Ist das schon Sucht?

  • Mein Freund (29) betrinkt sich jede Woche 2 -3 Mal bis zum totalen Vollrausch. Davor putscht er sich meist auf (MDMA, Pilze, Speed…). Im Suff ist ihm dann alles egal, z.B. dass er eigentlich mit Rauchen aufgehört hat, oder wir am nächsten Tag etwas vorhaben. Er versetzt mich öfter, weil er feiern war und dann noch zu betrunken ist. Die halbe Woche ist er zu nichts zu gebrauchen, weil er entweder mit Saufen oder Ausnüchtern beschäftigt ist. Er stellt immer wieder überrascht fest, dass schon wieder 1 Monat vergangen ist, wo er eigentlich nichts gemacht hat außer Feiern (er will keinen Job, weil er dann nicht mehr soviel saufen kann)…

    Während dem Kater gelobt er jedes Mal Besserung ("jetzt reicht es wieder für eine Weile") und will auf alkoholfreies Bier umsteigen. Aber spätestens nach 3 Tagen säuft er trotzdem wieder. Wenn keine Freunde Zeit haben, trinkt er auch zuhause und geht allein feiern. Er findet das gut so, hat Spaß daran, mag den Rausch - den Kater nimmt er in Kauf.

    Er meint es ist alles kontrolliert, weil er keine körperliche Abhängigkeit hat und jederzeit aufhören könnte. Er will es nur nicht… Ist das schon Sucht? Ich finde auch Kiffen zum "besser einschlafen" bedenklich… Übertreibe ich?

  • Hallo girlfriend18,

    kurz Antwort: Ja, das ist Sucht!

    Es gibt ja nur zwei Möglichkeiten: Entweder ist Dein Freund strunzblöd, dass er sich bewusst und vorsätzlich dermaßen mit Alkohol und Drogen schaden will, oder er ist süchtig und kann gar nicht mehr anders.
    Gerade von Kiffern und sonstigen Drogisten höre ich ständig, dass Alkohol ihr kleinstes Problem wäre, meist sogar gar kein Problem wäre. Auch, sie hätten überhaupt keine körperliche oder psychische Abhängigkeit. Mit Drogen geht, wie dann später bei Alkohol, wenn Alkoholismus eskaliert, meist ein völliger Realitätsverlust einher. Dazu eine fast schon sagenhafte Überheblichkeit, die zu der felsenfesten Überzeugung führt, dass sie alles im Griff und unter Kontrolle haben.

    Ich kann die Suchtmittelabhängigen nicht mehr zählen, die mir weismachen wollten, dass sie jederzeit damit aufhören könnten, wenn sie wollten: Nur, es stand immer ein Bier dabei, ein Joint qualmte, oder sonstige Drogen waren griffbereit gelegt.
    Aufhören konnte von denen kein Einziger.

    Aufgrund der unzähligen ähnlichen bis gleichen Lebensgeschichten, die Du auch hier im Forum nachlesen kannst, kann ich Dir nur eine Empfehlung aussprechen, wenn Du – für Dich! – viel Leid und Probleme in Deinen noch sehr jungen Leben vermeiden möchtest: Mach die Biege und hake diesen „Freund“ ab.
    Klingt hart vielleicht, ist aber der Realität in der Sucht geschuldet

  • Hallo girlfriend18,
    Ich kann Dietmar nur zustimmen. So hart es ist, entferne dich von dem Mann.. Du kannst dir gerne meine Geschichte durch lesen.."Mal Luft machen".
    Ich weiß es tut verdammt weh diesen Schritt zu gehen...Doch 12 Jahre habe ich eine Menge Leid zugelassen..diese wertvollen Jahre sind weg und die bekommst du nicht mehr zurück...12 Jahre meines Lebens gehofft und gekämpft...als Dank einen tritt in den Hintern bekommen,immer wieder. Nein Danke. Ich will wieder Leben, Lachen,Glücklich sein. Meine Liebe und meine Zeit den Menschen schenken die es zu schätzen wissen.
    LG Libelle

  • Was soll man dem noch hinzufügen? Außer: Wenn Du ihn als Deinen "Freund" bezeichnest, dann scheinst Du das doch nicht soll schlimm zu finden. Sonst hättest Du ihn schon in den Wind geschossen ...

    Übrigens: Ich bin Alkoholiker und seit einigen Jahren trocken.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Leider ist wohl alles geschrieben worden. Gib Hackengas.

    LG Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Danke für eure Antworten! Leider gibt es eine große Hemmschwelle, einfach fortzugehen - wir haben ein gemeinsames Kind... Ich will unsere Familie nicht auseinander reißen müssen

    Ist es auch Teil der Sucht, verletzend, gemein, unfair und beleidigend zu werden, sobald andere sich Sorgen machen? Sich selbst als „normal“ zu betrachten und weniger selbstzerstörerische Menschen als prüde, langweilige Spießer, die keinen Spaß haben? Sich nur noch unter ihresgleichen wohlzufühlen? Und tatsächlich ohne Konsum keinen richtigen Spaß mehr zu haben? Das regelrecht als „Ausgleich“ zu brauchen? Nach einer durchzechten Nacht ist er jedes Mal richtig zufrieden und ausgelastet - so wie andere nach Sport oder Sex...

  • Guten morgen girlfriend18,
    Ja!All das,sein Verhalten ist normal.
    Beleidigungen, Beschimpfungen, dir für alles die Schuld geben,Aggressionen, Ignorieren. .Alkohol und Drogen lassen einen Menschen nicht mehr normal Denken und Handeln. Ich weiß wie schwer das alles ist. Doch ich kann dir sagen wenn du keine Grenzen setzt und bleibst, wird sich nichts ändern. DU und dein Kind geht daran kaputt. Kein Mensch hat es verdient so behandelt zu werden. Das was du hier von beiden Seiten lesen kannst,es sind keine Erfundenen Geschichten. .Das alles haben wir durchlebt. Es ist wichtig das du dir Hilfe suchst bei einer Selbsthilfe Gruppe..Caritas oder Diakonie. Die sind für dich da. Denk an dein Kind..Kinder kriegen mehr mit als du denkst. Du und dein Kind sind jetzt wichtig. Du kannst deinem Partner nicht helfen, das kann er nur selbst wenn er will.
    Lg Libelle

  • Ja, leider ist das "normal" :-\

    Für Dich UND Dein Kind wäre es das Beste, ihn in den Wind zu schiessen!
    Du kannst - bzw solltest - Dir im Bereich "Angehörige" durchlesen, was andere mit ihren saufenden Partnern durchmachen müssten. Alle in der irrigen Hoffnung, er/sie werde sich noch freiwillig besinnen und ...

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Guten Morgne Girlfriend,

    Zitat

    Leider gibt es eine große Hemmschwelle, einfach fortzugehen - wir haben ein gemeinsames Kind... Ich will unsere Familie nicht auseinander reißen müssen

    Oh mein Gott - wie falsch Du die Dinge doch siehst. Wie falsch Du darüber denkst.... Genau das Gegenteil ist doch der Fall. Dein Kinde, Euer gemeinsames Kind, sollte keine Hemmschwelle sein ihn zu verlassen sondern ein Katalysator, ein Beschleuniger. Wenn nicht wegen des Kindes, warum dann? Egal wie alt das Kind ist, egal ob er das Kind "gut behandelt", es ist eine Katastrophe für ein Kind mit einem süchtigen Elternteil aufwachsen zu müssen.

    Weißt Du was Dein Kind erleiden muss, wenn es mit einem zugekifften Alki-Vater aufwächst? Hast Du eine Ahnung was das alles in Deinem Kind kaputt machen wird? Und Dein Kind kann sich nicht dagegen wehren. Du hast die Verantwortung für Dein Kind. Dein "Freund" kann keine Verantwortung mehr übernehmen, denn er hat sein Leben an den Alkohol und die Drogen abgegeben. Somit hast Du hier einen Suchtkranken vor Dir, dem Du 1. kein Wort mehr glauben kannst und der 2. nur noch für seine Sucht lebt und absolut nicht in der Lage ist für irgendwas Verantwortung zu übernehmen. Er müsste erst mal für sein eigenenes Leben Verantwortung übernehmen bevor er das für ein Kind tun könnte. Aber davon ist er Lichtjahre entfernt.

    Ich bin übrigens auch Alkoholiker. Ich hatte Familie, 2 Kinder, ich weiß wovon ich Rede. Ich weiß auch, was ich meinen Kindern angetan habe. Heute weiß ich das, als ich soff war mir das überhaupt nicht klar. Wie auch, ich war im Grunde genauso wie Dein Freund. Ich nahm keine Drogen, ok, aber alles was ich machte und dachte drehte sich nur um Alkohol und sonst nichts. So ist das einfach, und ich kann Dir an Herz legen, den Menschen die Dir hier schreiben zu vertrauen.

    Alle, die wir hier schreiben, sind etweder selbst Alkoholiker oder aber Angehörige, die ein Zusammenleben mit einem Alki hinter sich haben. Es ist alles echt hier. Was wir hier schreiben ist leider die schreckliche Realität und keinesfalls übertrieben oder schlecht geredet.

    Also deshalb nochmal von mir: Du solltest für Dich aber vor allem für Dein Kind Verantwortung übernehmen. Und Dich trennen. Wenn ihm was an Euch liegt, dann kann er ja das tun, wovon er glaubt es immernoch tun zukönnen, er kann ja aufhören mit Drogen und Alkohol. Er sagt ja, dass er alles im Griff hat. Wunderbar, wenn er Euch liebt, dann sollte das doch eine seiner leichtesten Übungen sein. Dann probiers doch mal aus was passiert, wenn Du gehst.... Wahrscheinlich gar nix, er wird Dich beschimpfen oder Dich weinerlich anflehen, dass er es ohne Dich nicht schafft. Oder eine Kombination aus beidem. Aber ich glaube nicht, dass er zum Arzt geht, einen Entzug macht, anschließend eine Therapie antritt und sich nebenher noch eine Selbsthilfegruppe sucht. Ich glaube das nicht. Probiers aus!

    Ich kann Dir nur raten Dein Leben und das Leben Deines Kindes nicht von einem drogensüchtigen Alkoholiker verpfuschen zu lassen. Aber letztlich ist das natürlich Deine Entscheidung.

    Alles Gute wünsche ich Dir und viel Kraft für Dich und Dein Kind.

    LG
    gerchla

  • Guten Morgen Forum,

    ich glaube, die Geschichte von girlfriend ist komplizierter.

    Zitat von "girlfriend"

    (er will keinen Job, weil er dann nicht mehr soviel saufen kann)…


    Als Mutter eines kleinen Kindes wird girlfriend auch nicht arbeiten (und Geld verdienen) können. Da hängt dann das Amt mit drin. Es wird vermutlich sehr schwer sein, unter diesen Umständen aus/umzuziehen und eine andere Wohnung nur für Mutter und Kind zu bekommen.
    Ich vermute auch, dass die Angst alleine mit dem Kind zu sein, in so einer Situation sehr stark ist.

    Aber, girlfriend, Gerchla hat schon recht: Egal wie schwierig und kompliziert Dir eine Zukunft ohne den kiffenden und saufenden Partner vorkommen mag, sie wird mit Sicherheit bedeutend einfach werden, wie "mit"!

  • Hallo liebe Girlfriend,

    Achtung! Gerchla hat dir etwas sehr Wahres geschrieben. Tu deinem Kind einen ganz großen Gefallen und geh. Nimm dein Kind und verschaffe euch beiden eine gute und zufriedene Zukunft. Ich bin mittlerweile fast 62 Jahre und heute ein glücklicher Mensch, weil ich keinen Alkohol mehr trinke. Mein Leben und speziell meine Kindheit hat mit leider keinen guten Start gegeben. Meine Mutti hat getrunken (nicht so, dass man von Sucht sprechen kann), aber oft und oft auch viel zu viel. Ich habe furchtbar darunter gelitten. Mit Ende 15 habe ich mein Elternhaus (Mutter mit Stiefvater) verlassen und mich auf meinen Weg gemacht. Halt hatte ich während meiner Kinderzeit nicht. Meinem Vater habe ich erst viele Jahre später von der ganzen Katastrophe erzählt. Ich habe meine Mutti geschützt und mich selbst dabei vergessen. Tu es deinem Kind nicht an. Es gehört nicht in eine solche Lebenssituation. Lass dich beraten und geh deinen Weg. Ich wünsch dir alles Gute.

    LG Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Hallo Girlfriend!

    Ich bin Alkoholiker und sch on ein paar Jahre trocken.
    Aber ich war auch mal so alt wie dein Freund jetzt ist, und mit Frau und Kind.
    Ich habe dann noch 32 Jahre gebrauch bis ich mit dem Saufen aufhören konnte.
    Mein Weg bis dahin ist mit dem Schmerz und dem Leid anderer Menschen gepflastert.
    Tue das dir und deinem Kind nicht an!
    Ich hoffe für dich, das es hier Menschen gibt die dir einen Ausweg zeigen können.

    Gruß Siegfried

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