Wie Ihr meinem Namen schon ersehen könnt, ich bin verwirrt

  • Hallo,

    ok, ein erster Schritt.... Ist mir mehr als schwer gefallen. Ich habe mich nie als "Alki" gesehen, ich hab das immer im Griff.... :-[

    Ich bin nun 46, habe nie wirklich (oder vielleicht doch) sooo viel getrunken. Ihr seht schon, ich rede es mir immer noch schön. Aber es ist nicht mehr schön. Es ist einfach zu viel geworden, jeden Abend trinke ich, damit ich irgndwie funktioniere. Eine Flasche Wein, ja, es können auch mal 1,5 sein. Danach kann ich endlich schlafen. Morgens dann aber das böse Erwachen.... Die Einsicht, am heutigen Abend keinen Alkohl mehr zu trinken... Es klappt nur bedingt. Die Arbeit reibt mich auf, dazu die Familie, ich der ich funktionieren muss, das treibt mich jeden Abend wieder zu dieser verfluchten Flasche...

    Ich bin noch nicht so weit, das medizinisch anzugehen, aber ich denke darüber nach. Ich denke, das ist ja auch schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Auch das Anmelden hier im Forum.... Für mich ein kleines Bekenntnis.

    Bei mir fing das mit dem Alkohl schon mit 14 an,da hat das dazu gehört, damit die coolen Typen einen toll fanden. Somit war der Alkohol eigentlich immer da, aber nie in dem Ausmaß. Mal ein Bier oder ein Wein trinken, das würde ich gerne, ohne dass da gleich 2 Flaschen Wein stehen (Bier mag ich nicht :-).

    Liebe Grüße
    Sandra

  • Guten Morgen Sandra,


    Die Arbeit reibt mich auf, dazu die Familie, ich der ich funktionieren muss, das treibt mich jeden Abend wieder zu dieser verfluchten Flasche...

    ich nehme mal nur zu diesem Satz Stellung, weil er in meinen Augen deutlich macht, dass du durchaus ein Alki (Ist in meinen Augen nichts Schlimmes, sondern ausschließlich die Beschreibung einer gewollten oder ungewollten Abhängigkeit vom vermeintlichen Helfer Alkohol.) bist. Egal, wie viel oder wenig du auch immer trinken magst, wenn in der eigenen Vorstellung die irrige Erkenntnis angekommen ist, dass der Alkohol (m)eine Lebenshilfe ist, dann ist Abhängigkeit entstanden. Und die ist nunmal nicht gut, weil sie dazu führt, dass ein Leben ohne das Objekt der Begierde kaum noch möglich ist.

    Wenn wir abhängig geworden sind, denken wir, dass wir ohne unser Suchtmittel kein gutes Leben mehr führen können. Dass das Gegenteil der Fall ist, erfahren wir, wenn uns der Ausstieg geglückt ist.
    Deshalb alles Gute auf deinem Weg in die Unabhängigkeit vom Alkohol und willkommen im Forum,

    Bassmann.

  • Auch von mir ein "Guten Morgen" und "Herzlich Willkommen" hier im Forum :welcome:

    Dieses "schön-reden" und Gründe finden, warum man/frau trinken MUSS - das gehört leider zur Krankheit/zum "Problem" dazu.
    Auch ich habe mir früher immer gesagt, dass ich doch kein Problem mit Alkohol habe. Bis ich für mich herausfand, dass das sogar stimmte: Ich hatte nur ein Problem OHNE Alkohol :(

    Ich bin noch nicht so weit, das medizinisch anzugehen, aber ich denke darüber nach. Ich denke, das ist ja auch schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Auch das Anmelden hier im Forum.... Für mich ein kleines Bekenntnis.

    Du hast Recht - das Anmelden hier im Forum ist schon mal ein kleiner Schritt. Aber da Du es ja offensichtlich nicht selbst bzw. alleine schaffst: Warum dann nicht Hilfe in Anspruch nehmen?
    Es muss ja nicht gleich medizinische sein. Aber vielleicht mal zu einer Suchtberatung gehen. Und keine Angst: Die Gespräche dort sind vertraulich! Aber dort kannst Du auch ersteinmal abklären, welche Möglichkeiten Du hast, ob und welche Selbsthilfegruppen (SHG) in Deiner Nähe sind und wann und wo die tagen ... In den SHG findest Du übrigens die wahren Profis - Betroffene, die schon einen/mehrere Schritte weiter sind wie Du und Dir somit erzählen können, wie sie es gemacht/geschafft haben.

    Ansonsten kann ich Dir nur empfehlen, auch mal hier oder in unsere Linksammlung reinzuschauen. Da findest Du noch mehr Tipps und Hinweise.

    Auch ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft und Erfolg auf Deinem weiteren Weg!

    Auf einen guten Austausch

    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Sandra,

    auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum. Schön dass Du zu uns gefunden hast und Dich auch getraut hast hier zu schreiben.

    Kurz zu mir: männlich, Mitte 40, Alkoholiker und seit fast 3 Jahren trocken. Vorher ca. 15 Jahre getrunken, am Schluss sehr intensiv.

    Zitat

    Ich bin nun 46, habe nie wirklich (oder vielleicht doch) sooo viel getrunken.

    Ich habe sehr lange mit mir selbst "diskutiert" ob nun abhängig bin oder nicht. Ob ich ein Problem habe oder nicht. Da wurden dann auch gerne meine Trinkmengen her genommen und mit anderen verglichen. Selbstverständlich habe ich immer Leute gefunden die noch vieeeeeel mehr getrunken haben als ich. Oder Leute die andere Sachen getrunken haben, harte Sachen die ich z. B. nicht getrunken habe.

    Heute sage ich: Die Menge ist nicht entscheidend! Entscheidend ist ob man einfach nichts trinken kann wenn man das will. Einfach bedeutet einfach, also ohne darüber nachdenken zu müssen. Ich möchte sogar behaupten man hat schon ein Problem, wenn man anfängt darüber nachzudenken ob man ein Problem hat. Was nicht heißen muss, dass man bereits süchtig ist aber auf jeden Fall auf den Weg dorthin oder einfach gefährdet ist.

    Wenn Du nun eine oder 1,5 Flaschen Wein am Abend trinkst, Dir morgens dann vornimmst "heute nicht" und dann abends trotzdem wieder trinkst, dann ist die Sache schon einigermaßen klar. Und ich kenne das sehr gut von mir! Ich habe dann immer mal versucht Trinkpausen zu machen, also paar Tage, anfangs auch Wochen gar nichts trinken. Hat funktioniert und mir suggeriert: Wusste ich doch, ich habe gar kein Problem, es geht ja. Was ich dabei "übersehen" habe war allerdings, dass ich während dieser Pausen trotzdem immer wieder an Alkohol gedacht habe. Mal mehr, mal weniger.

    Zitat

    Ich bin noch nicht so weit, das medizinisch anzugehen, aber ich denke darüber nach.

    Es hat lange gedauert bis ich so weit war den Schritt zu gehen und zu sagen "ich will nicht mehr", sehr lange. Da war ich dann aber bereit alles dafür zu tun endlich weg zu kommen von der Flasche, von der Abhänigigkeit. Und es ging bei mir ohne Therapie aber mit psychologischer Unterstützung und SHG und diversen anderen Hilfmitteln. Es muss nicht immer gleich die "große Keule" Langzeittherapie sein. Aber es ist auch möglich, dass das der beste oder einzig mögliche Weg ist. Auch ich war bereit das zu machen, wenn ich mit meinem Weg gescheitert wäre. Ich habe das nie für mich ausgeschlossen. Hauptsache weg von dem Zeug und mein Leben zurück haben, das war das was ich ganz fest wollte.

    Ich glaube Du hast hier im Forum eine super Möglichkeit Dich auszutauschen und kannst Dir die Geschichten von uns anhören bzw. nachlesen. Ganz unterschiedliche Menschen mit ganz unterschiedlichen Sichtweisen und Wegen in die Trockenheit. Ich denke das kann Dir Hoffnung geben und Dir einen möglichen Weg für Dich aufzeigen. Also, wenn Du Fragen hast, dann her damit. Ansonsten wünsche ich Dir einen guten Austausch und alles alles Gute für Deine Zukunft!

    LG
    gerchla

  • Hallo Sandra,


    jeden Abend trinke ich, damit ich irgendwie funktioniere.

    Was passiert denn, wenn Du

    [list type=decimal]
    [li]keinen Alkohol trinkst?[/li]
    [li]nicht funktionierst?[/li]
    [li]den Alkohol mal für mindestens 3 - 5 Tage, noch besser eine Woche, weglässt?[/li]
    [/list]

    Typisch für das Anzeichen von Alkoholismus ist natürlich schon, dass viele Jahre durchaus moderat getrunken wurde, und sich die Menge dann immer mehr steigerte.
    Bei 1 - 1,5 Flaschen Wein / Tag würde ich schon sagen, dass ein massives Alkoholproblem vorhanden ist.

    Deiner Beschreibung nach benutzt Du Alkohol um (überhaupt?) zu funktionieren, und außerdem, weil Dir die geforderte Leistung zu viel abverlangt.
    Die Frage drängt sich mir auf: Wird "so viel, wie Du meinst bringen zu müssen", überhaupt eingefordert.

    Ich denke, da muss sich dann in jedem Fall eine Menge ändern in Deinem Leben - u. U. auch im Leben Deiner Familie. (Aufgabenverteilung etc.)
    Außerdem wirst Du selbst mächtig umdenken müssen. Ist ja nicht damit getan, den Alkohol wegzulassen, weiter 150% zu bringen - und dabei zugrunde zu gehen.
    Hat immer seine Ursachen, so eine Erkrankung. Schließlich benutzt Du ja den Alk zu etwas.

    Alleine schaffen das die wenigsten. Ist auch logisch: Da ist man von der derzeitigen Situation völlig überfordert, und dann soll man auch noch sein "Hilfsmittel" weglassen müssen.
    Ist aber auch schlicht unklug keine Hilfe anzunehmen.

    Ich find's klasse, dass Du Dich schon mal hier angemeldet - und sicher schon ein wenig eingelesen hast!


    Lieben Gruß
    Dietmar

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