Entzug zu Hause

  • Hallo zusammen,

    gestern habe ich den Entschluss gefasst meiner Sucht den Kampf anzusagen. Ich habe täglich ca. 2 Liter Wein getrunken und das seit über 10 Jahren. Vor drei Tagen war ich seit Ewigkeiten beim Arzt und er hat bei mir einen Blutdruck 180:115 gemessen, was mich sehr nachdenklich machte. Daher rührt auch mein Entschluss, da ich merke das ich nicht mehr ohne Alkohol kann.

    Gestern habe ich tagsüber nichts getrunken, aber mein Blutdruck stieg bis zum Abend auf eine Spitze von 208:127. Dies verleitete mich eine Flasche Wein zu trinken. Innerhalb kurzer Zeit war mein Blutdruck gesunken auf 121:90. Ich möchte ernst machen mit dem Entzug uns es wirklich durchziehen. Mein Blutdruck ist jetzt bei 194:113 und ich will definitiv nichts trinken. Ich habe keine weitern eschwerden außer Herzrasen (kein Zittern etc.)

    Hat jemand Erfahrung darüber wie schnell sich der Blutdruck in den kommenden Tagen normalisiert??

    vielen Dank im Voraus für eure Antworten

  • Hallo!

    Ich weiß nicht, ob Du heute immer noch keinen Alkohol getrunken hast. Deinen kalten Entzug und dann noch mit deinen Blutdruckwerten halte ich für eine Hochrisikonummer.

    Google mal "kalter Entzug, Alkohol, Risiken".

    Du gehörst in ärztliche Behandlung, wobei Du insbesondere auf dein Alkoholproblem hinweisen solltest, um mit dem Arzt deinen Entzug abzustimmen.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Guten Abend dicki05,

    um den Blutdruckanstieg bei Alkoholismus zu verstehen, muss man über die Wirkweise von Alkohol auf die Blutgefäße Bescheid wissen, aber auch über bekannte psychische Auslöser.
    Generell gilt zwar, dass Alkohol in geringen Mengen (Reinalkoholgehalt <30gr/Mann;<20gr/Frau) zunächst einmal die Blutgefäße weitet, was „eigentlich“ zu einem Blutdruckabfall führt. Es kommt in Folge zu einer stärkeren Durchblutung. Besonders auffällig dabei ist der sogenannte „Flush“ im Gesicht.

    Bei über den genannten Mengen konsumiertem Alkohol (2 Flaschen Wein sind 224gr!!) kommen dagegen ganz andere Mechanismen in Frage, die den Blutdruck teils drastisch ansteigen lassen.
    Einer dieser Mechanismen ist die so genannte Sympathikus-Aktivität, die erwiesenermaßen zu einer erhöhten Ausschüttung blutdrucksteigernder Hormone führt. Die dann wiederum eine Erhöhung der Herzfrequenz zur Folge haben kann.
    Auch bewiesen ist, dass psychische Belastungen wie Ärger, Stress u.a.) und der gleichzeitige Konsum von Alkohol den Blutdruck erhöht. Noch mehr, wenn gleichzeitig, was bei vielen Alkoholikern der Fall ist, geraucht wird.

    Bei einem Alkoholentzug nach länger andauerndem Alkoholismus tritt in aller Regel auch ein zusätzlicher deutlicher Bluthochdruckanstieg auf. Es kommt zu gefährlichen Blutdruckschwankungen, sowohl nach oben, als auch ggf. nach unten.
    Alkoholiker, die schon während ihrer nassen Phase an Bluthochdruck leiden, wird daher aus ärztlicher Sicht dringend zu einem stationären Entzug geraten.
    Medikamente, die einen Entzug unterstützen und erleichtern, wirken dagegen. Da bei einem stationären, qualifizierten Entzug der Blutdruck des Patienten permanent überwacht wird, kann frühzeitig etwas gegen die auftretenden Blutdruckschwankungen unternommen werden.

    Aus ärztlicher Sicht, so jedenfalls mein Wissensstand, spricht allein auf der aktuellen Blutdruckbeurteilung bei Patienten mit normalen Werten nichts gegen einen ambulanten, dann sollte aber eine regelmäßige Visite beim Hausarzt erfolgen.
    Gegen einen Hausentzug sprechen allerdings einige andere, sehr hohe Risiken, die während eines Entzugs auftreten können.
    Zwar erleiden nur ca. 15% aller Alkoholiker (von denen man es weiß!) einen Entzugsbedingten Krampfanfall, aber wer zu diesen 15% gehören wird, kann niemand im Voraus sagen.
    Häufig findet auch während eines Entzugs das sogenannte trockene Erbrechen statt, welches, zusätzlich zum Blutdruckanstieg (Entzugsstress für den gesamten Körper und die Psyche), nicht selten Blutadern platzen lässt. Nicht selten ausgerechnet in der Speiseröhre, was dann in vielen Fällen zumindest bei einem ambulanten Entzug zum Verbluten führen kann.

    Alles in Allem: Aus der heutigen Sicht heraus betrachtet, nachdem Alkoholismus eine weitverbreitete anerkannte Krankheit ist, spricht selten etwas für die Strapazen, die ein Alkoholiker bei einem ambulanten Entzug ertragen muss.
    Ich empfehle deswegen grundsätzlich zu einem qualifizierten, stationären Alkoholentzug in einer auf Alkoholismus spezialisierten Klinik. (Gibt es eigentlich fast überall).

    Du fragst, wie lange es dauert, bis sich der Blutdruck wieder normalisiert.
    Schwer im Voraus zu sagen. Bei manchen, die noch keine bleibende Schäden durch ihren Alkoholismus haben, kann er sich binnen ein paar Wochen oder Monate wieder normalisieren. Bei Alkoholikern, die schon eine sehr lange aktive Suchtzeit hinter sich haben, sind oft bleibende Schäden geblieben. Da gilt es dann natürlich die Blutdrucksituation von einem Kardiologen nach erfolgtem Entzug abklären zu lassen.

  • Erst einmal Herzlich Willkommen hier im Forum :welcome: und Glückwunsch zu Deinem Entschluß. dem Alkohol bzw. der Sucht den Kampf anzusagen :blumen:

    Aber der Weg, einen kalten Entzug allein zu Hause zu machen ist für mich als "Profi" (Alkoholiker, nach mehreren Anläufen seit etlichen Jahren trocken) der falscheste und vor allem gefährlichste Weg ever.
    Denn das kann im ungünstigsten Fall tödlich enden.
    Und - auch wenn Du dann definitiv nicht mehr trinken wirst - DAS dürfte nicht Dein Vorhaben sein.

    Auch wenn es komisch klingen mag, aber: trink lieber etwas und sprich Montag mit Deinem Hausarzt über Das Alkoholproblem und lass Dir eine Überweisung für eine Entgiftung in einem Krankenhaus geben.
    Denn wenn Du schon von solchen irrsinnigen Blutdruckwerten nach nur knapp einem Tag ohne Alkohol berichtest ... :o

    Ich denke, Du willst zwar trocken werden, aber nicht nur kurz und endgültig, sondern langfristig und mit Freude am Leben.

    Ich kann Dir jedenfalls nur dazu raten, Dir professionelle Hilfe bei der Entgiftung zu holen. Bei meiner letzten Entgiftung war ich einfach nur glücklich, in einem Krankenhaus und unter ärztlicher Hilfe zu sein. Und dabei ging es mir noch nicht einmal sooo schlecht, wie Vielen anderen ...

    Viel Kraft und Glück auf Deinem Weg!

    Gruß
    Greenfox

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