Wie kann ich uns beiden helfen

  • Hallo Ihr Lieben,

    ich bin seit ca 1,5 Jahren mit meinem Partner zusammen, er ist der beste Partner den ich mir vorstellen kann, liebevoll und herzensgut. Jedoch leider nur solange er nüchtern ist. Sobald er Alkohol zu sich nimmt verwandelt er sich in das absolute Gegenteil, er droht und beleidigt und ist einfach nur aggressiv.

    Es lebt jeder in seiner eigenen Wohnung, wofür ich sehr dankbar bin, denn so kann ich mich in „brenzligen Situationen“ noch aus dem Staub machen und Abstand zwischen uns bringen. Sein Alkoholkonsum sieht inzwischen so aus, das er meist einmal die Woche, spätestens aber in der zweiten Woche sich für ca 2-3 Tage komplett abschießt. Er trinkt dann Unmengen an hartem Zeug und lässt niemanden an sich ran. Einfach für sich allein. Er arbeitet in einem familiären Betrieb, welcher dann vom Rest der Familie aufrecht gehalten wird in der Zeit in der er ausfällt.
    Nach diesen Tagen im Vollrausch höre ich wieder ca zwei Tage nichts von ihm. Er sagt, er schämt sich dann für die Dinge die er gesagt hat. Die Tage an denen wir wieder zusammen gefunden haben sind wunderschön. Dann ist er so wie ich ihn kennen und lieben gelernt habe.
    Vor einer Weile als ihm bewusst wurde das es so nicht geht hat er 6 Wochen überhaupt keinen Alkohol angefasst. Er sagte selber das es gut täte, er viel klarer bei der Sache wäre und es ihm viel besser gehe. Leider ist das aber auch schon wieder zwei Monate her.

    Wenn er trinkt macht er alle dafür verantwortlich, sein meister „Hass“ geht dann gegen mich. Er dreht meine Worte wie es passt um noch mehr Wut auf mich zu bekommen und noch mehr Grund zu haben sich eine neue Flasche zu öffnen. An diesen Tagen sitze ich zu Hause und es belastet mich sehr und inzwischen wächst eine riesige Wut in mir auf, das ich mich so behandeln lasse und auf die Zeit die er verschenkt und sich selbst und seinem Umfeld Kummer bereitet.

    Ich bin immer für ihn eingesprungen und habe sein Problem runtergespielt wenn ich darauf angesprochen wurde um ihn zu schützen, ich habe Freunde belogen und versucht ihn bestmöglich in diesen Momenten des Vollrausches zu isolieren, damit niemand die Wahrheit sieht. Mir ist auch bewusst das das nicht der richtige Weg ist und ich nicht für ihn lügen sollte. Allerdings kann ich mir so natürlich auch nie Luft machen und mit Freunden über das reden was inzwischen auch mich belastet. Wenn ich mit ihm im nüchternen darüber rede, ihm sage das ich Angst hab um ihn und seine Gesundheit und auch er sieht das ich darunter sehr leide dann ist er wie ausgewechselt, er hat die Einsicht das es ihn und auch seiner Familie sehr schlecht darunter geht. Leider ist er aber noch nicht an dem Punkt es zu akzeptieren das er Hilfe in Anspruch nehmen muss. Und am Ende des Tages siegt wieder die Flasche.

    Ich denke das ich abwarten muss bis ihn die Erkenntnis selber trifft sich helfen zu lassen. Aber es tat einfach gut sich das von der Seele zu reden. Vielen Dank fürs zuhören

    Chriss

  • Herzlich Willkommen Chriss im Forum !

    Ich bin Rina,39J,2 Kinder und verheiratet, abstinente Alkoholikerin.

    Du hast die Lage meiner Meinung nach gut analysiert. Dein Partner ist noch nicht so weit wirklich und ernsthaft etwas gegen seinen Konsum zu unternehmen. Und wenn du ihn in seinen Aktionen auch noch deckst,für ihn lügst,Dinge hinbiegst damit er nicht mal Verantwortung für sein Handeln übernehmen muss verlängerst du seinen Leidensweg nur noch. Du tust ihm damit wirklich gar keinen Gefallen, im Gegenteil! Aber auch das weisst du ja bereits.

    Für dich kann vielleicht der Austausch mit anderen Angehörigen bereichernd sein, wie haben andere solche Situationen „gelöst“, wie sieht es bei anderen Angehörigen aus? Vielleicht könntest du dir auch eine SHG für Co-Abhängige vorstellen? Falls das momentan überhaupt möglich ist...Versuche dich um dich zu kümmern, um deine Bedürfnisse generell und in dieser Beziehung. Das sind Probleme die du angehen kannst, da kannst Du aktiv etwas verändern und konkret liegt es auch in deiner Hand. Für den Alkoholismus deines Partners kannst Du nichts, weder im Guten noch im Schlechten, diese Probleme liegen in seiner Hand. Er muss etwas ändern wollen, er muss aktiv werden und etwas ändern, will er das nicht trinkt er eben weiter. So war es bei mir auch, da half alles Einreden gar nichts. Bis es dann für mich nicht mehr auszuhalten war und ich mein Leben zurück wollte,nicht für meine Beziehung noch für meine Kinder, sondern für mich. Das ist ein wichtiger Punkt denn solange man für andere versucht trocken zu werden sind diese Versuche sehr sehr oft zum Scheitern verurteilt und nicht von Dauer.

    Ich hoffe es werden dir noch einige Angehörige antworten,ich denke du kannst hier im Austausch mit anderen Betroffenen viel Gutes für dich gewinnen. Ich wünsche es dir jedenfalls.

    Lg
    Rina

  • [size=9pt]Hallo Chriss,[/size][size=2pt][/size]
    [size=9pt][/color]ich bin Bea und 30 Jahre mit meinem Mann zusammen. Ich habe deinen Beitrag eben gefunden und möchte dir gerne meine Erfahrungen mitteilen. Ob Du Euch beiden helfen kannst, weiß ich nicht, ich weiß aber, dass Du Dir helfen kannst. Ich möchte Dir von meiner persönlichen Erfahrung erzählen.[/size]
    [size=9pt][/color]Alkohol war schon immer unser Begleiter, den ich eben einfach hinnahm, weil ich meinen Mann unglaublich liebte und ihn auf keinen Fall verlieren wollte. [/size]
    [size=9pt][/color]Sehr lange glaubte ich, ihn von dem Zeug irgendwie wegzukriegen. [/size]
    [size=9pt][/color]Ich wollte immer nur eine stressfreie Ehe. Ich hasste Auseinandersetzungen und hatte große Angst, allein gelassen zu werden. Ich passte mich jahrelang an und es merkte niemand, wie kaputt unsere Ehe ist. Nach Außen immer eine Vorbild-Ehe für andere. Mich bewunderten alle, die mir nahestanden, wie ich mit all unseren Schwierigkeiten des Leben klarkam. Es waren sehr schwerwiegende Erfahrungen, die ich/wir gemeinsam machen mussten. Wir gingen gemeinsam durch dick und dünn, mit dem Alkohol.[/size]
    [size=9pt][/color]Nachdem unsere Kinder aus dem Haus waren, und mein Mann vor 4 Jahren Suizidgedanken hatte, zog diese Situation mir den Boden unter den Füßen weg. Mein Mann kam in die Klinik zur Entgiftung, ich ging in eine psychol. Tagesklinik. Ich hatte wahnsinnige Angst, vor dem Verlassen werden und vor dem Alleinsein.[/size]
    [size=9pt][/color]Mein Mann blieb ca. 4 Wochen trocken. Dann ging alles von vorne los.[/size]
    [size=9pt][/color]In der Tagesklinik habe ich gelernt, egoistisch zu werden. Das habe ich durchgezogen, an mich gedacht und mein Leben gelebt. Habe meinen Mann mit seinem Liebling Alkohol allein gelassen. Eine Frau, die mit ins Spiel kam, hat es mir leicht gemacht, mich emotional von ihm zu trennen. Die Liebe blieb auf der Strecke.[/size]
    [size=9pt][/color]Im Mai diesen Jahres kam der zweite große Zusammenbruch, unsere Kinder sind aus dem Haus und ich habe keinen Grund mehr, Friede, Freude, Eierkuchen vorzuspielen. Ich zog aus. Inzwischen sind wir dabei, nach seiner Entzugstherapie wieder einen vorsichtigen Neuanfang zu starten.[/size]
    [size=9pt][/color]Diese Lebenserfahrung wünsche ich dir nicht. [/size]
    [size=9pt][/color]Entscheide aus Deinem Bauch heraus, was du tust, was sich für dich richtig anfühlt.[/size]
    [size=9pt][/color]Wenn du nicht mit dem Alkoholkonsum Deines Partners klar kommst, hilft aus meiner Erfahrung heraus nur die konsequente Trennung. Das ist teuflisch schwer. Ich bin durch die Hölle gegangen und bin jetzt stolz auf meine Konsequenz.[/size]
    [size=9pt][/color]Deinen Partner macht definitiv der Alkohol kaputt.[/size]
    [size=9pt][/color]Über Deine psychische und körperliche Gesundheit kannst nur du selbst Einfluss nehmen.[/size]
    [size=9pt][/color]Diese Entscheidung kann dir niemand abnehmen.[/size]
    [size=9pt][/color]Irgendwann macht der Alkohol die größte Liebe kaputt.[/size]
    [size=9pt][/color]Ich wünsche uns hier weitere interessant Beiträge.[/size]
    [size=9pt][/color]Vielleicht können wir uns hier über unsere Erfahrungen austauschen.[/size]
    [size=9pt][/color]Meine Zukunft hat sich sehr zum Positiven verändert.[/size]
    [size=9pt][/color]Alles Gute - Bea[/size]

  • Hallo Chriss,
    ich bin auch Angehörige und würde mich freuen über unseren Austausch. :)

    Deine Geschichte liest sich ähnlich wie meine.
    Ich war einige Zeit in einer SHG für Angehörige und in einer Beratungsstelle vor Ort.
    Habe mich mit aller Kraft aus dieser Beziehung gekämpft.
    Das war das Schwerste in meinem Leben.
    Ich weiß nicht, ob du hier noch aktiv bist? Vielleicht kannst du dazu kurz etwas schreiben?
    Ich würde mich freuen von dir zu hören.
    LG und weiterhin viel Kraft ... :)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!