Ich bin neu

  • Liebe Susanne

    Ich wollte darauf schon geantwortet haben ,da mich das sehr bewegt hat ,was du geschrieben hast ,aber ich fand bisher noch nicht die Ruhe und war mit Arbeit beschäftigt, dann war auch familiär ein Vorfall und als sich etwas Ruhe abzeichnete, haben mich die Nachrichten der Welt erschüttert.

    Heute hat nun alles eine andere Bedeutung für mich ,da das Große Ganze so viel Gewicht einnimmt und das menschliche Leid ,ausgelöst durch den Krieg, eine zentrale Rolle spielt, während ich meine innere Not,die ich noch manchmal spüre,was die familiäre Dysbalance betrifft im Vergleich dazu fast schon albern wahrnehme.

    Aber solche Vergleiche sind ja meist nicht besonders zielführend, da das Subjektive Leid ,egal wodurch es ausgelöst wurde, immer auch ernst zu nehmen ist und doch hilft es mir auch ,mein eigenes Empfinden etwas zu relativieren.
    Mittlerweile habe ich mich wieder eingekriegt und bin selbst in die Analyse gegangen.
    Mit meiner Mutter gab es wieder schwierige Telefonate, in denen ich mich ganz gut für mich geschlagen hab,wie ich meine.
    Ich hab ja schon mal geschrieben, dass ich dann immer wieder versuche, mich in sie hineinzuversetzen, um zu verstehen, wie sie so ist und weshalb sie so ist und dass es mit mir als Person nichts zu tun hat.
    Mir ist wichtig, dass ich ihr mitteilen kann ,wie ich gewisse Dinge sehe und oft gehen die Meinungen auseinander.

    Wichtig ist es für mich dann ,genau an dieser Stelle,es auszuhalten, dass sie mit meiner Meinung nicht einverstanden ist.
    Wenn mir das gelingt ,bin ich frei von Ihren Erwartungen und das ist für mich wichtig.

    Dinge ,die nicht änderbar sind ,versuche ich so zu belassen, wie sie sind,auch wenn es noch Stolpersteine gibt.
    Das Leid entsteht, wenn diese Unveränderbaren Dinge beseitigt oder verändert werden wollen.
    Das ist wie ein Kampf gegen Windmühlen.

    In der Theorie ist mir das bewusst.
    In der Praxis gelingt es mir noch nicht zuverlässig, aber bei bestimmten Personen (außerhalb der Familie) kann ich besser Grenzen ziehen, bei schwierigen Menschen habe ich mir etwas zurecht gelegt, Sätze, die ich sage ,weil ich bei manchen Arbeitskollegen (besonders dominante) sonst zu schnell "unters Rad" komme.
    Festgestellt habe ich ,dass das gut funktioniert und ich auch durch das Tun eine innere andere Haltung einnehmen konnte.

    Nun klappt das ganz gut und viel besser als vorher,was ich als Erfolg für mich verbuchen kann.

    Mir hilft es ungemein, wenn ich in der Sachlichkeit, von oben betrachtend, die Situation einschätzen kann.
    Das reduziert mein manchmal noch feurig emotionales Gemüt.
    Heute bin ich so dankbar (gefühlt) ,dass ich es geschafft habe ,keinen Alkohol mehr missbrauchen zu müssen.
    (Um meine Emotionen zu regulieren).

    Ich wünsche einen sonnigen Sonntag.

    Orangina

  • Liebe Orangina,

    zur Weltgeschichte: kann ich nichts Sinnvolles beitragen, die hören sowieso nicht auf mich. Und die dreimillionste Expertin...bringt nix.
    Ich erwarte das Schlimmste und hoffe das Beste.

    Bin an dem mit Deiner Mutter hängen geblieben. Schon allein, wie oft ihr telefoniert, das ist für mich gefühlt ein ausserordentlich enges Verhältnis. Das könnte so bei mir auf Dauer gar nicht funktionieren, es würde mir die Luft abdrücken und dann werde ich explosiv oder völlig ungeniessbar. Damit regelt sich das dann auch, und ich sehe das so pragmatisch, dass mein Unbewusstes schon weiss was gut für mich ist.

    Du schreibst, Du hast Dich gut geschlagen. Einerseits Glückwunsch, aber andererseits..ich muss mich ja nur gut schlagen, wenn ich in einem Kampf bin. Vielleicht spielt Deine Mutter Putin und marschiert bei Dir ein, aber irgendwie hab ich das Gefühl, Du lässt Dich ja auch darauf ein. Ansonsten muss man ja nicht ans Telefon gehen oder es geht der Anrufbeantworter dran etc.

    Da komme ich jetzt an meine Grenze, ich kenne Dich dazu viel zu wenig. Ist das mit Deiner Mutter ein Problem, das Du wirklich lösen willst oder willst Du nur mal, sozusagen, Druck ablassen? Oft ist es ja so, das man ein bisschen jammert, aber das, was man tun müsste, ums wirklich zu ändern tut man nicht, aus x-beliebigen Gründen. Man hat sich vielleicht auch abgefunden, aber man merkts trotzdem. Wie groß ist da dein Leidensdruck, wo stehst Du? Das ist eben das, was ich nicht weiss, und wo ich jetzt nicht weiss, ob ich da was dazu sagen soll oder nicht.

    Gruß Susanne

  • Du schreibst, Du hast Dich gut geschlagen. Einerseits Glückwunsch, aber andererseits..ich muss mich ja nur gut schlagen, wenn ich in einem Kampf bin. Vielleicht spielt Deine Mutter Putin und marschiert bei Dir ein, aber irgendwie hab ich das Gefühl, Du lässt Dich ja auch darauf ein. Ansonsten muss man ja nicht ans Telefon gehen oder es geht der Anrufbeantworter dran etc.

    Da komme ich jetzt an meine Grenze, ich kenne Dich dazu viel zu wenig. Ist das mit Deiner Mutter ein Problem, das Du wirklich lösen willst oder willst Du nur mal, sozusagen, Druck ablassen? Oft ist es ja so, das man ein bisschen jammert, aber das, was man tun müsste, ums wirklich zu ändern tut man nicht, aus x-beliebigen Gründen. Man hat sich vielleicht auch abgefunden, aber man merkts trotzdem. Wie groß ist da dein Leidensdruck, wo stehst Du? Das ist eben das, was ich nicht weiss, und wo ich jetzt nicht weiss, ob ich da was dazu sagen soll oder nicht.

    Gruß Susanne

    Liebe Susanne

    Mit gut geschlagen meinte ich ,dass ich gut auf mich achten konnte.
    Für mich ist das gefühlt schwierig (wie ich ja schon öfters geschrieben habe).
    Vor allem, wenn es um Grenzen geht.
    Ich habe nicht den Eindruck, dass ich nur jammern will und Druck ablassen will sondern dass ich das Problem, das ich mit meiner Mutter habe (und auch mit Loslassen, Verzeihen)wirklich lösen will.
    Ich habe das im Blick und setze mich damit auseinander.
    Es fällt mir trotzdem noch schwer ,Grenzen zu setzen.
    Und das sehe ich schon auch im engen Zusammenhang mit meinem damaligen Alkoholproblem und Alkoholkonsum .
    Hast du den Eindruck, dass ich nur jammern und nichts aktiv tun will ?
    Wenn ja ,dann muss ich mich da selbst noch mal unter die Lupe nehmen.

    Meine Eltern sehe ich selten.
    1 mal wöchentlich telefonieren wir.

    Das sehe ich nicht als enges Verhältnis, zumindest nicht gefühlt.
    Da es diese Woche in der Fsmilie (Verwandtschaft)einen Todesfall gab ,hatte ich mit ihr öfter telefoniert.
    Das kommt sonst nicht häufig vor.
    Es gab einiges zu klären und zu regeln.
    Deswegen war es für mich auch noch mal eine Sondersituation, in der ich mich gut "geschlagen" habe.

    Ich danke dir für deine offenen und direkten Worte und Fragen.

    Das weiß ich sehr zu schätzen.
    Orangina

  • Moin Orangina,

    willst du jede Woche mit deinen Eltern telefonieren? Oder machst du das, weil "man das halt so macht"?

    Ich bin ja wie schon öfter beschrieben, ein alter Kaktus geworden. Und so habe ich ja den Kontakt zu meiner Mutter komplett abgebrochen. War ein langer Prozess. Und ist auch keine Lösung für jede/n.

    Aber hast du mal hingefühlt "wie es wäre, wenn". Was kommt da: Erleichterung, Angst, Trauer? Oder ganz andere Gefühle? Scham? (Das kannst du doch nicht machen, Kind!)

    Nur mal als Denkanstoß.

    Ganz liebe Grüße, ichso


  • Hast du den Eindruck, dass ich nur jammern und nichts aktiv tun will ?

    Liebe Orangina,

    Ich war mir nicht sicher, was Deine Intention dabei ist, es hier zu schreiben, und deswegen habe ich gefragt.
    Ganz allgemein unabhängig von Dir gibts das ja, dass jemand sich nur mal was von der Seele erzählen will, ohne Konsequenzen zu ziehen. Die Möglichkeit gibts ja. Ich wusste es einfach nicht.

    Ausserdem hatte ich es wohl fälschlicherweise so verstanden, dass Ihr praktisch täglich telefoniert.

    Meine Mutter ist auch dafür bekannt, dass sie immer recht hat. Das haben schon ihre eigenen Schwestern erzählt.. Das kommt immer wieder irgendwo auf den Tisch, wenn ich mit Leuten zu tun habe, die sie kennen. Deswegen traue ich da auch meiner Wahrnehmung. Denn die wollte sie mir ja auch absprechen. Früher.

    Bei mir funktionierte das dadurch, dass ich ihr etwas explizit verweigert habe und sie sich dann überlegen musste, wie sie damit umgeht. Und es ging um nichts Geringeres, als darum, ob sie mich während ihres Lebens noch mal sieht oder eben nicht. Ich hab dann eben die Konsequenzen draus gezogen, dass sie mich nicht erträgt (das war genau ihre Aussage) und bin einfach mal wieder drei Jahre komplett weg geblieben. Das war natürlich nicht das, was sie wollte, denn sie wollte ja eigentlich auch, dass ich mich nun wegen ihr ändere. Unser altes, wohlbekanntes Spiel. Und ich wollte aber auch so, wie ich bin, akzeptiert werden. Ich hab nicht nachgegeben.

    Da wars ihr dann doch lieber, meinen Standpunkt zu akzeptieren. Ich akzeptiere ihren Standpunkt auch, nur halte ich mich eben nicht daran. Sie musste sich deswegen nicht als Mensch ändern, nur mache ich eben auch, was ich will.

    Einer meiner ganz wichtigen Punkte in meinem Leben war, dass ich erst gegen meine Eltern rebelliert habe und alles Mögliche an ihnen kritisiert und abgelehnt habe. Macht kaputt, was euch kaputt macht (Ton Steine Scherben). Und dann, als ich aber weg davon war, habe ich an mir selbst beobachtet, das ich ganz viele ihrer Eigenschaften, leider auch diejenigen, die ich nicht so mochte (zum Beispiel die Explosivität und die Rechthaberei) ganz genau so selbst habe. Gelernt ist gelernt, die Genetik spielt vielleicht auch ein Rolle. Lässt sich dann aber auch dazu verwenden, Gleiches mit Gleichem zu erwidern. Liebesentzug kann ich auch.

    Und ich habe zur Zeit auch mehr mit ihr zu tun, weil ich sie auch nicht mehr so kann und ich sie einmal im Monat ins Krankenhaus begleite. So ein entspanntes Verhältnis wie jetzt hatten wir in meinem ganzen Leben noch nicht, jedenfalls meiner Erinnerung nach. Vielleicht wirds ja bei Dir auch noch.

    Gruß Susanne

  • Liebe ichso

    Ein Kontaktabbruch kommt für mich nicht in Frage.
    Warum ?
    Ich glaube es spielen alle von dir genannten Möglichkeiten eine Rolle :Scham,Trauer,Erleichterung, Moral,..
    Ich will einen Umgang haben ,bei dem ich mich trotz Kontakt gut abgrenzen kann.
    Das ist ein großes Thema für mich ,das ich besser lernen will

    Es nützte mir nichts ,wenn ich den Kontakt abbrechen würde.
    Für mich wäre es so ,wie wenn ich ein Problem beiseite stellen würde und es nicht bearbeite.
    Ich möchte es lernen,mich zu lösen.
    Wir pflegen sehr oberflächlich Kontakt.
    Aber regelmäßig ist er schon.
    Wenn ich einen besseren Umgang mit mir (und mit meiner Mutter ) lerne,dann macht mir der wöchentliche Anruf nix.

    Mal gelingt es besser ,mal weniger gut.

    Liebe Grüße
    Orangina

  • Liebe Susanne
    Ich habe es hier geschrieben und erzählt, weil es mich beschäftigt hat und worüber ich noch immer stolpere (Grenzen,Akzeptanz, Selbstannahme)und weil ich einen engen Zusammenhang sehe mit meinem damaligen Alkoholmissbrauch.
    Erst jetzt kann ich mich dem Thema besser öffnen und feststellen, was im Argen liegt.
    (Und es angehen).
    Ich finde es schön, dass du so einen entspannten Umgang mit deiner Mutter hast und diesen wünsche ich mir auch.

    Es macht auch Mut,dass es möglich ist und bei eurer Vergangenheit war es ziemlich holprig und doch hast du es geschafft ,einen guten Umgang zu finden und wie mir scheint hat es deiner Mutter auch gut getan ,deine Grenzen zu spüren sodass es wohl auch einen Umdenkprozess bei ihr gab.
    Ich erwarte nicht ,dass meine Mutter sich ändert.
    Vielmehr möchte ich lernen ,das auszuhalten, wenn sie mich manchmal beleidigt anschaut oder vorwurfsvoll reagiert,nur weil ich anders denke.

    Orangina

  • Und generell hab ich ein Problem damit,wenn andere Meinungen und andere Haltungen nicht akzeptiert werden.
    Manche werden von der Gegenseite übergestülpt oder für die einzige Wahrheit gehalten.
    Das wird mich wohl immer beschäftigen,weil mich das sehr wütend macht.

  • "Vielmehr möchte ich lernen ,das auszuhalten, wenn sie mich manchmal beleidigt anschaut oder vorwurfsvoll reagiert, nur weil ich anders denke."

    War zwar an Susanne, aber das interessiert mich wirklich: Warum willst du das aushalten?

    Ich dachte ein paar Jahre lang, ich muss das aushalten. Weil wir beide (meine Mutter und ich) doch wie Erwachsene handeln können (müssen?). Es gab ja auch "gute Zeiten". Weil ich da gefühlt noch der süchtige Wurm war, obwohl schon clean und trocken.

    Jetzt kam dein letzter Post gerade. Ich akzeptiere deine Meinung und Haltung vollumfänglich. Die Mehrheit hält mehr oder weniger schwierige Kontakte aufrecht zur Stammfamilie. Fürchte, ich bin da echt eine grobe Ausnahme. Und trotzdem scheint es mich zu beschäftigen ;) Wobei ich meine Mutter nicht unbearbeitet in die Ecke stellte. Da habe ich echt lange drauf rumgekaut.

    Du schriebst auch noch: "Wenn ich einen besseren Umgang mit mir (und mit meiner Mutter ) lerne,dann macht mir der wöchentliche Anruf nix." Hört sich in meinem Kopf weder nach Liebe noch nach Freude an.

    Bitte auf deinem Sach-Ohr lesen ♡


  • Und generell hab ich ein Problem damit,wenn andere Meinungen und andere Haltungen nicht akzeptiert werden.

    ich hab mich früher für eine Pazifistitin und sehr weltläufig und tolerant gehalten. Bis ich zu dem Schluss gekommen bin, dass ich gegenüber mancher Form der Intoleranz selbst ganz genau so intolerant bin.
    Ich versteh Dich durchaus, aber rein sachlich ist das, was Du von Dir beschreibst, auch eine Form der Intoleranz. Nur eben die, bei der man sich moralisch überlegen fühlt.

    Es ist manchmal schwierig, sich selbst dazu zu bekennen, dass man auch nicht alles tolerieren möchte uns nicht mal drum rum kommt, sich auch schuldig zu machen.

    Denn bei voller Toleranz Deinerseits müsstest Du diese Intoleranz anderer ja auch als deren Meinung akzeptieren.

    Na ja, Montagmorgen, vielleicht bin ich noch nicht ganz wach ;D

    Gruß Susanne

  • Liebe ichso
    warum ich das aushalten will ?
    Ich will lernen, mich nicht verletzt zu fühlen, wenn sie mir wegen anderen Haltungen Vorwürfe macht.
    Es ist für mich noch schwer, dies wahrzunehmen (dass sie mich /meine Haltung verurteilt oder ich mit meiner Haltung ihre Weltsicht erschüttere und sie beleidigt ist). Ich will das nicht mehr (dieser Wunsch nach "nimm mich doch bitte so an, wie ich bin")
    Das sehe ich als meine Aufgabe an, (für mich ), dies zu lernen.

    "der wöchentliche Anruf macht mir dann nix" , damit meinte ich, dass ich dann neutral und auch ohne Verletzung (siehe Erklärung oben )mit ihr einen Kontakt halten kann. Dann gehe ich davon aus, dass ein guter Kontakt möglich ist.

    Liebe Grüße Orangina

  • ich hab mich früher für eine Pazifistitin und sehr weltläufig und tolerant gehalten. Bis ich zu dem Schluss gekommen bin, dass ich gegenüber mancher Form der Intoleranz selbst ganz genau so intolerant bin.
    Ich versteh Dich durchaus, aber rein sachlich ist das, was Du von Dir beschreibst, auch eine Form der Intoleranz. Nur eben die, bei der man sich moralisch überlegen fühlt.

    Es ist manchmal schwierig, sich selbst dazu zu bekennen, dass man auch nicht alles tolerieren möchte uns nicht mal drum rum kommt, sich auch schuldig zu machen.

    Denn bei voller Toleranz Deinerseits müsstest Du diese Intoleranz anderer ja auch als deren Meinung akzeptieren.

    Na ja, Montagmorgen, vielleicht bin ich noch nicht ganz wach ;D

    Gruß Susanne

    Liebe Susanne.. ich glaube du bist schon wach :)

    Ich bin sicher auch in vielen Bereichen intolerant.

    Trotzdem habe ich -denke ich-meiner Mutter noch nie Vorwürfe gemacht, wenn sie eine andere Meinung hatte.
    Ich habe sie auch nicht als "du bist komisch oder eigenartig" bezeichnet, wenn sie etwas anderes denkt als ich.
    Oder noch krasser : Ich habe sie nicht mit beleidigten Blicken traktiert, nur weil sie etwas nicht so macht, wie ich es gerne von ihr hätte.

    Liebe Grüße
    Orangina

    P.S. Schuldzuschreibungen "Du bist blöd, weil du so denkst, oder du bist unerfahren , weil du so denkst, oder du hast doch keine Ahnung , weil du so denkst" sind für mich krasse Beispiele.
    Genau diese sind es, die ich mit meinen Beispielen meinte und ich gehe davon aus, dass ich frei davon bin. Sonst hätte ich ja den Anspruch auf alleinige Weisheit und das habe ich nicht.


  • P.S. Schuldzuschreibungen "Du bist blöd, weil du so denkst, oder du bist unerfahren , weil du so denkst, oder du hast doch keine Ahnung , weil du so denkst" sind für mich krasse Beispiele.
    Genau diese sind es, die ich mit meinen Beispielen meinte und ich gehe davon aus, dass ich frei davon bin. Sonst hätte ich ja den Anspruch auf alleinige Weisheit und das habe ich nicht.

    und da bin ich jetzt genau an dem Punkt, ob Du daran etwas ändern möchtest.

    Du (oder reden wir mal nur von mir) kannst das verlangen und durchsetzen, dass sie nicht so mit Dir redet.
    Dass sie das ändert, darauf würde ich nicht warten. Ich würde ihr nur sagen, wenn sie mit mir reden will, dann in einem anderen Ton. Sonst lasse ich das, was sie will, an mir abtropfen. Und dann wird eben nicht mehr geredet.

    Pech, wenn ich das Gespräch selbst brauche. Damit weiss mein/Dein Gegenüber, dass es nichts ändern muss. Weil Du redest ja trotzdem. Weil Du diskutieren willst. Weils für Dich da noch was zu holen gibt oder weil Du Rechnungen offen hast, dabei ist das der Hebel, mit dem Du manipuliert wirst. Und sie wehrt sich auch dagegen, von Dir geändert zu werden, und fühlt sich vermutlich in ihrer Meinung auch nicht akzeptiert. Ein Wort gibt dann das andere, Du greifst sie auch an und schon steckst Du wieder was ein. So kenne ich das von mir.

    Ich bin so gestrickt, ich gehe das Risiko ein, dass es dann eben zum endgültigen Bruch kommt. Kann mein Gegenüber ja genau so entscheiden.
    Aber grade das "wir sind so, wie wir sind" öffnet dann die für mich Möglichkeit der Frage "ist das wirklich so schlimm, dass wir uns deswegen das ganze Leben lang gegenseitig Vorwürfe machen müssen?"..und gegenseitig ist es.

    Für mich gehts da um die Wertigkeit. Irgendwann ist es sowieso vorbei, weil Eltern normalerweise vor ihren Kindern sterben. Ist das dann der Endzustand, mit dem ich übrig bleiben will? Wegen solchen Kinkerlitzchen? Sorry...meins.

    Gruß Susanne

  • Grübel...

    Ich will nicht (mehr) lernen, mich nicht verletzt zu fühlen, wenn mich jemand verletzt. Weil das in meinem Kopf gerade sehr theoretisch ist, und ich eher so die Praktikerin bin, versuche ich es mit zwei Beispielen:

    Meine Enkelin hat seit ein paar Wochen den ersten richtigen Liebeskummer. Worst Case mit 19. Trennung nach einem Jahr Liebe. Der ersten. Sie weint und weint und weint. Andere Menschen um sie herum reagieren "normal" mit "wird schon wieder" "der war eh ein A..." "du bist doch noch so jung" "blabla"

    Ich sagte zu ihr: "In meinem Kopf machst du das sehr gut. Du bist verletzt und traurig. Deine Tränen machen das sichtbar. Du lässt es zu. Gut so. Es dauert, wie es dauert."

    Und das Gleiche mit meiner Tochter (die seit kurzem gut in Südafrika gelandet ist). Vor drei Monaten der Tod ihrer besten Freundin. Wir sind nicht im Guten auseinander gegangen. Also meine Tochter und ich. Viel zuviel Seelenstress für beide gewesen. Jetzt machen wir wieder mal Pause.

    Ich wünsche dir auf jeden Fall, dass du "wasauchimmer" mit deiner Mama hinbekommst. Pause ist nicht das Schlechteste in meinem Kopf. Aber auch nicht das Beste. Mutterliebe hat man/frau anscheinend nie genug.

    PS: Jetzt hat es sich wieder überschnitten mit deinen konkreten Beispielen.

    "Schuldzuschreibungen "Du bist blöd, weil du so denkst, oder du bist unerfahren , weil du so denkst, oder du hast doch keine Ahnung , weil du so denkst" sind für mich krasse Beispiele." Sind das Aussagen deiner Mutter?

  • Hallo, Ihr Lieben,
    ich lese mal wieder mit Interesse bei euch mit. Spannend, wie sich der Dialog mal wieder entwickelt bzw. wie viele Bereiche damit auch noch angeschnitten werden….

    Auch bei mir kommen beim Lesen persönliche Erfahrungen hoch. Ich frage mich allerdings, wie weit meine eigenen Erfahrungen hilfreich sind, das, was euch jeweils bewegt, nachvollziehen zu können. Das liegt daran, dass mich der Spruch, den Greenfox öfter mal nennt, „Geht raus aus den Köpfen der Leute.“ , in letzter Zeit mal wieder mehr beschäftigt….

    Ich kann nachvollziehen, Orangina, dass und warum du den Kontakt zu deiner Mutter nicht abbrechen willst.
    Ich kann auch nachvollziehen, warum Susanne den Kontakt zu ihrer Mutter zeitweise unterbrochen hat. Oder warum ichso den Kontakt abgebrochen hat.
    Für mich stellt sich beim Lesen die Frage, ob es nicht noch eine Möglichkeit dazwischen gibt.

    Als ich bei dir, Orangina, las, dass du einmal in der Woche telefonischen Kontakt zu deiner Mutter hast, dachte ich persönlich bei mir, dass MIR das bei einem solchen Verhältnis, wie du das schilderst, zu viel wäre.
    Susanne schrieb davon,

    Das könnte so bei mir auf Dauer gar nicht funktionieren, es würde mir die Luft abdrücken und dann werde ich explosiv oder völlig ungeniessbar. Damit regelt sich das dann auch, und ich sehe das so pragmatisch, dass mein Unbewusstes schon weiss was gut für mich ist.

    Das erinnerte mich daran, wie es mir mit Kontakten solcher Art geht. Inzwischen nehme ich das bei mir so wahr, dass sich etwas in mir dagegen wehrt, mir zu häufig etwas anzutun, was mir selbst nicht so gut tut, obwohl ich da eigentlich Prinzipien verfolge, von denen ich grundsätzlich überzeugt bin.


    Ich will lernen, mich nicht verletzt zu fühlen, wenn sie mir wegen anderen Haltungen Vorwürfe macht.
    Es ist für mich noch schwer, dies wahrzunehmen (dass sie mich /meine Haltung verurteilt oder ich mit meiner Haltung ihre Weltsicht erschüttere und sie beleidigt ist). Ich will das nicht mehr (dieser Wunsch nach "nimm mich doch bitte so an, wie ich bin")
    Das sehe ich als meine Aufgabe an, (für mich ), dies zu lernen.

    Ich frage mich, ob diese wöchentliche „Konfrontationstherapie“, wie ich sie mal nennen möchte, geeignet ist, das zu erlernen und zu verfestigen, was du lernen möchtest. Wie wäre es zum Beispiel, wenn du die Abstände etwas vergrößern würdest?

    Ich hab noch mehr Gedanken, aber ich bringe diese gerade nicht heraus….

    Liebe Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.


  • Für mich stellt sich beim Lesen die Frage, ob es nicht noch eine Möglichkeit dazwischen gibt.

    Geht jetzt zwar nicht an mich, aber kommt aufs Gegenüber auch an.

    Meine Mutter kam auch manchmal mit den ganz großen Kalibern.

    Als ich ca. 20, 25 war
    "wenn Du nicht mehr nach Hause ziehst, bringe ich mich um"
    "wenn Du weiter machst, was Du willst, bist Du nicht mehr meine Tochter"

    und vor 10 Jahren "Wenn Du Dich nicht änderst, will ich Dich nie nehr sehen"

    Und natürlich die ganze andere Palette, die Orangina auch angerissen hat.

    Aussagen meiner Mutter an mich. Ging nur nach hinten los. Ich schlage sie mit ihren eigenen Waffen.

  • Geht jetzt zwar nicht an mich, aber kommt aufs Gegenüber auch an.

    Ging auch an dich bzw. an alle, die Interesse haben, mitzudenken und mitzuschreiben….

    Bestimmt hängt es auch vom Gegenüber ab….
    Bei den Kalibern, die deine Mutter gebracht hat, Susanne: Wusstest du, ob es nur so die üblichen, aus Verletzt-Sein und in verletzender Absicht ausgesprochenen Sprüche sind, die aber nicht umgesetzt werden, oder ob es in vollem Ernst und Ausmaß abgegebene Warnungen waren?

    Solche „Spielchen“ wie im erstgenannten Fall sind mir vertraut. Bei denen ist halt der Punkt, wie ernst man die nimmt und an sich heranlässt.


    Ich denke, es kommt auch darauf an, was ich grundsätzlich für mich selbst will und wozu ich mich in der Lage sehe. Kontaktabbruch ist ja aus verschiedenen Gründen nicht unbedingt immer die richtige oder optimale Lösung.

    Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.


  • Bei den Kalibern, die deine Mutter gebracht hat, Susanne: Wusstest du, ob es nur so die üblichen, aus Verletzt-Sein und in verletzender Absicht ausgesprochenen Sprüche sind, die aber nicht umgesetzt werden, oder ob es in vollem Ernst und Ausmaß abgegebene Warnungen waren?

    als das anfing, war ich ein Kind. 5, 6 Jahre oder so. Und ohne Geschwister, mit denen ich hätte drüber reden können.
    Ich hab das durchaus erst mal auf mich bezogen, dass ich so furchtbar war. Die Distanz hatte ich da noch gar nicht, das anders zu sehen. Oder kritisch zu reflektieren, kam erst viel später. Und natürlich hats mich lange trotzdem getroffen, es sollte mich ja auch treffen.
    Meine Mutter, wenn sie was durchsetzen will, hat auch ihre Methoden. Da muss man erst dahinter steigen. Die ist ja nicht blöder als ich.
    Und sie konnte, als ich Anfang 20 war, auch durchaus plausibel machen, dass sie vom Leben nichts mehr hat. Da kam mehreres zusammen, was ihr durchaus Grund zur Verzweiflung gab. Aber ich ging halt auch auf dem Zahnfleisch.

    Mein Vater war anders keine Spur besser. "Arschloch" war auch so eine normale Anrede. Ich war das gewohnt.

    Und es war nicht so abgeklärt, wie ich das heute erzähle. Ich hab dazugelernt, sag ich mal.

  • Ja, noch zu der Frage mit dem Ernst nehmen.

    Vor meinen beiden Eltern hatte auch eine ganze Menge Erwachsene Angst, weil die beide ihre Drohungen durchaus auch ausgeführt haben. Ich hab das mit den Prügeln ja auch ganz real erlebt. Mein Vater aber auch als Vorgesetzter zu seinen Kollegen. Aber auch Rechtsstreitigkeiten mit Handwerkern am Haus, da kannte meine Mutter keine Gnade. Und sie ist so ein Mensch, sie findet jeden Fehler.
    Das musste man ernst nehmen. Der Scheidungskrieg, den sie geführt haben, ganz real, vom Feinsten. Also das war jetzt nicht nur, um kleine Kinder zu erschrecken.

  • Welches Kind würde das nicht auf sich beziehen?

    Meine Eltern waren zwar so ganz anders als deine, aber die Erfahrung, gewisse Sprüche von Eltern, Großeltern oder sonst welchen Menschen nicht anders als auf mich persönlich beziehen zu können, ist mir vertraut.
    Zwar habe ich eine jüngere Schwester, aber zum Reden, geschweige denn kritisch Reflektieren hatte ich auch niemanden bis ich etwa 17 Jahre alt war….

    Hat man mit zunehmendem Alter und Erfahrung nicht dennoch irgendwann irgendwie heraus, wie ernst gewisse Drohungen oder Warnungen zu nehmen sind?
    Kinder aus dysfunktionalen Familien werden früh „erwachsen“, heißt es….


    Nun sind die Sprüche, die du genannt hast, aber so die ganz großen Kaliber und wie du sagst, werden diese eingesetzt, um etwas Bestimmtes zu erreichen.

    Mitunter werden Sprüche aber auch nur aus Unverständnis für eine von den Werten und Normen der Eltern abweichenden Lebensführung rausgehauen. Meine Schwiegereltern zum Beispiel können das ganz gut.
    Das kann verletzend sein und man kann darunter leiden, aber für mich stellt sich dabei die Frage, wie ich damit umgehen kann, ohne mich verletzt zu fühlen. Kontaktabbruch ist für mich da nicht unbedingt das optimale.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!