Was kann ich noch tun?

  • Hallo Ihr Lieben,

    nach einiger Zeit hier im Forum traue ich mich nun auch mal eine Frage zu stellen.

    Mein Mann ist 27 Jahre alt und Alkoholiker, er hat in der Vergangenheit schon eine Entgiftung gemacht allerdings ohne weiterführende Behandlung. Wie nicht anders zu erwarten, wurde er kurz nach Entlassung auch wieder Rückfällig. Er trinkt mittlerweile von morgens bis Abends Bier und auch Nachts also es gibt bei Ihm keine Nüchterne Minute mehr. Natürlich war ich auch schon bei einer Suchtberatung für Angehörige dort wurde mir gesagt ich soll ihm ein ernstgemeintes Ultimatum setzten und sollte er das nicht einhalten, soll ich ihn fallen lassen. So alles gut und recht, ich habe meinen Mann in den letzten Tagen so oft dazu bewegen wollen sich in der Klinik wieder einen Termin zu machen für ne Entgiftung und dann diesesmal gleich auch für den nächsten Schritt. Das Problem ist nur wenn es ihm dann mal wieder richtig schlecht geht ( meistenst Nachts ) dann sagt er mir er kann nicht mehr, er will nicht mehr trinken, er wird morgen anrufen aber es passier nichts. Langsam aber sicher staut sich immer mehr Wut in mir an, deswegen hab ich es endlich geschafft ihm ein Ultimatum zu setzen. So jetzt ist nur das Problem er ist körperlich in so einer schlechten Verfassung, isst nicht mehr, schläft nur noch, würgattacken, sein Gesicht ist geschwollen, er kann denn Stuhlgang oftmals nicht mehr halten weil er nur noch durchfall hat, stopft sich eine Pille gegen Übelkeit und Sodbrennen nach der anderen rein,kann sich kaum auf den Beinen halten und Reagiert kaum noch auf das was ich sage. Das heißt auf mein Ultimatum reagiert er kaum und wenn ich ihn wirklich raus schmeißen will würde er nicht mal alleine zur Tür raus kommen. Gibt es denn nicht noch irgendetwas was man als Angehörige bzw. Ehefrau tun kann/ darf? Den Hausarzt über den Gesundheitszustand informieren oder so? ( seine Ärztin weiß über das Alkohol Problem Bescheid )

    Liebe Grüße Sonnenblume01

  • Hallo Sonnenblume,

    ich möchte Dir einfach mal mein Mitgefühl ausdrücken. Fühl Dich mal virtuell umarmt. Sehr schlimm was Du berichtest. Ich bin selbst Alkoholiker konnte meine Krankheit aber glücklicherweise stoppen. Ich war auch ziemlich weit unten, jedoch noch ein wenig von dem entfernt, was Du von Deinem Mann schreibst. Ich bin wahnsinnig dankbar, dass ich die Kraft hatte da raus zu kommen und dass es bei mir nicht so weit gekommen ist.

    Dein Mann tut mir auch sehr leid. Aber er hat es in der Hand, wenn er denn wirklich wollte. Ich kenne einige Alkoholiker die ähnliches wie Du über Deinen Mann schreibst von sich berichten. Z. B. jemanden, der mit Anfang 30 völlig am Ende war, fast jeden Morgen im eigenen Kot aufgewacht ist um dann sofort wieder wieder den ersten Schnaps in sich rein zu schütten. Damit er überhaupt irgendwie funktionieren konnte. Er hat es geschafft und ist jetzt schon ewig trocken. Das gibt es also auch, ist aber sicher eher die Ausnahme. Du hast es nicht in der Hand und ich denke das weißt Du ja mittlerweile auch.

    Zitat

    Gibt es denn nicht noch irgendetwas was man als Angehörige bzw. Ehefrau tun kann/ darf? Den Hausarzt über den Gesundheitszustand informieren oder so? ( seine Ärztin weiß über das Alkohol Problem Bescheid )


    Wie ist denn die Situation genau bei Euch? Lebt Ihr in Eigentum das Dir oder ihm gehört. Oder lebt ihr in Miete und auf wen läuft der Mietvertrag? Mal nur von der juristischen Seite gesehen könnte ich mir vorstellen, dass das eine Rolle spielt. Wenn Du Dich von ihm trennst, was Du ja als Ehefrau im Normalfall jederzeit kannst, "startest" Du damit das Trennungsjahr, was dann wiederum die Voraussetzung für eine Scheidung wäre. Wenn Du ihn also nicht aus dem Haus bringst (sag ich jetzt mal ohne Eure Situation genau zu kennen) dann wäre die andere Möglichkeit ja, dass Du das Haus / die gemeinsame Wohnung, verlässt. Ich kann Dir hierzu aber leider keine juristische Beratung geben, dazu feht es mir an Wissen.

    Vielleicht schreibt Dir hier noch jemand, der damit Erfahrung hat. Konnten sie Dir dazu bei der Suchtberatung nichts sagen?

    Eines noch: Wenn er akut in Gefahr ist kannst (oder musst) Du auch jederzeit den Notdienst rufen. Die ihn dann erst mal mitnehmen um ihn wieder zu stabilisieren. Damit kannst Du Dir zumindest temporär etwas Luft verschaffen.

    Dauerhaft wirst Du aber wohl nur da raus kommen, wenn ihr Euch räumlich trennt. Und wie Du ihn, auch rein juristisch gesehen, aus der Wohnung/Haus bekommen kannst gegen seinen Willen, das weiß ich leider nicht. Ich hoffe sehr, dass Dir noch jemand schreibt der sich hier ein wenig besser auskennt.

    Ich wünsche Dir auf jeden Fall ganz viel Kraft und ich wünsche Dir auch, dass Du eine gute Lösung finden kannst.

    LG
    Gerchla

  • Hallo liebe Sonnenblume,

    kurz und knapp, ich sehe da noch folgende Möglichkeit:

    Wenn es ihm wieder richtig dreckig geht bzw er voll bis Oberkante Unterkiefer ist:

    Rettungsdienst/Notarzt anrufen und ihn in die Klinik (Entgiftung) einweisen lassen.


    Sobald er dann wieder ansprechbar und geistig aufnahmefähig ist, nochmal das Ultimatum wiederholen. Er soll sich um eine Langzeittherapie und eine Selbsthilfegruppe kümmern.


    Läuft das Ultimatum ab, ohne dass es greifbare Ergebnisse gibt, sprich, vorab schon eine SHG besuchen, eine Langzeittherapie beantragen...

    ...dann weißt Du/dann solltest Du wissen, dass es Zeit ist zu gehen!

    Gerchla hat ja schon einiges angeregt in seinem Post zu einer Trennung.


    Was da Ultimatum angeht: Sein knallhart - auch zu Dir selber!!!! Nicht erweichen lassen, egal was er hoch und heilig unter Tränen Dir verspricht oder schlimmer noch: wenn emotionale Erpressung ins Spiel kommt!

    Wenn das Ultimatum abgelaufen ist ohne greifbare Ergebnisse, dann gibt es für Dich keinen Weg mehr zurück!

    Sei Dir darüber bewusst. Denn wenn Du umfällst und nachgibst, wird er sich nie ändern. Und was noch viel schlimmer ist: Er wird dann Deine Drohungen und Ultimaten nicht Ernst nehmen!


    Rede auch mit Seiner/Eurer Ärztin darüber, ist grundsätzlich nie verkehrt!
    Kannst Du auch mit anderen Verwandten darüber reden? Seinen Eltern z.B.?

    Suche Dir auch Hilfe in einer Selbsthilfegruppe für Angehörige. Das kann hier im Forum sein und/oder eine SHG vor Ort. (Adressen findest Du in unserer Linksammlung oder über Deinen Arzt oder Internet)

    Streck schon mal deine Fühler aus für einen Rechtsanwalt in Sachen Scheidungsrecht...


    Und last but not least, gegen das schlechte Gewissen:

    Ein jeder Mensch, auch in einer Ehe, ist für sein Leben selbst verantwortlich!

    Ehe heißt gegenseitige Liebe, aber nicht Selbstaufopferung!

    Wenn Du nicht standhaft bleibst, reisst er Dich mit seiner Sauferei ins soziale und finanzielle Aus!

    Viel Glück Sonnenblume!


    P.S.

    Ich persönlich empfinde kein Mitleid mit Deinen Mann, weil ich bin selbst trockener Alkoholiker, war lange genug selbst in der Alkoholprävention bei den Guttemplern tätig um genügend nasse Alkoholiker gesehen zu haben, die alle haargenau wissen, dass sie was tun müssen, aber komischerweise nichts tun wollen!

    Ein jeder Mensch ist für sich selbst verantwortlich = Ein jeder ist sich seines Glückes Schmied...

  • Hallo Sonnenblume!

    Ich bin auch Angehörige und meine Geschichte ähnelt deiner sehr.
    Bei meinem Freund war es auch so, dass er am Schluss Tag und Nacht getrunken hat und nicht mehr ansprechbar war. Er wusste nicht mehr, ob morgens oder abends ist.
    Er hatte extreme Magenprobleme und hat ständig Tabletten dagegen genommen. Am Schluss stand immer ein Eimer neben Bett/Sofa, weil er ständig gekotzt hat,ins Bett hat er es meistens nicht mehr geschafft.

    Ich hab ihm ein Ultimatum gestellt, entweder er lässt sich in eine Entzugsklinik einweisen oder ich gehe.
    Das meinte ich absolut ernst.
    Auch das kam nicht bei ihm an. Ich habe ihm einen Brief geschrieben und hingelegt. Er hat 3 Tage nicht mit mir geredet, aber nachgedacht. Und er ist dann in die Klinik gegangen. Es war sein erster Entzug.

    Er war ziemlich geschockt dort und hat mir mehrmals gesagt: So wie einige da will ich nicht enden.
    Seitdem trinkt er konsequent nichts (er ist noch ganz am Anfang). Andere Hilfe hat er momentan nicht, aber Reha ist beantragt.

    Vielleicht wäre Schreiben für dich auch ne Option, wenn du mit Gesprächen nicht an ihn rankommst? Worte sind schnell vergessen, schriftliches bleibt.

    Du sagst, in seinem körperlichen Zustand würde er die Tür nicht mehr finden. Muss er gehen? Gerchla hatte auch schon gefragt: Ist es deine Wohnung/Haus? Wie ist das geregelt?
    Oder kannst du ausziehen oder dir erstmal ne Auszeit nehmen und zu ner Freundin? Erstmal damit er sieht, du gehst wirklich und lässt ihn allein.

    Mitleid hab ich mit deinem Mann auch nicht. Er muss was tun und das kann nur er.

    Wenn es ihm richtig schlecht geht, würde ich an deiner Stelle auch den Rettungswagen rufen, dann kann er nicht trinken und du kannst evtl dann mit ihm reden.

    Ach so: Seit mein Freund keinen Alkohol mehr trinkt, übergibt er sich nicht mehr, er hat keine Magenschmerzen mehr, kein Sodbrennen... Alles weg.

    Falls du Mal einen Moment erwischt, an dem er ansprechbar ist, kannst du ihm das sagen.... Es kommt vom Alkohol und es wird nicht besser.

    Ich wünsche dir viel Kraft für die nächste Zeit, wie auch immer es weitergeht. Ich hoffe, dass du ihn irgendwie erreichst und dass es bei ihm Klick macht.
    Ansonsten wünsche ich dir Kraft, zu gehen und dich nicht zu verlieren.

    Es ist eine schwere Zeit (so oder so).

    Ich hoffe, dass du auf dich achtest, um nicht unterzugehen.
    Alles Gute und viel Kraft!

    LG Tinka

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!