Liebe Forumsfreunde,
heute wende ich mich an alle die wenigen aber die respektablen, die endgültig das Rauchen aufgegeben haben.
Wie Ihr wisst, plane ich diesen Schritt schon lange, fühle mich super gut vorbereitet, wage aber den Absprung noch immer nicht.
Hier poste ich mal rein, was ich vor ein paar Wochen in einem Nichtraucherforum geschrieben habe, damit Ihr wisst, wo ich gerade stehe:
"Ich habe so manches Nichtraucherbuch zum zweiten Mal gelesen (mittlerweile kenne ich glaube ich jedes, welches auf dem Markt ist). Habe mir die entsprechenden Videoclips auf YouTube angeschaut usw. Dennoch habe ich es nicht geschafft, auch nur einen einzigen Tag auf die Zigaretten zu verzichten. Ich klebe an ihnen als wären sie etwas Existenzielles und spüre gleichzeitig, dass sie mich umbringen.
Vor zwei oder drei Jahren als in den Medien kam, dass es in den ersten europäischen Staaten nun Schockbilder auf Zigarettenschachteln gibt, war ich definitiv geschockt. Damals schwor ich mir, dass ich spätestens dann aufhöre, wenn diese auch in Deutschland verwendet werden. Ich war nie der Typ, der gesagt hat, wenn die Zigaretten mal 5 oder 6 oder 7 oder mehr Euro kosten, höre ich auf. Das war ich nie. Bei mir waren es diese Schockbilder.
Als geborener Ästhetiker ist es mir zuwider, so etwas HÄSSLICHES (natürlich auch in gewisser Weise "Realistisches"!) zu kaufen, ich dachte dann, so tief sinke ich nicht, dass ich so ein Scheiß kaufe. Ihr haltet mich wahrscheinlich für komplett bekloppt, aber bei mir wirken solche Bilder wirklich krasser als die übelsten Warnsprüche. Viele lästern und sagen, solche Fotos halten niemanden vom Rauchen ab. Aber ich glaube, ich bin so ein Kandidat, der sehr empfänglich für diese Schockbilder ist. Sie wirken total abstoßend auf mich und machen mich regelrecht panisch.
In der Zwischenzeit drücke ich nicht mehr im Supermarkt auf das Knöpfchen des Zigarettenautomates an der Kasse, weil ich nicht weiß, was dabei herauskommt. Wird dann so ein Schockfoto herauskommen? Ich könnte diese Schachtel wohl nicht anfassen. Deswegen gehe ich jetzt extra auf Suche, wo ich noch Schachteln meiner Marke bekommen kann ohne diese Fotos.... Ich weiß, dass dieses Spielchen irgendwann aufhört. Wenn es nicht bald aufhört, dann rauche ich irgendwann wahrscheinlich eine Fremdmarke, nur weil sie optisch noch "koscher" ist. Aber bald ist Schluss. Ganz einfach, weil ich mich hassen würde und das Gefühl hätte, meine Selbstwürde komplett in die Tonne zu kippen, wenn ich diesen Dreck kaufe.
PS: Natürlich ist mir absolut klar, dass Zigaretten sowieso der letzte Dreck sind! So illusionsfrei bin ich natürlich nicht! Durch die Schockbilder werden die Zigaretten an sich nicht schlimmer, aber sie verschlimmern mein "Verhältnis" zu ihnen....."
So und nun habe ich gestern das letzte Päckchen meiner Marke, noch Schockbild-frei, bei uns im Ort gekauft. Mittlerweile habe ich auch oft auf Marken ausweichen müssen, die mir nicht "schmecken". Und ich habe zum 80. Mal meine vermeintlich "letzte" Zigarette ausgedrückt, nur um am nächsten Morgen wieder aufzustehen, mir einen Kaffee aufzubrühen und mir die Fluppe anzuzünden.
Nun ist Angst vor Krankheiten nicht mein Haupt-Motivator, auch wenn es so scheint. Es geht mir einfach um das Gefühl der Freiheit. Ich möchte frei sein und kein Geld mehr ausgeben für Gift, das mich umbringt.
Wahrscheinlich kann mir hier niemand helfen, denn den Absprung muss ich alleine machen. Vielleicht kann ich es einfach nicht glauben, dass dieses Verlangen nach Zigaretten irgendwann nachlässt. Es wäre gut, wenn mir jemand bestätigen würde, dass dieses Verlangen definitiv verschwindet. Außerdem habe ich Angst vor der Leere. Man ist ja dann komplett auf sich alleine gestellt, so ohne Krücke(n). Nein, hier ist kein Denkfehler, ich weiß, dass Nikotin kein Hilfsmittel ist. Aber das Rauchen, das Ritual an sich, hat ja auch neben der Befriedigung der Sucht eine Funktion. Ich grenze mich ab, ich nehme mir eine Auszeit, ich rebelliere, usw... Aber ich kann es drehen und wenden wie ich will, all diese Einsichten helfen mir nicht wirklich dabei, aufzuhören, ganz im Gegenteil. Momentan fühle ich mich als habe ich ein "Image-Problem" mit mir selbst, bezüglich meines eigenen Bildes, was ich von mir habe.
Ich kann mich nicht mehr mit dem Bild des Rauchers identifizieren. Eigentlich fühle ich mich schon wie eine Nichtraucherin, die zum Rauchen verdammt ist. Aber tun und denken/träumen, das sind zwei komplett andere Welten. Den Gedanken müssen Taten folgen. Sonst erlebe ich einen heftigen Verlust an Selbstachtung.
Ich weiß auch nicht, was ich erwarte, das alles hier zu schreiben. Vielleicht hat jemand noch eine Perspektive oder kennt einen "Trick", etwas, was ich noch nie so gesehen habe. Einen Ansatz, einen Schubser, irgendwas....
Dankeschön.
Liebe Grüße
Pinguin