Beiträge von Pinguin

    Lieber Greenfox,

    mir haben manche alkoholischen Getränke auch sehr gut geschmeckt. Aber ich glaube (und das ist meine eigene Meinung), dass man sich wirklich erst einmal daran gewöhnen musste. Kannst Du Dich noch an Deinen ersten Drink oder Dein allererstes Bier erinnern? Also mir hat Alkohol an sich als Kind/Jugendliche eigentlich gar nicht wirklich geschmeckt. Das war eher das Gefühl, jetzt einen Einblick in die Erwachsenenwelt zu haben. Und dann irgendwann nahm ich den Geschmack als akzeptabel wahr, dann als angenehm und später als lecker.

    Und ich muss zugeben, dass ich allerdings den Geschmack von Alkohol in Soßen auch genießen kann. Ich koche leidenschaftlich gerne und benutze manchmal sogar etwas Wein. Eine Todsünde für Alkoholaussteiger, aber mich triggert es nicht.

    Vielleicht sollten wir aber für dieses Thema einen Extra-Thread aufmachen? Ich habe schon ein schlechtes Gewissen.... :-o

    Liebe Grüße
    Pinguin

    Ergänzung zu meinem Like:
    Eine Frage bleibt aber noch offen, Bassmann:
    warum trinkst Du eigentlich gelegentlich noch Alkohol, wenn er doch Deinen Ausführungen zufolge nicht schmeckt? Berauschen willst Du Dich offensichtlich auch nicht und aus Höflichkeit tust Du es auch nicht. Warum also?

    LG
    Pinguin

    Also, ich weiß nicht, ob es in dem Fall wirklich ein kontrolliertes Trinken ist. Ich denke, die Pausen werden irgendwann immer größer. So jedenfalls war/ist es bei mir. Und es ist doch schon besser, wenn man von täglich auf alle zwei Tage und dann nur noch ein Mal wöchentlich, ein Mal monatlich usw. sich immer mehr Stück für Stück vom Trinken entfernt. Die Pausen verlängern sich bis man irgendwann in einer unendlichen Pause ist. Klar, das dauert lange, falls man das "systematisch" macht, aber in meinen Augen ist das alles besser als sich jeden Tag die Dröhnung zu geben. Tja. Jeder geht seinen Weg. Viele erfolgreich.

    Pinguin

    Hallo Nana,

    herzlich willkommen hier im Forum. :welcome:

    Also erst einmal: es ist nie, nie, nie zu spät. Das ist nicht nur so eine abgedroschene Phrase, sondern Realität. Du reflektierst, Du bist an einem Punkt, wo Du siehst, so kann es nicht weitergehen. Du möchtest etwas ändern, hast sogar schon kleine Veränderungen herbeigeführt. Glückwunsch hierzu. Die kleinen Schritte sind nicht unbedeutend, ganz im Gegenteil. Sie bringen Dich Deinem Ziel näher. Wenn auch nur im Schneckentempo, aber Du bist schon unterwegs. Das zählt!

    Was mich hat aufhorchen lassen ist Deine Angststörung. Ich leide selbst unter einer generalisierten Angststörung und war auch in Psychotherapie bzw. Verhaltenstherapie wegen einer Panikstörung. Diese Panikstörung war "substanzinduziert", das heißt, sie wurde bei mir ausgelöst eben durch meine psychische Alkoholabhängigkeit. Du schreibst:


    In Therapie möchte ich nicht, da ich mich nicht abhängig von Medikamenten machen möchte.

    Also entschuldige meine Direktheit, aber hier rufe ich mal: "Einspruch". Auch ich hatte sehr viele Jahre Vorurteile gegenüber Psychopharmaka. Als ich in Psychotherapie ging hat man mir nichts aufgequatscht, sondern eine Verhaltenstherapie in Verbindung mit einer niedrig dosierten Tablette empfohlen. Ich habe das - anfangs widerwillig - angenommen. Die Dosierung war so niedrig, dass manche (Fach-)Ärzte, bei denen ich später war, sich sogar darüber gewundert haben. Aber es hat mir geholfen. Vielleicht war es auch mehr der Placebo-Effekt oder einfach nur, dass ich praktisch an meinen Panikattacken gearbeitet habe. Mir wurden Werkzeuge in die Hand gegeben und das war sehr effektiv.

    Nun hast Du zwar keine Panikattacken... ich bin mir gerade nicht so sicher.... Aber worauf ich hinaus will: Mich haben die Tabletten nicht abhängig gemacht. Es kommt immer auf das Medikament selbst an und natürlich auch auf die Dosierung und dass es überwacht abläuft. Das Medikament, das ich genommen habe, das habe ich gar nicht gespürt. Früher dachte ich immer, man läuft wie im Nebel herum, wenn man Psychopharmaka nimmt, aber es kommt wirklich sehr stark auf den Wirkstoff an. Manchmal unterstützen Tabletten den Heilungseffekt und - entschuldige dass ich mich schon wieder wiederhole - Du MUSST ja gar keine Medikamente nehmen, wenn Du nicht magst. Vielleicht genügt ja schon eine Verhaltenstherapie.

    Angst und Alkohol. Das ist ein Teufelskreis. Man trinkt gegen die Angst an, aber Alkohol wiederum verstärkt die Angst. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Ich habe erst vor knappen drei Monaten aufgehört zu trinken und nun mache ich wieder Bekanntschaft mit der kleinen Schwester der Angst: der Sorge. Zwar habe ich früher nie getrunken, um meine Sorgen zu vergessen, aber es war wohl ein Nebeneffekt. Dies fiel mir aber auch erst vor kurzem auf. Sobald ich mittlerweile spüre, dass ich wieder in einen Angst- oder Panikzustand rutsche, erinnere ich mich an die Strategien, die mir meine Psychotherapeutin damals empfohlen hat. Dann wende ich sie an und kann die Panik- oder Angstattacke schon im Vorfeld auflösen.

    Vielleicht möchtest Du ja mal überlegen, eine Suchtberatungsstelle aufzusuchen und auch dort Deine Geschichte erzählen? Der Vorteil ist, dass dies alles anonym und kostenlos ist. Dort sitzen erfahrene, geschulte Leute, auch Psychologen. Manchmal auch Menschen, die selbst eine Sucht überwunden haben. Es ist unverbindlich und Du hast nichts zu verlieren. Denn es wäre zu schade, wenn Du vor lauter Angst keine weiteren Schritte in Deine persönliche Freiheit gehen würdest. Ich finde, einen Versuch solltest Du Dir wert sein, oder?

    Liebe Grüße,
    Pinguin

    Der Körper braucht keinen Alkohol. Es ist ein Nerven- und Zellgift. Nicht einmal in geringsten Mengen ist Alkohol förderlich, auch nicht das sogenannte "Verdauungsschnäpschen". Studien haben gezeigt, dass dieses eher das Gegenteil des erwünschten Effektes bewirkt.

    Hallo Maru,

    herzlichen Glückwunsch zu Deinem Entschluss, das Ruder rumzureißen, danke für Deine Aufrichtigkeit und willkommen hier im Forum. :)

    Gute Tipps haben Dir meine Vorschreiber schon gegeben. Du machst Dir Gedanken, was Du abends alternativ zum Suff machen kannst. Sport fällt ja schon mal weg, machst Du ja genug, ist schon fest in Deinem Tagesablauf integriert, von daher... ich denke, Du bist ein Mann, da kann ich Dir kaum Stricken empfehlen. Das wollen die wenigsten Männer. Wie sieht es mit Lesen aus? Es gibt auch tolle Literatur zum Thema Alkoholsucht bzw. Alkoholausstieg. Falls Du Interesse hast, kann ich Dir ein/zwei gute Bücher empfehlen, die mich weitergebracht haben.

    Du kochst doch gerne. Backst Du auch? Wie wäre es, wenn Du Dir abends ein Brot backst für den nächsten Tag? Man kann sich auch mal durch diverse Teesorten durchprobieren (sofern man Tee überhaupt mag oder genießen kann). Teetrinken kann man so schön ritualisieren...

    Ansonsten fällt mir noch ein: mit Freunden, die dem Alkohol nicht so sehr zugeneigt sind, mal ins Kino gehen, Saunabesuch, Wellnessbad, Puzzlen, Möbel verschönern....

    Liebe Grüße
    Pinguin

    Hallooo Nicki :)

    Gute Frage.

    Bei mir besteht die Antwort aus einer Mischung meiner Vorschreiber.

    Zum einen habe ich mich weitestgehend geoutet, so dass ich da überhaupt keinen Druck habe, Alkohol anbieten zu müssen. Zum anderen trinken meine Liebsten keinen Alkohol oder nur gelegentlich. Somit steht dann der jeweilige Anlass im Mittelpunkt und nicht der Alkohol.

    Lieber Gruß
    Pinguin

    Hallo onlyme,

    bitte lass Dich nicht entmutigen von manch kritischen Stimmen hier. Die meisten schaffen es nicht alleine. Vielleicht bist Du eine Ausnahme. Es wäre gut, wenn Du hier weiterschreibst, wenn Dir das hilft und es momentan Deine SHG ist. Jeder kleine Schritt ist besser als die Hände in den Schoß zu legen und weiterzusaufen.

    Du schaffst das, weil Du das willst. Doch sei bitte geduldig und auch offen für weitere Wege. Es ist keine Schwäche, Hilfe zu suchen, es ist meines Erachtens ein Zeichen von Stärke, denn die wenigsten können das. Für mich ist es eher ein Ausdruck von Selbstachtung zu sagen, ich guck mich mal nach Hilfsangeboten um. Alles was man in der Suchthilfe in Anspruch nehmen kann ist erst einmal "anonym" und wird diskret behandelt.

    Viel Erfolg für Deinen nüchternen Tag heute
    Pinguin

    Es ist eine lange Geschichte, wie ich auf dieses Büchlein gestoßen bin. Ich habe auch den Autor live erleben dürfen, doch dazu in meinem Thread später mehr. Es geht um Benjamin von Stuckrad-Barre und sein neues Buch "Nüchtern am Weltnichtrauchertag". Ich habe das Buch in einem Zug gelesen (wortwörtlich, denn ich saß im ICE), denn es ist sehr klein und leider viel zu kurz. Also in einer Stunde war ich durch.

    Ich möchte es nicht über alle Maßen loben, sonst sind die Erwartungen zu hoch geschraubt und man könnte enttäuscht sein. Aber ich war sehr traurig als das Buch zu Ende war. Ich hätte das fünffache Pensum lesen können. Viele Gedanken sind so direkt und treffend, dass man "diesen einen Satz" immer und immer wieder lesen muss.

    Bitte, falls Ihr dieses Buch kauft (was sich wirklich lohnt), dann legt es nicht gleich nach den ersten Seiten weg, weil Ihr denkt, dass der Autor in sehnsuchtsvoller Nostalgie schwelgt bezüglich seiner Rauschnächte-Erinnerungen. Es wird sehr deutlich, dass er (nach 10 Jahre Nüchternheit) noch immer ein entschlossener Nichttrinker ist, auch wenn er hin und wieder eine melancholische Schwermut aufgrund eines empfundenen Ausgegrenztseins empfindet.

    Text des Buchrückens:
    "Ihr sagt Prost! Ihr sagt Cheers! Ich sage Nein, danke.
    In einer berauschten Gesellschaft nüchtern zu bleiben,
    ist eine einsame Angelegenheit.
    Vom Zauber des Rausches und der Melancholie des Wassertrinkers
    - die B-Seite der Nacht."

    Gebundene Ausgabe, 8 EURO, 80 Seiten, kleiner als DIN A5-Format