Mein Vater hat ein Alkoholproblem!?

  • Hallo,

    ich bin neu hier und möchte mir meinen Kummer etwas von der Seele schreiben ;(
    Es geht um meinen Vater & ich möchte versuchen die Situation ein wenig zu erklären.
    Mein Vater ist 72 Jahre alt und lebt mit meiner Mutter in einem Einfamilienhaus in
    einem kleinen Dorf im Schwabenland. Er ist seit über 10 Jahren in Rente und trinkt
    zuviel Bier denke ich. Er trinkt keine "harten" sachen, aber meine Mutter schätzt, das
    es 7-8 Flaschen Bier am Tag sind! Er hat sein ganzes Leben lang Bier getrunken, aber als
    er noch gearbeitet hat, hat er zumindest bei der Arbeit nix oder nur wenig getrunken,
    glaube ich mal. Ich wohne ein paar Kilometer weg von meinen Eltern und fahr einmal
    die Woche raus zu ihnen, ich hatte nie ein besonders gutes Verhältnis zu meinem Vater
    (außer als Kind vielleicht?), irgendwie sind wir sehr verschieden, aber wir sind auch nicht
    zerstritten. Mein Bruder hat den Kontakt zu meinem Vater fast ganz abgebrochen, es
    sind wohl einige "unschöne" Dinge vorgefallen. Und meine Mutter lebt zwar im gleichen
    Haus wie mein Vater, aber die beiden Leben jeder ihr eigenes Leben und reden nur noch
    miteinander was unbedingt sein muss; zu meiner Mutter habe ich ein sehr gutes Verhältnis!
    Es ist halt so, dass mein Vater keinerlei Interessen oder Hobbys hat, er sitzt den ganzen
    Tag nur vorm Fernseher und trinkt Bier, oder er trinkt in seiner Kneipe im Nachbarort Bier,
    und zwar jeden Tag!
    Er hatte auch früher nicht viele Interessen, aber seit er in Rente ist, ist es noch schlimmer
    geworden!
    Meine Mutter meinte, er gibt ca. 10 Euro am Tag für Bier aus, also 300 Euro im Monat,
    plus 30 Euro wöchentlich für Lotto (sein einziges Hobby), also über 400 Euro monatlich für
    Bier und Lottospielen! Obwohl er gar nicht so eine schlechte Rente hat, und keine Miete
    zahlen muss geht ihm immer wieder das Geld aus; dann ruft er bei mir an und sagt, dass
    kein Geld mehr aus dem Automat kommt und ob ich ihm was leihen könnte :(
    Ich hab schon oft zu ihm gesagt er soll doch weniger Bier trinken und mal was unternehmen,
    spazieren gehen oder radfahren, aber das bringt nix nixweiss0
    Er ist mittlerweile auch nicht mehr so rüstig, läuft nicht mehr so gut, und ohne Bier geht´s
    ihm schlecht und er fängt an zu zittern! Letztes Jahr ist er mal beim Bierholen bei Edeka gestürtzt,
    er hat sich am Kopf verletzt, nicht schlimm, aber er war ein paar Tage im Krankenhaus.
    Da habe ich gedacht, dass er jetzt vielleicht umdenkt, weniger Bier trinkt und sich ein wenig
    bewegt. Aber nachdem er sich erholt hatte, war´s wieder genauso wie vor dem Sturtz!
    Ich denke wenn er weniger trinken würde & sich ein wenig bewegen würde, dann würde es ihm
    viel besser gehen, weil sonst hat er keine schlimmeren Krankheiten.....aber er sieht das nicht ein :(
    So, ich hab mal alles geschrieben, was mir so eingefallen ist zu der Situation, ich würde gerne
    mal ein paar Meinungen dazu lesen, weil ich weiss keinen Rat nixweiss0

    Gruß, Alexander

  • Hallo, Alexander!

    Erst einmal HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Kurz zu mir: Ich bin m, 55, Alkoholiker und seit einigen Jahren trocken.

    Hast Du hier schon mal ein wenig gestöbert und gelesen? Besonders hier im Angehörigen-Bereich, aber auch in den Vorstellungen wirst Du viele Berichte von Angehörigen finden, denen es ähnlich wie Dir ergeht bzw. erging.
    Und auch Dir können wir nur dasselbe sagen:

    Aus eigener Erfahrung (als selbst betroffener Alkoholiker) weiß ich, dass nur der Betroffene selbst etwas gegen seine Sucht unternehmen kann - wenn er es denn WILL. Als Angehöriger kannst Du Dir den Mund fusselig reden und/oder wie Rumpelstilzchen im Dreieck tanzen - das bewirkt höchstens Widerspruch, Abkapselung, "Jetzt-erst-recht"-Mentalität und wird als persönlicher Angriff empfunden.
    Tut mir leid für Dich und alle betroffenen Angehörigen dieser Welt - aber wenn es funktionierende Methoden gäbe, einen Alkoholiker zur Reduktion oder kompletten Abstinenz zu ÜBERREDEN ... dann wäre dieses Forum und sämtliche Entzugs- und Entwöhnungskliniken entbehrlich.

    Du kannst nur Eines tun: auf Dich selbst achten und ihn nicht unterstützen! Also ihm kein Geld leihen, wenn er seins mal wieder versoffen hat. Klingt hart, ist aber leider das Einzige.

    Trotzdem wünsche ich Dir viel Kraft und einen guten Austausch hier!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Danke erstmal für die schnelle Antwort! Ich bin jetzt erstmal 10 Tage weg, aber danach werde ich mich hier im Forum mal intensiver umschauen. Danke nochmal!

    Gruß, Alexander 44.

  • Hallo Alexander,

    erst mal noch ein herzliches Willkommen von mir.

    Du bist ja jetzt erst mal weg, dann wirst Du diesen Post zwar erst in zwei Wochen lesen, ich schreibe ihn trotzdem schon jetzt.

    Ich selbst bin Alkoholiker, Ende 40 und lebe nun schon länger ohne Alkohol.

    Zur Situation mit Deinem Vater möchte ich jetzt erst mal folgendes schreiben:

    Scheint wohl so, dass Dein Vater schon immer getrunken hat. Mal mehr, mal weniger. Die Anzahl der Biere ist dabei nun gar nicht so entscheidend. Entscheidend ist eher, dass er, zumindest nach Deinen Beschreibungen, süchtig trinkt. Er scheint also schlicht und ergreifend ein Alkoholiker zu sein. Wenn er nicht trinkt, gehts ihm nicht gut und köperliche Entzugserscheinungen treten bei ihm ebenfall schon auf, so wie Du das beschrieben hast.

    Damit kannst Du Dich schon mal von dem Gedanken verabschieden, dass es Deinem Vater besser gehen würde, wenn er WENIGER Bier trinken würde. Das stimmt in der Theorie natürlich zu 100%, ist in der Praxis aber nicht möglich. Wenn er süchtig ist dann kann er nicht einfach weniger trinken. Das kann er dann vielleicht mal eine Zeit lang und dann auch nur mit erheblichen Kraftaufwand. Ich denke aber, so wie Du schreibst, dass er dazu überhaupt keine Lust hat bzw. auch keinen Anlass sieht. Warum sollte er? Passt doch alles soweit.

    Er gehört also zu denjenigen, die ihr Leben lang tranken (mein Vater gehört übrigens ebenso genau in diese Kategorie), jedoch nie richtig "abstürzten". Also er hat scheinbar nicht damit begonnen auf harte Sachen umzusteigen um dadurch seine Alkoholmengen deutlich zu erhöhen. Er ist immer bei seinem Bier geblieben, wobei sich die Menge des selbigen langsam nach oben entwickelt hat. Ggf. könnte die Menge mit zunehmenden Alter auch wieder etwas abnehmen, weil man da dann nicht mehr so viel "braucht" bzw. verträgt. Was aber die Situation keinesfalls verbessert, denn es ändert an seinem Verhalten ja nichts. Hier könnte ich jetzt meinen Opa als gutes Beispiel nehmen.

    Er trank sehr viel (was ich aber nur aus Erzählungen weiß weil ich da noch nicht geboren bzw. zu jung war) und reduzierte dann im Alter langsam. Ich erinnere mich in meiner Kindheit an 3 - 4 Bier pro Tag, die er so vor sich hin trank und an ein immer halbvolles Bierglas, das dazu am Küchentisch stand. Das mit der Menge, das kann ich natürlich nicht aus meinen Kindheitserinnerungen ableiten, denn auf sowas habe ich da nicht geachtet. Das habe ich bei meiner Mutter mal erfragt, nachdem ich begonnen hatte mich mit meiner eigenen Sucht auseinander zu setzen.

    Nun, wie willst Du da jetzt etwas an dieser Situation ändern? Wie willst Du Deinem 72jährigen Vater klar machen, dass er Alkoholiker ist und dass er sich damit sein Leben verpfuscht (das sich bereits in der letzten Lebensphase befindet und für Zunkunft nicht wahnsinnig viele Perspektiven offen lässt). Und dass er damit natürlich auch Deine Mutter und letztlich ja auch Dich (sonst wärst Du nicht hier) erheblich belastet.
    Gerade bei älteren, noch trinkenenden Alkoholikern ist es nicht so einfach, Gründe zu nennen, weshalb sie aufhören sollten. Und ich denke, dass es diesen Menschen dann auch selbst nicht so einfach ist, diese Gründe für sich zu finden.

    Und hier kommt ja nun nochmal was anderes ins Spiel. Gründe kannst Du ihm nenen wie Du willst. Er muss es selbst wollen, er muss es selbst so sehen. Nur dann könnte er den Weg in die Abstinenz gehen. Leider funktioniert das bei dieser Krankheit nicht so, dass er halt eben mal einfach weniger trinkt oder ganz damit aufhört. Wenn er das wollen würde, wäre das eine große, vielleicht die größte, Herausforderung seines Lebens.

    Insofern scheint es wohl so zu sein, dass Du einfach nur auf Dich schauen kannst. Du musst damit klar kommen das er trinkt. Das ist sein Leben, nicht Deines. Du kannst nur an oder bei Dir was verändern, nicht bei ihm.

    Alles Gute und einen guten Austausch hier im Forum wünsche ich Dir.

    LG
    gerchla

  • Hallo,

    endlich finde ich mal zeit zum Antworten!
    .....ja, es stimmt wohl was ihr geschrieben habt, vor allem Gerchla hat die Situation gut beschrieben!
    Er hat überhaupt keine lust und keinen Grund an der Situation etwas zu ändern, weil solange er sein
    Bier hat (und Geld um es zu kaufen) und seinen Fernseher ist für ihn die Welt in Ordnung!
    Er hat sein ganzes Leben immer Bier getrunken, in einem schwäbischen Dorf ist es "normal" dass man(n)
    mit 14 oder 15 anfängt mit Biertrinken (ich bin da wohl eine Ausnahme?).
    Die menge an Bier ging im laufe der Jahre und Jahrzehnte nur langsam nach oben, vor allem seit er in
    Rente ist trinkt er glaub auch irgendwie aus langeweile, oder weil er sonst nix mit sich anzufangen weis!?
    Für mich ist die Situation ja nicht sooo schlimm, weil ich nur einmal die Woche zu meinen Eltern rausfahre
    und das "Elend" sehe; aber meine Mutter sieht es jeden Tag!
    Das Haus verfällt zunehmend da er nix mehr machen will oder kann, und zum renovieren lassen hat er kein
    Geld mehr! Meine Mutter würde sich lieber heute als morgen trennen, aber das ist schwierig, beinah
    unmöglich, weil sie hat keine große Rente, und sie haben zusammen das Haus, dass dann wohl verkauft
    werden müsste!? Dummerweise sind sie auch voneinander abhängig, wie gasagt hat meine Mutter nur
    ein kleine Rente und mein Vater hat keine Ahnung von Hausarbeit, kochen, waschen, putzen.....hat er nie gemacht!
    Und ich kann meine Mutter finanziell auch nicht unterstützen, weil so dicke hab ich´s auch nicht :-\
    Tja, blöde Situation, aber irgendwie muss ich und meine Mutter damit klarkommen!

    Gruß, Alexander

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