ZitatAb und an gehen meine Gedanken in die Richtung ..ach das geht so logger ..du bist doch gar nicht süchtig ..also schadets nix ab und an ne Fl Rum etc ...
Genau diese Gedanken sind so gefährlich und heimtückisch. Oft habe ich nachgegeben, mich selbst belogen und wieder angefangen nach der Trinkpause. Meine Erfahrung ist, dass diese Gedanken am Anfang, die ersten paar Tage, noch gar nicht so präsent sind. Bei gings richtig erst nach "längerer" Zeit los, so nach zwei, drei Wochen. Das war dann schon ein Zeitraum, wo mein Suchthirn gute Argumente hatte. Also in die Richtung: "Jetzt hast Du sooooo lange nix getrunken und das war doch kein Problem. Jetzt kannst Du schon mal wieder. Wer soooo lange nichts trinken kann, der kann ja gar nicht süchtig sein".
Tja, Pustekuchen. Alleine die Tatsache, dass man genau diese Gedanken hat sind schon ein Beleg dafür, dass man süchtig ist. Ein normaler, nicht süchtiger Mensch macht sich darüber schon gleich mal gar keine Gedanken. Warum auch.
Deshalb darfst Du diese Gedanken auf keinen Fall unterschätzen. Es ist verrückt, wie man sich als süchtiger Mensch selbst belügen kann. Man weiß alles ganz genau und kann trotzdem nicht widerstehen und gibt diesen Gedanken nach. Deshalb finde ich es super, dass Du Dir diesen Notfallplan gemacht hast. Sollte es zu diesen Notfall kommen, dann "arbeite" unbedingt Deinen Plan ab.
ZitatWobei es schade ist, dass Du "darüber quatschen" ans Ende Deiner Liste gestellt hast. Man sollte das "darüber reden" nicht unterbewerten!
Dieses Zitat von Greenfox finde ich ganz wertvoll. Dein Notfallplan kann und wird Dich hoffentlich bei akuter Trinklust davor bewahren zur Flasche zu greifen. Auf Dauer aber kann man diesen Kampf nur gewinnen, wenn diese Trinkbegierde weniger wird und irgendwann ganz verschwindet. Da kommt wieder die alte Weißheit: "Nur einfach nix mehr trinken reicht nicht aus" zum Tragen. Nicht mehr trinken wollen aus tiefer innerer Überzeugung heraus ist das Ziel. Nicht mehr trinken dürfen verliert dann an Bedeutung weil es egal wird ob ich etwas nicht mehr darf wenn ich es nicht mehr will.
Ich konnte diese Überzeugung, jetzt mittlerweile schon eine Art Lebenseinstellung, durch Hilfe von außen erreichen. Hilfe, das war in meinem Fall eine SHG in der ich mich austauschen konnte, ein Psychologe der mir wieder ganz andere Denkanstösse gab und noch einige andere Menschen die wiederum für mich ganz wertvolle Ideen und Denkansätze hatten. Auch ein guter alter Freund, mit dem ich stundenlang über mich, meine Krankheit und meine mögliche Zukunft diskutiert habe, hatte mir sehr geholfen. Noch heute führen wir ab und an solche Gespräche. Ich möchte sagen, es waren im nachhinein tatsächlich hauptsächlich die vielen Gespräche mit unterschiedenlich Menschen die mich dazu brachten über mich und meine Alkoholsucht nachzudenken und sie richtig zu reflektieren. Immer und immer wieder, immer wieder aus anderen Gesichtspunkten heraus. Mit der Zeit wurde und werden diese Gespräche seltener, weil ich stabil und ruhig geworden bin, weiß was und wohin ich will. Und ich mein Umfeld ja auch nicht permanent mit "meinem" Problem zutexten will. Trotzdem finden ab und zu, wenn's passt oder mir danach ist, noch solche Gespräche statt. Für mich ist das ganz wichtig und es hilft mir mich weiter zu entwickeln und nicht doch wieder zurück zu fallen.
Das war jetzt ein Plädoyer an's Reden! Ist aber halt auch meine Überzeugung, dass das mit am wichtigsten ist.
Alles Gute Dir weiterhin.
LG
gerchla