Hallo zusammen.
P.S. Ja, es interessiert mich, was jemand getan hat, die Kurve zu kriegen, der nach ca 4 Monaten oder nach Jahren wieder einen Rückfall hatte. Das stelle ich mir besonders schlimm vor.
Moin Orangina,
ich weiß jetzt nicht, ob du meine Geschichte schon gelesen hast. Ich fasse sie mal kurz zusammen: 2014 stationäre Entgiftung, anschließend die qualifizierte (Käseglocke) und in der Nachsorge meine 1. Ambulante Therapie. Jahrelang ging alles (vermeintlich) gut. Mitte 2018 kehrte ich in alte Verhaltensmuster zurück (trockener Rückfall) und das führte dann zum Ende des Jahres zu einem Trinkvorfall. Beim Einkaufen griff ich beim Warten an der Kasse wie ferngesteuert (für den ersten Gedanken kann ich nichts) nach einem Flachmann und soff ihn sofort in einer hintersten Hausecke aus. Ich schreibe bewusst von Trinkvorfall, denn ich reflektierte sofort, was ich da getan hatte. Für den zweiten Gedanken bin ich aber selbst verantwortlich: Zuhause erzählte ich es sofort meinem Mann, rief die Notfalltelefonnummer der „Käseglocke“ an und ließ mich stationär aufnehmen. Im Anschluss dann meine 2. Ambulante Therapie. Bis heute bin ich in engem Kontakt zu meiner Therapeutin und der Gruppe. Für mich ist Alkoholismus eine Krankheit der Gefühle. (Verdrängte) Gefühle und Gedanken haben mich krank gemacht.
Ich bin Alkoholikerin, bis der Sargdeckel zuklappt. Aber und da schließe ich meinen Vorschreibern an: Solange ich noch atme, steht meine Abstinenz über alles und Jedem.
Jetzt weiß ich gar nicht mehr, was ich dir schreiben wollte ..
Ach ja, eins noch:
ZitatIch will es einfach ohne Klinik schaffen...…Ich habe es nach wie vor nach außen im Griff und noch keinem anvetraut, Ich kann davon nicht berichten,zu groß ist die Angst ,dass es raus kommt.Reicht es nicht ,wenn ich das für mich alleine weiß?
Diesbezüglich hab ich manchmal noch nicht den richtigen Einblick und bin auch noch nicht ganz klar ,warum Alkoholismus eine psychische Erkrankung ist...
Wer spürt, dass er nicht mehr in der Lage ist, eine Sache zu bewältigen, sollte das im "wirklichen" Leben kommunizieren. Die eigenen Gedanken können sonst ungeteilt weiter krank machen, weil sich keine Lösung ergibt. Andere Menschen können dabei helfen, Situationen zu erleichtern. Sich Hilfe und Unterstützung zu holen ist kein Zeichen von Schwäche. Kennst du das Gedicht?
Wenn du einem Trinker begegnest,
dann begegnest du einem Helden.
Es lauert in ihm der Todfeind.
Es bleibt behaftet mit seiner Schwäche
und setzt seinen Weg fort,
durch eine Welt der Trinkunsitten.
In einer Umgebung,
die ihn versteht,
in einer Gesellschaft
die sich berechtigt hält,
in jämmerlichen Unwissenheit
auf ihn herabsehen,
als auf einen Menschen zweiter Klasse.
Weil er wagt gegen den Alkoholstrom
zu schwimmen.
Du solltest wissen:
Er ist ein Mensch erster Klasse!
Friedrich von Bodelschwingh
Heute 93 Tage? Klasse, bleib weiter dran. Es lohnt sich.
Lieben Gruß Britt