Fällt mir schwer...

  • Hallo zusammen,
    Ich habe schon ein wenig "heimlich" mitgelesen, aber es fiel mir bisher schwer mich zu beteiligen.
    Also seid mir bitte nicht böse, wenn ich auf Rückmeldungen erst einmal nicht antworte, die Anmeldung war schon ein großer Schritt für mich.
    Rechtschreibfehler liegen gerade übrigens am Handy und der Nervosität und nicht am Alkohol.

    Ich bin Mitte 30. Tochter eines seit 30 Jahren trockenen Alkolikers und Enkelin eines sehr aktiven, weshalb ich leider auch sehr früh keinen Opa mehr hatte.

    Ich weiß nicht, wann es angefangen hat, dass ich mehr getrunken habe, als ich sollte, oder als es mir mal ist.

    Gerade bin ich an dem Punkt, an dem ich nahezu jeden Tag heimlich trinke. Vor meinem Mann (den ich wirklich über alles Liebe und der das beste ist, was mir je passiert ist!) kann ich es gut verbergen, weil ich es tue, während im Haus arbeitet oder ich koche (wir haben zwei Katzen, deshalb ist die Küchentür immer zu wenn ich koche). Und weil ich mich nie richtig betrinke.

    Ich habe immer gedacht gerade aufgrund meiner Familiengeschichte klüger zu sein, bin es aber wohl leider nicht.
    Ich bin mir aber deutlich bewusst, dass es so nicht weitergehen kann. Ich habe eine wahnsinnige Angst mit meinem Mann darüber zu reden und noch mehr mit meinem Vater. Er ging immer offen damit um, ich bin so stolz auf ihn und die lange Zeit, die er schon trocken ist.
    Ich habe Angst, dass es vorallem ihn quasi umbringen wird, wenn seine Tochter auch "so" ist.

    Ich weiß, was ich zu tun habe und wie eingangs erwähnt, ich würde mich über Antworten wirklich freuen, aber ich weiß nicht, ob ich schon darauf reagieren kann.
    Es war ein großer Schritt sich hier anzumelden und ehrlich zu sein und ich weiß nicht, inwiefern ich schon bereit für weitere Schritte bin
    ..

  • Hallo PardLeo,
    zuerst einmal herzlich willkommen hier im Forum.

    Zu mir ich bin Birgit und habe auch gut 22 Jahre ohne Alkohol gelebt.
    Sicher ist es nicht schön, wenn man erfährt das, das eigene Kind auch ein Alkohol Problem hat.
    Aber in den vielen Jahren der Abstinenz lernen wir doch auch, mit unseren Sorgen und Nöten gut umzugehen.
    Ich weiß ja nicht ob dein Vater irgendwie eine schlimme Krankheit hat, weil du schreibst das es ihn umbringen könnte wenn seine Tochter auch " so " ist.
    Bei mir hat die Krankheit Alkoholismus in den Jahren auch etwas an schrecken verloren, weil ich ja auch die ganzen Vorteile des nüchternen Lebens genossen habe,
    mehr noch durch die Auseinander Setzung mit meiner Krankheit habe ich manche Entwicklung gemacht die mir als nicht Alkoholiker unmöglich gewesen wäre.
    Ich will damit sagen, vielleicht ist dein Vater stärker als du glaubst.

    Das war so mein Gedanke beim lesen deines Beitrags.

    Es grüßt die
    Birgit

  • Hallo und HERZLICH WILLKOMMEN hier im "aktiven Teil" des Forums :welcome:

    Ich bin m, 55, Alkoholiker und nun schon einige Jahre trocken.

    Zunächst einmal: Es ist vollkommen in Ordnung, wenn Du nicht stets und ständig und sofort auf Posts reagierst. Lass alles sacken, überdenke es - und reagiere nur, wenn Du es für Dich als richtig empfindest.

    Und was Deinen Vater angeht: Meinst Du nicht, dass vor allem ER als trockener Alkoholiker in all den Jahren gelernt hat, was dieses Zeug mit Menschen anrichtet? Und nicht nur mit ihm angerichtet hat? Natürlich glaube auch ich, dass es ihm - wie jedem Vater - am liebsten wäre, wenn seine Kinder nicht von der/einer Krankheit betroffen werden wie man selbst. Aber das Leben ist nunmal kein Ponyhof - es KANN (nicht MUSS!!) nunmal jeden treffen.

    Ich finde es jedenfalls schonmal sehr gut, dass Du den ersten Schritt in Form der Anmeldung und der Vorstellung gemacht, gewagt hast 44.
    Alles Weitere wird sich finden.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo PardLeo,

    ein ganz herzliches Willkommen auch von mir. Schön das Du Dich überwinden konntest und hier Deine aktuelle Situation zu schildern. Es scheint Dir sehr schwer gefallen zu sein, gerade deshalb finde ich es ganz toll, dass Du es trotzdem gemacht hast.

    Kurz zu mir: Ich bin Ende 40, Alkoholiker und lebe jetzt seit mehreren Jahren ohne Alkohol.

    Ich habe eine Paralle zu Dir. Ich war, genau wie Du jetzt, ein heimlicher Trinker. Ganz viele Jahre lang trank ich komplett heimlich. Meine Familie (Frau und 2 Kinder) wussten nicht, dass ich Alkoholiker bin. Und das, obwohl ich gerade in den letzten Jahren wirklich ganz enorme Mengen Alkohol täglich zu mir nahm. Letztlich führte es dann dazu, dass mein ganzes Leben erst mal den Bach runter ging und dass meine Ehe zerbrach und alles im Eimer war. Zwar trennte ich mich von meiner Frau nachdem ich trocken wurde, jedoch lagen die Ursachen für das Scheitern meiner Ehe sicher in der Zeit in der ich getrunken hatte. Es waren ja so viele Jahre. Jahre in denen sich meine Frau weiter entwickelte, ich mich aber nicht bzw. eher zurück.

    Wenn ich Dir etwas raten darf dann Folgendes: Sei ehrlich, sei immer ehrlich. Oute Dich. Meine Versuche heimlich mit dem Trinken aufzuhören sind alle kläglichst gescheitert. Ehrlichkeit ist der erste und wichtigste Schritt. Und ich glaube nicht, dass Deine Familie Dich fallen lässt. Gerade weil sie dort ja selbst Erfahrung haben. Ich kann Dich nur ermuten es anzugehen und offensiv an Deinem neuen Leben zu arbeiten.

    Diesen outen ist schwer. Ich weiß noch wie ich es meinen Eltern sagte, meinen Geschwistern, meinen Kindern, meiner Frau.... Ich war ein Held, vorher.... Danach war nichts mehr so wie es voher war. Und das war gut so. Auch wenn ich mir das nie hätte vorstellen können.

    Mach Dir einen Plan, wie Du Deine Krankheit besiegen möchtest. Welche Schritte (Psychologe, Suchtberatung usw.) für Dich in Frage kommen und gehe Deinen Weg. In ein neues Leben. Deine Lieben werden es Dir danken und Du bekommst nicht weniger als Dein Leben zurück!

    LG
    gerchla

  • Liebe Pardleo,

    ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht wie du und auch heimlich getrunken. In der Küche, aber ich hatte auch an verschiedenen Stellen im Haus meine Verstecke.

    Das Schlimmste für mich war der Verlust meiner Selbstachtung. Durch dieses ewige Lügen hab ich mich irgendwie selbst ganz „ausgehöhlt“, war nicht in Kontakt mit den anderen und nicht mit mir. Ich konnte darüber auch sehr lange nicht sprechen. Dass ich heimlich trank. Dass ich abhängig geworden war. Ich konnte das vor mir selber nicht zugeben. Und die Ehrlichkeit mir selbst gegenüber ist das allerwichtigste.

    Bei mir war tatsächlich erst die Trennung von meinem Mann nötig. Zu sehr war die Beziehung, das Vertrauen schon zerstört. Aber so muss es bei dir ja gar nicht sein.

    Schön, dass du den Schritt gewagt hast, dich hier anzumelden und so ehrlich von dir zu schreiben. Ich wünsch dir Kraft für die nächsten Schritte. Einen nach dem anderen.

    Alles Gute!

    Camina

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