Ist das zuviel Alkohol ?

  • Hallo
    Ich Frage mich schon eine Weile ob das zu viel Alkohol ist was mein Mann konsumiert jeden Tag ab Nachmittag ca 8 Flaschen (0,5 l) Bier. Samstags gerne mal fast ein ganzer Kasten oder mindestens eine Flasche Schnaps (Rum) unter der Woche selten hochprozentiges aber wenn mindestens halbe Flasche.
    Das war natürlich nicht immer so diese Menge ist seit ca einem halben Jahr bis Jahr. Vorher hat er nur ca 4 Flaschen Bier am Tag getrunken. Mehrere Jahre hat er so gut wie nix getrunken nur ab und zu war Mal mehr Mal weniger aber weit weg von diesem Konsum.
    Seit ca 3 Jahren steigt es langsam.
    Er wird auch immer schneller gereizt und genervt. Gespräche sind kaum noch möglich egal welches Thema spätestens wenn es um Organisationen im Alltag oder so geht ist er raus und sagt mach du. Gleiches gilt für schulische Belange, Reparaturen am Auto, Haushalt,... alles kann ich alleine machen.
    Gruß massara

  • Hallo!

    Diese Mengen deuten auf eine Suchterkrankung hin. So ähnlich habe ich früher auch mal gesoffen, unter der Woche "mit angezogener Handbremse" und am WE maßlos.

    Ich empfehle einen Gang zur Suchtberatung. Da kannst Du auch erst mal alleine hin, um dich über die Möglichkeiten zu informieren. So hat es meine Familie auch praktiziert und mir anschließend die Pistole auf die Brust gesetzt: "Entweder Therapie oder Trennung". Das kam allerdings zu einem Zeitpunkt, als mir klar war, dass ich es nicht einmal mehr schaffe, Saufpausen einzulegen, was mir früher immer gelungen war und mich in falscher Sicherheit wog. Das ist jetzt mehr als 4 Jahre her und es geht mir besser als zuvor, von ein paar Wehwehchen mal abgesehen.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Hallo Massara,

    willkommen im Forum – und jetzt auch richtig im Angehörigen-Bereich!

    Ich denke, dass Du Dir die Frage, ob der Alkoholkonsum Deines Mannes zu extrem ist, selbst schon längst beantwortet hast, oder nicht?
    Würde er gesund leben, und angenommen Mineralwasser trinken: Welcher Mann bringt es fertig sich Tag für Tag mehr als 4 Liter Wasser reinzuschütten?

    Wenn Du Dich hier im Forum eingelesen hast (ansonsten einfach die Suchfunktion benutzen: Stichwort Alkoholgehalt – reiner Alkohol – usw.), dann weißt Du, dass es völlig egal ist, „in welcher Form/Verpackung" der Alkohol konsumiert wird. Maßgeblich ist immer nur der Reinalkohol, der im jeweiligen Getränk vorhanden ist. (Bei Bier 4,9 Volumenprozent, was wenig klingt, aber aufgrund der Größe von Biergetränken erheblich mehr, als ein Stamperl Schnaps ist.)

    Sucht liegt vor, wenn ein Alkoholkonsument ohne das Suchtmittel Alkohol nicht mehr leben und funktionieren kann, also auf seine regelmäßig Dosis angewiesen ist. Dabei ist es zunächst einmal völlig egal, ob Betroffene eine physische (körperliche) oder psychische Abhängigkeit aufweisen.
    Im Fall Deines Mannes kann man aufgrund der extremen Menge und Dauer seines hohen Konsums über so lange Zeit davon ausgehen, dass sich eine Suchterkrankung mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits entwickelt hat.

    Nun könnten wir hier viel über Deinen Mann schreiben, aber Dir würde das überhaupt nichts in der Situation bringen.
    Aus Erfahrung kann ich Dir schreiben, dass Du Deinen Mann nicht dazu bewegen können wirst, sein Trinkverhalten zu verändern, und/oder sich Hilfe zu holen, solange Dein Mann sein „Problem“ nicht selbst einsieht, und etwas von innen heraus dagegen tun möchte.
    Lies Dir die Angehörigen-Threads aufmerksam durch, und Du wirst unweigerlich zu dem Resultat kommen, dass Du jetzt noch lange Zeit „das Kasperle-Theater“ als Co-Abhängige mitmachen kannst, dabei immer tiefer in seine Sucht verstrickt wirst, immer mehr die Orientierung und eine gesunden Lebensstil verlierst, und im schlimmsten Fall selbst psychosomatisch erkrankst.

    Du kannst jetzt aber, wo Du für Dich zu der Erkenntnis gefunden hast, dass hier bei Euch etwas ganz und gar aus dem Ruder gelaufen ist, aktiv etwas für Dich und Eure Kinder tun: Am idealsten, so finde ich, ist dazu die Suchtberatung (Caritas oder Diakonie) auf fachlicher Ebene da.
    Willst Du darüber hinaus Dir selbst noch etwas Gutes tun, dann könntest Du auch mal in eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Suchtkranken hineinschnuppern, wo Du von anderen betroffenen Angehörigen wertvolle Tipps und Hinweise erhalten kannst, um die Situation für Dich zu bewältigen.

    Als Lese-Tipp empfehle ich Dir u.a. …
    Co-Abhängigkeit, die verkannte Krankheit

  • Schau einfach mal HIER rein: auch wenn es "nur" Bier ist, entspricht die Menge doch einer Flasche Schnaps.
    Und das ist definitiv zu viel!

    Ich als trockener Alkoholiker kann Dir nur dringend raten, Dich an eine Suchtberatungsstelle zu wenden und Dir Hilfe zu suchen/holen. Hilfe in Form von Rat und Tipps, welche Möglichkeiten Du hast. Aber auch in Form von Gesprächen, bei denen Du auch mal Dein Herz ausschütten kannst.
    Und sprich mit Deinem Mann: setz ihm Grenzen mit eindeutigen Konsequenzen, die Du dann aber auch einhalten solltest. Damit meine ich nicht, dass Du ihn unbedingt vor die Tür setzen sollst. Aber Du musst vor allem an DICH denken - denn sonst zieht SEINE Sucht Dich auch noch mit runter.
    Er ist für seine Sucht verantwortlich - nicht Du.

    Natürlich ist es für den Betroffenen einfacher, etwas gegen seine Sucht zu unternehmen, wenn er Hilfe hat - wenn er/sie denn will und annimmt. Genauso wichtig ist aber auch die Gesundheit der Angehörigen (in diesem Fall: Deine). Und hier geht es nicht um ihn, sondern um DICH ...

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Danke für die Antworten :)
    Ja ich habe durch das Lesen hier schon mitbekommen das ich, und nur ich, etwas dagegen tun kann, Jetzt muss es nur noch weiter Klick machen aber ich bin zuversichtlich das es wird. So geht es wie es aktuell ist nicht weiter es ist wie ein nebeneinander herleben. Aktionen mit der Familie werden kaum noch wahrgenommen,weil man ja zb. im Zoo nicht mit der Bierflasche rumlaufen. Zumindest ist das etwas was ich nicht dulden würde..
    Hatte schon überlegt ob ich mal zu unserem Hausarzt gehe er behandelt zumindest laut Internetseite auch Suchtkrankheiten.
    Später mehr bin noch arbeiten

  • Hallo
    Danke für die Info mit der SHG ja ist bestimmt eine super Hilfe und die können mir/ uns bestimmt auch gut weiter helfen. Bloß der erste Schritt puh kostet ganz viel Kraft und Überwindung :-[ auch wenn er bestimmt richtig ist habe ich doch etwas Angst davor. Kann nicht wirklich erklären wieso könnt ihr das verstehen?

    OK laut der Liste der Co Abhängigkeit ist mein Tiefpunkt wohl noch nicht erreicht. Keine Ahnung ich schwanke manchmal zwischen es ist ja noch friedlich und es geht gar nicht mehr. Zwischen trennen noch nicht und zieh so schnell wie möglich aus. Auf der einen Seite will ich die Zeit auch nicht einfach kampflos aufgeben und ihm zumindest die Chance geben seinen Konsum für sich zu überdenken. Das ich ihn nicht von abhalten kann und ihn auch nicht ändern kann weiß ich das ist seine Baustelle. Ich muss sehen das es den Kindern und mir gut geht. Wir brauchten zum Glück ( noch) nie Angst vor ihm haben sollte das je der Fall sein oder sollte er die Hand mir oder den Kindern gegenüber erheben würde es mir wirklich nie mehr wieder gut zu machen sein da gäbe es auch nur die Trennung und zwar sofort ohne Diskussion. Mein Selbstbewusstsein ist noch da.
    Ich kann auch gut mit meinem Kopf durch die Wand auch hat er schon ein paar mal versucht mir ' schuld" zuzuweisen wenn seine Aufgaben nicht erledigt waren der Grund für das Trinken zu sein... Die sind so abgeprallt und er hat das auch seit dem nicht mehr gemacht. Ich bin,(und da danke ich meinen Eltern, so erzogen worden das die Suppe die man sich selbst einbringt auch selbst auslöffeln soll.
    Hilfe wenn nötig und möglich kein Problem.
    Noch hoffe ich das wir als Paar/ Familie eine Chance haben. Falls nicht werde ich den Weg mit den Kindern alleine gehen müssen notfalls heisst es dann leider erstmal Hartz 4. Davor habe ich ehrlich schiss habe das noch nie beantragt.

    Das Schreiben und die Unterstützung hier sind echt eine Erleichterung und helfen beim Gedanken sortieren. Danke.
    Ich fühle mich bis jetzt gut und wohl mich hier angemeldet zu haben. Eure Geschichten öffnen mir immer mehr die Augen Ich fange so langsam an zu verstehen was der Alkohol alles kaputt macht wie er Menschen auseinander bringt.
    Gruß Massara

  • Warum schreibst Du nicht in einem einzigen Thread, liebe Massara?
    Ich blick nämlich nicht mehr so richtig durch, wo was wann in welchem Zusammenhang verstreut geschrieben wurde …

    Zitat von “Massara“

    OK laut der Liste der Co Abhängigkeit ist mein Tiefpunkt wohl noch nicht erreicht.


    Die Kriterien, nach denen Co-Abhängigkeit beurteilt und „diagnostiziert“ wird, sind nach demselben Schema, wie bei der Sucht. (Co-Abhängigkeit ist per Definition auch eine Sucht.)
    Viele Kriterien können gleichzeitig bei einer Betroffenen auftreten – oder, auch wie bei der Sucht – manche gar nicht, oder nur sehr schwach.
    Aus der Sicht der Betroffenen kommen dann nochmal ganz anderen „subjektive Kriterien“ dazu: Die eine Ehefrau sagt: „Wieso soll ich Co sein? Ich trag ihm kein Bier nach, rede offen über seinen Konsum und es kracht auch immer wieder wegen seiner Sauferei.“ (Aber gleichzeitig duldet und toleriert sie seine Saufkarriere schon viele Jahre, und nimmt dafür alles in Kauf.)
    Eine andere wiederum fragt hier an: „Ich habe einen Mann kennengelernt, der meiner Meinung nach sehr viel Alkohol konsumiert in meiner Gegenwart. Bin ich schon Co, wenn ich das dulde und dazu schweige?“
    Apropos Tiefpunkt.
    Der ist bei jedem ein anderer. Auch wie bei der stoffgebundenen Sucht. Man spricht dabei auch vom „Leidensdruck“, und der ist so individuell, dass man’s manchmal gar nicht glauben kann, wo die Schmerzgrenze liegt …

    Bei allem, was Du über Eure Situation schreibst, denke ich, dass es besonders die Konsequenz -Losigkeit ist, die für beide Partner die Situation sehr diffus und schwer macht.

    Aus Sicht Deines Mannes, das weiß ich noch von meiner nassen Zeit, bedeutet das: Naja, ihr stinkt zwar meine Sauferei, aber wenn ich ein bisschen guten Willen zeige, mal kürzer trete – UND VORALLEM MEINEN TATSÄCHLICHEN KONSUM VOR IHR VERHEIMLICHE – und auf lieb Kind mache, dann beruhigt sie sich schon wieder, und alles in bester Ordnung.
    Ich zeig Ihr jetzt mal 2 oder 3 Tage, dass ich „fast nichts trinke“, womit der Beweis erbracht ist, dass ich kein Problem mit dem Alkohol habe.

    Und aus Deiner Sicht heraus denkst Du: Ach guck, jetzt hat er sich tatsächlich mal für 3 Tage angestrengt und (in meiner Gegenwart) keinen Tropfen getrunken! Also geht’s doch. Dann hat er doch kein so massives Alkoholproblem, wie die hier (im Forum) alle schreiben.
    Außerdem ist er eigentlich so ein lieber Kerl, schlägt mich nicht oder die Kinder, sorgt finanziell für unseren Unterhalt, und „wir können unser Glück gar nicht fassen, dass wir keine Angst vor ihm haben müssen“.
    Und wenn sie nicht gestorben sind, dann säuft er fröhlich weiter, und sie taumelt zwischen Hoffen, Bangen und Resignation genauso „betrunken“ durch ihre Ehe …

    Aus dem, was Du schreibst, meine ich herauszulesen, dass Dein Schwerpunkt immer noch darauf liegt, dass Dein Mann seine Sucht aktiv zum Stillstand bringen soll oder kann, und dann ist wieder alles in Butter.
    Trotz Deiner „Lippenbekenntnisse“, dass Du Dich um Dich (und Eure Kinder) kümmern musst und sollst, liest es sich – für mich – so, als ob Du jetzt lieber mal abwarten möchtest, was sich bei ihm so tut. Wenn sich „im schlimmsten Fall“ nichts tut, dann kannst Du ja immer noch nach Dir schauen ….
    So funktioniert einen Genesung von der Co-Abhängigkeit aber leider nicht.

    Zitat von “Massara“

    Ich fange so langsam an zu verstehen was der Alkohol alles kaputt macht wie er Menschen auseinander bringt.


    Natürlich ist die Sucht des einen Partners zunächst einmal der Auslöser, dass die unglücklichen Zusammenhänge und das ungesunde Zusammenspiel zwischen den Partner aufgedeckt wird.
    Erfahrungsgemäßig kann man aber immer wieder feststellen: „Der Wurm war schon lange drin“ in der Partnerschaft, und die Sucht des einen, hat das dann nur vollends offenbart und zutage gebracht.
    Ich erfahre von Partnerschaften, in denen separat vom einen seine Sucht, und vom anderen seine Co-Abhängigkeit zum Stillstand gebracht werden konnte – und die zusammengeblieben sind -, dass ihre heutige Partnerschaft eine völlig andere ist, wie vor und während der Sucht.

    Meiner Meinung nach muss man also schon die ganze Wahrheit bei der Sucht und Co-Abhängigkeit aussprechen: In der Regel könnten Suchtkranke ihre Sucht gar nicht so lange „betreiben“, wenn sie nicht ein sehr empfangsbereites co-abhängiges Umfeld um sich herum hätten, das oft sogar die Sucht sehr aktiv mit unterstützt. (Wenn auch unbewusst!)

  • Hallo Dietmar
    Danke für die ehrlichen Worte.
    Ich habe mich schon fast gefragt ob du Zuhause neben mir sitzt, weil das trifft es fast zu 100 %. Ich mecker ein bisschen und er macht zwei drei Tage etwas weniger ich gebe Ruhe er hat seine Ruhe Alltag hat uns wieder bis zum nächsten Mal.
    Mit dem das er sich anderen mit dem abwarten und sehen ob sich was tut liegst du leider auch nicht falsch das war bis jetzt eigentlich meistens so.
    Ich habe mich ja hier angemeldet damit ich einen Weg finden kann dieses verteufelte Hamsterrad zu durchbrechen. Ich habe für mich gemerkt das das so nicht mehr auf Dauer weiter gehen kann.

    Das der Wurm schon länger drin ist ist mit Sicherheit auch richtig wo der Wurm angefangen hat kann ich gar nicht sagen ich weiß nicht genau und habe mehrere Sachen in Verdacht.
    Tja nur wie redet man mit jemandem der sofort zu macht und sich entweder ins Bett verzieht oder raus geht. Kann ja schlecht wie eine Furie hinterher laufen oder vor dem Bett stehen zumal ich das auch schon gebracht habe O:-) das hat aber weder ihm noch mir etwas gebracht. Ausser das ich mir den Frust von der Seele gemeckert habe.

    Das Thema anzufangen ist echt nicht leicht.
    Ich gebe zu das ich mir das wesentlich leichter und einfacher vorgestellt habe. Wirklich so in der Richtung ich sag's er lässt es und alles ist wieder gut. Ganz schön naiv.

    Aber ich lerne vielleicht nicht allzu schnell aber doch fange ich so langsam an zu begreifen das ich über Alkoholismus gar nichts weiß und noch viel zu lernen habe.

    Ich hoffe ich darf bis dahin noch ein paar weitere"dumme" Fragen stellen.
    Habe mich online zumindest schon mal um die Öffnungszeiten der Caritas erkundigt und herausgefunden das einmal die Woche offene Sprechstunde ist. Und wo diese stattfindet.
    Lieben Gruß Massara

  • Guten Abend Massara,

    in dieser Situation kommst Du, genauso wie Dein Mann in seiner Sucht, nur mit Ehrlichkeit weiter.
    ich bin mir sehr sicher: Das ist für Dich nicht leichter, als für Deinen Mann, der höchstwahrscheinlich wie viele Alkoholiker in seiner Sucht-Scheinwelt lebt. ;)

    Das Tempo, mit dem Du für Dich etwas gegen Deine Verstrickung (Co) in seine Sucht und für Dich und Deine Genesung machen möchtest, bestimmst alleine Du.
    Dumme Fragen von Betroffenen, wie Du eine bist, gibt es für mich nicht. Es gibt nur „dumme“ Antworten darauf – manchmal. ::)

    Die Co-Abhängigkeit, Deine eigene Persönlichkeitsproblematik, die sich durch die Sucht Deines Mannes, aber auch durch Deine unwissend falsche Verhaltensweise zur Suchtproblematik entwickelt hat, ist so komplex, und auch individuell, dass es – genauso wie beim Bemühen des Suchtkranken seine Sucht zum Stillstand zu bringen – viel, viel Geduld mit sich selbst, viel Ausdauer, und sehr viel Eigeninitiative erfordert, um sich daraus „zu befreien“.

    Zitat von “Marsalla“

    Das der Wurm schon länger drin ist ist mit Sicherheit auch richtig wo der Wurm angefangen hat kann ich gar nicht sagen ich weiß nicht genau und habe mehrere Sachen in Verdacht.


    Die Gefahr in Partnerschaften, die von der Sucht betroffen sind, ist häufig, dass der 2. Schritt vor dem 1. gemacht wird.
    Es ist schlicht unmöglich Eure eventuell schon lange schwellende Partnerschaftsprobleme zu lösen, solange
    a) Dein Mann noch von seiner Sucht gefangen ist
    b) Du Dich aus der Verstrickung in seine Sucht noch nicht lösen konntest.

    Aller Erfahrung nach enden solche Versuche, zudem ohne fachlich kompetente Anleitung, damit, dass der Suchtkranke noch mehr Alkohol konsumiert, „endlich einen handfesten Grund gefunden hat, warum er saufen muss“, und die Verletzungen bei der co-abhängigen Partnerin noch tiefer werden.

    Du merkst aber, wenn Du diesen Teil Deines letzten Beitrags nochmals in aller Nachdenklichkeit liest, dass Du permanent darüber sinnierst, wie Du – mittels gutem oder aufgebrachten Zureden (meckern), und allerlei Klemmzügen – versuchst Deinen Mann zur Einsicht zu bewegen. Halt ein typisch co-abhängiges Verhalten in dem Moment zeigst.

    Zitat von “Marsalla“

    Aber ich lerne vielleicht nicht allzu schnell aber doch fange ich so langsam an zu begreifen das ich über Alkoholismus gar nichts weiß und noch viel zu lernen habe.


    Ich bin immer wieder davon beeindruckt, wie engagiert sich die Partner*innen von Suchtkranken zu Suchtexperten ausbilden wollen. :)
    Klar, um die Problematik Deines Mannes verstehen zu können, die für Dich notwendigen Strategien im Umgang mit ihm – vor allem aber im Umgang mit Dir selbst! entwickeln zu können, musst Du Grundlegendes zur Sucht verstehen und wissen. Aber die Sucht Deines Mannes „verstehen“ oder sogar „nachempfinden“ zu können – das musst Du überhaupt nicht.
    Du hast so ein großes Päckchen mit Deiner eigenen Problematik zu tragen, da reicht die Kraft gar nicht um auch noch all das "verstehen zu wollen", was Dein Mann - wenn er seine Sucht zum Stillstand bringen will - verstehen lernen soll.
    An seinem Trinken ändert sich ja überhaupt nichts, wenn Du verstehst, warum er weitertrinkt, oder? 8)

    Zitat von “Marsalla“

    Habe mich online zumindest schon mal um die Öffnungszeiten der Caritas erkundigt und herausgefunden das einmal die Woche offene Sprechstunde ist. Und wo diese stattfindet.


    Das ist schon mal ein „kleiner Anfang in die richtige Richtung“. Ich möchte Dich dazu ermuntern, dass Du dort einfach mal anrufst, schon um feststellen zu können, dass die Suchtberater*innen nicht beißen, und Dein Anliegen ihr tagtägliches „Geschäft“ ist.

  • Guten Abend
    Ich habe viel nachgedacht die letzten Tage und mir sind einige Momente eingefallen die unter Alkohol stattfanden wo ich mich gefragt habe warum ich das eigentlich geduldet habe. Ich habe mich doch sonst nie kommandieren oder Runterputzen lassen. Zumindest habe ich mir gesagt das ich das in Zukunft nicht mehr Kommentarlos über mich ergehen lasse und dort meine Grenzen aufzeige.

    Ich werde auch zur Suchtberatung gehen und mich mit Infos für einen Weg mit und/oder ohne ihn wappnen.
    Noch habe ich selbst keine klare Entscheidung getroffen ist auch verdammt schwer. Vor allem da die letzten Tage echt friedlich und harmonisch waren auch wenn ich mittlerweile weiß das das nur die Ruhe vor dem nächsten Sturm ist.

    Jetzt genieße ich erstmal ein paar Tage Ferien mit den Kindern habe zwei drei Ausflüge geplant, dann wollte ich noch einmal gründlich durch die Wohnung ausmisten und vor allem ausschlafen. ;D wenn meine Eltern Urlaub haben gehe ich zur Suchtberatung, weil ich nicht beim ersten mal direkt mit den Kindern dahin möchte es spricht sich auch freier wenn die nicht dabei sind.
    Lieben Gruß Massara

  • Hallo liebe Massara
    Ich war selbst Jahre lang in der gleichen Situation wie du. Ich habe auch meiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr vertraut. Ich habe mir die gleichen Fragen gestellt wie du, und bin daran fast zerbrochen. Immer wieder geht es für ein paar Tage wieder besser, wieder harmonischer, und du denkst so schlimm ist es ja doch nicht, vielleicht übertreibe ich. Aber es beginnt immer wieder von vorne und irgendwann ist genug.
    In meiner ehemaligen Beziehung gab es über viele Jahre hinweg keine Gewalt, "nur" Streit und kein feines miteinander mehr. Doch dass kann sich schneller ändern als du denkst. In den letzten Monaten unserer Beziehung kam es auch zu körperlichen Auseinandersetzungen.
    Ich frage mich auch warum habe ich dies und jenes geduldet? Ich hatte keine Kraft mehr meine eigenen Grenzen zu schützen, und vor allem wusste ich gar nicht mehr wo meine Grenzen liegen. Ich habe bedingungslos geliebt, habe mich und mein Leben aufgeopfert um meinem Alkoholkrankenpartner "beizustehen".
    Jetzt ist es vorbei, wir haben uns getrennt. Mein Expartner hat wieder eine neue Beziehung und trinkt munter weiter. Ich habe immer noch sehr an den seelischen Wunden dieser langjährigen Beziehung zu knabbern. Trotzdem kann ich dir berichten dass mein Leben heute sehr viel schöner ist. Ich brauche keine Angst mehr zuhaben, wie kommt mein Partner heute nachhause, hat er heute viel oder wenig getrunken, ist er heute gut oder schlecht gelaunt (Pegelabhängig) usw....
    Ich fühle mich um soviel freier!
    Im Leben gibt es noch soviel mehr!
    Ich kann dir von meiner Situation berichten, dass ich dies alles nur mit Hilfe einer Suchtberatungsstelle durchgestanden habe. Ich weiß genau wieviel Mut es kostet dort hin zu gehen und sich einzugestehen dass man Hilfe braucht. Trau dich. Du musst dass nicht alleine durchstehen, du warst lang genug stark.
    Ich wünsch dir nur das Beste.
    Ganz liebe Grüße Sunrise

  • Hallo Sunrise

    Danke für deine Antwort, ja dieses nach Hause kommen und nicht wissen wie hoch der "Pegel" ist kenne ich meist rufe ich vorher an und kann es schon erahnen. Gerade wenn ich von der Arbeit komme geht mir das am meisten auf die Nerven wenn man aufpassen muss was man sagt bloß nichts von der Arbeit erzählen könnte ja ein"Verhältnis" mit dem Kunden haben ::)... Diese Unterstellungen regen mich noch am meisten auf da kann ich auch nicht ruhig bleiben auch wenn es besser wäre aber es geht nicht. Also erzähle ich fast gar nichts mehr...

    Aktuell trinkt er seit zwei Tagen alkoholfreies Bier warum weiß ich nicht, ich denke um mir bzw sich selbst zu beweisen daß er den Alkohol angeblich nicht braucht. Sondern daß er nur trinkt weil es ihm schmeckt. Zumindest war mal ein vernünftiges Gespräch möglich zwar nicht über Alkohol aber in einer großen Familie gibt es ja noch mehr was mal besprochen werden sollte.

    Ich mache mir da auch nichts mehr vor das dauert ein paar Tage und dann ist er wieder bei seinem normalen Pegel mit Alkohol darauf möcht ich fast wetten.

    Aber mal eine Frage. Er klagt über Bauchschmerzen, Kopfschmerzen hat auf einmal die Nase zu und geht ziemlich oft auf die Toilette, das gehört doch mit zu Entzugserscheinungen oder irre ich mich da?

    Gruß Massara

  • Ich habe damals auch immer wieder mal versucht, mich selbst mit alkoholfreiem Bier zu "reduzieren". Aber da (mir) dann doch immer etwas fehlte, war ich meist gereizt (Entzug!) und bin dann spätestens nach ein paar Tagen schließlich doch wieder auf "richtiges" Bier umgestiegen.
    Natürlich nur, weil es besser schmeckt ;)

    Das ist übrigens auch der Grund, warum ich auch heute kein alkoholfreies Bier trinken würde - weil ich Angst habe, dass mir mein Gehirn, meine Psyche sagt "Da fehlt was - nimm ein Richtiges!"
    Und das ist mir zu heiss, also lasse ich es lieber.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo

    Ich bin momentan etwas verwirrt bis auf letzten Samstag hat mein Mann nur alkoholfrei getrunken. Am Samstag hatte er ca eine dreiviertel Flasche Rum getrunken und Sonntag einen Kater gehabt das erste mal seit Jahren das er am nächsten Tag starke Kopfschmerzen hatte.

    Seltsamerweise ist es seit 4 Jahren die erste alkoholfreie Zeit vorher hat er es noch nicht einmal in Erwägung gezogen auch nur einen Abend nix zu trinken nixweiss0

    Eine Unterhaltung darüber ist zwar momentan nicht wirklich drin bzw sagt er es läge an der Wärme ( letztes Jahr war es doch noch wärmer?)

    Ob er gemerkt hat das ich mich mit seinem Konsum auseinandersetze ?
    Das ich mich seit einiger Zeit etwas zurück ziehe? Reden will er nicht darüber :-\

    Ich habe irgendwie im Gefühl daß er mich kontrolliert hat. Weil er kurz nachdem ich mich hier angemeldet habe seinen Konsum plötzlich zügelt kommt mir seltsam vor. Die ganzen Jahre war es ihm egal wie ich darüber denke.

    LG Massara


  • Ich habe damals auch immer wieder mal versucht, mich selbst mit alkoholfreiem Bier zu "reduzieren". Aber da (mir) dann doch immer etwas fehlte, war ich meist gereizt (Entzug!) und bin dann spätestens nach ein paar Tagen schließlich doch wieder auf "richtiges" Bier umgestiegen.
    Natürlich nur, weil es besser schmeckt ;)

    Das ist übrigens auch der Grund, warum ich auch heute kein alkoholfreies Bier trinken würde - weil ich Angst habe, dass mir mein Gehirn, meine Psyche sagt "Da fehlt was - nimm ein Richtiges!"
    Und das ist mir zu heiss, also lasse ich es lieber.

    Alkoholfreies Bier ist doch auch nicht komplett alkoholfrei oder? OK mittlerweile gibt es diese 0,0%igen schmeckt das denn genau so wie Bier? Riecht zumindest ähnlich. Habe es selbst noch nicht probiert wüsste auch nicht wozu meine Eltern trinken das ganz gern als Weizen mit Frucht oder so.

  • Hallo guten Morgen ;)

    Ich kann meinen letzten Post zurück nehmen er hat nicht gemerkt das ich mir Gedanken über seinen Konsum gemacht habe. Habe es mir auch fast gedacht aber hoffen darf man ja noch :-[ OK wär dann ja auch zu einfach.

    Auf jeden Fall liegt er gerade voll im Bett als er von der Arbeit kam verkündete er das er wieder trinken muss weil wir Sonntag auf einem Geburtstag eingeladen sind und er wäre ja aus dem Training. Musste direkt fast eine Flasche Rum sein. Morgen bzw gleich will er weiter trainieren finde ich ja richtig Klasse da ich ja nur 12 Stunden ausser Haus bin und er mit den Kids alleine. da geht man doch ganz entspannt zur Arbeit :-X

    Mit der Suchtberatung habe ich vor ein paar Tagen telefoniert weil ich wissen wollte ob die in den Ferien auch geöffnet bzw ob andere Öffnungszeiten sind die Dame am Telefon war sehr nett und wir haben uns etwas unterhalten. Sie hat mir geraten mal so eine Art Tagebuch zu schreiben einfach nur was gut läuft und was schief läuft am Tag oder in der Woche um mir die Ehe im Moment vor Augen zu führen dann könnte man beim Gespräch schauen wie es weitergehen könnte vor allem hätte man da mal den Zustand der Beziehung aktuell und verdrängt nicht wieder einiges. So habe ich das zumindest verstanden finde die Idee gar nicht mal so schlecht so positiv und negativ aufzuführen wie der Tag war.

    Aktuell würd ich ihn am liebsten in den Keller sperren oder in einem Wald dann kann er weiter sägen ;D
    Gute Nacht Massara

  • Liebe Massara,


    Hallo guten Morgen ;)

    Ich kann meinen letzten Post zurück nehmen


    Och - das wird Dir noch ganz oft passieren ;)
    Nicht, bis "er" soweit ist, Einsicht in seine Sucht zu zeigen - sondern bis Du soweit bist, Einsicht in Dein Problem zu bekommen.


  • Liebe Massara,


    Och - das wird Dir noch ganz oft passieren ;)
    Nicht, bis "er" soweit ist, Einsicht in seine Sucht zu zeigen - sondern bis Du soweit bist, Einsicht in Dein Problem zu bekommen.

    Lieber Dietmar

    Danke du machst mir ja mut ;) :) und ich dachte das wäre jetzt so einfach. ;D

    Leider hatte ich wirklich irgendwie gehofft es würde besser werden, weil es die erste Auszeit vom Alkohol seit Jahren war. Schade das ich mich getäuscht habe es wird mir bestimmt auch noch ein paar Mal passieren das hast du schon richtig erkannt.

    Ich verstehe einfach nicht wie er so verantwortungslos sein kann ich meine er hat doch eine Verantwortung den Kindern gegenüber. Dieses nicht einsehen das er damit auf Dauer alles zerstört.

    Ich bin so hin und her gerissen. mittlerweile kann ich aber schon sagen das ich, wenn wir keine Kinder hätten bestimmt schon weg wäre. Noch bin ich nicht soweit mich als komplett alleinerziehende mit 4 Kindern zu sehen vor diesem Schritt habe ich erhlich gesagt große Angst. Ich mache zwar momentan eigentlich auch fast alles alleine aber dann ganz allein da zu stehen?

    Wenn die kleine in der Kita wäre und ich wenigstens vormittags noch arbeiten könnte sehr das vielleicht wieder anders aus. nixweiss0

    Heute habe ich ihm einen neuen Grund gegeben auf der Arbeit war es ziemlich ruhig und so konnte mir meine Kollegin endlich mal wieder die Haare schneiden. Meine langen Haare ( fast bis zum Po) sind jetzt wieder kurz das wollte ich schon so lange inklusive neuer Farbe. Er findet es doof ich fühle mich damit pudelwohl es wurde endlich mal Zeit ;D
    Vielleicht war es auch ein bisschen extra weil ihm die langen besser gefallen es musste einfach sein 8)
    LG Massara


  • Ich bin so hin und her gerissen. mittlerweile kann ich aber schon sagen das ich, wenn wir keine Kinder hätten bestimmt schon weg wäre. Noch bin ich nicht soweit mich als komplett alleinerziehende mit 4 Kindern zu sehen vor diesem Schritt habe ich erhlich gesagt große Angst. Ich mache zwar momentan eigentlich auch fast alles alleine aber dann ganz allein da zu stehen?

    Sooo schlimm scheint es ja wirklich nicht zu sein ...
    Ich frage mich, wie es die tausenden von alleinerziehenden Mütter geschafft haben, zu überleben.. Meine Mutter hat meinen biologischen Vater 1969 auch zum Teufel gejagt, weil er ständig getrunken hat (ICH kann mich nicht wirklich dran erinnern) und mich und meine Schwester alleine großgezogen. Und das war wohl doch eine andere Zeit damals ...
    Und heutzutage erhalten alleinerziehende Elternteile ja doch eine ganze Menge an Unterstützung.

    Für mich verständlich ist allerdings schon die Angst, diesen endgültigen Schritt zu gehen. Nur - Du sagst es doch schon selbst:

    Ich mache zwar momentan eigentlich auch fast alles alleine ...

    Und dann machst Du es eben ohne Druck "Was sagt er jetzt wieder dazu? Hat er mal wieder was zu meckern?" etc
    Und kannst Dir die Haare nach Lust und Laune abschneiden, färben, verbiegen ... lassen, wie und wann DU es willst! Müsstest nicht mehr ständig auf dem Weg nach Hause überlegen "Hat er oder hat er nicht getrunken?" ...

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!