Sorry an den Faden-Starter,
dass ich von der ursprünglichen Frage jetzt noch weiter abdrifte.
... ich möchte hierzu etwas sagen:
Mit Vernunft kommst du aber keinen Schritt vorwärts. Vernunft ist Stillstand.
Irrtum. SUCHT ist Stillstand.
Sie benebelt Gefühle, Denken, Bewusstheit und lässt uns glauben, wir seien nüchtern.
Sie lässt uns sogar glauben, unser Verhältnis zur Droge sei komplett selbstbestimmt
und wir hätten "den Laden" in der Hand.
Vernunft ist die Ebene, die sich sehr unbequem anfühlt, wenn nämlich sucht-tragende
Einstellungen, Höhenflüge, Selbstüberschätzung oder unnötige Selbstabwertung mit dem
Weglassen der Droge dem Bewusstsein erstmals zugänglich werden. Und dem Selbstbild.
Das scheppert gewaltig und ist nichts für Weicheier oder Genuss-Philosophen.
Nüchtern werden hat am meisten mit Selbsterkenntnis und -versöhnung zu tun. Da wo vorher
die persönliche Allmacht war ("ich habe kein Problem"), liegen unbewohnte Löcher verborgen.
Die bekommt man aber erst mit, wenn man begriffen hat (Vernunftentscheidung sei Dank), dass
viele bisherige Selbsteinschätzungen den eigenen Blick auf die Wahrheit nur verstellt haben.
***
Die Frage, ob man die Sucht "besiegen" kann, indem man die eigene Kontrolle dagegen setzt,
ist nichts anderes als die Fortsetzung alkoholischen Denkens ("ich hab's im Griff"), unbemerkt.
Weil noch keine Ernüchterung in Wahrnehmung, Denken und Fühlen stattfinden konnte.
An diesem Ansatz wirst Du in diesem Forum nach meiner Einschätzung nicht vorbei kommen.
Mir fällt auch kaum ein Schreiber ein, der unfreiwillig danach lebt. Die meisten tun es bewusst,
aus eigener Selbstachtung heraus. Und um ihr Leben zu bewahren. Dafür ist Einsicht not-wendig.
(Neben anderen Wegen, die hier ebenfalls vertreten und gelebt werden.)
Weder Sucht nocht Abstinenz funktionieren wie Lego-Steinchen auf dem Brett.
Da hiflt auch kein Gedanken-Schach.
Sucht IST.
Und sie fordert ihren eigenen Tribut (Leben).
Damit gedanken-spielend umzugehen, empfinde ich als zynisch.
Möglich, dass es einem Todkranken von außen egal sein kann, ob er komatös stirbt oder klar.
Aber diese Frage und die Entscheidung darüber ist eine Sache zwischen iHM und sich selbst.
Darin hätte ich als Außenstehende gar nichts verloren, das wäre aus meiner Sicht anmaßend.
Und ob ein anderer ausgerechnet meine "Expertise" (die nur für mich und mein von oben sehr
kleines Leben gilt) für seine Lebensführung braucht, ... nun ja, ich übe eigentlich Verzichten.
Es gibt ein Pendant zur Stoff-Sucht, die Co-Abhängigkeit: Wissen, was ein anderer braucht.
Meine Abstinenz liegt darin, mich von Annahmen zu enthalten, was das Leben eines anderen
"verbessern" könnte. (Ganz klarer Grenzübergriff, und Selbsttäuschung hin zum Größenwahn.
Auf der Rückseite das Ausweichen vor meiner eigenen Unvollkommenheit und eigenem Fühlen.)
Ich habe immer noch das Gefühl, als wolltest Du stellvertretend für andere IHR Thema mit
ausleuchten. Wieso das? Was ist Dein persönliches (biographisches) Interesse? Willst Du hier
jemandem "helfen"? Wie bringt es ansonsten Dich selbst voran?
Das sind meine offenen Fragen an Dich, Blaumann.
Grüße von der
Wolfsfrau