Hallo und schönen Abend Zusammen!
Bevor ich mich kurz vorstellen und meine aktuelle Situation näher beschreiben werde, möchte ich mich vorab erstmal dafür bedanken, dass es überhaupt so ein Forum mit so tollen Mitgliedern gibt, die anderen zusprechen und helfen. Respekt an allen aktiven Mitgliedern und Autoren! 44.
So, nun zu mir: Ich bin 47, arbeite als Führungskraft im Vertrieb und bin allgemein sehr sportlich und achte auch auf eine weitgehend gesunde Ernährung sowie auf ein attraktives Äusseres.
Trotzdem habe ich offenbar ein grosses Problem mit Alkohol. Diese Erkenntnis traf mich vor 5 Tagen wie ein Blitzschlag und ich habe quasi im Schockzustand beschlossen, sofort erstmal für unbestimmte Zeit abstinent zu bleiben. Heute ist der 5. Tag an dem ich keinen Alkohol getrunken habe!
Zum besseren Verständnis muss ich Euch meine Vergangenheit schildern:
Ich war noch nie ein Kind von Traurigkeit und war als Teenager und junger Mann viel auf Partys und in Clubs unterwegs. Dort wurde immer viel getrunken und so kam es, dass meine Freunde und ich oft jedes Wochenende "blau" waren. Dies zog sich viele Jahre hin, bis ich meine erste feste Lebenspartnerin kennenlernte und dann etwas ruhiger wurde. Trotzdem habe ich während dieser Partnerschaft fast täglich Bier getrunken... das Pensum lag zwischen 1-3 halbe Bier täglich. Ich hielt dieses Trinkniveau über viele Jahre hinweg konstant.
Am Wochenende sind wir oft mit Freunden ausgegangen, wo es dann regelmässig auch immer zu verstärktem Alkoholkonsum und Rauschzuständen kam.
Tagsüber habe ich so gut wie nie Alkohol getrunken. Harte Sachen waren bei mir immer tabu. Ich "liebte" mein Bier und dachte mir nichts dabei. Während dieser ganzen Zeit betrieb ich immer regelmässig Sport (Fitnessstudio, Laufen, Snowboarden etc.) und war körperlich meistens in einer sehr guten Verfassung. Auch meine Leberwerte, die ich zweimal jährlich im Zuge eines Gesundheitscheck prüfen lies, waren immer im normalen Bereich.
Inzwischen sind über zwanzig Jahre vergangen, an denen ich täglich "mein Bier" getrunken habe. Vor einigen Jahren bin ich von 0.5 auf 0.33 Flaschen umgestiegen und habe fast täglich ein Sixpack geleert, immer abends nach Feierabend oder nach dem Sport.
Meine (verschiedenen) Partnerinnen haben aufgrund unterschiedlicher Arbeitszeiten davon nur wenig bemerkt.
Ich glaube, ich habe mich schon vor langer Zeit zum Pegeltrinker entwickelt, was mir aber überhaupt nicht bewusst war! Ich fühlte mich meistens psychisch und physisch sehr gut und hatte keinerlei gesundheitlichen Probleme. Ausserdem kannte ich immer meine Grenzen und habe nie "nachgeladen", dh. ich war tatsächlich in der Lage kontrolliert zu trinken.
Soweit so gut! Leider hat sich vor wenigen Monaten alles plötzlich verändert, es kommt mir jetzt so vor, als wäre ich von einem Tag zum anderen Tag schwerer Alkoholiker geworden!
Ich glaube es fing an, als ich mit dem Rauchen aufgehört habe.
(Früher war ich schonmal Raucher, hab dann viele Jahre aufgehört und aus einer Dummheit heraus vor drei Jahren wieder damit angefangen und wieder sehr viel geraucht.) Jedenfalls habe ich vor etwas mehr als zwei Monaten mit dem Rauchen vollständig und sofort aufgehört. Die erste Woche war hart, danach war es easygoing und ich kann mir heute Zigaretten überhaupt nicht mehr in meinem Leben vorstellen. Leider habe ich unbemerkt zeitgleich angefangen, mehr Alkohol zu trinken. Statt einem Sixpack waren es plötzlich manchmal 8 kleine Bierflaschen abends nach Feierabend. Dennoch habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht, weil ich eben gefühlsmäßig alles im Griff hatte und ausserdem sportlich Bestleistungen erreichte (Muskelaufbau, sehr athletische Figur mit 47).
Doch jetzt der Hammer! In den letzten zwei Monaten hatte ich dreimal total die Kontrolle verloren und mich exzessiv (alleine) betrunken.
Bei den ersten zwei Abstürzen habe ich sogar mit harten Sachen (hab mir mehrere O-saft/Vodka und beim zweiten Absturz mehrere Mojitos gemixt) nachgeladen. Am Dienstag hatte ich meinen letzten Absturz und habe eben total schockiert davon, beschlossen bis auf weiteres abstinent zu bleiben.
Ich weiss nicht, ob es wichtig ist. Ich möchte es dennoch erzählen. Letzten Sonntag habe ich fürchterlich Zahnschmerzen bekommen und Schmerzmittel genommen. Am Dienstag war ich dann beim Zahnarzt, de mir erstmal Antibiotikum verschrieben hatte, da im betreffenden Zahnbereich Eiter sich gebildet hat. Habe dann wie verschrieben, tagsüber Antibiotikum genommen und abends eine kleine Kiste (10x 0.33l. Pils) und ein Weizen getrunken. Ich konnte es nicht mehr kontrollieren, so als wäre ich gar nicht anwesend.
Das Antibiotikum nehme ich noch bis Dienstag. Am Freitag, also vorgestern, wurde mir dann unter örtlicher Betäubung der Zahn gezogen.
So, ich hoffe Ihr könnt mir noch folgen und seit noch nicht eingeschlafen!
Nun das Problem: Seit Mittwoch bin ich im Selbstentzug. Ich lebe alleine und habe mir zur Sicherheit zwei Weizen kaltgestellt, im Falle dass ich plötzlich extreme Entzugsprobleme bekomme. Ich hatte viel darüber gelesen, welche Gefahren so ein Selbstentzug mit sich bringen kann und hatte auch etwas Angst davor. Nun gut, heute ist der 5. Tag ohne Alkohol und es geht mir bis auf einigen Angstattacken, leichte innere Unruhe ganz gut. Meine Gedanken kreisen allerdings ab abends immer nur um Alkohol.
Zudem fühle ich mich sehr schlapp und schaffe es nicht zum Sport. Dies kann aber auch an der Zahn OP und dem Antibiotikum liegen.
Was meint Ihr?
Können nach dem 5. Tag Entzug noch irgendwelche schweren Entzugssymptome auftreten?
Wie soll es nun weitergehen? Selbsthilfegruppe? Nochmal Gesundheitscheck beim Arzt?
Das wichtigste für mich ist, dass ich mein sportliches Ziel und meine Gesundheit nicht aus den Augen verliere. Leider fühle ich mich seit meiner Selbsterkenntnis so erschlagen, dass ich irgendwie kaum zu was fähig bin. Dies kann aber, wie vorher beschrieben, an den Zahnschmerzen, Zahn-OP und dem Antibiotikum oder eben sogar an dem Entzug liegen.
Vielleicht war ja jemand schon in ähnlicher Lage? Äusserlich alles tiptop (Job, Umfeld, Gesundheit et.) und trotzdem langsam und unbemerkt und dann plötzlich schnell in die Alkoholfalle geraten...
Ich kann das alles irgendwie noch nicht so richtig fassen und bin immer noch über mich selbst schockiert... besonders übe meine drei Trinkabstürze, die ich so noch nie hatte! nixweiss0