Hallo zusammen,
ich habe nun ein wenig hier gelesen und mich in so manchen Dingen wiedergefunden und der Ton hier untereinander gefällt mir ganz gut, also würde ich euch mal etwas über mich erzählen und wer mag gerne eine Art Einschätzung. Ich bin 36 und habe mittlerweile etwas Angst was meine Erkenntnisse zu mir betrifft für mich selbst und was sich dauerhaft verändern müsste (vielleicht gar kein Alkohol mehr?) und was ich anderen erzählen sollte/müsste schon aufgrund meiner Lebenssituation und warum ich nun plötzlich so manches anders tue (wenn es denn so ist).
Gleich mal sorry – ich komme immer so ins schreiben rein und dann wird’s einfach viel.
Schwer zu sagen was die Ursache ist für mein vieles trinken, es sind wahrscheinlich mehrere Dinge. Einmal ab ca. 16/17 in den neuen Kreisen gern viel mitgetrunken, nie wirklich Grenzen kennengelernt, auch als meine Mutter mich mal nachts total blau gesehen hat, ziemlich schlimm, nichts gesagt (wie so oft). Teilweise war ich um die Zeit auch depressiv, zumindest sehr traurig und hatte phasenweise intensive Suizidgedanken.
Einsam, mich sehr allein gefühlt, traurig, depressiv kenne ich gut von mir. Ich hatte keine schöne Kindheit und Jugend, ich hab Gewalt zuhause erlebt, keine Geborgenheit, eher Angst. Auch wenn ich immer (Gott sei Dank) sehr gute Freundinnen und auch so Freundinnen hatte. Immer in der Schule, Ausbildung, Studium, es gab immer Menschen auch lange Freundschaften die es immer noch gibt, wo ich auch viel reden kann. Ich hatte 2 lange Beziehungen, hatte eine Arbeit die ich sehr mochte und lebe nun seit längerem in einer Gemeinschaft in der ich seit 2 Monaten auch Gespräche zu meiner Kindheit, Eltern und so habe. Ich rede zum ersten Mal ausführlich darüber, meine Gesprächspartnerin ist Therapeutin. Früher habe ich das 1,2 Mal aber nur kurz mal wo bei Gelegenheit getan. Dort wo ich nun bin wird viel Wert gelegt auf Gemeinschaft aber auch die einzelne Person, ist viel Begleitung usw. Es ist eine christliche Gemeinschaft und auch für Außenstehende usw. wird Seelsorge, Therapie usw. groß geschrieben, auch wenn das natürlich nicht mein Hauptanliegen ist warum ich dort bin. Aber gerade dadurch dass es viel ums leben geht, alles vorkommt kam eben vieles wieder hoch und so auch die Gespräche.
Also Ursache ist vielleicht einmal Kindheit usw. und dann das viele trinken, die Menge und immer wieder, auch dann so ab Mitte 20 viel alleine.
Ich weiß es gar nicht mehr so genau, aber von ca. 16/17 bis ca. Anfang 20 war es bestimmt jedes oder jedes zweite Wochenende wo viel getrunken wurde, Bier, Schnäpse und beim weggehen, Weinmischgetränke und auch mal eine halbe Flasche Ouzo, Wodka, Tequila usw. Einmal das weiß ich noch hat mir ein paar in der Disko geholfen, mir war so schlecht und schwindelig, ich konnte dann meine Freunde nicht finden erst, konnte Wasser trinken, was mit essen bis es mir besser ging. Solche krassen Momente gab es bestimmt in ungefähr der Form in meinem Leben so an die 10 mal. Eine zeitlang habe ich auch etwas mitgekifft. Bin auch mal so Auto gefahren, da war mir phasenweise vieles auch fast egal. Zuhause war es mies, meine Ausbildung auch und ansonsten konnte ich wohl gut so tun als wäre es nicht so schlimm. Meist habe ich schlicht über meine Grenze getrunken, einmal angefangen, kann ich nicht wirklich aufhören.
Später so ab Mitte/Ende 20 hab ich zwar auch in Gesellschaft getrunken, aber auch viel zuhause für mich und heimlich da oft eher Bier, aber dann auch Wein und auch immer wieder Härteres. Es waren beim Bier an einem Abend vielleicht 1-3, an Wein maximal ne halbe bis fast ne Flasche oder schon auch viel zu viel Wodka oder so, der oft gefühlt erst am nächsten Morgen mit seiner Wirkung einsetzte. Ich war eigentlich gut unterwegs auch mit Sport usw. trotzdem gab es so Exzesse für mich, wo ich teilweise richtig Angst alleine hatte.
Ich glaub ich habe getrunken weil ich dann leichter wurde, nicht so viel nachgedacht, Probleme vergessen, lockerer, zum betäuben und auch weil ichs mochte bzw. immer noch mag das Gefühl, den Geschmack usw.
Sogar in meinem späten Studium wo es wirklich darauf angekommen ist, ich habe meist am Wochenende ab Freitagabend getrunken, aber teilweise auch oft so am Abend. An 2-3 Abenden die Woche auch nichts getrunken, aber sonst einmal angefangen wurde es immer mehr als gewollt, zumindest immer so viel bis ich was gespürt habe.
Bevor ich zu der Gemeinschaft kam hatte ich 2 Jahre davor viel Stress im Beruf da hab ich eher nicht so viel getrunken, hab auch kurz bei meinen Eltern wieder gelebt, da hab ich das einfach nicht getan und ich glaub es war okay, ich hab dann auch nicht wie jetzt teilweise oft daran gedacht. Dann so von Frühling 2019 bis 2020 (oder doch schon früher?) war es wieder viel, ich hatte immer wieder Wein zuhause, Wodka, Bier usw. immer in übersichtlichen Mengen aber ja, man kann ja immer nachkaufen und teilweise hab ich dann schon beim Abendessen getrunken, wenn dann auch oft weniger gereicht hat.
Auch während meiner Beziehungen war es teilweise auch nicht viel weniger, zwar nichts heimliches aber dann in Gesellschaft oder mit dem Partner, der zweite hat am Wochenende auch öfter übertrieben. Dort viel es mir dann auch eher auf, bei meinem Gegenüber und den Bekannten und auch negativ, was sich wieder so auswirkte dass ich weniger getrunken habe und auch in der Zeit hab ich mehr Sport gemacht und mich insgesamt einfach besser gefühlt.
Nun seit etwa 1,5 Jahren trinke ich in der Gemeinschaft nicht mehr viel bzw. dort wird einfach nicht viel getrunken, auch wenn Alkohol bei Geburtstagen oder bei Feiern okay ist und maßvoll getrunken wird. Ich habe mir auch dort ca. 1 Mal im Monat, manchmal auch 2 mal was gekauft...Bier, Wein und 3 mal auch was hartes. Eben heimlich.
Letzens kamen wir bei meinen Gesprächen auch darauf und meine Gesprächspartnerin meinte wohl ich hätte das schon länger überwunden und ich habe es einfach so stehen lassen, was mir sehr leid tut. Ein paar Tage vorher ging mri auf, zum ersten Mal so richtig ernsthaft, dass ich wohl ein Problem, ein richtiges Problem mit Alkohol habe. Ich habe mir dann immerhin nichts mehr gekauft, das letzte war ein Bier für einen Abend vor etwa 2 Wochen und davor naja hatte ich 2 Wochen an einer Flasche Wodka getrunken. Das mir das aufgegangen so richtig, ist nun schon heftig. Es ist ein richtiger Mist und ich hab nun keinen Plan. Auch nicht, ob und wie darüber reden und im Grunde möchte ich es nun so machen, dass ich zumindest erstmal gar nichts mehr trinke. Im März gibt es einen Geburtstag, dort wird dann zumindest angestoßen (es gibt dort genügend die gar nichts trinken, aber von mir ist man das nicth gewohnt), dann ein Urlaub mit Leuten die gerne Wein trinken. Okay ich könnte erstmal die Fastenzeit vorschieben und sagen ich will gerade einfach mal ganz verzichten, auch weil es mir einfach besser tut.
Vor etwa 2 Jahren hatte ich glaub mal kurz was wo ich dachte mir Zittern die Hände, ich weiß aber nicht ob das wirklich so war, aber das hat sich auch schnell wieder beruhigt. Ich glaube (ohne das es eine Ausrede sein soll) dass es da 1,2 mal abends hintereinander wieder so zu viel war, dass ich total übermüdet und noch mit Restalkohol da war, gefroren habe und ja einfach zu viel hatte. Manchmal habe ich dann abends direkt nochmal etwas getrunken. Es ist weitaus eher psychisch, das Verlangen, der Wunsch zu trinken.
Seit 1,5 Jahren ist es immerhin nur an wenigen vereinzelten Tagen im Monat mit dem Trinken gewesen.
Tut mir leid das ist nun viel. Gerne auch einfach fragen und ja was ihr so meint.
Danke! Susi