Alkoholkrank

  • Hallo , danke für die Aufnahme . Ich hab folgendes Problem, mein Mann ist 63 und alkoholkrank schon seit vielen Jahren .
    Vor zwei Jahren war er schon mal im Krankenhaus , Bauchspeichelentzündung und schlechte Leberwerte. HAT SICH dann erholt , aber seit einem Jahr hat er sehr stark abgenommen, Muskeln sind weg und ganz schlaffe Haut und ist ständig auf Toilette. Er weigert sich zum Arzt zu gehen , isst sehr wenig und sagt ich soll mich um mich selbst kümmern.
    Ich hab Angst dass er Leberzirrhose hat ,hatte vor zwei Jahren schon Narben, und es nicht mehr lange schafft wenn er so weitermacht . Ich weiss nicht wie ich ihn zum Arzt kriegen soll.

  • Guten Morgen,

    mein Vater war auch ein Alkoholiker, der jede Hilfe verweigert hat.

    Es ist hart für Dich, aber Du hast überhaupt keine Möglichkeit, ihn dazu zu zwingen. Es ist nämlich nicht verboten, was er macht, und Du hast kein Recht, über sein Leben zu bestimmen.

    Es klingt vermutlich unmöglich für Dich, aber am Besten fährst Du drei Wochen in Urlaub, lässt ihn in seinem Elend sitzen bis er selbst mit den Nerven so am Ende ist, dass er bereit ist, das er sich vielleicht doch noch darauf einlässt. Ich habe das so gemacht, bis mein Vater fast verhungert war, und selbst dann war es noch schwierig, ihn zu überzeugen.

    Sorry, dass ich das so schreibe, aber auch jeder Arzt wird Dir sagen, er ist nicht entmündigt, und wenn er so leben will, dann muss er ihn auch wieder gehen lassen.

    Gruß Susanne

  • Guten Morgen Joanne,

    herzliche Willkommen bei uns im Forum.

    Ich bin Alkoholiker, 50 Jahre alt und lebe jetzt schön lange ohne Alkohol.

    Susanne hat Dir ja schon sehr klar gesagt, wie schwierig oder fast unmöglich es ist, etwas zu unternehmen, wenn der Betroffene jede Hilfe verweigert.

    Ich hab dann auch noch ein paar andere Gedanken zu dem was Du geschrieben hast. Also selbst wenn Du ihn jetzt zum Arzt schleppen könntest, sozusagen gegen seinen Willen oder weil Du vielleicht aufgrund einer akuten Notsituation tätig werden musstest und den Notarzt gerufen hast , wird das Dein (eigentlich SEIN) Grundproblem nicht lösen. Er ist offensichtlich alkoholkrank und um diese Krankheit zu überwinden bedarf es mehr, als "nur" zum Arzt zu gehen. Natürlich kann ein Arztbesuch der Beginn für eine Veränderung sein, folgen müssten dann aber weitere Maßnahmen. Also z. B. eine qualifizierte Entgiftung, eine Therapie, etc.

    Ansonsten wird ihm der Arzt natürlich seinen aktuellen Gesundheitszustand vor Augen halten, sollte er akut gefährdet sein wird er ihn auch in ein Krankenhaus überweisen. Was selbstverständlich bei akuten oder gar lebensbedrohlichen Situationen das Gebot der Stunde wäre. So wie Du schreibst scheint Dein Mann ja körperlich bereis stark angegriffen zu sein. Vielleicht hat er auch bereits Schäden davon getragen, die nicht mehr behandelt werden können bzw. wo es keine Rehabilitation mehr gibt. Das alles könnte Dir ein Arzt nach gründlicher Untersuchung sicher sagen.

    Aber, wie gesagt, zwingen kannst Du ihn nicht. Und wenn sich dauerhaft eine Verbesserung seiner Situation enistellen soll, dann müsste er seine Sucht bekämpfen (wollen). Und genau da liegt ja das Problem. Man kann einen süchtigen Menschen nicht gegen seinen Willen von der Sucht befreien. Er muss es selbst wollen und dann diesen langen, aber sehr lohnenden Weg, gehen. Aber was Du schreibst deutet für mich eher darauf hin, dass er sich aufgegeben hat, trinken möchte und das, wie es leider viele Alkoholiker tun, bis zum bitteren Ende.

    Ich kann nicht beurteilen, weshalb Dein Mann das hier zu Dir gesagt hat oder immer wieder sagt:

    Zitat

    und sagt ich soll mich um mich selbst kümmern.


    Aber so blöd das jetzt für Dich auch klingen mag: damit hat er vollkommen Recht. Warum er sowas sagt weiß ich natürlich nicht, wahrscheinlich will er einfach nur seine Ruhe haben und lebt längst in seiner alkoholischen Parallelwelt.

    Aber trotzdem hat er Recht. Das Einzige was Du tun kannst, ist, Dich um Dich selbst zu kümmern. Dass das jetzt erst mal verdammt schwer für Dich sein wird, erscheint mir klar. Denn Du möchtest ihm ja helfen und alles was er eigentlich "nur" tun müsste, wäre mit dem Saufen aufzuhören und natürlich ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Nur leider lässt das eben die Sucht nicht zu (siehe oben). Nun hast Du im Grunde zwei Optionen:
    1. Du arbeitest Dich an ihm und seiner Sucht auf, lässt seine Sucht (weiterhin) Dein Leben dominieren und begleitest ihn im schlimmsten Fall bis zu seinem Tode (für den er sich, wenn er weiter trinkt selbst entschieden hat) oder
    2. Du machst das, was er Dir sagt und kümmerst Dich um Dich und Dein Leben.

    Wie Punkt 2 für Dich gut funktionieren könnte musst Du selbst heraus finden. Und dabei solltest Du Dir m. E. auch unbedingt Hilfe suchen. Z. B. in Form einer Selbsthilfegruppe für Angehörige. Hier im Forum kannst Du auch sehr viel nachlesen aber ich denke reale Ansprechpartner können für Dich eine sehr große Hilfe sein. Selbstverständlich kannst auch Du zur Suchtberatung gehen und dort mal über Deine Situation sprechen und dort mal nachfragen, welche Hilfsangebote oder Möglichkeiten es für Dich gibt.

    Ob das nun für Dich bedeutet, dass Du Dich trennst oder ob Du über ein klares Abgrenzen (auch ein mentales Abgrenzen) zu einer Verbesserung Deiner Lebensituation kommen kannst, das wirst Du selbst herausfinden und entscheiden müssen.

    Das ist jetzt alles sicher nicht schön für Dich zu lesen. Aber Du wirst hier, vor allem auch in Angehörigen-Bereich, im Grunde immer zu lesen können, dass man als Angehöriger der Sucht des Partners weitgehend hilflos ausgeliefert ist und man letztlich für sich selbst schauen muss, wo man bleibt. Wenn man nicht komplett mit untergehen möchte. Das ist sehr traurig aber leider Realität.

    Ich wünsche Dir viel viel Kraft und das Du die richtigen Entscheidungen für Dich treffen kannst.

    LG
    gerchla

  • Hallo und herzlich Willkommen hier.

    Ich bin Risu, Mitte 40 und seit einem Jahr abstinent.

    Wie gut, dass Gerchla immer so viel, schöne Worte findet. Ich habe hier auch schon gelesen, wollte Antworten, aber mir fehlten die Wort.

    Ich sehe dein Leid, neben jemandem zu Leben, der sich aufgegeben hat und früher oder später auf das gesundheitliche Aus zusteuert.

    Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie sich das anfühlt und wieviel Kraft das braucht.

    Daher auch von mir der Rat: Sorge gut für dich und kümmre dich um dich selbst. Das ist alles was du tun kannst. Für deinen Mann kannst du nichts tun, wenn er das nicht will. Und ob er es will oder nicht kannst du nicht beeinflussen.

    LG
    Risu

    Viele Grüße, <br />Risu

  • Hallo Joanne Willkommen im Forum

    Ich bin w. 55 J. und seit 2 Monaten erst trocken.

    Mein Rat an dich :

    Frag deinen Mann, wie er sich das vorstellt, dass du dich um dich selbst kümmerst, während er nach und nach verfällt. Wie er agieren würde, wenn es umgekehrt wäre .....

    Alles Gute, es tut mir so weh was du gerade durchmachst :(
    Grüße von Emilie

  • Auch von mir ein ganz herzliches WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Ich bin 56, Alkoholiker und lebe nun auch schon seit einigen Jahren ohne Alkohol. Und ich stimme Gerchla komplett zu:

    Zitat

    Ich kann nicht beurteilen, weshalb Dein Mann das hier zu Dir gesagt hat oder immer wieder sagt:


    Aber so blöd das jetzt für Dich auch klingen mag: damit hat er vollkommen Recht. Warum er sowas sagt weiß ich natürlich nicht, wahrscheinlich will er einfach nur seine Ruhe haben und lebt längst in seiner alkoholischen Parallelwelt.

    Aber trotzdem hat er Recht. Das Einzige was Du tun kannst, ist, Dich um Dich selbst zu kümmern.

    Und vielleicht gehst Du sogar noch einen Schritt weiter, als Emilie vorschlägt - und entgegnest ihm das nächste Mal, wenn er Dir wieder an den Kopf knallt, dass Du Dich um Dich selbst kümmern sollst:
    "Das ginge viel besser, wenn Du Dir eine eigene Bleibe suchst - dann brauche ich Dir nicht hinterher zu räumen und zu putzen und muss mir keinen Kopf mehr um Dich machen!"

    Ich weiß - das klingt sehr hart. Aber entweder ist es der Eimer kaltes Wasser, den er braucht, um aufzuwachen (symbolisch gemeint) - oder die letztendliche Konsequenz, wenn Du noch etwas vom Leben haben willst. :sorry:

    Hast Du schonmal geschaut, ob es bei Dir in der Nähe eine Selbsthilfegruppe (SHG) für Angehörige gibt? Dort würdest Du auch nicht nur Hilfe, Tipps und Ratschläge finden, sondern auch Trost und Zuspruch von anderen Betroffenen Angehörigen. Damit möchte ich jetzt nicht das Forum "schlecht" machen - aber persönliche, menschliche Nähe kann doch tröstlicher sein …

    Jedenfalls wünsche ich Dir viel Kraft!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Ich danke euch für eure lieben Worte , ich werd mal sehen und eine Gruppe bei mir im Ort zu finden , um jemanden zu haben mit dem ich sprechen kann . Also er meint ich soll mich um mich kümmern weil er seine Ruhe haben will, wie ihr richtig erkannt habt . Liebe Grüsse Joanne

  • Hallo Joanne

    Selbstverständlich kannst du auch hier weiter deine Seele entlasten. Ist halt dann eher Zufall, dass jemand zeitgleich liest und dir antwortet.

    Klar ist es besser, vor Ort reale Menschen zu haben, aber notfalls....hier das schreiben was dich bedrückt.

    Habt ihr Kinder?

    Bis demnächst vielleicht.

    Liebe Grüße
    Emilie

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