Hey ihr,
ich bin neu hier (bin unsicher, ob ich zuerst im Vorstellungsthread schreiben soll oder gleich hier? sagt gern Bescheid, wenn ich es falsch gemacht habe). Ansonsten werde ich hier meine Geschichte erzählen.
Ich bin 30, weiblich, mein Vater ist seit ich ca. 14 bin, vielleicht eher Alkoholiker. Er ist ein "netter" Alkoholiker, der soweit im Leben klar kommt, auf Arbeit geht und betrunken eher anhänglich und rührselig wird. Allerdings ist er meiner Meinung nach auch ein großer Choleriker, was immer häufiger zu Streits zwischen ihm und meiner Mutter führte. Ich habe oft die Rolle der Vermittlerin eingenommen, habe ihnen erklärt welches Missverständnis sie gerade hatten oder warum sie aneinander vorbei geredet und dann gestritten haben. Sie fühlten sich ertappt und lachten, leider war es zwei Tage später wieder das selbe Spiel. Ich habe einen Bruder, der 9 Jahre jünger ist. Mit 20 bin ich ausgezogen, weil ich es mir endlich leisten konnte und auch weil ich die Streitereien satt war. Mein Vater verhält sich oft wie ein bockiges Kind, wenn etwas nicht nach seinem Willen läuft. Zum Beispiel waren wir zu seinem Geburtstag essen und weil es sein Lieblingsbier nicht gab, wurde er sauer, trank ein anderes, aß aber nichts und schlief nach dem dritten Bier im Restaurant am Tisch ein.
Ich merke, dass ich gar nicht recht weiß, wo ich anfangen soll, weil mir so viele Geschichten im Kopf rumschwirren und die meisten kennt ihr wahrscheinlich ähnlich aus Erfahrungen. Deshalb versuche ich mal zum aktuellen Problem zu kommen.
Ich habe durch den Auszug, auch in eine andere Stadt Abstand gewonnen, merke aber dass das Thema immer noch schwellt. Mein Bruder (er ist jetzt 21) wohnt noch dort und erzählte mir nun Geschichten von zuhause, die noch genauso sind wie vor 10 Jahren als ich mit 20 auszog. Schon damals habe ich mit meiner Mutter, so als wäre ich ihre Therapeutin, über Trennung und Umgang mit dem alkoholkranken Partner gesprochen und ihr erklärt, dass sie auch ein Recht auf ein gutes Leben hat und ihn nicht zum Entzug zwingen kann, wenn er das nicht von sich aus will. Nun höre ich, dass sich nichts geändert hat und ich merke, wie mich das zurückwirft. Zum einen meldet sich eine Stimme in mir, die sagt "du bist die mit dem klaren Blick in der Familie, du musst etwas tun", dann das Kind in mir, dass sagt "Ich will das nicht mehr, lasst mich damit in Ruhe", dann die Wut über den Vater der sich nicht kümmert (wobei ich natürlich auch weiß, dass es eben nicht so einfach ist), dann das schlechte Gewissen, dass ich sie so selten besuche (zuletzt im August 2020). Die Sorge um meinen Bruder und sein Seelenheil.
Sollte ich mich abgrenzen? Sollte ich meinem Vater sagen, was ich von alledem halte? Darf ich das? Ich bin ratlos. Vielleicht ist das auch alles zuviel, ich weiß, dass fremde Menschen (also ihr ) nicht in mein Leben schauen könnt und eine Lösung parat habt. Aber vielleicht habt ihr eine Meinung, über die würde ich mich sehr freuen.
Bitte verzeiht, wenn das alles etwas wirr ist. Danke an alle die bis hier gelesen haben.
Hjerti