Sich selbst den Weg frei machen

  • Nun hierzu auch noch meine Gedanken...


    Bei Neulingen sollte man glaube nicht so lange warten. Ich weiss noch, in der Suchtberatung hatte sie wohl aus Erfahrung die Sorge, das so ein Entschluss nicht lange hält, wenn man nicht sofort reagiert. "Halten Sie denn bis morgen durch?" - dann kanns oft schon vorbei sein.
    Ob dieses Forum hier überhaupt diesen Zweck erfüllen kann und sollte, stelle ich als Frage einfach mal so in den Raum, da ist das Andere vielleicht geeigneter, und ich sollte natürlich drüber schlafen können, klar. Das Problem ist, wenn man die Verantwortung völlig beim Andernen lässt, dann kann der ja auch in den Wald gehen, dazu sucht man sich im Normalfall ja keine Hilfe. Also das reine "Dein Problem" ist es nie. Man sagt ja den Leuten, dass sie Hilfe suchen sollen, und wenn sie schon wo fragen, so auf dem Zahnfleisch, dann wollen - und können - sie ja nicht erst ne Odysee machen.

    Ein Freund von mir sagt zu gewissen Dingen oder Angelegenheiten immer mal wieder, „Nice to have“, er meint damit, schön und gut, wenn es vorhanden ist, aber nicht unbedingt notwendig.
    Natürlich ist es gut und wünschenswert, dass ein Neuling hier zügig eine Antwort erhält, doch stellen sich dabei auch die Fragen, was machbar ist und welche Optionen ihm sonst noch offen stehen.

    Dieses Forum hier ist ein kleines, aber feines Forum. Es hat zwar viele Mitglieder, aber letztlich nur wenige sogenannte Aktivisten. Wenn du für dich das Gefühl hast, in eine Verantwortungsposition zu geraten, die du nicht füllen willst oder füllen kannst, dann läuft da etwas verkehrt.

    Dieses Forum ist eine Online-Selbsthilfegruppe und in dieser sollte es auch und gerade um dich gehen. Du solltest meines Erachtens hier finden, was DU für DICH brauchst, Selbsthilfe, und es sollte nicht dahin kommen, dass DU erfüllst und bedienst, was andere brauchen.

    Gewiss mag das Zeitfenster für einen Neuling ein kleines sein, aber grundsätzlich stehen ihm noch andere Möglichkeiten offen, wenn es ihm ernst ist. Das hier ist ein ziemlich niederschwelliges Angebot, weil es online und anonym ist, doch es gibt auch noch andere Online-Angebote und somit steht DU letztlich nicht wirklich in der Verantwortung in den anderen.

    In jenem anderen Forum zum Beispiel wird von den Alkoholikern für den offenen Bereich nur jemand freigeschaltet, der einen (möglichst ärztlich begleiteten) Entzug hinter sich hat, nüchtern ist und den Vorsatz hat, den Rest seines Lebens abstinent zu bleiben. Über kalten Entzug und kontrolliertes Trinken wird dort nicht diskutiert. Das hat dort gute Gründe und ich kann das Prinzip, das dahinter steht, gut nachvollziehen und auch mittragen. Es geht dort um Fordern und Fördern.

    Vom Prinzip kann jeder „in den Wald gehen“, das ist richtig, bis er das aber tatsächlich tut, geschieht eine ganze Menge und am Ende ist es eine Entscheidung, die er allein für sich trifft und die er sich dann auch nicht nehmen lassen will. - Ich habe mich mit diesem Thema, weil es mich selbst eine Weile beschäftigt hat - sehr viel auseinandergesetzt.

    Was Selbsthilfe bei Alkoholikern betrifft, hast du gewiss und definitiv mehr Erfahrung als ich, aber ich sehe das Ganze aus einer etwas anderen Perspektive und da spielen meine berufliche Ausbildung und Erfahrung, meine eigenen Erfahrungen und Beobachtungen im Umgang mit meinen eigenen Krankheiten und denen in meiner Familie und schließlich meine Erfahrungen und Beobachtungen in diesem und dem anderen Forum eine Rolle.

    Wem‘s wirklich ernst ist, der ist grundsätzlich in der Lage, sich hier UND anderswo Hilfe zu holen und es geschieht ja auch. Natürlich tut das gut, wenn man hier zügig eine Antwort erhält, aber das hier ist keine solche Suchtberatung, wie sie ja durchaus vor Ort aufgesucht werden kann und wo tatsächlich jemand mit entsprechender Ausbildung stundenweise vor Ort ist. Ich sehe die Verantwortung daher nicht bei mir und erfülle sie deshalb auch nicht, sondern ich antworte, wenn ich dazu gerade Zeit habe, mich angesprochen fühle, mir etwas dazu einfällt und ich mich grundsätzlich dazu in der Lage fühle.


    Zitat


    Kennst Du eigentlich das Sponsorentum bei AA? Das ist so eine Art Beelterung, wenn ich mir überlege, wie sich das Bild bei mir anfühlt. Ab nem gewissen Alter ist die Verantwortung ja auch als Entwicklungsstufe völlig normal. Vielleicht auch ab ner gewissen Trockenzeit oder Reifegrad, das war ja auch noch mal eine Art Emanzipation, ein Ablösungsprozess, eine Art zweites Erwachsenwerden.

    Ich habe davon gehört, ja, aber keine eigenen Erfahrungen damit gemacht. Das Prinzip scheint grundsätzlich interessant und hilfreich zu sein, ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass das mitunter auch überfordert. Nächtliche Anrufe meines Schützlings und so weiter wären für mich jedenfalls definitiv nichts.

    Was dir die Begleitung anderer auf ihrem Weg bedeutet und die positiven Spuren, die du hinterlassen hast, kann ich ganz gut nachvollziehen.

    Soweit erstmal meine Gedanken.

    Liebe Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • ich denke, schon. (Was so ein Komma in der Bedeutung für Unterschiede macht...)..ich kann Dir absolut folgen, glaube ich.
    Und ich habe ein ganz angenehmes Bild vor mir. Danke.

    Angenehmes Bild von mir? Lach--grade noch gesehen. Von Dir natürlich. Aber Und ;D das Andere bleibt auch stehen.

    Gruß Susanne

    Grins. Passt!

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
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  • Hallo Orangina :)

    an eine Familienaufstellung habe ich mich erst getraut, seit ich 2014 meine jetzige Thera (weltbeste) fand. Für mich war das sehr reinigend und befreiend, aber auch hartes Brot. Habe es dadurch geschafft, Teile meiner Familie endgültig hinter mir zu lassen. Und das Wichtigste für mich dabei: Ohne schlechtes Gewissen.

    Seitdem lebe ich nach der Maxime: Friends are gods apologize for family.

    Und das ist eine gute Überleitung zu deinem "in andere Hände geben". Seit meinem Alkoholentzug bin ich ja auch mit Jesus (bitte englisch lesen, lächel...) befreundet. Der hat mir in meinem Kopf ja schon mehrfach den Hintern gerettet. Und wenn ich manchmal (wird immer seltener) so im Grübel- und/oder Angstmodus stecke, bitte ich den, dass er das mal für den Moment regelt. Vor allem, wenn ich mir Sorgen um die Kinder mache. Sehr entlastend. Denn diese Ängste teile ich meinen Kindern auch nur spärlich mit. Meine Mutter hat das "Ich mache mir solche Sorgen um dich"-Instrument ewig als Kontroll-Instrument benutzt. Alter Falter, dass war richtig Mist!

    Gefällt mir.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.


  • Ich mach mir doch solche Sorgen um dich -Text von meiner Mutter hat bewirkt, dass ich ihr nie etwas von mir erzählt habe. Also konnte sich nie etwas wie Vertrauen entwickeln. Ich schottete mich ab ,auch weil ihre Drama-Reaktionen mich zusätzlich belasteten,so dass ich mich weiter zurückzog und :
    Es drehte sich immer nur um ihre Befindlichkeiten, nie um meine.
    Sie war auch nicht in der Lage ,sich mir zuzuwenden.

    Es ist auch schlüssig ,warum ich so ein Problem mit Bedürfnis erkennen und umsetzen habe.

    Wow, echt starke Themen hier! Find ich gut, interessant und hilfreich, den Austausch darüber.

    Wenn deine Mutter und dein Bruder eine solche Todessehnsucht in sich tragen, ist es ja auch kaum möglich, sich denen auch noch mit den eigenen Sorgen und Problemen anzuvertrauen.

    Für einen außenstehenden Angehörigen, aber auch Freunde ist so etwas schwer zu ertragen. Natürlich schwingt dann im Umgang miteinander immer eine gewisse Angst mit. Und man gerät auch in die Rolle des ständigen Beobachtens, wie der andere heute gerade drauf sein mag. Und man fühlt sich zugleich so hilflos und in einer Art Ohnmacht gefangen. Ein ziemlich ungesunder Zustand.

    Wie soll man denn damit umgehen, wenn der andere so eine Todessehnsucht hat? - Ein schwieriges Thema und definitiv eine große Herausforderung!

    Wichtig ist, denke ich, dass man aus dem Gefühl der Verantwortung herauskommt, die Verantwortung abgibt und zugleich lernt, bei sich zu sein.
    Möglichkeiten und Perspektiven tun sich da, da weiß ich aus eigener Erfahrung, durchaus einige auf.

    Was deine Mutter betrifft, so hast du da, denke ich, instinktiv die richtige Entscheidung getroffen. Die Frage ist, wie du jetzt, da du es weißt, und da dir eigentlich etwas fehlt, für dich sorgen kannst.
    Sich mit Menschen auszutauschen, die dich verstehen können oder zumindest nachvollziehen können, was mit dir ist, halte ich da durchaus für hilfreich.

    Liebe Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.


  • Wem‘s wirklich ernst ist, der ist grundsätzlich in der Lage, sich hier UND anderswo Hilfe zu holen und es geschieht ja auch. Natürlich tut das gut, wenn man hier zügig eine Antwort erhält, aber das hier ist keine solche Suchtberatung, wie sie ja durchaus vor Ort aufgesucht werden kann und wo tatsächlich jemand mit entsprechender Ausbildung stundenweise vor Ort ist. Ich sehe die Verantwortung daher nicht bei mir und erfülle sie deshalb auch nicht, sondern ich antworte, wenn ich dazu gerade Zeit habe, mich angesprochen fühle, mir etwas dazu einfällt und ich mich grundsätzlich dazu in der Lage fühle.

    Wovon ich rede, war auch ein Forum, ähnlich ambitioniert wie das "Andere". Wenn ich mich nicht ganz täusche, dann war der spätere Gründer des Anderen sogar anfangs da, aber da war er noch zu selbstmitleidig. Das blieb ihm irgendwie auch. Aber ich bin mir nicht sicher, da gabs Ähnlichkeiten. Und Werbung rundherum. Und Leute, die sich über Abzocke bei uns aufgeregt haben. Daher bin ich dem kritisch gegenüber gestanden, hat sich auch etwas geändert dort.

    In dem Ganz-Anderen waren sehr viele Leute, da wurde Tag und Nacht geschrieben, und bei mir gabs nicht mal private Nachrichten, da habe ich mich nie darauf eingelassen. Und mit Einzelpersonen konnte ich die Zeiten regeln. Ich hatte schon ein Gespür dafür, bei was ich selbst auf dem Zahnfleisch gehen würde, ich wusste immer, wer zusammenbricht, hilft niemandem mehr, und sich selbst schon gar nicht. Aber ich bin deutlich näher an meine Grenzen gegangen, ich musste auch wissen, was ich nüchtern noch aushalte, was ich einstecken konnte...auch Selbsthilfe.

    Heute würde ich das eh nicht mehr machen, danke der Nachfrage. Ich habe bereits mitgenommen, was es für mich mitzunehmen gab, jedenfalls "dort". Hier, mal gucken, muss ich nicht heute entscheiden. Gibt genug "Nachwachsende", denen darf ich die positive Erfahrung ja auch gönnen. Wenn das hier so ist, dann ist das so, und schön, dass Du das auch so siehst. Auf der anderen Seite , hätten wir dann diesen Spaß heute? Na ja, das, was ich gerade mache, ist wohl auch so eine Art "In Liebe loslassen"

    Gruß Susanne


  • Auf der anderen Seite , hätten wir dann diesen Spaß heute?

    Vielleicht, vielleicht auch nicht.
    Hat ja auch ne Weile gebraucht, bis wir da hin gekommen sind.

    Zitat


    Na ja, das, was ich gerade mache, ist wohl auch so eine Art "In Liebe loslassen"

    Wenn’s dafür die Zeit ist, dann ist das so. Und ich meine, es ist dann auch ok so.
    Hauptsache, es fühlt sich irgendwie gut und stimmig an.

    Nein, entscheiden musst du heute gar nichts. Es wird sich gewiss etwas ergeben, so oder so, und das passt dann hoffentlich auch.
    Der Spruch „Alles hat seine Zeit.“ hat sich in meinem Leben immer wieder bewahrheitet und ich habe schon vor einer Weile angefangen, einfach darauf zu vertrauen.

    Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.


  • Hat ja auch ne Weile gebraucht, bis wir da hin gekommen sind.

    Hähä, meine Ratgeber-Alpträume, wenn mich im realen Leben mal jemand fragt (es haben mich schon welche gefragt, wenn ich so drauf war. Und es gab auch schon Leute, bei denen war das "Trockenlegen" mühelos, plötzlich kam eine Meldung (mehrere) "Jetzt lese ich ein halbes Jahr Deine Beiträge, und das hat mich so umgehauen, dass ich jetzt" Textbaustein, in die Entgiftung gehe, ein Jahr trocken bin, Drop-Down-Box zum auswählen..., um die musste ich mich sonst gar nicht weiter kümmern, das waren die Energieriegel...aber ich kenne schon auch die zähe Arbeit mit Leuten, die 100 Entgiftungen machen. Und ich bin eine böse Spötterin, aber manche Leute wissen, wohers kommt, die anderen können auch machen, was sie wollen, gibt eben auch andere Möglichkeiten, sollen sie den Arsch bewegen, und mich entlastet der Humor), wie man dermassen gut drauf kommen kann, dass ich den Eindrucke erwecke, als ob mich Gott geküsst hätte. Das gibts natürlich nur selten, aber kommt vor.

    Mein Ratgeber-Alptraum:
    also erst mal so ca. 150 Filmrisse
    Viele Stunden Kotzen
    Todesängste vom Feinsten und am Besten noch eine Nahtod-Erfahrung, das brennt die Depressionen raus.
    viel streiten, bis Du damit durch bist
    usw usf,

    ich glaube, Du kannst Dir vorstellen, auf was das rausläuft. Ohne meine Vorgeschichte wäre ich ja nicht da, wo ich jetzt bin. Und ich bin mehrmals nur durch Zufall dem Tod entkommen, das kannst Du wirklich niemandem als Vorbild empfehlen. Du musst andere Möglichkeiten kennen, auch wenn Du sie selbst nicht angewendet hast. Ich hab mal fast ne Doktorarbeit für mich selbst geschrieben, völlig unleserlich wie jede Doktorarbeit, um das ganze Zeug, was mir begennet war und was ich in meinen langen Texten zum Teil rüberzubringen versucht hatte, für mich selbst greifbar zu machen. Viel zu viel für ein Forum. Aber da kommt diese sogenannte Fachkenntnis her, mit praktischen Erfahrungen gewürzt, was man da sonst noch machen kann. Und einfach, man kann nicht immer von sich auf Andere schliessen und muss im Auge behalten, der eigene Weg passt nicht für alle.

    So wie ich selbst aufgehört habe, hätte ich in dem Anderen Forum auch keine Chance gehabt, die hätten so eine eigensinnige Person wohl nicht reingelassen. Und ich bin das Risiko des kalten Enzugs bewusst eingegangen, ich habs mir ausgerechnet, wie die Wahrscheinlichkeiten sind, da Restrisiko habe ich ausgesessen.
    Ich hatte auch einen absoluten Aber gegen Gruppen, kam überhaupt nicht für mich in Frage. Reizte mich zum Widerspruch, meiner zentralen Eigenschaft damals, Letztlich bin ich durch Streiterei nach einer Einzelfrage (von mir) hängen geblieben, aber erst nach ca. eine Jahr Trockenheit, vorher war ich im eigenen Saft, wusste dann aber schon, das ich ohne Hilfe nicht gleich umkippe, erzähl mir keien Blödsinn, durch meine Rechthaberei, und dann kamen auch schon die ersten "das hat mir geholfen"...hatte ich gar nicht auf dem Schirm, ich war platt.

    Und Du musst natürlich wissen, dass ich auch weiss, wie das bei mir war, und es bei dem ganzen Wissen zuallererst um meine eigene Rückfallprävention ging. Sonst wäre mir das schon lange schnuppe gewesen.

    Und ich bin da, wo ich bin. Ohne jede Reue.

    Gruß Susanne

  • Ich meinte damit eigentlich, dass wir alle, die wir uns hier in diesem Faden derzeit miteinander austauschen, uns im Laufe der letzten Monate verändert haben.
    Wir sind nach meinem Eindruck entspannter, gelassener, offener (?)

    .....und vielleicht auch ein kleines Bisschen weiser geworden.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Kann ich total nachvollziehen, was du schreibst.

    Kenne diese Aufs und Abs selbst ganz gut, auch wenn die sich bei mir etwas anders äußern als bei dir.
    Und ich weiß auch, dass Manches Jahre dauert....

    Brauchst also mir gegenüber kein „Sorry“, ich denke, ich weiß, was du meinst...

    Ist doch angenehm, dass es im Moment so ist, wie es grad ist. Genießen wir das einfach und gut iss...

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.


  • Brauchst also mir gegenüber kein „Sorry“, ich denke, ich weiß, was du meinst...

    Ist doch angenehm, dass es im Moment so ist, wie es grad ist. Genießen wir das einfach und gut iss...

    ich will sicher gehen, dass ich Dir und uns nicht den Tag verderbe. Und meine nächsten 20 Jahre aus Leichtsinn auch nicht, ist ja grad alles so schön bunt hier, tralala.

    Aber/und dass ich das Andere irgendwo im Hinterkopf habe, führte zu 20 + x Jahren Trockenheit. Und aber auch die Tatsache, ja das ist natürlich so, dass ich da im Normalfall nicht drüber nachdenken muss, weil es viel zu schön ist, es ist absolut abwesend, aber der Teufel ist ein Eichhörnchen, sagt man hier. Ich weiss z.B, wenn ich mit meinem Partner schon Streits hatte, die bis zum Anschlag gingen, und wir kamen da nicht raus, wenn ich mich also total in die Enge gedrängt fühle und keinen Ausweg sehe, dann kommt ein extremer Fluchtimpuls, und gelernt ist gelernt, der Gedanke an Alk ist da völlig unvermeidlich (oder der Sprung aus dem Fenster), auch wenn ich dann sofort weiss, das bringts dann erst recht nicht und ihn sofort wieder verwerfe.
    Oder auch, wenn ich vor lauter Euphorie nicht mehr runterkomme. Klar, ich bin Profi in Bezug auf mich selbst, ich weiss was ich mache, aber auch Profis retten nicht alle.

    Dass ich da nicht wirklich Angst davor habe, liegt dran, dass ich bis jetzt keinen einzigen Rückfall hatte, aber ich weiss, das ich tief drinnen Grund dazu habe, es nie soweit kommen zu laassen.

    Bei mir, Therapeut meiner sagte, kann sein, dass ich womöglich schon mal Borderliner oder auch ansatzweise bipolar war, nie behandelt hatte ja die Drogen, wo ist Henne wo ist Ei, jedenfalls auch schwere Deprischübe und Euphorie, auch wenn nicht ganz so verrückt und realitätsverlustig wie ich es schon gesehen habe, aber ziemlich, jedenfalls gibts da schon noch Spuren, dass ich mal voll drauf war, auch wenn ich heute die meiste Zeit wie der normalste Mensch der Welt rumlaufe. Und entschlossen bin, auch so weiterzumachen, denn auf diese Weise habe ich ja auch gelebt, ich hab schon auch das Gefühl, das Leben absolut voll ausgekostet zu haben, in alle Richtungen.

    Ich weiss genau, wenn ich jetzt hier erst mal kein temporäres Ende finde, dann wird es umschlagen. Deswegen gehe ich jetzt Drachensteigen..nö. Berge. Bergebesteigender Drache? Was Anderes sehen. In dem Punkt auch locker werden.

    Und es ist mein erklärter Wunsch, dass jetzt nicht 20 machs gut oder bis bald kämen, denn ich brauch das Gefühl, hier mal wieder völlig weg zu sein und auch die Beziehungen zu verlassen. Denn ehrlich gesagt, letzte Woche, bevor ich hier wieder eingestiegen bin, hab ich mich innerlich freier gefühlt, und irgendwie will ich das irgendwann zusammenbringen.

    Gruß Susanne


  • Ich weiss genau, wenn ich jetzt hier erst mal kein temporäres Ende finde, dann wird es umschlagen. Deswegen gehe ich jetzt Drachensteigen..nö. Berge. Bergebesteigender Drache? Was Anderes sehen. In dem Punkt auch locker werden.

    Darauf kommt es doch an, dass du das für dich klar hast und entsprechend für dich sorgst.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Finde ich auch richtig wichtig.

    Wir können ja auch mal eine Weile ohne Susanne hier fachsimpeln, höhöhö ;)

    Ich bin morgen auch wieder etwas dabei, hatte heute einiges erledigt wegen Karlchen, meiner Tochter einen Brief nach Brasilien geschickt, Wohnung klingelfein, so Sachen.

    Netten Gruß, ichso - das alte Drachenhuhn lol

  • Moin.

    Drachenhuhn? Ach nee, doch nich. Weder Drache noch Huhn. Bei mir ist ist auch gerade etwas die Luft raus. Wollte erst gern noch was zu den Kontrollsätzen schreiben, die als "Emphatie" verkleidet sind. Seltsam, dass meine Mutter erst damit begann als ich erwachsen war, vorher hatte ich fast täglich zu hören bekommen, ich bin ein "Sargnagel" oder ein unnützer Fresser und so Sachen. Ach nee, das ist mir jetzt auch zu hartes Brot.

    Im Hier und Jetzt werde ich wohl Montag oder Dienstag mein neues Winzauto abholen dürfen, hatte ich schon erwähnt, dass er Karlchen heißt? Grins... Und Mittwoch kommen zwei neue Möbelstücke, für die ich ziemlich umräumen will. Sozusagen statt Umzug. Bin 26 mal umgezogen, jetzt im Alter besser "nur" mal Möbel umstellen. Ist billiger und gelenkschonender ;)

    Den "Stützstrümpfe-Thread" habe ich wieder gelöscht. Merkte schon beim erstellen, dass ich mich nicht so entblößen mag. Da ist wohl auch eine Wandlung passiert über die Jahre: Seelischer Striptease scheint mir gut zu tun. Über körperliche Gebrechen zu schreiben macht mich traurig und ist mir auch eher peinlich.

    Naja, whatever... Hatte gestern in der Stadt noch einen Teilnehmer aus meiner alten Suchthilfegruppe getroffen und schon mal meine Besuche angekündigt, wenn Karlchen bereit ist, mich zu fahren <3 Da freue ich mich drauf :)

    Werde aber auf jeden Fall hier weiterlesen und -schreiben. Manchmal mehr, manchmal weniger.

    Lieben Gruß, ichso


  • Bei mir ist ist auch gerade etwas die Luft raus.

    Moin ichso,
    wie ich Susanne schon geschrieben hatte, ich vertraue inzwischen darauf, dass einfach Alles irgendwie seine Zeit hat.
    Ich denke nicht, dass hier (und je nach den Umständen auch anderswo) auf Biegen und Brechen etwas unternommen oder aufrechterhalten werden muss, wenn’s gerade nicht passt, nicht „fließt“.

    Ich schreibe inzwischen eigentlich nur noch, wenn’s gerade „fließt“, wenn bei mir sozusagen die Worte einfach da sind und mir danach ist. Alles andere habe ich als Krampf kennengelernt, der mir überhaupt nicht gut getan hat. Da bei mir mit Druck auf mich selbst nichts mehr zu erreichen ist und ich, wenn ich es doch versuche, in eine Art innere Verkrampfung und Erstarrung verfalle, versuche ich tunlichst solchen „Druck“ zu vermeiden. Und siehe da, es „fließt“ öfter mal ganz von selbst.

    Mein Auto hat übrigens auch einen Namen. Grins. Viel Vergnügen mit dem neuen Auto und beim Umräumen.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo miteinander.
    Es freut mich ,von euch zu lesen.
    Susanne ist jetzt raus ,wie ich lese.
    Ich kann das gut nachvollziehen, was Ihre Beweggründe waren ,wieder einen Stop zu machen.
    Was mich betrifft : ich weiß, dass es mir schwer fällt,Maßzu halten.
    Ich möchte nicht dauernd am PC hängen und Nachrichten verfolgen und doch schau ich regelmäßig hier rein.
    Bei mir verwischen schnell Grenzen und dann kippt das Ganze und ich muss aufhören.
    Das war auch ein Grund von zwei weiteren ,dass ich hier aufgehört habe zu schreiben (im Februar). Das war der richtige Schritt zu dieser Zeit und mir ging es gut damit ,mit dem Cut.
    Mal sehen ,wie lang ich dran bleibe.
    Das wird sich entwickeln,jedenfalls fand ich die letzten Diskussionen und auch unsere Themen hier in den letzten 2 Wochen sehr bewegend und sie haben mir gut getan.
    Ich lese gern von euch.
    Orangina13

  • P.s. über meine körperlichen Veränderungen mag ich lieber nicht so gern schreiben...

  • Kleines Update

    Erst mal @ichso
    Mein Partner hatte auch eine Thrombose, vor ca. 15 Jahren, in der Beinvene. Er wurde zwei Wochen auf der Intensivstation flachgelegt, bis sich das Gerinnsel mit Blutverdünner und Enzymen von selbst aufgelöst hatte. Wir haben die möglichen Horrorstories aber zu hören bekommen.
    Vom Lebensstil her allerdings völlig unklar, woher, kaum Übergewicht und auch kein Bewegungsmangel. eigentlich kein Thrombosetyp, aber trotzdem.
    Sicher total übel. Mein Mitgefühl.

    Ich habe selbst auch ein Thema.

    Neulich war ich wegen eines manischen Schubs drei Wochen in der Psychiatrie. Hab mich selbst eingeliefert.
    Das ging mit meinen Restless Legs und den spastischen Krämpfen los, dass ich mehrere Wochen nicht geschlafen habe.
    Schlafentzug ist ein bewährte Foltermethode, ich kenne das und habe Übung darin, aber diesmal ging es wohl etwas über meine Kräfte und erst mal wollte ich einen Krisentermin. Darauf hätte ich aber zwei Wochen warten müssen und dann hab ich mitten in der Nacht den Rettungsdienst rund gemacht, bis sie mir endlich nen Arzt geschickt haben.

    Dafür musste ich aber erst mal mit Anzeige drohen. Weil ich mich noch zu klar ausdrücken konnte und auch keine Wahnvorstellungen hatte (das ist mir jetzt immerhin attestiert), haben sie mich erst nicht ernst genommen. Kann ja noch nicht so schlimm sein, wenn ich noch so reden kann, sagten sie. Erst ein paar gezielte Drohungen und Beleidigungen führten zum Erfolg, dann waren sie ausreichend sauer, um ihre Hintern zu bewegen. Dann hatte ich plötzlich zwei Notärzte, THW und Polizei im Haus. Und weil ich ja dann drei Wochen in der Klinik war, gabs auch keine Zweifel dass ich nicht simuliert habe. Es gab keine Anzeige, und ich habs natürlich auch nicht bereut, es führte schliesslich zum Ziel. Und gebraucht hab ichs.

    Der Schlafentzug führte dazu, dass ich irgendwann völlig am Rad gedreht habe, aber die Sch..Krämpfe gehen immer dann los, wenn ich gerade einschlafen könnte, das wird dann schon ein bisschen heftig, und der Schlafmangel führte in einen psychischen Ausnahmezustand. In der ersten Woche im Krankenhaus hab ich immer noch nicht geschlafen, erst nach einem Medikamentenwechsel bin ich dann langsam wieder runter gekommen. Und morgens um 4 regelmässig in einem Zustand, den hätte ich auch mit 4 Promille haben können. Ich bin dann im Innenhof nachtgewandelt. Gezeichnet, kreative Schübe gehabt. Aber tagsüber war ich trotzdem fit.
    Es war auch sonst interessant, durfte u. A. Bogenschiessen.

    Es war der erste Psychiatrieaufenthalt meines Lebens, und da ich nur nachts zur Beobachtung dort war und den ganzen Tag raus durfte, war es nicht sehr schlimm für mich. Ich war den ganzen Tag unterwegs. Es war ja Badewetter und in der Gegend gibt es einige Seen. Wochenlang keine Emails gelesen, den ganzen Stress ausgeblendet.
    Das nächste Mal kennen sie mich, wenns wieder mal brenzlig wird, da wird das dann wohl einfacher gehen. Jetzt habe ich die notwendigen Kontakte. Ich hab ja auch keine Ahnung, wie das die nächsten Jahre weiter geht. Normalerweise wird das mit dem Alter eher schlimmer. Da ist mir die Aussicht auf solche möglichen Auszeiten ganz willkommen.

    Jetzt hab ich also die bislang nur vermutete (bislang ehemalige) bipolare Störung attestiert. Zu meinen anderen beiden Dauer-Erkrankungen. Nur Sucht wurde mir schon lange nicht mehr attestiert. Der Rest reicht mir aber auch schon.
    Das Gute dran ist, das ich wegen meiner Schwerbehinderung zwei Jahre früher in Rente gehen darf. Das wäre in knapp drei Jahren. Ich hab aber als Unternehmerin freiwillige Arbeitslosenversicherung gezahlt und Anspruch auf 24 Monate ALG1. Den Rest überbrücke ich mit Krankmeldungen. Momentan bin ich gesund, aber ich darf mich nicht überanstrengen. Ein Attest gibt es jetzt jederzeit, wenn nötig.

    Als Unternehmerin darf ich arbeiten, so lange ich will und muss selbst entscheiden, wann ich in Rente gehe. Und der Zeitpunkt ist jetzt gekommen. Ich werde mich noch ein paar Jahre den Dingen widmen, auf die ich wirklich Lust habe.

    Da gabs übrigens auch einige aber eher schon austherapierte Alkoholiker, die aus dem betreuten Wohnen kamen. War nicht ganz klar, ob da überhaupt einer wirklich trocken war. Ich hab nicht danach gefragt, und bei manchen war es auch bekannt noch akut. Und sonst einige Geschichten aus diesem Umfeld. Damit konnte ich aufgrund meiner Erfahrungen aber auch gut umgehen, und therapieren musste ich da ja niemanden. Ich konnte also das locker sehen. Kein Helfersyndrom.

    Ich war dann schon auch froh, das ich wenigstens das Suchtproblem nicht hatte, denn in dem Zustand auch noch saufen hätte leicht katastrophal enden können. Alkohol war mir zum Glück aber völlig egal. Nach längerem Aussenaufenthalt lassen sie einen auch gerne mal blasen. Ich hab übrigens nicht den Eindsruck, das da bei 0,00 jemand auf Eine runtersieht (zu dem Gedicht). Das läuft dann unter Vorteile der Abstinenz ;D.

    Gruß Susanne

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