Ich bin neu hier im Forum :-)

  • Hallo, ich bin neu hier und ich möchte mich kurz vorstellen :)

    Mein Name ist Christian, bin 38 Jahre jung. Ich trank über 20 Jahre lang regelmäßig Alkohol bis ich im Jahr 2013 erkannte dass etwas nicht
    so ganz stimmt mit meinem Leben. Überall leere Flaschen in der Wohnung...Bier, Wein und Schnaps. Kurz gesagt das ganze Spektrum an
    alkoholischen Getränken im Haushalt, das Leergut muss ja auch entsorgt werden. Ich verbrachte einen großen Teil meiner Freizeit damit entweder
    damit Alkohol zu beschaffen, oder Leergut zu entsorgen. Es gelang mir auch über 15 Jahre mein "Problem" zu verheimlichen und meine Lügen wurden immer besser. Bis ich es im August 2013 nicht mehr schaffte und mich selbst freiwillig in die "Psychatrie" begab nach dem Versuch einen "kalten Entzug" durchzuführen, die Entzugserscheinungen waren grausam (Angstzustände, Zittern, kalter Schweiß, das bekannte Trockenkotzen, Wutausbrüche usw)...Meine Alkoholsucht begann schleichend ab meinem 16 Lebensjahr und hatte sich bis zum Jahr 2010 zum Spiegeltrinken entwickelt, ich war funktionierender Alkoholiker und jetzt nach über drei Jahren harter Arbeit an mir selbst zufriedener trockener Alkoholiker :)

    Es ist nie zu spät mit dem Trinken aufzuhören, man muss es nur von sich aus selbst wollen!

    Euer Christian

  • Hallo Christian,
    ich freue mich über jeden, der es erkannt hat

    Zitat

    Es ist nie zu spät mit dem Trinken aufzuhören, man muss es nur von sich aus selbst wollen


    und nach der Erkenntnis auch Taten folgen lässt.
    LG Gerd

  • Hallo Christian und HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    die Entzugserscheinungen waren grausam (Angstzustände, Zittern, kalter Schweiß, das bekannte Trockenkotzen, Wutausbrüche usw)

    Ist es nicht schön, wenn man sich diesen ganzen Mist nicht mehr antun muss 44. Schön, dass Du es geschafft hast und den Weg hierher gefunden hast.

    Ich weiss ja nicht, inwieweit Du Dich schon hier ein bißchen eingelesen hast, bevor Du Dich registriert hast. Aber hier sind alle möglichen Betroffenen unterwegs: einige sind noch in der Findungsphase und andere schon auf dem Weg. Und auch die Wege sind unterschiedlich: Einige machen es mit sich selbst aus, andere (wie ich) sind Verfechter von Selbsthilfegruppen (SHG) und wieder andere machen es ganz anders ...

    Mich würde nun interesssieren, wie bist Du diesen Weg gegangen?

    ich war funktionierender Alkoholiker und jetzt nach über drei Jahren harter Arbeit an mir selbst zufriedener trockener Alkoholiker :)

    Das mit der "harten Arbeit an sich selbst" kann ich nur bestätigen!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Erst einmal Danke für die freundliche Aufnahme hier im Forum und an alle, die gepostet haben :)

    Wie kam es zu dem "Sinneswandel"...ich war es satt nur in Abhängigkeit von Alkohol meinen Alltag zu meistern. Ich habe mich immer mehr selbst isoliert und meine persönlichen Interessen vernachlässigt, meine Hobbies, Freunde, Eltern, Geschwister und so weiter. Ich konnte NIE NEIN sagen aus Angst Ablehnung zu erfahren, und in der Wut darüber sich "ausgenutzt" zu fühlen begann ich irgendwann meinen Ärger mit Sprit zu sedieren.
    Das hatte anfangs sogar tolle Effekte, ich war aufgeschlossener und lockerer. Nur mit der Zeit steigerte sich langsam die Trinkmenge, weil sich diese Effekte immer später einstellten....die Suchkaskade begann und der Strudel zog mich immer tiefer in den Suff. Die Falle hat zugeschnappt!
    Im August 2013 stellte ich mir die Frage ob es das jetzt war mit meinem Leben!? Freundeskreis kaputt, Beziehung daran gescheitert, Schulden, Kündigung ( nicht wegen Alkohol ) Ich war im Zugzwang und wollte meinem " Feind " Alkohol kein Schachmatt gönnen. Der Kampf begann mit einigen "Rückfällen" und ich lernte mich damit selbst besser kennen, entscheidend war jedoch der Anschluss an eine Selbsthilfegruppe.Ich merkte schnell dass nur jemand, der selbst trockener Alkoholiker ist, die richtigen Antworten auf meine Lebensfragen hatte. Psychologen, die selbst nie Suchtmittel konsumierten, oder Ärzte konnten mir nicht helfen. Was ganz wichtig ist, ich verstecke meine Sucht nicht und rechtfertige auch meine Abstinenz nicht mehr, wenn ich gefragt werde warum ich kein Bier, Wein oder sonstige Absacker mag. Ich sage einfach nur "Weils besser ist für mich"

    Was das Beste im Leben ist muss jeder für sich selbst herausfinden...trinken oder nicht trinken. Es zwingt mich keiner dazu, also verurteile ich auch niemanden. Ich habe Frieden mit mir selbst gemacht!

    Christian

  • Hallo Christian,

    ich finde, du hast das sehr gut beschrieben. Ich sehe da auch einige Parallelen zu mir selbst. Für mich wars so ähnlich: Sich Tag für Tag über den nächsten Tag retten (Entzug und Kater), und dabei nur 50 oder 70% leistungsfähig sein. Das war anstrengend und auch nicht besonders mit Freude verbunden.

    Da dachte ich mir (war keine Entscheidung von heute auf morgen, sondern dauerte monatelang, bis ich dann umsetzte): das kanns aber nicht sein, ich habe mir das Ganze (das Leben an sich) eigentlich, eigentlich etwas anders vorgestellt. Meine Interessen und Hobbies (Hobby war dann fast nur mehr im Kaffee/Gasthaus oder zuhause Bier trinken) waren schon recht begrenzt. Gut, Sport habe ich vor dem allabendlichen Trinken schon noch gemacht, aber dan hatte ich das Gefühl, etwas getan zu haben, um mich entsprechend mit Bieren zu belohnen. Auch ohne vorher etwas getan zu haben, das war eigentlich eh öfters der Fall. ;) Auch meine Einschlafprobleme waren eine willkommene Rechtfertigung für den Alkkonsum. Und noch einige mehr. Das war mir dann doch zu armselig, das Leben könnte doch etwas mehr zu bieten haben, als die halbe Zeit etwas betupft und ferngesteuert unterwegs zu sein. ::)

    Einmal editiert, zuletzt von franz68 (12. November 2016 um 17:42)

  • Bei mir haben die im vorangegangenen Beitrag zitierten Sätze Widerspruch ausgelöst.
    Ich wollte den eigentlich für mich behalten, aber nach der vorangegangenen 100prozentigen Zustimmung möchte ich nun doch meinen Widerspruch anmelden.

    Ist es tatsächlich so, dass ein süchtiger Trinker eine echte Chance hat herauszufinden, ob das Trinken eine gute oder schlechte Sache ist?
    Ich z.B. bin -ohne es zu merken- in die Sucht hereingeschlittert. Als ich meine Abhängigkeit schließlich wahrnahm, war es für ein neutrales Abwägen zu spät. Ich spürte, dass ich trinken muss und erfuhr, dass es mir nicht gut ging, wenn ich das Trinken einschränkte.

    Um aus diesem Denken herauszukommen, brauchte ich einen Anstoß von außen. Erst als mir mit Hilfe eines Buchs von Allen Carr klar wurde, dass Sucht eine Illusion erzeugt, die mit der Realität nicht das Geringste zu tun hat, konnte ich die Motivation entwickeln, mich meiner Sucht zu stellen und auszusteigen.

    Heute, wo ich nicht mehr süchtig bin, fällt es mir nicht schwer festzustellen, dass das Beste im Leben keinesfalls im Trinken liegt. Aber als ich süchtig war, dachte ich komplett anders.

    Bassmann

  • Hallo Bassmann :)

    Genau diese Illusion ist es auch, die bei mir zu Rückfällen geführt hatte. Das "Suchtgedächtnis" treibt üble Scherze. Es gab und gibt auch immer
    noch Situationen, wo ich merke dass dieses Risiko permanent besteht. Der typische Ouzo beim Griechen nach dem Essen, ich weiß dass es nicht geht und ich mich jetzt in einer neuen Lebenssituation befinde, dennoch muss ich eine Entscheidung über ein Glas Ouzo treffen, dieses nicht zu trinken. Und im Kopf arbeitet es nach dem Motto einmal ist keinmal...die typischen Sprüche halt. Sie sind sofort präsent und ich merke Anspannung und Ungeduld in mir aufkommen. Früher dachte ich gar nicht nach über ein Glas Ouzo beim Griechen, ich war gesund, hatte keine Probleme und es dauerte 20 Jahre bis ich bemerkte, dass ich anders funktioniere und den Alkohol brauche. Das war der Punkt wo ich meine "Chance" sah es für mich herauszufinden, der Auslöser war eine Ösophagitis und jeder Schnaps ließ mich vor Schmerzen fast an die Decke springen. Es dauerte noch ein ganze Weile, um zu erkennen dass mich der Alkohol in Lebensgefahr bringt auf Dauer. Ich experimentierte viel herum und belog mich damit nur selbst. Mir bleibt nur eine Entscheidung! 0 Alkohol!

  • Hallo Settebello,

    Der typische Ouzo beim Griechen nach dem Essen, ich weiß dass es nicht geht und ich mich jetzt in einer neuen Lebenssituation befinde, dennoch muss ich eine Entscheidung über ein Glas Ouzo treffen, dieses nicht zu trinken. Und im Kopf arbeitet es nach dem Motto einmal ist keinmal...die typischen Sprüche halt.

    wer sagt dir eigentlich, dass du jedes Mal aufs Neue die Entscheidung treffen musst, ob du ein mit Alkohol gefülltes Glas nun unausgetrunken stehen lässt oder ob du den Inhalt konsumierst?

    Ist es nicht auch möglich, irgendwann nach oder sogar vor dem Ausstieg eine Grundsatzentscheidung zu treffen, also für sich selbst festzustellen: Das war‘s?
    Natürlich lässt sich durch eine derartige Entscheidung nicht verhindern, dass sich das Suchtgedächtnis (Ein Begriff, der den Sachverhalt m.E. nicht wirklich trifft.) in bestimmten Situationen zu Wort meldet oder (besser gesagt) positive Trinkerinnerungen wach werden.
    Aber solche Erinnerungen werden nach einem „Das war’s“ als das wahrgenommen, was sie sind, nämlich vergangenheitsbezogen.

    Manchmal denke ich, dass dieses ständig neu auftauchende Entscheidungsproblem aus der Anfangsphase des Suchtausstiegs resultiert, in der viele Süchtige die Strategie fahren, die Zukunft in kleine Häppchen zu zerlegen und jeden Tag aufs Neue die kleine Entscheidung treffen: Nur heute trinke ich nicht.
    Es kann auch damit zusammenhängen, dass viele Süchtige fest davon ausgehen, lebenslang süchtig, also krank zu sein und aus diesem Grund noch Jahre nach dem Ausstieg gegen ein übermächtiges Suchtgedächtnis -den Krankheitsherd?- glauben kämpfen zu müssen.

    Ich kenne dieses ständige Entscheidungsproblem nicht. Und zwar weder in Bezug auf Alkohol, noch in Bezug auf Tabak, von dem ich als Kettenraucher wahrscheinlich noch abhängiger als vom Alkohol war.
    Insofern denke ich, dass dieses Entscheidungsproblem hausgemacht ist, das Leben nach der Sucht erschwert und letztendlich nicht sein muss.

    Gruß vom
    Bassmann

  • Hallo Bassmann,

    Ich denke dass die Persönlichkeit wohl auch eine große Rolle dabei spielt, ob jemand extrovertiert oder introvertiert,depressiv oder zwangsneurotisch usw ist. Ich war zum Beispiel gezwungen beruflich immer schnelle Entscheidungen zu treffen, die über Funktionieren oder Scheitern eines Projektes entscheidend waren. Was ist wenn jemand mit Entscheidungsfindungen Schwierigkeiten hat, und sich die Gedanken wie eine Waage beim Auspendeln verhalten, bevor Sie ins Gleichgewicht kommen?
    Ich wäre froh wenn ich so einen geistigen Schalter, der das Nachgrübeln abstellt hätte...ab 2013 im ersten Jahr danach, zwei Rückfälle wobei einer im Krankenhaus endete, Langzeittherapie 2014 mit einen Rückfall danach ( Weihnachten 2014 )
    Ich wollte schon alles hinschmeißen, bis ein Freund aus der SHG sagte "Gut Ding hat Weile, wir Menschen sind grundverschieden was positive und negative Eigenschaften betrifft" dein Problem ist Ungeduld und Ehrgeiz, was dir Stress bereitet. Du machst aus deiner Krankheit ein Projekt, wie auf der Arbeit früher! Ich hab an meiner Ungeduld gearbeitet und bin gemütlicher geworden was den Ehrgeiz betrifft. Seit diesem Gespräch klappt es immer besser. Was das Rauchen betrifft kann ich nicht mitreden, bin Nichtraucher nixweiss0

    Viele Grüße Christian

  • Na ja, wenn ich anmerken darf. Entscheidung zu fällen, ist wahrscheinlich nicht soo schwer, aber dauerhaft dabei bleiben, wahrscheinlich eher (bei mir halt). Je länger das aus ist, desto mehr könnte sie, die Entscheidung, verwässert werden (früher wars doch (manchmal) schöner, warum tu ich mir das an, vielleicht könnte ich doch... ab und wann...) als Beispiele von Gedanken, die immer wieder auftreten (könnten).

    Das heisst die Entscheidung immer wieder erneuern und bekräftigen, warum ich das so mache und sich das oft vor Augen halten. Bei mir wars in der Vergangenheit manchmal so, am Anfang sehr motiviert, und dann ist nach und nach die Unlust gekommen (wieder KT probiert, Stricherlliste gemacht, Gesamtmenge in der Woche festgelegt, also ein Trinkprotokoll, sogar mit Gnumeric (Tabellenkalkulation wie Excel, aber auf Ubuntu) schöne Statistiken gemacht (hab da auch was gelernt), ...das K hat sich dann verflüchtigt und das T ist geblieben, in etwa so ;))


  • ...(früher wars doch (manchmal) schöner, warum tu ich mir das an, vielleicht könnte ich doch... ab und wann...) als Beispiele von Gedanken, die immer wieder auftreten (könnten)...

    Ich habe diese Gedanken nie.
    Vielleicht liegt das daran, dass ich im Anschluss an meinem Rückfall nach dem Rauchstopp rund drei Jahre ständig auf Entzug war, weil ich meiner Familie den Rückfall verheimlichte und deshalb nie so rauchen konnte, wie mir das von der Sucht vorgeschrieben wurde. Für mich gibt es deshalb keine positiven Erinnerungen an Sucht, und zwar weder an die Nikotinsucht, noch an die Alkoholsucht. Nur an deren Anfänge. Aber ich glaube nicht, dass ein ehemals Süchtiger an diese Anfänge wieder anknüpfen kann. Darüber hinaus will ich das nicht, weil ...siehe oben.

    Sucht ist ein Gefängnis, das umso unerträglicher ist, je stärker der Wunsch nach Freiheit wird.
    Ich bin davon überzeugt, dass bei Menschen, die diese Erfahrung machten, das von dir, Franz, beschriebene Gedankenkarussell zum Stillstand kommt.
    Bei mir war es so.

    Bassmann


  • wer sagt dir eigentlich, dass du jedes Mal aufs Neue die Entscheidung treffen musst, ob du ein mit Alkohol gefülltes Glas nun unausgetrunken stehen lässt oder ob du den Inhalt konsumierst?

    Ist es nicht auch möglich, irgendwann nach oder sogar vor dem Ausstieg eine Grundsatzentscheidung zu treffen, also für sich selbst festzustellen: Das war‘s?
    Natürlich lässt sich durch eine derartige Entscheidung nicht verhindern, dass sich das Suchtgedächtnis (Ein Begriff, der den Sachverhalt m.E. nicht wirklich trifft.) in bestimmten Situationen zu Wort meldet oder (besser gesagt) positive Trinkerinnerungen wach werden.
    Aber solche Erinnerungen werden nach einem „Das war’s“ als das wahrgenommen, was sie sind, nämlich vergangenheitsbezogen.

    Das ist mal wieder eine Aussage von Dir, die ich absolut nicht nachvollziehen kann! ???

    Ich wäre froh wenn ich so einen geistigen Schalter, der das Nachgrübeln abstellt hätte...

    Da kann ich mich Christian nur anschließen. Gerade in der Zeit nach meinem Ausstieg habe ich desöfteren diese Entscheidung treffen MÜSSEN, weil mein Suchtgedächtnis immer wieder mal vorgegaukelt hat, dass ich den Alkohol BRAUCHE. Nun, ich habe mich zum Glück dafür entschieden, dagegen zu sein (etwas zu trinken). Heute sind diese Entscheidungen kaum noch wahrnehmbar - aber vorhanden. Sie zu ignorieren halte ich persönlich für kreuzgefährlich.

    Sucht ist ein Gefängnis, das umso unerträglicher ist, je stärker der Wunsch nach Freiheit wird.
    Ich bin davon überzeugt, dass bei Menschen, die diese Erfahrung machten, das von dir, Franz, beschriebene Gedankenkarussell zum Stillstand kommt.
    Bei mir war es so.

    Bei mir nicht. Welche Erfahrung habe ich also Deiner Meinung nach nicht gemacht?

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Greenfox,

    deine Frage versuche ich im letzten Absatz zu beantworten.
    Zunächst aber Folgendes:

    Zitat

    Das ist mal wieder eine Aussage von Dir, die ich absolut nicht nachvollziehen kann! ???


    Das ist zwar schade, aber kein Beinbruch.
    Bei mir ist es so, dass mich positive Trink- oder Raucherinnerungen einfach nicht mehr berühren, weil ich mit dem Thema Rauchen und Saufen abgeschlossen habe. Außerdem ist das (vermeintlich) Positive des Konsums dieser Drogen m.E. eh nur Illusion.

    Zitat

    Gerade in der Zeit nach meinem Ausstieg habe ich desöfteren diese Entscheidung treffen MÜSSEN, weil mein Suchtgedächtnis immer wieder mal vorgegaukelt hat, dass ich den Alkohol BRAUCHE. Nun, ich habe mich zum Glück dafür entschieden, dagegen zu sein (etwas zu trinken).


    Das ging mir bei meinem ersten Rauchstopp ähnlich.
    Beim zweiten Versuch und bei meinem Ausstieg aus der Alkoholabhängigkeit wusste ich, dass ich die Stoffe nicht brauche, sondern mir das nur vorstelle bzw. so vorstellen muss, weil ich schlicht und einfach süchtig bin.
    Ab da ging es nur noch um die Frage, wie ich durch den Entzug komme.

    Zitat

    Bei mir nicht. Welche Erfahrung habe ich also Deiner Meinung nach nicht gemacht?


    Das habe ich in dem von dir zitierten Satz beschrieben.
    Für mich sieht es so aus, als hättest du das Gefängnis als nicht so schrecklich empfunden wie ich. Oder du hast keine endgültige Ausstiegsentscheidung getroffen bzw. bist dir dahingehend nicht sicher, weil du davon ausgehst, nach wie vor so süchtig zu sein, dass du in Erwägung ziehen musst, das vor dir stehende alkoholische Getränk zu konsumieren, statt es stehen zu lassen, wenn du nicht ständig wachsam bist.

  • Es ist eher selten dass eine "Suchtkranker" einfach mit dem "alkoholischen Denken" aufhören kann. In der SHG brauchten viele zehn Jahre und länger zu einer zufriedenen Abstinenz. Deswegen sind auch solche Foren so wichtig um sich auszutauschen. Es gibt kein Patentrezept, dass einen über Jahre angesoffenen "Hirnschaden" reparieren kann. Hier muss jeder seine eigene Strategie finden, die am besten zu seiner Persönlichkeit passt und auch darauf achten, dass es nicht zur Suchtverlagerung kommt. Das ist auch so ein seltsames Phänomen, Gott sei Dank macht mir sowas nicht zu schaffen :)

    Gruß christian


  • Das ist zwar schade, aber kein Beinbruch.

    44. Den stimme ich voll zu!

    Für mich sieht es so aus, als hättest du das Gefängnis als nicht so schrecklich empfunden wie ich. Oder du hast keine endgültige Ausstiegsentscheidung getroffen bzw. bist dir dahingehend nicht sicher ...

    Sorry, aber das halte ich für Bullshit!
    Was glaubst Du, wie beschissen ich mich gefühlt habe, wenn ich trotz aller fester Vorsätze doch wieder gesoffen habe und mich und den Alk verflucht habe??
    Was glaubst Du: Wenn dieser beschissene SaufDRUCK kommt, wenn man anfängt zu zittern und der ganze Körper schreit danach, endlich an den Alk zu kommen .. dann denke ich mir ganz einfach "Hey, ist alles nur Illusion!"??

    Einerseits schreibst Du

    Ab da ging es nur noch um die Frage, wie ich durch den Entzug komme.

    Andererseits scheint bei Dir der Entzug harmlos wie ein leichter Schnupfen gewesen zu sein - denn sonst würdest Du nachvollziehen können, wie beschissen man sich dabei fühlt, wie sehr in Dir alles nach dem beschissenen Alk schreit - und man verflucht viel Kraft aufwenden muss, um dem nicht nachzugeben!

    Ich habe das auch nach 8 Jahren Trockenheit nicht vergessen!

    HEUTE brauche ich kaum noch Kraft dazu, NEIN zu sagen, HEUTE ist das für mich Normalität. Aber diese Normalität habe ich mir hart erarbeitet!

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Greenfox,

    ich bleibe mal höflich trotz solcher Worte wie Bullshit in deinem letzten Beitrag.

    Wenn du schreibst, dass du auf einen harten Entzug zurückblickst, kann ich das durchaus nachvollziehen.
    Ich hatte drei Entzüge, zwei in Bezug auf das Nikotin, einen in Bezug auf den Alkohol. Einen davon empfand auch ich als durchaus heftig.
    Dennoch heule ich nicht rum.

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die psychischen Entzugserscheinungen umso größer sind, je mehr ich mit mir hadere. Zumindest war es bei mir so, dass der Entzug weitaus leichter wurde, nachdem ich mir bewusst gemacht hatte, dass es gar keine Alternative für mich gab.

    Denn zurück in die Sucht ging nicht mehr.

    Bassmann

  • Hallo Zusammen,

    will mich gar nicht groß in die Diskussion hier einmischen, aber für mich ist es extrem auffällig, dass nahezu kein Beitrag von Dir, Bassmann, vorhanden ist, in dem Du nicht auf Deinen irgendwie grandiosen Raucherstopp hinweist.

    Versteh mich nicht falsch, aber auf mich wirkt das so, als wärst Du noch lange nicht wirklich Rauchfrei ;)
    Jedenfalls, wer einen eventuellen Nikotinentzug mit einem Alkoholentzug gleichsetzt, der hat entweder den Unterschied noch nicht begriffen, oder aber selbst noch nie eine richtigen Alkoholentzug miterlebt. nixweiss0

    Dietmar


  • ... aber für mich ist es extrem auffällig, dass nahezu kein Beitrag von Dir, Bassmann, vorhanden ist, in dem Du nicht auf Deinen irgendwie grandiosen Raucherstopp hinweist.
    ... Jedenfalls, wer einen eventuellen Nikotinentzug mit einem Alkoholentzug gleichsetzt, der hat entweder den Unterschied noch nicht begriffen, oder aber selbst noch nie eine richtigen Alkoholentzug miterlebt.

    Puuh - ich dachte schon, ich wäre der Einzige mit diesen Gedanken.

    Sorry, aber das halte ich für Bullshit!

    ich bleibe mal höflich trotz solcher Worte wie Bullshit in deinem letzten Beitrag.

    Okay - dann entschuldige ich mich und bitte Dich, das Wort durch ein Dir mehr genehmes, aber vom Sinn her gleiches Wort zu ersetzen, z.Bsp. Unsinn, Quark ...


    Wenn du schreibst, dass du auf einen harten Entzug zurückblickst, kann ich das durchaus nachvollziehen.
    Ich hatte drei Entzüge, ...
    Dennoch heule ich nicht rum.

    Und DAS empfinde ich als Frechheit - wenn Leute hier von ihren Erfahrungen berichten und diese nicht so leicht wie bei Dir angeblich waren, das als "rumheulen" zu bezeichnen >:(

    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!


  • Jedenfalls, wer einen eventuellen Nikotinentzug mit einem Alkoholentzug gleichsetzt, der hat entweder den Unterschied noch nicht begriffen, oder aber selbst noch nie eine richtigen Alkoholentzug miterlebt. nixweiss0

    Mich interessiert sehr, wo da der Unterschied zu sehen ist.
    Im körperlichen Bereich sehe ich ihn selbst. Aber wo liegt er in psychischen Bereich?

    Wenn´s nicht zu viel Arbeit macht, wäre eine Erklärung schon klasse.

    Gruß
    Bassmann

  • Ich habe gerade viel Zeit, und möchte Dir gerne antworten. Das wird sicher ausführlich, und ich hoffe, dass Du es zuerst liest und darüber nachdenkst, bevor Du mir Deine sehr vergeistigten Strategien, auch bzgl. Rauchen, um die Ohren haust. ;)

    Zunächst einmal, nach allem, was ich hier von Dir lese, bist Du für mich als ehemals Süchtiger schwer, bis gar nicht einzuordnen.
    Nicht, dass das etwas zu heißen hätte, aber es kommt schon relativ selten vor, dass ich das Gefühl habe, wenn wir hier von Sucht reden, dann sprechen wir von gänzlich unterschiedlichen Dingen.

    Du hast also ein Buch von Allen Carr genommen, in dem geschrieben steht, dass Sucht eine Illusion erzeugt, die mit der Realität nicht das Geringste zu tun hat, und dann bist Du zu dem Ergebnis gekommen, stimmt, das kapiere ich, und deshalb höre ich jetzt auf das Suchtmittel zu konsumieren.
    Klingt gut! Klingt so gut, dass ich glaube, Du hast Deinen Königsweg (nämlich entsprechende Bücher zu lesen) gefunden um mit Deiner Sucht klarzukommen, bzw. sie nicht nur ein bisschen, sondern für immer ad Acta zu legen.
    Nur: Auch unter allen Kopfgesteuerten bist Du m. E. nicht nur die absolute Ausnahme, sondern geradezu „der Einzige“, der auf diesem Weg aus der Sucht herausgefunden hat.

    Mal abgesehen davon, dass der Suchtstoff ja nicht nur eine Illusion erzeugt, sondern ganz reale, greifbare und tatsächliche Gegebenheiten schafft, ist es schon sehr die Ausnahme, wenn jemand alleine durch das Erleben (hier: Allen Carr) anderer so viel Motivation entwickeln kann, dass er (immerhin in dem Moment noch süchtig, besoffen, angetrunken oder was auch immer) mit klarem! Verstand sagt: Das war’s. Allen Carr hat mich überzeugt! Weg mit der Illusion (Flasche), her mit der Realität!

    Ich glaube jetzt wirklich nicht, dass irgendeiner, der ein Suchtproblem hat, denkt oder glaubt, dass das Beste für ihn der Alkoholkonsum, dazu noch Mengenmäßig viel, wäre.
    Aber ich glaube auch nicht, dass es ganz real viele Menschen gibt, die so wie Du, ab dem Moment, wo sie alleine mal für einige Zeit das Suchtmittel weglassen, „Das alles komplett anders sehen“.
    Da braucht es schon bei real existierenden, „normalen“ Menschen eine Menge mehr dazu, um die bisherigen Denk- und Verhaltensstrukturen umzupolen.
    Nicht umsonst finden die Therapien dann nicht mal flugs im VHS-Wochenendkurs statt, sondern in der Regel in bis zu 16 oder mehrwöchigen Langzeittherapien.

    Du fragst, wer eigentlich sagt, dass der trockene Alki jedes Mal auf’s Neue die Entscheidung treffen muss, ob er das erste Glas Alkohol stehen lässt oder nicht.
    Nun, das Problem ist, dass da ja niemand mit dabei ist (in der Regel), der zu mir sagt: Halt! Rühr das nicht an.
    D. h. ich bin in der Situation alleine, und das Suchtmittel lockt.
    Da ich im Gegensatz zu Dir durchaus recht viele schöne Momente und Zeiten mit dem Suchtmittel erlebt habe, und weil ich das auch so von recht vielen anderen Alkoholikern weiß, da ich, trotz Trockenheit, durchaus noch das gar nicht schlechte, sich langsam und wohltuend einschleichende Gefühl der Betäubung, des Loslassens, des Leck-mich-am-Arsch Gefühls und der subjektiv wahrgenommenen Steigerung meines Selbstbewusstseins, aber auch der sinkenden, oft störenden Toleranzschranke sehr gut in Erinnerung habe, verbirgt sich in diesem „einen Glas“ schon eine latente Verlockung.

    Ich vermute aber, ich bin sehr viel weniger Asket, wie Du es bist, liebe und lebe mein Leben mit vielen Annehmlichkeiten, die man eigentlich zum „bloßen“ Leben nicht bräuchte, und strapaziere mich wenig mit Diäten, Vermeiden von mir schmeckenden Lebensmitteln, u.v.a. mehr. Weil, wenn ich so gestrickt wäre, dann würde ich wahrscheinlich die Einsamkeit und Abgeschiedenheit mancher Gegenden auf der Welt bevorzugen.

    Ich bin mir sicher, dass jeder trockene Alkoholiker die Entscheidung getroffen hat: Das war’s jetzt.
    Hoffentlich!
    Hoffentlich deswegen, weil das so gar nichts mit Grundsatzentscheidungen, sondern viel mehr mit dem Wesen der Sucht zu hat. (Was Du aber nicht verstehen wirst, weil Du im Fall der Versuchung nochmals Allan Carr liest, und das war’s dann für Dich.)

    Dir behagt der Begriff „Suchtgedächtnis“ nicht, und ich nehme an, Du hast dafür einen besser zutreffenden Begriff?
    Man kann das auch neurobiologisch erklären.
    Suchtgedächtnis ist nichts anderes, wie „das Gedächtnis“, nur eben speziell in Bezug auf alles Erlebte, besonders dem positiven, im Zusammenhang mit dem Suchtstoff. (Siehe oben, die schönen Momente).
    Bei Dir funktioniert das ganz offensichtlich anders, wie bei Otto Normal. Du sagst Deinen Synapsen einfach: Allan Carr sagt …, und dann schalten sie die erlernten Suchterinnerungen aus und bilden neue, suchtfreie Verbindungen.
    Wieso jetzt aber die positiven Erinnerungen im Moment der Versuchung als vergangenheitsbezogen wahrgenommen werden sollen, erschließt sich mir nicht. Weil in der aktuellen Situationen bringen mich ja vergangenheitsbezogene Gefühle nicht weiter, sondern einzig das Gegenwartsgefühl: Jetzt etwas trinken, wäre einfach schön …

    Dass jemand, der durch die Sucht einen wahren Berg an Problemen vor sich hat, und beim bloßen Anblick dieses Berges schon am liebsten zurück in die betäubende Wirkung des Suchtmittels flüchten möchte, gut beraten ist, diesen Berg erst einmal in kleine, zu bewältigende Häppchen zu zerteilen, ist eine weise Strategie.
    Das macht man auch z. B. ganz ohne Suchtprobleme mit einem Berg an Schulden. Siehe machbare Ratenzahlung. ;)

    Dass es für viele Süchtige, denen der endgültige Abschied vom geliebten Suchtmittel sehr schwer fällt, gut und richtig ist, erst einmal für jetzt und heute eine Entscheidung zu treffen, ist ein bewährte Methode für lange Zeit trocken zu bleiben. So lange, bis das keine Frage von Tagen und Wochen, sondern von zusammengeläpperten Jahren wird.

    Du hast natürlich absolut recht, dass zumindest auf nicht absehbare Zeit davon ausgegangen wird, dass Suchtveranlagung nicht nur eine kurzzeitig vorhandene Eigenschaft der Betroffenen ist, sondern lebenslang vorhanden bleibt.
    Ich kenne Dich nicht und Dein tatsächliches Wissen über Sucht, aber ich gehe sehr stark davon aus, dass Du das Jahrzehntelanges Wissen, das man über Sucht hat, insgesamt in Frage stellst, und schon viel nachweisbare Erfahrung in all dem hast, was dieses „alte Wissen“ widerlegt.

    Ich glaube aber, dass es gut ist, wenn derzeit noch Süchtige zuerst einmal die Erfahrung von bereits trockenen Alkoholikern in Anspruch nehmen, bevor sie sich als Versuchskaninchen für neue, noch nicht vollständig belegbare Wege hergeben.
    Dass Du den Entscheidungsprozess, Alkohol zu konsumieren oder nicht, für hausgemacht hältst, ist aus Deiner Sicht heraus nachvollziehbar, nützt aber demjenigen, der vor dieser Entscheidung steht im Moment wenig, bis gar nichts.
    Ich vermute mal, dass es ihm ebenso wenig nützen wird, wenn ich ihm in dem Moment das Buch von Allen Carr in die Hand drücken würde.
    Da Du aber alle diese Gedanken, die Versuchung, die Rückfallgefahr, die Erinnerung an die schönen Momente in der Sucht, das Loslassen mittels dem Suchtmittel, die sehr gelöste Gaudi unter gleichgesinnten Trinkern und das durchaus positive Gefühl, dass Dich die ganze Welt am Arsch lecken kann, nicht kennst, ist es, wie Du schreibst: Solche Suchtspezifischen Entwicklungen und Gedanken sind Dir fremd, weil Du sie nie hast.

    Da Du zudem daraus folgend nie mehr einen Rückfall gehabt hast, also nicht weißt, inwiefern der Süchtige eben doch an das glückselige Gefühl des langsamen Besoffenwerdens anknüpfen kann, ist alles, was Du darüber denkst und schreibst, genau das: Glauben (=nicht Wissen).
    Dass Sucht zu einem Gefängnis werden kann, ist, verzeih den Ausdruck, eine Binsenweisheit. So, wie wenn ich schreiben würde: Das Leben ist eine der schwersten …

    So, das ist jetzt lange geworden, aber da ich die Zeit dazu hatte …

    Gruß
    Dietmar

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