Wird Mama bald ein Pflegefall und jetzt?

  • Hallo Ihr Lieben,

    mein Name ist Nicole u. ich bin 41 Jahre alt. Aufgewachsen bin ich bei meiner Mutter. Sie trinkt seit meiner Kindheit. Ich glaube, alles hat mit der Trennung von meinem Vater angefangen.

    Sie trank mal mehr mal weniger, hatte wechselnde Partnerschaften die teilweise von Gewalt gegenüber ihr geprägt waren. Sie schleppte mich in Kneipen und die Männer kamen nachts. Ich hatte also schon sehr früh Angst um Mama und mein Leben. Irgendwann lernte sie dann jemanden kennen, mit dem sie wieder eine feste Partnerschaft einging. Das war aber nicht besser. Denn dann suchte sie sich einen Job in einer Gaststätte. Gearbeitet hat sie nämlich immer.

    Es nahm eben seinen Lauf, nächtliche Streitereien, Alkohol, Trennung, Totalausfälle meiner Mutter, neuer Mann und das Rad drehte sich wieder von vorn. Ich musste mich um alles alleine kümmern. Meine Schule, meine Ausbildung. Ich hatte keinerlei Unterstützung.

    Trotz allem wollte ich nie weg von meiner Mutter. Mein Verhältnis zum Vater war sehr kühl. Ich hatte Essen und Kleidung und ein Dach über dem Kopf. Und manchmal hatte ich auch die Mutter, die mir zugehört hat. Ich hatte ein fast freundschaftliches Verhältnis zu ihr. Irgendwann habe ich es mehr ausgehalten. Als sich die erste Gelegenheit ergab, das war kurz vor meinem 18 Geburtstag, zog ich aus.

    Das Verhältnis war danach immer noch sehr schwierig. Wenn es Ärger mit ihren Typen gab, ruf sie mich an oder ihre Typen rufen mich an und hackten auf ihr rum. Ich hatte nie Ruhe. Aber auf einmal konnte ich nachts durchschlafen. Es gab keinen Streit mehr. Die Sorge um sie blieb aber. Bis heute.

    Als ich dann etwa 30 Jahre alt war, bekam ich Ängste. Das steigerte sich über die Jahre. Bis sie vor ca. 2 Jahren ihren Höhepunkt erreicht hatten. Ich konnte nicht mal mehr einkaufen gehen. Vor lauter Existenzängsten schaffte ich es aber immer zur Arbeit. Ich begann sehr früh eine Therapie und die Ängste waren dann auch mal kurz weg. Aber das Verhältnis zu meiner Mutter verschlechterte sich zunehmend. Denn jetzt wurde mir langsam klar, wo das her kam. Ich hatte aber immer den Wunsch - und habe ihn bis heute, dass Mama aufhört und wir wieder ein gutes Verhältnis haben können oder, dass ich zumindest so weit von ihr abgrenzen kann, dass ich das gute Verhältnis wieder haben kann.

    Jahrelang bin ich das Thema mit meiner Mutter nicht angegangen. Seit es mir vor zwei Jahren so schlecht ging, habe ich mich wieder ein wenig darauf eingelassen und gehe jetzt auch zur Angehörigenberatung der Diakonie. Aber irgendwie finde ich keinen guten Weg für mich.

    Der Kontakt zu meiner Mutter ist sehr selten und wenn dann nur telefonisch. Erstens ist der körperliche Verfall kaum zu ertragen und zweitens komme ich mit ihrem aktuellen Partner (ebenfalls schwerer Alkoholiker) nicht klar. Für Weihnachten und Geburtstage lasse ich mir immer irgendwelche Ausreden einfallen und wenn ich sie mal wieder betrunken am Telefon habe, mache ich ihr ungewollte Vorwürfe...ich weiß ja, dass es nichts bringt...aber es kommt eben so aus mir raus.

    Nun zur aktuellen Situation. Meine Mutter ist heute 67 Jahre. Raucht sehr viel und trinkt. Vor einigen Wochen hat sie ihre beiden Hunde verloren. Das war sehr schlimm für sie. Außerdem hat sie ihren Nebenjob verloren. Auch das ist für sie kaum zu ertragen, da sie nicht weiß, was sie mit sich anfangen kann. Der Supergau eben. Zusätzlich kam dazu, dass sie mir davon berichtete, dass sie ein komisches Kribbeln in den Beinen hätte. Ich schickte sie zum Arzt...wo sie vermutlich nie war. Ich gehe mal davon aus, dass ist was an den Nerven oder hat mit der Durchblutung zu tun.

    Ende letzte Woche bekam ich dann einen Anruf von meiner Tante. Meine Mutter sei gestürzt und hätte sich etwas gebrochen. Sie sei im Krankenhaus gewesen und würde sich jetzt weigern zum Arzt zu gehen (meine Tante wohnt nicht in der Nähe). Ich solle sie doch mal anrufen. Das tat ich dann. Ich hatte eine total betrunkene und depressive Mutter am Telefon. Auch das zweite und dritte Telefonat waren nicht besser. Sie kann wohl nicht aufstehen...anscheinend kommt es vom Rücken (glaube ich nicht) und ich denke, es kam eben mal wieder alles zusammen und sie ist jetzt total überfordert und ertränkt wieder alles. Ich habe vor jedem Anruf starke Angst. Am Wochenende habe ich all meine Kraft zusammen genommen, und nicht angerufen. Sie ist ja nicht alleine, hab ich mir dann eingeredet. Für mich ist diese Situation kaum auszuhalten. Ich habe 24 Stunden Gefühlschaos. Ich denke: "Sie säuft jetzt so viel, dass sie stirbt." oder "Wenn sie sich nicht bewegt, wird sie zum Pflegefall.", "Wohin dann mit so einer Mutter?" usw. Außerdem plagt mich ein schlechtes Gewissen. Ich müsste ihr doch jetzt helfen. Kann es aber nicht, weil ich sie so nicht ertragen kann. Tausend Gedanken. Dann überlege ich mir wieder, ob jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt gekommen ist, ihr die Pistole auf die Brust zu setzen. Also entweder Alkohol oder ich muss den Kontakt abbrechen. Ich habe Angst, dass sie jetzt total abstürzt und weiß keinen Rat, was ich dann mit ihr machen soll.

    Kennt ihr das und wie würdet ihr damit umgehen?

    Erstmal vielen Dank für Eure Geduld beim lesen...aber manchmal hilft es ja auch, sich die Dinge von der Seele zu schreiben :) und dann schon mal ganz lieben Dank für Eure Antworten.

    LG
    Nicole

  • Liebe Nicole,

    Dankeschön für Deine Offenbarung, welche Dir gewiss nicht einfach gefallen ist. Ich bin mir sicher, dass Dir hier unter die Arme gegriffen wird.

    Kurz zu mir: Ich bin 41 Jahre alt und seit über 13 Jahren trocken.

    Für Angehörige Suchtkranker Menschen ist es immer eine schwierige Situation. Noch schlimmer ist es, wenn es sich dabei um verwandschaftlich höher gestellte Angehörige handelt. Kind zu Eltern, bzw in diesem Fall, Kind zur Mutter - auch wenn das Kind schon erwachsen ist, es ist immer schwierig, weil das Kind stets aus der unteren Position heraus agiert.

    Du musstest schon sehr früh Verantwortung übernehmen. Für Dich und für Deine Mutter. Das ist eine sehr große Last für ein schutz- und liebesbedürftiges Kind. Es ist eine Last, die Du auch ins Erwachsenenalter mitgenommen hast, ja sogar mitnehmen musstest, denn Du kanntest keine anderen Möglichkeiten und die Verantwortung für Deine Mutter hast Du nicht abgelegt, konntest sie wohl auch gar nicht ablegen.

    Und genau in dieser Verantwortung sehe ich persönlich den Schlüssel zur Lösung:

    In meiner Alkoholtherapie und in meiner Psychotherapie habe ich oft den Satz gehört und gelesen:

    Ein jeder Mensch ist für sein Leben selbst verantwortlich!

    und hilfreich auch:

    Ich bin nicht für die Gefühle anderer Menschen verantwortlich!

    Deine Mutter ist eine erwachsene und voll geschäftsfähige Person. Nur sie alleine ist für ihr Leben verantwortlich und sonst niemand! Wenn sich Deine Mutter zu Tode säuft und raucht, ist das nicht Deine Sache und erst Recht nicht Deine Schuld, sondern es ist die Sache Deiner Mutter und ihre Schuld ganz alleine, weil sie hat sich für dieses Leben, dem Alkohol und den Tabak entschieden. Daher liegt es an ihr und nur an ihr, diesen selbstzerstörerischen Zustand zu beenden!

    Das Dich dabei das schlechte Gewissen plagt ist nachvollziehbar und als (erwachsenes) Kind verständlich und menschlich!

    Nichtsdestotrotz, Du liebe Nicole, bist mittlerweile auch eine erwachsene Person und für Dein Leben verantwortlich und nciht für das Leben anderer geschäftsfähiger Personen, ganz gleich ob es sich dabei um einen nahen Angehörigen handelt oder einer dir vollkommen fremden Person.

    Du hast das Recht, es gibt sogar Psychologen die sagen Du hast sogar die Pflicht, darauf zu achten, dass es Dir gut geht. Körperlich wie psychisch. Das nennt man Selbsterhaltungstrieb und hat mit Egoismus nicht das geringste zu tun.

    Egoismus wäre, wenn Du bewusst andere Menschen ausnutzen würdest zu deren Nachteil nur damit es Dir besser geht, obwohl Du auch durch Eigeninitiative dieses Ziel erreichen könntest! Lass Dir mal beide Sätze auf der Zunge zergehen mit einem folgenden Beispiel:

    - die Krankenschwester die sich wegen Burnout krank schreiben lässt und das obwohl die Abteilung eh schon unterbesetzt ist (Selbsterhaltungstrieb)

    - der Hartz IV-Empfänger, der ständig mitleidig um Geld bettelt, obwohl er arbeiten könnte - Du hast doch die Mittel und die Möglichkeit, Du musst mir doch helfen (Egoismus)

    (an alle Leser, bevor ihr mich wie eine Sau durchs Dorf treibt: Ich meine damit nicht pauschal alle Hartz IV-Empfänger. Natürlich weiß auch ich das es Menschen gibt die unverschuldet da rein gekommen sind. Ich meine die Menschen, die das System bewusst ausnutzen)


    Für Dich Nicole ist es nun wichtig dich abzugrenzen.

    Metapher:

    Du und Deine Mutter, ihr zwei steht auf der Titanic. Niemand kann Deine Mutter dazu zwingen in ein Rettungsboot zu steigen. Auch Du kannst sie nicht dazu zwingen!

    Aber auch: Niemand hat das Recht Dich davon abzuhalten das Rettungsboot zu besteigen. Und erst Recht hat niemand das Recht von Dir zu verlangen das Du mit dem Schiff (und Deiner Mutter) untergehen sollst! Ebenso wenig gibt es hierzu eine moralische Verpflichtung!

    Vielleicht hilft dieses Bild?

    Ich rate Dir:

    Sag Deiner Mutter, dass sie eine Alkoholikerin ist und sie sich sofort Hilfe suchen soll!

    Sag ihr, dass Du ihren Zustand für Dich nicht erträgst und es Dich belastet und Du unter dieser Last leidest.

    Ja, setze ihr die Pistole auf die Brust: Leben ändern oder Kontaktabbruch.

    Rede aber auch mit den Ärzten vor Ort und auch mit deinem Hausarzt, sie können dich unterstützen!

    Ich hoffe ich konnte Dir weiter helfen. Vielleicht hat jemand anderes auch noch Rat für Dich.

    Alles Gute

  • Liebe Nicole,

    es ist immer wieder erschreckend, wie sehr Kinder bis hinein in ihr erwachsenes Leben unter den Fehlentwicklungen in ihrem Elternhaus zu leiden haben. Nicht nur in Bezug auf Sucht, aber hier halt besonders.

    Da Du schreibst, dass Du schon in Therapie warst, und auch zur Angehörigenberatung bei der Diakonie gehst, nehme ich an, dass Du schon weißt: Du kannst an der Sucht Deiner Mama nichts ändern oder ihr helfen, diese zum Stillstand zu bringen, solange sie das selbst nicht möchte.

    Du hast nun auch den Weg nach hier ins Forum gefunden, und Du holst Dir für Dich alle Hilfe, die für Dich angeboten wird. Das ist eine sehr gute Entscheidung.
    Ich lese von Dir dann Sorgen, die man in zwei Kategorien einteilen muss:

      [li] Dein schlechtes Gewissen, gegen das nur Du selbst etwas tun kannst [/li]
      [li] Deine Katastrophengedanken, im Fall, dass Deiner Mama jetzt noch größeres Unheil durch ihr Trinken droht, gegen die auch nur Du etwas tun kannst. [/li]
      [li] Die wahrscheinliche Entwicklung im Leben Deiner Mutter, für die Du nichts kannst, die kommt, egal was immer Du tun wolltest, und um die sich Andere kümmern müssen.[/li]

    .
    Aus eigener leidvoller Erfahrung weiß ich, wie selbstzerstörerisch und belastend dieses schlechte Gewissen ist. Das ist ein unglaublich mächtiges, ganz schwer greifbares Gefühl. Rational zu erklären ist es schon gar nicht. Auch in Deinem tragischen Fall zeigt es sich ja offensichtlich, dass Du absolut nichts, überhaupt nichts, für die von Deiner Mama selbstgewählte Entwicklung in ihrem Leben kannst. Das lag und liegt ganz alleine in ihrer Verantwortung.

    Rational wird man sagen können: Ein Kind, das dermaßen unverantwortlich in den schwierigsten Phasen seines Lebens von der Mutter und dem Vater im Stich gelassen wurde, das so unter der Fehlentwicklung des Elternhauses zu leiden hatte, dieses Kind hat alles Recht der Welt, diesem Elternhaus konsequent und endgültig den Rücken zu kehren.

    Leider ist das aber für die betroffenen Kinder „so einfach nicht“.
    Und so schreibst Du auch „Ich hatte aber immer den Wunsch - und habe ihn bis heute, dass … wir wieder ein gutes Verhältnis haben können „.
    Dieses Fühlen und diese Sehnsucht nach Liebe kann man rational nicht erklären. Das ist eine leider oft lebenslang schwärende Wunde, die dann auch leider Betroffene daran hindert, loslassen zu können.

    Wenn ich Dich richtig verstanden habe, dann bist Du die einzige Tochter? Und Deine Eltern sind geschieden? Mit dem derzeitigen Lebenspartner ist Deine Mama nicht verheiratet?
    Ich frage das, weil sich aus der Beantwortung die rechtliche, abzuklärende Situation für Dich ergibt, damit Du bei der weiteren Entwicklung keinen Schaden erleidest.
    Meines Wissens ist auch hierbei die Diakonie sehr kooperativ und steht Dir beratend zur Seite!

    Von mir kann ich Dir dazu nur schreiben, dass ich irgendwann in fortgeschrittenem Alter beschlossen habe, mein Verhältnis zu meinen Eltern auf eine tendenziell stark rationale Ebene zu verschieben. Ich habe dann, als der „Notfall“ eingetreten ist, alles für sie getan, damit sie den Rest ihres Lebens gut versorgt und gepflegt sind. Mein Vater ist inzwischen verstorben. Ich hätte mir gewünscht, dass wir noch vor seinem Ableben unser Verhältnis klären können hätte, aber das ist und war ein Wunschtraum, der nie in Erfüllung gehen wird. Ich könnte mir damit nun zeitlebens selbst schaden, indem ich in schwachen und dunklen Momenten darüber nachdenke – aber das würde mein Leid nur fortsetzen. Also habe ich damit aufgehört. Das war anfangs schwer – aber inzwischen, wenn solche Gedanken aufkommen, geht es immer leichter, sie beiseite zu schieben.
    Meine Mama ist gut versorgt, und ich besuche sie wöchentlich. Aber die Sehnsucht nach Verständigung und Liebe ist inzwischen weitgehendst einem starken Mitleid gewichen, wohlwissend, dass auch meine Mama ganz alleine die Verantwortung für ihren heutigen Zustand trägt – und nicht ich.

    Mir hat bei der Bewältigung dieses Kind/Elternverhältnisses sehr stark die Caritas Suchtberatung geholfen, wofür ich tiefe Dankbarkeit verspüre. Es war ein sehr langer Prozess, in dem ich geduldig begleitet wurde, und der seine Früchte trägt.

    Ich wünsche Dir einen guten Austausch hier!

  • Hallo Ihr Beiden,

    ganz lieben Dank für Eure ausführlichen Antworten.

    Ja, ich weiß, dass nur sie entscheiden kann, ob sie aufhören möchte oder nicht. Ich habe aber immer wieder da Bedürfnis sie in diese Richtung zu "stupsen"....und ich werde eben immer wieder enttäuscht.

    Heute habe ich kurz mit ihr telefoniert...sie war stark betrunken und ich habe ihr zum x-ten Mal gesagt, dass sie aufhören muss. Ihre Antwort: "Ich trinke nur Wasser und Kaffee. Das ich so komisch rede, liegt an etwas Anderem!" Auf meine Frage an was es denn läge, fiel ihr nichts ein. Meine innere Stimme sagt mir in diesen Situationen dann immer: "Und wenn Du ihr jetzt Unrecht tust, wenn sie gar nicht getrunken hat, vielleicht bildest Du Dir das alles nur ein?!" und so weiter. Natürlich weiß ich, dass sie getrunken hat, aber irgendwas in mir möchte mir immer einreden, dass ich ihr Unrecht tue.

    Trotz der Zweifel habe ihr ihr dann heute früh gesagt, dass ich mir wegen Ihr und dem Alkohol sehr große Sorgen um sie mache, dass ich aber ihnren Verfall nicht ertragen kann, dass ich sie deswegen auch nicht besuche und dass sie sich dringend helfen lassen muss. Natürlich hat sie das Telefonat dann sehr schnell beendet. Irgendwie schaffe ich es nicht, den Kontakt abzubrechen und ihr die Pistole auf die Brust zu setzen. Ich hatte mir das für heute fest vorgenommen und dann kommen diese Zweifel, ihr Unrecht zu tun. Vielleicht ist das ja auch ein Prozess. Denn ich merke, dass mir erst jetzt so richtig bewusst wird, was das alles bedeutet und was es mit mir macht...bis jetzt war das alles sehr unterschwellig und hat meine Angst befeuert.

    Zitat

    Ein jeder Mensch ist für sein Leben selbst verantwortlich!

    Was wenn sie eine andere Krankheit hätte? Dann würde ich Ihr doch auch helfen, oder nicht? Ich habe Angst davor, dass ich später bereuen werde, wenn ich mich nicht gekümmert habe. Andererseits kann ich mich auch gar nicht kümmern. Denn 1. Ertrage ich ihren Anblick nicht und 2. Ertrage ich ihren Partner noch sehr viel weniger als meine Mutter. Und dann erinnere ich mich immer daran, wie oft sie mich besucht hat, als ich im Krankenhaus war, wie oft sie für mich da war, als ich das Haus vor lauter Angst nicht mehr verlassen konnte. Mehr als Telefonate gab es da nicht. Aber irgendwie bringt mich das Aufwiegen auch nicht weiter.

    Zitat

    Wenn ich Dich richtig verstanden habe, dann bist Du die einzige Tochter? Und Deine Eltern sind geschieden? Mit dem derzeitigen Lebenspartner ist Deine Mama nicht verheiratet?

    Ich habe keine Geschwister und meine Eltern sind geschieden. Sie lebt und trinkt mit ihrem Partner. Sie sind aber nicht verheiratet. Entscheidungen müsste also ich treffen oder ich lasse sie unter Betreuung stellen.

    @Dietmar: Haben Deine Eltern auch getrunken? Darf ich fragen, was der Notfall bei Dir war? Du hast ja meine Katastrophengedanken schon entlarvt. Deshalb bin ich auch immer gern auf den Notfall vorbereitet und weiß dann, was zu tun ist. Leider begleiten mich diese Gedanken dann auch immer so lange, bis die Katastrophe eintritt ;-).

    Liebe Grüße
    Nicole

  • Hallo, Nicole!

    Viel mehr als meine Vorschreiber kann ich Dir auch nicht mehr sagen.

    Nur - als selbst Betroffener, als Alkoholiker, kann ich Dir nur nochmal eindringlich bestätigen, was sie Dir schon geschrieben haben: Das Einzige, was Du tun kannst, ist, FÜR DICH zu sorgen! Du kannst Deine Mutter so oft "stupsen" mahnen, bequatschen, bedrängen, ihr "die Pistole auf die Brust setzen" wie Du willst - solange sie selbst es nicht will, erreichst Du nur, dass Du Dich selbst immer mehr aufreibst, kaputt machst und selber vor die Hunde gehst.

    Und dass Deine Mutter derzeit nicht den Willen hat, irgend etwas, nicht einmal ein klitzekleines bißchen zu ändern ...

    Heute habe ich kurz mit ihr telefoniert...sie war stark betrunken und ich habe ihr zum x-ten Mal gesagt, dass sie aufhören muss. Ihre Antwort: "Ich trinke nur Wasser und Kaffee. Das ich so komisch rede, liegt an etwas Anderem!" Auf meine Frage an was es denn läge, fiel ihr nichts ein.

    Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich Dir auch nur sagen: Je mehr Du sie drängst

    Zitat

    dass sie aufhören muss

    - um so mehr wird sie auf KONTRA schalten. So habe jedenfalls ICH reagiert.

    Auch wenn es hart klingt, aber - lass sie los! Kümmere Dich nicht um sie - sie ist für sich selbst verantwortlich. Kümmere Dich um DICH!
    "Gesunder Egoismus" (hier habe ich mal meine Gedanken dazu aufgeschrieben) ist nicht nur etwas für uns Betroffene - sondern m.E. auch für Angehörige. Für Jeden.
    Denn wenn Du zerbrichst, kannst Du NIEMANDEM mehr helfen.

    Und wenn Deine Mutter irgendwann doch den Entschluss fassen sollte, etwas in ihrem Leben (ernsthaft) ändern zu wollen, kannst Du ihr immernoch zur Seite stehen - denn dann hast Du noch Kraft.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Liebe Nicole,

    „sich im Kreis drehen“, zu wissen, dass sie Entscheidungen treffen müssen, diese aber immer wieder aufschieben, auch zu wissen, was ihnen gar nicht gut tut, aber dann das machen, was ihnen gar nicht gut tut – all das ist bei Angehörigen in ihrer Verstrickung in die Sucht nicht viel anders, wie beim Süchtigen, der zwar weiß, er sollte jetzt damit aufhören, aber ….

    Ich musste das neuerdings wieder miterleben, wie sehr sich Co-Abhängigkeit und ihr Verlauf der Suchtkarriere eines Suchtkranken gleichen kann.
    Da ist es dann leider so, dass ich genauso wie beim Suchtkranken, der sich dafür entschieden hat weiterzutrinken, auch den Angehörigen „nur“ bei ihrem Untergang zuschauen kann.
    Genau wie beim Süchtigen, der von sich aus aufhören wollen muss, müssen Angehörige aus dem Kreislauf heraus wollen, wenn sie wieder ein freies Leben führen wollen.
    Zwingen kann sie niemand dazu.

    Zitat von “Nicole“

    Ja, ich weiß, dass nur sie entscheiden kann, ob sie aufhören möchte oder nicht. Ich habe aber immer wieder da Bedürfnis sie in diese Richtung zu "stupsen"....und ich werde eben immer wieder enttäuscht.


    Das drückt Dein Dilemma aus, in das Du Dich ob Deiner Erwartungen immer wieder selbst hineinbugsierst: Du willst nicht nur „stupsen“, Du willst, dass Deine Mama „sich stupsen lässt“.

    Zitat von “Nicole“

    Heute habe ich kurz mit ihr telefoniert...sie war stark betrunken und ich habe ihr zum x-ten Mal gesagt, dass sie aufhören muss. Ihre Antwort: "Ich trinke nur Wasser und Kaffee. Das ich so komisch rede, liegt an etwas Anderem!" Auf meine Frage an was es denn läge, fiel ihr nichts ein. Meine innere Stimme sagt mir in diesen Situationen dann immer: "Und wenn Du ihr jetzt Unrecht tust, wenn sie gar nicht getrunken hat, vielleicht bildest Du Dir das alles nur ein?!" und so weiter. Natürlich weiß ich, dass sie getrunken hat, aber irgendwas in mir möchte mir immer einreden, dass ich ihr Unrecht tue.


    Es geht doch gar nicht um Recht oder Unrecht! Es geht darum, ob Du Dir selbst, Deinen Wahrnehmungen und Empfindungen traust – oder halt nicht.
    Ob Du an Dich glaubst, Vertrauen in Dich selbst hast, vor allem aber auch: zu Dir selbst stehen kannst!


    Zitat von “Nicole“

    Irgendwie schaffe ich es nicht, den Kontakt abzubrechen und ihr die Pistole auf die Brust zu setzen. Ich hatte mir das für heute fest vorgenommen und dann kommen diese Zweifel, ihr Unrecht zu tun. Vielleicht ist das ja auch ein Prozess.


    Natürlich ist die Befreiung von Co-Abhängigen aus den Verstrickungen in die Sucht genauso ein Prozess, meist aufgrund der hohen emotionalen Beteiligung sogar ein noch viel längerer und schwierigerer, wie der Ausstieg von Süchtigen aus der Sucht.
    Den Ausdruck „die Pistole auf die Brust setzen“, im Sinn von „die Süchtige zu etwas zwingen wollen, das sie selbst nicht möchte“, mag ich persönlich gar nicht.
    Es genügt doch völlig, wenn Du zum Ausdruck bringst, dass Du keinen direkten Kontakt haben möchtest, wenn Deine Mama getrunken hat. Dazu musst Du natürlich zuerst Deiner Wahrnehmen vertrauen lernen, weil – siehe oben – dann wieder die Zweifel kommen.

    Alles hübsch verwirrt und ständig um sich selbst kreisend, oder?

    Zitat von “Nicole“

    Denn ich merke, dass mir erst jetzt so richtig bewusst wird, was das alles bedeutet und was es mit mir macht...bis jetzt war das alles sehr unterschwellig und hat meine Angst befeuert.


    Das bedeutet und macht nicht nur viel mit Dir: Das verändert Dich nachhaltig und zukunftsweisend – wenn Du frei sein möchtest. Ohne Angst, ohne die Vermischung von Verantwortlichkeiten und auch, ohne sich hinter Deiner kranken Mama zu verschanzen: „Ich will ja gerne, aber ich kann nicht, weil meine Mama …“

    Zitat von “Nicole“

    Was wenn sie eine andere Krankheit hätte? Dann würde ich Ihr doch auch helfen, oder nicht?


    Könntest Du sie denn dann zwingen, etwas gegen ihre „andere Krankheit zu tun“, wenn sie nicht will? Würdest Du statt der fachlich dazu qualifizierten Ärzten …etc. helfen können?

    Zitat von “Nicole“

    Ich habe Angst davor, dass ich später bereuen werde, wenn ich mich nicht gekümmert habe.


    Ich glaube, dass Angehörige und Co-Abhängige einfach nur genauso wie die Süchtigen Angst vor eigenen, verbindlichen Entscheidungen haben, deren Konsequenzen sie dann tragen müssen.
    Bei angehörigen Kindern spiel dann noch, wie auch bei den Partnerinnen und Partner von Süchtigen eine Rolle, dass die Angst vorhanden ist „nicht mehr geliebt zu werden“.

    Zitat von “Nicole“

    Andererseits kann ich mich auch gar nicht kümmern. Denn 1. Ertrage ich ihren Anblick nicht und 2. Ertrage ich ihren Partner noch sehr viel weniger als meine Mutter.


    Wieso brauchst Du für die Entscheidung und Deinem ausdrücklichen, bewussten Wunsch, keinen direkten Kontakt zu einem Mitmenschen aufrechterhalten zu wollen, wenn er/sie betrunken ist, so viele andere Gründe?

    Zitat von “Nicole“

    Und dann erinnere ich mich immer daran, wie oft sie mich besucht hat, als ich im Krankenhaus war, wie oft sie für mich da war, als ich das Haus vor lauter Angst nicht mehr verlassen konnte. Mehr als Telefonate gab es da nicht. Aber irgendwie bringt mich das Aufwiegen auch nicht weiter.


    Ich hoffe, ich habe diese Situation richtig verstanden: Sie hat Dich also nicht oder selten besucht, und Dich mit Deiner Phobie allein gelassen.
    Ich kenne die Beweggründe Deiner Mama dafür nicht, aber jedenfalls war sie dann davon überzeugt, dass Du die Situation ganz alleine und eigenverantwortlich meistern kannst.
    Vielleicht dachte sie auch „meine Nicole lebt ihr Leben – ich meines“.

    Zitat von “Nicole“

    Entscheidungen müsste also ich treffen oder ich lasse sie unter Betreuung stellen.


    Entscheidungen musst Du dann treffen, wenn es so weit ist, dass von Dir Entscheidungen gefordert werden.
    Ich möchte hier keine rechtlichen Empfehlungen schreiben, aber so viel dazu: Deswegen verwies ich Dich in meinem letzten Beitrag auf die Diakonie, die sich mit Betreuungsrecht und Begleitung von Suchtkranken auskennen.
    Auf jeden Fall – „Du kannst gar nichts tun“ ist und war wörtlich gemeint: Die rechtlichen Hürden, jemand „unter Betreuung stellen zu lassen“ sind so hoch, dass sehr gravierende Gründe vorliegen müssen. Nur weil sich jemand dazu entschlossen hat, sich Tod zu saufen, wird niemand unter Betreuung gestellt oder weggesperrt.

    Bei meinen Eltern und unserem Verhältnis ging es vorrangig nicht um Sucht. Auch wenn Alkohol- und Medikamentensucht bis zuletzt in meinem Elternhaus eine Rolle spielt.
    Meine Eltern wollten in ihrem Haus bleiben, obwohl sie beide pflegebedürftig waren, nahezu jeden Tag und jede Nacht eine Katastrophe nach der anderen eintrat, und eine stationäre Pflege und Betreuung zwingend gewesen wäre.
    Gegen ihren Wunsch und ihre Verweigerung ins Heim zu gehen, konnte ich nichts tun.
    Aber ich konnte für den Fall vorsorgen, wenn dann der Notfall eintreten würde – was er dann auch tat.
    Ich habe mir Ansprechpartner gesucht, die mich unterstützten, ihre Erfahrungen mit mir teilten, und mir weitere Hilfs-Anlaufstellen vermittelten. Außerdem habe ich im Voraus die bürokratischen Vorgänge so vorbereitet und geordnet, dass sie mich im Notfall nicht allzu sehr überforderten.
    Und so kam es dann auch: Trotz Akutsituation und trotz voller Pflegeheime konnte ich mich auf das Wesentliche konzentrieren und eine gute Lösung finden.

    Analog zu Dir und Deiner Mutter: Informiere Dich gründlich bei der Diakonie (oder Caritas), kümmere Dich um Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung für Deine Mama. Bereite das alles – für Dich – so vor, dass wenn der Notfall eintritt, Du darauf problemlos zugreifen kannst.
    Dazu wäre es natürlich nötig, dass Du noch einmal ein persönliches Gespräch mit Deiner Mama führst, und ihr die vorbereiteten Unterlagen vorlegst.
    Wenn Sie nicht damit einverstanden ist, wenn sie es ablehnt, dass Du „im Fall der Fälle“ Entscheidungen für sie triffst, dann sind alle Gründe, warum Du glaubst eine konsequente Loslösung später bereuen zu müssen, obsolet.

  • Hallo Nicole,

    eigentlich wollte ich jetzt weiter zu Deinem Thread nichts schreiben, denn ich finde Du hast bereits sehr qualifizierte Antworten erhalten. Ich hätte Dir inhaltlich nichts neues schreiben können.

    Nun bin ich aber doch über eine Aussage von Dir gestolpert, wo ich Dir gerne meine Gedanken dazu schreiben möchte. Nämlich hierzu:

    Zitat

    Was wenn sie eine andere Krankheit hätte? Dann würde ich Ihr doch auch helfen, oder nicht?

    Mit dieser Aussage oder Denkweise setzt Du Dich ja sozusagen selbst unter Druck, Du verpasst Dir damit selbst ein schlechtes Gewissen. Natürlich kann man so denken oder so argumentieren, ich finde es aber nicht richtig.

    Aber schau mal: Deine Mutter leidet unter einer Krankheit deren Heilung (bzw. Stillstand der selbigen) sie selbst in der Hand hat. Mehr noch, nur sie selbst kann die entsprechenden Schritte und Maßnahmen ergreifen um diese Krankheit bekämpfen und besiegen zu können. Sie allein hat es also in ihrer eigenen Hand dafür zu sorgen, dass diese Krankheit "verschwindet". Und es ist keinesfalls ein aussichtloses Unterfangen, nein. Zahlreiche Beispiele, wie Du hier im Forum und auch anderswo nachlesen kannst, zeigen das es funktionieren kann und dass man dabei sehr viel und hochqualifizierte Hilfsangebote nutzen kann. Entscheidend: Der Kranke, der Betroffene, der muss es selbst wollen.

    So und jetzt mehmen wir mal eine andere Krankheit, den Krebs zum Beispiel: Hier hat der Betroffene erst mal gar nichts mehr in der eigenen Hand. Hier ist erst mal entscheidend, wie die Diagnose genau aussfällt, wie weit die Krankheit fortgeschritten ist und daraus ergibt sich die Chance einer Heilung oder aber auch nicht. Und hier reicht es nicht aus, dass der Krebspatient das will, also wieder gesund werden will, sondern hier ist er definitiv (ob es ihm passt oder nicht) auf Hilfe angewiesen. Ob es nun eine OP ist, eine Bestrahlung, Chemotherapie oder eine Kombination aus allem. Der Kranke hat es nicht mehr selbst in der Hand, sein Leben oder seine Genesung ist von anderen Faktoren abhängig.

    Ich übertreibe jetzt vielleicht ein wenig wenn ich sage: In welch luxuriöser Situation ist da eigentlich der nasse Alkoholiker, der zwar unter einer sehr schlimmen Suchterkrankung leidet, diese jedoch aus eigenem Willen und Antrieb überwinden könnte? Im Vergleich z. B. zu einem Krebspatienten?

    Verstehst Du was ich Dir damit sagen möchte? Du machst Dir Vorwürfe weil Du sie mit ihrer Krankheit alleine lässt, was Du doch nie tun würdest wenn sie z. B. unter Krebs leiden würde. Aber Du darfst eben nicht vergessen, dass diese Krankheit, diese Sucht allein in ihrer Verantwortung liegt und sie alleine diese auch überwinden könnte. Wenn sie das möchte.

    Das waren meine Gedanken, die ich Dir mitteilen wollte.

    Ich wünsche Dir nur das allerbeste und hoffe sehr, dass Du einen für Dich guten Weg bezüglich des Umgangs mit Deiner Mutter finden wirst.

    LG
    gerchla

  • Liebe Nicole:

    seit Deiner letzten Antwort haben viele geschrieben und genau die Punkte getroffen die ich Dir auch gesagt bzw geschrieben hätte.

    Ich möchte daher nur zu diesem hier Stellung beziehen:

    Zitat

    Was wenn sie eine andere Krankheit hätte? Dann würde ich Ihr doch auch helfen, oder nicht? Ich habe Angst davor, dass ich später bereuen werde, wenn ich mich nicht gekümmert habe. Andererseits kann ich mich auch gar nicht kümmern. Denn 1. Ertrage ich ihren Anblick nicht und 2. Ertrage ich ihren Partner noch sehr viel weniger als meine Mutter. Und dann erinnere ich mich immer daran, wie oft sie mich besucht hat, als ich im Krankenhaus war, wie oft sie für mich da war, als ich das Haus vor lauter Angst nicht mehr verlassen konnte. Mehr als Telefonate gab es da nicht. Aber irgendwie bringt mich das Aufwiegen auch nicht weiter.

    Eine andere Krankheit: Mein Hausarzt hat mir mal gesagt und ich zitiere: Ich als Arzt kann nur die Diagnose stellen und eine Behandlung/Therapie verordnen. Wenn der Patient sich nicht daran hält, ist das seine Sache und seine Entscheidung. Ich habe das nötigste getan. Somit trifft es mich nicht!

    Ich finde diese Aussage trifft es sehr gut und deckt sich mit meinem Titanicbeispiel: Der Arzt kann zwar verordnen, aber letztendlich einen erwachsenen und geschäftsfähigen Patienten nicht zu etwas zwingen.

    Gerchla hat als Beispiel den Krebs genommen. Selbstverständlich hat Gerchla Recht wenn er schreibt, dass hier der Patient in der Behandlung machtlos ist und auf fremde Hilfe angewiesen ist. Aber auch hier gilt das gleiche wie beim Alkohol und meinen Beispiel: Der (Krebs-)Patient muss die Hilfe/Therapie wollen. Zwingen kann man ihn nicht dazu!
    Oder was soll man mit einem Patienten machen, der sich bei einer Krebsdiagnose entscheidet diesen nicht zu behandeln (um stattdessen in Würde zu sterben? Oder gar Selbstmord zu begehen - kommt häufiger vor als man glaubt!)

    Ihn vielleicht mit vorgehaltener Waffe ins Krankenhaus schicken? nixweiss0

    Wenn Deine Mutter nicht einsieht das sie eine Alkoholikerin ist, dann bearbeite sie nicht! Du hast es ihr (mehrmals) gesagt und damit dein möglichtest getan. Mehr kannst Du nicht tun, weil Du sonst in die Persönlichkeitsrechte einer mündigen Person eingreifen würdest. Und der Nebeneffekt: Du machst Dich kaputt dabei...

    Es ehrt Dich, dass Du Dir Sorgen um deine Mutter machst. Noch dazu obwohl sie zeitlebens und vor allem in Deiner Kindheit nur wenig Zeit und Zuneigung für Dich hatte.
    Aber akzeptiere Deinen Ekel den Du beschreibst vor Zustand deiner Mutter. Der Ekel will dich schützen vor einer Situation welche dir nur Schaden zufügen wird.

    Du Nicole, hast Pflichtbewusstsein und Verantwortung gezeigt gegenüber Deiner Mutter, als Du sie (schon mehrmals) vor den Gefahren ihres Verhalten hingewiesen hast! Damit endet Deine Verantwortung. Mehr kannst Du nicht tun!
    Es liegt nun an Deiner Mutter etwas daraus zu machen.

    Im Fußball würde man sagen: Der Ball liegt bei ihr.

    Der Ball liegt erst wieder bei Dir, wenn sie Dich um Hilfe bittet mit dem trinken aufzuhören.

    Dann reden wir weiter...

    Alles Gute Dir Nicole!


    P.S.

    Dein schlechtes Gewissen, dass sind die unberechtigten Schuldgefühle der liebenswerten und süßen kleinen Nicole welches in Deinem Herzen wohnt ("das Kind in uns" - von John Bradshaw) Und nach wie vor denkt das süße liebenswerte kleine Mädchen, es muss Verantwortung für die Mutter und der großen Nicole übernehmen, so wie damals, als das kleine süße und liebenswerte Mädchen Namens Nicole schon die Bürde und Last einer so großen Verantwortung tragen musste - nämlich für eine alkoholkranke Mutter und für sich selbst. Im Stich gelassen vom Vater, der Schule, den Nachbarn, dem Staat... ;(

    Die kleine Nicole die in Deinem Herzen wohnt, sie weint so bitterlich, weil sie geliebt und Aufmerksamkeit haben möchte - kümmere Dich um die süße liebenswerte kleine Nicole, liebe (große) Nicole... :*

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!