Tochter von Alkoholiker

  • Tja, was will ich? vielleicht einfach nur einen Ort, wo ich alles mal aufschreiben kann und gehört werde - und wenn jemand noch einen Tipp hat freue ich mich sehr.

    Mein Vater war oder ist Alkoholiker, seit ich ein kleines Kind bin. Mit spätestens 6 kann ich mich an konkrete Situationen erinnern. Evtl. hat er jetzt vor 1-2 Jahren aufgehört zu trinken, ich weiß es nicht sicher. Ich habe den Kontakt zu ihm vor 5 Jahren abgebrochen, ich bin fast 30.

    Wir Kinder waren immer zu laut, er hat uns nicht ertragen. Schon wie ich klein war hat das dazu geführt, dass er nicht mehr mit uns zusammen gegessen hat. Und wir wenn er da war, nur schweigend essen durften, weil sonst würde er ja wütend werden, sein Essen wegwerfen und gehen. Bald hat er nicht mehr mit uns gegessen und war auch nur in seinem Büro. Später hat er ebenfalls in seinem Büro auf seinem Bürostuhl geschlafen. Er ist erst vor 2-3 Jahren bei meiner Mutter ausgezogen. Ich hatte Angst. Immer wenn ich zu ihm gehen musste, weil ich z.B. ihm was sagen musste oder ihn um etwas bitte, war das sehr schwierig für mich. Man wurde immer sehr unfreundlich und ablehnend empfangen. Später als ich schon ausgezogen war (mit 19) hat er sich dann zwar immer riesig gefreut, wie er gemerkt hat, dass ich es bin - aber die Reaktion auf mein Klopfen war die gleiche: Du störst!
    Angst hatte ich auch, weil er Schusswaffen hatte. (Schützenverein, damals nicht aktiv, jetzt wieder) Die Tresore waren im gleichen Raum wie die Getränke und so lag ich abends mit Angst im Bett, wenn ich ihn hörte, dass er dort hinein ging. Ich hatte Angst, er kommt hoch und tut uns etwas an. Manchmal habe ich überlegt, mich unter dem Bett oder im Schrank zu verstecken. Ich konnte erst schlafen, wenn ich ihn drüben schnarchen hörte.
    Meine Mutter hat alles getan, um es ihm recht zu machen - und er hat alles so hingedreht, dass sie es absichtlich so macht, um ihn zu ärgern.
    Als ich 15 war, hat mein Vater immer davon geredet sich umzubringen oder später dann davon, auszuziehen. Leider hat er es nie gemacht. Ein Silvester waren wir in Totenstimmung bei meinen Tanten/Onkel, es war unausgesprochen klar, dass es zu gefährlich ist, zuhause zu bleiben. Mein großer Bruder ist nicht mit. Ich hatte Angst, dass wenn ich heimkomme, entweder mein Bruder, meine Katze oder mein Vater tot sind - oder alle. Alle haben gelebt. Die Angst, dass er sich oder jemandem aus meiner Familie etwas tut, ist für Jahre geblieben, auch, als ich schon ausgezogen war.
    Körperlich war der einzige Vorfall der jemals passiert an Weihnachten. Mein Vater war betrunken und hatte ein großes Küchenmesser in der Hand. Er wollte so tun, als ob er es wirft und hat es blitzschnell hervorschnellen lassen - und es ist ihm aus der Hand gerutscht. Über meinen Kopf geflogen so knapp, dass ich es an den Haaren gespürt habe. Ich hatte unglaubliches Glück, das wäre seeehr schief gegangen. >:( :-\ schwitz. Man hat gemerkt, dass ihn das auch schwer getroffen hat, er ist vor der Tür auf und abgelaufen. Ich bin draußen rumgelaufen im Schnee, bis ich meine Beine vor Kälte nicht mehr gespürt habe. Es wurde nicht darüber geredet. Er hat sich nicht entschuldigt.

    Wenn ich das alles Schreibe, wird mir erst richtig bewusst, was mir da eigentlich passiert ist. Wie schlimm das war. Die Angst, mit der ich leben musste. Wie traurig das ist. Und ich merke auch, dass ich noch nicht bereit bin, es richtig zu fühlen. Vielleicht muss ich es noch öfter schreiben oder erzählen.
    Ich ziehe bald um und in dem Ort gibt es eine Gruppe für erwachsene Kinder von Alkoholikern. Da möchte ich hingehen.

    Meine Brüder wohnen beide noch daheim (beide älter als 27) bei meiner Mutter und es ist immer noch furchtbar dysfunktional. Es ist wie im Theater. Immerhin ist mein Vater nicht mehr da, aber für mich ist es immer noch schrecklich nach Hause zu fahren und ein paar Tage dazusein. Ich mache das nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt oder ich mich verpflichtet fühle, z.B. Weihnachten. Öfter als 2mal pro Jahr jedenfalls nicht.

    Warum das jetzt alles hochkommt ist wohl zum einen, weil ich erst zuhause war, 6 Tage :o und weil ich gerade wieder sehr merke, wie es mich im Alltag beeinflusst, auch wenn ich mittlerweile schon echt vieles überwunden habe.
    Ich war 4 Jahre mit einem depressiven zusammen, was ganz gut ging in den 3 Jahren Fernbeziehung. Als wir dann zusammengezogen sind, war es erst eine wunderschöne Erleichterung und dann hat es mich alle Kräfte gekostet, sodass ich nach einem weiteren Jahr gegangen bin, weil ich sonst zerbrochen wäre, körperlich und seelisch. Auch wenn er es damals immer versprochen hat, er hat es leider bis heute nicht geschafft sich Hilfe zu holen. Er ist ein super lieber und toller Mensch und es tut mir sehr leid für ihn und es war sehr schwer für mich ihn "im Stich" zu lassen - und ich habe diese Entscheidung keine Sekunde bereut. Jetzt ein Jahr später sind wir ganz gut befreundet und soweit abgegrenzt, auch wenn das für mich immer noch eine schwere Übung ist, nicht seine Probleme lösen zu wollen oder ihn zu stützen. Das wird aber immer einfacher :)

    Aktuell ist für mich vieles wieder aufgetaucht mit einem Freund, der mich regelrecht süchtig macht. Ich werde gefühlt wie high, glücklich, wenn er sich meldet. Soweit so gut, wenn er nicht die großartige Angewohnheit hätte, 2 von 3 Treffen abzusagen, monatelang zu verschwinden und mittlerweile nach jedem Treffen ne harte Mauer zu errichten die wohl aus "komm mir nicht zu Nahe", "erwarte nicht zu viel von mir" etc. bestehen. Er ist super nah und offen und für mich da - wenn er da ist - und danach kommt die Mauer, und wenn er weg ist, ist er richtig weg. Seine Familie hatte mich am Anfang vor seinem Verschwinden gewarnt, auch seine besten Freunde meckern ihn dafür an und er kennt das Problem.
    Anfang des Jahres habe ich den Kontakt abgebrochen, nachdem er sich gemeldet hatte nach einem halben Jahr verschwunden. (er wohnt nicht hier, also vorbeigehen ist eh nicht) Ich war einfach nur wütend, als ich den Anruf sah. Er hat Verständnis dafür, sah sich aber nicht in der Lage was zu ändern.
    Ich dachte nicht, dass ich mich jemals wieder bei ihm melden könnte, schon allein, weil ich viel zu viel Angst hätte, abgelehnt zu werden von jemand den ich so zur Sau gemacht hatte. Ich tue mir eh schwer mit melden, was sicher an dem "freundlichen Empfang" meines Vaters liegt. Nur offensichtlich hatte ich dann mein Problem vor Ablehnung so gut bearbeitet, dass ich plötzlich keine Angst mehr hatte mich bei ihm zu melden und auch so viel Verständnis für ihn, dass ich angerufen habe. Er hat sich gefreut, war sogar gerade hier, hatte auch überlegt anzurufen und das ganze begann von vorne. Ich absolut high. In seiner Gegenwart dann aber unglaublich angespannt und ich habe in der Nacht neben ihm hellwach gelegen. Wo ich normalerweise sehr gut und schnell schlafe und auch nicht dass erste Mal in seiner Nähe geschlafen habe. Er hatte mich noch zu ein paar Festen von ihm eingeladen - das macht er gern und dann bekommt er offensichtlich immer Angst und die nächste Mauer kommt. So auch diesmal. Ich bekam auf Nachfrage die Einladung mit allen Infos und wie sehr er sich doch freuen würde wenn ich komme - und gleichzeitig ein "machs nicht wegen mir, ich bin da eh zu beschäftigt". Zack, Mauer. Komm mir nicht zu nah, erwarte nichts von mir.
    Ich war erstmal voll getroffen, dann hatte ich mal Mitgefühl und Verständnis (Probleme mit Nähe kenn ich ja auch) und mittlerweile ist mir auch klar, dass er nur voll meine Beziehung zu meinem Vater aktiviert. Ich habe nicht zurückgeschrieben und die Zeit wandelt so meinen Bezug dazu und ich komme immer mehr zu dem Entschluss, dass es einfach nicht funktionieren wird, nicht gesund für mich ist und ich mich wieder entfernen sollte. Nicht mehr so schwer jetzt beim zweiten Mal. Aber mein Gehirn will es einfach noch nicht so richtig verstehen, denn all diese tollen und positiven Eigenschaften und Momente und die tiefe Verbindung - wenn sie denn mal da ist :-X ::)
    Ich habe das Gefühl, die Situation einfach nicht vernünftig beurteilen zu können. Das macht es mir super schwer. Aber ist wohl ein Indiz, dass da irgendwas gehörig schief läuft.

    Das hat jetzt auf jeden Fall schon mal echt gut getan, das ganze zu reflektieren und aufzuschreiben und so besser zu verstehen!
    Der Beitrag ist sehr lang...Respekt falls es jemand ganz liest ;) ;D

  • Hallo, Zeka, und HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Kurz zu mir: Ich bin m, 56, Alkoholiker und nun schon seit einigen Jahren trocken.

    Deine Idee, an Deinem künftigen Wohnort eine SHG für Alkoholiker-Kinder zu besuchen, kann ich nur begrüßen 44.
    Die Erlebnisse, die Du schilderst, sind schon ziemlich heftig. Und daran sieht man Mal wieder sehr deutlich, dass nicht nur wir Betroffenen dringend Hilfe brauchen, sondern auch die Angehörigen. Und dass die Kinder - die ja die hilflosesten Angehörigen sind! - viel mehr mitkriegen als uns manchmal lieb ist.

    Ich finde es jedenfalls gut, dass Du Dich traust und hier öffnest 44.

    Ich wünsche Dir viel Kraft und hier einen guten Austausch!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Liebe Zeka,
    willkommen im Forum!
    Da hast Du in jungen Jahren schon ein gewaltiges Paket mit auf den Weg bekommen!
    Ja, das ist gewaltig, was die Kinder und Angehörige von Suchtkranken nicht nur miterleben müssen, sondern meist ein Leben lang mit sich herumschleppen.

    Ich weiß jetzt nicht, inwiefern Du es wünscht, wenn andere Gedanken zu Deiner Geschichte, die ich selbstverständlich vollständig gelesen habe, eingebracht werden?
    Vielleicht willst Du ja auch nur, wie Du schreibst „Das hat jetzt auf jeden Fall schon mal echt gut getan, das ganze zu reflektieren und aufzuschreiben und so besser zu verstehen!“

    Jedenfalls toll, dass Du Dich einer Gruppen erwachsener Kindern von Alkoholikern anschließen möchtest! Es liest sich für mich so, als hättest Du Dich bereits in die Co-Abhängigkeitsproblematik und weiteren Folgen, die sich für Angehörige von Suchtkranken ergeben können, „eingearbeitet“?

  • Hallo Zeka, :)

    Willkommen "im Club" der erwachsenen Kinder! Und Danke für Dein
    offenes Schreiben. Es ist, als lese ich MEINE Geschichte.

    Schon das Klopfen an der Bürotür - bei uns damals im Keller. Mein
    Papa war Selbstständig und ich musste oft fragen, was ich genau
    einzukaufen habe, damit er uns Mittag macht. (Meine Mutter arbei-
    tete außer Haus.)

    Dazu später der Hinweis meines Therapeuten: "Du störst!" - Wobei?
    Vermutlich beim Trinken! - Ich habe das immer auf mich als Fehler
    bezogen und hatte genau wie Du regelrecht Widerstand/Angst, dort
    um Einlass zu bitten, während ich doch wusste, ich ernte Distanz.

    Damit sind wir beim zweiten Stichwort: Distanzierte, Unerreichbare.
    Diese Menschen bedienten genau das freie Puzzle-Stück, das mein
    Aufwachsen mit emotional nicht zugänglichen Eltern gestanzt hatte.

    Und ich konnte, genau wie Du, überhaupt nicht greifen, ob nun mit
    meiner Wahrnehmung etwas falsch läuft (und der andere "richtig" ist)
    oder ob das wirklich "etwas ist", und mein Leid/Unwohlsein berechtigt.

    In EKS heißt es unter anderem, dass wir aufgrund der tiefen Mangel-
    erfahrung an echter Nähe und Zugewandtheit gar nicht wissen, wie
    "das" geht. Und wir fühlen uns wohler, da vertrauter, mit emotional
    distanzierten Menschen. Jedenfalls so lange, bis wir dann Worte für den
    unbewussten Betriebs-Schmerz des Verlorenseins und Alleinseins finden.

    Super, dass Du sowieso vorhast, in eine SHG für Erwachsene Kinder zu
    gehen! Ich wünsche Dir den Beistand, die Annahme und die Offenheit,
    die es braucht, immer ehrlicher von Dir selbst mitteilen zu können, was
    wirklich los ist. Ich selbst habe sehr lange gebraucht, das ohne Angst zu
    tun, oder besser: Ohne Misstrauen in meine eigene Wahrnehmung. Mir
    hat ja nie jemand erklärt, wie welches Gefühl heißt, dass es "normal" ist
    und dazu gehört als Mensch. Gerade Schmerz und Angst sind deshalb
    bis heute bei mir leicht scham-besetzt. - Aber alles lässt sich VERlernen!

    :blumen2:

    Das ist die gute Nachricht, wenn man sich einmal auf den Weg macht ...

    Liebe Grüße und weiterhin viel Mut, genau dort weiter zu machen,

    Wolfsfrau

  • Danke Greenfox für das herzliche Willkommen wikende091


    ...
    Ich weiß jetzt nicht, inwiefern Du es wünscht, wenn andere Gedanken zu Deiner Geschichte, die ich selbstverständlich vollständig gelesen habe, eingebracht werden?
    Vielleicht willst Du ja auch nur, wie Du schreibst „Das hat jetzt auf jeden Fall schon mal echt gut getan, das ganze zu reflektieren und aufzuschreiben und so besser zu verstehen!“

    Jedenfalls toll, dass Du Dich einer Gruppen erwachsener Kindern von Alkoholikern anschließen möchtest! Es liest sich für mich so, als hättest Du Dich bereits in die Co-Abhängigkeitsproblematik und weiteren Folgen, die sich für Angehörige von Suchtkranken ergeben können, „eingearbeitet“?

    Hallo Dietmar,
    danke für die Nachfrage. Ja, ich höre mir sehr gerne deine Gedanken zu der Geschichte an! 44. Gerne her damit!
    Ja ich habe mich schon Stück für Stück ein bisschen eingearbeitet. Generell bin ich sehr reflektiert und habe durchaus nicht nur meinen Vater zu verarbeiten. Tatsächlich hatten meistens andere Themen vorrang weil sie dringlicher mein Leben beeinflust haben. Aber ja, durch die Trennung sind deutlich die Co-Abhängigkeitsprobleme auch in mein Bewusstsein gekommen.

    Hallo Wolfsfrau,
    vielen Dank für deine Nachricht. Traurig zu hören, dass es dir sehr sehr ähnlich erging :(
    Bei meinem Ex war es tatsächlich so, dass ich Anfangs richtig krasse Panik hatte - weil er halt einfach immer für mich da war egal was war. Und ich das überhaupt nicht kannte. Da kam er allerdings gerade auch frisch aus der stationären Therapie und später hatte ich durchaus wieder das Gefühl, in der Beziehung allein zu sein. Er war zwar irgendwie immer da, aber später mit der Depression dann auch einfach emotional weg und hat sich viel entzogen. Trotzdem habe ich ein etwas anderes Muster gelernt und auch gelernt, wie es ist einfach immer willkommen zu sein. Es war zumindest ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn meine Co-Abhängigkeit mit der Depression natürlich "perfekt zusammengepasst" hat. ::)

    Das klingt sehr gut bei dir und macht Mut :blumen: - Vielen Dank

  • Jetzt hab ich noch die CoDA gefunden... die Anonymen Co-Abhängigen.
    Die natürlich ihr Meeting zur selben Zeit nebenan haben.

    Jetzt finde ich es schwierig zu entscheiden, wo ich denn hingehen soll, will nixweiss0
    CoDA spricht mich erstmal mehr an, weil es mehr das Problem anspricht, welches ich jetzt aktuell habe. Zu meinem Vater habe ich ja keinen Kontakt mehr.

    Vielleicht auch beide mal anschauen und dann sehen, was besser passt? ???
    Jemand eine Ahnung, wo der Unterschied ist zu den ErwachseneKinder Meetings?

  • Liebe Zenka,

    mir kamen einige Gedanken zu Deiner Geschichte, sowohl im Zusammenhang mit eigenen Erfahrungen, als auch aus den Erlebnissen und meiner Begleitung von zumindest sehr ähnlichen Lebensgeschichten.

    So wie Du Deine Geschichte hier geschildert hast, wurde schon sehr früh in die Entwicklung Deiner Persönlichkeit eingegriffen, und das, was man eine „normale, gesunde“ Entwicklung nennen würde, verhindert. Durch die Sucht Deines Vaters und sein (wahrscheinlich) dadurch mitbegründetes Verhalten bist Du auf Liebesreize durch Dir nahestehende Menschen disponiert worden.
    (Siehe auch Die Wunde der Ungeliebten von Peter Schellenbaum, und Die Sucht gebraucht zu werden, von Melody Beattie.)

    Die stete Abweisung durch den Vater hat Dich sehr sensibilisiert – eben auf jede Form von Abweisung, besonders im intimen, persönlichen Bereich. Umso mehr schießt dann die Empfänglichkeit für jede Art von Zuwendung nach oben, selbst dann, wenn sie – von außen besehen – eher sehr rücksichtslos ist.

    Ich schrieb schon, dass Kinder und Angehörige von Suchtkranken (hier Alkoholikern) oft lebenslang mit den durch die Suchterkrankung erworbenen Persönlichkeitsproblematiken zu kämpfen haben. Eben weil sie in einer eigentlich sehr schönen und erstrebenswerten Phase ihres Menschsein, nämlich der Liebe (zu den Suchtkranken), nicht gelernt haben, was ein gesundes, für sie förderliches Verhalten ist.

    Fachlich spricht man bei Sucht (Alkoholismus) von einer Familienkrankheit. Damit ist nicht gemeint, dass wegen eines suchtkranken Familienmitglieds alle anderen in der Familie auch Alkoholiker werden müssen. Das kann sein – muss aber nicht.
    Es bedeutet vielmehr, dass die Alkoholsucht des einen Betroffenen wie ein Virus in der ganzen Familie grassiert und die ganze Familie krank macht. Co-Abhängigkeit, psychosomatische Krankheitsbilder, Persönlichkeitsdeformierungen, Beziehungsunfähigkeit oder umgekehrt Hörigkeit, u.v.a.m. sind die Folgen.

    So schwer beschädigte Kinder von suchtkranken Eltern haben viel zu früh gelernt Verantwortung und Rücksicht auf die Suchtkranken zu nehmen, dass sie oft auch auf ihrem weiteren Lebensweg die Verantwortlichkeiten nur schwer trennen können.
    Aus meiner (sehr langen) Suchtkarriere, aber auch aus meiner eigenen Betroffenheit heraus, als Co-Abhängiger (ja, beides ist möglich), habe ich viele Lebenswege von Betroffenen mitverfolgt und begleitet. Auffällig häufig haben sich erwachsene Kinder von Suchtkranken, aber auch die Ex-Partnerinnen, immer wieder zu neuen Partnern hingezogen gefühlt, die selbst gravierende Persönlichkeitsdefizite hatten.
    Es kam mir oft so vor, als trügen sie ein unsichtbares Zeichen auf der Stirn, das den in Frage kommenden Partner signalisierte: Nimm mich – und missbrauche mich für Deine Sucht, Deine Persönlichkeitsstörungen usw.

    Auch wenn es vielleicht sehr schwer fällt, das klar zu benennen: Egal um welche Krankheit es sich handelt, in erster Linie sind die davon Betroffene mit ihrem Tun und Handeln dafür zuständig (verantwortlich).
    Ich hatte eine lange Phase von schwerer Depression, und lernte dabei, dass ich mich genauso wie um den Stillstand meiner Sucht darum kümmern muss, wieder gesund zu werden. Das heißt nicht, dass ich dabei allein bin. Im Gegenteil es gibt viele Hilfsangebote, Selbsthilfe, usw., die dabei helfen kann.
    Völlig rücksichtslos und unverantwortlich ist hier, die Angehörigen oder Partnerinnen in meine eigene Krankheit zu verstricken. Sie mit hineinzuziehen und mein Problem zu ihrem zu machen.

    Egal welche Beweggründe Dein neuer Freund hat, Dich einerseits quasi „anzuheizen“, in eine Beziehung zu locken, andererseits Dich kaltblütig und rücksichtlos abzuweisen, oder wochenlang ohne jedes Lebenszeichen in der Versenkung zu verschwinden – das ist nicht ansatzweise Liebe oder Zuneigung. So ein Verhalten schadet Dir extrem.

    Von außen lässt es sich leicht schreiben: Ich würde, was ich in meinem Umfeld so schon getan habe, solche Freunde „in den Wind schießen“. Sie nehmen meine Teilnahme an ihrem Leben nicht gebührend ernst, trampeln auf meinen Gefühlen herum, und meinen, dann, wenn sie „mal wieder zufällig Lust auf mich haben“, mich als schmückender Lückenbüßer missbrauchen zu können.
    Ich hoffe, ich bin Dir mit meinen Gedanken nicht zu nahe getreten, und vielleicht kommen sie helfend bei Dir an?

    Zu Deiner neuerlichen Frage, ob Du zu einer CoDA oder zu einer NACOA Selbsthilfegruppe gehen sollst: Es kommt wohl besonders darauf an, welchen Schwerpunkte Du dabei setzen möchtest. Wenn vorrangig jetzt die Auf- und Abarbeitung Deiner Kind/Vater Beziehung in Bezug auf die Suchterkrankung Deines Vaters wichtig ist, dann glaube ich, dass die NACOA die bessere Wahl sein könnte.
    Geht es Dir aber eher darum, Deine Beziehungsfähigkeit (in Bezug auf Deinen neuen Freund) auf eine gesunde Basis zu bringen, dann kommt wohl eher CoDa in Frage.
    Es kann aber beides nicht schaden – wenn Dir das nicht zu viel wird!

  • Vielleicht auch beide mal anschauen und dann sehen, was besser passt? ???

    Ich denke, das wird die beste Entscheidung sein.

    Zum Einen sind solche Gruppen kein MUSS, d.h., einmal hingegangen, darf man kein Treffen mehr verpassen, sondern ein KANN, ein Angebot.
    Und zum Anderen - man kann sich nur wirklich entscheiden, wenn man alle Alternativen KENNT, sprich: die Gruppen auch besucht/ausprobiert hat.

    Und wer weiß: Vielleicht sind ja beide etwas für Dich, so dass Du sie abwechselnd besuchen willst nixweiss0

    Und bei Dir ist es ja irgendwie ähnlich wie bei einem Betroffenen, der eine Gruppe sucht - da heisst es nur ausprobieren, testen, die richtige finden.
    Und ICH zum Beispiel habe mich damals, nachdem ich mir 2 Wochen lang jeden Tag eine andere Gruppe angeschaut habe, zunächst für 2 Gruppen entschieden.
    Ist natürlich etwas anderes als bei Dir, aber ähnlich.

    Aber ich denke, Du machst das schon :)

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    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

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    können wir nur selber tun!

  • Irgendwie kann ich mich am PC nicht einloggen - und am Handy nicht ausloggen weil ich Fehlermeldungen bekomme. Ich wollte kur kurz Bescheid geben, dass ich es sehr wohl gelesen habe und auch antworten werde sobald es am PC wieder klappt! Danke für eure Mühe!

  • Liebe Zeka,

    besonders den Beitrag von Wolfsfrau solltest Du Dir genau anschauen.
    Sie beschreibt wunderbar und prägnant das Schlüssel-Schloss-Prinzip, nach dem wir EKAs funktionieren.
    Und jedesmal wieder, wenn wir so einen abweisenden Menschen treffen, läuft unsere alte Prägung auf Hochtouren. Das Distanzierte, kränkende erkennen wir durchaus.
    Doch statt uns gesund davon abzugrenzen, machen wir uns einen Kopf um diese Abweisung. Wenn es arg wird, versuchen wir sogar, diese Abweisung zu überwinden.
    Wolfsfrau nannte den Begriff: Stören. Man kennt das Gefühl, mit den eigenen Bedürfnissen zu stören und glaubt, man sei schuld daran.

    Ein gesunder Mensch würde sich wahrscheinlich von diesem seltsam abweisenden Freund abwenden und sich nicht als störend empfinden. Eher denken "Dann eben nicht". Und sich Menschen zuwenden, denen sie nicht auf Zehenspitzen und bedürfnislos begegnen müssen.

    Ich danke Wolfsfrau für ihren Beitrag.
    So gut kann sie es erklären!

  • ... nochmal ich, liebe Zeka, :)

    mir stach noch etwas ins Auge, bzgl. EKS-Gruppe oder CoDA ...

    Früher dachte ich, unter jeder stofflichen Sucht liegt CoDA, das Problem,
    sich selbst-wertschätzend zu verhalten. Deshalb unbewältigte Konflikte,
    kaum lebbare Beziehungen, ... -> schließlich Flucht in die Betäubung (Sucht).

    Seit ich EKS (Erwachsene Kinder suchtkranker Eltern/Erzieher) kennen
    gelernt habe, und den Blick auf die dort präzise genannten Muster im
    UMGANG MIT SICH SELBST ... wurde mir klar: Da liegt der Hase begraben.

    Ehe ich keine gesunde Beziehung zu mir selbst habe (mich ACHTE, meine
    Bedürfnisse UMSETZE, meine Gefühle ANNEHME, meine Schwächen sowieso),
    weiß ich entsprechende Grenzen auch nicht mit Worten im Kontakt zu äußern!

    Von daher gilt hier, was Dietmar Dir auch schon aufgezeigt hat:


    Die stete Abweisung durch den Vater hat Dich sehr sensibilisiert – eben auf jede Form von Abweisung,
    besonders im intimen, persönlichen Bereich. Umso mehr schießt dann die Empfänglichkeit für jede Art
    von Zuwendung nach oben, selbst dann, wenn sie – von außen besehen – eher sehr rücksichtslos ist.

    Das ist das EKS-Erbe. Es liegt tiefer begraben als die missglückten Beziehungsversuche,
    die nach Papa kamen. Und von dort aus bestimmt es unser Auftreten in Beziehungen.
    Deshalb würde ich - aus eigenen Erkenntnissen - vermuten: Erst kommt EKS, dann CoDA.

    Oder eben abwechselnd, ergänzen tun sie sich allemal!

    Dass der Vater (die Ur-Person, das Ur-Gegenüber) tot ist, heißt nicht, dass auch das
    an ihm erworbene Ur-Muster (nicht-stören-wollen) mit gestorben ist. Im Gegenteil ...
    Ich würde immer an der tiefsten Stelle buddeln und von da aus Heilung zulassen.
    (Durch SHG, Genesungs-Lektüre, gute Therapeuten, was immer Dich stärkt.)

    Die oberen, flacheren Schichten räumen sich dann nach und nach von selbst auf.

    :sun:

    Nochmals liebe Grüße und die Kraft, dran zu bleiben!

    Wolfsfrau


    (Danke hier auch für die liebe Wertschätzung meiner Erklärungsversuche Biene67 .)

  • Liebe Zeka,
    noch ein Gedanke:
    Ganz EKA-typisch bemühst Du Dich um etwas, das sich nicht um Dich bemüht.
    In diesem Fall um diesen "Freund".
    Um ganz wenig zu bekommen (über das Du Dich dann unglaublich freust) hältst Du sehr viel Abweisung aus.

    Es ist wie beim Pingpong: Du kannst es nicht allein spielen, der Spielpartner muss zurückspielen, damit es läuft.
    Du versuchst es irgendwie allein.

    Die Aufgabe lautet, das loszulassen, was nicht guttut.

  • Zu den Ausführungen von Wolfsfrau und Biene67 (Herzlich Willkommen hier im Forum übrigens ;) ) fiel mir spontan noch etwas aus meiner beruflichen C:-) Sicht ein:

    die verschiedenen Erscheinungsformen häuslicher Gewalt: es ist nicht immer physische Gewalt in den Beziehungen - viel häufiger ist es die psychische Gewalt.
    Auch wenn jetzt vielleicht von Dir (oder irgendjemand anderem) hier der Aufschrei kommt: "Aber da steht doch kein Wort von Gewalt in ihrer Schilderung!?!"
    Doch - ich lese es. Und wenn ihr mal hier schaut ...
    Vielleicht bin ich aber auch nur beruflich vorbelastet/sensibilisiert - und frage lieber einmal zuviel nach.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

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    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • so, jetzt habe ich gelernt, dass wohl nur das Login-Formular im Header nicht geht :-[ da bin ich wieder!

    Dietmar:
    vielen vielen Dank für deine Gedanken und die Buch-Links.
    Eins muss ich glaub ich mal noch ausdrücklich erwähnen: bei dem Freund handelt es sich um eine platonischen "Freund" (die deutsche Sprache, Freund & Freund schwitz.)-wäre das eine Beziehung gewesen :o wäre das vermutlich sehr schnell eskaliert und auseinandergegangen. So war mir bis vor kurzem einfach nicht so genau klar, wo der Unterschied zu meinen anderen Freunden sind, welche sich ebenfalls in der Entfernung aufhalten und wo manchmal monatelang kein Kontakt herrscht. Aber da herrscht kein Kontakt und es stört keinen von beiden, und wenn man Anruf oder schreibt, kriegt man eine Reaktion :) - bei ihm nicht. Und, dass da irgendeine krasse Powerimbalance ist war mir auch klar, aber so richtig bewusst was da läuft, ist mir es jetzt erst nach dem letzten Kontakt geworden. Und nein, sicher hab ich noch nicht alles durchschaut, aber das reicht soweit, dass mir langsam klar ist, dass nicht "ich zu viel erwarte". Ja, mir ist langsam klar, dass da nur kompletter Kontaktabbruch hilft und Freundschaft offensichtlich keine Option ist.

    Zitat


    Völlig rücksichtslos und unverantwortlich ist hier, die Angehörigen oder Partnerinnen in meine eigene Krankheit zu verstricken. Sie mit hineinzuziehen und mein Problem zu ihrem zu machen.


    Klar, absichtlich nicht... Aber mit all dem was mir einfach noch nicht bewusst ist muss ich wohl die nächsten 10 Jahre dann noch auf eine Beziehung verzichten weil ja sämtliche Männer schon allein durch ne Beziehung zu mir n Problem kriegen. Und wenn ich mir Greenfox wunderbaren Link anschaue, dann hab ich wohl schon ungefähr alles mitgenommen was so geht und stelle es gerade echt in Frage, ob es überhaupt jemanden gibt, der sich nicht für eine dieser Arten von Gewalt qualifiziert. Und wie ich mit meinen Erfahrungen das jemals überhaupt erkennen soll.

    Ich habe in den letzten Jahren echt große Fortschritte gemacht, vor allem auch seit Anfang dieses Jahres...aber gerade scheint mir der Berg der noch vor mir liegt ins unermessliche gewachsen zu sein.
    Und ich war in Therapie wegen 2 Jahren sexuellen Missbrauchs in der Kindheit/Jugend und die Therapeutin hat nicht erkannt, dass ich mich gerade schon wieder in einer Beziehung befand wo ich missbraucht werde oder mich selber missbrauche und hat das eher noch unterstützt :-X Meinen Vater wollte sie auch immer gerne aufarbeiten, aber da haben wir glaub ich einfach nicht zusammengepasst. Sie ist überhaupt nicht an mich rangekommen.

    Danke Biene67

    Zitat

    denen sie nicht auf Zehenspitzen und bedürfnislos begegnen müssen.

    Zehenspitzen beschreibt es bei meinem Vater ganz gut und nachdem meine Bedürfnisse auch von meiner Mutter nur abgewertet und nicht ernst genommen wurden, habe ich nicht gelernt, was ich für Bedürfnisse habe. Wer ich bin. Und wo meine Grenzen sind. Das lerne ich gerade, nachdem ich letzten Herbst eine ganz tolle Gruppe getroffen habe, von der ich das lernen konnte. Es wird besser.


    Generell war ich zu mir noch nie in meinem Leben so liebevoll wie seit diesem Jahr. Und das ist die Voraussetzung dafür, dass ich dann auch erkennen kann, wenn andere es nicht sind. Vielleicht besteht ja doch noch Hoffnung :D

    wolfsfrau
    davon schreibst du ja auch ein wenig. Danke auch nochmal für deine Sichtweise. (Anmerkung: mein Vater lebt noch, ich habe nur vor Jahren den Kontakt abgebrochen)

    Mein Anliegen im Moment ist wohl weniger irgendwas mit meinem Vater aufzuarbeiten- auch wenn mir definitiv alles bewusst werden muss, was vorgefallen ist.
    Im Moment wäre mein Wunsch eher, nicht wieder eine schädliche Beziehung zu geraten. Und auch wenn ich gerade gerne noch ein bisschen single bleibe, wird mir halt früher oder später ein Mann über den Weg laufen für den ich mich interessiere oder der sich für mich interessiert (und da fängt das Problem ja schon an :-X) (und eher früher, durch meinen baldigen Umzug bedingt- hier im Kaff war ich sicher ???)
    Mir ist vor kurzem klar geworden, dass ich es bis jetzt nicht geschafft habe, wenn sich ein Mann mit mir treffen will und ich spontan keinen guten Grund habe Nein zu sagen, ich nicht nein sagen kann. Auch wenn ich ihn nicht wirklich interessant finde.
    Und so bin ich in alle Beziehungen eher reingerutscht und ich war mit KEINEM Mann zusammen, weili ich ihn so attraktiv gefunden hätte ::) Aus denen ist nie was geworden nixweiss0 ;D
    Und natürlich, hab ich mich nach dem Ende jeder Beziehung immer nur erleichtert gefühlt...
    So, und natürlich will ich jetzt darauf achten, dass ich den Mann auch interessant und anziehend finde und sonst werde ich nein sagen. Soweit so gut. Das Problem ist ja nur, wie wir hier erkannt haben, dass ich ja nur die Männer wirklich interessant finde, die nicht gut für mich sind. Und dann dreh ich mich im Kreis. Und wie soll ich jetzt wissen, ob es Verliebtheit ist, oder nur gerade meine Kindheitswunde getriggert wird? nixweiss0

    Naja, von dem her fände ich Coda ganz interessant, aber Eka ist bestimmt auch gut nixweiss0 Mal sehen. Vielleicht doch abwechselnd oder zumindest beides mal anschauen.


    Greenfox , danke nochmal für den tollen Link. Auch wenn mir eher schlecht wird wenn ich da lese und damit verstehen muss, dass das alles nicht normal und okay ist was mir passiert ist. Ich befürchte ich muss die Seite langsam aber sicher einmal komplett durchlesen.

  • Liebe Zeka,

    Dietmar schrieb glaube ich über Dein Gegenüber:

    Zitat


    Völlig rücksichtslos und unverantwortlich ist hier, die Angehörigen oder Partnerinnen in
    meine eigene Krankheit {Sucht, Depression, was immer ... } zu verstricken. Sie mit
    hineinzuziehen und mein Problem zu ihrem {Deinem!} zu machen.

    Du schriebst:
    Klar, absichtlich nicht... Aber mit all dem was mir einfach noch nicht bewusst ist muss ich wohl
    die nächsten 10 Jahre dann noch auf eine Beziehung verzichten weil ja sämtliche Männer schon
    allein durch ne Beziehung zu mir n Problem kriegen.

    Und ich denke immer noch: Dieser aufgezwungene "Webfehler" in der Selbstwahrnehmung
    als "störend" (= ANDERE kriegen wegen mir ein Problem) oder überhaupt als "verantwort-
    lich" für alles mögliche, ... ist der Dreh- und Angelpunkt für alles. Dort sind Grenzen verscho-
    ben worden, zu Deinen Ungunsten. Und deshalb entstehen Löcher und Vakuums (sorry) für
    Leute, die ihre eigenen Anforderungen an Dich liebend gern weit über Dich hinweg ausbreiten.

    Mir tut es leid, wie schnell wir (ich) hier mit Einschätzungen und Empfehlungen sind. Mir wird
    gerade klar, dass Deine Geschichte eine ganz eigene Hausnummer ist und viel Behutsamkeit
    erfordert. Da geht man natürlich nicht einfach "buddeln", wie ich das so lax formuliert habe.

    Das geht vermutlich überhaupt nur völlig nebenher bis unabsichtlich, das Verarbeiten, das
    Bewusstwerden. Und Dein innerer Kompass, der sagt, nee, Vater ist jetzt ganz bestimmt
    nicht dran, dürfte auf Deiner Seite sein.

    Ich für mich nehme hiermit Druck und "Ermutigung" (hau-ruck) raus und möchte Dir einfach
    sagen, dass ich großen Respekt und großes Mitgefühl habe mit dem, was Du alles in Dir trägst
    UND dafür, dass Du schon dabei bist, Dir Dein Leben schöner zu machen. In den Schritten, die
    sich jeweils anbieten, die gut machbar sind!

    44. :) :blumen2:

    Liebe Grüße nochmals
    von der Wolfsfrau


  • Liebe Zeka,

    Dietmar schrieb glaube ich über Dein Gegenüber:


    schon und ich weiß, dass es für das Gegenüber gilt. Und zusätzlich nachdem ich ja nunmals auch nicht gesund bin, gilt es ja auch für mich nixweiss0 Es gibt einfach Dinge in einer Beziehung, da hängt der andere irgendwie mit drin. ??? So wie mein depressiver Partner nicht gut für mich war, gab es nunmal einfach auch Dinge von meiner Seite aus, die für ihn auch nicht gerade hilfreich waren. (Und die wir erst hinterher gesehen haben...)
    Und ja ich weiß was du meinst und das ist ein berechtigter Einwand. Ich nehme ja auch sonst gerne alle Schuld auf mich ;)

    Ich habe Gott sei Dank in letzter Zeit gelernt, aufzuhören mich jetzt sofort und so schnell wie möglich und mit allen Mitteln heilen zu müssen. Denn auch das kann krankhaft werden. Was nicht heißt, dass ich es nicht verfolge. Aber nicht zwanghaft und nicht so, dass es kein anderes Thema mehr gibt. Sondern entspannt und so geht das auch viel besser :)
    Vielen Dank dir! :blumen2:

  • Eins muss ich glaub ich mal noch ausdrücklich erwähnen: bei dem Freund handelt es sich um eine platonischen "Freund" (die deutsche Sprache, Freund & Freund schwitz.)-wäre das eine Beziehung gewesen :o wäre das vermutlich sehr schnell eskaliert und auseinandergegangen.

    ??? Das kam/kommt aber - zumindest bei mir - absolut nicht so an ... denn sonst hätte ich die HG ja nicht angesprochen/gesehen.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • ... mich hat das eben auch nochmal beschäftigt (seelische Gewalt) ...

    Und ich bin für mich darauf gestoßen, dass es einen Unterschied gibt
    zwischen bewusster Destabilisierung (psychisch, mental, überhaupt)
    und den Schäden, die geschehen, wenn zwei in ihrer Verwundung
    verwandte Seelen (samt Narben und Überlebensmustern) aufeinan-
    der treffen und versuchen, als "Erwachsene" eine Beziehung auf die
    Beine zu stellen. Oft erkennt man sich, kommt aus demselben "Stall".
    Aber die Ressourcen, das was gesunde Beziehung erst ermöglicht,
    sind nicht stabil genug angelegt. Dafür fehlte das kindliche Lernen.

    ... und dann "geht" Beziehung oft nur mit all diesen Schlenkern bei
    Überforderung (zuviel Nähe, oder zuviel selbst erzeugter Druck/Über-
    verantwortung fürs Gegenüber, zuviel Regelmäßigkeit, zu wenig ge-
    fühlter Raum, "nein" sagen zu dürfen) ... -> Verschwinden, Abbruch.
    Als wenn zwei überforderte Kinder es miteinander versuchen und
    jeder noch des anderen Wunde mit versorgen will. Es ist zu viel!
    Egal ob als nur-Freundschaft angelegt, oder als Beziehung. :-\

    Und warum ich bei diesen Themen immer so mitgehe? Ratet mal ...
    Ich hoffe einfach, dass irgendwas aus meinem Erlebten für andere
    und ihren Weg hilfreich sein kann, um sich selbst besser zu verstehen.

    Liebe Grüße
    Wolfsfrau

  • ??? Das kam/kommt aber - zumindest bei mir - absolut nicht so an ... denn sonst hätte ich die HG ja nicht angesprochen/gesehen.


    Das war schon gut, dass du das angesprochen hast - ich hatte es aber in erster Linie auf meinen Vater bezogen. Da gabs ja auch nicht direkt physische Gewalt und dafür Psychoterror.
    Wie ich mich dann auf der Seite umgeschaut habe, habe ich es aber auf viele andere Beziehungen übertragen können, u.a. auf diesen Freund, und meinen Ex. Und ist es nicht egal, ob man nun in einer festen Beziehung ist, ob befreundet oder zusammen lebt oder nicht nixweiss0 Das kann ja überall vorkommen. Dann ist es vielleicht Gewalt und keine häusliche, aber wo macht das den Unterschied?

    wolfsfrau
    ja klar, ich bin mir recht sicher, das macht er nicht mit Absicht. Er ist reflektiert und total versucht sich so zu verhalten, dass er niemanden verletzt.
    Und dann gibts halt die Momente, wo man merkt, er wird getriggert und davon werd dann ich getriggert, dann versuchen wirs zu klären, dann ist alles gut und dann gehts von vorne los ::) ???
    Die Zeit die ich brauche um zu kapieren, dass ich nicht der Grund und nur Auslöser war und bis ich wieder im Gleichgewicht bin ist zwar mittlerweile deutlich kürzer geworden - aber scheinbar gehts halt einfach noch nicht zusammen auf dem Stand auf dem wir gerade sind. nixweiss0

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