfen, mich hier anzumelden und zu lesen, aber auch zu schreiben und mich auszutauschen.

    Ich weiß aber auch aus eigener Erfahrung, dass das Aufhören mit dem Trinken Angst bereiten kann.
    Du hast den ersten Schritt getan: Du hast dich hier angemeldet und du bist bereit, dich auszutauschen.

    Wie sage ich es anderen, dass ich nicht mehr trinke ? Ich habe diese Angst auch gehabt und ich habe mir dann irgendwann einen Satz zurecht gelegt : Ich mag (heute )keinen Alkohol trinken.
    (Bei Partys , bei Zusammenkünften, bei denen viele unbekannte Leute sind)
    Oder : Ich habe keine Lust auf Alkohol.

    Bei Freunden , die ich eingeweiht habe, sagte ich, dass ich keinen Alkohol mehr trinken will, aus oben genannten Gründen.

    Dabei belasse ich es erst mal.

    Liebe Grüße Orangina

  • Noch ein kleines P.S.
    Du hast geschrieben, dass du Angst hast , was deine eigenen Erkenntnisse betrifft... Mir ging das auch so. Ich bin sehr erschrocken, als ich erkannt habe (richtig erkannt habe), dass ich doch ein ziemliches Problem mit dem Alkohol hatte ("ich doch nicht "!!!). Ich kann deine Angst sehr gut verstehen. Das ist in der Tat "ernüchternd" ,aber wirklich auch ein ganz wichtiger Prozess, um eine Wende einzuläuten.
    Ohne diese Erkenntnis geht das nichts.
    Die Angst ist unbegründet (rückblickend) und es war die beste Entscheidung für mich, dass ich mich dafür entschieden habe, keinen Alkohol mehr zu trinken.

  • Hallo Susi,

    herzlich willkommen hier im Forum :)

    Orangina hat schon viel Gutes geantwortet. Ich kann zu deinem Trinkverhalten nicht allzuviel schreiben, da ich nicht wegen dem geselligem Beisammensein soff, sondern immer nur wegen der Wirkung und meistens bis ich kotzen musste.

    Was ich sehr hilfreich für dich beim lesen finde, ist die christliche Gemeinschaft :) Also wenn es keine Gemeinschaft in dem Sinn ist, dass sie hinter deinem Geld her sind oder dein Gehirn waschen?

    Ich war lange Jahre beim Blauen Kreuz (ein christlicher Suchthilfeverein) und die haben mir den Hintern gerettet <3 Also, das Glas stehen lassen musste ich natürlich selbst (und vorher den Joint nicht rauchen).

    Magst du ein wenig beschreiben, wie dein Leben in dieser Gemeinschaft ist? Wohnt ihr zusammen? Ist es vergleichbar mit einer Landeskirche oder eher ganz anders?

    Netten Gruß,

    ichso - die sich freut über einen guten Austausch mit dir/für dich.

  • Hallo Susi,
    willkommen in dieser Online-Selbsthilfegruppe, schön, dass du zu uns gefunden hast. :welcome:

    Vielen Dank für deine ausführliche Vorstellung, denn so kann ich mir ein Bild davon machen, was dich derzeit beschäftigt. Einiges von dem, was ich bei dir gelesen habe, erinnert mich daran, mit welchen Gedanken und Fragen ich vor 16 Monaten hier aufgeschlagen bin.

    Kurz zu mir: Ich bin Ende 40, w, seit 16 Monaten trocken und erwachsene Tochter eines Alkoholikers.

    Als ich hier vor 16 Monaten aufschlug, ging‘s mir ähnlich wie dir: Ich war unsicher, ob ich tatsächlich schon ein Alkoholproblem habe und deshalb mit dem Trinken aufhören sollte, oder ob ich - relativ beruhigt - weiter trinken darf.

    Ich hatte das lange von mir weggeschoben, dass mit meinem Alkoholkonsum etwas nicht mehr stimme und ich womöglich schon eine Abhängigkeit entwickelt hatte. Ich hab mir selbst durch Trinkpausen immer wieder bestätigt, dass ich nicht Alkoholikerin bin, denn von meinem Vater wusste ich ja, dass ein Alkoholiker nicht mehr mit dem Trinken aufhören kann, wenn er ein Mal angefangen hat. Und ich wusste, dass man dann so bestimmte Verhaltensweisen an den Tag legt.

    Da ich alles das nicht hatte, hielt ich mich für „safe“. Ich hab auch ganz bewusst nicht heimlich getrunken, weil ich glaubte, dass ich in dem Fall tatsächlich Alkoholikerin würde. Zur Sicherheit hab ich immer mal wieder einen dieser Online-Tests gemacht, ob ich auch wirklich keine Alkoholikerin bin. Da kam auch immer nur „riskanter Konsum“ heraus.

    Doch irgendwie wurde mir das mit meinem Alkoholkonsum dann schließlich doch unheimlich, ich spürte irgendwie, dass da etwas nicht mehr in Ordnung war. Und so suchte ich dann in dieser anonymen Selbsthilfegruppe hier Rat.

    Durch die Auseinandersetzung mit Thema erkannte ich schließlich für mich, dass es für mich keine wirkliche Alternative mehr zur völligen Abstinenz gibt. Das sogenannte „Kontrollierte Trinken“ hatte ich mehrfach versucht, aber das war immer ein Kampf für mich gewesen. Hatte ich mir vorgenommen, nur ein Glas zu trinken, bereute ich dieses Vorhaben schon während dieses ersten Glases und gönnte mir nur zu gerne noch ein zweites und ein drittes.
    Ich erkannte auch, wie sehr meine Gedanken eigentlich um den Alkoholkonsum kreisten.
    Und ich erkannte schließlich und bekenne das heute auch, dass ich bereits Alkoholikerin geworden war, zwar noch nicht körperlich abhängig, aber seit wer weiß wie lange bereits psychisch abhängig. Und ich erkannte, wo‘s mit mir hinkommen würde, wenn ich weiterhin Alkohol konsumieren würde.


    Ob DU tatsächlich schon ein ernsthaftes Alkoholproblem hast, kann ich dir nicht beantworten, aber es gibt tatsächlich ein paar Hinweise, dass es bei dir nicht mehr ganz harmlos ist. Orangina hat dir davon schon geschrieben.

    Angst, nie mehr Alkohol trinken zu dürfen hatte ich übrigens vor 16 Monaten auch. Ich glaub, das ist normal, weil Alkoholkonsum in unserer Gesellschaft so etabliert ist und weil Alkohol eben diese gewisse Wirkung im Gehirn erzielt.

    Diese Angst hat sich bei mir schon eine ganze Weile gelegt, ich darf schon seit einigen Monaten sogar feststellen, dass ich zufrieden abstinent bin. Mich reizt inzwischen gar nichts mehr daran, Alkohol trinken zu wollen.
    Für mich war es eine der besten Entscheidungen meines Lebens, mich diesem Thema ernsthaft zu stellen.

    In Gesellschaften lehne ich übrigens Alkohol, sofern er mir angeboten wird, einfach ab, ohne mich näher zu erklären.

    Viele Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo ihr!

    Danke für eure Antworten!

    @ Orangina

    Es klingt wohl nach Buch führen bzw. sortiert, aber das ist es überhaupt nicht. Ich wollte irgendwie gleich so vieles erzählen oder im ganzen grob wiedergeben, aber an vieles kann ich mich einfach auch nicht so gut erinnern. Eins weiss ich, ich hab viel zu viel Alkohol in meinem Leben schon getrunken, das reicht locker um nun aufzuhören und mir vorzustellen jeden Tag hab ich nun mindestens mein Glas schon gehabt.

    Neben den anfänglichen Jahren wo ich viel in Gesellschaft getrunken hab, kamen ab ca. Mitte 20 die vielen heimlichen Trinkgelage bzw. eben einfach alleine. Ich hatte nie Filmrisse, das kenn ich auch icht, aber so zu viel, dass mir bange war, wenn mir klar mehr als nur schwindelig und schlecht war. Es gab viel mehr Phasen, Wochen, Monate, Jahre wo es schlimm war im Sinne von in denk an Alkohol bzw. das ich was trinken will und kauf mir was und dann wieder und wieder. Nach außen hin war das im Prinzip nicht offensichtlich, vielleicht gabs mal 1,2 Kommentare das wars dann aber auch. Ich hatte viele morgen wo ich deutlich gespürt hab wie zu viel es war und am Abend ging es dann ungefähr so weiter (wenn auch eher in Form von kleinen Kontern).

    Teilweise hab ich geschaut, dass ich immer abwechselnd wo einkaufe. Ne Flasche Wein zu kauen selbst das wllte ich irgendwann nicht mehr nur im gleichen Laden. Bei Wodka und Co hab ich mich irgendwie noch mehr geschämt und überhaupt. Vor ein paar Monaten hatte ich mich mal so auf meinen Wodka gefreut am Abend, da hab ich direkt mittags nen Schluck genommen. Ich konnte einfach nicht anders. Auch die letzten Tage das war so ein Zwischending von ich will nicht mehr trinken und ja doch am liebsten wrde ich mir sofort was kaufen und ich kann mir den Geschmack und alles schon so schön vorstellen. Ich glaub einfach, dass ich immer wieder reinrutschen könnte. Also klar schmeckt mir der Wein zum essen, aber dann doch bitte gleich mehr, wenn ich schon hier auch nur daran denke, ja dann reichen mir die 1-2 Gläser eben auch nicht. Von daher denke ich wäre es doch so oder so besser richtig aufzuhören.

    Danke auch für alles erzählen und die Tipps und eigentlich denke ich mir ja auch, dass man in einem normalen Erwachsenen Kontext nein sagen kann und darf. Komisch ists eben dort wo man mich anders kennt, also im Sinne von, dass ich gern eben 1,2 Gläser Wein trinke und auch gern, weil es mir auch schmeckt oder ein Bier. Also man kennt mich in diesem normalen Rahmen oder Einzelne auch so dass man ne Flasche Wein mit mir vernichten kann.

  • @Ichso

    Danke auch für Deine Antwort!

    Bei mir lief bzw. läuft das meiste für mich, für mich daheim, in Ruhe, ich und mein Alkohol. Naja. Ich bin klar eher introvertiert und zu viele Menschen und auch sonst zu viel mit anderen Menschen ist mir schnell genug. Auch ist mir das viele trinken auch nicht gerade angenehm.

    Auch fällt mir auf, dass ich schon lange oft sehr gereizt bin, ob das mit am Alkohol liegt, weiß ich nicht. Ich bin oft übereizt, mir reichen dann schon scnhnell viele Menschen. Aber wer weiß der Alkohol oder dann das Verlangen danach, die Müdigkeit usw. kann das ja auch steigern.

    Also ich ticke "normal" evangelisch/landeskirchlich, auch wenn sich wie in manchen Gemeinschaften natürlich verschiedene Frömmikeitsrichtungen mischen. Es ist gewünscht so zu sein wie man ist, auch wenn Meinungen vielleicht nicht der Mehrheit oder vielen entsprechen. Wenn ich früher in Projeketen war wo auch Freikirchen waren habe ich mich oft schnell unwohl und eingeengt gefühlt. Jedenfalls, nein keine Sekte und hier kommen manche (wir leben zusammen) ohne Geld oder mit nicht viel, darauf kommt es nicht an.

    Auch zeichnen sich (so empfinde ich das zumindest) "gute" Gemeinschaften - evangelisch wie katholisch - dadurch aus, dass neben dem Glauben und damit eben auch Begleitung und Seelsorge gut Platz hat, aber auch Therapie usw.

  • Hallo Susi,

    nur schnell eine kurze Antwort vorm schlafen gehen, also ich so ;)

    Das mit der Gemeinschaft hört sich gut an. Freikirchler habe ich auch von ihrer seltsamen Seite kennengelernt. Will aber niemand in einen Topf schmeißen.

    Eine Anmerkung zum "merkt bei mir keiner". Das ist ein weit verbreiteter Irrglaube von noch trinkenden Alkoholabhängigen. Als erstes fällt mir der durchdringende Geruch ein, der auch mit Fishermens nicht weggeht, glaub mir... Dann jetzt z.B. deine eher vielen Rechtschreibfehler. Bist du jetzt nüchtern? Auf Arbeit wird es für die KollegInnen mit der Zeit auch immer klarer: Fehlzeiten häufen sich, und wenn man/frau da ist, häufen sich Fehler. Z.B. Termine werden nicht gehalten, Papier stapelt sich usw. Plus die von dir selbst schon bemerkte Gereiztheit.

    Soll dir keine Angst machen. Nur ein bisschen die Illusion rauben.

    Hast du schon konkrete Ausstiegspläne überdacht? Ein Gespräch mit dem Hausarzt w/m/d bietet sich an. Oder der unverbindliche Besuch einer Suchtkrankenhilfe-Einrichtung.

    Mir hat geholfen: Nur heute nicht. Und morgen dann wieder: Nur heute nicht.

    Hoffe, du hast dich selbst lieb genug dafür. Toi, toi, toi

    von ichso

  • Nachtrag:

    Ich dachte immer, also als ich noch konsumierte, wenn keine/r mich anspricht, merkt es keiner.

    Nach den Entzügen habe ich die Gründe erfahren, warum meine Mitmenschen (Familie, Freunde, Kollegen alles w/m/d) mich nicht ansprachen.

    Manche schwiegen aus Angst (ich war auch sehr leicht reizbar. Und besserwisserisch obendrauf). Manche aus Mitleid. Manchen war es schlicht egal. Und ich wurde immer mehr gemieden.

    War mir damals sehr recht, hatte ich mehr Zeit, um besoffen in der Kneipe mit meinen "echten Freunden" abzuhängen.

    Du schriebst, du hast in deiner Gemeinschaft Gespräche mit einer Therapeutin. Auch über Sucht? Ich kenne Christen als eher suchtarme Menschen. Oder wird bei euch gemeinschaftlich getrunken fürwasauchimmer? Oder werden andere bewusstseinserweiternde Drogen konsumiert? Bitte wertfrei lesen.

    Dachte nur eben, dass dein Verhalten, Aussehen, Benehmen unter Alkoholeinfluss (also auch wenn du vorher allein "vorglühst") dort sonst ja eher noch auffälliger ist wie im gesellschaftlichen "Durchschnitt", wo Alkohol ja leider ein Genussmittel darstellen soll.

    Netten Gruß, ichso - die sonst eher sehr zurückhaltend bei Blogs von Trinkenden ist. Aber du berührst mich irgendwie.

  • Hallo @ ichso

    nein, getrunken hab ich seit 2,5 Wochen nichts mehr und das letzte war 1 Bier, ich also noch nüchtern.

    Ich schreibe nur schnell und teilweise aufm Handy.
    Dann war meine Zeit hier quasi zu Ende und ich musste nochmals anfangen und das müde.

    Bei der Arbeit usw.hab ich tatsächlich nie was vernachlässigt, vielleicht hätte ich an manchen Vormittagen fitter sein können, aber ich habe dort gut meine Stapel, die man mir gelassen hatte erst, abgearbeitet und dann später musste ich schauen keine minus Stunden zu machen und ich bin wahrlich kein ehrgeiziger workaholic, eher im Gegenteil.

    Also bei Geburtstagstagen wird, wenn die jeweiligen Person was trinken mag, Wein oder Bier in überschaubarer Menge getrunken. Ansonsten gibst mal Bier bei festen im Sommer oder bei den entsprechenden Anlässen wie Weihnachten, Ostern, Silvester ein Wein zum guten Essen. Alles überschaubar und auch "privat" nicht verteufelt und auch mal ein Glas getrunken, aber ja wie vieles an Genuss soll auch sowas geteilt werden. Und nein, sonst keinerlei Drogen. Es ist eine stinknormale Gemeinschaft, mit Gästen usw. Vergleichbar mit diversen auch katholischen die gästearbeit, Seelsorge usw machen. Ansonsten gibt es eine Rythmus von Gebet und Arbeit und freie Tage, auch Urlaub. Gemeinschaft und Einsamkeit.

    Nein, darüber reden ich (noch) nicht. Bisher nur Ansatzweise und Ansatzweise auch über sonstiges (früheres) selbstverletzendes verhalten und eben wie es mir ergeht wenn ich so zurückdenke an Kindheit usw.

    Grüße von Susi

  • Achso und nö vorgeglüht habe ich hier nie. Wenn dann an den Abenden was getrunken wo ich noch für mich war und hier insgesamt nie solche Mengen, dass es am nächsten Tag so böse war. Ich hab's 1,2 mal zwar noch etwas gemerkt, aber nie schlimm.

  • Hhhhm...

    Obwohl es "nie schlimm" war, scheint es dich ja doch zu beschäftigen (ängstigen?).

    Bin ein wenig mit meinem Latein am Ende. Was mir noch einfällt, es war glaube Gerchla (ein sehr einfühlsamer und kompetenter Mitschreiber hier im Forum) hatte in einem anderen Blog mal Folgendes empfohlen:

    "Wenn es nicht so schlimm ist, probier doch mal 6 Monate komplett ohne Alkohol. Schau wie es dir damit geht und melde dich gern zwischendurch und danach."

    Hoffe, ich habe das jetzt so aus dem Gedächtnis richtig wiedergegeben.

    Auf jeden Fall weiß ich aus eigener Erfahrung um die große Erleichterung, wenn man/frau das jemandem erzählt. Nur Mut also für dein nächstes Gespräch mit der Therapeutin :)

    Netten Gruß, ichso

  • Hallo Susi,

    ich schleiche hier so um den heissen Brei, irgendwas kitzelt mich bei Deinen Beiträgen aber ich weiss nicht genau was.

    Also auf der einen Seite gibt es laut WHO praktisch keinen risikofreien Alkoholkonsum, jedes einzelne Glas ist eigentlich zu viel.
    Auf der anderen Seite kenne ich relativ viele "Normal-Genusstrinker", die sich keinerlei Kopf darum machen, ausser darum, dass es gut sein muss, und von denen relativ viele 1 bis 2 Flaschen Wein am Abend locker trinken. Also eigentlich im Schnitt wohl mehr als Du, und anscheidend bereitet ihnen das keine Probleme. Und ich kenne nicht wenige, die mit diesem Konsum über 80 geworden sind, also eine durchschnittliche Lebenserwartung haben.
    Und ich, die alte Säuferin, musste schmunzeln, dass Du 2 Wochen für eine Flasche Wodka brauchtest, ich brauchte 3 davon am Abend. Nicht jeden Abend, aber wenn ich getrunken, ehrlicherweise gesoffen habe, das heisst so drei mal die Woche..

    Wo Du Dich da dazwischen findest, kann ich Dir nicht sagen, das musst du selbst herausfinden.

    Auf der anderen Seite ist aus deinem Schreiben aber ja klar ersichtlich, das Du Dich wohl irgendwie quälst. Allerdings möchte ich Dir die Rückmeldung geben, dass sich das für mich fast wie ein Art Kontrollzwang liest und weniger wie ein reines Alkoholproblem, was Du da schilderst. Aber das ist nur eine Meinung und keine Empfehlung oder sonstwas.

    Für mich gibt es kein "man muss aufhören". Mein Leben ist meins, wenn ich entscheide, dass ich lieber saufe und dafür etwas kürzer lebe, dann ist das eben so.

    Ich hatte aber eines Tages die Schnauze voll und habe aufgehört, weil ich das eben so wollte. Ich hatte auch Angst davor, dass vor dem Tod erst mal die Verblödung kommt, ausserdem waren die Abende über der Kloschüssel auch nicht so prickelnd, also es gab schon gute Gründe dafür, dass ich das wollte, aber es war eine freie Entscheidung, dass ich aufgehört habe. Niemand hätte mich dazu zwingen, nicht mal sonderlich beeinflussen können. Andererseits habe ich aber auch niemanden gefragt, ob ich aufhören darf. Ich bin da egozentrisch, das gemeinschaftliche ist mir persönlich ziemlich fremd, danach richte ich mich eben wenig. Auch wenn ich den Drink ablehne, folglich. Mir kann das manchmal ziemlich egal sein, was andere über mich denken.

    Ich möchte Dir jetzt nur mal die Frage stellen, was würdest Du tun, wenn Du einfach tun würdest, was Du willst. Also ohne das Du Dich zu irgednwas zwingst, ohne Dich streng zu disziplinieren und ohne Dich zu verbiegen. Nach was ist Dir da vor Deinem inneren Auge? Trinken oder nicht trinken?

    Gruß Susanne

  • @Ichso

    "Nie schlimm" war seit meinem Leben hier gemeint. Davor schon. Die 1,2 mal waren zumindest so schlimm, dass ich dachte, nee so will ich das hier nicht mehr, das haben die nicht verdient, unabhängig davon ob sie es merken oder nicht. Also es war so gemeint, dass ich ja wusste, dass ich immerhin noch 7 Stunden schlafen kann und noch nicht so viel zu viel hab, dass ich am nächsten Morgen ganz daneben bin, aber selbst gemerkt hab ichs schon und inklusive schlechtes Gewissen.

    @ Susanne

    Mein kontrollzwang ist quasi mein aussen, würde ich ganz allein leben wäre es wohl anders, aber mir hilft auch, dass ich über die Dinge spreche die ich sonst so in mich reingefressen, reingetrunken habe, auch wenn es leider dauert.

    Wichtig ist für mich nun tatsächlich erstmal für mich allein nichts mehr zu trinken und eine längere Pause zu machen und zu sehen, was mir ja auch schon vor Jahren klar war, ich trinke damit es leichter wird.

    Und früher hab ich tatsächlich so zu viel getrunken,.ich finde jede Woche und/oder.mehrmals unter der Woche viel zu viel. Wenn ich an drei Freundinnen von mir denke wo angebrochene whisky,.gib oder weinflaschen ewig, Monatelang unangetastet dastehen. Die können locker wo mal.ein Bier trinken und dann ja dann ist's auch gut. Kg wusste dann immer ich will weitermachen.

    Gute Frage...ich denke mal darüber nach. Grundsätzlich hätte ich gerne dieses zeitweise sehnen nach Alkohol weg. Auch gern hätte ich mal wo einfach mitzutrinken und dann nicht das Bedürfnis nach wieder mehr zu haben.

  • Letztes Jahr im Winter hab ich wo Stille für 1 Woche gehabt, davor 4 Tage stadturlaub in Berlin. Die 4Tage war für mich ohne es zu planen klar ich geh erstmal was essen und 1,2 Bier dazu, am nächsten Tag ähnlich. Dazu in den Supermarkt was kaufen, abends nen Wein...

    Diese 4 Tage da wäre mir nie in den Sinn gekommen nichts zu trinken,.es.war automatisch mein Blick nach dem nächsten Supermarkt usw.

    Erstaunlicherweise ging dann diese Woche in der Stille,.auch ohne dass es dort jemanden gekratzt hätte ziemlich gut ohne. Trotz viel Bier und Wein in der Küche neben dran.
    Ich hatte Zeit für mich, Ruhe, keine vielen Menschen oder mega Lautstärke um mich rum, wenig was mich im negativen gereizt hätte und es war total okay.

    Vielleicht ist es tatsächlich auch daran mal.mehr zu sehen was tut mir gut, was nicht. Mich selbst und Stimmungen, Motive beobachten.

  • Die meisten Leute trinken wohl, weil sie irgendwas davon haben. Genuss, Entspannung, Geselligkeit, es funktioniert ja auch, so lange es nicht zum Problem wird. Zum empfundenen Problem, meine ich. Das reine Risiko ist für mich nicht so entscheidend, ich gehe auch andere Risiken ein, so lange ich gefühlt etwas davon habe. Spass in den Bergen z.B, um nur ein Beispiel zu nennen.

    Wenn ich jetzt Deins so lese, ist das ein bisschen viel Quälerei für ein bisschen wenig Gewinn oder Genuss. Rein von aussen betrachtet und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass ich Dich praktisch nicht kenne, ausser von Deinem Geschriebenen hier.

    Ich kann das natürlich schon irgendwie nachvollziehen. Ich dachte, wenn ich gar nie mehr besoffen sein kann, dann kann ich mich ja gleich umbringen. Für mich hing ein grosser Teil des "Sinn des Lebens" am Trinken. Trotzdem wollte ich davon nicht abhängig, keine Alkoholikerin sein. Und irgendwann habe ich gemerkt, das, was ich vom Alkohol will, das kriege ich nicht vom Alkohol. Ich habs dafür dann nüchtern gekriegt. Weil es einfach viel einfacher war, dann überhaupt nichts mehr zu trinken, als das irgendwie zu bremsen.

    Und das ganze Kopfkino, was ich hatte, und was Du hier auch so ähnlich schilderst, ist ja das Gegenteil von Genuss, zumindest für mich. Bei mir allerdings auch die "Trinkresultate". Also das, was ich mir vorgemacht hatte, das es irgendwie Spass macht, das war bei mir längst Essig, ich wollte es nur nicht wahr haben. Wie wäre bei Dir die Bilanz - für Dich?

  • Noch ein letztes vorerst.

    Ich hab eine sehr direkte Sprache, ich bin absolut undiplomatisch und ich halte nichts davon, um den heissen Brei herumzureden.

    Ich glaube, ich habe noch niemanden kennen gelernt, der noch trinken wollte, noch viel positives dran gefunden hat, und der dann dauerhaft stabil und zufrieden trocken geworden wäre. Zufrieden trocken heisst für mich, mit der Entscheidung nicht hadern, es uneingeschränkt gut finden, dass man sich so entschieden hat. Andere Lebensbaustellen können einem dann aber auch erst so richtig bewusst werden, also zufrieden trocken heisst nicht zwangsläufig dauergrinsen.

    In praktisch allen, die "eigentlich" noch gerne trinken würden, nagt das dann, und das Unterbewusste, aus dem dieses Bedürfnis, zu trinken, kommt, schafft dann plausible Gründe, die einem vormachen "ach eins geht doch". Oder man lässt irgendwie Probleme so lange anwachsen, achtet nicht auf sich, löst es nicht, bis der einzig möglich erscheinende Ausweg mal wieder ein gescheites Trinkgelage ist. Es gibt noch mehr solche Mechanismen.
    Und dann hängt man wieder drin, es ist nicht nur Gewohnheit, das Belohnungszentrum im Hirn weiss auch, dass es der Weg des geringsten Widerstands ist. Du musst nichts tun, Du musst Dir nur was besorgen und es trinken. Keine langen Entspannungsübungen und den ganzen Kram.

    Überleg Dir genau, wie positiv das für Dich noch ist. Wenn es sehr positiv ist, dann trink weiter, bis es Dir reicht. Das ist so meine ganz bescheidene Meinung.

    Das Ganze spielt vor allem am Anfang des Aufhörens eine Rolle. Das erste Jahr ist meist das schwerste, ein paar Dinge brauchen länger, wenn Du dein ganzes leben umstellst. Später fragst Du Dich möglicherweise wie ich irgendwann mal, was Du da überhaupt dran gefunden hast. Das wird so selbstverständlich, wie wenn Du nie was Anderes getan hättest.


  • Ich glaube, ich habe noch niemanden kennen gelernt, der noch trinken wollte, noch viel positives dran gefunden hat, und der dann dauerhaft stabil und zufrieden trocken geworden wäre.


    Susanne , doch, du hast so jemanden kennengelernt und zwar vor 16 Monaten. ;)

    Hallo Susi,
    ich sehe das allerdings auch so wie Susanne, dass jemand, der „eigentlich“ noch gerne trinken würde, kaum zufrieden abstinent sein wird. Entscheidend dafür, zufrieden abstinent zu sein, ist tatsächlich, von der Entscheidung gänzlich überzeugt zu sein.


    In praktisch allen, die "eigentlich" noch gerne trinken würden, nagt das dann, und das Unterbewusste, aus dem dieses Bedürfnis, zu trinken, kommt, schafft dann plausible Gründe, die einem vormachen "ach eins geht doch". Oder man lässt irgendwie Probleme so lange anwachsen, achtet nicht auf sich, löst es nicht, bis der einzig möglich erscheinende Ausweg mal wieder ein gescheites Trinkgelage ist. Es gibt noch mehr solche Mechanismen.
    Und dann hängt man wieder drin, es ist nicht nur Gewohnheit, das Belohnungszentrum im Hirn weiss auch, dass es der Weg des geringsten Widerstands ist. Du musst nichts tun, Du musst Dir nur was besorgen und es trinken. Keine langen Entspannungsübungen und den ganzen Kram.

    Das sehe ich auch so.


    Als ich hier vor 16 Monaten aufschlug, war ich besorgt wegen meines Konsums und suchte Rat, eigentlich aber wollte ich nicht mit dem Trinken aufhören.
    Bei mir war es dann aber so, dass ich meine eigenen Erfahrungen in den Erfahrungsberichten anderer wiedererkannte, ich war noch nicht unbedingt so weit gekommen wie sie, aber ich kannte mich gut genug, um klar zu erkennen, wohin es mich führen würde, wenn ich weitermachte. Und da wollte ich auf gar keinen Fall hin.

    Susanne hatte mir damals geschrieben, dass sie zufrieden abstinent sei. Das hörte sich gut und erstrebenswert für mich an und ich wollte da auch hin. Und so habe ich sehr viel zum Thema „Alkoholismus“ gelesen. Und ich habe stets daran gearbeitet, nicht den Gedanken aufkommen zu lassen, ich würde etwas Gutes/ Positives vermissen. Denn wenn du glaubst, dass du auf etwas, was du als gut und angenehm empfindest, verzichten musst, wird dein Belohnungszentrum im Gehirn dich bei allen möglichen passenden und unpassenden Gelegenheiten daran erinnern und du wirst Suchtdruck verspüren.

    Ich bin hier anders gestartet als manch anderer, aber „eigentlich“ gerne doch nochmals ein Glas Wein oder Sekt oder… möchte ich garantiert nicht mehr trinken. Ich kann einem Glas Wein, Sekt, Bier etc. inzwischen tatsächlich nichts Positives mehr abgewinnen und es fühlt sich für mich definitiv nicht so an, als würde mir etwas fehlen. Und damit das auch so bleibt, betreibe ich das, was man „Trockenarbeit“nennt.

    Wenn auch du dich ein wenig einlesen magst, so findest du neben den Erfahrungsberichten hier im Forum auch geeignete Literatur in unserer Literaturliste. Hier ein Link:

    https://alkoholforum.de//index.php?topic=1715.0


    Empfehlen kann ich dir darunter u.a:
    Simon Borowiak
    Daniel Schreiber
    Catherine Gray

    Viele Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Danke euch beiden!
    Naja die Frage war ja was ich mir wünsche und im Prinzip hab ich das gesagt was ich mir wünsche unter der Voraussetzung, dass der Alkohol nicht diese Schwierigkeit bei mir mitbringen würde.

    Ich weiß bzw spüre schon klar was in die Richtung zu sagen erst einmal für einen längeren Zeitraum ganz zu verzichten und wenn die Versuchung auftaucht mich zu fragen was es denn bringen soll. Denn bringen, also der Gewinn hält sich nun wirklich sehr in Grenzen. Ich wünschte es wäre anders, aber schon alleine, dass ich das Leben welches ich aktuell lebe und auch weiter leben will, will ich das angehen...die Abstinenz. Und ich will nicht weiter teilweise so unbewusst vor mir her leben und ich will mich auch dem allem stellen was mich sonst gedanklich gerade so bewegt.

    Schon vor 1,5 Wochen war ich da im Markt in der Stadt und mir war klar, dass es das in dem Moment nicht sein kann und ich hatte mich gefragt was es mir bringt. Ich dachte mir, dieses Geld für diesen Wein das kann ich auch anders besser ausgeben. In dem Moment war positiv in meinem Kopf, dass ich den in 2, spätestens 3 Tagen bzw. Abenden leer habe und dann? Allein das weiterzuspinnen hat mich so angekäst in diesem Moment, dass es okay war. Abends hab ich mich dann schonmal gefragt was ich mir dabei denn nun gedacht habe. Da waren zwei Stimmen in meinem Kopf und ich bin froh, dass die dass das gut so war auch dann wieder stärker war. Selbst der Gedanke an den Geschmack hatte da nichts verlockendes und ich habe mir auch gedacht, jetzt stell dich nicht so an, das hast du oft genug gehabt.

    Auch war ich locker 3,4 mal an einem üblen Punkt nach so viel und gefühlt vor der Vergiftung, nein noch so einen Absturz zum kapieren braucht es nicht. Was sich da letzte Woche plötzlich in der Wucht auftat war auch innerer Schmerz genug.

  • In den letzten 2 Wochen hatte ich oft frei - nun geht der Alltag wieder weiter, also nicht wundern, mit dem schreiben und antworten das kann nun immer ein paar Tage dauern.

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