• Hallo,
    ich war jetzt seit über einem Jahr nicht mehr in diesem Forum aktiv.
    Die Situation ist eskaliert, mein Mann wurde zu allem Überfluss auch noch arbeitslos.
    Die Abstürze wurden immer schlimmer und länger im letzten Jahr.
    Vor ein paar Wochen trank er 5 Tage durch, er äußerte Suizidgedanken, wollte nichts mehr essen und sich Insulin spritzen. Er ist ja Diabetiker. Auch das Thema totsaufen wurde geäußert.
    Ich rief einen Rettungswagen, Hilfe abgelehnt, er wollte nicht ins Krankenhaus.
    Ich rief den sozialpsychatrischen Dienst unserer Stadt. Die kamen umgehend in Haus, er lehnte jede Hilfe ab.
    Freitags Abends kam ich nach Hause, er war volltrunken.
    Ich telefonierte mit meiner Freundin, diese bot mir an vorbeizukommen mit ihrem Partner.
    Wir verabredeten, dass die beiden in unserer Wohnung bleiben und ich in deren Wohnung fahre.
    Das tat ich auch, ich konnte nicht mehr. Mein Mann schmiss die beiden dann später raus und wollte allein sein. Wir waren in großer Sorge ob er die nächsten Tage überlebt. Aber, siehe da, hat er.
    Am nächsten Tag holte ich unsere beiden Katzen aus der Wohnung und brachten sie zu einer Freundin.
    Dort sind sie immer noch. Er war in diesen Phasen nicht in der Lage sie zu versorgen.
    Und ich kann nun endlich agieren, muss mir um die Katzen erstmal keine Sorgen machen.

    Er hat sich dann bereit erklärt Montags in eine Klinik zu gehen, unser Freund begleitete ihn. Er wurde akut nicht aufgenommen, sollte dann am 1.3. kommen. Auch dieser Termin platzte, jetzt soll es der 15.3. sein.
    Ich kann mit ihm nicht mehr leben. Zwischenzeitlich wohnte ich bei meinen Freunden, dann zog er in eine leerstehende Wohnung eines Kollegen. Zur Zeit ist er in Heiligenhafen bei seiner Familie und wir haben keinerlei Kontakt.
    Aber er kommt nächsten Dienstag zurück, da ja dann der Aufnahmetermin sein soll.
    Ich bin nun in unserer gemeinsamen Wohnung und suche nach einer Lösung. Werde mir morgen ein Appartement ansehen, dann muss er eben da bleiben, falls der Kliniktermin wieder platzt. Wenn er überhaupt noch hingeht.
    Fakt ist, er ist unberechenbar, wird aggressiv im Suff und er sieht immer noch nicht ein, dass er Hilfe braucht.
    Aber ich muss jetzt an mich denken. Bin schon dabei mir eine Wohnung zu suchen und versuche ruhig zu bleiben. Step by Step. Wahrscheinlich geht’s sowieso nicht ohne Ärger ab, muss mich darauf vorbereiten.
    So, das ist der aktuelle Stand, vielleicht hat ja jemand aus diesem Forum noch ein paar Ratschläge für mich. Wäre euch sehr dankbar.
    Liebe Grüße
    Lilly

  • Hallo Lilly,

    welcome back - leider, wie nicht anders zu erwarten, ohne happy end.

    Ich hatte Dir ja in Deinem ersten Thread schon geschreiben, dass ich zu den Alkoholikern gehöre, also keine Erfahrung als Angehöriger oder Partner eines Alkoholikers habe.

    Als Alkoholiker kann ich Dir jetzt erst mal nur gratulieren, dass Du jetzt so weit bist Dein Leben wieder in Deine eigenen Hände zu nehmen. Ich weiß von meinem eigenen Suchtverlauf wie wenig bzw. gar keine Möglichkeiten meine Familie hatte mein Trinken oder mein Verhalten zu beeinflussen. Ich denke Du hast jetzt erkannt, dass Du nichts tun kannst, dass Du auch keinerlei Schuld hast an seinem Trinken und dass Du nur für Dich selbst verantwortlich bist.

    Jetzt weiß ich natürlich, dass ich mich da sehr leicht rede. Du bist noch auf der Suche nach einer Unterkunft, viele Dinge sind noch ungeklärt und nächste Woche steht er wieder auf der Matte. Du schreibst, dass er aggresiv und unberechbar ist, wenn er getrunken hat. Hast Du nicht die Möglichkeit bereits jetzt irgendwo unterzuschlupfen? Raus aus der Wohnung in die er in Kürze zurück kommt. Du schreibst ja, Du kannst mit ihm nicht mehr leben und ehrlich, das ist absolut nachvollziehbar.

    Was seinen Kliniktermin betrifft: Ob er da hin geht oder nicht sollte Dich jetzt nicht mehr weiter interessieren. Du hast ja schon signalisiert, dass er der Meinung ist er bräuchte keine Hilfe. Damit gibt es ja auch keinerlei Hoffnung das sein Klinikaufenthalt irgendwas bewirkt. Und selbst wenn stellt sich immer noch die Frage, ob Du überhaupt noch mit ihm zusammen sein möchtest, selbst wenn er trocken wäre - ist nicht schon zu viel passiert? Und dann die Angst, dass es wieder los geht? Nun, das wäre natürlich dann Deine Entscheidung aber so wie Du schreibst, wirst Du diese nicht treffen müssen. Wahrscheinlich tritt er nicht mal den Klinikaufenthalt an.

    Ist auch egal. Schau Du nur, dass Du weg kommst und weg bleibst. Überlasse ihm die Verantwortung für sein Handeln und sein Leben. Denn dafür hat er definitiv ganz alleine die Verantwortung. So wie Du es für Dein Leben und Handeln hast. Wenn Du nicht sofort in ein Appartment kannst, dann versuche irgendwo temporär unter zu kommen. Du solltest auf keinen Fall nochmal mit ihm zusammen wohnen.

    Wie gesagt, ich habe keine Erfahrung als Angehöriger. Wenn es aber irgendwie ähnlich läuft wie bei mir als Alkoholiker, dann wird es Dir, ja länger Du von ihm Weg bist, besser gehen. Ich denke es wäre auch wichtig, dass Du, genau wie ich es als Alkoholliker gemacht habe, Dir noch Hilfe suchst. Außerhalb dieses Forums. Jemanden mit dem Du direkt über alles sprechen kannst. Hast Du da schon jemanden? Ich meine damit nicht Deine Freundin, eher einen Psychologen der damit Erfahrung hat. Es gibt ja auch SHG für Angehörige. Ich denke das wäre gut für Dich, denn es wird bestimmt noch einiges auf Dich zu kommen. Da werden auch von ihm noch die ein oder anderen Pfeile auf Dich abgeschossen werden - mit Hilfe kannst Du die Pfeile leichter abfangen, Deine eigene Situation besser aufarbeiten, Dein neues Leben besser gestalten.

    Ich wünsche Dir von Herzen alles alles Gute und viel Kraft, damit Du gut und schnell durch diese Geschichte hindurch kommst und wieder Dein eigenen Leben führen kannst!

    LG
    gerchla

  • Hallo Gerchia,

    danke für deine lieben Zeilen.
    Ja, ich weiß, da wird einiges auf mich zukommen. Ich bin bereits seit 2 Jahren bei einer Therapeutin um mit der Situation umgehen zu können. Nächste Woche habe ich wieder einen Termin.
    Auch eine Selbsthilfegruppe habe ich mir schon rausgesucht, hatte aber noch keine Kraft hinzugehen.
    Werde ich aber sicher noch tun. Ohne Hilfe schaffe ich das nicht so gut, das ist mir schon klar.
    Ich schau mal morgen , hab noch ein weiteres Appartement gefunden, also 2 zur Auswahl. Notfalls kann ich auch zu meinen Freunden gehen. Ich muss ihm auch noch klarmachen, dass ich nicht mehr mit ihm leben kann und möchte. Hab ich zwar schon gesagt, aber da kommt nichts bei ihm an. Er versteht überhaupt nicht was er mir all die Jahre angetan hat. Es ist schon ne ätzende Situation.

    Liebe Grüße,

    Lilly

  • Hallo Lilly!

    auch wenn der Anlass nicht schön ist, also die Situation bei Dir eskaliert ist, so freut es mich doch sehr, von Dir wieder zu lesen!

    Du hast Dir jetzt den Freiraum geschaffen, den Du brauchst, um Dein Leben neu zu ordnen und dann halt (leider) Deine Weg alleine zu gehen! Gratuliere dazu!
    Wenn man bedenkt, wo Du noch vor einem Jahr gestanden bist, und wie schwer es Dir fiel mit der Situation zurechtzukommen, dann hast Du m. E. große Fortschritte gemacht.

    Ratschläge kann ich Dir keine geben, aber die warme Empfehlung weiter auf Dich zu achten und die Sucht Deines Mannes, ihm als seine ganz ureigene Angelegenheit zu belassen.
    Aufgrund der Vorkommnisse und jetzigen Veränderungen brauchst Du Deine Energie ganz für Dich. Und als Suchtkranker Mensch schreibe ich Dir: Du hast dazu alles Recht der Welt!

    Was ich jetzt nicht weiß, ob Du noch zu Therapiegesprächen oder in eine Gruppe für Angehörige (Co-Abhängige) gehst. Das könnte Dir in der Situation viel Unterstützung geben.
    „Step by Step“ – und dabei lieber kleine Schrittchen, die auch einen sehr langen Weg ergeben können, als zu meinen, Riesenschritte tun zu müssen, und damit dann permanent auf „die Schnauze“ zu fallen.

  • Guten Morgen Lilly,

    da bin ich ja schon mal beruhigt, dass Du auf jeden Fall irgendwo unterkommen wirst und nicht mehr mit ihm zusammen leben musst. Das würde, so wie Du berichtest, sicher nicht gut gehen. Super auch, dass Du bereits eine Therapeutin hast.

    Vor der SHG solltest und brauchst Du keine Angst zu haben. Und wenn Du keine Kraft hast, gehe trotzdem hin. Wenn die Truppe passt, wird sie Dich mit Kraft versorgen. Außerdem kannst Du dort mit Betroffenen sprechen, mit Menschen die ähnliches oder sogar fast das Gleiche erlebt haben wie Du. Da kannst Du ganz geziehlt Fragen stellen wie Du dieses oder jenes angehen kannst. Ich glaube Du wirst nirgendwo wertvollere Tipps bekommen als von den Menschen, die das selbst durchmachen mussten. Das ist doch wie bei uns Alkoholikern auch: Nur die, die es selbst erlebt haben wissen wirklich was da genau ab geht.

    Zitat

    Hab ich zwar schon gesagt, aber da kommt nichts bei ihm an.

    Ich denke mal, das wird vielleicht ankommen, aber nur vielleicht, wenn er wirklich alleine da sitzt. Wenn er wirklich bemerkt, uuuups, meine Co hat ja ernst gemacht.... Was aber nicht bedeuten muss, dass er deswegen etwas gegen seine Sucht unternimmt. Das wäre eine Option und ab und an passiert das auch, aber oft genug passiert auch gar nix. D.h. der Alki sucht sich ne andere Co oder säuft alleine einfach weiter. Dann hat er ja wieder einen schönen Grund, er wurde ja verlassen.

    Ich hoffe Du bist Dir mittlerweile zu 100% sicher, dass DU nicht für seine Sucht verantwortlich bist. Völlig egal was er sagt, völlig egal was er Dir an den Kopf werfen wird. Das muss Dir wirklich klar sein: DU ziehst DIR diesen Schuh nicht an! Diese miesen Spielchen beherrschen die nassen Alkis nämlich aus dem FF. Bitte lass' das nicht an Dich ran. Ein erwachsener Mensch ist für sich selbst verantwortlich. Wenn er aufhören will, gibt es in diesem Land wirklich zahlreiche Hilfsangebote - ER muss es nur wollen und diese dann auch annehmen. Das ist, verzeih mir bitte diesen Kalauer, sein Bier.

    Sollte er jetzt dann aufgrund Deiner Trennung etwas unternehmen, schön für ihn. Auch nicht mehr Dein Problem. Sollte er Dir versprechen etwas zu unternehmen um Dich nicht zu verlieren, nimm bitte trotzdem die Beine in die Hand und schau' das Du Land gewinnst. Denn Dir zuliebe sollte er nicht trocken werden wollen, sondern nur für sich selbst. Wenn er es Dir zuliebe macht, wird er schnell 1000 Gründe finden, weshalb er wieder anfangen muss (Du bist nicht lieb zu ihm, du verstehst ihn nicht, du hast mit ihm gestritten usw. usf.). Meiner Meinung nach muss er da erst mal komplett selbst durch. Und wenn er tatsächlich ernsthaft trocken bleiben will und alles dafür tut, dann kannst Du Dir überlegen, ob da irgendwann nochmal eine Perspektive siehst. Aber mir scheint, es schon sehr viel passiert bei Euch beiden.....

    Zitat

    Er versteht überhaupt nicht was er mir all die Jahre angetan hat.

    Ich kenne ihn ja nicht. Möglicherweise realisiert er ab und an mal, wenn der Pegel gerade niedrig ist, was er da eigentlich tut. Also bei mir war das zumindest so. Was aber dann sofort dazu führte, dass ich diesen Zustand des schlechten Gewissen und der Schuldgefühle nicht ertragen konnte. Und ich sofort mit dem Trinken begann. Nach ein paar Bierchen war dann alles wieder im Lot. Was er Dir damit angetan hat, versteht er nur, wenn er tatsächlich irgendwann mal aufhören sollte und wenn er seine Geschichte dann aufarbeitet. Aktuell zählt für ihn nur der Alk - Du hast eine unbedeutende Nebenrolle. Wenn Du für ihn gut funktionierst ist es schön, dann hat er jemanden der seinen Mist erledigt, Dinge tut, die er wegen seiner Sauferei nicht mehr kann, sehr praktisch. Wenn Du aber nicht mehr funktionierst, ihn nervst sozusagen, dann halleluja. In Deinem Fall ist leider ja sogar große Aggression mit im Spiel. Deshalb musst räumlich unbedingt weg.

    Zitat

    Ich muss ihm auch noch klarmachen, dass ich nicht mehr mit ihm leben kann und möchte.


    Wie macht man das? Diese Frage wäre z. B. eine, die Dir in einer SHG sicher gut beantwortet werden könnte. Bzw. sie könnten Dir dort bereichten wie sie es gemacht haben. Ich, als Unbeteiligter, hätte jetzt spontan gesagt, Du schaffst einfach Fakten. Er kommt heim, Du bist ausgezogen. Ich meine, Du hast es ihm bereits gesagt. Wenn es bei ihm nicht ankommt, sein Problem. Wenn er die Wohnung ohne Dich vorfindet, wird er schon kapieren das Du weg bist. Wenn er Dich dann anruft oder anschreibt, dann kannst Du ihm ja nochmal sagen, dass Du es angekündigt hast und jetzt endlich auch wahr gemacht hast. Aber wie gesagt, ich habe da keine Erfahrung. Besuche doch mal die SHG, sie wird Dich bestimmt gut auf Deinem weiteren Weg begleiten.

    Und mach es wie Dietmar geschrieben hat: Step by Step - erst mal ausziehen, erst mal weg aus der gemeinsamen Wohnung. Und dann eins ums andere angehen und lösen. Letztlich habe ich das bei meinem Ausstieg aus der Sucht genau so gemacht. Ich hatte einen für mich Riesenberg an scheinbar unlösberen Problemen - an Altlasten, an Schuld usw. Ich war damals bei einem Mönch, der mir sehr sehr viel geholfen hat. Und der sagte auch genau das: Schritt für Schritt - erst das wichtigste, das war bei mir: trocken bleiben / das ist bei Dir: Trennung und ausziehen. Dann die anderen Baustellen angehen - finanzielle Geschichten lösen, Menschen informieren, Scheidung etc. Individuell ist das, es werden bei Dir andere Dinge sein wie bei mir damals. Aber alles lässt sich lösen, darauf darft Du fest vertrauen. Wenn Du erst mal DEIN Leben zurück hast. Und auch das war bei mir nicht anders: Alle meine Probleme ließen sich lösen, als ich mein Leben zurück hatte. Vorher kamen nur immer neue dazu.

    Also, ich Drück die Daumen und hoffe, dass Du hier bald positives über Deine nächsten Schritte berichten kannst.

    LG
    gerchla

  • Hallo Lilly,


    Und eine Selbsthilfegruppe hab ich auch schon rausgesucht, ohne wird es wohl nicht gehen.

    Da ich bei mir beide Wege kenne (mit und ohne SHG): Es geht schon alleine. Aber es ist viel, viel schwerer!

    Zitat

    Ja, und langsame Schritte , ich glaube nur so geht’s. Ist ja eh schon so viel Zeit verschenkt, da kommt es jetzt auf etwas mehr auch nicht mehr an.

    Nur meine bescheidene Meinung dazu: "Verschenkt" hast Du keine Zeit. Auch die Zeit, in der Du in der schwierigen, belastenden Situation verharrt hast, ohne aktiv etwas für Dich zu tun, war notwendig, damit Du jetzt da bist, wo Du bist. So funktioniert Sucht. So funktioniert Co-Abhängigkeit.
    Würden die Betroffenen gleich von Anfang diese Krankheiten in voller Tragweite erkennen und wären sofort bereit, etwas dagegen zu unternehmen, dann gäbe es diese Krankheiten ja im Grunde genommen gar nicht.

    Zitat

    Was mir sehr hilft........ich habe, wenn überhaupt, nur noch Mitleid für meinen Mann, Liebe ist da schon lange nicht mehr.

    Da geht natürlich jeder Betroffene anders damit um.
    Ich selbst halte "Mitleid" (mit leiden - mit fühlen) für den falschen Ansatz, um zu verstehen, wie die Sucht funktioniert.
    Ich "bedauere" es, wenn Betroffene in ihrer Sucht verharren und find's - für sie selbst - schade.
    Mitleid hat für mich immer auch ein wenig damit zu tun, dass ich mich, wenn auch unbewusst, über den Leidenden (hier den Suchtkranken) erhöhen möchte.
    Das steht mir nicht zu. Schließlich war ich selbst viele Jahre in der Sucht behaftet.
    Ist aber sehr individuell.
    Wenn Du erkannt hast, dass "Liebe" keinen Platz neben der aktiven Sucht hat, dann ist das ein toller Fortschritt!
    Natürlich kann man auch Süchtige "lieben" - aber eben in einer ganz anderen Art und Weise, wie man "Liebe in einer partnerschaftlichen Beziehung" definiert.

    Zitat

    Und wenn er sich umbringen will, kann ich es leider auch nicht verhindern. Ich will und kann ihn nicht rund um die Uhr bewachen.

    Für mich, so traurig das bei jedem Einzelnen ist, vollkommen richtig. Suizidale Androhungen etc. sind eines von vielen Erpressungsmittelchen des Süchtigen, damit sein Umfeld seine Sucht "mitträgt". Würde heute in meiner Gegenwart einer suizidale Gedanken konkret äußern, ich würde die Polizei rufen und ihn vorübergehend wegen Selbstgefährdung in eine Geschlossene einweisen lassen. Damit wäre ich dann raus aus der Sache.
    Auf keinen Fall würde ich mir den Schuh anziehen "hätte ich doch nur - wenn ich bei ihm geblieben wäre, dann hätte er sich nicht umgebracht" u.ä.

    Zitat

    Und ich will MEIN Leben zurück.

    Dazu hast Du alles Recht der Welt! Und ich kann Dir nur versichern: Wenn Du diese Zeit hinter Dir hast, wird es Dir vorkommen, als hättest Du ein 2. Leben geschenkt bekommen. Du wirst es ganz anders genießen und wahrnehmen können, wie jemals zuvor.
    Ich werfe bei mir keinen Blick zurück. Klar, die Erinnerung ist da, genauso wie nicht alles nur schlecht war. Aber ich verschwende keine Zeit mehr mit "was-wäre-gewesen-wenn ..."
    Alles ist, wie es jetzt ist. Und alles ist so geworden, weil war, was war. Genauso, wie ich heute das Produkt all meiner Erfahrungen und Erlebnisse bin.

  • Hallo, Lilly!

    Schade, dass es sich bei Dir im vergangenen Jahr nicht positiv bzw. weiter entwickelt hat.


    Was seinen Kliniktermin betrifft: Ob er da hin geht oder nicht sollte Dich jetzt nicht mehr weiter interessieren.
    ...
    Ist auch egal. Schau Du nur, dass Du weg kommst und weg bleibst. Überlasse ihm die Verantwortung für sein Handeln und sein Leben. Denn dafür hat er definitiv ganz alleine die Verantwortung.

    Dem kann ich nur zustimmen!!

    Zu Thema Selbsthilfegruppe. Meine Therapeutin rät mir auch schon seit längerem dazu.
    Ich habe mir schon eine rausgesucht, da werde ich nächste Woche wohl mal hingehen.

    Ich bin bereits seit 2 Jahren bei einer Therapeutin um mit der Situation umgehen zu können. Nächste Woche habe ich wieder einen Termin. Und eine Selbsthilfegruppe hab ich auch schon rausgesucht, ohne wird es wohl nicht gehen.

    Es geht zwar auch ohne SHG - aber mit der Unterstützung einer solchen geht es wesentlich leichter.
    Und was nützen die beste Therapeutin und die Ratschläge von anderen Betroffenen (z.Bsp. hier im Forum), wenn man die Ratschläge und Tipps nicht ernst nimmt?
    Nimm es mir bitte nicht übel, aber in meiner nassen Zeit habe ich auch immer gesagt: "Ja, ja, ich werde etwas machen!". Um meine Ruhe zu haben.
    Und daran erinnert mich das Ganze. :sorry:

    Ich wünsche Dir viel Kraft - und, dass Du die Trennung diesmal durchziehst! Zu DEINEM Wohl!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Ich denke, dass du goldrichtig handelst. Wenn sich einer totsaufen will und der/die zweite aus Anhänglichkeit gleich mitstirbt, dann ist weder dem, der sterben will geholfen, noch dem, der mitstirbt. Mein Trinken hatte mit dem Wuinsch zu tun, zu sterben. Und ich vermute, dass ist bei vielen, wenn nicht allen Alkoholikern ähnlich.

    Augen zu und durch!

    Laurids

  • Danke euch allen.
    Mein Weg steht fest. Habe ihn genau vor Augen.
    Und werde ihn gehen.
    Ich erfahre so viel Hilfe und Verständnis auf diesem Weg, das macht mich glücklich.
    Und ich spüre wieder Kraft nach den letzten Wochen.

    Schönen Abend für alle,

    Lilly

  • Hallo,
    folgende Situation ist aktuell.
    Ich habe die Option auf eine wirklich tolle Wohnung. Da ich aber nicht weiß, welche Unterhaltsforderungen auf mich zukommen könnten, bin ich unentschlossen ob ich sie anmieten soll.
    Habe am Donnerstag einen Termin bei einer Anwältin, muss mich beraten lassen.

    Morgen kommt mein Mann aus Heiligenhafen zurück. Ich habe eine Gästewohnung für ihn angemietet.
    Er will natürlich in unsere Wohnung zurück, habe ich abgelehnt. Am 15.3. wird ihn ja die Klinik anrufen und ihm mitteilen ob sie nun endlich ein Bett für ihn haben. Ich hoffe sehr, dass der Termin dann endlich klappt. Das wäre für mich dann die Möglichkeit, ihm mit Hilfe eines Therapeuten mitzuteilen, dass ich diese Ehe auf keinen Fall weiterführen kann. Und die Pfeile seitens seiner Familie fliegen auch schon.
    Ich habe, falls die Situation eskaliert, einen Schlüssel für die Wohnung eines Freundes. Und die Option bei zwei befreundeten Paaren unterzukommen.
    Zu allem Überfluss ist mein Papa seit Wochen schwer erkrankt, ich versuche mit meiner Mutter zusammen diese Situation zu meistern.

    So, das ist der aktuelle Stand,
    LG
    Lilly

  • Guten Morgen Lilly,

    erst mal wollte ich Dir meinen Respekt zollen. Für Dein klares und konsequentes Vorgehen. Du machst das genau richtig! Davon bin ich überzeugt.

    Jetzt hast Du zwar erst mal eine schwere Zeit vor Dir und es wird sicher nicht einfach das alles durchzustehen. Aber wenn Du durch bist hast Du Dein Leben zurück. Das ist es allemal wert.

    Sehr gut, dass Du Dich mit einer Anwältin besprichst! Somit wirst Du über Deine künftige finanzielle Situation einen guten Überblick haben. Was Dir Handlungsfreiraum verschaffen wird und vor allem auch Klarheit wie es tatsächlich aussieht. Wozu möglicherweise noch verpflichtet bist und wozu nicht.
    Sehr gut auch, dass Du Möglichkeiten hast anderweitig unterzukommen, falls die Situation eskalieren sollte. Ich wünsche Dir, dass das nicht passieren wird.

    Die Idee, ihm mit Hilfe eines Therapeuten mitzuteilen, dass Du die Ehe beenden wirst, empfinde ich ebenfalls als sehr gute Idee. Dann bist Du wenigstens nicht mit ihm alleine....

    Was seine Familie betrifft: Sollen sie sich doch um den verlorenen Sohn kümmern, anstatt Dir Vorwürfe zu machen. Ich denke, Du wirst einen Großteil Deines Lebens umkrempeln müssen bzw. Du bist ja schon voll dabei. Da wird dann wohl auch der Kontaktabbruch zu seiner Familie inkludiert sein. Könnte ich mir vorstellen ohne Deine genaue Situation zu kennen. Aber Du wirst Dich sicher nicht auf Dauer mit Pfeilen beschießen lassen wollen...

    Was Deinen Papa betrifft: Es tut mir sehr leid, dass er schwer krank ist. Ich wünsche Euch, dass Ihr diese Situation zusammen meistert und hoffe, dass es Hoffnung auf Genesung gibt. Das ist noch ein Grund mehr, dass Du Dir Dein eigenes Leben zurück holst. Denn Du hast ja auch nicht unendlich Energie und Du brauchst Deine Energie für Dich und ggf. auch mal für die, die Du liebst und die Dir nahe stehen. Wenn Du Deine ganze Energie in einen uneinsichtigen Trinker invenstierst bleibt für den "Rest" nix mehr übrig. Aber ich glaube, darüber bist Du Dir ja längst im Klaren, sonst würdest Du nicht so klar und konsequent handeln.

    Ich drücke Dir fest die Daumen, für alles was Du vor hast und auch, dass er jetzt endlich sein Bett in der Klinik bekommt.

    LG
    gerchla

  • Hallo, Lilly!

    Da kann ich mich Gerchla nur anschließen: RESPEKT 44.

    Natürlich ist es erst einmal schwierig, solch einen Schnitt nicht nur zu erwägen, sondern ihn dann auch noch durchzuziehen. Aber auch ich denke, dass Du Dich selbst sehr gut beraten hast, indem Du Dir professionelle Hilfe für die wichtigsten Sachen ins Boot geholt hast.

    Ich bin der festen Überzeugung, dass nach den ersten Schmerzen und Anlaufschwierigkeiten das Positive überwiegen und es Dir besser gehen wird.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Liebe Lilly,

    ich schließe mich meinen Vorschreibern an: Ist wirklich toll, wie Du jetzt konsequent Dein Leben wieder in die Hand nimmst!
    Dass vonseiten seiner Familie „Pfeile fliegen“, sehe ich eher unter den Gesichtspunkten, dass er ja höchstwahrscheinlich bislang die Schuld für seine Sucht außerhalb sich selbst sah, oder? Demzufolge warst/bist Du schuld, dass er saufen muss.
    Seine Familie hat sich wahrscheinlich nicht mit der Sucht als Krankheit auseinandergesetzt, nehme ich an. Folglich wollen sie ihm jetzt erst mal glauben, bis sie – durch ihr eigenes, vermeintliches Versagen (nämlich dann, wenn er trotz ihrer Hilfe genauso weitertrinkt, wie bei Dir) – selbst enttäuscht worden sind.

    Zitat

    Zu allem Überfluss ist mein Papa seit Wochen schwer erkrankt, ich versuche mit meiner Mutter zusammen diese Situation zu meistern.

    Pass gut auf Dich auf! Co-Abhängige, nur zur Anmerkung, haben eine Neigung dazu sich permanent mit den Problemen anderer Mitmenschen zu überlasten …

  • Ich danke euch sehr.
    Er ist jetzt in der Gästewohnung, die Schlüsselübergabe war zum Glück problemlos.
    Seine Familie liegt mir nicht am Herzen, von daher ...... kein Verlust.

    Und ja, ich brauche Kraft für meine Eltern. Mein Papa ist 89 Jahre alt und schwer herzkrank.
    Er ist ganz gut mit Medikamenten eingestellt, mehr kann man nicht tun in dem Alter.
    Ich hoffe er hat noch eine gute, lebenswerte Zeit vor sich.

    Bin erschöpft und wünsche euch einen ruhigen Abend,

    liebe Grüße

    Lilly

  • Guten Abend,

    mein Mann wurde gestern zum Glück endlich in der Klinik aufgenommen.
    Ich habe ihn dort hingebracht, um zu sehen, dass er auch wirklich reingeht.

    Der Besuch bei einer Anwältin hat nicht wirklich etwas gebracht. Da zur Zeit niemand weiß, wie es mit ihm weitergeht, welche Diagnose in der Klinik gestellt wird u.s.w. muss man abwarten wie die Situation sich entwickelt.
    Mein Plan ist ja ein Gespräch mit seinem Therapeuten zu führen, danach eines zu dritt. Und ihm zu sagen, dass es mit uns nicht weitergehen wird.
    Da er unsere Wohnung finanziell nicht tragen kann, muss er sich eine kleine Wohnung anmieten.
    Ich möchte das möglichst friedlich regeln, aber auch das liegt leider nicht in meiner alleinigen Hand.
    Ich werde mir auch eine andere Wohnung suchen, muss aber erst wissen was finanziell auf mich zukommen könnte ( Unterhalt ? ) .
    Sonntag hole ich die Katzen zurück in die Wohnung, ein kleiner Lichtblick in dieser schweren Situation.
    Ein schönes Wochenende für alle,

    Lilly

  • Hallo Lilly,

    mal ein Lebenszeichen von mir. Etwas verspätet. Liegt daran, dass ich am Wochenende meist kaum aktiv bin im Forum, das ist immer für meine Familie reserviert.

    Schön das er in der Klinik ist. Ich glaube aber heraus zu lesen, dass das für Dich keine tiefere Bedeutung mehr hat. Wenn ich Dich richtig lese und interpretiere, dann wirst Du Dich so oder so von ihm trennen. Nun, ich kann das gut verstehen, weiß ich doch, was ich meiner Familie angetan habe, während meiner Trinkerzeit. Da war vieles dabei, was ich als unverzeihlich bezeichnen würde und ich glaube das schlimmste sind die ständigen Vertrauensbrüche. Eine Beziehung ohne tiefstes Vertrauen in den Partner halte ich für nicht möglich - zumindest ist es dann nicht das was ich unter einer guten Beziehung verstehe.

    Er ist ja jetzt erst mal am Anfang. Die Zeit wird zeigen, wie es mit ihm weiter geht, ob er nach der Entgiftung bereit ist z. B. eine Therapie anzutreten bzw. diese auch durchzuziehen. Ich wünsche es ihm, aber ich wünsche es auch Dir. Nicht deswegen, weil Du dann noch Hoffnung auf eine Fortführung dieser Beziehung haben könntest, nein, das ist ganz allein Deine Entscheidung. Ich wünsche es Dir deshalb, weil ich denke, dass der Umgang mit ihm dann wesentlich einfacher für Dich wäre. Also alles das, was Du noch regeln musst und willst ginge sicher einfacher und faierer, wenn er dauerhaft trocken bleiben würde.

    Aber das ist nicht Dein Ding und das hast Du auch nicht in der Hand. Lass den Kopf nicht hängen, Du bist komplett auf dem richtigen Weg. Gehe ihn konsequent weiter und Du wirst schon bald Dein Leben zurück haben. Und wegen der SHG: egal, auf zum nächsten Termin!

    LG
    gerchla

  • Hallo,

    ein kleines Update zur Situation.
    Ich habe ihm am Mittwoch gesagt, dass ich mich trennen werde. Zwar nicht, wie geplant, in einem Gespräch mit dem Therapeuten, sondern vor der Klinik bei einer Zigarette. Die Situation hat es so erfordert. Die Reaktion war ziemliches Unverständnis seinerseits. Dann könne er ja jetzt die Klinik verlassen, denn er tue das ja alles nur für mich. Habe ihm gesagt, er soll sich eine Wohnung suchen, ich bleibe erstmals wo ich bin, suche mir aber auch etwas anderes. Und, dass er das alles für sich tun muss.
    Er ist dann auch wieder durch die Tür zur Klinik gegangen.
    Da ich Panik hatte, habe ich mich mit seinem Therapeuten verbinden lassen, habe ihm meine Sichtweise geschildert und darum gebeten informiert zu werden, falls er die Klinik verlässt. Hat der mir auch zugesichert.

    Gestern dann ein Anruf meines Mannes, er müsse sich einem Belastungstest unterziehen, von Seiten der Klinik, und ein Wochenende außerhalb verbringen, am besten Zuhause. Ob ich wohl zu Freunden gehen könnte von Samstag auf Sonntag und er in unsere Wohnung.
    Habe mir Bedenkzeit ausgebeten. Und erstmal in der Klinik nachgehört. Die meinten er muss nicht zwingend nach Hause, auch er kann zu Freunden oder Familie.
    Habe ihn dann angerufen und ihm gesagt, dass ich ihm Null vertraue und ein ungutes Bauchgefühl habe.
    Habe ihn um einen Kompromiss gebeten, mit dem wir beide leben können. Und ihm gesagt, dass ich nicht möchte dass er in der Wohnung bleibt. Habe ihn gebeten einen Termin mit seinem Therapeuten zu machen, ein Gespräch zu dritt wäre gut. Das hat er abgelehnt,wurde „ arschig „
    Heute morgen wollte er Wäsche vorbei bringen. Hat er auch getan und sich 2 Stunden Zeit in der Wohnung ertrotzt. Er musste noch duschen, und dies und das. Hab das zugelassen, mit Bauchschmerzen, um keinen Ärger zu provozieren. Reden geht überhaupt nicht. Hab ihn nochmals um ein Gespräch zu dritt gebeten, abgelehnt

  • Die Reaktion war ziemliches Unverständnis seinerseits. Dann könne er ja jetzt die Klinik verlassen, denn er tue das ja alles nur für mich. Habe ihm gesagt, er soll sich eine Wohnung suchen, ich bleibe erstmals wo ich bin, suche mir aber auch etwas anderes. Und, dass er das alles für sich tun muss.

    44.

    Aber seine Reaktion ist eigentlich normal. Bei ihm hat es noch nicht "Klick" gemacht. Er hat sich auf die Klinik eingelassen, um erst einmal Ruhe vor (den ständigen) Vorwürfen zu haben - nicht, um wirklich etwas gegen die Sucht zu tun.

    Bin allerdings etwas verwundert darüber, dass er schon nach einer Woche zum Belastungs-WE soll nixweiss0 Ist das eine Entgiftung oder schon eine Therapie? Hab ich wohl überlesen ...

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!