Kein Kontakt in Schwangerschaft ohne eine Therapie von ihm

  • Mein Mann ist Koks und wohl auch Alkoholabhängig.

    Ich habe rausgefunden, dass er schon vor unserer zehnjährigen Ehe Kokain konsumiert hat und es seit letzten Jahr endlich rausgefunden habe.

    Er funktioniert im Alltag, ist aber fast jedes Wochenende ein Totalausfall.
    Kam manchmal heim, mal nicht.
    Das machte mich fertig, sodass ich mich im Mai getrennt habe,
    weil er immer sagte - er braucht eine Therapie und schon angerufen hatte, aber nie dort auftauchte.

    Unsere Geschichte ist speziell, da er sich immer ein Kind wünschte und seit 2018 ihm diagnostiziert wurde, dass er zeugungsfähig ist.

    Nun kommt der Ober super gau !
    Nach der Trennung im Mai - hielt ich nah ca zwei Wochen einen positiven Test in den Händen,

    Mir war klar, dass ihn das auch nicht vom Koks abhalten würde - weshalb ich ihm das zwar mitteilte und eine komplette Kontaktsperre einführte.

    Er will Kontakt und mit zum Frauenarzt usw.
    Ich will das nicht. Ich habe mich bereits beim Jugendamt über das alleinige Thema informiert und sie teilten mir mit, dass ohne Therapie das Umgangsrecht stark eingeschränkt wird.

    Ich versteh daher null wie er aktuell immer noch Kontakt will, aber nichts dafür tut um später überhaupt Kontakt zu seinem absoluten Wunschkind zu haben.

    Meine Frage ist nur - Handel ich für Euch überzogen ?
    Mein Vater meinte gestern er würde unabhängig vom Konsum ihm teilhaben lassen.
    Wenn er später kein ungabgsrecht bekomme- wäre das deutlich schlimmer wenn er schon grfüglstechnisch mehr mit dabei ist.

    So wie ich das handhabe verliert er komplett den Bezug.

    Er hat nicht ganz unrecht- daher würde mich mal Eure Meinung interessieren?

    Ich dachte mir eben, dass ich weder ihm noch dem Kind noch mir den Gefallen tu, wenn er mitinvolviert ist und später nicht mehr.
    Das mit der Therapie ist für mich keine Erziehungsmassnahme für ihn um Kontakt haben zu dürfen, sondern Schutz.

  • Hallo, Jenny!

    Willkommen hier im Forum und - trotz der unschönen Nebenumstände - Glückwunsch zur Schwangerschaft!

    Kurz zu mir: Ich bin 58, m, und "nur" Alkoholiker (mit anderen Drogen habe ich keine Erfahrung). Seit 13 Jahren bin ich trocken und seit ca. 10 Jahren auch selbst in der Suchtselbsthilfe ein wenig unterwegs.

    Ich finde es vollkommen gut und richtig, dass Du Dich, um Dich selbst zu schützen, von ihm getrennt hast. Und auch, dass Du ihm zwar mitgeteilt hast, dass er Vater wird, aber ansonsten jeden Kontakt abblockst 44.
    Da würde ich mir an Deiner Stelle auch von NIEMANDEM - auch nicht von Deinem Vater - reinreden lassen. Es ist allein Deine Entscheidung!
    Genau so wie es die Entscheidung Deines Mannes war/ist, zu koksen/trinken. Und die Folgen seiner Entscheidungen muss jeder selbst tragen.

    Und Du hast Dich dafür entschieden, Dich selbst zu schützen und wieder zu LEBEN anstatt zu leiden.

    Selbst WENN er eine Therapie machen sollte, kannst Du Dir die Entwicklung erstmal (aus der Entfernung) anschauen, bevor Du EVENTUELL wieder nähere Nähe zulässt.
    Denn selbst wenn jemand den Absprung von seinem Suchtmittel schafft, dann hat er/sie sich doch schon verändert und ist nicht mehr der-/dieselbe wie vor bzw. während der Sucht.

    Abschließend kann ich also nur zusammenfassend sagen, dass ich absolut hinter Deiner Entscheidung stehe!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Jenny,

    herzlich Willkommen hier im Forum.

    Bevor ich Dir meine Gedanken schreibe, möchte ich mich ganz kurz vorstellen:

    Ich bin Anfang 50, Alkoholiker, Papa von drei Kindern und lebe jetzt schon lange ohne Alkohol. Vorher trank ich über 10 Jahre abhängig, die meiste Zeit davon heimlich. Meine Ehe ging darüber kaputt, so dass nach meinem Ausstieg aus der Sucht unmittelbar die Trennung von meiner Frau folgte.

    Jetzt aber zu meinen Gedanken:

    Mein erster "Reflex" war, dass Du natürlich alles richtig machst, wenn Du ihn von Dir und Deinem zukünftigen Kind fern hälst. Aber als ich dann nachdachte, fiel das "Ergebnis" doch etwas anders aus. Erst mal musste ich feststellen, dass es mir gar nicht möglich ist, Dir hier "pauschal" einen Rat zu geben oder Dir zu sagen, ob ich das was Du tust für richtig oder falsch halte.

    Es ist mir deshalb nicht möglich, weil ich Deine / Eure Situation lediglich soweit kenne, soweit Du sie in wenigen Zeilen hier beschreiben konntest. Ich weiß also im Grunde sozusagen nichts von Dir und Deinem Mann, außer natürlich das er trinkt und kokst und wohl auch nicht in der Lage ist, eine Therapie zu beginnen. Er scheint sich hier ganz typisch zu verhalten in dem er verspricht etwas zu tun, was er dann aber doch einfach nicht tut. Ganz typisch für suchtkranke Menschen.

    Da kommen wir zum Thema. Dein Mann ist krank, dass sollte man m. E. bei aller absolut berechtigten Kritik an ihm und seinem Verhalten nicht vergessen. Und was man auch nicht vergessen sollte, zumindest meiner Meinung nach, ist, dass er der Vater Deines Kindes ist. Und das wird er auch sein Leben lang bleiben. Und ich möchte ihm die Gefühle zu seinem (noch ungeborenen) Kind nicht absprechen, denn auch suchtkranke Menschen können durchaus liebende Gefühle haben. Vor allem zu den eigenen Kindern, was ich aus eigener Erfahrung weiß, weil ich es bei mir selbst erlebt habe. Ich liebte meine Kinder über Alles und habe auch immer versucht trotz meiner Sucht ein guter Papa zu sein. Gewalt gab es bei mir nicht und ich habe versucht das Beste zu geben.

    Dass das nicht annähernd das war, was Kinder von einem liebenden, nicht suchtkranken Papa normalerweise bekommen, steht auf einem anderen Blatt. Ich weiß aber nicht, ob es für meine Kinder besser gewesen wäre, man hätte mich ihnen komplett entzogen, weil ich alkoholkrank war. Für mich wäre es sicher der Untergang gewesen, wobei das nicht relevant ist, denn ich hatte es ja selbst in der Hand und hätte ja mit dem Trinken aufhören können. Aber nicht mal die Liebe zu meinen Kindern war stark genug, um diese Sucht zu überwinden. Und ich habe nie stärkere Liebe empfunden.

    Natürlich ist die Idee zunächst "bestechend", es Deinem Mann erst gar nicht zu "ermöglichen", liebende Gefühle für sein Kind zu entwickeln. Indem Du ihn einfach abblockst und aus allem raus hälst. Mein Gerechtigkeitsgefühl regt sich aber bei diesem Gedanken und ich stelle mir schon auch die Frage, ob das moralisch in Ordnung ist. Nun kannst Du berechtigterweise natürlich sagen: " er hat es doch in der Hand, er braucht nur eine Therapie machen und clean werden, dann ist alles gut". Das stimmt natürlich, aber wenn es so "einfach" wäre, dann hätten wir wahrscheinlich deutlich weniger aktiv alkohol- und drogenabhängige Menschen in unserem Land. Diese Sucht ist sehr mächtig und die mit Abstand am meisten Süchtigen versuchen erst gar nicht von dem Zeug weg zu kommen. Und von jenen die es (ernsthaft) versuchen, scheitert der größere Teil. Es ist also schon auch leicht gesagt, "er muss ja nur aufhören oder er muss ja nur eine Therapie machen". Auch wenn das natürlich alternativlos richtig ist.

    Du merkst vielleicht, ich habe keine klare Linie. Ich weiß auch nicht was richtig oder falsch ist. Sollte Dein Mann gewältätig sein oder auch psychische Gewalt anwenden (diesbezüglich geht nichts aus Deinem Text hervor), dann wäre das ganze für mich viel klarer. Denn damit wäre eine Grenze überschritten, die niemals überschritten werden darf. Und dann würde ich ebenfalls sagen: "nichts wie weg und möglichst schnell ein Leben ohne ihn aufbauen". Darauf zu warten, dass er Dir und dann auch noch seinem Kind gegenüber gewaltätig wird, brauchst Du sicher nicht. Aber wie gesagt, diesbezüglich lese ich nichts aus Deinen Zeilen.....

    Zusammengefasst könnte ich sagen: Dass Du Dich von ihm trennst ist absolut nachvollziehbar für mich. Dein Leben, Deine Entscheidung und er hatte seine Chace. Dass Du es Deinem Kind nicht antun möchtest, jeden Tag einen koksenden und trinkenen Papa an seiner Seite zu haben, kann ich ebenfalls absolut nachvollziehen. Damit schützt Du Dein Kind. Dass das Kind seinen Papa aber quasi gar nicht zu sehen bekommt, der Papa dem Kind quasi kompett entzogen wird, das sehe ich kritisch. Wie gesagt, sofern er nicht zu Gewalt neigt, wenn er konsumiert hat.

    Denn was Du auch nicht vergessen solltest ist, dass Dich Dein Kind vielleicht irgendwann nach seinem/ihrem Papa fragen wird. Wieso, weshalb, warum und ich denke, da wären dann gute und nachvollziehbare Argumente Deinerseits für das Seelenheil Deines Kindes sehr wichtig.

    Ich denke mir also, es wäre vielleicht gut, wenn Du von Anfang an hier einen transparenten Weg gehen würdest. Begleitet durch das Jugendamt. Ich bin diesbezüglich kein Profi, aber ich habe in meinem Bekanntenkreis erlebt, dass das ganz gut funkionieren kann, auch wenn es nicht immer schön ist. Vielleicht wäre es auch gut, wenn Du Dir für Dich selbst noch Hilfe holen würdest. Also jemanden, der wirklich für DICH da ist, dem Du DEINE Gefühle schildern kannst, mit dem Du über DEINE Ängste, etc. sprechen kannst. Eine Art psychologische Begleitung, damit Du nicht immer alles mit Dir selbst ausmachen musst.

    Ich hatte aus meinem Weg aus der Sucht heraus z. B. zunächst einen Psychologen an meiner Seite und dann einen Mönch. Letzterer war mir ein wertvoller Gesprächspartner, wenn es darum ging Weichen zu stellen oder Entscheidungen zu treffen, bei denen ich selbst mir unsicher war. Vielleicht kannst Du auch so einen Menschen finden (Psychologen?) finden, der Dich hier stützt und begleitet.

    So, viel geschrieben, wenig gesagt. Das waren einfach meine Gedanken. Ein wirkliches Urteil kann ich mir absolut nicht erlauben, dazu weiß ich viel zu wenig und dazu habe ich , ehrlich gesagt, auch gar kein Recht.

    Alles Gute für Dich und für Dein Kind. Ich wünsche Dir/Euch, dass Dein Mann vielleicht doch noch zur Besinnung kommt und den Kampf gegen seine Süchte aufnimmt. Und falls nicht, wünsche ich Dir, dass Du die richtigen Entscheidungen treffen kannst und immer die richtigen Menschen an Deiner Seite hast!

    LG
    gerchla

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