Keine Ahnung, ob ich hier richtig bin ?

  • Hallo,

    Ich weiß nicht genau ob ich hier richtig bin.. Aber ich schreib einfach mal meine Story und vielleicht liest sie jemand und hat einen Rat.
    Ich heiße Wiebke, bin 22 Jahre alt und habe einen freund, 35, mit dem ich seit ein paar Monaten zusammen wohne, und auch schon einige Zeit zusammen bin. Wir haben zusammen schon viel durchgemacht und sind eigentlich glücklich jetzt endlich zusammen zu leben und so weiter.
    Schon bevor wir zusammen gezogen sind wusste ich das er viel trinkt. Ich hab ja auch oft bei ihm geschlafen oder er bei mir. Und er hat schon oft getrunken. Aber es gab auch Tage an denen wir uns nicht gesehen haben und deshalb ist mir damals vielleicht noch nicht so aufgefallen. Jedenfalls trinkt mein freund jeden tag. Mindestens 1-2 Flaschen entweder Wein oder sekt. Mittlerweile, und das häuft sich, auch mal eine Flasche Vodka. Wir sind beide 100% berufstätig also trinkt er nach der Arbeit. Wenn er nach Hause kommt heißt es duschen essen ausziehen und ins Bett Fernsehen an und trinken meistens fängt das so gegen halb 5-5 Uhr an.. selten kann ich ihn überreden irgendwas zu machen.. Sei es gartenarbeit oder wohin fahren oder IRGENDWAS im Haus tun, mit den Hunden gehen... Er sagt dann immer er ist müde von der Arbeit.. Dafür habe ich meistens Verständnis also lasse ich ihn auch. Ich will ihn ja auch nicht nerven. Aber ich soll dann immer mit im bett rumliegen. Nachmittags um halb 5. Das will ich eigentlich gar nicht aber ich mache das halt weil ich ihn ja auch nicht abweisen will oder so.

    Am Wochenende will er oft schon mittags anfangen zu trinken.. Mit Mühe und Überzeugungskraft habe ich ihn am Sonntag überredet nicht schon um 1 mittags mit Wein anzufangen weil wir abends essen gehen wollten... Wir sind dann schon nachmittags essen gegangen... Danach ins Bett und trinken.. Ich fühle mich immer unwohl dabei.. Er hat dann ne mega Fahne, manchmal fängt er an mir Vorwürfe zu machen oder zu diskutieren, er ist schnell beleidigt und wird irgendwie vulgär.. Manchmal würde ich dann einfach gerne abhauen. Aber das würde nur mehr Streits geben und ich liebe ihn ja und will ja auch nicht das die beziehungs wieder kaputt geht.. Als wir am Sonntag essen waren habe ich sogar überzeugen können beim essen kein Alkohol zu trinken. Das war gut. Heute abend ist es irgendwie wieder schlimm.. Er hat wieder getrunken und ist gemein. Ich weiß auch nicht wie ich reagieren soll.
    Ich hab ihn schon oft gebeten weniger zu trinken. Er sagt dann immer ja das müssen wir lassen. Dabei trinke ich gar nicht... Das ist auch so ne sache er bringt ständig Alkohol für mich mit, versucht mich immer wieder zu motivieren mitzutrinken. Motzt Rum wenn ich nicht Austrinke. Wenn ich nicht schnell genug trinke. Bla bla. Manchmal nehm ich mir ein Radler. Das trink ich nicht mal aus. Das bemäkelt er dann. Nicht das wir deshalb würden. Aber er reibt es halt unter die Nase und MUSS dann meine Sachen natürlich für mich mit austrinken. Oft wenn er dann im Bett liegt schickt er mich runter seinen Becher wieder voll machen. Aber in letzter Zeit sage ich immer nein. Wenn er meint er muss trinken soll er selber laufen sage ich dann. Das ist schon ziemlich mutig weil die Gefahr besteht das er sauer oder beleidigt wird. Und oft wenn ich einkaufen bin bringe ich einfach nichts mit. Nicht das er sich seinen kack dann nicht selbst besorgen würde aber immerhin hab ich es nicht gekauft... Ich hab angst seine Sachen wegzukippen aus angst vor Streit meine ich.

    Ich bin irgendwie ziemlich ratlos.

    Wollte mir das einfach mal von der Seele reden..

    Grüße von mir

  • Hallo Wiebke und HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Sorry - aber hier bist Du genau richtig! Denn Dein Freund hat ein arges Alkoholproblem, um nicht zu sagen: er ist höchstwahrscheinlich bereits abhängig, also Alkoholiker. Aber aus der Ferne ist es schwierig, soetwas zu beurteilen. Und ich bin ja auch kein Arzt.

    Aber: Ich bin Alkoholiker und seit einigen Jahren trocken. Und "einen von uns" kann man ganz gut erkennen :-[

    Ich weiss nicht, ob Du Dich hier schon ein wenig durchgelesen hast - insbesondere im Angehörigen-Bereich. Falls ja, wird mein Rat, den ich Dir gebe, nicht überraschend kommen:

    Nimm die Beine in die Hand und lauf! Trenn Dich von Deinem "Freund", bevor er Dich mit in den Abgrund zieht!

    Entschuldige, wenn ich "Freund" schreibe, aber sein Freund ist momentan die Flasche. Du beschreibst ja sehr gut, dass er schon kräftig versucht, Dich ebenfalls aggressiv zum trinken zu bewegen :o Und aus persönlicher und beruflicher C:-) Erfahrung weiß ich, dass es äußerst selten bei verbaler Aggressivität bleibt.
    Mit "Vernunft", "Liebe" und "Argumenten" wirst Du es nicht schaffen, ihn vom trinken abzuhalten - das ist leider die Fratze der Sucht.

    In einem anderen Thread hast Du die Frage gestellt, was Co-Abhängigkeit ist. Ich kann Dir nur dringend raten, Dich u.a. darüber hier zu belesen.
    Und Fragen zu stellen, wenn Du welche hast - wir beantworten sie gerne!


    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Danke für deine Antwort, ich weiß allerdings ob radikales beenden der Beziehung eine Lösung ist
    Schließlich ist das ja keine Hilfe für ihn. Und außerdem ist er sonst mein absoluter Traummann er tut alles für mich. Und er stimmt mir ja auch zu wenn ich sage er soll weniger trinken ich weiß nur noch nicht wie ich das anstellen soll. Wie gesagt wegkippen.. Ist heikel denke ich. Ich bin mir nicht sicher. Dachte jemand hat vielleicht ein paar Tipps wie man helfen kann. :/

  • Hallo Wiebke,

    auch von mir ein Willkommensgruß im Forum!

    Ich fühle mich beim Lesen Deiner Schilderungen über Deine Beziehung sehr an die Angehörigen in meiner Gruppe erinnert.
    Und dann stelle ich mir immer wieder die Frage: Wenn ein Partner, ziemlich am Anfang einer Beziehung (relativ betrachtet zur Zeit, wenn ein Paar dann noch heiratet, Kinder bekommt, …usw.) schon die elementarsten Respekt- und Verhaltensregeln in so einer Beziehung nicht achtet und einhält – wie wird das dann in 2, 3 und mehr Jahre sein?

    Aufgrund Deiner Schilderungen stimme ich meinem Vorschreiber Greenfox zu, wenn er annimmt, dass Dein Freund nicht nur ein gewaltiges Alkoholproblem hat, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit schon in die Alkoholabhängigkeit gerutscht ist.
    Das ist, obwohl es sein Problem ist, zu Deinem Problem geworden.
    Genau so funktioniert die Co-Abhängigkeit: Die Verantwortlichkeiten verrutschen, und i.d.R. übernimmt die nicht trinkende Partnerin immer mehr Verantwortung für den trinkenden Partner.
    Dein Leben wird immer mehr von dem Befinden und Zustand Deines Freundes beeinflusst und diktiert, und irgendwann wirst Du aufgrund der permanenten Sorge, Anspannung und Gereiztheit sogar ein psychosomatisches Krankheitsbild entwickeln.

    Greenfox hat Dir eine gute Empfehlung gegeben: Lies Dich hier im Forum mal durch den Angehörigenbereich, und Du wirst sehr viele, sehr ähnliche bis gleiche Lebensgeschichten von Angehörigen lesen können.
    Immer wieder fällt auf, dass die Argumentation bei Angehörigen und Co-Abhängigen die selbe ist: „Ich liebe ihn doch“ – „Ich will im doch helfen“ – „Wenn ich nicht bei ihm bleibe, dann tut er sich etwas an“ – „Wenn ich gehe, säuft er noch mehr“ …usw.

    Am Ende der Geschichten kann man dann meist (nicht immer!) die Bilanz ziehen:
    Soviel Liebe, soviel Fürsorge, soviel Verantwortungsübernahme für den (weiter)trinkenden Partner, oft gravierende Folgen für beide Seiten (sozial, finanziell) und nicht selten auch für die noch folgenden gemeinsamen Kinder, alles andere, als eine wirklich schöne Kindheit.
    Niemand, der sich auch selbst lieben, achten und schätzen kann, und die Verantwortung für sein Leben in der Hand hat, würde sich das wirklich antun.

    Du bist dabei nicht allein: Man schätzt realistisch, dass es bei angenommenen mehr als 2 Millionen Alkoholiker mindestens ca. 8 Millionen Co-Abhängige in Deutschland gibt.

  • Hallo Wiebke,

    ich bin Betty und seit nunmehr fast 5 Jahren trinke ich keinen Tropfen Alkohol mehr. Ich bin nicht nur glücklich, sondern ich habe für mich das Allerbeste entschieden. Meine Alkoholkariere begann als Teanager und ich musste ziemlich "alt" werden, um endlich einen Schlussstrich zu ziehen. Ich habe also einige Erfahrungen gemacht. Wenn ich wohl noch so eben an einer massiven Alkoholsucht vorbeigeschliddert bin, so war aber zumindest eine große psychische Abhängigkeit vorhanden. Ich versuche dir einen Rat zu geben, du machst dir dann deine Gedanken. Wie auch Greenfox gebe ich dir den Rat: Lauf so schnell du kannst. In der Beziehung hast du nicht das Glück an deiner Seite. Ein normales entspanntes und glückliches Leben ist es schon jetzt nicht und es wird nicht besser werden. Am Ende schafft er es noch, dich auch zum Trinken zu überreden. :o Es ist bestimmt keine leichte Entscheidung für dich, aber du hast dein Leben in der Hand. Du bist jung und du hast noch so viel Zeit ein glückliches Leben zu leben. Lies dich hier mal weiter durch (bei den Angehörigen) und schreib und frage was dir auf dem Herzen liegt. Wir werden sicher alle versuchen, dich zu unterstützen.

    Liebe Grüße von Betty :sun:

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Dachte jemand hat vielleicht ein paar Tipps wie man helfen kann.

    Wem? Ihm? Oder Dir?

    Sorry - aber IHM kann man nicht helfen! Das kann er nur selber - und es muss auch von ihm selbst kommen!
    Wenn Du/man versucht, ihm zu "erklären", wie ungesund und schädlich und er sollte doch und ... dann kommt bei ihm nur die große Keule "DU MUSST" an und er geht in den Angriffsmodus (da Angriff die beste Verteidigung ist).
    Wir können nur versuchen, DIR zu helfen, indem wir Dir von unseren eigenen, zum Großteil leidvollen Erfahrungen berichten.

    Glaub mir, als Alkoholiker habe ich es selbst durch. Und in den Jahren, die ich jetzt trocken bin und in der Selbsthilfe tätig, habe ich genug Gespräche mit Betroffenen und Angehörigen geführt, die mir gezeigt haben, dass es überall ähnlich abläuft.
    Vielleicht bist Du ja diejenige, die ihn überreden kann und ihn zur Einsicht bringt. Aber ehrlich gesagt: die Chance auf einen 6er mit Zusatzzahl ist höher.

    Natürlich hört sich das alles schrecklich an. Aber der Spruch "Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende" hat seine Berechtigung - leider.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Wiebke,

    erst mal noch Herzlich Willkommen hier im Forum auch von mir.

    Oh, ich glaube das was wir Dir hier schreiben gefällt Dir gar nicht.

    Du würdest hier viel lieber lesen, was Du tun kannst um Deinen Freund trocken zu legen. Oder sagen wir mal ihn dazu zu bringen, nicht mehr soviel zu trinken. Oder halt einfach ganz "normal" zu trinken, wie das die meisten Menschen tun.

    Wenn wir das könnten, Dir sagen wie das funktioniert und was Du dafür tun musst, dann wären wir Helden! Das wäre sensationenell, einmalig, bahnbrechend und würde quasi alle Probleme lösen, die Angehörige mit ihren saufenden Partner ect. haben.

    Aber was hörst Du hier von uns? Du hörst: Nimm die Beine in die Hand, Du musst ihn verlassen, Du kannst ihm nicht helfen, Du musst Dich abgrenzen, Du bist co-abhängig was eine schlimme Krankheit ist, usw. usf.

    Und warum denkst Du schreiben wir Dir das? Weil wir Dir mal zeigen wollen wo der Hammer hängt? Oder weil wir Dich "platt" machen wollen? Oder weil wir einfach lust haben, jemanden der hier nach Hilfe sucht mal so richtig auflaufen zu lassen?

    Nein, ich versichere Dir, so ist es nicht. Wir schreiben Dir das hier, weil wir das alle selbst genauso erlebt haben. Oder weil wir wissen, wie wir selbst unsere Sucht erlebt haben. Wir sind hier alle entweder Alkoholiker oder Angehörige von Alkoholikern. Wir haben das alles durch, alles selbst erlebt, alle selbst gehofft, alles selbst nicht geglaubt das es so schimm ist.

    Ich selbst bin Alkoholiker, lebe jetzt schon mehrere Jahre ohne Alkohol. Ich hatte Familie, Kinder usw. Nichts und niemand hat mich vom saufen abhalten können. Nicht mal meine Kinder, meine von mir über alles geliebten Kinder. Diese Sucht ist ein Killer - ein Beziehungskiller. Und zwar in Reinform. Und nur der Alki selbst kann sie beenden. Und er kann sie nur für sich selbst beenden.

    Du hast da leider nichts zu melden. Egal wie sehr Du ihn liebst, egal wie sehr Du Dir das wünscht. Und auch egal was er Dir verspricht oder ob er "einsieht" das er zu viel trinkt. Da bringt Dir alles gar nichts.

    Bitte lies hier vor allem die Geschichten anderer Angehöriger. Das kann Dir viel bringen und Dir die Augen öffnen. Das ist alles echt, nichts ist erfunden. Und wenn Du dann glaubst, dass es ausgerechnet bei Dir ganz anders sein wird, dann wirst Du Dich auf eine schlimme Zeit mit einem alkoholkranken Menschen einstellen müssen, mit der sehr großen Gefahr, dass Du darüber selbst krank wirst.

    Alles alles Gute wünsche ich Dir und einen guten Austausch hier im Forum.

    LG
    gerchla

  • Hallo, Wiebke!

    Solltest Du mal wieder hier reinschauen und eventuell der Meinung sein, unsere Ratschläge seien zu hart und/oder unrealistisch, dann empfehle ich Dir die Geschichte von Libelle1972. Vielleicht hilft sie Dir etwas weiter ...

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

    Einmal editiert, zuletzt von Henri (25. November 2018 um 23:17)

  • Auch von mir nochmal ein Hallo an Wiebke,

    vielleicht aber kommt ja für Dich etwas ganz anderes in Frage.
    Schau Dir einmal das Modell CRAFT von G. Bischof - Lübeck an.
    Es wird in vielen Caritas Suchtberatungsstellen für Angehörige von Alkoholiker angeboten.

    Viele Wege führen nach Rom, aber nicht alle Wege sind für Jeden der richtige.
    (frei nach mir …) ;)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!