Eine Frage bleibt: Hast du das irgendwo für dich notiert und greifbar im Notfall? Oder kannst du das unter Stress (Suchtdruck) trotzdem deinem Gehirn entlocken?
Das ist mein persönliches Notfallprogramm, das ich mir so aus verschiedenen Quellen (Bücher, Internet, ambulante Therapie) zusammengesucht habe. Ich habe es auswendig gelernt und es steht mir zum sofortigen Abruf zur Verfügung. Halt so ein kleines 1x1 gegen einen möglichen Druck.
Ist womöglich kein Patentrezept für Jedermann, da es eine sofortige persönliche Reaktion und somit ein aktives Tun verlangt. Ob es auch bei eher passiven Typen wirkt, das weiß ich nicht, ist aber auch nicht mein Problem. Gegen alles lässt sich was tun, auch gegen das Trinkverlangen.
Dazu noch eine Portion Autosuggestion: Ich halte mir vor Augen: "Das haben schon zig andere geschafft, warum sollte es mir nicht gelingen. Klar gibt es immer welche, die es nicht schaffen, ich gehöre nicht zu denen, die scheitern." Letzteres mag zwar eingebildet klingen, verschafft mir jedoch die nötige innere Stärke, um standhaft und stabil zu bleiben. Auch ziehe ich schon mal eine Parallele zu alten Ausbildungszeiten, als ich mir bei Klausuren- und Examensstress vorhielt, dass immer welche durchfallen, ich jedoch nicht. Und damals habe ich schließlich auch recht behalten.
Ferner rate ich stets zur Prävention. Weiß ich vorher, dass ich zeitnah in Situationen komme, in denen ich früher getrunken habe, warne ich mich selbst, das sich möglicherweise Suchtdruck einstellen kann. Allein die vorherige Befassung mit diesem Problem hat bislang stets das Auftreten von Suchtdruck unterbunden. Hierdurch ist es mir gelungen, mein immer noch glänzendes Suchtgedächtnis zu überlisten und zu überschreiben, damit mein Hirn nicht sogleich eine bestimmte Situation automatisch mit der Zufuhr von Alkohol verbindet und dann anfängt, mich zu nerven.
Da ich jetzt knapp 6 Jahre unfallfrei abstinent lebe, habe ich schon einige gefährliche Situationen überstanden, es waren aber auch nicht viele und die ereigneten sich vor allem in den ersten beiden Jahren. Seitdem bin ich gefestigt, hoffe ich zumindest, obwohl ich die theoretische Möglichkeit eines Absturzes im Hinterkopf habe, damit ich mich nicht zu sicher fühle.
Oder anders formuliert, ich bin vorsichtig optimistisch. Mein abstinentes Leben hat sich gründlich eingeschliffen.
Gruß
Rekonvaleszent