Steinbock84

  • Hallo,
    Auch ich habe lange überlegt ob ich mich hier anmelden soll oder nicht, habe viele Beiträge gelesen und war erstaunt darüber, dass es so viele Menschen gibt, die auch aus einer Beziehung /Ehe mit einem alkoholkranken Partner nicht raus kommen, da es von vielen immer so einfach abgetan wird mit... Trenn dich doch einfach, oder ich würde das nicht mitmachen. So kommt man sich einfach nur dumm vor, weil man es eben aus verschiedensten Gründen nicht so einfach kann.
    Nun zu mir, mein Mann hat seit längerem ein meiner Meinung nach großes alkohol Problem. Trinkt im Schnitt zwischen 6 und 12 Flaschen Bier täglich, ob noch was anderes dazu, keine Ahnung, denn ich habe mir abgewöhnt ständig nachzuschauen und nachzuzählen. Er sieht das ganze gar nicht so, wenn man ihn darauf anspricht streitet er natürlich alles ab, Hilfe bräuchte er nicht und alle wären doof die das behaupten. Mittlerweile, da er auf dieses Thema sehr gereizt reagiert, spreche ich ihn nur noch selten darauf an. Ich habe mich damit abgefunden, das er selber für sein Verhalten verantwortlich ist und ich ihm da dann nichtmehr helfen kann. Natürlich ist das zusammenleben nicht einfach, weil er je nach alkohol Spiegel, eine tickende Zeitbombe ist und man nie weiß wann er wieder sein Quantum erreicht hat und er meist grundlos herumpoltert. Mir ist klar, daß eigentlich eine Trennung die einzige und richtige Konsequenz wäre, dennoch bin ich nicht in der Lage das durchzuziehen, vorallem weil wir in seinem Elternhaus wohnen, welches zur Hälfte ihm und zur Hälfte unseren Kindern gehört und ich Angst habe wenn ich mit den Kindern gehe, das er quasi den Kindern die Existenz versäuft, weil er sich dann um gar nichts mehr kümmert. Zudem wohnt seit dem Tod seiner Eltern meine Mutter mit im Haus sie bedeutet sehr viel Erleichterung für mich, da ich meine Kinder in Sicherheit weiß wenn ich auf der Arbeit bin. Und ihr möchte ich einen erneuten Umzug eigentlich ersparen.
    Lg
    Steinbock 84

  • Hallo und HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Ich habe mal Deine Vorstellung vom Thread Massaras abgetrennt - denn auch wenn sich Euer Schicksal ähnelt, ist es doch ihr Faden ...

    Auch wenn Du schon viele Beiträge gelesen hast, möchte ich kurz etwas zu mir schreiben: Ich bin m, 56, Alkoholiker - und nun schon einige Jahre trocken.

    Er sieht das ganze gar nicht so, wenn man ihn darauf anspricht streitet er natürlich alles ab, Hilfe bräuchte er nicht und alle wären doof die das behaupten.

    Selbstverständlich hat Dein Mann kein Problem mit Alkohol! Hatte ich auch nicht. Nur OHNE Alkohol ...

    Das große Problem daran ist nur, das zu erkennen - und dann auch noch zu akzeptieren - und dann auch noch etwas dagegen zu unternehmen, unternehmen zu wollen.
    3 Dinge auf einmal bzw. nacheinander :o

    Ich kann Dir echt nur empfehlen, mal eine Suchtberatungsstelle aufzusuchen. Nicht nur um mit jemandem zu reden, sondern auch um Dir Rat in Bezug auf das Haus zu holen. Denn ich vermute, dass Du nicht die/der Einzige bist mit einem ähnlichen Problem. Ansonsten bleibt nur anwaltliche Hilfe ...

    Unabhängig davon wünsche ich Dir viel Kraft und hier einen guten Austausch!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Vielen Dank für die Antwort, ja natürlich wäre eine Hilfe von selbshilfegruppen sehr hilfreich allerdings kostet es sehr viel Überwindung dort Auge in Auge bei fremden sein Problem anzusprechen, und man sich ja selbst eingestehen muss die Situation alleine nicht bewältigen zu können, ich weiß nicht ob nur ich das so sehe oder ob auch andere dieses Problem dieser Hemmschwelle kennen. Anwaltliche Hilfe wäre in dieser Sache zwar notwendig aber auch sehr kostspielig leider.

  • Das Problem der Hemmschwelle/Selbstüberwindung kennen sehr viele Menschen. Was meinst Du, wie lange ICH überlegt habe, eine SHG zu besuchen. Wir haben vor den Räumlichkeiten unserer SHG Menschen "beobachtet", die des Öfteren immer zur Zeit unserer Treffen langsam vorbeiliefen - bis sie dann eines Tages dann doch den Mut aufbrachten und hereinkamen.
    Im Nachhinein betrachtet war das natürlich "lächerlich" (meine ich absolut nicht abwertend!): zum Einen kannten die/wir Anderen diese Hemmschwelle auch - ebenso wie seine/meine Probleme. Denn sie/wir waren ja aus denselben Gründen dort.

    Und das anwaltliche Hilfe kostspielig ist, ist bekannt. Deshalb sprach ich ja auch die Beratungsstelle bzw. SHG an - und damit Menschen, die eventuell diese Situation schon durchhaben und somit Tipps geben können ...

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  • Natürlich werde ich wenn ich meine Hemmschwelle mal überwunden habe die Hilfe einer selbshilfegruppe in Anspruch nehmen, doch bis dahin hoffe ich darauf vielleicht hier Betroffene zu finden die evtl ähnliche Erfahrungen gemacht haben und ich vielleicht Tipps bekommen kann. Und nicht zuletzt ist natürlich das zwar das Hauptproblem aber man hängt nach über 20 Jahren natürlich auch noch an dem Menschen. Gerade weil ich die Folgen einer Trennung nicht einschätzen kann und ich nicht weiß was er dann so treibt. Dabei wäre das er sich nur selber kaputt macht durch die trinkerei wahrscheinlich noch das kleinste Problem. Denn es ist sein Leben und wenn er die Kurve nicht bekommt, bin ich weder dafür verantwortlich noch daran schuld. Aber ich kann ihn mittlerweile wenn er sein Quantum erreicht hat nichtmehr einschätzen, tut er sich was an vor lauter selbstmitleid, steigt er ins Auto und gefährdet dabei noch andere..... Natürlich sind mittlerweile auch körperliche Beeinträchtigungen vorhanden, die ich jetzt wenigstens Blick habe, dann aber niemand mehr..... Ich weiß nicht ob sich das für andere unverständlich anhört, ich verstehe mich und mein Handeln ja manchmal selber nicht, oder ob andere Betroffene so oder ähnlich denken

  • Außerdem finde ich dieses hin und her gerissen sein von... Es könnte ja viel schlimmer sein, andere trifft es noch härter, an guten Tagen, das kannst du doch nicht machen ihn einfach verlassen, er ist ja im Grunde kein schlechter Kerl..... und... die Situation regt mich einfach nur noch auf, auf diesem pulverfass zu sitzen und nie zu wissen wann es wieder hoch geht, die künstliche erschaffen Dramen von ihm, seine Eifersucht und bösen Beschuldigungen sehr schwierig auch wenn Im laufe der Zeit die Zeiten von raus hier immer mehr überwiegen.


  • Außerdem finde ich dieses hin und her gerissen sein von... Es könnte ja viel schlimmer sein, andere trifft es noch härter, an guten Tagen, das kannst du doch nicht machen ihn einfach verlassen, er ist ja im Grunde kein schlechter Kerl..... und... die Situation regt mich einfach nur noch auf, auf diesem pulverfass zu sitzen und nie zu wissen wann es wieder hoch geht, die künstliche erschaffen Dramen von ihm, seine Eifersucht und bösen Beschuldigungen sehr schwierig auch wenn Im laufe der Zeit die Zeiten von raus hier immer mehr überwiegen.

    Das kann ich glatt so unterschreiben bis Punkt x ist alles okay und dann aufpassen was man sagt oder wie man sich verhält. Zum Glück sind die Kinder dann meist schon im Bett und bekommen das nicht mit. ich selbst habe wieder angefangen zu rauchen und verziehen mich mit der Zigarette aufs Klo. Um aus der Situation zu kommen und runter zu fahren.

  • Ja ich versuche auch mich durch laufen mit dem Hund oder draußen sitzen auf dem Balkon dann immer aus der Situation zu entziehen, was oft gar nicht einfach ist. Und in diesen Momenten ist dann der Wunsch endlich einfachseine Ruhe zu haben dann wieder unendlich groß, ich nehme mir dann jedes mal vor das nichtmehr an mich ran zu lassen und mich selbst zu beruhigen das ich die Situation ja nicht herauf beschworen habe, sondern seine alkoholisierte, vollkommen verzerrte Wahrnehmung daran schuld ist aber irgendwie ärgert man sich trotzdem wieder darüber wie jemand so sein kann, das man den punkt wieder nicht rechtzeitig erkennt und vorher die situation schon verlässt ... Und eigentlich ärgert man sich darüber, dass man sich ärgert

  • Hallo Steinbock,

    ich habe leider den Sinn Deiner Anmeldung nicht ganz verstanden.

    Dein Mann ändert sich eh nicht und Du hast Dich damit abgefunden. Es nervt Dich allerdings so, dass Du weißt, dass Du Dich trennen müsstest. Machst Du aber nicht, denn...

    Du schreibst, Du kannst (und willst) nichts ändern, weil Ihr im Haus Deines Mannes wohnt, Du Deiner Mutter eine weiteren Umzug nicht zumuten willst und noch ein halbes Dutzend weitere Gründe.

    Ein Anwalt ist Dir zu teuer und zu Suchtberatung oder Selbsthilfegruppe kannst (willst?) Du Dich nicht überwinden. Du hättest gerne weitere Vorschläge, aber leider, leider, kommen die nicht.

    Tja, und nun? Wo soll das Wunder herkommen, wenn alle Beteiligten weiter machen wie bisher? Einer säuft, eine jammert, und wenn sie nicht gestorben sind, dann tun sie das noch heute...hast Du das geschrieben, damit wir was zu lesen haben oder hattest Du noch andere Gründe?
    Ich würde mal behaupten, wenn es Dir zu schwierig ist, Dich mit Anderen von Angesicht zu Angesicht zu unterhalten, kann Dein Leidensdruck noch nicht so besonders groß sein. So lange die Fassade noch das Wichtigste im Leben ist und ja keiner mitkriegen soll, wie es dahinter aussieht, hältst Du es ja noch aus. Egal, wie Du Deine Situation bewertest, unter dem Strich reicht es noch nicht, dass Du Dich überwindest. Bei einem Beinbruch würdest Du wahrscheinlich nicht so lange zögern, einen Profi zu holen, also kann es ja nicht so schlimm wie ein Beinbruch sein, wenn man das mal ganz nüchtern betrachtet. Das dauert noch ein bisschen.

    Gruß Susanne

  • Öha - das war deutlich. 44.

    Tja, liebe Steinbock, nun bin ich mal auf Deine Antwort gespannt ...

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • [quote
    Ja ich versuche auch mich durch laufen mit dem Hund oder draußen sitzen auf dem Balkon dann immer aus der Situation zu entziehen, was oft gar nicht einfach ist. Und in diesen Momenten ist dann der Wunsch endlich einfachseine Ruhe zu haben dann wieder unendlich groß, ich nehme mir dann jedes mal vor das nichtmehr an mich ran zu lassen und mich selbst zu beruhigen das ich die Situation ja nicht herauf beschworen habe, sondern seine alkoholisierte, vollkommen verzerrte Wahrnehmung daran schuld ist aber irgendwie ärgert man sich trotzdem wieder darüber wie jemand so sein kann, das man den punkt wieder nicht rechtzeitig erkennt und vorher die situation schon verlässt ... Und eigentlich ärgert man sich darüber, dass man sich ärgert

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Hallo Betty, hallo Susanne,

    Wie ich in einem Beitrag auch schon erwähnt habe, geht es hier nicht nur um Materielles, sondern auch darum, daß 20 Jahre Beziehung und 17 Jahre Ehe nicht so einfach abzuschütteln sind. Die Hoffnung das er irgendwann vielleicht doch wieder zumindest annähernd der Mann wird der er war ist trotz allem da und natürlich auch noch Liebe auch wenn diese Stück für Stück verloren geht. Und wie ich auch schon erwähnt habe, macht man sich natürlich Sorgen um einen Menschen, der dann komplett alleine wäre und man nicht einschätzen kann was passiert. Ich warte weder auf ein Wunder noch auf Mitleid. Es geht mir hier eigentlich um den Austausch von anderen Angehörigen, die noch in ihrer Beziehung sind oder sich schon getrennt haben, denn den Weg ob Trennung oder nicht und den Zeitpunkt ob Hilfe holen durch SHG, Anwalt... muss ich weitgehend alleine gehen und bestimmen. Jeder Angehörige hier hat seine Geschichte, seine Gründe warum er vielleicht noch bleibt und warum er evtl lange braucht sich für einen Weg zu entscheiden und überwinden.
    Lg
    Steinbock 84

  • Öhm.

    mein Vater hat getrunken, bis er daran gestorben ist.
    Meine Eltern haben sich nach 31(!) Jahren scheiden lassen. Trotz Haus, blablabla. Wenn es schlimm genug ist, geht es. Wenns nicht geht, ist es noch nicht schlimm genug, meine Sicht darauf.

    Ich hatte da aber längst die Flucht ergriffen. Und ich kann Dir im Nachhinein nicht sagen, was damals schlimmer FÜR MICH war. Mein trinkender Vater oder das Gejammer meiner Mutter, wie schlimm es ihr mit ihm geht, und dem ja auch nie Konsequenzen folgten. Ich habe jahrelang den Kontakt zu beiden abgebrochen, ich konnte es nicht mehr hören.

    Ich kenne Paare, die trotz Suchtproblematik zusammengeblieben sind - und die auch glücklich wurden. Da haben aber überall BEIDE sehr viel an sich gearbeitet.

    Wenn Du hier Erfahrungen von anderen Angehörigen haben willst, musst Du Dir ja nur mal die Mühe machen, zu lesen. Steht ja alles da. So wie ich das sehe, schlagen hier in erster Linie Angehörige auf, die selbst nicht mehr weiterwissen. Oder solche, die dann wirklich ernsthaft etwas unternommen haben.

    Ich will Dir nichts erzählen, es ist Dein Leben, und wie man sich bettet, so liegt man.

    Gruß Susanne

  • Natürlich mache ich mir die Mühe und lese hier, sonst hätte ich mich wohl nicht angemeldet. Und ja es ist wahrscheinlich so das es noch nicht schlimm genug ist, denn wenn es so wäre würde ich wohl eher nicht in einem forum lesen, sondern andere hilfe in Anspruch nehmen. Ich habe mit nichten ausgeschlossen mir wenn für mich der Punkt erreicht ist eine SHG oder Anwaltliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, doch wenn man an einem Menschen hängt, sieht das er ein Problem hat, auch wenn er es(noch) nicht einsieht, dauert es eben bis man den Punkt erreicht hat. Deshalb eben auch die Anmeldung hier, oft dauert es lange bis auch einem Alkoholiker die Augen aufgehen und zu lesen wie und was andere Angehörige bis dahin damit umgegangen sind und versucht haben evtl dieses Augen öffnen zu unterstützen.

  • Die Augen öffnen könntest Du nur, wenn Du etwas findest, was ihn davon überzeugt, dass ein Leben ohne Alkohol für ihn ganz persönlich schöner und sinnvoller ist, als das Leben mit Alkohol. Das dürfte etwa so einfach sein, wie wenn ich versuchen würde, Dich zur Trennung von ihm zu bewegen.
    Ein großer Teil der Alkoholiker, die ich kennengelernt hatte, wussten ganz genau, was sie machen und dass sie sich zugrunderichten. Sie haben sich nur von der Nüchternheit auch kein besseres Leben erhofft und da hat mancher für den Glauben, dass er saufend ein schöneres Leben führt, gerne ein paar Jahre seines Lebens geopfert.

    Tja nun, bin raus.

  • Genau wie wir Betroffenen/Alkoholiker an unseren ganz persönlichen Tiefpunkt ankommen müssen, um zu akzeptieren, dass es so nicht mehr weitergeht und wir dann auch Hilfe akzeptieren - genau so müssen es wohl auch die Angehörigen. Und so lange jammern sie eben vor sich hin, wie schlimm doch alles ist - aber noch überwiegen die Punkte auf der "Bleiben"-Seite. So wie wir wussten, dass wir uns mit dem Saufen zu Grunde richten, aber die Punkte auf der "Weitersaufen"-Seite im Gegensatz zu der "Aufhören-und-Hilfesuchen"-Seite überwogen ...

    Und Steinbock ist noch in der Findungs-Phase ...

    Natürlich mache ich mir die Mühe und lese hier, sonst hätte ich mich wohl nicht angemeldet. Und ja es ist wahrscheinlich so das es noch nicht schlimm genug ist, denn wenn es so wäre würde ich wohl eher nicht in einem forum lesen, sondern andere hilfe in Anspruch nehmen. Ich habe mit nichten ausgeschlossen mir wenn für mich der Punkt erreicht ist eine SHG oder Anwaltliche Hilfe in Anspruch zu nehmen...

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Ich kann dir auf jeden Fall soweit beipflichten das ich auf der bleiben seite noch mehr Punkte als auf der gehen seite habe, denn sonst würde ich wahrscheinlich nicht mehr überlegen. Findugsphase finde ich sehr passend ausgedrückt.

  • Hm...

    Einerseits gibt es eben Fälle, wo ein Alkoholkranker und ein Nicht-Alkoholkranker eine Partnerschaft führen und glücklich damit sind.

    Andererseits wird hier geschrieben von "bist noch nicht soweit zu gehen"

    Also zumindest aktuell geht es mir mit meinem Partner so, dass ich ganz klare Abgrenzungen für mich selbst aufgestellt habe und damit geht es uns beiden sehr gut. Er muss sich nicht schämen, weil er unter Alkohol irgendwas doofes zu mir gesagt hat und ich muss mir das nicht anhören - weil ich nämlich vorher auf Abstand gehe. Das ist zum Beispiel eine unserer Abgrenzungen.

    Oder dass ich nicht mit ihm zusammen ziehen werde, solange er so regelmäßig trinkt.

    Ich weiß nicht, ob solche klaren Grenzen auch bei Dir möglich sind, Steinbock?

    Mir wurden da viele gute Ideen durch eine Beratungsstelle mitgegeben.

  • Liebe Steinbock 84
    Du schreibst du willst dich gerne mit anderen Betroffenen austauschen. Ich habe selbst viele Jahre in einer sehr ähnlichen Partnerschaft gelebt wie du. Bin jetzt seit fast einem Jahr von meinem Partner getrennt.
    Mein Expartner hat auch ähnliche Mengen an Bier täglich getrunken und er war auch eine tickende Zeitbombe. Die ständige Ungewissheit was passiert heute, wie ist er heute gelaunt, ist ein normales Gespräch möglich oder nicht. Du schreibst du hast dich mittlerweile damit abgefunden. Mir ging es damals ähnlich. Das ständige Nörgeln und die Streitereien werden einem Zuviel und man sagt einfach gar nichts mehr, zieht sich zurück, lebt nebeneinander her. Irgendwann spürt man auch dass es keinen Weg mehr zum Partner hin gibt, man kommt nicht mehr ins Innere. Man kennt sich nicht mehr. Es entsteht Distanz.
    Und trotz allem hat man viele Jahre nebeneinander, gemeinsam (einsam?) verbracht und möchte nicht alles hinschmeißen. Ich verstehe dich in deiner Situation wirklich sehr gut.

    Was wird aus ihm wenn ICH ihn verlasse? Säuft er sich dann zu Tode? Auch dass habe ich mir öfter gedacht.
    Da hab ich mich wohl etwas zu wichtig genommen. Schlussendlich hat ER mich betrogen und hat jetzt eine neue Partnerin. Er hat mich nie gebraucht, er wollte und will einfach nur möglichst ungestört seiner Sucht nachgehen. Ich weiß heute auch dass ich ihn nicht brauche um zu leben.
    Er ist für sich selbst verantwortlich und ich bin für mich selbst verantwortlich. Du kannst ihn nicht retten, du kannst nur dich selbst retten.
    Seine Sucht liegt nicht in deiner Verantwortung.
    Ich habe anfangs mit diesem "Du musst auch Dich schauen" überhaupt nichts anfangen können. Heute ein Jahr später und durch die regelmäßigen Besuch bei einer Suchtberatungsstelle, habe ich verstanden was damit gemeint ist.

    Ich weiß genau wie du dich fühlst liebe Steinbock 84. Ich hatte auch solche Hemmungen zu einer Beratungsstelle zu gehen. Soweit fehlts dann auch wieder nicht, ein bisschen schaff ich schon noch, dachte ich mir. Heute denke ich mir, hätte ich doch schon viel früher Hilfe in Anspruch genommen, wäre mir soviel erspart geblieben. Es ist unfassbar erleichternd, einer fremden Person die spezialisiert ist auf Suchterkrankungen von deinem Leid zu erzählen und gemeinsam Lösungen zu finden. Ich hätte mir vor Jahren im Traum nicht vorstellen können einen Psychologen aufzusuchen. Heute weiß ich dass es schon seine Berechtigung hat die Psyche des Menschen zu studieren. Die Menschen die bei einer Suchtberatung arbeiten, wissen wie es dir geht, sie wissen was zu tun ist. Sie können dir eine Hilfestellung leisten die dir nicht einmal deine besten Freunde oder Familie geben können. Trau dich dort hin zu gehen!

    Es könnte viel schlimmer sein, soviel trinkt er ja auch wieder nicht, heute hat er weniger als letzte Woche getrunken, er ist ja im Grunde kein schlechter Kerl, sich jedes mal vornehmen zu gehen und es dann doch nicht übers Herz bringen....All diese Gedanken hatte ich auch. 8 Lange Jahre.
    Mein Partner hatte (und hat auch heute noch) keine Einsicht in seine Krankheit. Und unter diesen Bedingungen ist das beste dass mir passieren konnte die Trennung!
    Ohne Einsicht, machst nur du dich kaputt. Es wird nicht einfach so wieder besser. Es wird nur einfach so von Jahr zu Jahr noch schlimmer, es werden immer mehr Grenzen überschritten, es dreht sich weiter und weiter und weiter.

    Tu was dagegen! Steh auf! Hol dir Hilfe! Kämpfe für DEIN Leben!
    Ich wünsch dir nur das Beste.
    Ganz liebe Grüße Sunrise

  • Hallo sunrise,

    Vielen Dank für deinen Beitrag, es tut gut zu hören, dass sich andere genauso gefühlt haben und auch lange gebraucht haben bis sie zu einem Entschluss bereit waren. Inzwischen habe ich mich telefonisch mit einer Beratungsstelle in Verbindung gesetzt und schon einige Tips für mich erhalten die mir bis ich zu dem Schritt mich zu trennen bereit bin helfen können. Ich war muss ich zugeben sehr überrascht darüber wie gut die Dame am Telefon verstand, das ich den Punkt zu gehen, warum auch immer, (so manches Mal verstehe ich
    es ja selber nicht) einfach noch nicht erreicht habe.
    Es ist schon erstaunlich, daß sich das Verhalten der trinken den so oft ähnelt, denn auch die Dame der Beratungsstelle hat es ähnlich wie du und auch ich schon oft miterlebt. Und ja es tut gut mit fremden darüber zu reden, und sie sehen vieles anders als Freunde und Familie. Vorallem hätte ich nicht gedacht das jemand anders im Ansatz versteht, warum man sich nicht sofort oder früher aus so einer Beziehung lösen kann. Psychologische Hilfe für mich hat die Dame auch angeraten, allerdings musste ich feststellen das es gar nicht so einfach ist zeitnah einen Termin zu bekommen.
    Darf ich noch fragen, wie lange es bei dir gedauert hat bis dir klar war das dein ex Partner ein Alkohol problem hat? Bei mir ging das so schleichend das ich anfangs nicht einordnen konnte woher die probleme kamen und auch das schleichende mehr trinken meines partners habe/wollte ich erst nicht erkennen.
    Nochmal danke für deine aufbauenden und verständnisvollen Worte.
    Lg
    Steinbock

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