Mal Luft machen

  • Hallo zusammen,
    ich bin Angehörige.Fange mal von ganz vorne an. Mein Vater war Alkoholiker,zuletzt 19 Jahre trocken und leider dann vor 6 Jahren an Krebs verstorben.Ich hatte früher eigentlich immer normale Beziehungen, keiner hatte ein Sucht Problem. Vor 12 Jahren habe ich dann meinen Partner kennen gelernt. Er hatte wenn wir uns gesehen haben seine 2 Bier getrunken oder auch mal Wein mitgebracht. Alles im gesunden Verhältnis.Dachte ich. Da wir uns das erste Jahr nur einmal unter der Woche und am Wochenende sahen ( unterschiedliche Wohnorte). Nach einem Jahr haben wir uns dann ein schönes Zechen Haus zur Miete angesehen und angemietet.Da dieses aber sehr renovierungsbedürftig war bin ich erst mal in meiner Wohnung noch geblieben. Ich habe aus meiner Ehe einen 18 Jährigen Sohn,der damals 6 Jahre alt war und ich natürlich nicht immer mit helfen konnte. Da fing es an das spät morgens schon um 11h die erste Bierflasche getrunken wurde. Es waren dann so 10/11 am Tag verteilt über Wochen,( am Wochenende 1 Flasche Jägermeister ) was ihn auch mir gegenüber immer mehr veränderte. Es wurde mir bewusst das da ein Problem ist. Wann ist der beste Zeitpunkt jemandem zu sagen das er ein Alkoholproblem hat. Den richtigen Zeitpunkt gibt es nicht. Also habe ich ihm dieses gesagt. Klar, es gab erst mal Theater,wie ich nur behaupten kann...
    Seine Mutter hat mir dann gesagt das dieses Problem schon viel länger wäre,sie aber nie gedacht hat das es so schlimm wäre.Ich hatte immer im Kopf" Mein Papa hat es auch geschafft warum soll der Mann der mich liebt es nicht auch schaffen. Es war ein langjähriger Kampf vom weniger trinken , ein paar Wochen aufhören, dann wieder trinken weil man ja jetzt Kontrolliert trinken kann bis vor 3 Jahren die Einsicht eine Langzeit Therapie zu machen. Ich bin seit 10 Jahren immer Wege gegangen, für mich.Gruppen , eine Therapie für Kinder von Alkoholkranken Eltern,Ehrenamtlich im Cafe für Suchtkranke Menschen gearbeitet. Es war mir wichtig für mich was zu machen aber auch die Krankheit zu versteh Gruppen gesucht in der Abhängige, sowie Angehörige sind. Seit 3 Jahren gehe ich regelmäßig zu Caritas was mir unheimlich hilft und mich Stark gemacht hat.
    Nach seiner 4 Monaten Therapie ist mein Freund Tag für Tag in sein altes Muster wieder verfallen. Kein reden mehr, mich ignoriert,schlechte Laune. "Er hatte durch seinen Job in seiner Selbständigkeit nicht die Zeit für die Nachsorge".Ich habe ihm immer wieder versucht zu erklären das die Nachsorge so wichtig ist. Nein! Es war nicht mehr auszuhalten für mich, denn auch ich habe ein Leben und ein Recht darauf und muss mich nicht derart behandeln lassen. Ich hatte mich getrennt. Dann hat er ca 6 Monate massiv jeden Tag Schnaps getrunken. Irgendwann hat seine Mutter ihn dann erst mal aufgenommen. Monatelang war er bei ihr,hat es bei sich nicht alleine ausgehalten weil ich nicht mehr da war. Irgendwann haben wir uns wieder getroffen ,er war ein paar Monate trocken. Wir sind wieder zusammen gekommen. Nur ich war nicht mehr die alte die alles mit sich machen ließ. Er wurde wieder rückfällig. Früher konnte er zu mir kommen oder ich war bei ihm wenn er wieder aufhören wollte. Habe gekocht gewaschen, geputzt...weil ich dachte das ich ihm helfen kann.Nein, ich konnte ihm nie helfen weil er sich keine Hilfe mehr geholt hat. Uns das gab es nicht mehr. Ich habe ihm ganz klare Grenzen gesetzt, das wenn er meint er muss trinken das ich gehe weil ich mich damit nicht mehr kaputt machen will das zu erleben. Es gab auch keinen Entzug mehr bei dem ich bei ihm war oder er bei mir. Ich habe ihm klar gemacht das wenn er sich Hilfe sucht, ich bereit bin alle Wege mitzugehen. Nein, es lief so hinaus das er bis heute dann zu seiner Mutter geht, dort bekommt er sein Essen, hat sein Bettchen,bekommt Beruhigungstabletten und Schlaftabletten, hat jemanden zum reden und die Welt ist in Ordnung. Seit ca 8 Monaten hat er alle 3-4 Wochen einen Rückfall sodass er sich 8 Tage lang mit 2 Flaschen Schnaps betrinkt. Wenn er mal wieder ein paar Tage trocken ist, selbst dann höre ich eigentlich nichts mehr von ihm. Warum? Er hat ja Mutti die alles macht und tut. Ich habe ihr mehrmals gesagt das sie mit ihrem Verhalten sein Leiden nur in die Länge Zieht und ihr auch geraten das sie sich Hilfe holen soll. Sie macht ihn im Grunde immer wieder trocken für seinen nächsten Absturz.
    Er hat sich nochmal für eine Langzeittherapie entschieden. Geht alle 14 Tage zur Diakonie. Die Therapie macht er aber nicht weil er die Einsicht hat, nein,weil er gutes Krankengeld bekommt und die Therapie solange es geht raus zögert damit er das Krankengeld voll ausschöpfen kann.
    Vor 14 Tagen war es dann so das er wieder bereit war aufzuhören,mir versprochen hat 2 Tage später mit mir zusammen zur Gruppe zu gehen,damit ich auch sehe das er Wege geht. Ich hatte ihm gesagt das Worte nicht mehr zählen,sondern Taten. Zwei Tage später saß ich in meiner Wohnung und habe vergeblich auf ihn gewartet. Den ganzen Tag kaum Kontakt .Er kam nicht. Irgendwann schrieb er mir abends das er in der Gruppe gewesen wäre. Ich habe darauf keine Antwort mehr gegeben. Zwei Tage später sagte mir seine Mutter das er wieder trinkt. Bis heute ist kein Kontakt. Gestern war es wieder so das sie mich anrief..."ja ich habe ihm gesagt wenn du jetzt zur Gruppe gehst kannst du ab heute wieder hier schlafen und ich mache dir Essen..Ich habe ihr jetzt zu verstehen gegeben das ich das nicht mehr mitmache ,sie muss mich nicht mehr anrufen und mir mitteilen was ihr Sohn macht oder nicht,sie muss mir nicht mehr vor jammern das sie mit fast 70 Jahren keine Lust mehr hat für ihn zu kochen sich die Nächte rumschlägt und voller Sorgen ist usw. .Dann soll sie sich selber Hilfe holen. Sie hängt so in dieser Co Abhängigkeit drin. Ich will das nicht mehr.Ich bin nicht Mutter Theresa die es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat sich ein Leben lang um suchtkranke Menschen zu kümmern und das eigene Leben weg wirft.
    Jahre und viele Wege habe ich gebraucht um zu lernen das ich keinem Helfen kann wenn er sich nicht Hilfe sucht, Jahre habe ich gebraucht um zu erkennen das ich nicht Schuld bin wenn jemand trinkt. Und solange jemand selber nicht einsieht“ Ich rebelliere,der Alkohol ist stärker und schließe damit jetzt Frieden weil ich jeden Kampf mit ihm verliere“wird er nie aufhören. Ich kann nur jedem Raten, ob Angehörige oder Betroffener sich Hilfe zu holen. Um Gottes willen ich möchte in keinster weise behaupten das es leicht ist davon weg zukommen, doch wenn man will...es gibt so viele Hilfen.Ich war immer offen und bereit alle Wege mitzugehen, doch dazu gehören Zwei. Ich bin so dankbar das mein Vater diese Wege gegangen ist und letztendlich verstanden hatte wie sehr ich darunter gelitten habe und mir sagen konnte"Du warst nicht Schuld"Ich werde weiter für mich nach vorne schauen. Wenn ich merke das es mir nicht gut geht bin ich achtsam mir gegenüber und mache etwas was mir gut tut. Ich bin letztes Jahr das erste mal ganz alleine in den Urlaub geflogen. Ich hatte nie zuvor so ein Wahnsinns Gefühl „Ich lebe“. Es war für mich eine ganz neue Erfahrung Kraft zu tanken...

    Libelle1972

  • Wow!

    Ähm, erstmal HERZLICH WILLKOMMEN hier bei uns im Forum :welcome:

    Kurz zu mir: Ich bin 55, Alkoholiker, seit einigen Jahren trocken und in der Selbsthilfe aktiv.

    Nochmal: Wow! Deine Geschichte hat mich beeindruckt.
    Du hast genau das gemacht, was wir Angehörigen immer "predigen": für DICH gesorgt! Dich letztendlich von Deinem Partner getrennt und ihm zwar Hilfe angeboten, wenn er denn ernsthaft etwas für sich tun will, aber ansonsten ... Und als er Dich dann wieder vera...lbern wollte, den endgültigen Cut vollzogen.

    Hut ab! Ich denke, Du kannst einigen der Angehörigen hier gute Tipps geben. Auch denjenigen, die meinen, unser Ratschlag, die Beine in die Hand zu nehmen wäre "unangebracht/böswillig" ...

    Ich wünsche Dir und uns einen guten Austausch!

    Gruß
    Greenfox wikende091

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Greenfox,
    Danke für deine Worte. Großen Respekt an alle die den Kampf auf sich genommen haben und sich fürs Leben entschieden haben. Ihr könnt Stolz auf euch sein!
    Mir hat es Freitag einfach gereicht das er wieder zu "Mutti" gehen darf. Meine Eltern haben sich sehr früh getrennt und mein Vater hat dann bis meine Oma starb(seine Mutter) bei ihr gelebt. Am Freitag habe ich das erste mal bewusst gefühlt was meine Mutter all die Jahre mit gemacht hat. Mein Vater war immer mal wieder bei uns, doch wenn es nicht mehr ging ist er zu seiner Mutter. Für meine Mutter war es ein Kampf der von vorne rein verloren war. Denn solange für ein Betroffenes alles weiter funktioniert, solange macht er sich auch keine Gedanken etwas ändern zu müssen.
    Und diesen Schlag ins Gesicht das SIE die gute und ich die böse bin,nein dieses tue ich mir nicht mehr an.
    In meinem Beitrag hatte ich nicht erwähnt das mein Sohn seit ca zwei Jahren Drogenabhängig ist. Alles mögliche ausprobiert, von Pillen bis volltrunken im Krankenhaus landen. Alles war ihm egal Schule, zuhause...Ich hätte es bei ihm am wenigsten erwartet. Es war zuhause immer ein offenes Thema was Alkohol und Drogen anrichten können. Als ich damals in dem Cafe für Suchtkranke Menschen gearbeitet habe ist er viel mit dort hin wenn für Weihnachten oder Ostern gebastelt wurde.
    Er brachte mir "Freunde"mit nachhause die man nicht will. Ich hatte mein Hab und Gut schon im Wohnzimmer verschlossen,Tür hat er aufgebrochen,es ist so vieles passiert ...
    Ich habe immer versucht mit meinem Sohn zu reden und auch geraten das er sich Hilfe holen soll,ich bereit bin dann Wege mit zu gehen.
    Letztes Jahr ist es dann so schlimm geworden das ich ihn übers Jugendamt in eine Jugendschutzstelle gebracht habe. Und ich kann sagen, das ist eine Entscheidung die einer Mutter das Herz zerreißt das eigene Kind quasi abzugeben. Leider hat er sich dort auch nicht an Regeln gehalten und ist aus dieser Einrichtung raus geflogen. Sein Vater hat ihn dann bei sich und seiner Frau aufgenommen mit der Hoffnung "Jetzt wird alles besser".
    Natürlich nicht,denn für mein Sohn war es der einfache Weg ,Papa nimmt mich auf und ich muss nichts dafür tun. Seit Mai hat er jetzt seine eigene Wohnung. Ja im Grunde viel zu Jung. Doch er hatte alles,bei mir, in der Jugendschutzstelle, bei seinem Vater. Er war aber nicht bereit sich an Regeln zu halten und das Leben besteht aus Regeln. Für ihn zählt nur chillen, "Feunde" Party..Kiffen.
    Ich habe meinen Sohn nie so erzogen, ich habe ihm immer gesagt wie wichtig es ist das man was tun muss um im Leben weiter zu kommen.
    Bis er 16 war , lief alles bestens...
    Vor 7 Wochen bekam er für seine Wohnung eine Abmahnung, nach gerade mal 2 Wochen des Einzuges. Ich hatte noch einen Schlüssel von der Wohnung (noch vom Umzug). Ich bin dann zu ihm,geschellt nicht einfach rein. Da saß er wieder mit seinen Kumpels am Kiffen...Ich habe ihm dann nochmal gesagt wie sehr mir das alles weh tut mit ansehen zu müssen das er sein Leben so weg wirft. Ich habe ihm dann seine Schlüssel hingelegt mit der ansage das er sich so bei mir nicht melden muss. Es tat so verdammt weh dann zu gehen. Seither kommt eigentlich nichts von ihm, denn er hat ja wieder Papa der weiter alles macht und tut wenn er in der Scheiße steckt.
    Es ist so schwer dem eigenen Vater den Rücken zu kehren, dem Partner und dem eigenen Kind. Wäre ich die ganzen Jahre nicht diese Wege für mich gegangen, ja ich würde meinen Sohn in Watte packen und ihm den Hintern pudern. Alle drei haben mich an diese Grenze gebracht. Mir Jahre lang das Gefühl der Schuldigkeit gegeben, mich ignoriert und mit Füßen getreten. Und das lasse ich nicht mehr zu. Jeder ist für sein tun und handeln selber verantwortlich. Wenn es mir nicht gut geht dann muss ICH etwas ändern .Denn nur ich kann was verändern für mich. Es ist so verdammt wichtig sich Hilfe zu holen, denn alleine da raus zu kommen ist sehr schwierig. Der erste Schritt ist nie einfach.Alles was neu ist bringt Ängste mit sich. Es gibt aber so viele Hilfsangebote.

    Lg Libelle 1972

  • Alter Schwede, das kann einen schon aus den Socken hauen. Um so mehr Respekt, dass Du so taff bleibst (auch wenn es Dir logischerweise schwer fällt - ich kann es Dir irgendwie nachfühlen).
    Es hört sich zwar paradox an, aber: Nicht helfen ist die beste Hilfe. Ebenso gesunder Egoismus ...

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Ja Greenfox, es ist so. Dem einen reicht es das man ihm sagt ich trenne mich und der andere hat eine Schmerzgrenze bis er alles verloren hat. Und so geht es dem Angehörigen auch...bis er sich und sein Leben komplett aufgibt. Das darf man nicht. So hart es auch ist,das man diesen oder diese geliebten Menschen fallen lässt,es ist der einzige Weg sich selber zu schützen um nicht irgendwann als ein Häufchen Elend zu enden..Ich habe nur ein Leben und ein Recht darauf zu Leben. Für Niemanden mehr mache ich mich nochmal so kaputt. Ich musste diesen steinigen Weg Stufe für Stufe für mich gehen und ich lasse es nicht mehr zu das man mich von diesen Stufen wieder runter schubbst...

  • Hallo Libelle,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Also, ich bin gerade noch tief beeindruckt von Deiner Geschichte. Erst mal die Geschichte mit Deinem Partner und dann auch noch das was Du von Deinem Sohn erzählst. Ich möchte Dir meinen tiefsten Respekt ausdrücken.

    Ich selbst bin Alkoholiker, hatte Familie, 2 Kinder, guten Job usw. Alles prima von außen betrachtet. Ich trank sehr viele Jahre heimlich und hab' dann logischerweise (so muss man das ja eigentlich sagen) alles an die Wand gefahren. Irgendwann war dann halt mal der Punkt erreicht, wo alles vorbei war, wo nix mehr ging und wo ich selbst plötzlich wusste: jetzt will ich nicht mehr, nie mehr.

    Da war es dann für meine Beziehung längst zu spät, obwohl in meinem Fall sogar meine Ex-Frau bereit gewesen wäre es mit mir weiter "zu versuchen". Ich konnte allerdings nicht mehr und war mir auch sicher, dass ich mich trennen muss um dauerhaft vom Alkohol weg zu kommen. Wenn Du jetzt denkst, meine Frau wäre schuld an meiner Trinkerei gewesen, dann ist das natürlich komplett falsch. Niemand hatte schuld daran. Verantwortlich dafür war und bin nur ich alleine.

    Jedenfalls war das die schlimmste Zeit meines bisherigen Lebens. Ok, die letzten Jahre meines Trinkerdaseins waren auch nicht ohne, aber diese Trennung, vor allem das Getrennt-sein von meinen über alles geliebten Kindern war die Hölle für mich. Aber ich musste diesen Weg gehen, ich sah keinen anderen und ich bin heute absolut davon überzeugt, das ich damals richtig gehandelt habe.

    Wie Du Dir aus meinem Geschreibsel denken kannst, lebe ich nun schon mehrere Jahre ohne Alkohol. Und bin ein sehr glücklicher Mensch, wieder verheiratet sogar, nochmal eine wunderbare Tochter bekommen. Und, kaum vorstellbar, sogar mit einer guten Beziehung zu meiner Ex-Frau und meine beiden anderen Kinder gehne bei uns ein und aus, wenn es ihre Zeit zu lässt.

    Möglich wurde das alles nur, weil ich nicht mehr trinke. Klar spielt meine neue Frau eine wichtige Rolle was die Beziehung zu meinen Kindern und meiner Ex-Frau betrifft, weil sie immer zu mir steht und auch meine beiden Kinder wirklich sehr gerne mag. Und kein Problem damit hat, wenn ich mich oft und lange mit meiner Ex-Frau austausche oder ihr auch mal z. B. finanziell unter die Arme greife. Aber Basis allen Glücks, aller Zufriedenheit, ist mein neues abstinentes Leben.

    Ich schreibe Dir das einfach nur, damit Du meine Situation einschätzen kannst. Ich denke nicht, dass da jetzt für Dich und Deine Situation was "brauchbares" dabei ist. Es berührt mich immer sehr, wenn solche Geschichten wie die Deine lese. Denn ich war auch mal dieser Täter, dieser Alkoholiker, der sein Umfeld mit in den Abgrund gezogen hat. Für meine Familie brach damals eine Welt, ihre Welt, zusammen, als ich ging. Umso mehr zolle ich Dir meinen großen Respekt, dass Du so klar bist in Deinen Entscheidungen und so klar auf Deine eigenen Bedürfnisse und Wünsche achtest.

    Und ich weiß, dass das alles nicht einfach für Dich ist, das es sehr schwer ist. Alleine die Geschichte mit Deinem Sohn.... Als Vater kann ich alles sehr gut nachvollziehen.

    Danke dafür, dass Du hier alles so offen geschrieben hast. Deine Geschichte emfpinde ich vor allem auch für andere Angehörige, auch für Co-Abhängige, als sehr wertvoll. Wir schreiben hier oft, was wir denken und was unserer Meinung nach gut wäre, wenn Anghörige hier verzweiflet darüber berichten, dass z. B. der Partner trinkt. Oft können diese Anghörigen aber nicht glauben, was wir ihnen schreiben. Und das kann ich auch sehr gut verstehen, denn sie lieben diesen Menschen und wollen ihn nicht hängen lassen. Und ehrlich gesagt ist es ja auch kaum zu glauben, welche macht diese sche...ß Sucht hat und das da keiner dagegen ankommen kann außer der Betroffene selbst. Aber wenn der halt nicht will oder kann.......

    Deine Geschiche zeigt anderen Angehörigen, die noch nicht so weit sind wie Du, wohin die Reise gehen kann oder gehen wird, wenn sie nicht nicht auf sich selbst achten. Und sie zeigt aber auch gleichzeitig, wie ein Weg heraus führen kann.

    Nochmals vielen Dank dafür, dass Du hier schreibst. Ich wünsche Dir viel Kraft für die Zukunft und alles alles Gute!

    LG
    gerchla

  • Hallo Gerchla,
    Vielen Dank für deine ehrlichen und lieben Worte. Ich habe für euch sehr viel Respekt. Denn es ist eine Schei.. Krankheit die man niemandem wünscht. Es gab Zeiten da habe ich gedacht " er tut mir leid". Nein, wer nichts macht außer alles weiter zerstört,der tut mir in keinster Weise leid. Es gibt sicherlich auch Betroffene die sämtliche Wege gehen und es dennoch nicht schaffen , ja das sind Menschen wo ich sage "das tut mir leid".
    Es ist verdammt schwer dem eigenen Kind den Rücken zu zu drehen.

    Es gab letztes Jahr eine Situation,da war mein Sohn bereits aus der Jugendeinrichtung geflogen und quasi Obdachlos. Es hat draußen sehr stark geregnet und er wusste nicht wohin.Er schrieb mich spät abends an mit der bitte das er zu mir kommen kann. Gerchla, es tat so verdammt weh zu antworten NEIN.
    Ich hatte ihm dann noch geschrieben das es mir sehr weh tut ,das ich ihn liebe und hoffe das er irgendwann mal mein Handeln verstehen wird. Er antwortete mir "Dein eigen Fleisch und Blut sizten zu lassen"! Das hat mich richtig getroffen,ich habe bitterlich geweint. Ich bin dennoch hart geblieben. Am anderen Tag schrieb er dann das es ihm leid tat. Um diese ganzen Entscheidungen zu treffen ,diesen Weg musste ich mir erarbeiten.

    Es ist sehr schön zu lesen das du dein Glück noch einmal gefunden hast und mit deinen Kindern und deiner Exfrau wieder eine zufriedene Basis gefunden hast. Da kannst du sehr Stolz auf dich sein. Ein harter langer Weg.
    Es geht,wenn man nur will und bereit ist diesen Weg zu gehen. Ich habe durch die Gruppen eine sehr liebe Freundin kennen gelernt. Sie ist selber Alkoholikerin und seit 5 Jahren trocken.
    Sie hat mir die Augen nochmal richtig geöffnet. Sie hat mir klipp und klar gesagt " Du bist Co Abbhängig und musst aus dieser Abhängigkeit raus".
    Sie hat mir dann ihren Therapeuten empfohlen der sie mit ihrer Zusammenarbeit aus ihrem Trinken raus geholt hat.

    Es konnte mir nichts besseres passieren. Zu Anfang hatte er versucht meinen Ex noch mit ins Boot zu ziehen,doch der wollte nicht. Und dann sagte mein Therapeut "was wollen sie von diesem Mann, der nicht bereit ist mit Ihnen zusammen einen Weg zu gehen. Wir fangen jetzt an, an Ihnen zu arbeiten,an ihrem Leben".
    Es ist jetzt gut zwei Jahre her und dieser Weg hat mir soviel Mut,Kraft und Selbstwergefühl gegeben. Natürlich habe auch ich noch Tage an denen es mir nicht gut geht,das ist aber auch normal. Doch ich schaue weiter nach vorne.
    Ich hoffe einfach das ich mit dem was ich erlebt habe und hier Teile ,den ein oder anderen Angehörigen Mut zu geben sich Hilfe zu holen.

    LG Libelle

  • Liebe Libelle,

    es ist sehr schön, dass Du hier bist. Du kannst hier wirklich sehr vielen Menschen mit Deinen Erfahrungen helfen selbst einen Weg zu finden. Du bist so klar in dem was Du schreibst, Du bist eine starke Frau. Und das warst Du nicht immer, diesen Weg musstest Du erst finden. Du musstest Dir erst Dein Leben zurück holen. Ich schreibe immer wieder bei anderen Angehörigen: Holt Euch Euer Leben zurück, ihr habt nur dieses eine Leben. Du hast das getan und wie Du es getan hast, kann für andere ein guter Weg sein.

    Ich würde mich freuen, wenn Du hier aktiv dabei bleiben würdest.

    Die Geschichte mit Deinem Sohn trift mich tief. Ich fühle mit Dir und ich wünsche Dir von Herzen, dass er selbst seinen Weg zurück findet. Aber so schwer es auch sein mag, würdest Du ihm ein ums andere mal helfen, Du würdest damit für ihn nichts erreichen. Vielleicht kommt der Punkt, wo er das erkennt und wo er dann auf die zu kommt und sagt: Mama, Du hattest Recht! Ich musste mir selbst helfen. - Ich wünsche es Dir von ganzem Herzen.

    LG
    gerchla

  • Lieber Gerchla,
    ich fühle mich hier sehr aufgehoben. Es gibt mir trotz meiner vielen Wege zusätzlich das Gefühl das ich es richtig gemacht habe.
    Zweifel habe ich nicht mehr aber es tut einfach gut so Worte von Betroffenen zu lesen.

    Ja mein Sohn,ich hoffe er wird irgendwann an den Punkt kommen das er versteht warum ich so gehandelt habe. Aber dieses braucht einfach noch seine Zeit.Jedes weitere Helfen meinerseits würde ihn weiter in Sicherheit wiegen ,das er ja alles richtig macht.

    Warum soll ich all meine Liebe, Kraft und Hoffnung in einen Partner oder Kind setzen ,die mir ganz klar zu verstehen geben das sie mich nicht an ihrem Leben teilhaben lassen wollen. Jahre habe ich nach Liebe betteln müssen.

    Es gab 2-3 Situationen da hat Nachts das Krankenhaus angerufen oder mein Sohn selbst. Volltrunken,geritzt,Pillen eingeworfen.
    Bin mit meinem Exmann dann Nachts dort hin. Vor einem halben Jahr wieder ein Anruf.
    Mama ich bin im Krankenhaus auf der Intensivstation,hol mich bitte ab die lassen mich nicht gehen.
    Ich habe ihm klipp und klar gesagt das ich nichts machen werde und auch nicht könnte da er volljährig ist und die Ärzte ihre Gründe haben weswegen er bleiben muss. Ich war bereit ihm Sachen zu bringen.

    Als ich dort war hatte man sich entschieden ihn mit einem Krankentransport in ein Krankenhaus zu bringen mit einer Sucht Station.
    Letztendlich waren es dort auch nur leere Versprechungen seinerseits etwas zu ändern.

    Kommt heute nochmal ein Anruf, fahre ich nicht mehr hin und bringe Sachen. Es sei denn das es ganz schlimm um ihn steht.
    Es gab Zeiten das mein Exmann mich jeden Tag anrief"ich kann nicht mehr,ich verstehe das nicht warum er nicht gescheit wird und wir müssen ihm helfen".
    Bis bei mir der Punkt war "begreife,weder du noch ich können ihm helfen. Suche für dich Hilfe, ich bin kein Therapeut und will es nicht mehr zu meiner täglichen Lebensaufgabe machen dir erklären zu müssen das man ihn fallen lassen muss"

    Genau das ist jetzt auch der Punkt bei der Mutter von meinem Ex. Wir haben immer viel geredet ,doch bei ihr ist genauso wenig angekommen wie bei ihrem Sohn.

    Ich habe ihr klipp und klar mitgeteilt das ich nichts mehr von ihrem Sohn hören möchte. Ob er zur Gruppe geht oder nicht,ob er trinkt oder nicht,ob er eine Therapie macht oder nicht. Denn ich bin für beide ja der Arsch und sie ist die gute weil er dort ja alles bekommt.
    Da bin ich lieber der Arsch als der Idiot der alles weiter macht. ;)Damit lebe ich besser.

    Ich will ihr Gejammer auch nicht mehr hören das sie wieder für ihn kocht usw...Ende.
    Soll sie ihn füttern und pudern bis zu ihrem Lebensende. Ich nicht mehr. Oder soll sich Hilfe holen. Meine Ohren sind jetzt geschlossen.

    Meine Oma hat bis zum Schluss alles für mein Papa gemacht. Ihre Hilfe hat die Sucht meines Vaters nur verlängert.
    Gerchla, ich glaube du hast es in einem Beitrag sehr gut beschrieben mit Freunden, die eine richtige Hilfe waren, die dich quasi durchs fallen lassen zum erwachen gebracht haben. Das fand ich sehr gut geschrieben.

    Liebe Angehörigen, wenn ein Betroffener so ehrliche Ratschläge gibt,nehmt euch was davon an, Jemand der durch diesen Teufelskreis gegangen ist und es geschafft hat sein Leben zurück zu erarbeiten.


    Lg Libelle

  • Hallo zusammen,
    Ein kleines Update meiner letzten 14Tage...
    Morgen ist es 4 Wochen her das mich mein Ex ohne Absage wegen dem Besuch in einer Selbsthilfegruppe hat sitzen lassen. 14 Tage ist es her das mir seine Mutter berichtet hat ihn wieder bei sich aufzupäppeln. Und ich ihr klar gemacht habe das ich von ihrem Sohn nichts mehr wissen will..ob er trinkt oder nicht,ob er zur Gruppe geht oder nicht..ob er die Therapie macht oder nicht.
    Ich muss sagen das das nochmal ein richtiger Schlag für mich war und ich daran auch ein paar Tage richtig zu knacken hatte.
    Es hat sich keiner von beiden mehr gemeldet. Das ist auch gut so,auch wenn es weh tut. Aber beide hängen in ihrer Co und Alkoholabhängig so tief drin das mir jeder weitere Kontakt nicht gut tun würde. Gestern hatte ich mein all 4 wöchigen Gespräch bei der Caritas was wieder sehr gut tat.
    Letzte Woche habe ich mich auch entschieden das ich mir wieder eine Selbsthilfegruppe Suche,bzw auch schon Kontakt aufgenommen habe.
    Ich merke das ich das einfach wieder brauche um weiter nach vorne zu gehen und die Vergangenheit mehr und mehr zum Schatten werden lasse.
    Ich werde weiter achtsam mir gegenüber sein. Für September habe ich mir vorgenommen ein paar Tage nach Griechenland zu fliegen. Einmal wieder richtig auftanken...LEBEN....
    LG Libelle

  • Guten Morgen Libelle,

    Du machst das alles genau richtig. Ich kann mir vorstellen, dass es schmerzt plötzlich überhaupt nichts mehr zu hören. Überhaupt keine Reaktion zu bekommen, wo Du doch die ganze Zeit vorher alles Mögliche versucht hast um zu helfen, Du so gelitten hast, Du schamlos ausgenutzt wurdest. Es scheint dann so, dass das jetzt alles nichts mehr "Wert" ist, dass das alles "vergessen" ist.

    Aber es war Deine Entscheidung das alles nicht mehr zu zulassen. Dich nicht mehr ausnutzen zu lassen, nicht mehr als emotionaler Mülleimer zu dienen, nicht mehr vom Leben eines anderen abhängig zu sein. Und es war die einzig richtige Entscheidung. Und es zeigt auch, wie diese Sucht funktioniert. Wenn dem Süchtigen der Partner nicht mehr passt, dann wird er ersetzt, sofern es irgendwie möglich ist. In Deinem Fall gehts halt zurück zu Mami. Alles völlig egal, hauptsache man kann weiter trinken. Mit einer Partnerschaft oder gar Liebe hat das alles nichts zu tun.

    Die Reise nach Griechenland finde ich mal richtig gut!!! September ist es normal auch nicht mehr so heiß, da kannst Du die Seele schön baumeln lassen.

    Alles Gute weiterhin!

    LG
    gerchla

  • Hallo Gerchla,
    Danke für deine Worte. Du hast es genau richtig beschrieben. All das was man gemacht hat ist nichts mehr "Wert"..Ihr habt hier auch gut das nasse Verhalten eines Alkoholikers beschrieben. Ich hatte es irgendwie Verdrängt und das ist mir wieder richtig bewusst geworden. Einfach nur mit dem Trinken aufhören, weiter anderen die Schuld geben und an seinem Verhalten nichts ändern....und die Welt ist doch so in Ordnung.
    Sicherlich wird es seine Zeit noch brauchen bis ich das verdaut habe. Aber ich nehme weiter Hilfe in Anspruch ,wodurch das verdauen vielleicht etwas weniger schmerzhaft ist.
    Ich war letztes Jahr im September schon mal in Griechenland. Festland, etwa 50km von Thessaloniki entfernt. Möchte dieses Jahr mal auf eine griechische Insel. Einfach nur ein Zimmer, das Meer vor der Tür. Viel schwimmen und am Meer spazieren gehen...einfach ich sein....
    LG Libelle

  • Richtig - tu etwas für Dich und lass die Seele baumeln!
    Oft braucht nicht unbedingt der Körper die Erholung - die Seele hat es oft viel dringender nötig, sich von dem ganzen täglichen Stress erholen zu können.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo zusammen,
    Am Sonntag hat sich mein Sohn nach langer Zeit bei mir gemeldet..das er traurig und über sich selbst enttäuscht ist das er mir und seinem Vater nicht glauben wollte das er sein Leben ändern muss und ohne Hilfe aus seiner Drogensucht nicht raus kommt. Er ist am Dienstag von sich aus zur Caritas und seit gestern für 10 Tage zur Entgiftung im Krankenhaus. Jetzt muss man abwarten. Am Wochenende darf er Besuch empfangen. Es wäre gut wenn er für die kurze Zeit ,wichtige Dinge mit auf seine weiteren Schritte mitnimmt.
    Letzte Woche war ich nach langer Zeit in einer Selbsthilfegruppe. Es war wieder sehr hilfreich und stärkend. Mein Kopfkino lässt langsam auch etwas nach. Mit Abstand sieht man die Dinge einfach noch viel klarer. Und wenn man überlegt ist es jetzt fast 6 Wochen her...und dieser Mensch fühlt sich weiter im Recht und denkt das er mich mit Ignoranz bestrafen kann. Ich bin froh das weder seine Mutter ,noch er sich versucht haben bei mir zu melden. Ich bin raus aus dem Hamsterrad und schaue mit einem Lächeln nach vorne...
    LG Libelle

  • Hallo zusammen,
    Kleines Update..
    Am Sonntag habe ich meine Reise gebucht. Es geht auf meinem Geburtstag nächsten Monat 1 Woche nach Griechenland Zakyntos. Ich freue mich wahnsinnig.
    Entspannen, Sonnen,Schwimmen,Spazieren...einfach nur ICH...mal richtig auftanken und einiges hinter mir lassen.
    Mit meinem Sohn läuft es momentan gut. Er war für eine Woche zum entgiften und geht jetzt einige Wege. Er scheint momentan Stabil zu sein. Dennoch bin ich Achtsam und setze nicht zu viel Hoffnung hinein. Denn das ganze Spiel kennt man ja.
    Was meine andere Baustellle betrifft "Ex", ist weiterhin Ruhe. Es belastet mich nicht mehr,ab und zu beschäftigt es mich noch. Es ist dann aber mehr die eigene Wut das ich mich ärgere es so lange mit gemacht zu haben. Jahre die ich nicht zurück bekomme. Für meine Entscheidung die ich getroffen habe,hab ich in KEINSTER WEISE ein schlechtes Gewissen. Am Mittwoch hatte ich wieder mein Gespräch bei der Caritas bei dem ich sehr viel Lob bekam was ich in den letzten 2 Jahren positiv verändert habe. Ich kann immer wieder den Angehörigen dazu raten sich Hilfe zu holen. Es ist alleine sehr schwer daraus zu kommen. Denn bei jedem Handeln und tun kommt man immer wieder an dem Punkt das man denkt etwas falsch gemacht zu haben und einen das schlechte Gewissen auf frisst...und dann,knickt man wieder ein und kriecht. Die Suchtbereatung oder eine Gruppe helfen aus dieser Spirale raus zu kommen. Kein schlechtes Gewissen mehr zu haben,klare Grenzen setzen ,an sich denken-das eigene Leben!
    LG Libelle

  • Hallo zusammen..
    Melde mich aus meinem Urlaub zurück :0) Bin am 9.9 für eine Woche nach Zakyntos geflogen. Der Urlaub war einfach genial. Das Hotel war das allerletzte,alt und verkommen. Habe dieses auch sofort gemeldet und werde versuchen von dem Preis etwas erstattet zu bekommen. Am Flughafen von Zakyntos habe ich im Taxi zwei Männer kennen gelernt die auch das Hotel gebucht haben. Es war ein Schwules Paar. Wir haben von der Sekunde an bis zu meinem Rückflug (bis auf die Nächte) nur zusammen Verbracht. Die beiden waren so lieb und nett, soooo lustig. Wir hatten so viel Spaß zusammen. Sind durch Plantagen auf Bäume geklettert, Granatäpfel, Feigen und Bananen gepflügt...Haben uns ein Boot gemietet und sind sämtliche schöne Buchten zum schnorcheln abgefahren. Zwei Tage waren wir mit Quads unterwegs um die Insel zu erkunden. Ich hatte eine Mega tolle Zeit. Ich konnte alles hinter mir lassen. Und mit einigen Dingen auch richtig abschließen. Die beiden waren für mich eine Bereicherung immer weiter für mich nach vorne zu schauen und zu gehen. Vergangenes ruhen zu lassen und noch mehr zu vergessen. Dieser Urlaub hat mir wieder gezeigt wie schön das Leben ist und man dieses genießen sollte und sich nicht für etwas kaputt macht was es nicht Wert ist. Ich wünsche wirklich jedem Angehörigen hier das er es auch schafft aus dieser schweren Situation Stück für Stück raus zu kommen.Wenn man will schafft man das...aber dafür muss man bereit sein und etwas tun...
    LG Libelle

  • Hallo Libelle,

    ich habe eben Deinen Faden von Anbeginn gelesen. Wow. Danke für Deine Offenheit!
    Auch ich bin Tochter aus alkoholkrankem Elternhaus. Ich kann bestätigen, WIE hart
    es ist, immer noch, klar zu unterscheiden zwischen der Verantwortung, die jeder von
    uns ALLEIN für sein EIGENES Leben hat. - Die Gefühle spielen auch mir immer wieder
    einen Streich.

    Ich bin Einzelkind und meine Eltern waren zuerst beide alkoholabhängig. Mein Vater
    hörte auf (ärztlicher Rat, Mahnung des Arbeitgebers), blieb aber bei meiner Mutter,
    die weiterhin trank. (Weil sie emotional in der Ehe völlig zu kurz kommt und keinen
    eigenen Platz für sich behauptet. Obwohl sie die Leistungsträgerin in der Ehe war und
    ist. Von ihrem Einkommen hat sie für die Sicherheit meines Vaters mitgesorgt. Eine
    trinkende Co-Abhängige.)

    Und ich habe etliche Jahre an Therapie gebraucht, bis ich so etwas wie einen eigenen
    Willen nach Glück und FREIEM Raum in meinem eigenen Leben, in meinen Gefühlen,
    spüren konnte, als meins. Vorher war ich einfach randvoll von Mitgefühl mit meiner
    Mutter (emotional), weil auch ich unter der Unzugänglichkeit meines Vaters litt, der viele
    seiner eigenen Gefühle direkt in Unterstellungen und Projektion uns gegenüber um-
    leitete. Verbale Angriffe, Abwertungen, Lächerlichmachen, überhaupt "alle da draußen
    doof", nur er hell genug, die richtigen Maßstäbe zu vertreten. - Kommunikation zwischen
    uns ging nicht wirklich, wir folgten eher dem täglichen Drehbuch, Eigenheiten meidend.

    Das ganze Ausmaß meiner eigenen Verwüstung - die ich als Jugendliche gar nicht so
    dingfest machen konnte - begriff ich erst mit knapp 45 Jahren. Und dann kam die Wut,
    das Aufbegehren, und endlich so etwas wie ein eigenes Land, das neu zu bepflanzen
    war.

    Meine Heilung hat noch mal eine harte Probe erfahren, als mein Therapeut für ein Jahr
    ausfiel und das in einer Phase, in der ich wg. einer Krebserkrankung meiner Mutter
    wieder näher an mein Elternhaus heran rückte (regelmäßige, wenn auch kurze Besuche).

    Diese schei**-Schuldgefühle, die Ohnmacht (über ihre innere Isolation) kehrten direkt
    wieder, und ich fühlte wieder mehr auf ihrer Seite mit, als zu begreifen, was das mit MIR
    macht: Dass sie auf einmal begann, Aufmerksamkeiten, kleinere Geschenke oder Karten,
    "abzuwählen". Dass sie sagte, "Du musst auch nicht so oft anrufen (besorgt sein)" ... sie
    dachte FÜR MICH MIT und ich ließ das zu. Meine schöne, hart erarbeitete Selbstsbestimmt-
    heit ist inzwischen wieder angekommen bei der Frage: Darf ich? Oder störe ich dann?

    Es ist ein einziger Quallen-Salat, ich bekomme gar nicht auseinander (rational), was wie
    hervorgerufen wird oder wer da gerade welche Rolle spielt. Fest steht, ich will sie immer
    noch "retten" und dachte, es mit meinen aufhellenden Aufmerksamkeiten vielleicht noch
    zu schaffen. Ihre Zeit ist begrenzt (meine übrigens auch, wie mir Dein Faden gerade nahe
    brachte). - Trotzdem kriege ich es im Moment schwer hin, mich an meinen eigenen Akti-
    vitäten zu freuen. Der Platz ist immer noch belegt vom Gefühl: Etwas ist unerledigt. (Die
    Rettung meiner Mutter?) - Wie Gummibänder liegen diese fremd-Gefühle um die Pfoten,
    und ein aufrechter Gang fällt mir da sehr viel schwerer als zu Beginn der Therapie, als ich
    mich deutlich distanzierte.

    ***

    Abstand nehmen, innere Distanz, damit das eigene Feld wieder frei für eigene Gefühle,
    Bedürfnisse und Ziele wird, das kann ich als einzigen Weg zur eigenen Genesung absolut
    unterschreiben. Danke fürs Erinnern an alle wichtigen Punkte!

    Ich habe großen Respekt vor der Arbeit und Kraft, die Du immer wieder aufgebracht hast,
    um Dein eigenes Leben aus der Gleichgültigkeit der Sucht wieder frei zu legen. (Bei mir
    ist es das innere Kind, das immer noch dagegen anrennt, dass meine Mutter prima mit
    Distanz und nicht-beachtet-werden zurecht kommt. Sagt sie, ... 'weiß' das Kind ... usw.)

    Hoffentlich bleibst Du uns erhalten. :) - Ich kann gedankliche Begleitung, durchs Mit-
    lesen in Deinem Faden, gerade sehr gut gebrauchen. Das merke ich daran, wie sehr mich
    Deine Gedanken ansprechen. Sorry für den vielen Text, hier in Deinem Faden.

    Liebe Grüße,
    von einer neu ermutigten Wolfsfrau

    :sun:

  • Hallo Wolfsfrau,
    Vielen Dank für deine Worte. Wie ich lese hast auch du sehr vieles mit erleben müssen. Und es ist gut das du deinen Weg gehst,auch wenn dieser manchmal nicht leicht ist. Egal ob Partner, Elternteil oder das eigene Kind. Es kostet viel Kraft fallen zu lassen, es kostet viele Tränen und Traurigkeit.
    Man hat aber nur zwei Möglichkeiten. Entweder man ertrinkt in diesem Strudel oder man reißt sich davon los. Einfach gesagt aber es geht wenn man will mit viel Hilfe und Unterstützung.
    Ich stelle es mir sehr schwer vor wie in deinem Fall,eine Mutter die Abhängig ist und dazu noch schwer krank. Mein Papa hatte auch Krebs,allerdings war er zu dem Zeitpunkt schon viele Jahre trocken.
    Mein Vater konnte mir als er dann trocken war ,ganz klar sagen das ich nicht Schuld war. Das war sehr wichtig für mich.Ich denke wenn er ohne diese Aussprache gestorben wäre, hätte ich diese Schuldgefühle noch lange mit mir rum getragen.Zu meiner Mutter habe ich seit ein paar Jahren keinen Kontakt mehr. Sie hat kein Suchtproblem ,hat aber starke Depressionen. Ich habe viel mit ihr geredet das sie sich Hilfe holen soll. NEIN..sie will es nicht. Wir hatten auch nie eine besonders gute Beziehung. Ich habe noch einen älteren Bruder. Meine Mutter hat sich immer einen 2. Sohn gewünscht. Tja und ich war halt ein Mädchen. Es gab kaum Umarmungen oder Liebe Worte an die ich mich erinnern kann. Ich war halt da und sie musste mich ja versorgen. Für mein Bruder wurde alles gemacht,ich musste mir alles erkämpfen. Ich habe mir als Kind manchmal gewünscht das ich irgendwo Unterlagen finde wo drauf steht das ich adoptiert wurde. Verrückt. So habe ich mich aber Gefühlt,ungeliebt.
    Das ich dann Wege gegangen bin fing vor ca 11 Jahren an als ich meinen Ex Partner kennen lernte. Durch seine Abhängikeit kam erstmal all das richtig hoch was man als Kind erlebt und verdrenkt hat. Ich bin froh das ich dieses nicht ignoriert habe sondern für mich entschlossen hatte das aufzuarbeiten. Es war ein Auf und Ab für mich. Auf der einen Seite habe ich meine Kindheit mit dem Suchtkranken Vater verarbeitet, auf der anderen Seite war ich mitten drin in einer Beziehung mit einem Alkoholiker. Doch durch diese ganzen Wege habe ich mehr und mehr gelernt Grenzen zu setzen. Immer mehr an mich zu denken. Gelernt das ich niemandem außer mir selbst helfen kann. Zu mir passte immer das Lied von Kerstin Ott "die immer lacht". Heute schaue ich in den Spiegel und lache ehrlich. Mein Lachen kommt aus dem Herzen weil es mir gut geht.Ich bin weiterhin Achtsam .Für mich ist dieser Forum auch eine Bereicherung. Es hält mich wach wenn ich die Lebensgeschichten von anderen Angehörigen und Betroffenen lese. Ich freue mich über jeden der uns mitteilt das er Fortschritte für sich macht. Man hat nur dieses eine Leben. Ja,manchmal liegen eine Menge Steine im Weg,doch jeder Stein der weggeschafft wird bringt einen weiter nach vorne.
    Ich gehe wieder ganz anders durchs Leben. Wenn ich durch die Stadt laufe..ich habe nicht mehr die Scheuklappen auf..es ist schön wenn man einfach von anderen Menschen ein Lächeln geschenkt bekommt. Das habe ich Jahrelang nicht mehr erkannt weil ich nur für andere funktioniert habe. Ich bin quasi Blind durchs Leben.Heute gehe ich aufrecht durchs Leben und nehme alles ringsherum wieder wahr. Aber ganz wichtig ich nehme mich und mein Wohlbefinden wieder wahr und mache das was mir gut tut. Ich freue mich auf weiteren Ausstausch ..
    LG Libelle

  • Hallo zusammen,
    Melde mich auch mal wieder :) . Vorab, mir geht es gut. Vor ca 3 Wochen hat sich mein Ex nach etwa 3 Monaten gemeldet. Bezüglich meiner Sachen die noch dort sind. Habe bewusst mit den Sachen abgeschlossen,da dieses wieder Kontakt bedeutet hätte. Für mich sind es Materielle Dinge die ich mir irgendwann wieder kaufen kann. Hatte ihm auch klar gemacht das er sie entsorgen soll. Dann gingen natürlich all die Vorwürfe wieder los. Ich bin immer gegangen, ich habe nicht mehr geholfen, es wäre eine Frechheit das ich den Kontakt zu seiner Mutter abgebrochen habe, er schrieb Dinge die schon Jahre her waren. ,das volle Programm. Ich könnte stolz auf ihn sein da er seit 4 Monaten jede Woche zur Gruppe geht. Ich hab nur mein Handy angeschaut und mich gefragt was das für eine Gruppe ist,denn anscheinend hat er nichts dazu gelernt. Er rief einen Abend an. War mir nicht sicher ob er getrunken hatte. Ich sollte mich umgehend bei seiner Mutter entschuldigen weil ich ja den Kontakt abgebrochen habe. Ein Witz! Auch wieder nur Vorwürfe. ICH,die seit 10 Jahren zu Gruppen und Therapeuten gehe,ich sollte doch mal eine Therapie machen. Das Gespräch ging nicht lange,er sagte dann irgendwann das ich ein Dreckstück bin,habe sofort aufgelegt. Er hat noch ein paar mal versucht anzurufen. Bin nicht mehr dran. Er schrieb dann weiter. Ich habe irgendwann nur geantwortet das er mich bitte in Ruhe lassen soll. Dann kam, wir können in Ruhe über alles reden,es gibt für alles eine Lösung. Es war wie immer,erst Vorwürfe ohne Ende,dann merkt er das er bei mir nicht weiter kommt und dann der Nette, Verständnisvolle....
    Nein,ich habe ihm klar gemacht das er sich nicht ändern wird,die Chance hat er oft genug bekommen. Und jemand der seit 10 Monaten Therapiestunden und 4 Monaten Gruppe meint ,die Gruppen meinersseits,die Gespräche die ich mit trockenen Alkoholikern führe und die mit meinem Therapeuten, die Leute als doof hinstellen zu müssen, der hat nichts gelernt und soll mich in Ruhe lassen. Ich bin der Arsch für seine Mutter und für ihn. Lieber der Arsch als zu Kreuze kriechen. Momentan ist Ruhe. Rechne jeden Tag damit das er mir trotz allem noch meine Sachen bringt.
    Durch den Austausch hier bin ich noch stärker geworden. Die Berichte von den Angehörigen,grade von Frauen,die noch mitten drin sind,voller Ängste und Sorgen halten mich Wachsam das nicht mehr erleben zu wollen.
    LG Libelle

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